Der IDW-Standard S 6: Anforderungen an die Erstellung von Sanierungskonzepten Arbeitskreis für Insolvenzwesen Köln e.v. 02. März 2010 WP/StB Bernhard Steffan
Gliederung der Präsentation Intention des IDW / wesentliche Neuerungen des S 6 Kernanforderungen an das Sanierungskonzept Grundlagen Sanierungsfähigkeit / Krisenstadium Bestandsgefährdung / Verantwortlichkeit Stufenkonzept des IDW Stadiengerechte Bewältigung der Unternehmenskrise 1. Stufe: Sicherung des Unternehmensbestandes Fortführungsprognose 2. Stufe: Erstellung und Umsetzung des Sanierungskonzeptes Schaffen nachhaltiger Rendite- und Wettbewerbsfähigkeit Stufenübergreifende Maßnahmen Analyse des Unternehmens und der Krisenursachen/ Managementqualität Ausrichtung am Leitbild des sanierten Unternehmens Integrierte Sanierungsplanung / Kennzahlen Berichterstattung und zusammenfassende Schlussbemerkung Anforderungen an Sanierungskonzepte und -gutachten in der Rechtsprechung Verlautbarungen des IDW 2
Intention des IDW zum S 6 / Wesentliche Neuerungen Beibehaltung der Grundkonzeption des IDW FAR 1/1991 durch umfassende Überarbeitung jedoch deutlich erhöhter Praxisbezug IDW S 6 soll Standardsetter werden Orientierung am Leitbild des sanierten Unternehmens 2-Stufenkonzept des IDW (modularer Ansatz) Ziel: Kreditentscheidung Banken künftig auch auf Ergebnis Fortführungsprognose möglich? (derzeit teilw. noch Konflikt zu MaRisk?) Der Begriff Sanierungsfähigkeit des Krisenunternehmens wurde neu gefasst Der Begriff integrierter Sanierungsplan ersetzt die Planverprobungsrechnung Ergänzung der integrierten Planung um Kennzahlen Nachhaltige Rendite- und Wettbewerbsfähigkeit sowie Wandlungs- und Adaptionsfähigkeit werden gefordert Regelungen zur Prüfung sind nicht mehr enthalten Muster für zusammenfassende Schlussbemerkungen 3
Kernanforderungen an das Sanierungskonzept Integrierter Unternehmensplan Maßnahmen zur stadiengerechten Bewältigung der Krise Beschreibung Auftragsgegenstand und -umfang Kernanforderungen Darstellung und Ausrichtung am Leitbild des sanierten Unternehmens Darstellung wirtschaftliche Ausgangslage Analyse Krisenstadium und -ursachen 4
Grundlagen (1/4): Sanierungsfähigkeit versus Sanierungswürdigkeit Sanierungsfähigkeit Sanierungs- Würdigkeit (alte Rechtsprechung des BFH) IDW FAR 1/1991 Sanierungsfähigkeit beurteilt durch die Erzielung eines Einnahmeüberschusses Nicht erwähnt IDW S 6 Sanierungsfähig ist ein erwerbswirtschaftliches Unternehmen nur dann, wenn es ergänzend zur positiven Fortführungsprognose ( 252 Abs. 1 Nr. 2 HGB) durch geeignete Maßnahmen nachhaltig sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Renditefähigkeit wieder erlangen kann und es damit nachhaltig fortführungsfähig ist. Dauerhaft schwarze Null ist nicht ausreichend Sanierungswürdigkeit schließt subjektive Wertungselemente aus Sicht eines Stakeholders ein, ob sie aus ihrer individuellen Interessenlage heraus bereit sind, sich an einer Sanierung zu beteiligen. Die Entscheidungen der Stakeholder bilden jedoch den objektiven Rahmen für die möglichen Sanierungsmaßnahmen 5
Grundlagen (2/4) Auftragsinhalt ist abhängig vom Krisenstadium Bedrohungsgrad Handlungsdruck Aufgabenkomplexität Summe der versäumten Gegenmaßnahmen Produkt-und Absatzkrise Stakeholderkrise Strategiekrise Erfolgskrise Liquiditätskrise Insolvenzreife Schwierigkeit der Erkennung 6
