GESCHÄFTSMÖGLICHKEITEN IN DER TÜRKEI



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Impressum Herausgeber traide GmbH Zollstockgürtel 61 50969 Köln Tel. +49 (0)221-28 06 55 50 Fax +49 (0)221-28 06 55 52 Email service@traide.de Web www.traide.de Autor Anne Schröder, traide GmbH Bildnachweis Front Cover: fotolia.com Redaktionsschluss August/2013 Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschließungsprogramms für das Projekt Geschäftsanbahnung Türkei Nahrungsmittel- und Verpackungstechnik erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Disclaimer Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Germany Trade & Invest sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann. 2

Inhalt I. Tabellenverzeichnis...4 II. Abbildungsverzeichnis...4 1. Länderinformationen zu Türkei... 5 1.1. Politische Lage...6 1.2. Wirtschaftliche Entwicklung... 7 1.3 Struktur und Entwicklung des Außenhandels...9 1.4 Chancen und Risiken der türkischen Wirtschaft... 11 2. Rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen in der Türkei... 11 2.1. Überblick... 11 2.2. Formen der unternehmerischen Tätigkeiten... 11 2.2.1 Gesellschaftsrecht... 11 2.2.2 Vertriebsrecht... 13 2.3. Steuerliche Rahmenbedingungen... 14 3. Technische und logistische Voraussetzungen und Verfahren... 15 3.1 Devisenrecht/Zahlungsverkehr... 15 3.2 Infrastruktur in der Türkei... 15 3.3 Besonderheiten türkischer Geschäftsbeziehungen... 16 4. Branchenspezifische Informationen - Der türkische Markt für Nahrungsmittel- und Verpackungstechnik... 18 4.1. Einführung... 18 4.2. Aktuelle Situation... 18 4.2.1 Lokale Produktion... 18 4.2.2 Informationen zur Verpackungsindustrie... 19 4.2.3 Hauptabnehmer für Verpackungen auf dem türkischen Markt... 25 4.2.4 Landwirtschaft in der Türkei... 26 4.2.5 Lebensmittelindustrie und Nahrungsmittelverarbeitung... 28 4.2.6 Der Lebensmittel-Einzelhandel... 28 4.3. Zukünftige Marktentwicklungen und Marktpotenziale der Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie... 30 5. Einstiegs- und Vertriebsinformationen... 31 A ) Wichtige Messen...32 B) Wichtige Webseiten & Informationen zu dem relevanten Netzwerk in der Türkei...33 3

I. Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Rahmenbedingungen der Türkei... 5 Tabelle 2: Reales Wachstum des BIP nach Verwendungskategorien (in %) ; *) reales Wachstum im 1. Halbjahr 2013 gegenüber dem 1. Halbjahr 2012... 7 Tabelle 3: Außenhandelsbilanz der Türkei mit der Welt...9 Tabelle 4: Außenhandelsbilanz der Türkei mit Deutschland... 10 Tabelle 5: Chancen und Risiken der türkischen Wirtschaft... 11 Tabelle 6: Überblick zur Einfuhr von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen in die Türkei (in Mio. US-Dollar)... 19 Tabelle 7: Auflistung der Nahrungsmittelmaschinen-Hersteller im türkischen Verband MIB, MAKİNA İMALATÇILARI BİRLİĞİ (vergleichbar VDMA) Stand 2013... 20 Tabelle 8:Auflistung der Verpackungsmaschinen-Hersteller im türkischen Verband MIB, MAKİNA İMALATÇILARI BİRLİĞİ (vergleichbar VDMA) Stand 2013... 20 Tabelle 9: Türkische Einfuhr von Nahrungsmittelmaschinen (in US$) 2012... 21 Tabelle 10: Türkische Ausfuhr von Nahrungsmittelmaschinen (in US$) 2012...22 Tabelle 11: Einfuhr von Verpackungsmaschinen in die Türkei (in US$) 2011-2012...23 Tabelle 12: Türkische Ausfuhr von Verpackungsmaschinen (in US$)2011-2012...23 Tabelle 13: Verbrauchte Verpackungsmaterialien in der Türkei (2012)...24 Tabelle 14: Hauptabnehmer des türkischen Verarbeitungs- und Verpackungsmarktes (2009)... 25 Tabelle 15: Chancen und Risiken der türkischen Landwirtschaft... 27 Tabelle 16: Entwicklung des türkischen Einzelhandels (in Mrd. US$)... 28 Tabelle 17: Umsatz des türkischen Großlebensmittelhandels nach Klasse... 29 II. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts von der Türkei zwischen 2010 und 2014...9 Abbildung 2: Standorte lokaler Hersteller... 18 Abbildung 3: Produktionsrate in t unterteilt in verschiedene Verpackungsmaterialien (der lokale Bedarf lag 2011 noch bei 3,5 Mio t)...24 4

