(Mindest-)Standards für nachhaltige Selbsthilfefreundlichkeit von Gesundheitseinrichtungen Nutzen und nötige Rahmenbedingungen

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(Mindest-)Standards für nachhaltige Selbsthilfefreundlichkeit von Gesundheitseinrichtungen Nutzen und nötige Rahmenbedingungen Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen Alf Trojan

Das Konzept Selbsthilfefreundlichkeit stellt eine methodisch-fachliche Strategie dar zur Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Gesundheitseinrichtungen und organisierter Patientenschaft. Auf der Basis von Qualitätskriterien (QK) werden neue/ bestehende Kooperationen dauerhaft implementiert: strukturiert durch die Orientierung an Qualitätskriterien systematisch durch die methodische Vorgehensweise bei der Umsetzung der Qualitätskriterien nachhaltig durch die Verankerung der Maßnahmen zur Umsetzung der Qualitätskriterien im internen QM ökonomisch nutzbar bei der Zertifizierung von Gesundheitseinrichtungen

Qualitätskriterien = (Mindest-)Standards Kernstück des Konzeptes Selbsthilfefreundlichkeit ist die Gestaltung einer Kooperation entlang von QK, die von Akteuren aus der Selbsthilfe und der jeweiligen Gesundheitseinrichtung entwickelt wurden. Die allgemeinen QK lauten: 1. Über die Zusammenarbeit mit Selbsthilfe informieren 2. Selbstdarstellung ermöglichen 3. Auf Teilnahmemöglichkeit hinweisen 4. Ansprechpartner benennen 5. Mitarbeiter qualifizieren 6. Kooperation regeln 7. Partizipation der Selbsthilfe

drei wesentliche Aspekte der Kriterien Information und Unterstützung der Selbsthilfe; Kriterien 1 bis 3: was die SHG schon immer wollten Nachhaltigkeit der Kommunikation und Kooperation sichern; Kriterien 4 bis 6: festen Ansprechpartner, für Zusammenarbeit qualifiziertes Personal, formelle Kooperationsregeln Beteiligung/Partizipation; Kriterien 6 und 7: geregelte Kooperation für Informationsaustausch, Beteiligung an der Fortbildung der Mitarbeiter, Mitwirkung in Gremien wie Qualitätszirkel oder Ethikkommission

Qualitätskriterien und Mindeststandard I Mindeststandard für Mitgliedschaft im Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen" ist, dass man sich auf den Weg begibt. Konkret: dem Antrag auf Mitgliedschaft sind beigefügt: die Selbsteinschätzung der Selbsthilfefreundlichkeit (Kurzversion entlang der Qualitätskriterien), der Nachweis u ber die Benennung eines Steuerungsgremiums der Nachweis u ber die Benennung eines/einer Selbsthilfebeauftragten

Mitgliedschaft bedeutet: Einrichtung erhält das Netzwerk-Logo und darf den Schriftzug Die Einrichtung ist Mitglied im Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen fu hren, Zugang zum Intranet in dem sich Informations- und Arbeitsmaterialien sowie Praxisbeispiele zur Umsetzung der Qualitätskriterien befinden

Qualitätskriterien und Mindeststandards II Die konsentierten Qualitätskriterien werden von allen Beteiligten als notwendige und hinreichende Anforderungen für gute Zusammenarbeit angesehen. Die damit gesetzten Normen müssen alle durch Umsetzungsmaßnahmen hinterlegt werden. Mindeststandard ist je 1Umsetzungsmaßnahme pro Qualitätskriterium. Wurde mindestens je 1 Maßnahme am Ende des Prozesses von den beteiligten SHG mindestens mit u berwiegend umgesetzt (Ziele überwiegend = 51-85% erreicht) bewertet, ist eine Auszeichnung möglich.

Allgemeine Optionen für Mindeststandards Alle konsentierten Qualitätskriterien gelten als Standard. Nur die wichtigsten daraus werden als Mindeststandard ausgewiesen. Stufenmodell: Mindeststandard reicht für einfache Mitgliedschaft oder Bronze-Auszeichnung; Silber und Gold werden für höhere Standards definiert (analog dem Verfahren bei rauchfreien Krankenhäusern)...

II. Umsetzung und Nutzen der Qualitätskriterien, Maßnahmenbeispiele

Qualitätskriterium 1 Selbstdarstellung der SHG ermöglichen Die Gesundheitseinrichtung informiert an zentralen Stellen in ihren Räumen und Medien über den Stellenwert der Selbsthilfe und stellt Präsentationsflächen oder Räume zur Verfügung.