Grundlagen (3/4) Bestandsgefährdung des Unternehmens Insolvenzantragsrecht Drohende Überschuldung Bestandsgefährdung Drohende Zahlungsunfähigkeit Überschuldung Zahlungsunfähigkeit Akute Bestandsgefährdung Insolvenzantragspflicht 7
Grundlagen (4/4) Auftragsinhalt und Verantwortlichkeit Abschätzung der Unternehmenslage Abhängigkeit vom Krisenstadium Klare Festlegung des Auftragsgegenstandes Modularer Aufbau nach Krisenstadium und Bedarf Auskunftsrecht/Vollständigkeitserklärung vereinbaren Wer sind Adressaten und welchen Zwecken dient das Arbeitsergebnis? Haftung klären Voraussetzungen Überlassung der Arbeitsergebnisse klären Erstellung ist unvereinbar mit der Tätigkeit als Abschlussprüfer Unproblematisch aber Prüfung des Sanierungskonzeptes 8
Stufenkonzept des IDW: (1/3) Stadiengerechte Bewältigung der Unternehmenskrise 1.Stufe 2.Stufe Einleiten von Sofortmaßnahmen Das jeweilige Krisenstadium bestimmt Inhalte und Maßnahmen Überwindung der Insolvenz Vermeidung der Insolvenz Überwindung der Liquiditätskrise Überwindung der Erfolgskrise Überwindung der Produkt- und Absatzkrise Überwindung der Strategiekrise Überwindung der Stakeholderkrise Nachhaltige Rendite- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens 1. Stufe: Überlebensfähigkeit sichern durch operative/schnellgreifende Sofortmaßnahmen 2. Stufe: Sanierungskonzept erstellen und Umsetzen Nachhaltiger Sanierungserfolg nur zu erreichen, wenn alle vorgelagerten Krisenursachen beseitigt werden Ziel: Wiedergewinnung der Renditeund Wettbewerbsfähigkeit, dabei Ausrichtung am Leitbild des sanierten Unternehmens 9
Stufenkonzept des IDW (2/3) Inhalt der zwei Stufen 1. Stufe: Sicherstellen positive Fortführungsprognose Insolvenzantragsgründe 2. Stufe: Sanierungskonzept erstellen und Umsetzen zur nachhaltigen Rendite- und Wettbewerbsfähigkeit Wandlungs- und Adaptionsfähigkeit des Unternehmens Drohende Überschuldung kurzfristige Sicherung des Unternehmensbestandes Erste Stufe: Maßnahmen zur Sicherung der Fortführungsfähigkeit im Sinne einer positiven Fortführungsprognose nach 252 Abs. 1 Ziff. 2 HGB (Going-Concern) => beinhaltet Prüfung: Zahlungsunfähigkeit, drohende Zahlungsunfähigkeit (Fortbestehensprognose) und (drohende) Überschuldung sowie operative Sofortmaßnahmen zum Unternehmenserhalt Zweite Stufe: Erstellen und Umsetzen eines Sanierungskonzeptes zur nachhaltigen Rendite- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens mit Ausrichtung am Leitbild des sanierten Unternehmens 10
Stufenkonzept des IDW: (3/3) Grenzen für Maßnahmen zwischen den Stufen sind fließend t in Jahren 11 Vertrauen zu Stakeholdern aufbauen Analyse des Unternehmens Sofortmaßnahmen z. Existenzsicherung - Vermeiden Insolvenz - Überwinden Liquiditätskrise Organisatorische Voraussetzungen für nachhaltige Sanierung schaffen I Krisenursachen 0 Feststellen Unternehmenskrise Erstellen u. Umsetzen Fortführungskonzept Ende Fortführungsprognose Weitergehende Analysen (insb. Markt) Kostenstruktur verbessern Leistungssortiment straffen Funktionen / Prozesse bündeln Fokussierung auf Kundenbedarf Verbesserung Absatzmöglichkeiten Produktverbesserung / Neuprodukte Strategische Neuausrichtung I lfd.+1 I 3-5 Umsetzen Sanierungskonzept u. Maßnahmenkontrolle Nachhaltig rendite- u. wettbewerbsfähiges Unternehmen 1. Stufe 2. Stufe
Stufe 1: Zahlungsunfähigkeit vs. Zahlungsstockung Zahlungsunfähigkeit Zahlungsstockung Insolvenzantragspflicht Keine insolvenzrechtlichen Folgen Urteil des BGH vom 24.05.2005 (IX ZR 123/04), bestätigt durch Urteil vom 12.10.2006 (IX ZR 228/03) u.w. Regelt Beweislastverteilung Übernahme/Umsetzung in PS 800 vom 06.03.2009 12
