Swiss Issues Branchen Reisebüros: Qualitätssteigerung dank Internet



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Transkript:

Swiss Issues Branchen Reisebüros: Qualitätssteigerung dank Internet September 2007 Die Credit Suisse und der Schweizerische Reisebüroverband (SRV) führen jährlich eine Umfrage bei den Reisebüros durch. Diese zeigt, dass die gute Konjunktur die Reisetätigkeit der Schweizer beflügelt hat. Die Schweizer Reisebüros konnten 2006 eine Umsatzsteigerung von knapp 11% gegenüber dem Vorjahr erzielen. Mittlerweile erreicht der Branchenumsatz 13 Mrd. CHF. Die Aussichten für das Reisegeschäft sind intakt. Zwar dürfte sich die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz wie auch international etwas beruhigen. Doch die Reisebüros werden auch 2007 hohe Umsatzsteigerungen verzeichnen können. In Asien ist in den kommenden 12 Monaten bei den verkauften Reisen mit dem stärksten Umsatzwachstum zu rechnen. Die Nachfrage nach Reisen in Europa, Nord- und Südamerika sollte ebenfalls lebhaft sein. Vier von fünf Reisebüros erwarten in den kommenden Monaten einen Zuwachs beim Internet-Umsatz. Ein Drittel der Reisebüros fühlt sich stark von den Internet-Buchungen konkurrenziert. Dies gilt besonders bei der Buchung von einfachen Flügen oder Hotels. Für Rundreisen ist das Internet noch kein ernst zu nehmender Konkurrent. Die wichtigste Massnahme der Reisebüros, um der zunehmenden Internet-Konkurrenz zu begegnen, ist die Einrichtung eines eigenen Internet-Buchungsportals. Weitere Massnahmen sind das Angebot von spezialisierten und massgeschneiderten Produkten, die nur schwer über das Internet gebucht werden können, sowie die verstärkte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Die Reisebüros müssen die Zeit der Hochkonjunktur nutzen, um ihre Kernkompetenzen weiter zu festigen. Eine professionelle, persönliche Beratung und die optimale Abstimmung der Angebote auf die Kundenbedürfnisse tragen dazu bei, eine Stammkundschaft aufzubauen. Das Internet wird die traditionellen Reisebüros nicht verdrängen, zwingt sie aber zu einer klaren strategischen Positionierung, was aus Kundensicht positiv zu bewerten ist. Die Angebote der Reisebüros dürften immer stärker auf den individuellen Kunden ausgerichtet sein bei gleichzeitig höherer Servicequalität.

Impressum Herausgeber Credit Suisse Economic Research Uetlibergstrasse 231, CH-8070 Zürich Kontakt branchen.economicresearch@credit-suisse.com Telefon +41 (0)44 334 74 19 Autor Frédéric Junod, Tel. +41 (0)44 333 95 83 frederic.junod@credit-suisse.com Mitwirkung Elke Frost Redaktionsschluss 31. August 2007 Besuchen Sie uns auf dem Internet www.credit-suisse.com/research Disclaimer Dieses Dokument wurde vom Economic Research der Credit Suisse hergestellt und ist nicht das Ergebnis einer/unserer Finanzanalyse. Daher finden die "Richtlinien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse" der Schweizerischen Bankiervereinigung auf vorliegendes Dokument keine Anwendung. Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken. Die darin vertretenen Ansichten sind diejenigen des Economic Research der Credit Suisse zum Zeitpunkt der Drucklegung (Änderungen bleiben vorbehalten). Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden. Copyright 2007, Credit Suisse. Swiss Issues Branchen

Inhalt Zusammenfassung 4 1 Konjunktur und Tourismus 5 1.1 Erfreuliche internationale Nachfrage 5 1.2 auch auf nationaler Ebene 6 2 Internet eine grosse Herausforderung 7 2.1 Internet-Konkurrenz 7 2.2 Komplexe Reiseprodukte wenig bedroht 9 2.3 Massnahmen zum Schutz gegen die Internet- Konkurrenz 11 3 Perspektiven: Wachstumsmärkte und Geschäftsaussichten 12 3.1 Wachstumsmarkt Asien 12 3.2 Nachhaltig bessere Geschäftsaussichten 14 Bibliographie 16 Swiss Issues Branchen 3

