Internationale Agrarforschung. Vorlesung Teil 2. Nationale und internationale Entwicklungsinstitutionen. Bretton Woods Institutionen



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Transkript:

Vorlesung Teil 2 Internationale Agrarforschung Nr. - 1 2 3 4 5 6 Datum 06.04. 13.04. 20.04. 27.04. 04.05. 11.05. 18.05. Vorlesungsthema - Einführung in Entwicklungsforschung, Nachhaltigkeit und Messkonzepte Nichtentwicklung, Tragfähigkeit, Wirtschaftsstadien Struktureller Wandel und Zweisektormodelle Ernährungssicherheit, Verfügungsrechte, Armut Kritische-Dreieck-Situationen, Innovation Neue ländliche Entwicklungsstrategien Nationale und internationale Entwicklungsinstitutionen Bretton Woods Institutionen Bilateral BMZ GTZ KfW DEG DED LLCE USAID CIDA... Multilateral World Bank Regionale Entwicklungsbanken (AsDB, AfDB, IADB) EIB IFAD Arab Fund for Development Regierungsinstitutionen Nicht-Regierungsorganisationen National DW Misereor Brot für die Welt... Multilateral Euroaid OXFAM CARE... 3 IMF International Monetary Fund (Internationaler Währungsfonds) Stabilität der Weltwirtschaft Makroökonomische Faktoren: Haushaltsdefizit, Geldpolitik, Inflation, Außenhandel, Auslandsverschuldung World Bank Group (Weltbank) IBRD International Bank for Reconstruction and Development IDA International Development Association IFC International Finance Cooperation Wiederaufbau, Entwicklung, Armutsbekämpfung Strukturprobleme: Verwendung der Staatsausgaben, Finanzinstitutionen, Arbeitsmärkte, Außenhandelspolitik ITO International Trade Organization (nicht etabliert) stattdessen: GATT (1948), WTO (1996) Stiglitz (2002): Schatten der Globalisierung 1

Stimmenverteilung in IWF und Weltbank World Bank Group #1 International Monetary Fund 183 member countries 20 IC: 61,9%, 163 LDCs: 38,1% Other LDCs 32,2% China 2,4% SSA 3,6% other 15 IC 21,9% USA 18,3% GB 5,1% D 5,7% F 5,1% Japan 5,7% Worldbank (1998) 181 member countries 20 IC: 56,8%, 161 LDCs: 43,2% Other LDCs 35,7% China 3,1% SSA 4,3% other 15 IC 18,7% USA 17,1% Japan 6,5% GB 4,8% D 5,0% F 4,8% IBRD (1946): International Bank for Reconstruction and Development 181 Mitgliedsstaaten, die gleichzeitig auch Mitglied im IWF sind Kreditvergabe an Länder mit minimalem Pro-Kopf-Einkommen von 5.435 US$ 182 Mrd. US$ Eigenkapital, 1 Mrd. US$ Gewinn IDA (1960): International Development Agency 159 Mitgliedsstaaten, zinslose Kredite für 35-40 Jahre an Mitgliedstaaten mit maximalem Pro-Kopfeinkommen von 785 US$ IBRD/IDA vergeben zusätzlich zu Krediten technische Unterstützung, Konsultation, Partnerschaft mit Entwicklungsagenturen, NGOs und interessierten Privatpersonen. World Bank Group #2 IFC (1956): International Finance Corporation 173 Mitgliedstaaten Zinsfreies Kapital (ko-finanziert), Personal und technische Unterstützung für Privatunternehmen in Entwicklungsländern ohne Garantien von Regierungen MIGA (1988): Multilateral Insurance and Guaranty Agency 141 Mitgliedstaaten Konsultationen für Förderung von Direktinvestitionen und Garantien für nichtkommerzielle Risiken ICSID (1996): International Center for Settlement of Investment Disputes 129 Mitgliedstaaten Vermittlung bei Streitfällen zwischen Unternehmen und Regierungen in Entwicklungsländern Joseph Stiglitz, Nobelpreis für Ökonomie 2001 Kernthese: Politik des IWF seit den 80er Jahren ist Haupthindernis auf dem Weg zu Wohlstand und Entwicklung Marktradikale Ideologie des IWF verschärft die globale Kluft zwischen Reich und Arm Die Schatten der Globalisierung 2