Stufe 1: Zahlungsunfähigkeit, Zahlungsstockung vgl. PS 800 (n. F.), Rz. 20 29 <10 % Liquiditätslücke (F-Status 1) und nicht innerhalb von 3 Wochen zu beseitigen (F-Status 2) >= 10 % In absehbarer Zeit vollständig beseitigt In absehbarer Zeit keine Verschlechterung der Lage, d.h. weiter < 10% Zahlungsunfähigkeit soweit dauerhaft (d.h.> 3 bzw. 6 Mon.: F-Status 3) Absehbar, dass sich die Lage weiter verschlechtert Regelfall Zahlungsfähigkeit Zahlungsunfähigkeit Zahlungsunfähigkeit Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Es ist mit an zu Sicherheit erwarten, dass die Lücke grenzender vollständig Wahrscheinlichkeit oder fast vollständig beseitigt zu erwarten, wird und dass Gläubigern die Lücke ein Abwarten zuzumuten vollständig oder ist. fast vollständig beseitigt wird und Gläubigern ein Abwarten Zahlungsfähigkeit zuzumuten (Frist in ist. Ausnahmefällen 3 bis längstens 6 Monate: F-Status 3) Anforderungen an Wahrscheinlichkeit des Eintritts der Planung nimmt mit Höhe und Dauer der Liquiditätslücke zu! 13
Stufe 1: Fortbestehens- vs. Fortführungsprognose Fortbestehensprognose - Insolvenzrechtlich geprägt - zielt auf Finanzkraft des Unternehmens ab - Vorausschau über Zahlungsfähigkeit des Unternehmens - Planungszeitraum idr. lfd. und nächstes Jahr - Teil der Fortführungsprognose Fortführungsprognose - Going-Concern-Prämisse - handelsrechtlicher Bewertungszweck 252 HGB - kein Entgegenstehen tatsächlicher / rechtlicher Gegebenheiten Bei uneingeschränktem Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers keine substanziellen Zweifel gegen positive Fortbestehensprognose Maßgebend sind alle Erkenntnisse zum Zeitpunkt der Erteilung des Bestätigungsvermerks Praxislösung für das Henne-Ei-Dilemma: Testatsankündigung 14
Stufe 1: Abgrenzung Überschuldungsbegriff. was versteht man unter Überschuldung? Unterbilanz: bilanzielles Reinvermögen deckt das Stammkapital nicht mehr Bilanzielle Überschuldung: EK-Anteile sind durch Verluste aufgezehrt und ein nicht durch EK gedeckter Fehlbetrag ( 268 Abs. 3 HGB) entsteht Rechtliche Überschuldung ( 19 Abs. 2 InsO): bisherige Rechtslage: Vermögen deckt die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr neue Rechtslage: es sei denn, die Fortführung des Unternehmens ist nach den Umständen überwiegend wahrscheinlich. 15
Stufe 1: Der Überschuldungsbegriff im Wandel Neue Rechtslage (FMStG): 19 Abs. 2 InsO: Überschuldung liegt vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt, es sei denn, die Fortführung des Unternehmens ist nach den Umständen überwiegend wahrscheinlich. t 01.01.1999 19.10.2008 u.u. Aufhebung der Befristung (?) 01.01.2014 Konkursordnung (KO) Insolvenzordnung (InsO) Insolvenzordnung i.d.f. des FMStG Insolvenzordnung (InsO) Zweistufiger modifizierter Überschuldungsbegriff (Karsten Schmidt, BGH) Keine Überschuldung bei überwiegend wahrscheinlicher positiver Fortbestehensprognose Überschuldungsstatus nur bei negativer Fortbestehensprognose zu Liquidationswerten erforderlich Fortbestehensprognose bestimmt lediglich Bewertungsansatz des Vermögens im Status Überschuldungsstatus zwingend zur Feststellung der Überschuldung notwendig 16
