Diplomierte Erwachsenenbildnerin HF Diplomierter Erwachsenenbildner HF



Ähnliche Dokumente
für den einjährigen modularen oder kompakten Bildungsgang zum eidg. anerkannten Abschluss «eidg. Fachausweis Ausbilderin, Ausbilder»

Wegleitung zur Erlangung des eidgenössischen Fachausweises gültig für das Kompaktmodul BW 04/05, Teil 1 Lernveranstaltungen für Erwachsene konzipieren

Modul 1 mit SVEB-Zertifikat Kursleiterin, Kursleiter Lernveranstaltungen mit Erwachsenen durchführen

Ausbilden in der Erwachsenenund Berufsbildung

Ausbildungen für Ausbildende Eidg. Fachausweis Ausbildner/in

Modulbeschreibungen. Module. Erlass. Den Unterrichts-, den Ausbildungsalltag planen, Den lehrberuflichen Alltag im institutionellen Kontext

Dipl. Berufsfachschullehrerin, Dipl. Berufsfachschullehrer Berufskunde im Nebenberuf mit SVEB-Zertifikat

Lehrgang Praxisausbildung

Validierung und Anerkennung von Bildungsleistungen. Reto Trachsel, 5. Dezember 2014

4. Plattformtagung, AdA-Baukastensystem 29. Juni 2011

Diplomierte Erwachsenenbildnerin HF Diplomierter Erwachsenenbildner HF

Ausbildung der Ausbildenden

International verständliche Titel für. die höhere Berufsbildung

Überblick: Einführung und betriebliche Umsetzung der Weiterbildung zu Prozess- oder Applikationsexperten in der Produktionstechnologie

Anhang 2: Kursprogramm für die schulisch organisierte Grundbildung

Curriculare Grundlagen für eine Weiterbildung im Bereich Eingangsstufe

Fachausweis Ausbilder/in

LERNVERANSTALTUNGEN MIT ERWACHSENEN DURCHFÜHREN SVEB-ZERTIFIKAT (STUFE 1)

Anrechnung von Bildungsleistungen und Berufsabschluss für Erwachsene. Reto Trachsel, 15. Juni 2015

MAS in Adult and Professional Education

Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.v. Fünf-Punkte-Plan Lebenslanges Lernen Eine Initiative der Fachgruppe Aus- und Weiterbildung

Praxisausbilderin/Praxisausbilder mit SVEB-Zertifikat Zentrum für berufliche Weiterbildung

Weiterbildung im Prozess der Arbeit - Chancen und Grenzen für eine nachhaltige Kompetenzentwicklung

Zertifikatsstudiengang für nebenberufliche Lehrerinnen und Lehrer der Höheren Fachschulen (ZHF)

Das Rahmenprofil Dr. André Schläfli, SVEB Raffaella Pepe, AkDaF Raimund Scheck, machbar GmbH

Kompetenzprofil der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW: Stufe Master

Arten und Formen der Weiterbildung

Aufnahmereglement. Z-INA Höhere Fachschule Intensiv-, Notfall- und Anästhesiepflege Zürich

Validierung von erwachsenenpädagogischen Kompetenzen in der Schweiz

Durchlässigkeit im Bildungssystem und Anerkennung von Lernleistungen

Aufnahmereglement Mitgliedschaften SGfB

Richtlinien über das Betriebskonzept für Einrichtungen der Heimpflege für Kinder und Jugendliche

CAS Bilingualer Unterricht in der Berufsbildung

Auswertung der ibbf-frühjahrs- Befragung 2015

Anerkennung von Informatik-Zertifikaten im Lernbereich IKA

Polyvalenter Bachelor Lehramt Bildungswissenschaften

Höhere Fachschule für Wirtschaft HFW BL. Dipl. Betriebswirtschafter/in HF. Reglement über die Zulassung und die Anforderung an die Berufstätigkeit

Modulhandbuch für das Fach Englisch im Masterstudium für das Lehramt an Grundschulen Titel des Moduls Fachwissenschaft Kennnummer.

I. Allgemeine Informationen zum Teilmodul 1.9 Inhalte berufsfeldspezifisch aufarbeiten

Übersicht über die Praxisphasen

Anhang V zur Weiterbildungsordnung SSO

Leitfaden Qualifikation von Lehrpersonen für Fächer der Berufsmaturität

Empfehlungen der Landesgruppe Baden-Württemberg der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium, Oktober 2010

SOB Systemische Train the Trainer-Qualifizierung: Grundlagen systemischer Erwachsenenbildung

Berufspädagogisch-fachdidaktisches Studium ECTS 60. Fachdidaktik 18. Bereichsdidaktik Gesellschaft III (Identität und Sozialisation, Ethik) 3

Unser Leitbild Neue Gesellschaft Niederrhein e.v./ Bildungswerk Stenden

vom 9. Mai 2007 (Stand 1. Januar 2009)

Jugendförderungswerk Mönchengladbach e.v.

LEHRGANGSKONZEPT SVEB 1 - ZERTIFIKAT Lernveranstaltungen mit Erwachsenen durchführen

WISSEN ERLEBEN LEITBILD DER FACHSCHULE FÜR HAUSWIRTSCHAFT UND ERNÄHRUNG NEUMARKT

HFSV-relevante Elemente in der Leistungsvereinbarung Höhere Fachschulen (Stand nach der Projektgruppensitzung vom )

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Beratung. Um die spezifischen Bedürfnisse abzudecken bespreche ich gerne mit ihnen ihr individuelles Angebot.

Verordnung über die Weiterbildung

L E I T B I L D A M E. als gemeinsame Orientierung hinsichtlich Auftrag Lehren und Lernen Schulkultur

Buchkunst/Grafik-Design - Modul 1: interdisziplinäre und fachspezifische Grundlagen (Pflicht und Wahlpflicht)

Studienordnung. für den Studiengang. Betriebswirtschaft. Berufsakademie Sachsen Staatliche Studienakademie Dresden

Leitfaden zum Personalentwicklungsgespräch für pflegerische Leitungen

Studienordnung. für den Studiengang. Steuern, Prüfungswesen, Consulting. Berufsakademie Sachsen Staatliche Studienakademie Dresden

ZIELE, INHALTE, METHODEN UND ABLAUFSCHRITTE

HBB öv, Kickoff Vernehmlassung. Prüfungsordnung und Wegleitung Berufsprüfung Fachfrau/Fachmann öffentliche Verwaltung. bfb. Nina Denzler, lic. phil.

Führungsgrundsätze im Haus Graz

Studienordnung für den Diplomlehrgang mit Kantonalem Fachausweis Öffentliche Finanzen und Steuern IVM

BUNDESVERBAND SENIORENTANZ e.v.

3. Stuttgarter Denkatelier Erfahrung einen Wert verleihen Kompetenzen sichtbar machen Stand in der Schweiz

Volksbank BraWo Führungsgrundsätze

Studienordnung für den Bachelorstudiengang "Soziale Arbeit" an der Evangelischen Fachhochschule Berlin

Konzeption zur Fortbildung von Lehrkräften im Landessportbund Rheinland-Pfalz

Kompetenznachweis Modul 8 Projektmanagement

Persönliches Kompetenz-Portfolio

SVEB-ZERTIFIKAT. Lernveranstaltungen mit Erwachsenen durchführen

Reglement Mediator SAV / Mediatorin SAV

Drei Wege zum Berufsabschluss. Das eidgenössische Fähigkeitszeugnis ein sicherer Wert

Cover Mit dem Titel Validierungsverfahren. zum Berufsabschluss. Cover Untertitel zweizeilig Der Erfahrung einen Wert verleihen.

Themenbroschüre Business Coaching IPA. Personalentwicklung und Arbeitsorganisation

SVEB-Zertifikat. Leitfaden zur Erlangung des SVEB-Zertifikats für bisherige und angehende Expertinnen und Experten J+S/esa

Profil der Hochschulen für Theater (HST)

Spezialist/Spezialistin in Unternehmensorganisation. Experte/Expertin in Organisationsmanagement

Evaluation des Projektes

Nachholbildung für Detailhandelsfachleute Artikel 32 BBV

Kompetenzprofil des Bachelor-Studiums der HSA FHNW

Modulbeschreibung Praxisausbilder/in AdA FA-PA. Lernbegleitungen mit Einzelpersonen durchführen

Psychologe für Straffälligenarbeit

Mixed Leadership for More success.