Zusammenfassung Wachstumsmärkte und Konkurrenz durch Internet- Buchungen Tourismusjahr 2006: Starkes Wachstum Leicht schwächere Wirtschaftsperspektiven Optimistische Zukunftseinschätzungen der Reisebüros Beschäftigungsabbau geht weiter Thailand und Griechenland als Wachstumsmärkte Internet-Konkurrenz: Eine grosse Herausforderung Reisebüros haben reagiert Die Credit Suisse und der Schweizerische Reisebüroverband (SRV) führen jährlich eine repräsentative Umfrage bei den Schweizer Reisebüros durch, um ein detailliertes Bild der Entwicklung des Reisemarktes zu gewinnen. In diesem Jahr wurden die Reisebüros zusätzlich nach der Konkurrenzlage durch die immer stärker aufkommenden Internet-Buchungen befragt. Die Internet-Konkurrenz ist im Reisemarkt ein viel diskutiertes Thema, doch sind die Daten äusserst dünn. Ausserdem waren die Reisebüros aufgefordert, die wichtigsten Wachstumsmärkte für die kommenden 12 Monate zu identifizieren. Nachdem wir letztes Jahr nach den Wachstumschancen der einzelnen Reisesparten (Badeferien, Aktivferien, Wellness usw.) gefragt hatten, interessierte uns dieses Jahr, wo geographisch gesehen die grössten Wachstumsmärkte liegen. Die Weltwirtschaft wuchs 2006 um 5.4%, wovon der Tourismus stark profitierte. Trotz latenter Terrorgefahr nahmen die internationalen Tourismusausgaben um 8.5% auf über 630 Mrd. USD zu. Auch in der Schweiz führte die ausgezeichnete Konjunktur zu steigenden Ausgaben der Schweizer Bevölkerung im Ausland. Die flotte konjunkturelle Gangart beflügelte die Reisetätigkeit und sorgte bei den Schweizer Reisebüros für Umsatzsteigerungen von 10.8%. Mittlerweile erreicht der hochgerechnete Branchenumsatz 13 Mrd. CHF. Die Umsätze der Reisebüros dürften 2007 etwas langsamer ansteigen als im vergangenen Jahr. Dies, weil die Wirtschaftsentwicklung leicht ruhiger ausfallen wird als im Vorjahr. Doch sofern keine wichtigen exogenen Schocks die Reisenachfrage einbrechen lassen, dürften die Umsätze der Reisebüros 2007 abermals gut ausfallen. Ingesamt erwarten die Reisebüros in den nächsten 12 Monaten gegenüber dem Vorjahr ein höheres Reisevolumen sowie steigende Preise. Netto zeigt die Tendenz bei den Margen immer noch nach unten. Allerdings sind die Erwartungen weniger pessimistisch als in den Vorjahren. Neben der positiven Wirtschaftsentwicklung, welche die Reisenachfrage fördert, dürfte diese Entwicklung auf den Strukturbereinigungsprozess sowie die in den letzten Jahren gesteigerte Produktivität zurückzuführen sein. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten bei den Reisebüros sank gemäss unseren Hochrechnungen von 2000 bis 2005 um rund 7%. Trotz des konjunkturellen Aufschwungs ist die Beschäftigung auch 2006 wieder leicht zurückgegangen, auf rund 10'400 Beschäftigte ( 0.8% gegenüber dem Vorjahr). Die Reisebüros wurden nach den Regionen und Ländern gefragt, in welchen sie für die nächsten 12 Monate das stärkste Umsatzwachstum erwarten. Als Wachstumsregion wurde Asien am häufigsten genannt, vor Europa, Nord- und Südamerika. In Übersee werden in Thailand, in den USA und in China die Umsätze am stärksten wachsen. In Europa und im Mittelmeerraum werden besonders Griechenland, Spanien und Kroatien favorisiert. Gemäss den Umfrageergebnissen erwarten mehr als vier von fünf Reisebüros einen Zuwachs des Internet-Umsatzes für das kommende Jahr. 33% der Reisebüros geben an, dass sie sich stark von den Internet-Buchungen konkurrenziert fühlen. Häufig ist dies der Fall bei der Buchung von einfachen Flügen oder Hotels. Für Rundreisen jedoch ist das Internet noch kein ernst zu nehmender Konkurrent. Um der Internet-Konkurrenz zu begegnen, haben die Reisebüros verschiedene Massnahmen ergriffen. Die am häufigsten genannte Massnahme ist die Einrichtung eines eigenen Internet- Buchungsportals. Zwei Drittel der Reisebüros verfügen über ein solches Portal. Weitere Massnahmen sind das Anbieten von spezialisierten und massgeschneiderten Produkten, die nur schwer über das Internet gebucht werden können, sowie die verstärkte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Swiss Issues Branchen 4

1 Konjunktur und Tourismus 1.1 Erfreuliche internationale Nachfrage Tourismusausgaben nehmen weiterhin weltweit zu 2006 war ein erfreuliches Jahr für die Weltwirtschaft In der Zeit zwischen 2000 bis 2006 gaben Touristen im Jahresdurchschnitt weltweit rund 500 Mrd. USD aus. Die Jahre 2003 und 2004 waren geprägt von kräftigen Ausgabensteigerungen im internationalen Tourismus (Abbildung 1). Die Angst vor Terroranschlägen nahm ab, und gleichzeitig kehrte das Vertrauen zurück. Trotz terroristischer Attentate (Madrid, London) und dem Tsunami im Indischen Ozean im Dezember 2004 war das Jahr 2005 aus touristischer Sicht immer noch ein solides Jahr. Eine Wachstumsverlangsamung konnte jedoch in allen Regionen beobachtet werden. 2006 sind die Tourismusausgaben um 8.5% auf 630 Mrd. USD angestiegen. Der internationale Tourismus konnte abermals von der guten weltweiten Konjunktur sowie von den besseren Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt profitieren. Das Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2006 war mit über 5% sehr erfreulich. Zurückzuführen ist diese Entwicklung vor allen auf den anhaltenden Aufschwung in den Wachstumsregionen Asiens und eine höhere Wachstumsdynamik in Europa. In den USA verlor die Konjunktur etwas an Schwung. Abbildung 1 Internationale Tourismusausgaben und BIP Welt Linke Achse: Tourismusausgaben; rechte Achse : BIP Welt; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent 25% 20% 15% 10% Bruttoinlandprodukt Welt (rechte Achse) Welt Europa Nord- und Südamerika Asien und Pazifik 10% 8% 6% 4% 5% 2% 0% 0% -5% -2% -10% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007-4% Quelle: IMF, EIU; 2007 Schätzung Credit Suisse Economic Research (BIP Welt) und EIU (Tourismusausgaben) Stabile Aussichten für 2007 Für das Jahr 2007 wird eine Fortsetzung des globalen Wirtschaftswachstums auf leicht tieferem Niveau als 2006 erwartet. Die nachlassende Dynamik in den USA dürfte durch das Wachstum in einigen asiatischen Ländern, vor allem China und Indien, aufgefangen werden. Die europäische Konjunktur wird sich weiterhin beleben, dies vor allem dank der Erholung der deutschen Wirtschaft. Die wirtschaftliche Erholung in den wichtigsten Ländern, das zunehmende Konsumentenvertrauen sowie die günstigen Beschäftigungs- und Einkommensperspektiven dürften 2007 zu eine erfreuliche Entwicklung im internationalen Tourismus führen, wenn man externe Faktoren (Erdölpreissteigerung, Terrorgefahr, Finanzmarktturbulenzen) ausklammert. Swiss Issues Branchen 5