Stufe 1: Vorgehen Überschuldungsprüfung nach Änderung 19 Abs. 2 InsO durch FMStG Integrierte Finanz-, Ertrags- und Bilanzplanung auf Basis vorläufiges Konzept Fortbestehensprognose (i.d.r. laufendes und nächstes Geschäftsjahr) positiv Keine Überschuldung Befristung der Änderung bis 01.01.2014 negativ Überschuldungsstatus zu Liquidationswerten positives Reinvermögen Ggf. drohende Überschuldung negatives Reinvermögen Überschuldung Klärungsbedarf: ist ein Plan-Status aufzustellen, wenn der Prognosezeitraum - am 31.12.2013 ausläuft bzw. - über den 31.12.2013 hinausgeht? 17
Stufe 1: Inhalte und Sofortmaßnahmen Feststellung der fortgeschrittenen Unternehmenskrise Unterstützung durch externe Fachkräfte Grobanalyse des Unternehmens und des Unternehmensumfeldes Stakeholder, Unternehmensteilbereiche und Märkte Stufe 1 Sicherung des des Unternehmensbestands als 1. Stufe der Sanierung Abwendung Insolvenzantragsgründe, Handlungsspielraum schaffen Sofortmaßnahmen im operativen Bereich Leistungswirtschaftliche Maßnahmen Finanzwirtschaftliche Beiträge Einkauf Personal Produktion/Logistik Kreditinstitute Lieferantengläubiger Vertrieb Finanzen/Controlling Gesellschafter Stufe 2 Voraussetzung für Erstellung und Umsetzung eines nachhaltigen Sanierungskonzeptes 18
Stufe 1: Leistungswirtschaftliche Maßnahmen (1/2) Beispiele für Sofortmaßnahmen im operativen Bereich Einkauf (Verhandlungsposition meistens nicht gut) Nachverhandlung Beschaffungskosten, Lieferbedingungen, Rabatt- und Bonussysteme Erhöhung des Zahlungsziels bzw. des Lieferanten- Kreditrahmens Erlass von Verzugszinsen/Stundung von Lieferantenverbindlichkeiten Vereinbarung von Sonderkonditionen/Zahlungsaufschub, Akzeptanz von Wechseln Weitergabe lieferantenseitiger Rationalisierungserfolge/Verzicht auf Preiserhöhungen Personal Abbau von Überstunden durch bessere Arbeitsaufteilung, Reduzierung Überstundengehälter Flexibilisierung der Arbeitszeit durch Arbeitszeitmodelle bzw. Anpassung der Arbeitszeit Versetzungen und Umsetzungen nach betrieblichem Bedarf und Mitarbeiterqualifikation Festlegung des Urlaubs in Monate mit schwacher Auslastung, ggf. unbezahlter Urlaub Einstellungsstopps zur Ausnutzung der natürlichen Fluktuation Aufhebungsverträge; diese führen allerdings zu kurzfristiger Liquiditätsbelastung durch Abfindungszahlungen Altersteilzeit hält know how im Unternehmen, staatliche Zuschüsse sind möglich Kündigung unter Beteiligung des Betriebsrates und Beachtung der rechtlichen Aspekte 19
Stufe 1: Leistungswirtschaftliche Maßnahmen (2/2) Beispiele für Sofortmaßnahmen im operativen Bereich Produktion/Logistik Niedrigere Umlauf- und Lagerbestände, Verringerung der Durchlaufzeiten, Reichweiten-Analyse Abbau von Zwischenlagern, Optimierung der Produktionslosgrößen, Senken der Transportkosten Just in Time Belieferung bzw. Lagerung beim Lieferanten durchsetzen Instandhaltung, Wartung und Reparatur selbst durchführen bzw. verschieben Für kurzfristige Leerkapazitäten Lohnarbeiten akquirieren Make or buy nach kurzfristigen Liquiditätsgesichtspunkten optimieren Vertrieb Straffung Vertriebsprozess: Kundenkontakt erhöhen und Abläufe vereinfachen Sonderverkäufe hoher Vorratsbestände zur Verflüssigung von Vermögenswerten Spezielle Vertriebsprogramme (Alt-, Neukundengewinnung sowie produktspezifisch) Zielvereinbarungen mit Vertriebsinnen- und Außendienst, straffe Kontrolle der Zielerreichung Liquiditätsorientiertes Anreizsystem (Deckungsbeitragsprovision bei Zahlungseingang) Konzentration auf Projekte mit hoher und kurzfristiger Realisierungschance Finanzen/Controlling Einzahlungen absichern und beschleunigen, Auszahlungen verschieben, Zahlungsziele verkürzen Mit Nachdruck mahnen, ggf. gerichtliche Verfahren anstrengen, Factoring/Inkassobüro einsetzen 20