Richtlinien für das Praxissemester im Masterstudiengang Computergestützte Ingenieurwissenschaften

Master of Arts in Historischen Wissenschaften. Vertiefungsprogramm

Mittendrin und dazwischen -

Herzlich Willkommen. Informationsveranstaltung Validierungsverfahren Produktionsmechaniker/in EFZ. 25. März 2014, ZBSL - Bern

Umsetzung kompetenz- und handlungsorientierter Curricula. Prof. Dr. Dieter Euler

1) Was sind die Ziele des Europäischen Wirtschaftsführerscheins, EBC*L? 4) Von wem wurde der EBC*L initiiert und von wem wird er betrieben?

Coaching - Supervision Einzelcoaching Business & Privat

Marketingfachmann / Marketingfachfrau Verkaufsfachmann / Verkaufsfachfrau. Lehrgang zur Vorbereitung auf die Berufsprüfung mit eidg.

Kirchengesetz über die Maßnahmen zur Personalförderung (Personalförderungsgesetz PFördG)

2.1 An welchen Weiterbildungsmaßnahmen haben Sie bisher teilgenommen? Beurteilen Sie bitte rückblickend deren Relevanz für Ihr Tätigkeitsfeld?

Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst

Qualitätsmanagement-Handbuch. 1.7 Projektmanagement

OdA mm. P e r s ö n l i c h e s D o s s i e r. Kompetenzdeklaration für die Zulassung zur eidgenössischen Berufsprüfung

Berufsbildung erfolgt über den

Verordnung über die Berufsausbildung zum Gestalter für visuelles Marketing zur Gestalterin für visuelles Marketing

Flexibel studieren mit reduzierter Präsenz

Transkript:

Rahmenlehrplan für Bildungsgänge der höheren Fachschulen Erwachsenenbildung mit dem geschützten Titel Diplomierte Erwachsenenbildnerin HF Diplomierter Erwachsenenbildner HF Trägerschaft: SVEB Schweizerischer Verband für Weiterbildung Oerlikonerstr. 38 8057 Zürich Zürich, 5. Mai 2013 Genehmigt durch das SBFI am xx.xx.xx 1

Aufbau 1. Gegenstand und Geltungsbereich... 3 1.1. Einleitung... 3 1.2. Trägerschaft... 3 1.3. Überprüfung des Rahmenlehrplans... 3 1.4. Grundlagen... 3 1.5. Positionierung im Bildungssystem... 4 1.6. Titel des Berufs... 5 2. Berufsprofil und Arbeitsfelder... 5 2.1. Einleitung und Begriffe... 5 2.2. Arbeitsfelder und Kontexte... 6 2.3. Handlungsebenen... 9 2.4. Situierung im Umfeld und Entwicklungsmöglichkeiten für Erwachsenenbildnerinnen / Erwachsenenbildner HF... 10 3. Arbeitsprozesse und Kompetenzen... 12 3.1. Bildungsentwicklung fördern... 13 3.2. Validierungsverfahren mitgestalten... 13 3.3. Bildungsangebote entwickeln... 14 3.4. Curricula erarbeiten... 14 3.5. Bildungsqualität entwickeln... 15 3.6. Bildungsangebote im Umfeld und in der Organisation positionieren... 16 3.7. Entwicklungsprojekte und Arbeitsteams im Bildungsbereich leiten... 16 3.8. Bildungsveranstaltungen planen... 17 3.9. Bildungsveranstaltungen durchführen und evaluieren... 18 3.10. Gruppen in Lern- und Entwicklungsprozessen leiten und begleiten... 18 3.11. Lernergebnisse und Kompetenzen erfassen und beurteilen... 19 3.12. Personen in Lernprozessen und Bildungslaufbahnen begleiten... 20 4. Ausbildungskonzept / Bildungsbereiche und ihre zeitlichen Anteile... 21 4.1. Bildungsweg dipl. Erwachsenenbildnerin HF / dipl. Erwachsenenbildner HF... 21 4.2. Bildungsbereiche, Lernstunden und Koordination Schule-Praxis... 21 5. Zulassung... 25 5.1. Zulassungsbedingungen... 25 5.2. Anrechenbarkeit von Kompetenzen... 25 6. Qualifikationsverfahren... 25 6.1. Grundsätze... 25 6.2. Abschliessendes Qualifikationsverfahren... 26 6.3. Zulassungsbedingungen zum abschliessenden Qualifikationsverfahren... 26 6.4. Bewertung und Gewichtung der Lernleistungen und Promotion... 26 6.5. Wiederholungsmöglichkeiten... 26 6.6. Diplom... 27 6.7. Beschwerdeverfahren... 27 6.8. Studienunterbruch/-abbruch... 27 7. Schlussbestimmungen... 27 7.1. Übergangsbestimmungen... 27 7.2. Inkrafttreten... 27 7.3. Erlass... 28 7.4. Genehmigung... 28 2

1. Gegenstand und Geltungsbereich 1.1. Einleitung Der vorliegende Rahmenlehrplan (RLP) bildet die Grundlage für den Bildungsgang Erwachsenenbildnerin / Erwachsenenbildner HF. Er stellt die Qualitätsstandards für ein Ausbildungsniveau sicher, welches den Anforderungen der Arbeitswelt entspricht und die Europakompatibilität erleichtert. Die Erarbeitung und Aktualisierung des Rahmenlehrplans berücksichtigt die berufliche Entwicklung, die Vorgaben der nationalen Dach-Organisation der Arbeitswelt SVEB (Schweizerischer Verband für Weiterbildung) und die Anliegen der Berufsverbände sowie der Bildungsanbieter. Gemäss Artikel 1 des Berufsbildungsgesetzes (BBG) vom 13. Dez. 2002 dient der Rahmenlehrplan als Grundlage für weiterführende Regelungen und Abmachungen zwischen den Bildungspartnern. Er beschreibt das berufliche Umfeld, in welchem die dipl. Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner HF tätig sind, das Berufsprofil und die Kompetenzen, die zum Erwerb des beruflichen Titels erforderlich sind. Der Rahmenlehrplan hält die Verantwortlichkeiten der Bildungspartner fest, beschreibt aufgrund des Berufsprofils die zu erreichenden Kompetenzen, legt die Qualifikationen fest, definiert Bildungsbereiche und ihre zeitlichen Anteile. Der Rahmenlehrplan ist verbindliche Vorgabe für die Konzipierung von Bildungsgängen zur dipl. Erwachsenenbildnerin HF / zum dipl. Erwachsenenbildner HF. 1.2. Trägerschaft Träger des Rahmenlehrplans Erwachsenenbildung HF ist der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB als Organisation der Arbeitswelt. 1.3. Überprüfung des Rahmenlehrplans Die periodische Aktualisierung des Rahmenlehrplans ist eine gemeinsame Aufgabe des SVEB, der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Ausbildungsinstitutionen in Erwachsenenbildung (SAEB) und dem Schweizerischen Verband für Betriebsausbildung (SVBA). Sie bilden mit je einem Vertreter die Schweizerische Kommission Ausbildung der Ausbildenden (SK AdA). 1.4. Grundlagen Bundesgesetz vom 13. Dezember 2002 über die Berufsbildung (Berufsbildungsgesetz, BBG) Verordnung vom 19. November 2003 über die Berufsbildung (Berufsbildungsverordnung (BBV) Verordnung des WBF vom 11. März 2005 über Mindestvorschriften für die Anerkennung von Bildungsgängen und Nachdiplomstudien der höheren Fachschulen 3

Leitfaden des BBT vom 31. März 2006 zur Erstellung von Rahmenlehrplänen für Bildungsgänge an höheren Fachschulen 1.5. Positionierung im Bildungssystem Im Berufsbildungssystem ist der Beruf dipl. Erwachsenenbildnerin / Erwachsenenbildner HF auf der Tertiärstufe 'Höhere Fachschulen' anzusiedeln. *Das Verbandszertifikat Modul 1 SVEB ist ein nonformaler Abschluss und wird in der Erwachsenenbildung als Einstiegsqualifikation für Ausbilderinnen und Ausbilder erworben. Das Modul 1 ist Bestandteil des Modulbaukastens zum eidg. Fachausweis Ausbilderin / Ausbilder. **Die Kompetenzen des Fachausweises Ausbilder/in entsprechen mehrheitlich den Kompetenzen des/der Erwachsenenbildner/in HF auf Mikroebene. Die Situierung im Umfeld und Entwicklungsmöglichkeiten werden im Kapitel 2.4 detaillierter erläutert. 4

