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Transkript:

Zusammenfassung Interview Prof. em. Dr. Bettina Hurrelmann am 14.10.2011 Als eine der profiliertesten VertreterInnen der Deutschdidaktik legte B. Hurrelmann ihre Arbeitsschwerpunkte auf Medienrezeptionsforschung, Geschichte und Didaktik der Kinder- und Jugendliteratur sowie Lesesozialisationsforschung. In allen drei Bereichen galt ihr besonderes Interesse der Förderung (quantitativer wie qualitativer) empirischer Forschung (zuletzt im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms Lesesozialisation in der Mediengesellschaft, 1998 2005). Zu ihren Aktivitäten gehörte auch der Aufbau eines eigenen Instituts an der Uni Köln, wo sie von 1988 bis 2008 eine Professur innehatte (Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien = ALEKI). B. Hurrelmanns Weg in die Deutschdidaktik war nicht gradlinig. Er begann Anfang der 1960er Jahre mit dem Studium an einer Pädagogischen Hochschule, Berufsziel: Volksschullehrerin. Dafür studierte man damals an der PH viele Fächer und ein Wahlfach. War dies wie in Hurrelmanns Fall - das Fach Deutsch, so wurde hier gerade nicht Didaktik, sondern Literaturwissenschaft gelehrt. Daher entdeckte sie ihr Interesse an der Didaktik eigentlich erst in der Schulpraxis. Die sog. Volksschule umfasste neben den Grundschul-Jahrgängen noch die der späteren Hauptschule, so dass man nicht nur verschiedene Fächer, sondern auch Kinder unterschiedlichen Alters unterrichtete, was Hurrelmann sehr anregend fand. Nach drei Jahren und der 2. Lehramtsprüfung verließ sie jedoch die Schule, um ein Universitäts-Studium der Germanistik aufzunehmen, weil sie sich davon eine Vertiefung ihrer literaturwissenschaftlichen und -didaktischen Kompetenzen versprach, um nach der Promotion in der Ausbildung von LehrerInnen weiter zu arbeiten. Eine nennenswerte Deutschdidaktik gab es jedoch zu der Zeit auch an der Universität nicht. Immerhin entwickelte sich als neue Richtung eine sozialgeschichtlich orientierte Literaturwissenschaft, die eine Anknüpfungsmöglichkeit bot für die historische Erforschung der Kinder- und Jugendliteratur als eines für die Germanistik bis dahin auch noch völlig unbekannten Gegenstandes. So promovierte B. Hurrelmann 1974 über Christian 1

Felix Weißes Kinderfreund, eine der ersten Kinderzeitschriften der Aufklärung. Später hat B. Hurrelmann die historische Kinder- und Jugendliteraturforschungdurch Fortsetzung des Kölner Handbuchs zur Kinder- und Jugendliteratur (bislang 5 Bde) maßgeblich vorangetrieben. Von dort aus gab es genügend Verknüpfungen mit der Literaturdidaktik. Schließlich haben für die Kinder- und Jugendliteratur die Rezipienten, ihre Leseentwicklung, die Funktionen und Wirkungen der Lektüre eine hervorgehobene Bedeutung. B. Hurrelmanns besonderes Interesse galt immer der Rezeptionsforschung sowie der Bedeutung des Lesens als eines Angebotes zu kultureller Teilhabe. Natürlich bedarf es der Vermittlungs-Instanzen, damit dieses Angebot genutzt werden kann: Familie, aber auch Peergroup und nicht zuletzt die Schule mit ihren planmäßigen Lernarrangements sind die wichtigsten. In ihrenforschungen zur Lesesozialisation betont B. Hurrelmann die Bedeutung unterstützender sozialer Kontexte weshalb sie auch deutschdidaktische Ansätze eher kritisch beurteilt, die wie z. B. offener Unterricht oder individualisiertes Lernen die soziale Interaktion und Kommunikation vernachlässigen. Institutionell gestaltete sich B. Hurrelmanns Weg in die Deutschdidaktik hinein aber weiterhin schwierig. Sie arbeitete als Assistentin an einer Gesamthochschule, wo im Fach Germanistik fast ausschließlich LehrerInnen ausgebildet wurden. Dennoch war auch hier der Status der Sprach- und Literaturdidaktik so unklar, dass als sie ihre Habilitationsschrift, eine empirisch-didaktische Studie zum Literaturunterricht, einreichte erst durch das Wissenschaftsministerium bestätigt werden musste, dass man sich in der Germanistik überhaupt mit einer didaktisch ausgerichteten Arbeit habilitieren konnte. Ihren ersten Ruf auf eine Professur bekam B. Hurrelmann dann aber sehr bald. Er führte sie in die Niederlande, wo die Didaktik und speziell empirische Forschung in diesem Feld schon länger ein viel größeres Ansehen genoss. B. Hurrelmanns Forschungsergebnisse waren z. B. geeignet, die Dominanz des Nacherzählens und moralischen Bewertens im Literaturunterricht zu kritisieren. Aus solchen Einsichten heraus wurden in den 1980er Jahren auch von anderen LiteraturdidaktikerInnen Vorschläge zur kreativen Verarbeitung von Texten bzw. eines handlungsund produktionsorientierten Literaturunterrichts gemacht. 2