1.2 auch auf nationaler Ebene Schweizer Konsumentenstimmung verbessert sich weiter Reisebüroumsatz 2006 stark angestiegen Die konjunkturellen Indikatoren für die Schweiz sowie die Stimmung der Konsumenten lassen für 2007 auf eine ausgeprägte Reiselust der inländischen Bevölkerung schliessen. Mit der sinkenden Arbeitslosigkeit festigt sich der private Konsum, was auch das Wachstum der Detailhandelsumsätze signalisiert. Insgesamt profitiert die Schweizer Wirtschaft vom Wachstum der Weltwirtschaft und einer steigenden Nachfrage nach Schweizer Produkten im Ausland. Für 2007 rechnen wir mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts von 2.2%. Das Wachstum im Reisegeschäft dürfte aber 2007 etwas schwächer ausfallen. Die Umsätze der Reisebüros sind 2002 und 2003 stark gesunken. Erst 2004 setzte die Erholung ein. 2006 sind die Umsätze der Reisebüros gegenüber dem Vorjahr um rund 11% auf hochgerechnet 13 Mrd. CHF angestiegen (Abbildung 2). Die Ausgaben von Schweizer Reisenden im Ausland nahmen 2006 um 12% auf 12.4 Mrd. CHF zu. Der Reiseverkehr mit Übernachtungen stieg dabei mit 14% überdurchschnittlich auf 9.7 Mrd. CHF an. Die inländischen Übernachtungen der Schweizer haben sich dagegen unterdurchschnittlich entwickelt, ein Zeichen, dass die Schweizer in der momentanen Hochkonjunktur eher auf Auslandreisen setzen. Abbildung 2 Hochgerechneter Umsatz 1 der Schweizer Reisebüros und Konsumentenstimmung Linke Achse: Umsatzwachstum (Veränderung zum Vorjahr in Prozent); rechte Achse: Konsumentenstimmungsindex 12% 8% Umsatzwachstum der Reisebüros Konsumentenstimmungsindex 45 30 4% 15 0% 0-4% -15-8% -30-12% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007-45 Quelle: Seco, Credit Suisse Economic Research, 2007: Wert von 1. Halbjahr Beschäftigungsabbau geht weiter Wenige Nachwuchskräfte werden ausgebildet Aufgrund der fortschreitenden Strukturbereinigung der Branche sank die Beschäftigung gemäss unseren Hochrechnungen zwischen 2000 und 2005 um rund 7% von 11'300 auf 10'500 Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten. Mit dem konjunkturellen Aufschwung hat sich die finanzielle Situation der Reisebüros zwar verbessert, doch ist 2006 die Beschäftigung abermals leicht zurückgegangen, auf rund 10'400 Beschäftigte ( 0.8% gegenüber dem Vorjahr). Einerseits geht der Beschäftigungsabbau weiter und andererseits erweist sich die Rekrutierung von qualifizierten Arbeitskräften für die Reisebüros als immer schwieriger. Neben den salärbedingten Abwanderungen von qualifizierten Angestellten in andere Branchen hat die Reisebürobranche in den letzten Jahren recht wenige Nachwuchskräfte ausgebildet. Zwischen 2003 und 2006 wurden gemäss dem Schweizerischen Reisebüroverband (SRV) pro Jahr in etwa 225 neue Lehrlinge ausgebildet. Mit der Reform der KV-Lehre ist die Ausbildung von Lehrlingen zeitintensiver und aufwändiger geworden. Der hohe Betreuungsaufwand ist besonders für kleine Betriebe vielfach nur schwierig zu bewältigen. 1 Zur Hochrechnung vom Branchenumsatz wurde von einer geschätzten Anzahl Reisebüros von 2'200 für die ganze Schweiz ausgegangen. Dabei wurde zuerst der durchschnittliche Umsatz pro Betrieb und Grössenklasse ausgerechnet. Diese Durchschnittswerte wurden schliesslich gemäss der Verteilung der Unternehmen nach Grössenklasse in den sieben bis jetzt durchgeführten Umfragen zusammengerechnet. Swiss Issues Branchen 6