1.6. Titel des Berufs Der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung führt zum Titel 1 Deutsch Französisch Italienisch Als englische Bezeichnung wird vorgeschlagen Diplomierte Erwachsenenbildnerin HF / Diplomierter Erwachsenenbildner HF formatrice d adultes diplomeée ES / formateur d adultes diplomé ES formatrice degli adulti dipl. SSS / formatore degli adulti dipl. SSS Specialist in Adult Education with College of Professional Education and Training Degree 2. Berufsprofil und Arbeitsfelder 2.1. Einleitung und Begriffe Dem vorliegenden Rahmenlehrplan liegt der in der nachfolgenden Abbildung dargestellte Aufbau zu Grunde: Arbeitsfelder und Kontexte Handlungsebenen Arbeitsprozesse Kompetenzen Makroebene Bildungssteuerung Mesoebene Organisationale curriculare Ebene Mikroebene Unterrichtsebene 1 Der Titel entspricht dem Anhang 6, Ziff. 4, lit. a zur Verordnung des WBF über Mindestvorschriften für die Anerkennung von Bildungsgängen und Nachdiplomstudien an höheren Fachschulen vom 11. März 2005. 5

Arbeitsfelder und Kontext Diplomierte Erwachsenenbildnerinnen HF und diplomierte Erwachsenenbildner HF übernehmen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern vielfältige Aufgaben und Funktionen. In den Arbeitsfeldern werden die originären Aufgaben und Tätigkeiten, die Akteure und der Arbeitskontext beschrieben. Handlungsebenen Mit der Makro-, Meso- und Mikroebene werden die Aufgaben und Tätigkeiten innerhalb der Arbeitsfelder geordnet und hierüber in Arbeitsprozesse überführt. Die Zuordnung verschiedener Arbeitsprozesse zu bestimmten Ebenen ist dabei nicht immer trennscharf, weil sich diese aufeinander beziehen und sich zum Teil überschneiden. Arbeitsprozesse Die Arbeitsfelder von diplomierten Erwachsenenbildnerinnen / Erwachsenenbildnern HF sind durch Arbeitsprozesse strukturiert, denen jeweils die beruflichen Kompetenzen zugeordnet sind, welche eine erfolgreiche Bearbeitung der beschriebenen Arbeitsprozesse ermöglichen. Kompetenzen Kompetenzen werden aus Ressourcen (Wissen, Haltungen, Erfahrungen, Fertigkeiten) generiert und in konkreten Situationen unter Beweis gestellt (Le Boterf 1997). Dieses erfolgreiche und sichtbare Handeln wird als Performanz bezeichnet, die auf eine mögliche vorhandene Kompetenz zurück schliessen lässt. Kompetenz ist in diesem Verständnis ein Potential, bestimmte Alltags- und Arbeitssituationen mit Hilfe von Ressourcen in der Praxis bewältigen zu können. 2.2. Arbeitsfelder und Kontexte Dipl. Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner HF sind Bildungsspezialistinnen und Bildungsspezialisten für anspruchsvolle Bildungs- und Beratungstätigkeiten sowie Leitungs- und Entwicklungsaufgaben in Bildungsinstitutionen, Organisationen und Unternehmen. Historisch betrachtet hat die Erwachsenenbildung zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Ursprünge der Erwachsenenbildung lassen sich zurückführen auf Initiativen von Arbeitsbildungsvereinen im 19. und 20. Jahrhundert mit dem zentralen Fokus von Bildung und Kultur für minderbemittelte Schichten. Das Konzept des lebenslangen Lernens am anderen Ende der Chronologie postuliert unter anderem bildungsbezogene Chancengleichheit für alle, beispielsweise durch Flexibilisierung der Arbeit, der Bildungswege, der Etablierung von Qualifikationsverfahren sowie durch alternative Hochschulzugänge. Ziel ist es unter anderem, den Erwachsenen die Anpassung an die sich beschleunigenden Veränderungsprozesse in der Wirtschaft und der Gesellschaft zu ermöglichen. Beeinflusst durch den gesellschaftlichen Wandel, wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Gesetzgebung hat sich das Berufsbild der Erwachsenenbildnerin, des Erwachsenenbildners in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark verändert. Die folgenden Entwicklungslinien werden auch weiterhin das Handlungsfeld der Erwachsenenbildung prägen: 6

Einflüsse der Globalisierung auf die Gesellschaft dynamisierende Beschleunigungsprozesse in marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaftssystemen zunehmende Komplexität von Arbeit und Privatleben rasante technische Entwicklung vermehrte berufliche Umorientierung im Erwachsenalter und damit verbunden eine verstärkte Nachfrage nach Validierung von Kompetenzen gesetzliche Mindestverordnungen zu den Anforderungen an Bildungsfachpersonen u.a.m. Wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Entwicklung personaler und sozialer Kompetenzen von in der Erwachsenenbildung Tätigen fokussiert, so steht heute eine Ausdifferenzierung spezifischer Sachkenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten bezogen auf ein umfassendes erwachsenenbildnerisches Handeln im Zentrum, welches zu einem professionellen Berufsbild führt. Dipl. Erwachsenenbildnerinnen HF und dipl. Erwachsenenbildner HF sind als Ausbildende und Studienleitende in Aus- und Weiterbildungsinstitutionen, als Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten in Organisationen und Unternehmen oder als freiberufliche Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner tätig. Sie beteiligen sich als Bildungsexpertin und Bildungsexperte am wissenschaftlichen Diskurs und nehmen so an der Reflexion und Veränderung der andragogischen Bildungspraxis teil. Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner verfügen über eine vertiefte fachliche Bildung und Expertise, bezogen auf eine wissenschaftliche Disziplin beziehungsweise ein Schulfach, einen Beruf oder ein Berufsfeld oder einen Lebensbereich. Auf der Basis dieser Expertise sind sie darauf spezialisiert, komplexe und nachhaltige Lernarrangements zu planen und zu leiten, bedarfsgerechte Bildungsangebote zu konzipieren sowie Transferprozesse zwischen Theorie und Praxis anzuleiten und zu unterstützen. Ihr Handeln stützen sie dabei auf berufsethische Grundsätze ab. Sie übernehmen vielfältige Aufgaben in differenzierten Arbeitsfeldern der Erwachsenenbildung. Nachfolgend werden fünf Arbeitsfelder beschrieben: Arbeitsfeld Berufliche Aus- und Weiterbildung Hier handelt es um die vielfältigen Bildungsangebote der beruflichen Grundbildung, der berufsorientierten Weiterbildung, der höheren Berufsbildung und der Hochschulbildung, die für die verschiedensten beruflichen Tätigkeiten qualifizieren und zu notwendigen formalen Abschlüssen führen. Dazu kommen alle Bildungsangebote, die auf eine berufliche Tätigkeit vorbereiten, die neue berufliche Arbeitsweisen und Techniken einführen sowie Spezialisierungen oder berufliche Umstiege ermöglichen. Die Bildungsgänge und Kurse der beruflichen Aus- und Weiterbildung werden von privaten und von staatlichen Bildungsinstitutionen, Fachschulen und Hochschulen sowie von Berufsund Arbeitgeberorganisationen angeboten. In der Berufsbildung sind auch Betriebe wichtige Lernorte. 7