Stufe 1: Finanzwirtschaftliche Beiträge Beispiele für Sofortmaßnahmen im operativen Bereich Kreditinstitute Weitergewährung von Kreditlinien in der Krise verhandeln Zins- und Tilgungsmoratorien anstreben Gewährung eines Überbrückungskredites verhandeln Gesellschafter Kapitalerhöhung/Einzahlung auf ausstehende Einlagen Gesellschafterdarlehen Lieferantengläubiger Zahlungsaufschub, Moratorium mit Tilgungsplan, (Teil-) Erlass sowie die Umwandlung von Krediten in eine Beteiligung (debt-equity-swap) 21
Stufe 1: Erfolgsfaktoren zur Sicherung des Unternehmensbestandes (auch für Stufe 2) Feststellung der fortgeschrittenen Unternehmenskrise Vertrauensfördernde Kommunikation mit Stakeholdern Schaffen organisatorische Voraussetzungen für Sanierung Stufe 1 Solide Datenbasis aus Grobanalyse Erfolgsfaktoren zur Sicherung des Unternehmensbestandes Externe Managementunterstützung Straffe Umsetzung der Sofortmaßnahmen Stufe 2 Sicherung Liquidität sowie Vermeiden/Abwenden Überschuldung Erstellung und Umsetzung eines nachhaltigen Sanierungskonzeptes 22
Stufe 2: (1/5) Schaffen nachhaltiger Wettbewerbs- und Renditefähigkeit Überwindung der Stakeholderkrise Überwindung der Erfolgskrise nachhaltige Wettbewerbs- und Renditefähigkeit Überwindung der Strategiekrise Überwindung der Produkt- und Absatzkrise 23
Stufe 2: (2/5) Schaffen nachhaltiger Wettbewerbs- und Renditefähigkeit Beispiele zum Überwinden der Erfolgskrise: Ziel: nachhaltige, branchenübliche Umsatzrendite Bezugspreise, Lagerkosten und Ausschussquote senken, Verbrauchsmengen optimieren Leistungssortiment straffen, Fertigungstiefe reduzieren Gleichteile verwenden Bündelung von Funktionen und Prozessen Geschäftsbereiche aufgeben, bündeln bzw. neu in Portfolio aufnehmen Verbesserung Kapazitätsauslastung Senkung bzw. Flexibilisierung der Fixkosten 24
Stufe 2: (3/5) Schaffen nachhaltiger Wettbewerbs- und Renditefähigkeit Beispiele zum Überwinden der Produkt- und Absatzkrise: (lediglich) vorübergehende Krise: Maßnahmen identifizieren, um Schwächephase durchzustehen Absatzbereich: Verbesserung der Absatzmöglichkeiten, z.b.: Sonderaktionen, Rabatte, Werbung Beseitigen der Schwächen im Marketing und Vertrieb Problematik auf Ebene der Leistungserbringung: Produktverbesserungen bzw. Neuprodukte Beseitigen von: Kostennachteilen Qualitäts- und Belieferungsmängeln 25
Stufe 2: (4/5) Schaffen nachhaltiger Wettbewerbs- und Renditefähigkeit Beispiele zum Überwinden der Strategiekrise: Orientierung am Leitbild des sanierten Unternehmens Kundenbedürfnisse verstärkt berücksichtigen Nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit durch Wettbewerbsvorteile sicher stellen Geeignete Ressourcen- sowie Produkt-Markt-Strategien Formulierung und Leben der Unternehmensstrategie Strategieansätze: Kosten-/Preiswettbewerb Qualitäts-/Leistungswettbewerb Wettbewerb um Zeitvorteile ( Responsewettbewerb ) Innovations-/Technologiewettbewerb Wettbewerb um die beste Wertschöpfungsarchitektur (sog. Layer Competition) 26