1. Länderinformationen zu Türkei Tabelle 1: Rahmenbedingungen der Türkei 1 Ländername Einwohner Fläche Amtssprache Hauptstadt BIP (2012) BIP pro Kopf (2012) Türkei 80,6 Mio. 783.562 km² Türkisch Ankara (3,85 Mio. Einwohner) 1,142 Billionen US$ 15.200 US$ Inflationsrate (2012) 2,6 % Arbeitslosenrate (2012) 8,9 % Bevölkerungswachstum 9,2% Altersdurchschnitt 1,6 % Alphabetisierungsquote 94,1 % Staatsform Staatsoberhaupt Regierungschef Währung Parlamentarische Republik Staatspräsident Abdullah Gül Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan Türkischer Lira (TRY) Zeitzone UTC + 2 / +3 Internet- Domainbereich.tr Telefonvorwahl +90 Mitgliedschaft in internationalen Organisationen OECD; WTO; EU-Zollunion (in Kraft seit 1.1.1996); EG-Assoziierungs-Abkommen (1963); Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (ECO); Islamische Konferenz; BSEC (Schwarzmeerkooperation) 1 CIA Factbook, 2013 und GTAI, 2013. 5

1.1. Politische Lage 2 Gemäß der Verfassung aus dem Jahre 1982 ist die Türkei eine demokratische, laizistische, soziale und rechtsstaatliche Republik. Der amtierende Staatspräsident Abdullah Gül ist das Oberhaupt des Staates. Die Regierungsgeschäfte werden durch den Ministerrat geführt, der sich aus dem Ministerpräsidenten, den von ihm benannten Ministern bzw. Staatsministern zusammensetzt. Die türkische Verwaltung ist zentralistisch orientiert. 81 Provinzen sind in einzelne Landkreise unterteilt, an deren Spitze ein Gouverneur oder Landrat als Repräsentant der Zentralregierung in Ankara steht. Auf der Ebene der Städte und Gemeinden gibt es eine lokale Verwaltung. Die Leitung wird alle fünf Jahre durch die Bevölkerung mit absoluter Stimmmehrheit gewählt. Mitglieder aus Provinz- und Stadträten hingegen werden über Parteilisten mit relativer Mehrheit gewählt. Die Zentralregierung hat finanziell betrachtet einen großen Einfluss auf die Städte und Gemeinden, da diese kaum über eigene Einnahmen verfügen. Das türkische Parlament, die Gr0ße Türkische Nationalversammlung, wurde zuletzt am 12. Juni 2011 gewählt. Diese Wahlen finden in einem Turnus von 4 Jahren statt. Landesweit gilt eine 10 Prozent-Hürde, um in die Große Türkische Nationalversammlung einzuziehen. Bei den letzten Parlamentswahlen konnte die konservative AKP (Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei) 49,8 Prozent der Stimmen gewinnen, damit besitzen Sie die absolute Mehrheit im Parlament. Die Hauptoppositionspartei ist die sozialdemokratisch-kemalistische CHP Partei (Republikanische Volkspartei). Zweitstärkste Oppositionskraft ist die rechts-nationalistische MHP. Die pro-kurdische BDP (Partei für Frieden und Demokratie ist die viert-stärkste Kraft im Parlament. Der türkische Staat vereint in seiner innenpolitischen Orientierung sowohl Elemente die stark an einer westeuropäische Orientierung ausgerichtet sind, hierbei sind vor allem die westlich-demokratische Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft gemeint, als auch Elemente, die sich stark an der islamischen Weltanschauung orientieren. Des Weiteren sind Elemente eines teilweise sehr stark ausgeprägten Nationalismus zu finden. Die Türkei ist stark von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Gegensätzen gezeichnet, was das politische System oft einer starken Belastungsprobe aussetzt. Die starke Rolle des Staates, auf 700 Jahren osmanischem Reich und 90 Jahren türkischrepublikanischer Geschichte, drängt die Rechte des Individuums häufig aus dem Fokus, so dass diese oft zurückstehen. Wie bereits oben erwähnt, gehört der Laizismus, die Trennung von Staat und Religion, zu einem der vier Grundprinzipien, die damals von Staatsgründer Atatürk definiert wurden sind. Der Staat übt durch das Amt für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) eine Kontrolle über den (sunnitischen) Islam aus. Somit können Handlungen und Meinungen, die einen Einfluss des Islams auf die staatliche oder gesellschaftliche Lebensform fordern, strafrechtlich verfolgt werden. Weitere Kontroversen, die immer wieder Thema der Innenpolitik sind, sind die Rechte von kurdisch-stämmigen Bevölkerungsmitgliedern, die Anerkennung der Aleviten und die inzwischen abgeschwächte Bedeutung des türkischen Militärs. Die starke Orientierung hin zum westlichen Europa ist weiterhin ein Stützpfeiler der modernen Türkei. Die Türkei möchte der EU beitreten und hat dies als priorisiertes Ziel der Politik ausgeschrieben. Dies unterstützt neben Ministerpräsident Erdoğan auch Staatspräsident Gül und eine relative Mehrheit innerhalb der Bevölkerung. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Erstellung einer gänzlich neuen Verfassung, die deutlich liberaler formuliert sein und die Grundrechte des Einzelnen stärker in den Fokus setzen soll, als bisher. Dies soll vor allem in Hinblick auf die Demokratisierung und die Modernisierung der Türkei ein wichtiger Baustein sein. Die Verabschiedung einer neuen 2 Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland, http://www.auswaertigesamt.de/sid_a5da9e5c9b4064dc2d3edfaa4ca28b33/de/aussenpolitik/laender/laenderinfos/tuerkei/innenpolitik_node.html 6

