Entlohnungssystene und Management von Interessenkonflikten Professor Dr. Mark Wahrenburg Investment Banking Wahrenburg 1 Interessenkonflikt Bank Bankmitarbeiter 1. Unbeobachtbarkeit des Handelns + 2. Interessendivergenz Notwendigkeit der Verhaltenssteuerung durch a) Vorgaben und Überwachung oder b) Anreizsystem / erfolgsabhängige Entlohnung Investment Banking Wahrenburg 2
Anreizsystem Ziel: Interessenkongruenz zwischen Bank und Manager Arbeitseinsatz Risikopräferenz Zeithorizont / Investition in Kundenbeziehungen Kooperativität Innovationsfreudigkeit Investition in spezifisches Humankapital Loyalität Investment Banking Wahrenburg 3 Entlohungssysteme sind nur ein Instrument zur Verhaltenssteuerung Instrumente Beförderungspolitik Grundlohnstaffel Evaluationssystem der Performance Incentive pay Interne Verhaltensregeln Marktwert des Arbeitnehmers am Arbeitsmarkt Kündigungspolitik Unternehmenskultur Kapitalallokation Limitsystem Job Design... Verhalten Arbeitseinsatz Innovation Risikoverhalten Kooperation, Teamorientierung Investitionen in Kundenbeziehungen... Betrug Investment Banking Wahrenburg 4
Kenngrößen zur Performancemessung Individueller Gewinn Risikoadjustierter Gewinn Profit Center Gewinn Gesamtgewinn der Bank Aktienkurs Vorteil Direkt beeinflußbar Risk-Return- Orientierung Teamorientierung Einfache Ermittlung Perfekte Interessenkongruenz Nachteil Berechnungsaufwand, Manipulierbarkeit, Risikoerhöhungsanreiz, geinge Teamorientierung Berechnungsaufwand Geringe Anreizintensität Sehr geringe Anreizintensität Sehr geringe Anreizintensität Investment Banking Wahrenburg 5 Qualitative Leistungskennzahlen: Vor- und Nachteile Pros einfache Implementierung geringe Selbstbindung geringe Manipulationsgefahr nicht meßbare Erfolgskomponenten integrierbar einfach zu ändern Cons geringe Differenzierung (95% gute" Ratings) Zahlen wissen mehr als Menschen (VaR, Komponentenzerlegung des Gewinns) geringe Akzeptanz fehlende Vergleichbarkeit Investment Banking Wahrenburg 6
Risikoteilung zwischen Arbeitnehmer und Investmentbank Agency Theorie: Annahme: Risikoneutraler Prinzipal, risikoscheuer Manager Trade Off: Anreize ( 100% Gewinnbeteiligung) versus optimale Risikoteilung ( 0% Gewinnbeteiligung) Beeinflußbare und unbeeinflußbare Risiken: ~ Bsp: Fondsmanger erzielt Rendite R ~ R DAX Risiko kann bei Prinzipal bleiben Manager sollte X-Risiko tragen X ~ ( Arbeitseinsatz) Lösung: Outperformance als Grundlage zur Bonusberechnung i DAX Investment Banking Wahrenburg 7 Erfolgsabhängige Entlohnung: Risikoerhöhungsanreiz Bonus ~ Call Option Wert der Option steigt bei Erhöhung des Erfolgsrisikos! Bonus Erfolg Investment Banking Wahrenburg 8
Langfristorientierung und Langfristbindung durch Entlohnungssystem Kopplung des Bonus an periodischen Erfolg Anreiz zur kurzfristigen Gewinnerhöhung zulasten des zukünftigen Erfolgs Take the money and run - Strategien Deferred Compensation keine Langfristorientierung, sofern nur Zahlungszeitpunkt verschoben Langfristbindung, sofern Auszahlung an Verbleib geknüpft Aktien / Aktienoptionen Langfristorientierung, sofern Aktienmarkt effizient Langfristbindung bei Beschränkung der Verfügungsrechte Investment Banking Wahrenburg 9 Wie kann Manager an Gewinn und Verlust beteiligt werden? Eigenkapitalanspruch / Partnerschaft Aktienoptionen mit langer Laufzeit Phantom Stocks = synthetische Aktien auf einzelnes Profit Center Problem: Bewertung der Phantom Stocks Deferred Compensation Bonus wird nicht ausgezahlt, sondern befristet einbehalten Spätere Verluste können Bonus wieder aufzehren Ausschüttung nach X Jahren Investment Banking Wahrenburg 10