Arbeitsfeld Betriebliche Weiterbildung Im Rahmen der Personalentwicklung sind vielfältige Formen der betrieblichen Weiterbildung und des Lernens am Arbeitsplatz möglich. Dabei geht es um Bildungsmassnahmen zur Einführung und beruflichen Weiterentwicklung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zur Vorbereitung auf eine neue Funktion, zur Begleitung von betrieblichen Veränderungen und zur Entwicklung der Unternehmenskultur. Diese Angebote werden entweder von den Betrieben und Unternehmen selbst geplant und durchgeführt, oder sie werden an Einzelpersonen, Unternehmen und Institutionen delegiert, welche diese Weiterbildungen inner- oder ausserhalb des Unternehmens durchführen. Arbeitsfeld Bildung zur gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe Dabei geht es um Bildungsangebote für Menschen, die aus verschiedenen Gründen zeitweise oder dauernd nicht in die Arbeitswelt und/oder das gesellschaftliche Leben integriert sind, die keine anerkannten Bildungsabschlüsse erworben oder in ihrem Lebenslauf wichtige Grundkompetenzen nicht genügend erworben haben. Zu nennen sind die Bildungsmassnahmen zur Arbeitsintegration von erwerbslosen Personen, das Angebot zur Integration von fremdsprachigen Personen sowie Kurse für Lesen und Schreiben etc. Dann lassen sich hier die Nachholbildung für berufliche Abschlüsse und Formen der Kompetenzbilanzierungen als Beispiele anführen. Die Trägerschaft solcher Angebote liegt oft bei Vereinen und Verbänden, bei Organisationen der Arbeitswelt oder bei staatlichen Stellen. Arbeitsfeld Bildung zur Stärkung der Alltagskompetenz und zur persönlichen Entwicklung Diese Bildungsangebote unterstützen in alltäglichen Lebensanforderungen wie Budgetplanung, Auftreten und Reden, Erziehung, Gesundheit, Umgang mit bestimmten Computerprogrammen, Alltags-Technologien etc. Weiter sind die vielfältigen Angebote zum Erwerb von Fremdsprachen, zur Persönlichkeitsentwicklung, zur Erweiterung von gestalterischen Kompetenzen sowie die Kurse zu wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Themen etc. zu nennen. Solche Angebote werden von privaten und öffentlichen Institutionen, sowie von kommerziellen Kursanbietern entwickelt und verantwortet. Arbeitsfeld Bildung zu gesellschaftlichem Engagement Im Rahmen von gesellschaftlichen Bewegungen und Gruppierungen (Gewerkschaften, Umweltorganisationen, Freizeitverbände etc.) werden Themen bearbeitet, die praktisches Engagement unterstützen und Hintergrundwissen vermitteln. Zu denken ist hier etwa an die Bildung von Vertrauensleuten in Betrieben, von Verantwortlichen für lokale Naturschutz- Aktionen, von Menschenrechts-Beobachterinnen und Beobachter, von Chorleiterinnen und - leitern, von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Jugendorganisationen etc. 8

2.3. Handlungsebenen Die Makroebene erwachsenenbildnerischen Handelns umfasst die Sicherung und Entwicklung von Bildungsqualität unter der Massgabe bildungspolitischer und bildungsphilosophischer Leitideen. Zu diesen Aufgaben zählen: Sie beraten Organisationen der Arbeitswelt bei der Entwicklung von Rahmenlehrplänen und Prüfungsordnungen. Sie unterstützen die Organisationen der Arbeitswelt bei der Entwicklung von Berufsprofilen und Berufsentwicklungstendenzen. Sie analysieren gesellschaftliche Entwicklungen und formulieren bildungspolitische Antworten. Auf der Mesoebene erwachsenenbildnerischen Handelns lassen sich Aufgaben verorten, die auf die Entwicklung von Bildungsgängen und Bildungskonzepten sowie auf Leitungsaufgaben ausgerichtet sind. Sie übernehmen Mandate von Bildungsinstitutionen und Unternehmen. Sie beraten Organisationen bei der Entwicklung von Bildungsangeboten und -programmen. Sie gestalten Evaluationsprozesse und führen diese operativ durch. Sie wirken bei Entwicklungs- und Veränderungsprozessen im Kontext der Organisationsentwicklung mit. Sie entwickeln (Aus)Bildungskonzepte, Curricula und Lehrmittel. Sie entwickeln, implementieren und evaluieren innovative didaktische Konzepte. Sie übernehmen Stabs- und Leitungsfunktionen im Bereich Ausbildung/Weiterbildung in Organisationen, Verbänden und Betrieben. Sie übernehmen Leitungsaufgaben bei Bildungsfachleuten und beraten/begleiten diese bezogen auf ihren Aufgabenbereich. Sie leiten Arbeits- und Projektgruppen. Sie formulieren Lehr-/Lernkonzepte und didaktische Leitlinien für die Bildungsarbeit. Sie leiten Lehrgänge mit mehreren Dozierenden. Sie setzen Marketingstrategien zielführend ein, um sich auf dem Bildungsmarkt zu positionieren. Auf der Mikroebene erwachsenenbildnerischen Handelns wenden sich die Aufgaben der konkreten Ausbildungsgestaltung und damit der konkreten Vorbereitung, Planung, Durchführung und Qualitätssicherung von Lehr-Lern-Situationen im eigenen Fachbereich sowie der Kompetenzentwicklung mit den damit verbundenen individuellen Entwicklungsverläufen von Lernenden zu. Zu diesen Aufgaben zählen: Sie konzipieren eigene Bildungsangebote unter Berücksichtigung inhaltlicher, finanzieller und organisatorischer Ansprüche. 9

Sie gestalten Lehr- und Lernsituationen methodisch-didaktisch selbständig. Sie leiten Kurse und komplexe Bildungsveranstaltungen. Sie organisieren Bildungsveranstaltungen. Sie evaluieren ihre selbst durchgeführten Bildungsveranstaltungen. Sie begleiten Einzelne und Gruppen auf ihrem Lernweg und intervenieren adäquat und reflektiert. Sie entwickeln Qualifikationsverfahren auf der Grundlage normativer Vorgaben. Sie sind als Expertinnen und Experten in verschiedenartigen Qualifikationsverfahren tätig. Sie begleiten und beraten Lehrpersonen auf Unterrichtsebene. 2.4. Situierung im Umfeld und Entwicklungsmöglichkeiten für Erwachsenenbildnerinnen / Erwachsenenbildner HF Der Studiengang Erwachsenenbildung HF wird im Folgenden situiert im Kontext der erwachsenenbildnerischen Abschlüsse, die in der Berufsbildung geregelt sind sowie im Vergleich mit Ausbildungen auf Hochschulstufe. Der Studiengang Erwachsenenbildung HF ist ausgerichtet auf den andragogischdidaktischen Kern des Berufsfeldes. Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner HF sind Fachleute für das Lernen und Lehren. Sie erwerben diese Kernkompetenz in Anknüpfung an ihre fachliche Expertise, die im Hinblick auf die Bildungsarbeit reflektiert, systematisiert und flexibilisiert wird. Diese Kernkompetenz wird erweitert durch konzeptuelle und organisatorisch-wirtschaftliche Kompetenzen. Die Ausbildung vermittelt die Fähigkeit zu theoriegeleitetem Handeln und Reflektieren und eröffnet damit das Verständnis für wissenschaftliche Konzepte und ihre forschungsgestützte Entwicklung. Die gezielte und kritische Nutzung dieser Fähigkeit ist für die erwachsenenbildnerische Praxis notwendig. Der Studiengang Erwachsenenbildung HF eröffnet somit Personen mit beruflicher Ausund Weiterbildung den Weg in die Bildungsarbeit mit Erwachsenen. Verhältnis zum eidgenössischen Fachausweis Ausbildner / Ausbildnerin: Im Studiengang Erwachsenenbildung HF werden andragogische und didaktische Kompetenzen auf Mikro-, Meso- und Makroebene (vgl. Seite 12) entwickelt. Ausbilderinnen und Ausbilder mit eidgenössischem Fachausweis sind primär im Bereich Planung, Durchführung und Nachbereitung von Lernveranstaltungen tätig und benötigen mehrheitlich die Kompetenzen der Mikroebene. Erwachsenenbildner/innen HF sind zusätzlich auf der Meso- und Makroebene tätig und erwerben auch die entsprechenden Kompetenzen. Fachausweisinhaber/innen können die bereits nachgewiesenen Kompetenzen für den Studiengang Erwachsenenbildung HF anrechnen lassen. 10