2 Internet eine grosse Herausforderung Details zur Umfrage An der Umfrage beteiligten sich 326 Reisebüros. Die Ergebnisse der Umfrage können nach geographischen Kriterien als repräsentativ betrachtet werden. Die kantonale Verteilung der Reisebüros, welche an der Umfrage teilgenommen haben, entspricht der kantonalen Verteilung der Reisebüros gemäss Betriebszählung 2005 des Bundesamtes für Statistik. Da in der Umfrage nur Reisevermittler, nicht aber die Reiseveranstalter befragt wurden, sind Betriebe mit mehr als 20 vollzeitäquivalenten Mitarbeitern im Vergleich zu den Daten der Betriebszählung stark unterrepräsentiert. In der diesjährigen Umfrage wurden die Reisebüros hinsichtlich des Konkurrenzdrucks durch die Internet-Buchungen befragt. Dabei mussten die Reisebüros angeben, wie sie die allgemeine Umsatzentwicklung der Online-Buchungen einschätzen, wie stark sie sich bei ausgewählten Reiseprodukten konkurrenziert fühlen und welche Massnahmen sie bereits ergriffen haben, um der Internet-Konkurrenz standzuhalten. 2.1 Internet-Konkurrenz Überdurchschnittliches Wachstum bei Online-Buchungen Vier von fünf Reisebüros erwarten einen Zuwachs der Online-Buchungen Die Vertriebsstellen erwarten ein stärkeres Wachstum der Online-Buchungen als die unabhängigen Reisebüros Der europäische Online-Reisemarkt wurde 2006 auf rund 40 Mrd. Euro beziffert. Innerhalb von fünf Jahren ist er ausgehend von einem tiefen Niveau um das Siebenfache angewachsen 2. Laut Umfrage der Elvia im Jahr 2007 werden in der Schweiz bereits 27% der Reisen online gebucht, gegenüber 17% vor zwei Jahren 3. Der Umsatzanteil der Reisen, die über das Internet gebucht werden, steigt ebenfalls kontinuierlich an. In der Schweiz werden inzwischen geschätzt etwa 10% der Umsätze über das Internet erzielt, während es vor drei Jahren noch unter 4% waren. Diese Tendenz dürfte sich fortsetzen. Zukünftig könnten bis zu einem Drittel der Umsätze online erzielt werden, wie es in einigen unserer Nachbarländer schon der Fall ist. Europaweit werden bereits über 15% der Reiseumsätze online erzielt. Die Schweizer Reisebüros sind sich der raschen Umsatzentwicklung der Online-Buchungen durchaus bewusst: Insgesamt erwarten mehr als vier von fünf Reisebüros einen Zuwachs beim Internet-Umsatz für das kommende Jahr (Abbildung 3). Immerhin jedes siebte sieht eine Stagnation dieser Buchungen, und weniger als 2% erwarten einen Rückgang. Das Umsatzwachstum der Online-Buchungen wird von den meisten Reisebüros (56%) als "leicht zunehmend" eingestuft. Für 28% der befragten Reisebüros wird der Umsatz der Online-Buchungen in den nächsten 12 Monaten stärker als 10% wachsen. Werden die Antworten der Umfrageteilnehmer nach der finanziellen Abhängigkeit und dem Tätigkeitsbereich unterteilt, so stellt man Folgendes fest: Unabhängige Reisebüros erwarten tendenziell weniger häufig ein Wachstum der Online-Buchungen als die Vertriebsstellen der Konzerne. Während rund 90% der Vertriebsstellen ein Wachstum erwarten, sind es bei den unabhängigen Reisebüros 72%. Rund ein Viertel der unabhängigen Reisebüros erwartet eine Stagnation der Internet-Buchungen, während nicht mal jede zehnte Vertriebsstelle so denkt. Dies zeigt eine interessante Tendenz auf. Einerseits gibt es die Vertriebsstellen der grossen Konzerne, die eine breite Auswahl an mehrheitlich standardisierten Produkten anbieten. Da immer mehr ihrer Produkte auch online gebucht werden können, erwarten sie ein hohes Wachstum der Internet-Buchungen. Andererseits mussten sich viele unabhängige Reisebüros in den letzten Jahren bemühen, auch massgeschneiderte und auf wenige Destinationen spezialisierte Produkte anzubieten. Sie mussten sich zusätzlich mit einer kompetenten Beratung gezielt positionieren. Diejenigen, die es geschafft haben, fühlen sich jetzt vom Internet nicht mehr so stark bedroht. 2 3 Centre for Regional and Tourism Research (2007). Elvia (2007). Swiss Issues Branchen 7

Abbildung 3 Einschätzung der Umsatzentwicklung der Online-Buchungen Anzahl Nennungen in Prozent, Reisebüroumfrage 2007 60% 50% 40% Alle Reisebüros Vertriebsstellen Unabhängige Reisebüros 30% 20% 10% 0% abnehmend stagnierend leicht zunehmend (<10%) stark zunehmend (<10%) Quelle: Credit Suisse Economic Research/SRV Business-Reisebüros sehen kein so grosses Umsatzwachstum der Online- Buchungen Bei Reisebüros, die Geschäftsreisen verkaufen (Business), sehen fast 40% eine Stagnation der Internet-Buchungen (Abbildung 4). Für Reisebüros, die im Ferien- und Freizeitgeschäft tätig sind (Retail), ist die Einschätzung ganz anders: 87% erwarten ein Wachstum der Internet- Buchungen (gegenüber nur 58% im Business-Bereich). Die Reisebüros im Business-Bereich müssen extrem flexibel sein, kurzfristig Flüge und Hotels anbieten und die Buchungen bis kurz vor dem Abflug ändern können. Dies selbst über das Internet zu machen, nimmt Zeit in Anspruch und daher kostspielig. Da der Preis bei Geschäftsreisen eine geringere Rolle als bei den eigenen Ferien spielt, arbeitet die anspruchsvolle und meist unflexible Geschäftskundschaft häufig noch mit einem Reisebüro. Abbildung 4 Einschätzung der Umsatzentwicklung der Online-Buchungen, Retail und Business Anzahl Nennungen in Prozent, Reisebüroumfrage 2007 60% 50% 40% Alle Reisebüros Retail Business 30% 20% 10% 0% abnehmend stagnierend leicht zunehmend (<10%) stark zunehmend (<10%) Quelle: Credit Suisse Economic Research/SRV Swiss Issues Branchen 8