Umfang und Variabilität der erfolgsabhängigen Entlohnung variieren stark Anteil der erfolgsabhängigen Entlohnung an Gesamtvergütung Managed Funds Investment Banks Führende Universalbbanken 0% 2% 42% 81% 65% 74% Good performer Average performer Poor performer UK/USA Universalbanken 0% 14% 61% Kontinentaleropäische Universalbanken 9% 18% 37% 0% 25% 50% 75% 100% Quelle: AMS-Umfrageergebnisse 1995 Investment Banking Wahrenburg 11 Vielfältige Methoden in der Erfolgsmessung 20% 80% 80% Verwendete Erfolgskennzahlen QUANTITATIVE 60% Key: Investment Banks Führende Universalbanken UK/USA Universalbanken QUALITATIVE 40% 20% 40% 60% 80% TEAM INDIVIDUAL 20% 80% Kontinentaleurop. Universalbanken Quelle: AMS-Umfrageergebnisse 1995 Investment Banking Wahrenburg 12
Hohe Erfolgsboni unausweichlich im War for Talent? Adverse Selection - Story der Arbeitgeberwahl: Bank A High powered incentive scheme Bank B Low powered incentive scheme wählt wählt Produktiver Arbeitnehmer Unproduktiver Arbeitnehmer Notwendige Annahme: Informationsvorsprung über Produktivität Investment Banking Wahrenburg 13 Bankenwettbewerb ist (auch) Wettbewerb der Incentivesysteme Wirkung von Aktienoptionen Kleine Spezialbanken: enger Zusammenhang zwischen Arbeitsleistung des Managers und Wert der Aktienoption Großbank: geringer Zusammenhang Anreize aus Eigentümerstruktur Investmentbanken: teilweise Owner-managed Universalbanken: Separation Management - Aktionäre Market for Corporate Control Drohung der Übernahme -> Verhaltensänderung Sparkassen, Genossenschaften -> keine Übernahmedrohung Investment Banking Wahrenburg 14
Bankübernahmen und EK-Beteiligung von Managern Studie: 84 übernommene / 84 nicht übernommene US-Banken: Einflußfaktoren der Übernahmewahrscheinlichkeit p: Geringer Ertrag (ROA): p steigt Hohe Mgt-Beteiligung: p sinkt Hohe Mgt Turnover-Rate: p sinkt Hohe Mgt Turnover-Rate nach Übernahme Hypothesen: 1. Incentive Hypothese: keine Effizienzsteigerung bei hoher Mgt- Ownership 2. Entrenchment Hyp.: Mger nutzen EK zur Blockade von Übernahmen Quelle: Hadlock et al, JBF 1999, 221 Investment Banking Wahrenburg 15 Organisationsform Partnerschaftssystem Risikoverbund, gegenseitige Überwachung Partner Partner Partner Partner Partner IB als Gruppe von Teams unter einem Markennamen wenig Bürokratie geringe Zentralisierung Investment Banking Wahrenburg 16
Organisationsform Aktiengesellschaft CEO Manager Manager Manager Manager Controlling Erfolgsabhängige Entlohnung Investment Banking Wahrenburg 17 Organisationsmerkmale US- Investment Banken Trad. Universalbanken flache Hierarchie, große Anzahl gleichrangiger Entscheidungsträger Individuelle Verantwortung Flexible Teamstrukturen Gegenseitige Überwachung viele Hierarchieebenen Entscheidung durch Kommittees Starre Abteilungsstruktur (Organigramm) Zentrale Überwachung von oben bzw. durch Stabsabteilung Investment Banking Wahrenburg 18