Verhältnis zur Höheren Fachprüfung Ausbildungsleiter / Ausbildungsleiterin: Von der Höheren Fachprüfung Ausbildungsleiter / Ausbildungsleiterin unterscheidet sich das Diplom Erwachsenenbildung HF durch unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte und durch seine Form als Studiengang: Dieses hat seinen Kern im erwachsenen-bildnerischen Handeln, also in den andragogisch-didaktischen Kompetenzen, jene verlangt vor allem Fähigkeiten im Bereich der Organisation von Ausbildung und Führung sowie des Managements. Verhältnis zu Ausbildungen auf Hochschulstufe: Hochschulstudiengänge im weiteren Bereich der Erwachsenenbildung enthalten unterschiedlich gewichtete Anteile an Einführung in wissenschaftliche Methoden, Techniken und Prozesse und verstehen sich damit als Ausbildungen zu wissenschaftlichem Arbeiten. Der Studiengang Erwachsenenbildung HF zielt dagegen auf theoriegeleitetes und reflektiertes Handeln. Entwicklungsperspektiven für Erwachsenenbildnerinnen / Erwachsenenbildner HF Das Feld der Erwachsenenbildung ist in Bewegung und wird in Bewegung bleiben. Es wird deshalb interessante Laufbahnen ermöglichen, aber immer wieder auch eine Ergänzung der Kompetenzen beziehungsweise eine Neu- und Umorientierung verlangen. Dabei wird unter anderem das Verhältnis zur eigenen fachlichen Basis immer wieder auch neu bestimmt werden müssen. Wer seinen beruflichen Schwerpunkt wechseln will beziehungsweise gewechselt hat, wird mit entsprechender Berufspraxis direkt zur Höheren Fachprüfung Ausbildungsleiterin / Ausbildungsleiter zugelassen. Berufliche Schwerpunktsetzung und Weiterbildung sind aber auch möglich im Hinblick auf eine fachlich-fachdidaktische Spezialisierung oder bezogen auf eine besondere Funktion im Feld Erwachsenenbildung (vgl. Berufsprofil und Arbeitsfelder) wie z.b. Bildungspolitik, Beratung, Entwicklung von Bildungsorganisationen und Konzeptentwicklung. Die Fachhochschulen bieten Studiengänge in erwachsenenbildnerischen und verwandten Bereichen (angewandte Psychologie, Sozialarbeit u.a.) an, die eine Vertiefung im wissenschaftlichen Arbeiten erfordern und ermöglichen. Über die Zulassung zu solchen Studiengängen entscheiden die jeweiligen Hochschulen. 11

3. Arbeitsprozesse und Kompetenzen Allgemeines Mit der Übernahme vielfältiger Aufgaben in differenzierten Arbeitsfeldern der Erwachsenenbildung nehmen auch die Qualifikationsanforderungen an Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner zu. Die Arbeitsfelder werden im Folgenden durch zwölf Arbeitsprozesse konkretisiert. Dabei erfolgt keine direkte Ableitung, sondern vielmehr eine Beschreibung der Anforderungen (Verantwortungs- und Aufgabenbereiche) und der Kompetenzen. Die Darstellungen der Arbeitsprozesse beginnen jeweils mit einer Kurzbeschreibung, in der die Besonderheiten der verschiedenen Verantwortungs- und Aufgabenbereiche und das jeweils spezifische Kompetenzprofil dargestellt werden. Die Verantwortungs- und Aufgabenbereiche von dipl. Erwachsenenbildnerinnen HF und dipl. Erwachsenenbildnern HF orientieren sich am Niveau 6 des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR). Nachfolgend werden die Arbeitsprozesse überblicksartig dargelegt und den drei Handlungsebenen Mikroebene, Mesoebene und Makroebene jeweils zugeordnet, wobei zu den jeweils höheren Ebenen enge Zusammenhänge bestehen. Die Arbeitssituation von diplomierten Erwachsenenbildnerinnen / Erwachsenenbildnern HF ist strukturiert durch die folgenden zwölf Arbeitsprozesse, denen jeweils die beruflichen Kompetenzen zugeordnet sind, welche eine erfolgreiche Bearbeitung der beschriebenen Arbeitsprozesse ermöglichen. Makroebene Arbeitsprozess 1 Arbeitsprozess 2 Bildungsentwicklung fördern Validierungsverfahren mitgestalten Mesoebene Arbeitsprozess 3 Arbeitsprozess 4 Arbeitsprozess 5 Arbeitsprozess 6 Arbeitsprozess 7 Bildungsangebote entwickeln Curricula erarbeiten Bildungsqualität entwickeln Bildungsangebote im Umfeld und in der Organisation positionieren Entwicklungsprojekte und Arbeitsteams im Bildungsbereich leiten 12

Mikroebene Arbeitsprozess 8 Arbeitsprozess 9 Arbeitsprozess 10 Arbeitsprozess 11 Arbeitsprozess 12 Bildungsveranstaltungen planen Bildungsveranstaltungen durchführen und evaluieren Gruppen in Lern- und Entwicklungsprozessen leiten und begleiten Lernergebnisse und Kompetenzen erfassen und beurteilen Personen in Lernprozessen und Bildungslaufbahnen begleiten 3.1. Bildungsentwicklung fördern Dipl. Erwachsenenbilderinnen HF und dipl. Erwachsenenbildner HF beteiligen sich an der Analyse von Qualifizierungs- und Bildungsbedarfen und berücksichtigen dabei europäische und nationale, berufsbildungspolitische, gesellschaftliche Entwicklungen sowie Entwicklungen und Veränderungen im Arbeits-/Beschäftigungsbereich. Gemeinsam mit Bildungsexperten wirken sie an der Angebotsentwicklung mit. Sie entwickeln Berufs- und Qualifikationsprofile und konzipieren auf dieser Grundlage Bildungsangebote. Sie unterstützen die Durchführung von Informations-, Beratungs- und Schulungsprozessen zur Umsetzung von Bildungskonzepten. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie entwickeln gemeinsam mit Bildungsexperten Konzepte und Instrumente zur Berufsfeldanalyse, initiieren und unterstützen die Durchführung der Berufsfeldanalyse und entwickeln aus den Erkenntnissen der Analyse Berufs- und Qualifikationsprofile. Sie steuern, überwachen und begleiten die Konzeption, Umsetzung und Evaluation von Bildungsgängen und Bildungsangeboten. 3.2. Validierungsverfahren mitgestalten Dipl. Erwachsenenbilderinnen HF und dipl. Erwachsenenbildner HF beteiligen sich aktiv an der Entwicklung und Umsetzung von Validierungsverfahren. Hierbei setzen sie strukturierte Verfahren ein, um unterschiedlichste Bildungsleistungen zu erfassen. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie entwickeln Validierungsverfahren und -instrumente zur Erfassung informell und formell erworbener beruflicher Handlungskompetenzen. Sie führen Validierungsverfahren durch, analysieren, verifizieren und beurteilen die Ergebnisse und verfassen einen Beurteilungsbericht. 13

3.3. Bildungsangebote entwickeln Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner HF entwickeln auf der Grundlage von Bedarfs- und Bedürfniserhebungen und unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen und Vorgaben praxisorientierte und nachhaltige Bildungsangebote. Dazu führen sie Organisations- und Umfeldanalysen durch, erheben den Bedarf im entsprechenden Markt und die Bedürfnisse der Adressatinnen und Adressaten und entwickeln darauf aufbauend das strategische und didaktische Konzept. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie untersuchen die grundlegenden Bildungstrends und erfassen aktuelle Bildungsinhalte, Lernformen und Adressat/innengruppen in der Bildungslandschaft. Sie analysieren den Bildungsmarkt in konkreten Fachbereichen, vergleichen die wichtigen Anbieterinstitutionen und definieren Marktpotentiale. Sie führen Organisations- und Umfeldanalysen anhand von geeigneten Instrumenten durch und ziehen Folgerungen in Bezug auf den Handlungs-und Bildungsbedarf in der Organisation oder im Fachbereich. Sie klären den institutionellen Auftrag und definieren ihre Rolle als Angebotsentwicklerin, Angebotsentwickler gegenüber den Auftragsgebenden, den Ausbildenden und den Adressatinnen und Adressaten. Sie erfassen das Weiterbildungsverhalten und die Bildungsbedürfnisse von Adressatinnen und Adressaten und leiten aus den Bedarfs- und Bedürfnisanalysen die erforderlichen Handlungs- und Teilkompetenzen im Fachbereich ab. Sie definieren die konzeptionellen, finanziellen und organisatorischen Eckpunkte eines Bildungsangebotes gestützt auf die Markt- und Bedarfsanalysen und unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen, der institutionellen Vorgaben und der Qualitätskriterien in der Organisation. Sie entwickeln gestützt auf aktuelle lerntheoretische Erkenntnisse und die didaktischen Prinzipien der Institution das didaktische Konzept und bestimmen die inhaltliche Struktur sowie adäquate Lernformen für das Angebot. 3.4. Curricula erarbeiten Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner HF beteiligen sich in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten im entsprechenden Fachgebiet an der Erarbeitung von Curricula als konkreten Leitlinien für Bildungsangebote. Sie berücksichtigen dabei die steuernde Funktion von Curricula. Gleichzeitig gestalten sie Curricula so, dass die Unterrichtenden daraus wesentliche didaktische Strukturen und Anleitungen für ihre Unterrichtsarbeit entnehmen können. Bei Bedarf ergänzen sie die Curricula mit Unterlagen für die Unterrichtenden und/oder Teilnehmenden sowie mit unterschiedlichen Formen von Lehrmitteln. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: 14