2.2 Komplexe Reiseprodukte wenig bedroht In 33% der Fälle sind Reisebüros stark konkurrenziert In der diesjährigen Umfrage wurden die Reisebüros gefragt, ob sie sich bei sämtlichen Reiseprodukten durch das Internet stark, leicht oder gar nicht bedroht fühlen. Abbildung 5 zeigt den Grad der Bedrohung durch Internet-Angebote. 33% der Reisebüros werden stark durch die Internet-Buchungen konkurrenziert, 41% nur leicht und 26% gar nicht. Zusammengenommen ergibt dies rund drei Viertel der Reisebüros, welche die Konkurrenz des Internets zu spüren bekommen. Abbildung 5 Einschätzung der Internet-Konkurrenz für diverse Reiseprodukte Anzahl Nennungen in Prozent, Reisebüroumfrage 2007; zu Europa gehört das Mittelmeerraum 90% 80% gar nicht leicht stark 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Flug Europa Hotel Städtereisen Badeferien Europa Flug ausser Europa Badeferien ausser Europa Rundreisen Europa Rundreisen ausser Europa Sinkende Internet-Bedrohung, steigende Komplexität der Reiseprodukte Quelle: Credit Suisse Economic Research/SRV Starke Konkurrenz bei einfachen und kurzen Reisen Kompetenzen werden gefragt, um Kundenbindung zu erhöhen Für Buchungen von Flügen innerhalb Europas, Buchungen von Hotels sowie Städtereisen ist eine starke Internet-Konkurrenz auszumachen. Einfache Reisen und kurze Flüge werden häufig über das Internet gebucht, und dies spiegelt sich in den Antworten der Reisebüros. Für Europaflüge geben 80% der Reisebüros an, dass sie die Konkurrenz spüren. Doch auch für Hotelbuchungen (64%) und Städtereisen (58%) ist die Internet-Konkurrenz bedeutend. Die Städtereisen boomen dank den Billig-Airlines, welche in den letzten Jahren kontinuierlich Marktanteile hinzugewonnen haben. In der Zukunft dürften noch mehr innereuropäische Flüge durch Billig- Airlines abgewickelt werden. Die Reisenden organisieren die Städtereisen zunehmend selbst via Internet und verzichten auf Buchungen bei Reisebüros. In vielen Fällen werden Reisebüros für die Buchung spontaner Städtereisen nicht aufgesucht, da keine kompetente Beratung notwendig ist und oft alle Flug- und Hotelinformationen leicht online gefunden werden können. Das heisst aber nicht, dass Reisebüros in diesem Produktsegment ersetzt und langfristig verschwinden werden, denn Städtereisen gehören in jede Produktpalette. Eine professionelle und persönliche Beratung kann auch da weiterhin einen Mehrwert darstellen und die Kundenbindung verstärken. Swiss Issues Branchen 9