Qualitätskriterium 1 Maßnahmenbeispiel: Zentrale Information über Selbsthilfe im Eingangs-, Warte- und Besuchsbereich sind für Interessierte gut sichtbar und leicht zugänglich Vorrichtung im Eingangsbereich für Flyer im St. Johannisstift Paderborn

Qualitätskriterium 2 Über die Selbsthilfe und die Zusammenarbeit mit ihr informieren Die Gesundheitseinrichtung berichtet in ihren Medien und Publikationen über ihre Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe und unterstützt diese in ihrer Öffentlichkeitsarbeit.

Qualitätskriterium 2 Maßnahmenbeispiel: Auf die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen wird in den Printmedien der GE hingewiesen. Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Klinikum Bielefeld Patientenbroschüre des Klinikum Bielefeld

Qualitätskriterium 3 Patienten auf Teilnahmemöglichkeit hinweisen Während des Aufenthaltes in der GE werden Patienten bzw. deren Angehörige regelhaft und persönlich auf die Möglichkeit an für sie geeigneten Selbsthilfegruppen hingewiesen

Qualitätskriterium 3 Maßnahmenbeispiel: Zwischen den MA auf den Stationen und der mit der Fachklinik kooperierenden SHG ist zum jeweiligen Krankheitsbild eine angemessene Vorgehensweise vereinbart, wie, wann und von wem der Hinweis auf eine SHG an den Patienten bzw. dessen Angehörigen gegeben wird. Maßnahmenbeispiel: Der Selbsthilfebeauftragte initiiert das dazu notwendige Gespräch und stellt den Gesprächspartnern das Protokoll der geregelten Vorgehensweise zur Verfügung. Protokoll und Protokollauszug des Ev. Krankenhaus Lippstadt, Gespräch zwischen lt. Oberarzt, stellv. Stationsleitung, Selbsthilfebeauftragtem und zwei Vertretern der SHG Multiple Sklerose

Qualitätskriterium 4 Ansprechpartner benennen Die Gesundheitseinrichtung benennt für die Selbsthilfe einen Ansprechpartner und macht diese Person in der Einrichtung und bei Patienten bekannt.

Qualitätskriterium 4 Maßnahmenbeispiel: Eine Beschreibung zur Funktion, Rolle und Aufgabe des Selbsthilfebeauftragten liegt vor und wird von ihm gelebt. Maßnahmenbeispiel: Rolle und Aufgabe des Selbsthilfebeauftragten sind nach außen sichtbar kommuniziert. Funktionsbeschreibung Klinikum Bielefeld Flyer Ev. Johannisstift

Qualitätskriterium 5 Mitarbeiter zum Thema Selbsthilfe qualifizieren Mitarbeiter der Gesundheitseinrichtung sind zum Thema Selbsthilfe allgemein und hinsichtlich der häufigsten in der Einrichtung vorkommenden Erkrankungen qualifiziert.

Qualitätskriterium 5 Maßnahmenbeispiel: Vertreter der Selbsthilfe werden zu relevanten indikationsbezogenen Themen in die Fort- und Weiterbildung für Mitarbeiter mit Patientenkontakt einbezogen. Gemeinsame Präsentation des 1. Vorsitzenden der Selbsthilfegruppe für Amputierte OWL e.v. (SfA) und der Selbsthilfebeauftragten im Rahmen eines Gefäßsymposiums der Städtischen Kliniken Bielefeld

Qualitätskriterium 6 Kooperation verlässlich gestalten Gesundheitseinrichtungen und Selbsthilfe treffen konkrete Vereinbarungen zur Zusammenarbeit und zum regelmäßigen Austausch

Qualitätskriterium 6 Maßnahmenbeispiel 1: Zwischen der Fachklinik und der indikationsbezogenen Selbsthilfegruppe besteht eine Kooperationsvereinbarung, in der Kooperationsziele und Maßnahmen vereinbart sind. Maßnahmenbeispiel 2: Bestehende Kooperationsvereinbarungen werden von den Partnern regelmäßig auf ihre Aktualität hin überprüft. Vorlage für eine Kooperationsvereinbarung des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit

Qualitätskriterium 7 Partizipation der Selbsthilfe ermöglichen Die Gesundheitseinrichtung ermöglicht Vertretern der Selbsthilfe die Beteiligung an geeigneten Gremien.

