III. Kostenrechnung Als Kosten bezeichnet man all jenen Verbrauch an Produktionsfaktoren, der für die betriebliche Leistungserstellung notwendig ist. 1. Aufgaben und Funktionen Aufgabe der Kostenrechnung ist die Erfassung, Verteilung und Zurechnung der einem Betrieb entstehenden Kosten. 1. Dokumentationsfunktion 2. Kontrollfunktion 3. Lenkungsfunktion 131
2. Kostenbegriffe Gesamtkosten, Stückkosten K k x Gesamtkosten pro Periode Stückkosten Ausbringungsmenge Gesamtkosten setzen sich zusammen aus: Einzelkosten und Gemeinkosten fixen Kosten + variablen Kosten fixe und variable Kosten K (f) fixe Kosten K (v) variable Kosten Einzelkosten und Gemeinkosten K EK Einzelkosten K GK Gemeinkosten 132
Gesamtkosten Einzelkosten Gemeinkosten -Fertigungsmaterial Variabel fix -Fertigungslohn -Energiekosten - Mieten -Sondereinzelkosten d. -Betriebsstoffe - Gehälter Fertigung -nutzungsbedingte Abschreibungen - Zinsen direkte variable Kosten unechte Gemeinkosten echte Gemeinkosten variable Kosten fixe Kosten 3. Abrechnungssysteme der Kostenrechnung Man unterscheidet: 3.1 nach dem Zeitbezug Istkostenrechnung (IKR): vergangenheitsorientiert Istkosten = tatsächlich in einer Periode angefallene Kosten = Istverbrauchsmengen x Istpreis Normalkostenrechnung (NKR): vergangenheitsorientiert Normalkosten = Durchschnitt der Istkosten vergangener Perioden = Istverbrauchsmengen x Normalpreis 133
Plankostenrechnung (PKR): zukunftsbezogen Plankosten = zukünftig erwartete Kosten = Planmenge x Plankostensatz 3.2 nach dem Verrechnungsumfang Vollkostenrechnung (VKR): Alle angefallenen Kosten werden auf Produkte verrechnet. Teilkostenrechnung (TKR): Nur ein Teil der Kosten wird auf Produkte verrechnet. Verrechnung der variablen Kosten auf die Produkte Ermittlung der Deckungsbeitrags DB (welchen Beitrag leistet ein Produkt zur Deckung der fixen Kosten?) Stückdeckungsbeitrag db = Verkaufspreis p variable Kosten k v 134
4. Teilgebiete der Kostenrechnung Maxime: Jedes Produkt soll mit den Kosten belastet werden, die es tatsächlich verursacht hat. Gesamtkosten eines Betriebs Aufteilung der Gesamtkosten in Kostenarten Einzelkosten Gemeinkosten direkt dem Kostenträger zurechenbar indirekt über Kostenstelle u. Verteilungsschlüssel dem Kostenträger zugerechnet Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung Primäre Kostenstellenkosten Sekundäre Kostenstellenkosten direkt der KoSt zurechenbar indirekt der KoSt zurechenbar Kostenstellen Kostenträger Kostenträger 135
4.1 Kostenartenrechnung welche Kosten sind angefallen? = systematische Erfassung aller Kosten, die bei der Erstellung und Verwertung der Leistungen (Kostenträger) entstehen und Gliederung nach Kostenarten Gliederung der Kostenarten nach: a) Art der verbrauchten Produktionsfaktoren Personalkosten Sachkosten Kapitalkosten Kosten für Dienstleistungen Dritter Kosten für Steuern, Gebühren und Beiträge b) betrieblichen Funktionen Beschaffungskosten Produktionskosten Vertriebskosten Verwaltungskosten 4.2 Kostenstellenrechnung 4.2.1 Aufgaben an welcher Kostenstelle sind die Gemeinkosten angefallen? erfaßt Kosten am Ort ihrer Entstehung in Kostenstellenrechnung gehen nur Gemeinkosten ein. Gemeinkosten werden auf einzelne Kostenstellen verteilt und auf Kostenträger weiterverrechnet. Eine Kostenstelle ist ein organisatorisch abgegrenzter Verantwortungsbereich im Betrieb. 136
Man unterscheidet a) primäre Kosten der Kostenstellen, die sich verursachungsgerecht zuordnen lassen und b) sekundäre Kosten der Kostenstelle, die über einen Verteilungsschlüssel zugeordnet werden. Beispiel: 4.2.2 Bildung von Kostenstellen a) nach betrieblichen Funktionen: b) nach Verantwortungsbereichen c) nach räumlichen Gesichtspunkten d) nach rechentechnischen Gesichtspunkten 4.2.3 Betriebsabrechnungsbogen (BAB) = Instrument zur Durchführung der KStR: Im BAB erfolgt 1. die Erfassung und Verteilung der Gemeinkosten aus der Kostenartenrechnung auf die Kostenstellen und 2. die Bildung von Kalkulationszuschlagssätzen zur Verrechnung der Kosten der Kostenstellen auf die Kostenträger. 137