Leichte Konkurrenz für Badeferien Direktflüge über Internet gebucht, aber sonst im Reisebüro Für Rundreisen noch keine ernsthafte Konkurrenz Geschäftsreisen in Europa noch wenig konkurrenziert Preise sind nur schwer vergleichbar Mit guter Beratung sind Reisebüros für sämtliche Produkte noch geschützt In Bezug auf Badeferien und Flüge ausserhalb Europas sehen sich die Reisebüros durch das Internet nur leicht bedroht. Obwohl Badeferien relativ einfach über das Internet gebucht werden können, ziehen es noch viele Reisende vor, im Reisebüro zu buchen. Für Badeferien in Europa ist die Konkurrenz der Online-Buchungen grösser als für Übersee-Badeferien. Die Nähe der Destinationen spielt hier eine grosse Rolle. So wird beispielsweise ein Spanien-Urlaub im Internet gebucht, doch gegenüber einer Internet-Buchung für Ferien in Bali bestehen noch weitgehend Berührungsängste. Während sich jedes dritte Reisebüro bei Badeferien in Europa durch das Internet stark konkurrenziert fühlt, sind es bei Badeferien ausserhalb Europas nur 6%. Auch für Flüge ausserhalb Europas werden Reisebüros nur leicht durch das Internet konkurrenziert. Weniger als jedes fünfte Reisebüro fühlt sich stark konkurrenziert. Während Direktflüge leicht über Internet gebucht werden können und die Preise zwischen den Fluggesellschaften leicht verglichen werden können, ist dies bei Flügen mit Zwischenlandungen schon etwas komplizierter. Deshalb werden solche Flüge meistens im Reisebüro gebucht. Gleiches gilt für Flüge nach Übersee oder kombinierte Flüge. Die meisten Reisebüros fühlen sich bei der Buchung von Rundreisen nicht durch das Internet konkurrenziert. Über 70% meinen, Internet sei keine ernst zu nehmende Konkurrenz. Der Verkauf und die Planung von massgeschneiderten oder "à la carte" Produkten benötigen nämlich sehr kompetente Mitarbeitende mit ausgezeichneten Kenntnissen über die Destinationen, die Fluggesellschaften und lokale Agenten. Im Hochpreissegment darf in den nächsten Jahren eine steigende Nachfrage erwartet werden. In der Schweiz nimmt die Zahl der Wohlhabenden kontinuierlich zu, und deren Zahlungsbereitschaft für Ferienreisen ist generell höher. Sie bilden deshalb ein äusserst lukratives Segment für entsprechend positionierte Anbieter. Die Business-Reisebüros schätzen die Bedrohung durch das Internet als leicht ein. Allerdings werden die Entscheidungen für Geschäftsreisen vermehrt unter finanziellen Aspekten getroffen. Aufgrund des Kostendrucks dürften die Unternehmen, insbesondere im Kontinentalverkehr, stärker auf Billigflüge setzen, die teilweise direkt bei den Fluggesellschaften gebucht werden. Die Konkurrenz dürfte sich somit auch in diesem Segment verstärken. Tendenziell sind die Gebühren und Preise bei Reisebüros höher als im Internet. Da sie eine persönliche Beratung anbieten, verursacht dies zusätzliche Kosten. Dies müssen sie bei der Kalkulation ihrer Preise entsprechend berücksichtigen. Während die Preise für einfache Flüge oder Hotels meistens leicht im Internet verglichen werden können, ist ein Preisvergleich bei komplexeren Reisen nur schwer möglich. Zwar haben Online-Anbieter für einfache Produkte mitunter tiefere Preise, doch bei den Preisverhandlungen mit Hotels und lokalen Agenten spielt die Menge und eine gesicherte Nachfrage ebenfalls eine wichtige Rolle. Die enorme Vielfalt an Destinationen und Reiseangeboten erschwert einen Preisvergleich zusätzlich. Auch über Internet können Reisen vermehrt individuell, nach dem Baukastensystem zusammen gestellt und gebucht werden. Entscheidend im Konkurrenzkampf werden künftig nicht nur der Preis, sondern auch die Qualität der Reiseprodukte und die Kundenzufriedenheit sein. Traditionelle Reisebüros mit ihrer persönlichen und kompetenten Beratung bezüglich Produkt und Destination können für Kunden einen gezielten Mehrwert schaffen. Swiss Issues Branchen 10

2.3 Massnahmen zum Schutz gegen die Internet-Konkurrenz Zwei Drittel der Reisebüros verfügen über ein eigenes Internet-Buchungsportal In der diesjährigen Umfrage wurden die Reisebüros gefragt, ob und welche Massnahmen sie in den letzten 12 Monaten ergriffen haben, um der Internet-Konkurrenz standzuhalten. Die am häufigsten genannte Massnahme ist die Einrichtung eines eigenen Internet-Buchungsportals. Zwei Drittel der Reisebüros verfügen über solch ein Portal (Abbildung 6). Abbildung 6 Massnahmen zum Schutz gegenüber der Internet-Konkurrenz Anteile der Nennungen in Prozent, Reisebüroumfrage 2007, Mehrfachnennungen möglich 35% 30% Unabhängige Reisebüros Vertriebsstellen Alle Reisebüros 25% 20% 15% 10% 5% 0% Internet- Buchungsportal Spezialisierte Produkte Ausbildung Kundenbindung Werbung Andere Keine Quelle: Credit Suisse Economic Research/SRV Spezialisierte Produkte und Ausbildung als Massnahmen gegen das Internet Unabhängige Reisebüros konzentrieren sich auf Produkte, Vertriebsstellen auf Kundenbindung Weitere, häufig genannte Massnahmen sind das Anbieten von spezialisierten und massgeschneiderten Produkten, die nur schwer über Internet gebucht werden können, sowie die verstärkte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Jeweils 20% der Nennungen geben diese Massnahmen an. Die Einführung eines Kundenbindungsprogramms und die intensivierte Werbung nannten 14% bzw. 7% der Reisebüros. Unter dem Punkt "andere Massnahmen" gaben die Reisebüros an, dass sie verstärkt auf Qualität, Fachkompetenz, persönliche Beratung und emotionale Bindung setzen, die Qualität des Services verbessern, den Reisebürobesuch zum Erlebnis machen und das Internet in ihre Verkaufstätigkeit einbinden. Vergleicht man die Antworten der Vertriebsstellen mit denjenigen der unabhängigen Reisebüros, zeigt sich, dass die Vertriebsstellen relativ gesehen mehr Wert auf Kundenbindungsprogramme und eigene Internet-Buchungsportale legen, während sich die unabhängigen Reisebüros vermehrt auf massgeschneiderte und spezialisierte Produkte konzentrieren. Swiss Issues Branchen 11