Sie berücksichtigen die (gesetzlichen) Vorgaben und Leitlinien, welche für den jeweiligen Bereich des Bildungssystems gültig sind. Sie interpretieren und beurteilen normative Vorgaben und Leitlinien in Bezug auf die Auswahl geeigneter beruflicher Arbeitssituationen und die zu entwickelnden Kompetenzen. Sie beschreiben im Horizont des (Berufs-)Bildungsauftrages relevante Arbeitssituationen von Berufsgruppen und leiten daraus die erforderlichen Handlungs- und Teilkompetenzen für die Ausbildung von Berufsfachleuten ab. Sie ordnen den zu erwerbenden Kompetenzen die notwendigen Ressourcen (Wissen, Fähigkeiten und Haltungen) zu und strukturieren diese zu sinnvollen Lernbereichen. Sie strukturieren die Inhalte der Lernbereiche in einem lernlogischen Aufbau und berücksichtigen dabei ein sinnvolles Verhältnis von systematischer und vertiefter Bearbeitung von inhaltlichen Bereichen. Sie umschreiben Lernformen und Lerngefässe für die Erarbeitung der Inhalte und den Aufbau der Kompetenzen. Sie definieren Formen der formativen und summativen Beurteilung der Lernleistungen und deren Beitrag zum Lernprozess. Sie gestalten sinnvolle Anforderungsprofile und Qualifikationsverfahren für Abschlüsse, die ohne vorangehenden Ausbildungsgang absolviert werden können. Sie stellen das Curriculum und seine Hintergrundüberlegungen in einem übersichtlichen, klar strukturierten Dokument dar. 3.5. Bildungsqualität entwickeln Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner beteiligen sich an der Entwicklung der Qualität ihrer Bildungsangebote in ihrem eigenen andragogischen und didaktischen Handeln und in institutionellen Rahmenbedingungen. Sie erarbeiten Grundlagen in Qualitätsfragen über den eigenen Bereich hinaus (eduqua, ISO). Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie reflektieren ihre handlungsleitenden Theorien, das eigene Lehr-/ Lernverständnis und die eigene Rolle in Auseinandersetzung mit konkreten Erfahrungen in ihrer Bildungsarbeit und unter Einbezug der Rückmeldungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern und weiteren beteiligten Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildnern und überprüfen diese im Hinblick auf ihre Angemessenheit. Sie schätzen Entwicklungen im eigenen Fach und im Feld der Erwachsenenbildung in ihrer Bedeutung für die eigene Bildungsarbeit ein und setzen sich eigene Weiterbildungs- und Entwicklungsziele. 15

Sie definieren für ihre Bildungsangebote angemessene, andragogisch-didaktische und organisatorische Entwicklungsziele mit entsprechenden Kriterien und Indikatoren. Sie wirken bei der Sicherung und Entwicklung der Qualität in ihren Bereichen mit. Sie planen Evaluationsprozessen, führen die Datensammlung und analyse durch und erstatten Bericht gegenüber den involvierten Akteuren und Akteurinnen sowie den verantwortlichen Stellen. Sie werten Evaluationsergebnisse aus und setzen diese in konzeptuelle und organisationale Weiterentwicklungen um. 3.6. Bildungsangebote im Umfeld und in der Organisation positionieren Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner können Bildungsangebote adäquat auf dem externen Markt und in einem organisationsinternen Kontext platzieren. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie positionieren das neue Bildungsangebot im Rahmen der Organisationsstrategie und kommunizieren das Angebot erfolgreich bei den potentiellen Kundinnen und Kunden. Sie können einfache Marketingstrategien entwickeln und umsetzen. Sie erstellen Ausschreibungen und verwandte Produkte wie Flyer etc., die Bezug nehmen zu einer übergeordneten Strategie ihres Umfeldes. Sie haben Ideen, wie sie die neuen Medien in die Positionierung ihrer Produkte einbeziehen können, oder sie wissen sich entsprechende Kompetenzen zu organisieren. Sie können Bildungsangebote einkaufen. Sie erstellen dafür entsprechende Offertunterlagen, die Bezug nehmen auf die Strategie ihres Umfeldes / ihrer Institution und verhandeln mit potentiellen Anbietern oder Kunden. 3.7. Entwicklungsprojekte und Arbeitsteams im Bildungsbereich leiten Dipl. Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner HF leiten Entwicklungsprojekte im Bildungsbereich. Sie leiten Projektgruppen und übernehmen die Verantwortung für die Planung, das Ressourcenmanagement und die Durchführung der Projekte. Sie führen Ausbildende und Arbeitsgruppen im Bildungsbereich. Leitungsaufgaben gestalten sie kooperativ zwischen Leitungspersonen, Ausbildenden und Bildungsteilnehmenden. Weiter beraten und unterstützen sie in der Bildung Tätige in Fragen der Bildungsarbeit, z. B. bei Rollenklärungen und Teamteaching. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: 16

Sie erfassen zusammen mit dem Auftraggeber oder der Auftraggeberin die Ausgangssituation und die Rahmenbedingungen, formulieren die Projektziele, involvieren wichtige Akteure und planen den Projektverlauf. Sie verfassen Budgets und Projekteingaben an öffentliche oder private Geldgeber. Als Projektverantwortliche überwachen und steuern sie den Projektverlauf und die Einhaltung der Planung. Sie kennen die Grundlagen aktueller Modelle der Organisationslehre und von Organisationsentwicklungsprozessen und können Schlüsse bezogen auf die Bildung von Erwachsenen ziehen. Sie können Bildungsveranstaltungen und -angebote in Veränderungsprozesse integrieren, z.b. durch unterschiedliche Lernformen (learning on the job, etc.). Sie dokumentieren und evaluieren Projekte. Sie halten Erfolgsfaktoren und kritische Punkte fest und tragen so zum Wissensmanagement in der Organisation bei. Sie leiten Projektgruppen und Arbeitsteams ziel-, prozess- und ressourcenorientiert und unter Beachtung der Informations-, Kommunikations- und Organisationskultur. Sie nehmen Widerstände und Interessenkonflikte bei den beteiligten Gruppenmitgliedern wahr und können die Konflikte lösungsorientiert bearbeiten. Sie gestalten ihre Rolle dem Ausbildungsteam gegenüber transparent und auf der Basis von klaren Vereinbarungen. 3.8. Bildungsveranstaltungen planen Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner planen Lernveranstaltungen und Unterrichtseinheiten im eigenen Fachbereich. Sie setzen Bildungskonzepte und curriculare Vorgaben situationsgerecht um. Sie entwerfen und strukturieren in ihrer didaktischen Planungsarbeit Lernsituationen und Lerneinheiten im Hinblick auf die Zielgruppe und ihre Ressourcen. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie erkennen und nutzen für Lernveranstaltungen im eigenen Fachbereich mit Erwachsenen die didaktischen Vorgaben und Spielräume des entsprechenden Bildungskonzeptes, Curriculums und der bestehenden Unterrichtsunterlagen und Lehrmittel. Sie planen Lernveranstaltungen gestützt auf aktuelle Unterrichtskonzepte und (fach-)didaktische Modelle. Sie wählen im Hinblick auf die zu erwerbenden Kompetenzen und Ressourcen relevante und aktuelle Inhalte aus und setzen diese in einen für die Zielgruppe hilfreichen Zusammenhang und Kontext. Sie strukturieren Lernsituationen als stimmigen Zusammenhang von Unterrichtszielen, inhaltlichem Aufbau, Materialien und Medien, Beziehungen und Rollen, Aufga- 17