Qualitätskriterium 7 Maßnahmenbeispiel 1: Vertreter von Selbsthilfegruppen nehmen nach Absprache an Stationsbesprechungen, bzw. an Qualitätszirkeln der Gesundheitseinrichtung teil. Maßnahmenbeispiel 2: Es ist geregelt, dass Vertreter von Selbsthilfegruppen punktuell am Ethikkommitee oder anderen relevanten Arbeitskreisen mitwirken.

Nutzen / Vorteile: ein weites Feld! Von was? Der Zusammenarbeit allgemein, der Konsensfindung über die Kriterien, der Inhalte der Kriterien/Standards, des geordneten Verfahrens der Umsetzung, der Auszeichnung... Für wen? Patienten allgemein, Selbsthilfezusammenschlüsse, Selbsthilfekontaktstellen, Krankenhäuser, die Gesundheitsförderung, das Gesundheitssystem... Trojan A, Bellwinkel M, Bobzien M, Kofahl C, Nickel S (Hrsg.). Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen. Wie sich selbsthilfebezogene Patientenorientierung systematisch entwickeln und verankern lässt. Bremerhaven, 2012

Stimmen aus der Praxis Vertreter aus Selbsthilfegruppen berichten: Seit das Krankenhaus das Konzept Selbsthilfefreundlichkeit umsetzt, gibt es im Klinikum endlich eine feste Ansprechpartnerin für die Selbsthilfegruppen. Sehr hilfreich ist, dass auch ein Verfahren erarbeitet wurde, wie ich eine Ru ckmeldung zu dem geben kann, was ich am Krankenbett sehe und erfahre. Wir arbeiten seit zehn Jahren mit dem Krankenhaus zusammen und konnten unsere Ziele durch dieses Vorgehen nun endlich erreichen. Die Kommunikation hat sich im Sinne der Patienten verbessert. Wir fühlen uns willkommen und anerkannt.

Stimmen aus der Praxis Eine Selbsthilfebeauftragte berichtet: Das ist eine sehr schöne Arbeit. Wir sehen, dass die Mitarbeiter von der Kompetenz der Gruppen beeindruckt sind. Unsere Programme haben viel zur Aufklärung und Motivation bei den Mitarbeitern beigetragen. Sie informieren die Patienten über Selbsthilfe, und das aus Überzeugung.

Stimmen aus der Praxis Rückmeldung einer Selbsthilfekontaktstelle: Durch den Prozess des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit konnten wir erreichen, dass die Anliegen der Gruppen und die Anliegen des Krankenhauses bei der jeweils anderen Seite auf offene Ohren stoßen. Als Kontaktstelle können wir helfen, unrealistische Erwartungen oder Berührungsängste zu überwinden. Gerade für die, die sich als Betroffene ehrenamtlich in den Gruppen engagieren, ist es wichtig, ihre begrenzten Ressourcen da einzusetzen, wo es sich besonders lohnt.

Allgemeiner Nutzen (empirische Studien): Mit stärkerer Patientenorientierung (und Selbsthilfefreundlichkeit) wird mehr Patientenzufriedenheit durch Berücksichtigung von Patientenpräferenzen erreicht (humanitäres Argument), können Behandlungsergebnisse allgemein verbessert (medizinisches Argument) und ökonomische Gewinne erzielt werden (ökonomisches Argument). Trojan A, Bellwinkel M, Bobzien M, Kofahl C, Nickel S (Hrsg.). Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen. Wie sich selbsthilfebezogene Patientenorientierung systematisch entwickeln und verankern lässt. Bremerhaven, 2012

Vorteile bundesweiter Mindeststandards Maximale Vollständigkeit der Kriterien für Selbsthilfefreundlichkeit durch maximale Beteiligung Bundesweit gültige Kriterien > bundesweiter Bewusstseinsbildungsprozess > große Verbreitung Einheitliches Niveau ist in Praxis und Politik leichter vermittelbar und glaubwürdiger Erlaubt Kooperation auf Bundesebene, z.b. mit Krankenkassen, Qualitätsmanagementsystemen für weitere Verbreitung Bundesweite Definition verhindert am ehesten Missbrauch des Qualitätslabels Selbsthilfefreundlichkeit Arbeitsökonomische und kostengünstige Erstellung und Verbreitung hilfreicher Materialien Trojan A, Bellwinkel M, Bobzien M, Kofahl C, Nickel S (Hrsg.). Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen. Wie sich selbsthilfebezogene Patientenorientierung systematisch entwickeln und verankern lässt. Bremerhaven, 2012