Nach der Relevanz der Deutschdidaktik für andere Disziplinen gefragt, stellt B. Hurrelmann fest, dass die Literaturdidaktik ihren Forschungsanspruch nur allmählich ausbauen konnte, um gleichen wissenschaftlichen Standards zu genügen. Ihre eigene Forschungsmotivation habe sich zum einen aus dererkenntnis der ungleichen Chancen der Heranwachsenden im Bildungsprozess gespeist zum anderen aus der Überzeugung von der überragenden Bedeutung gerade (schrift-)sprachlicher Kompetenzen für die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit der Subjekte. Zu diesem Themenfeld konnte sie selbst mit ihren empirischen Studien zur Lesesozialisation und Mediennutzung in der Familie einen Beitrag leisten, wobei sie hier weiteren dringenden Forschungsbedarf sieht. Denn, so Hurrelmann, wir müssen annehmen, dass die moderne Welt mit Digitalität und Multilingualität noch höhere Anforderungen an die Kompetenzentwicklung der Kinder stellt, wobei die Voraussetzungen noch ungleicher verteilt sein könnten, als bisher. Über ihre Bezüge zur Medienwissenschaft hinaus habe die Didaktik disziplinenübergreifende Beiträge geleistet etwa zur Kindheitsforschung, zurhistorischen Leseforschung, zur Bildungssoziologie, zur Entwicklungspsychologie. Ein exemplarisches Beispiel für produktives interdisziplinäres Arbeiten war das schon erwähnte DFG-Schwerpunktprogramm Lesesozialisation in der Mediengesellschaft. Von der Deutschdidaktik kamen hier neben empirischen Teilstudien v. a. text- und literaturtheoretische Beiträge, Beiträge zum Begriff der Lesekompetenz, zum Zusammenhang zwischen Sprache und gesellschaftlicher Handlungsfähigkeit sowie zur Pluralität von Bildungsnormen in der Mediengesellschaft. Aufgrund dieser und anderer Öffnungen zur Interdisziplinarität sieht B. Hurrelmann eine positive Entwicklung und Chance zur institutionellen, inhaltlichen und methodischen Neuaufstellung der Deutschdidaktik. Wünschenswert wäre allerdings eine stärkere Kompetenz in empirischer Unterrichtsforschung, damit das selbstverschuldete Abseits gegenüber der empirischen Bildungsforschung, der Psychologie, der Medienwissenschaft aufgehoben wird aber auch anderen Didaktiken gegenüber, die sich der Empirie längst geöffnet haben. 3

Wird diesem Nachholbedarf Rechnung getragen, so besteht nach Ansicht von B. Hurrelmann keine ernste Gefahr für die Deutschdidaktik, durch Zwänge der Bildungspolitik oder Vorgaben anderer Disziplinen beeinträchtigt zu werden. Nach ihrer Einschätzung hat sich die Didaktik von der stark ideologischen Prägung der 1970er Jahre weitgehend gelöst. Sie hat sich einer eher kulturwissenschaftlichen Orientierung geöffnet, die es zulässt, dass sich die Didaktik als Vermittlungswissenschaft auf hermeneutische Tradition, Diskurstheorie, Dekonstruktivismus etc. bezieht diese aber in eine produktive Spannung bringt zu modernen empirischen Forschungsstandards. B. Hurrelmann sieht die größte inhaltliche Herausforderung für die Deutschdidaktik derzeit darin, die Probleme zu bearbeiten, die sich den Heranwachsenden am unteren Rand des Bildungsspektrums stellen und zwar nicht nur in kognitiver Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf personale Bildung. Vor dem Hintergrund ihrer berufsbiographischen Erfahrungen sieht B. Hurrelmann die Entwicklung der Deutschdidaktik nicht nur in institutioneller, sondern auch in fachlicher Hinsicht durchaus positiv. Anfangs war sie eher Methodik, eine Art Praxislehre, bestimmt durch Brauchtum und Erfahrung. Aber auch als Didaktik ging der Weg über die Erstellung von Lehrmaterial und Lesebüchern über die Entdeckung der Kinder und Jugendliteratur (als ernstzunehmendem Unterrichtsgegenstand) erst allmählich zum Ausbau eines stärker fachlich reflektierten Berufsfeldbezugs, z. B. in der Entwicklung von Unterrichtskonzepten und modellen (bis heute etwa Praxis Deutsch ). Als Forschungsfeld im wissenschaftlichen Sinne konzentrierte sich die Didaktik in jüngerer Zeit mehr und mehr auf Theorien der Vermittlung von sprachlichen/ literarischen Kompetenzen unter Einbezug genereller Einsichten in Sprache, Literatur, Bildung und Lernen. Erheblicher Nachholbedarf, so betont B. Hurrelmann immer wieder, besteht bis heute im Bereich empirischer Forschung, und zwar bezogen auf nahezu alle Teilbereiche des Deutschunterrichts. Dass die nächste Generation von DeutschdidaktikerInnen dies als Herausforderung begreifen wird und bewältigen kann, ist B. Hurrelmann überzeugt. 4

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