benstellungen und Arbeitsformen sowie Potenzialen, Voraussetzungen und Lernzielen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie planen Lerneinheiten und das didaktische Vorgehen so, dass die aktive Auseinandersetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den zu bearbeitenden Inhalten und deren eigenständige Aneignung gefördert werden. Sie bauen in die Planung Gelegenheiten zur Festigung und Ergebnissicherung und zur Überprüfung des Lernerfolges ein. 3.9. Bildungsveranstaltungen durchführen und evaluieren Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner führen komplexe Bildungsgänge und einzelne Lerneinheiten mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch. Sie richten dabei ihre Aufmerksamkeit auf das Lerngeschehen, die Lernmöglichkeiten und Lernhindernisse, die sich in der gemeinsamen Arbeit zeigen. An diesen richten sie ihre Steuerung des Lernprozesses aus. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie erkennen in der Lernsituation Potenziale, themenbezogene Erfahrungen und Vorkenntnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und beziehen diese in den Lernprozess mit ein. Sie schaffen entsprechend ihrer Planung - klare Strukturen und überschaubare Rahmenbedingungen im Lernprozess. Sie gestalten eine Lernumgebung, die den selbstständigen Lern- und Erkenntnisprozess der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermöglicht. Sie beziehen Auswirkungen beruflicher, kultureller und geschlechtsspezifischer Sozialisation bei der Auseinandersetzung mit verschiedenen Inhalten und der Gestaltung von Lernformen ein. Sie überprüfen laufend, ob sich die Planung der Lernveranstaltung bewährt und korrigieren diese, wo sich lernhemmende Wirkungen zeigen. Sie schaffen Voraussetzungen, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Fähigkeiten zur Überwachung, Reflexion und Gestaltung individueller und selbstgesteuerter Lernprozesse stärken und entwickeln können. Sie evaluieren ihre Bildungsangebote und entwickeln auf der Grundlage der gewonnen Erkenntnisse ihre Bildungsveranstaltungen weiter 3.10. Gruppen in Lern- und Entwicklungsprozessen leiten und begleiten Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner leiten und steuern Gruppen in Lern- und Entwicklungsprozessen. Sie tragen zum Aufbau einer unterstützenden und herausfordernden Lernatmosphäre bei. Sie leiten die notwendigen Klärungsprozesse ein, wenn die Arbeitsfähigkeit der Lerngruppe oder von einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmern beeinträchtigt ist. 18

Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie bringen ihr reflektiertes subjektives Leitungskonzept in Leitungsprozessen zum Ausdruck und knüpfen ihre Leitungstätigkeit an Ressourcen und Fähigkeiten bei sich selbst und Anderen an. Sie entwickeln mit der Lerngruppe eine Lernvereinbarung und handeln die Formen der Zusammenarbeit sowie Ziele, Werte und Normen der gemeinsamen Arbeit aus. Sie gestalten ihre Rolle der Lerngruppe und dem Ausbildungsteam gegenüber transparent und auf der Basis von klaren Vereinbarungen. Sie unterstützen in der Lerngruppe und im Ausbildungsteam Klärungs- und Entscheidungsprozesse durch Visualisierung von Sachverhalten und Situationen. Sie fördern die Bildungsteilnehmerinnen und Bildungsteilnehmer in ihrer Reflexion der Zusammenarbeit und der Gestaltung von guten Rahmenbedingungen für das Lernen in der Gruppe. Sie nehmen Gruppen- und Teamprozesse in Lern- und Arbeitsgruppen theoriegeleitet wahr und schätzen deren Chancen und Risiken ein. Sie zeigen der Gruppe ihre spezifischen, lernförderlichen oder lernhemmenden Kommunikationsabläufe auf. Sie wägen die möglichen Wirkungen von unterschiedlichen Leitungsinterventionen ab, wählen eine der Situation angemessene Intervention aus und führen diese durch. Sie nehmen Spannungen und Konflikte wahr und wenden ein breites Repertoire von Handlungsformen zur lösungsorientierten Konfliktbearbeitung an. 3.11. Lernergebnisse und Kompetenzen erfassen und beurteilen Als Basis für die Gestaltung des weiteren Lernprozesses und für die Verleihung von Bildungsabschlüssen im eigenen Fachgebiet erfassen Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner Lernergebnisse und erworbene Kompetenzen. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie erfassen in ihrem Fachgebiet Lernergebnisse von Lernenden in geeigneten Situationen und mit geeigneten Aufgabenstellungen und beurteilen diese in Bezug auf die vorgegebenen Kompetenzen und Unterrichtsziele. Sie schätzen erworbene Kompetenzen von Lernenden im eigenen Fachgebiet ein. Sie geben Lernenden Feedback zu ihren Lernergebnissen und erworbenen Kompetenzen und bestimmen mit ihnen den weiteren Lernbedarf und entsprechende Lernschritte. 19

Sie gestalten im eigenen Fachgebiet Prüfungsformen und aufgaben im Hinblick auf die Verleihung von definierten Bildungsabschlüssen. Sie leiten Personen darin an, ihre Erfahrungen und die darin enthaltenen Lernergebnisse und Kompetenzen zu erfassen und im Hinblick auf definierte Bildungsabschlüsse zu dokumentieren. Sie sind sicher und klar in ihrer Rolle als Beurteilende und erkennen und bearbeiten Spannungsfelder zu ihren Rollen als Ausbildende und Beratende. 3.12. Personen in Lernprozessen und Bildungslaufbahnen begleiten Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner beraten im Rahmen ihrer Bildungsangebote Personen im Hinblick auf Entscheide zur Bildungslaufbahn und zu möglichen und sinnvollen Bildungsabschlüssen. Sie unterstützen Lernende und Studierende im Aufbau von Lernstrategien, bei der Überwindung von spezifischen Lernschwierigkeiten und in der Vorbereitung auf Bildungsabschlüsse. Sie bringen beraterische und andragogisch-didaktische Prinzipien zum Tragen und wenden die Beratungsformate situationsgerecht an. Dieser Arbeitsprozess erfordert folgende Kompetenzen von Erwachsenenbildnerinnen/Erwachsenenbildnern: Sie gestalten Beratungsprozesse für Personen in Lernprozessen und Bildungslaufbahnen ziel-, lösungs- und ressourcenorientiert und auf der Basis eines klaren, transparenten Rollenverständnisses. Sie gestalten die Kommunikation mit ihren Lernenden und wenden unterschiedliche Kommunikationstechniken und -strategien an. Sie zeigen ausgehend von den Zielen und der bisherigen Bildungslaufbahn der Ratsuchenden mögliche Bildungswege und -abschlüsse im Umfeld ihrer Bildungsangebote auf. Sie berücksichtigen dabei die Lebenssituation und die finanziellen und zeitlichen Ressourcen der Ratsuchenden. Sie erfassen das Lernverhalten von Studierenden durch Beobachtung und geeignete Instrumente, bestimmen im Dialog mit den Lernenden den Entwicklungsbedarf und die Ziele und unterstützen die Lernenden beim Aufbau von hilfreichen Lernund Arbeitsstrategien. 20

4. Ausbildungskonzept / Bildungsbereiche und ihre zeitlichen Anteile 4.1. Bildungsweg dipl. Erwachsenenbildnerin HF / dipl. Erwachsenenbildner HF Erwachsenenbildner verbinden Fachlichkeit und Didaktik in ihrer Ausbildungstätigkeit. Für Inhaber/innen eines Abschlusses auf Sekundarstufe II oder einer gleichwertigen Qualifikation umfasst der Bildungsgang 5'400 Lernstunden. Die fachliche Ausbildung umfasst 1800 Lernstunden. Abschluss Fachliche Voraussetzung Bildungsgang Dipl. Erwachsenenbildnerin / dipl. Erwachsenenbildner HF Abschluss Sek II 5400 h 4.2. Bildungsbereiche, Lernstunden und Koordination Schule-Praxis Es folgt eine Darstellung der zeitlichen Verteilung der Lernstunden auf die Lernformen, dann eine Beschreibung der einzelnen Lernformen. Lernformen Vollzeit Berufsbegleitend Präsenzstudium Erwachsenenbildung 1100 h 1100 h Selbststudium Erwachsenenbildung 800 h 800 h Angeleitete und reflektierte Praxis in der Erwachsenenbildung 1340 h 260 h Berufstätigkeit in der Erwachsenenbildung - 1080 h Präsenzstudium 900 h 900 h Fachliche Ausbildung Selbststudium 900 h 900 h Fachliche Ausbildung Qualifikationsverfahren 360 h 360 h Total Lernstunden 5400 h 5400 h 21

Präsenzstudium: Umfasst alle Lernarrangements, in welchen die Bildungsteilnehmenden mehrheitlich am selben Ort und von Dozierenden begleitet lernen. Inhalte und Methoden werden gemeinsam erarbeitet, und der Präsenzunterricht bietet Gelegenheit zu üben sowie Raum für Reflexion und Diskurs. Das Präsenzstudium kann auch synchrone sowie von den Dozierenden strukturierte und begleitete Formen des Blended Learnings umfassen. Das Erbringen von Kompetenznachweisen während der Ausbildung im Beisein von Dozierenden zählt ebenfalls zur Präsenzzeit. Ausgenommen sind die Vorbereitung und das Erstellen von schriftlichen Arbeiten für das abschliessende Qualifikationsverfahren. Die fachliche Ausbildung kann integriert realisiert werden oder, wenn sie vorgängig absolviert wurde, durch die Bildungsanbieter angerechnet werden. Im zweiten Fall müssen die Bildungsanbieter in einem Konzept darlegen, wie sie die fachlichen Kompetenzen und Abschlüsse überprüfen und berücksichtigen. 22