Stufe 2: (5/5) Schaffen nachhaltiger Wettbewerbs- und Renditefähigkeit Beispiele zum Überwinden der Stakeholderkrise: Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen relevanten Stakeholdern Konsens mit Stakeholdern Gemeinsame Zielstruktur mit Stakeholdern Zeitnahe, offene und vertrauensvolle Kommunikation Einhalten von Vereinbarungen, Zusagen, Covenants etc. Ggf. spezifische Berichterstattung über Sanierungsfortschritte/Stand der Sanierung 27
Stufenübergreifend: Analyse des Unternehmens Basisinformationen über das Unternehmen (intern) Rechtliche und organisatorische Verhältnisse Finanzwirtschaftliche Verhältnisse Leistungswirtschaftliche Verhältnisse Personalwirtschaftliche Verhältnisse Analyse des Umfeldes (extern): Umfeld Branchenentwicklung Beziehungen zu Stakeholdern 28
Stufenübergreifend: Analyse der Krisenursachen Unternehmenskrisen sind i.d.r. Resultat mehrstufiger Ursache-Wirkungs-Ketten mit mehreren zusammenwirkenden, sich verstärkenden oder abschwächenden Ursachen Unterscheidung in externe / interne Krisenursachen sowie Ursachen und Symptomen der Krise: Externe Krisenursachen: Interne Krisenursachen: - Konjunktureinflüsse - Qualitätsprobleme - Steigende Wettbewerbsintensität - operative Defizite in der Leistungserstellung - Marktveränderungen - Managementprobleme Systematische Ursachenanalyse durch Eingrenzung der kritischen Bereiche Krisenursachen der Geschäftsbereiche entsprechend den Krisenstadien analysieren und dokumentieren 29
Stufenübergreifend: Managementqualität Mitglieder der Führungsebenen sind bei der Analyse der Unternehmenslage einzubeziehen: Im Hinblick auf die Beschaffung notwendiger Informationen Auch bezüglich ihrer unternehmerischen und fachlichen Kompetenz Die Einbeziehung der Qualität des Managements in die Lagebeurteilung ist auch für die Entwicklung, Akzeptanz und Durchsetzung geeigneter Sanierungsmaßnahmen bedeutsam Erfolgsaussicht der Sanierung wird maßgeblich durch die Überzeugungskraft des Sanierungskonzeptes sowie die Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit der handelnden Personen bestimmt Unterstützung des Managements durch kompetente Fachkräfte wie sanierungserfahrene Wirtschaftsprüfer, Sanierungs-/Restrukturierungsberater und Rechtsanwälte u.u. sinnvoll 30
Stufenübergreifend: Ausrichtung am Leitbild des sanierten Unternehmens Unternehmensumfeld Unternehmen damals (gesund) Unternehmensumfeld Leitbild des sanierten Unternehmens Krisenursachen Unternehmensumfeld Unternehmen heute (Krise) 2. Erarbeitung und Umsetzung des Sanierungskonzepts 1. Sofortmaßnahmen zur Existenzsicherung Ursachenanalyse Analyse und Sofortmaßnahmen Rückschau Analyse und Mittel- / Langfristmaßnahmen Planung t 31
Stufenübergreifend: Integrierte Fortführungs-/Sanierungsplanung Ausgehend von betrieblichen Teilplänen (Absatzplanung, Investitionsplanung, Personalkostenplanung etc.) Plan-Gewinn- und Verlustrechnung Finanzplan Plan-Bilanz (monatlich, quartalsweise, halbjährlich, jährlich) Rechnerische Verprobung mit geeigneten Kennzahlen Darstellung der Problem- und Verlustbereiche Darstellung Restrukturierungserfordernisse und Maßnahmeneffekte Kritische Prämissen hervorheben 32
Stufenübergreifend: Kennzahlen zur Ergänzung der Integrierten Planung Verwendung von Kennzahlen, die das Urteil der Fortführungs-/Sanierungsfähigkeit stützen. In Betracht kommen: Liquiditätskennzahlen, insbesondere: Liquiditätsgrade I bis III Cashflow in % vom Umsatz Schuldentilgungsdauer in Jahren Kapitaldienstdeckungsfähigkeit -DebtService Coverage Ertragskennzahlen, insbesondere: Gesamtkapital-, Eigenkapital-, und Umsatzrentabilität Material-/Fremdleistungsquote Personalaufwandsquote EBITDA in % vom Umsatz Vermögenskennzahlen, insbesondere: Eigenmittelquote Verschuldungsgrad Anlagendeckung Working Capital Debitoren- und Kreditorenlaufzeit sowie Vorratsreichweite in Tagen 33