4.3 Kostenträgerrechnung wofür sind die Kosten entstanden? 4.3.1 Begriff und Aufgaben Def.: Kostenträgerrechnung ist die Verrechnung der Kosten auf die Kostenträger (Produkte, Kunden, Absatzgebiete etc.) mithilfe von Kalkulationsverfahren Ziel: Ermittlung der Selbstkosten der betrieblichen Leistungen Aufgaben: 1. Grundlage für preispolitische Entscheidungen anhand kurz- /langfristiger Preisuntergrenzen 2. Zur Bewertung von unfertigen/fertigen Erzeugnissen für die Handelsund Steuerbilanz 3. Basis für interne Verrechnungspreise (Werk-Werk-Verkehr) 4. Wirtschaftlichkeitsrechnung durch Vergleich von unterschiedlichen Fertigungsstätten, Fertigungsverfahren (Eigenfertigung oder Fremdfertigung?) 138
4.3.2 Kalkulationsverfahren Aufgabe: Zurechnung der Kosten auf Kostenträger 4.3.2.1 Divisionskalkulation für Ein-Produkt-Unternehmen a) einstufig: k K = = Stückkosten x b) mehrstufig: Kosten der verschiedenen Stufen müssen getrennt werden und auf die jeweils durchgelaufene Produktionsmenge verteilt werden. Ziel: Kalkulation der Herstellkosten (HK) unterschiedlicher Produktionsstufen k HK 1 HK 2 HK n VwGK = + +... + + + x x x X 1 2 n a VtGK X a X a abgesetzte Menge VwGK Verwaltungsgemeinkosten VtGK Vertriebsgemeinkosten Beispiel: 1. Stufe: Halbfabrikat 6000 Stück HK 1 = 72.000 2. Stufe: Fertigerzeugnis 4000 Stück HK 2 = 28.000 3. Stufe: Absatz 3000 Stück VwGK+VtGK = 10.500 139
4.3.2.2 Zuschlagskalkulation Ziel: Weiterverrechnung der Kosten der Kostenstellen als Kostenträgergemeinkosten auf die Kostenträger. Ein Kostenträger erhält in dem Umfang Gemeinkosten einer Kostenstelle, wie er diese Kostenstelle in Anspruch genommen hat. Bildung von Kalkulationszuschlagsätzen: In den einzelnen Kostenstellen werden Zuschlagssätze gebildet: Die Gemeinkosten werden proportional zu einer Schlüsselgröße verteilt, die in der betreffenden Stelle für jede Art der durchlaufenden Kostenträger die relative Stellenbeanspruchung widerspiegelt. Allgemein gilt (Zuschlag in %): GK GK Zuschlag = *100 Bezugsgröße MaterialGK Zuschlag = Material GK Material EK *100 FertigungsGK Zuschlag = Fertigungs GK Lohn EK * 100 VerwaltungsGK VerwaltungsGK Zuschlag = *100 Herstellkosten 140
VertriebsGK VertriebsGK Zuschlag = * 100 Herstellkosten Schema für Zuschlagskalkulation: MaterialEK + MaterialGK-Zuschlag + LohnEK + FertigungsGK-Zuschlag = Herstellkosten + VerwaltungsGK-Zuschlag + VertriebsGK-Zuschlag = Selbstkosten 141
Kalkulationsschema: 1. Material-EK 2. Material-GK-Zuschlag a) davon fix b) davon variabel 3. Materialkosten a) davon fix b) davon variabel 4. Fertigungs-EK 5. Fertigungs-GK-Zuschlag a) davon fix b) davon variabel 6. Sondereinzelkosten der Fertigung 7. Fertigungskosten a) davon fix b) davon variabel 8. Herstellkosten a) davon fix b) davon variabel 9. + Verwaltungs-GK-Zuschlag a) fix b) variabel 10. + Vertriebs-EK 11. Vertriebs-GK-Zuschlag a) fix b) variabel 12. + Sondereinzelkosten des Vertriebs 13. = Selbstkosten a) fix b) variabel 142
Beispiel: Man vervollständige das Kalkulationsschema: Material-EK 200 Material-GK ( 10%) Fertigungs-EK (Schlosserei) 160 Fertigungs-GK (Schlosserei) (100%) Fertigungs-EK (Schleiferei) 240 Fertigungs-GK (Schleiferei) (60%) Fertigungs-EK (Dreherei) 120 Fertigungs-GK (Dreherei) (150%) Fertigungs-EK (Montage) 600 Fertigungs-GK (Montage) (70%) Sondereinzelkosten d. Fert. 356. Herstellkosten Verwaltungs-GK (10%) Vertriebs-GK (10%) Sondereinzelkosten des Vertriebs 80 = Selbstkosten 143
Preiskalkulation im Rahmen der Zuschlagskalkulation 13. = Selbstkosten a) fix b) variabel 14. + Gewinnzuschlag 15. = Barverkaufspreis 16. + Skonto 17. Zielverkaufspreis 18. Rabattzuschlag 19. Listenverkaufspreis (netto) 20. Umsatzsteuer 21. Bruttolistenverkaufspreis Beispiel: Selbstkosten siehe obiges Beispiel! Selbstkosten Gewinnzuschlag (21,25%) Barverkaufspreis (netto) Skonto (3%) Zielverkaufspreis Rabattzuschlag (20%) Listenverkaufspreis (netto) Umsatzsteuer (17%) Bruttolistenverkaufspreis 144
Anwendungsbereiche der Kalkulationsverfahren (1) Plankalkulation zur Berechnung der Produkt-Selbstkosten für die Abrechnungsperiode (2) Vorkalkulation zur Kalkulation von Einzelaufträgen (3) Zwischenkalkulation bei langer Produktionsdauer von Einzelaufträgen (4) Nachkalkulation mit Ist-kosten zur Erfolgskontrolle. Kalkulationsverfahren können auf Ist-/Normal-/Plan-/Sollkostenbasis und als Voll-/Teilkostenrechnung angewendet werden. 145