3 Perspektiven: Wachstumsmärkte und Geschäftsaussichten 3.1 Wachstumsmarkt Asien Die Schweizer Reisebüros wurden nach der Region befragt, die in den nächsten 12 Monaten umsatzmässig am stärksten wachsen wird. Mehr als die Hälfte, oder 56% der Befragten, nannten Asien als stärkste Wachstumsregion (Abbildung 7). Allgemein verfügt Asien über ein sehr gutes und auch breites touristisches Angebot, das den Wünschen der Schweizer gut entspricht. Die am zweithäufigsten genannte Region war Europa mit 15%, vor Nord- und Südamerika (9% bzw. 8%). Aufgrund des anhaltend harten Konkurrenzkampfes in der Branche kommt der Produktgestaltung und der Konzeption von Reisearrangements eine grosse Bedeutung zu. Reisebüros sind kontinuierlich mit der Optimierung ihrer Angebotspalette beschäftigt. Die Kenntnis der Wachstumsmärkte bzw. -regionen ist daher eine massgebliche Komponente des Erfolgs. Abbildung 7 Wachstumsmärkte 2007 2008, Regionen Anzahl Nennungen in Prozent, Reisebüroumfrage 2007 Australien / Ozeanien 4% Mittlerer Osten 5% Südamerika 8% Afrika 3% Nordamerika 9% Asien 56% Europa 15% Quelle: Credit Suisse Economic Research/SRV Als Überseeland, das in den nächsten 12 Monaten umsatzmässig am stärksten wachsen dürfte, wurde Thailand mit 19% der Nennungen genannt (Abbildung 8). Thailand verzeichnete nach dem Tsunami von Ende 2004 einen massiven Gästerückgang. Da die meisten Infrastrukturen wieder aufgebaut worden sind, kehren die Gäste in Scharen zurück. Die USA folgen mit 15%, China mit 9% und Australien erreicht mit 7% den vierten Platz. Swiss Issues Branchen 12

Abbildung 8 Wachstumsmärkte 2007 2008, Länder Übersee Anzahl Nennungen in Prozent, Reisebüroumfrage 2007 Andere 19% Thailand 19% Vietnam 2% Indonesien 2% Vereinigte Arabische Emirate 3% Mexiko 2% Brasilien 2% Karibik 3% Malediven 4% Südafrika 4% Indien 4% Kanada 5% Australien 7% China 9% USA 15% Quelle: Credit Suisse Economic Research/SRV Ebenso wurde nach den Reiseländern in Europa und im Mittelmeerraum befragt, welche umsatzmässig am stärksten wachsen werden (Abbildung 9). Griechenland erzielt 23% der Nennungen und ist somit der Favorit. Spanien liegt etwas zurück mit 16% der Nennungen. Danach folgen Kroatien, die Türkei und Italien mit jeweils 7%. Dass der Preis trotz Hochkonjunktur eine Rolle spielt, zeigt sich anhand der Gunst preisgünstiger Destinationen wie Kroatien, der Türkei oder Bulgarien, die ebenfalls als Wachstumsländer im europäischen Reisemarkt genannt werden. Abbildung 9 Wachstumsmärkte 2007 2008, Länder Europa / Mittelmeerraum Anzahl Nennungen in Prozent, Reisebüroumfrage 2007 Zypern 1% Russland 1% Marokko 1% Andere 16% Bulgarien 2% Deutschland 2% Ägypten 3% Portugal 3% Frankreich 3% Tunesien 4% Skandinavien 4% Italien 7% Türkei 7% Griechenland 23% Kroatien 7% Spanien 16% Quelle: Credit Suisse Economic Research/SRV Swiss Issues Branchen 13

3.2 Nachhaltig bessere Geschäftsaussichten Einschätzung der Reisebüros Die jährliche Reisebüroumfrage enthält die Einschätzung der Reisebüros zur Entwicklung der Mengen, der Preise und der Margen in den kommenden 12 Monaten. In Abbildung 10 sind die Saldos dieser drei Indikatoren abgebildet. Der Saldo gibt die überwiegende Tendenz eines erfragten Indikators wieder. Er besagt, welcher Prozentsatz der Befragten netto mit steigenden bzw. fallenden Mengen, Preisen bzw. Margen rechnen, ohne aber eine Aussage darüber zu machen, um wie viel sich die Mengen, Preise oder Margen verändern. Ein negativer Saldo stellt eine Tendenz zu "abnehmenden" Werten, ein positiver Saldo eine Tendenz zu "zunehmenden" Werten dar. 4 Abbildung 10 Tendenz der Mengen, Preise und Margen Saldo in Prozent, Reisebüroumfrage 2007 80% 60% Mengen Preise Margen 40% 20% 0% -20% -40% -60% -80% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Quelle: Credit Suisse Economic Research/SRV Mengen, Preise: Verbesserte Geschäftsaussichten für das kommende Jahr Margendruck bleibt bestehen Wirtschaftsperspektiven 2007 bleiben positiv Ingesamt erwarten die Reisebüros in den nächsten 12 Monaten im Vergleich zum Vorjahr für alle drei Grössen eine Verbesserung. So erwarten 58% der Reisebüros steigende Mengen, während nur 5% mit sinkenden Mengen rechnen (Saldo 53%). Eine Verbesserung der Aussichten zeigt sich abermals bei den Preisen. So rechnen in diesem Jahr rund 62% mit steigenden Preisen, und lediglich 6% gehen von sinkenden Preisen aus (Saldo 56%). Mit 22% geht einmal mehr ein grösserer Anteil der befragten Reisebüros von sinkenden Margen aus. Rund 18% rechnen mit steigenden Margen. Netto zeigt die Tendenz (Saldo 4%) immer noch nach unten, doch sind die Erwartungen bezüglich der Margenentwicklung weniger pessimistisch als in den Vorjahren. Neben der positiven Wirtschaftsentwicklung, welche die Nachfrage nach Reisen fördert, dürfte diese Entwicklung auf den fortgeschrittenen Strukturbereinigungsprozess sowie die in den letzten Jahren gesteigerte Produktivität (tiefere Kosten und höhere Umsätze pro Mitarbeiter) zurückzuführen sein. Das Reisegeschäft dürfte auch im aktuellen Jahr von den guten Wirtschaftsperspektiven profitieren. Das Wirtschaftswachstum wird mit 2.2% nach wie vor über dem Potenzial der Schweiz liegen, und der Konsum wird eine wichtige Triebfeder der Entwicklung bleiben. Sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse die Reisenachfrage einbrechen lassen, ist abermals mit steigenden Umsätzen der Reisebüros zu rechnen, auch wenn das Wachstum des Jahres 2006 nicht ganz erreicht werden dürfte. 4 Bei einem Saldo von Null ist mit gleich bleibenden Mengen, Preisen bzw. Margen zu rechnen, da die Anteile der Befragten, welche mit steigenden bzw. fallenden Werten rechnen, gleich gross sind. Bei einem Saldo von 100% bzw. 100% gehen alle befragten Reisebüros von einem Anstieg bzw. einer Abnahme der Grösse aus. Swiss Issues Branchen 14