Berichterstattung und zusammenfassende Schlussbemerkung Gliederung und Inhalt der Berichterstattung abhängig vom Auftragsumfang Berichterstattung gem. vorgegebener Inhalte IDW S 6 Beurteilung Sanierungsfähigkeit/Eingehen auf kritische Faktoren und Annahmen (Chancen und Risiken) Schlussbericht soll nur zusammen mit Erstellungsbericht an Dritte weitergeben werden Einschränkung Schlussbemerkung wenn nur Teilbereiche Auftragsgegenstand Muster für zusammenfassende Schlussbemerkung mit positiver Gesamtaussage im IDW S 6 enthalten: (Auszug IDW S 6) Nach meiner/unserer Auffassung ist das Unternehmen unter den im Konzept genannten Bedingungen sanierungsfähig. 34
Anforderungen an Sanierungskonzepte und -gutachten in der Rechtsprechung (1/3) Allgemeine Feststellungen: IDW S 6 geht über die (bisherige) BGH-Rechtsprechung hinaus Gerichte stützen sich zunehmend auf IDW-Verlautbarungen Es ist damit zu rechnen, dass IDW S 6 zum Benchmark wird Beispiele aus der Rechtsprechung: Urteil BGH, 12.11.1992 (Az.: IX ZR 236/91) Urteilsfall zur Benachteiligungsabsicht bei einer Rechtshandlung im Zshg. mit dem Sanierungskonzept ( 31 KO Nr. 1) Enthaltene Anforderungen an Sanierungskonzepte - Schlüssiges und erfolgversprechendes Sanierungskonzept, nach Möglichkeit bereits Umsetzung der Maßnahmen. - Ernsthafte und begründete Erfolgsaussichten - Rettung des Unternehmens steht im Vordergrund - Positive Prognose erscheint vertretbar und nachvollziehbar 35
Anforderungen an Sanierungskonzepte und -gutachten in der Rechtsprechung (2/3) Urteil BGH, 4.12.1997 (Az.: IX ZR 47/97) Urteilsfall zur Gläubigerbenachteiligung ( 31 KO Nr. 1) BGH, 03.12.1998 (Az.: IX ZR 313/97) Urteilsfall zur inkongruenten Deckung bei der Verstärkung von Sicherheiten ( 30,31,37 KO, 10 GesO) BGH, 6.12.2007 (Az.: IX ZR 113/06) Urteilsfall zur Anfechtung Bargeschäft ( 142 InsO) Enthaltene Anforderungen an Sanierungskonzepte - Schlüssiges Sanierungskonzept, das von erkannten und erkennbaren tatsächlichen Gegebenheiten ausgeht. -Keine offensichtliche Undurchführbarkeit - Unvoreingenommener, brachenkundiger Fachmann (muss nicht unbeteiligt sein!) -Analyse: -der wirtschaftlichen Lage im Branchenkontext -der Krisenursachen -der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage - Anforderungen gelten grundsätzlich auch für die Sanierung kleinerer Unternehmen - Anhaltspunkt für die Abwendung der Insolvenz infolge der Sanierungsbemühungen kann ein objektiv sachgerecht angelegter Sanierungsversuch sein. - Nachweis des praktischen Nutzens des Konzeptpapiers zum Insolvenzplan 36
Anforderungen an Sanierungskonzepte und -gutachten in der Rechtsprechung (3/3) Urteil OLG Köln, 24.9.2009 (Az.: 18 U 134/05) Urteilsfall zu Eigenkapitalersatz und Sanierungsprivileg ( 32 a GmbHG) Enthaltene Anforderungen an Sanierungskonzepte -FAR 1/1991 -> Prüfpunkte stellen Zusammenfassung einleuchtender Vernunfterwägungen dar, welche bei jeder Sanierung angestellt werden müssen (-> Benchmark). - Zusammenstellung von Power-Point Präsentationen mit allgemein gehaltenen Ansätzen für die Erörterung von Sanierungsplänen nicht ausreichend - Vorgelegte Sanierungskonzepte nicht