III. Nötige und hilfreiche Rahmenbedingungen

langer Atem bei allen Beteiligten (Chronik) Gru ndung des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen (SPiG) im Fru hjahr 2009, als Zusammenschluss mehrerer vorangegangener Entwicklungsprojekte: Qualitätssiegel Selbsthilfefreundliches Krankenhaus in Hamburg (2004 2006), Selbsthilfefreundlichkeit in Qualitätsmanagementsystemen (2008 2012), Unterstützungsagentur Selbsthilfefreundliches Krankenhaus NRW (2008), Selbsthilfefreundliche (Arzt-) Praxen (2009 2011) Selbsthilfefreundliches Gesundheitsamt (2010 2011) Selbsthilfefreundliche Reha (2011 März 2013)

Kooperationsbereite Einrichtungen brauchen: Mindestwissen über Selbsthilfe und die Zusammenarbeit mit ihr Engagierte Ärzte / Professionelle / Fürsprecher Rückhalt für diese durch die höhere Weihe eines formellen Unterstützungssystems Etablierte und akzeptierte Qualitätsmanagement- Kultur in der Einrichtung Begreifen des Prinzips der selbsthilfefreundlichen Patientenorientierung (individuell und kollektiv)

Kooperierende SH-Vereinigungen brauchen: Engagierte Selbsthilfevertreter / Fürsprecher Rückhalt aus dem formellen Selbsthilfe- Unterstützungssystem Bereitschaft über den Tellerrand der eigenen Gruppe hinaus zu blicken Begreifen des Prinzips der selbsthilfefreundlichen Patientenorientierung (individuell und kollektiv) Mindestwissen über QMS und die Zusammenarbeit mit ihnen

Kooperationsdreieck Selbsthilfefreundlichkeit Arbeitsprinzip Ein Kooperationsdreieck zur Gestaltung einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit vor Ort: Gesundheits - einrichtung Selbsthilfe - gruppen Selbsthilfe Kontaktstelle

Top-Down-Ablauf der Umsetzung? 1. Beschlussfassung auf Leitungsebene 2. Benennung eines Selbsthilfebeauftragten 3. Durchführung einer Bestandsaufnahme 4. Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung 5. Kommunikation (intern und extern) 6. Einrichtung eines Qualitätszirkels (QZ) Vertreter der Selbsthilfe, Selbsthilfekontaktstelle, Selbsthilfebeauftragter Erarbeitung von Maßnahmen und Durchführung einer abschließenden Selbstbewertung 7. Integration der Maßnahmen zur Umsetzung der QK in das interne QM zur Sicherung der Nachhaltigkeit

Infrastruktur für Entwicklung und Service am Beispiel Deutschland Kostenträger Entwicklungs-/Modellprojekte Unterstützende Materialien und ihre Verbreitung Engagierte Kontaktstellen bzw. Unterstützungsagenturen, MentorInnen Dezentralisierungskonzept (Infopunkte, Unterstützungsagenturen in Bundesländern) Steuerungskreis Beirat? Bundesweite Koordinationsstelle, u.a. für Auszeichnung...

Bundeskoordinationsstelle und Web-Site

IV. Perspektiven

46 (Akzeptanz-) Evaluation Einschätzung der Umsetzbarkeit durch Vertreter der Selbsthilfe und KTQ-Visitoren: machbar Evaluierung in 5 Kliniken: machbar Einstellungen zur Integration ins QM: positiv Trojan A, Bobzien M, Steinhoff-Kemper C, Nickel S (2013) "Selbsthilfefreundlichkeit" als Ansatz für mehr Patientenorientierung im Krankenhaus: Konzept, Praxiserfahrungen und Bewertung durch die beteiligten Akteure. Das Krankenhaus 7: 715-722. Nickel S, Trojan A (2012) Akzeptanz und Umsetzbarkeit von Qualitätskriterien der selbsthilfebezogenen Patientenorientierung. Ergebnisse einer explorativen Befragung bei Selbsthilfeorganisationen und Visitoren des Qualitätsmanagementsystems KTQ. DMW 137(47):17-23

Nutzen für alle durch SHF in Suchportalen

Kontakte Netzwerk Koordination Antje Liesener Der PARITÄTISCHE GESAMTVERBAND Oranienburger Straße 13-14 Tel.: (030) 24 636 339 Fax: (030) 24 636 110 www.selbsthilfefreundlichkeit.de in Trägerschaft des PARITÄTISCHEN Gesamtverbands (ab 2016 NAKOS) gefördert von den Bundesverbänden der Krankenkassen: AOK Bundesverband BKK Bundesverband Bundesknappschaft Bundesverband Barmer GEK Referent: trojan@uke.de