Qualifizierte Arbeitskräfte als strategischer Erfolgsfaktor Internet erhöht die Vielfalt, Reisebüros passen ihre Produktpalette an Konsument profitiert von der verschärften Konkurrenzlage Das Internet gewinnt als Verkaufskanal an Bedeutung. Immer bessere Internet-Plattformen erlauben einen einfacheren Vergleich von Reiseangeboten, was die Konkurrenz intensiviert. Mit der zunehmenden Bedeutung der Beratungsqualität werden qualifizierte Arbeitskräfte zum strategischen Erfolgsfaktor der Reisebüros. Doch auch am Ambiente der Reisebüros kann noch gearbeitet werden, um den Kunden bereits hier schon das Reisegefühl zu vermitteln. Das Internet und anspruchsvollere, vielseitig interessierte Konsumenten haben die Herausforderungen für die Reisebüros in den letzten Jahren erhöht. Besonders bei standardisierten Produkten kann das Internet zukünftig noch weitere Marktanteile gewinnen. Die Reisebüros müssen die Zeit der Hochkonjunktur nutzen, um ihre Kernkompetenzen weiter zu festigen. Eine professionelle, persönliche Beratung und die optimale Abstimmung der Angebote auf die Kundenbedürfnisse tragen dazu bei, eine Stammkundschaft aufzubauen. Denn nur so werden ihnen die Kunden treu bleiben, wenn das konjunkturelle Umfeld nicht mehr ganz so rosig ist. Aus Kundensicht sind diese Entwicklungen positiv zu bewerten. Das Internet erhöht die Palette der zur Auswahl stehenden Produkte. Traditionelle Reisebüros werden durch diese Marktentwicklungen zu einer klaren strategischen Positionierung gezwungen. Sie dürften sich künftig noch stärker auf den individuellen Kundenwunsch ausrichten, was sich schliesslich auch in einer höheren Servicequalität ausdrückt. Swiss Issues Branchen 15

Bibliographie Bundesamt für Statistik (2005): Reiseverhalten der schweizerischen Wohnbevölkerung 2003, Neuenburg 2005. Bundesamt für Statistik (2005): Schweizerische Zivilluftfahrt, Jahresstatistik 2005, Neuenburg 2006. Credit Suisse (2006): Trotz guter Konjunktur keine Ferien für die Reisebüros, Swiss Issues Branchen, September 2006. Credit Suisse (2005): Reisemarkt zwischen Globalisierung und Kostendruck, Swiss Issues Branchen, September 2005. Elvia (2007): Buchungs- und Reiseverhalten der Schweizer, Umfrage 2006. Wallisellen. European Travel Commission (2007): European Tourism Insights 2006 Outlook for 2007, ETC Market Intelligence Report, Nr. 2007/3, Mai 2007. Brüssel. European Travel Commission, Tourism Trends for Europe, www.etc-corporate.org Gottlieb Duttweiler Institut (2006): Die Zukunft des Ferienreisens Trendstudie, Rüschlikon 2006. IPK International (2003): World Travel Trends 2003 2004, Global Travel Report, World Travel Monitor Forum. Schweizerischer Reisebüroverband / Credit Suisse (2007): Reisebüroumfrage, Auswertung des Geschäftsjahres 2006. August 2007. Zürich (nichtöffentliche Studie, Abgabe nur an Verbandsmitglieder). World Tourism Organization (2001): Tourism after 11 September 2001: Analysis, Remedial Actions and Prospects, Special Report Nr. 18, Madrid, November 2001. World Tourism Organization (2002): Trends and Challenges for the Tourism Industry in Europe, Speech by Luigi Cabrini, Regional Representative for Europe WTO, Dublin, 2. November 2002. World Tourism Organization (2003): The Impact of the September 11th Attacks on Tourism: The Ligth at the End of the Tunnel, Special Report Nr. 20, Madrid, April 2003. World Tourism Organization (2006): Tourism Highlights, Madrid 2006. World Tourism Organization (2007): World Tourism Barometer, Madrid 2007. World Travel Market (2006): Global trends Report, London 2006. Zukunftsinstitut GmbH (2006): Tourismus 2020 Die neuen Sehnsuchtsmärkte, Kelkheim 2006. Swiss Issues Branchen 16