verwertbar, da: -Keine bzw. mangelnde Beschreibung der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen - Fehlende Krisenursachenanalyse, mangelnde SWOT-Analyse -Keine Herausarbeitung des Leitbilds des sanierten Unternehmens bzw. der Erfolgspotenziale - Prämissen der Planverprobungsrechnung nicht erkennbar -Keine Erläuterungen des Mengengerüsts Plausibilität der Annahmen und Maßnahmen sowie Folgerichtigkeit können nicht beurteilt werden Maßnahmen können nicht beurteilt werden - Sanierungsmaßnahmen zu schematisch und global definiert, kein konkreter Unternehmensbezug - Fehlende zeitliche Vorgaben bzgl. Umsetzung -Keine detaillierte Planungsrechnung, Plan-Bilanz und fehlende Szenariorechnungen 37
Verlautbarungen des IDW Juni 2008: Verabschiedung folgender IDW Rechnungslegungshinweise: IDW RH HFA 1.010: Bestandsaufnahme im Insolvenzverfahren IDW RH HFA 1.011: Insolvenzspezifische Rechnungslegung im Insolvenzverfahren IDW RH HFA 1.012: Externe (handelsrechtliche) Rechnungslegung im Insolvenzverfahren März 2009: Neufassung IDW PS 800: Beurteilung eingetretener oder drohender Zahlungsunfähigkeit bei Unternehmen Frühjahr 2009: Diskussion IDW ES 6 mit Vertretern BaFin und evtl. Vertretern des Bankenverbandes Frühjahr 2009: Veröffentlichung einer Reihe von Begleitaufsätzen zum ES 6 in einem Sonderheft des IDW September 2009: Verabschiedung IDW S 6 Parallele Überarbeitung IDW FAR 1/1996: Überschuldungsprüfung bei Unternehmen Aktuell: Beginn Projekt Anforderungen an Fortführungsprognosen 38
Bernhard Steffan Prüfung und Steuerberatung Internationale Rechungslegung Due Diligence Wirtschaftsprüfer Steuerberater E-Mail bernhard.steffan@ebnerstolz.de Tel. +49 711 2049-1178 Fax +49 711 2049-1180 Unternehmensbewertung Unternehmenssanierung Umfangreiche Mitwirkung in anerkannten Fachgremien des Berufsstandes 39
Standorte im Überblick Berlin Chausseestraße 128/129 10115 Berlin Telefon +49 30 283992-0 Telefax +49 30 2807902 mail-berlin@ebnerstolz.de Hamburg Admiralitätstraße 10 20459 Hamburg Telefon +49 40 37097-400 Telefax +49 40 37097-299 mail-hamburg@ebnerstolz.de Köln Gereonstraße 43/65 50670 Köln Telefon +49 221 20643-0 Telefax +49 221 20643-10 mail-koeln@ebnerstolz.de Reutlingen Kaiserstraße 88/1 72764 Reutlingen Telefon +49 7121 9489-0 Telefax +49 7121 9489-89 mail-reutlingen@ebnerstolz.de Bonn Portlandweg 1 53227 Bonn Telefon +49 228 85029-0 Telefax +49 228 85029-10 mail-bonn@ebnerstolz.de Hannover Karl-Wiechert-Allee 1d 30625 Hannover Telefon +49 511 936227-0 Telefax +49 511 936227-30 mail-hannover@ebnerstolz.de Leipzig Wurzner Straße 154a 04318 Leipzig Telefon +49 341 24443-0 Telefax +49 341 24443-11 mail-leipzig@ebnerstolz.de Solingen Konrad-Adenauer-Straße 72-74 42651 Solingen Telefon +49 212 2520-60 Telefax +49 212 2520-670 mail-solingen@ebnerstolz.de Düsseldorf Königsallee 64 40212 Düsseldorf Telefon +49 211 9219-70 Telefax +49 211 9219-798 mail-duesseldorf@ebnerstolz.de Kiel Küterstraße 14-18 24103 Kiel Telefon +49 431 696799-0 Telefax +49 431 696799-49 mail-kiel@ebnerstolz.de München Arnulfstraße 27 80335 München Telefon +49 89 549018-0 Telefax +49 89 549018-241 mail-muenchen@ebnerstolz.de Stuttgart Kronenstraße 30 70174 Stuttgart Telefon +49 711 2049-0 Telefax +49 711 2049-1333 mail-stuttgart@ebnerstolz.de Frankfurt Bockenheimer Landstraße 107 60325 Frankfurt a. M. Telefon +49 69 7104883-0 Telefax +49 69 7104883-5 mail-frankfurt@ebnerstolz.de 40