Compliance und Management von Insiderinformationen Compliance = Handeln in Übereinstimmung mit den geltenden Regeln (Gesetz + interne Anweisungen) 33 Nr. 3 WpHG: Bank muß interne Kontrollverfahren zur Sicherstellung des Insiderhandelsverbotes einrichten Leitsatz: Handeln im Interesse des (der) Kunden Compliance liegt im wohlverstandenen Eigeninteresse einer (langfristig) gewinnmaximierenden Bank Investment Banking Wahrenburg 19 Interessenkonflikte Bank/Manager - Kunde: Beispiele 1. Bank - Kunde Bsp: Bank bereitet M&A-Transaktion vor, Eigenhandel spekuliert auf bevorstehende Kursänderung Bsp: Wie oben, Händler kauft Aktien auf eigene Rechnung Bsp: Kunde erteilt große Kauforder, Eigenhandel kauft vor Ausführung der Großorder (Frontrunning) 2. Bank - Kunde 1 - Kunde 2 Bsp: Deutsche Bank berät Krupp bei Thyssen-Übernahme und hält gleichzeitig Thyssen-Aufsichtsratsmandat Bsp: M&A-Abteilung hat Kenntnis von bevorstehendem Kurssteigerung, Anlageberatung empfiehlt Aktie (wissentlich / unwissentlich) zum Verkauf Investment Banking Wahrenburg 20
Besondere Interessenkonflikte in Universalbank Emission von Wertpapieren zur Rückführung riskanter Kredite Platzierung unverkaufter Wertpapiere in Kundenportfolios Verweigerung einer Wertpapieremission zur Sicherung des Kreditgeschäfts Investment Banking Wahrenburg 21 Klaus Heugel: erste rechtskräftige Verurteilung nach WPHG Heugel, Oberstadtdirektor Köln, OB-Kandidat, AR-Mitglied der Kölner Gas und Elektr.-Werke GEW GWE hält 25% an Felten&Guillaume April 1998: Moeller Holding plant öffentliches Übernahemangebot für F&G, verhandelt im Vorfeld mit GEW 13.6.98: Heugel erfährt von Übernahmeplan 5.-18.8: Heugel kauft 300 F&G-Aktien 26.8.: Öffentliches Übernahmeangebot Oktober: Heugel verkauft mit 14.483,14 DM Gewinn 1999: Rücktritt als OB-Kandidat, CDU gewinnt Wahl Juni 2000: Verurteilung zu 37.500 DM Strafe Investment Banking Wahrenburg 22
Instrumente zum Umgang mit Insiderinformationen Kunden zu Ad-hoc-Veröffentlichung nach WpHG veranlassen Überwachung der Mitarbeiter Prüfung der Kursreaktion nach Eigenhandelsgeschäften Telefonaufzeichnung Chinese Walls: Informationsbarrieren innerhalb der Bank Undurchlässig Durchlässig mit Kommunikationsregeln (Need to Know-Prinzip) Restricted List: kein Geschäft/Research mit/über Unternehmen auf der Liste Beschränkung von Wertpapiergeschäften der Mitarbeiter Einschränkung der Anlageobjekte, Mindesthaltedauer, Offenlegung Investment Banking Wahrenburg 23 Chinese Walls reichen in den USA nicht immer aus Bsp: Slade v. Shearson, Hammill & Co. (1972) Konsortialabteilung von Shearson erhält negative Insiderinformation über Tidal Marine Tidal Marine kann nicht zur Veröffentlichung bewegt werden Eigene Veröffentlichung hätte gegen Kundeninteresse verstoßen Shearson verwendet Chinese Walls zur Vermeidung der Ausnutzung von Insiderinformationen Anlageberater empfiehlt (unwissentlich) Tidal Aktien zum Kauf geschädigte Anleger verklagen Shearson Bundesbezirksgericht: Insiderinformation ist Shearson insgesamt zuzurechnen Empfehlung verstößt gegen Handeln im Kundeninteresse Einführung von Restricted Lists in vielen IB s Investment Banking Wahrenburg 24