Kritik an Stiglitz Rückschau nur auf die letzten 15 Jahre, grundlegende Transformation der Weltwirtschaft nach Aufgabe der festen Wechselkurse nicht erfasst In Aufzählung von Sünden fehlen Weltbank und WTO Theoretische Grundlagen basieren auf Keynes ohne grundlegende Anpassung an veränderte, globale Wirtschaft Zwischenbilanz in Bezug auf Landwirtschaft Bisherige ländliche Entwicklungsstrategie der Weltbank bietet solide intellektuelle Grundlage, hat jedoch nicht zu den gewünschten Aktionen geführt: Gesamt-Kreditvergabe und Zahl der geförderten Projekte nimmt ab (historisch niedrigster Wert in 2000) Qualität und Nachhaltigkeit nicht befriedigend Geringer Fokus auf ländliche Armut Nur geringe Integration mit anderen Sektoraktivitäten der Weltbank im ländlichen Raum Geringe Beteiligung und Teilhabe der ländlichen Armen im Planungsprozess der Weltbank Quelle: Thompson, 2002 Theorien und Strategien der Entwicklung #2 Seit Gründung der Bretton Woods Institutionen schlägt das Pendel zwischen zwei Extremen aus: 1. Trickle-Down Wachstumsfreundlicher Rahmen Liberalisierung der Märkte Wirtschaftswachstum schafft Arbeitsplätze und höhere Einkommen 2. Pro-Poor Growth Direkte Maßnahmen zur Armutsbekämpfung Umfangreiche öffentliche Investitionen Breites und nachhaltiges Wachstum Rolle der Agrarwirtschaft Auch hier schlägt das Pendel zwischen zwei Extrempositionen aus: 1. Agrar-Optimisten Besonderheiten der Landwirtschaft Motor der wirtschaftlichen Entwicklung Höchste Wirkung in Armutsbekämpfung 2. Agrar-Skeptiker Landwirtschaft bremst Wachstumskräfte Industrieller Sektor wesentlich dynamischer und damit höheres Wachstum und Armutsreduzierung 3

Ökonomische Transformation einer Volkswirtschaft 1. Anteil der Agrarwirtschaft an Sozialprodukt und Bedeutung für nationales Wachstum sinkt 2. Arbeitskräfte müssen schnell genug außerhalb des Agrarsektors absorbiert werden 3. Produktivität im Agrarsektors steigt Erfordert Investitionen in Agrarwirtschaft, Strukturwandel sowie Migration von Arbeitskräften in andere Sektoren Labour Productivity ($ per ag. worker) 3000 2500 2000 1500 1000 500 Faktorproduktivität in der Landwirtschaft (1961-1997) 0 0 200 400 600 Land Productivity ($ per ha) Tropical LAC Tropical SSA Tropical SAsia Tropical SEAsia Mit Dank an Stan Wood (IFPRI) Problemlage speziell in Afrika Bedingungen für umfassendes ldw. Wachstum und Armutsreduzierung nicht erfüllt Ldw. Faktorproduktivität zu niedrig Abwärtsspirale zunehmende Armut und Unsicherheit der Ernährung Revitalisierung der Agrarwirtschaft schwierig Fehlende Infrastruktur, schwache Institutionen Niedrige Weltmarktpreise Hohes Bevölkerungswachstum Allg. Skepsis bezüglich Rolle der Landwirtschaft Landwirtschaft im Zeitalter der Globalisierung? Argumentation der Optimisten #1 Strategie des agrarwirtschaftlichen Wachstums kann erfolgreich sein, wenn: 1. Technologischer Fortschritt Preise sinken und Einkommen steigen 2. Adäquate Anreize Preisverhältnisse unverzerrt 3. Breitenwirksames Wachstum Zunehmende Kaufkraft für Viele Zugang zu Boden, Inputs, Kredit und Märkten Hazell/Diao (2005) Hazell/Ramasamy (1991), Ruttan (1997), Hazell/Diao (2005) 4