Inhalte des Präsenzstudiums Erwachsenenbildung Handlungsebene Arbeitsprozesse Lernstunden Makroebene AP 1 Bildungsentwicklung fördern 100 h AP 2 Validierungsverfahren mitgestalten Mesoebene AP 3 Bildungsangebote entwickeln 500 h AP 4 Curricula erarbeiten AP 5 AP 6 AP 7 Bildungsqualität entwickeln Bildungsangebote im Umfeld positionieren Entwicklungsprojekte und Arbeitsteams im Bildungsbereich leiten Mikroebene AP 8 Bildungsveranstaltungen planen 500 h AP 9 Bildungsveranstaltungen durchführen und evaluieren AP 10 Gruppen in Lern- und Entwicklungsprozessen leiten und begleiten AP 11 Lernergebnisse und Kompetenzen erfassen und beurteilen AP 12 Personen in Lernprozessen und Bildungslaufbahnen begleiten Transversale Themen wie Kommunikation, Rollenverständnis, Diversity, berufsethische Grundsätze und Reflexion des eigenen Handelns sind in allen Themenbereichen zu berücksichtigen. 23

Selbststudium Dieses umfasst alle Lernstunden, die zeit- und ortsunabhängig in individuellen Lernsettings geleistet werden und von den Dozierenden nicht oder nur indirekt begleitet werden. Das Selbststudium umfasst neben der Vor- und Nachbereitung des Präsenzunterrichts und dessen Vertiefung und Ergänzung auch das Lernen in Lernpartnerschaften oder Lerngruppen, selbst gesteuerte Formen des E-Learning, Aufgabenbearbeitungen, das Literaturstudium und den individuellen Praxistransfer. Die Bildungsanbieter müssen in den Anerkennungsverfahren darlegen, welche Anleitungen und Impulse sie für das Lernen ausserhalb der Präsenzzeiten geben, wie die Dozierenden die individuellen Lernprozesse begleiten und wie die Lernergebnisse in den Präsenzunterricht zurückfliessen. Angeleitete und reflektierte Praxis Dieses Lerngefäss entspricht dem begleiteten Selbststudium. Das heisst, die Studierenden werden darin angeleitet, wie sie den Bezug zur Praxis und den Transfer gestalten und sichern können und wie sie ihre Praxis reflektieren können und sollen. Diese Anleitung geschieht durch die Dozierenden. Geeignete Formen angeleiteter und reflektierter Praxis sind Aufgaben zur theoriegeleiteten Reflexion der Vorbereitung, Umsetzung und Auswertung von selbst erteilten Bildungsveranstaltungen; projekt- und praxisbezogene schriftliche Arbeiten; Praxisberatung, Unterrichtsbesuche und Supervision durch anerkannte Fachpersonen und/oder die Dozierenden, Intervision, angeleitetes und strukturiertes Peer-Feedback (nicht abschliessende Aufzählung). Die Bildungsanbieter müssen in den Anerkennungsverfahren darlegen, wie sie die Bildungsanteile von angeleiteter und strukturierter Praxis systematisch und bezogen auf die jeweiligen Bildungsinhalte in den Bildungsprozess integrieren. Berufstätigkeit Der Bildungsgang zur diplomierten Erwachsenenbildnerin HF / zum diplomierten Erwachsenenbildner HF ist berufsbegleitend angelegt. Der Wechsel von schulischen zu praktischen Teilen ist von zentraler Bedeutung und garantiert die Verbindung von Theorie und Praxis durch sich gegenseitig ergänzende Ausbildungsziele. Es wird eine Berufstätigkeit im Gebiet der Bildung im Umfang von mindestens 50% während der Ausbildung vorausgesetzt. Dieses umfasst die Arbeitsfelder in der Bildungsarbeit und die Weiterentwicklung der zugrunde liegenden beruflichen Fachkompetenzen. Hinweise zum Qualifikationsverfahren: siehe Kapitel 6. 24

5. Zulassung 5.1. Zulassungsbedingungen Zum vollzeitlichen Bildungsgang wird zugelassen, wer einen Abschluss der Sekundarstufe II besitzt; eine Eignungsabklärung bestanden hat. Zum berufsbegleitenden Bildungsgang wird zugelassen, wer einen Abschluss der Sekundarstufe II besitzt; auf dem Gebiet des Wirkungsbereiches mindestens zu 50% berufstätig ist; eine Eignungsabklärung bestanden hat. 5.2. Anrechenbarkeit von Kompetenzen Die Bildungsanbieter können bereits erbrachte erwachsenenbildnerische und fachliche Kompetenzen oder Abschlüsse in einem sur Dossier -Verfahren anrechnen und den Bildungsgang der betroffenen Personen entsprechend verkürzen. Die Bildungsanbieter stellen in einem Konzept das Aufnahmeverfahren dar. Der eidgenössische Fachausweis Ausbilder/in wird mit 1050 Lernstunden für den Bereich Erwachsenenbildung angerechnet: Präsenzstudium 350 Lernstunden, Selbststudium 440 Lernstunden, angeleitete und reflektierte Praxis 260 Lernstunden. 6. Qualifikationsverfahren 6.1. Grundsätze Alle Bereiche der beruflichen Handlungskompetenzen werden bewertet. Die Bildungsanbieter legen die Bewertungskriterien fest. Die Evaluation der Kompetenzen findet in für die Berufstätigkeit relevanten Situationen statt; die Aufgaben sind dementsprechend zu formulieren. Die Situationen können real oder simuliert sein. Leistungen und Lernfortschritte der Studierenden in Schule und Praxis werden periodisch überprüft und zurückgemeldet. Es können unterschiedliche Formen der Bewertung angewendet werden (Noten, Wortbewertungen oder andere). In jedem Fall muss die Bewertung in der Kategorie erfüllt - nicht erfüllt resp. bestanden - nicht bestanden klar ersichtlich sein. 25

6.2. Abschliessendes Qualifikationsverfahren Mit dem abschliessenden Qualifikationsverfahren werden die Kompetenzen des Berufsprofils sowie wesentliche dafür notwendige Ressourcen überprüft. Dieses besteht aus: a. einer Diplomarbeit Die Diplomarbeit beinhaltet das Erarbeiten, theoretische Begründen und Reflektieren einer erwachsenenbildnerischen Thematik. b. einer Praktikumsqualifikation Die Praktikumsqualifikation beinhaltet die Beobachtung der Kandidatin / des Kandidaten in der praktischen Tätigkeit sowie die umfassende Reflexion der beobachteten Sequenz. c. einem Prüfungsgespräch Im Prüfungsgespräch sollen vor allem Fragen zur Diplomarbeit und zur praktischen Prüfung sowie berufsethische Fragestellungen zur Sprache kommen. 6.3. Zulassungsbedingungen zum abschliessenden Qualifikationsverfahren Die Studierenden werden zum abschliessenden Qualifikationsverfahren zugelassen, wenn sie die in der Promotionsordnung des Bildungsanbieters festgelegten Bedingungen erfüllen. Die Promotionsordnung regelt insbesondere die folgenden Punkte: Bedingungen der Zulassung Inhalte, Form und Zeitpunkt der Leistungsbewertungen Abschliessendes Qualifikationsverfahren: Ausgestaltung der drei Prüfungsteile inkl. Beurteilungsverfahren Konsequenzen bei Nichterfüllen der geforderten Leistungen Rechtsschutz und Rekursverfahren. 6.4. Bewertung und Gewichtung der Lernleistungen und Promotion Für die Beurteilungen der Kompetenzen verwendet der Bildungsanbieter geeignete Instrumente. 6.5. Wiederholungsmöglichkeiten Besteht eine Studierende/ein Studierender das abschliessende Qualifikationsverfahren nicht, hat sie/er die Möglichkeit Prüfungsteil a) einmal zu überarbeiten Prüfungsteil b) frühestens sechs Monate nach der ersten Durchführung einmal zu wiederholen Prüfungsteil c) einmal zu wiederholen 26