Argumentation der Optimisten #2 sowie die folgenden Bedingungen erfüllt sind: 1. Öffentliche Investitionen für ländliche Infrastruktur Wachstumsschub für nichtlandwirtschaftlichen, ländlichen Sektor 2. Schrittweise Liberalisierung von Märkten und Außenhandel Opportunitäten für Agrarwirtschaft und Industrie Vermeidung von ldw. Überproduktion Hazell/Ramasamy (1991), Ruttan (1997), Hazell/Diao (2005) Argumentation der Skeptiker und Erwiderung #1 1. Nahrungsmittel auf Weltmärkten verfügbar, besser direkt zu Industrialisierung Handelsliberalisierung zwei-schneidiges Schwert Industrieller Sektor in Afrika zu schwach, Wachstumsraten müssten unrealistisch hoch sein Weltmarktpreise niedrig, aber Transportkosten hoch 2. Landwirtschaft ist irrelevant für die Armen Wachstumsmotor in LIC sind Tradables, Nachfrage nach Non-Tradables hängt von heimischen Einkommen ab, dies wiederum von Output an Tradables Übrige Sektoren nicht entwickelt genug, um Rolle der Ldw. zu übernehmen IFPRI (2005): Future of Small Farms Argumentation der Skeptiker und Erwiderung #2 3. Kleinbetriebe nicht überlebensfähig unter Globalisierung Problem weniger mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, sondern ungleiche Wettbewerbsbedingungen 4. Statt Grundnahrungsmittel, hochwertige Agrargüter Größtes Marktpotential in SSA weiterhin bei Grundnahrungsmitteln Grundnahrungsmittel & Viehhaltung größte Breitenwirkung bei Armutsreduzierung 5. Weniger Staat, mehr Privatsektor Richtige Schlussfolgerung aus Entwicklung in Asien? Markt- und institutionelles Versagen wahrscheinlich Wachstums-Armuts- Elastizitäten Ergebnisse aus ökonometrischen Studien: Anteil der Landwirtschaft an Wachstum und Armutsreduzierung größer als Anteil an Sozialprodukt Afrika: 10% Zunahme der ldw. Produktivität verbunden mit 7,2% Abnahme der Armut Indien: 10% Zunahme der ldw. Produktivität verbunden mit 4% (kurzfr.) bzw. 12% (langfr.) Abnahme der Armut IFPRI (2005): Future of Small Farms Valdéz/Foster (2005), Von Braun et al. (2005) 5

Entwicklungsziele der UN Millennium Declaration der Vereinten Nationen von September 2000: 189 Mitgliedsstaaten, Rückblick auf 1990 und Vorausschau auf 2015 25 Jahre um grundlegende Verbesserungen für die Lebensumstände der Menschen weltweit umzusetzen Entwicklungsfortschritte nur sehr langsam, wesentlich stärkere Anstrengungen notwendig Konkrete Zielvereinbarungen und Indikatoren UN Millennium Project mit verschiedenen Arbeitsgruppen zur Überwachung 6

Zwischenstand #1 Dramatische Abwärtsspirale in Afrika südlich der Sahara AIDS/HIV, Malaria, weniger Nahrungsmittel pro Kopf Degradierung von natürlichen Ressourcen Klimawandel könnte Ernährungslage weiter verschlechtern Verbreitung wasserbürtiger Krankheiten Zunahme von Naturkatastrophen Weiter abnehmende Niederschlagsmengen Sachs Report, UN Millennium Project 2005 Zwischenstand #2 Weltweit wesentlich stärkere Anstrengungen bis 2015 erforderlich Reduktion der Müttersterblichkeit Bewahrung natürlicher Ressourcenbestände Vereinbartes Frühziel Geschlechterparität bei Primär- und Sekundärschulbildung wurde verfehlt Bis 2005 in vielen Ländern nicht erreicht Sachs Report, UN Millennium Project 2005 Zusammenfassung des Sachs-Report (2005) 10 Empfehlungen für die Erreichung der MDGs, u.a: Regierungen in EL sowie Internationale Organisationen sollen ihre Strategien besser mit MDGs abstimmen Massive Investitionen in Bildung und Infrastruktur (Transport, Energie, Wasser) Unterstützung für arme, gut geführte Länder ( Fast-Track ) Sofortige Maßnahmen für Armutsreduzierung ( Quick Wins ), Aufbau von Expertise und Kapazitäten auf kommunaler Ebene IL sollen Entwicklungshilfe erhöhen, Schulden erlassen und Märkte für Exporte aus EL öffnen Investitionspolitik-Cluster ( Best-Practice ), u.a. für Ländliche Entwicklung Urbane Entwicklung Gesundheits- und Bildungssysteme Direkte Armutsreduzierung, Produktive Potenziale armer Bevölkerungsgruppen, Dynamische Sektoren Kostenabschätzung (Simulationsexperimente) Erweiterung eines globalen, partialanalytischen Agrarhandels-Modells um Wasserverfügbarkeit Unterernährung von Kindern Funktion von Nahrungsmittelverfügbarkeit sowie Gesundheit-Bildung-Status der Mütter IMPACT-WATER (IFPRI) 7

Simulationsergebnisse von IMPACT-WATER Baseline-Szenario ( Business as usual ) führt in den meisten Regionen zur Zielverfehlung von MDG #1 MDG-Szenario (Zunahme der Investitionen um 161 Mrd. US$ bis 2015) bringt annähernd Zielerreichung MDG-Szenario wäre mit zusätzlichen jährlichen Investitionsausgaben von ca. 16 Mrd. US$ finanzierbar MDG-Prozess: von Zielen zu Ergebnissen 1. Setzung neuer Ziele 2. Politische Deklarationen 3. Politikinitiativen 4. Politikimplementierung, Investitionen 5. Ergebnisse bzw. Wirkungen auf lokaler Ebene Von Braun et al. (2005), Rosegrant et al. (2005) Von Braun et al. (2005) Stand des MDG-Prozesses Afrikahilfe in Gleneagles Verschiedene Politikinitiativen 01/2005: Bericht des UN Millennium Projekts (Sachs- Report) 06/2005: G8-Gipfel Gleneagles 09/2005: Millennium+5 Gipfel 12/2005: EU Strategy for Africa 01/2006: Runde 1 des African Peer Review Mechanism 02/2006: Weltbank Africa Catalytic Growth Fund 06/2007: G8-Gipfel Heiligendamm Aufgreifen des 0,7% Ziels für Entwicklungshilfe Resolution der UN Generalversammlung in 1970 Schrittweise Anheben der Entwicklungshilfe bis 2015, u.a. beschlossen von EU-15 Ausreichend finanzielle Mittel zur Erreichung der MDGs bereitstellen [Mrd. US$] Zugesagte Erhöhung bis 2010 Erfolgte Erhöhung bisher Nötig wären gewesen Geplante Erhöhung in 2007 Nötig zum Aufholen wären G8 Dtld. 25,0 3,5 2,3 0,043 5,4 1,7 2,3? 6,2 0,860 Quelle: DATA Report 2007 8

Aufgaben für die Agrarforschung Mehr Überzeugungsarbeit notwendig: Landwirtschaft und ländliche Entwicklung bisher nur geringe Priorität Kein Wundermittel suchen, sondern breite Forschung speziell für neue Grüne Revolution speziell in Afrika Besseres Verständnis der Verbindungen heute zwischen Wachstum in Landwirtschaft und anderen Sektoren Analyse der politischen Prozesse, Vorschläge zur Implementierung von Politikstrategien Institutionelle Innovationen zur öffentlichen Bereitstellung von Dienstleistungen und Marketing in Landwirtschaft Management von Wasserressourcen, erneuerbare Energien, Anpassungsstrategien Klimawandel Gesellschaftliche Relevanz der Agrarwissenschaften Denkschrift der DFG Gesellschaftliche Relevanz der Agrarforschung unverändert hoch Multifunktionalität der Landwirtschaft erweitert das Aufgabengebiet Problemorientierte, multidisziplinäre Systemwissenschaft Literatur Brandes, W., Recke G., Berger, T. (1997): Produktions- und Umweltökonomik traditionelle und moderne Konzepte. Ulmer, Stuttgart (Kapitel 19). Gablers Wirtschaftslexikon: Entwicklungstheorie und Wachstum. Wiesbaden. Hayami, Y. (1998): Development economics: from the poverty to the wealth of nations. Oxford, Clarendon. Ingham, B. (1995): Economics and development. London [u.a.] : McGraw-Hill. Meier, G. M. (1995): Leading issues in economic development. 6th ed., New York (u.a.) : Oxford Univ. Press. Nohlen, D., Nuscheler, F. (Hg, 1995): Handbuch der Dritten Welt. 3. Aufl. (S. 55 110). Stiglitz, J. (2002): Die Schatten der Globalisierung. Goldmann. Todaro, M. P. (1994): Economic development in the third world. 6th ed. Reading [u.a.] : Addison-Wesley. Wagner, H. (1997): Wachstum und Entwicklung: Theorie der Entwicklungspolitik. 2. erweiterte Auflage. München [u.a.] : Oldenbourg (Kapitel 2). 9