Verfassung soll frühestens Ende des Jahres 2013 erfolgen und musste in der Vergangenheit schon mehrmals vertagt werden, weil die Verhandlungen länger andauern, als erwartet. 1.2. Wirtschaftliche Entwicklung Die kräftigen Wachstumsschübe aus den Vorjahren 2010 (9,2%) und 2011 (8.8%) haben sich im Jahre 2012 nicht wiederholen können. Die Wirtschaftentwicklung hat im Vergleich deutlich an Kraft verloren. Das reale Wachstum des BIP liegt mit 2,2% deutlich unter den Erwartungen, dies ist ein Grund, warum die Wachstumserwartung für 2013 mit 4,0% von vielen Experten bezweifelt wurde 3. Diese Erwartungen konnten jedoch laut Stand Ende September 2013 bereits erfüllt werden. Das BIP ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum real um 3,7% gestiegen. Als treibende Kraft erwiesen sich insbesondere staatliche Investitionen (realer Anstieg um 55%) und der Anstieg des privaten Verbrauchs (real Anstieg um 4,2%). Die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen stiegt um knapp 60% an. Tabelle 2: Reales Wachstum des BIP nach Verwendungskategorien (in %) 4 ; *) reales Wachstum im 1. Halbjahr 2013 gegenüber dem 1. Halbjahr 2012 2011 2012 2013* BIP 8,8 2,2 3,7 Privater Verbrauch 7,7-0,7 4,2 Staatsverbrauch 4,7 5,7 7,5 1) Investitionen 18,0-2,5 3,0 1.1) Staatssektor -2,2 8,9 55,4 1.1.1) Maschinen und Anlagen -7,3 41,2 59,0 1.1.2) Baumaßnahmen -1,0 1,3 54,9 1.2) Privatsektor 22,3-4,5-4,6 1.2.1) Maschinen und Anlagen 25,0-6,6-2,8 1.2.2) Baumaßnahmen 16,7 0,4-8,8 Export von Waren und Dienstleistungen Import von Waren und Dienstleistungen 7,9 17,2 3,2 10,7 0,0 9,5 Die Prognosen für das zweite Halbjahr erweisen sich aus unterschiedlichen Gründen als schwierig. Kapitalabflüsse im August und September werden eine leichte Abwertung der türkischen Lira nach sich ziehen, dieser Wertverlust wird die 3 Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland, http://www.auswaertigesamt.de/de/aussenpolitik/laender/laenderinfos/tuerkei/wirtschaft_node.html 4 GTAI, http://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=885638.html 7

Inflationsrate antreiben und die Kaufkraft der inländischen Bevölkerung abschwächen, weil die Preise für im Importe steigen. Nach Einschätzung von Investoren müsste die Notenbank die Zinsen weiter erheblich anheben, dies würde ebenso das Leistungsbilanzdefizit weiter reduzieren. Risiko einer Zinserhöhung, so befürchten Währungshüter, wäre allerdings die Einschränkung des Wirtschaftswachstums, zudem würden die Fremdfinanzierungskosten der Unternehmen zunehmen. Ein weiterer Punkt der die Unsicherheit in Bezug auf das Wirtschaftswachstum ansteigen lässt, ist der Bürgerkrieg in Syrien. Die türkische Regierung hat sich zugunsten der Rebellen und somit gegen den syrischen Präsidenten Baschar al- Assad ausgesprochen. Dies hat sich nachträglich bereits als außenpolitischer Fehler herausgestellt und gefährdet die traditionell guten Beziehungen zum Iran und einigen arabischen Ländern. Hinzukommt, dass die innenpolitische und gesellschaftliche Polarisierung des Landes, die im Juni 2013 zu landesweiten Protesten gegen den autoritären Führungsstil des Ministerpräsidenten geführt hat. Die Bereitschaft zum Konsens besteht zurzeit nicht. Die Beitrittsverhandlungen zwischen der Türkei und der Europäischen Union befinden sich zurzeit nicht in einem finalen Status. Bei Seiten sind bemüht und haben sich positiv ausgesprochen, dennoch sind viele Verhandlungskapitel seit langem geöffnet. Als Vorrausetzung von deutscher Seite für einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union unterstreicht die Bundesregierung die Bedeutung einer strikten Erfüllung der Kopenhagener Kriterien, der vollständigen Umsetzung des Ankara-Protokolls sowie der Gewährleistung der Aufnahmefähigkeit der Union. Aufgrund der engen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei hat Deutschland ein besonderes Interesse an ihrer Heranführung an die Europäische Union. Deutschland hat auch ein Interesse an fortgesetzten Reformprozessen in der Türkei, für die die "europäische Perspektive" des Landes ein wichtiger Motor ist. Die Türkei ist von zentraler Bedeutung für die Stabilität in der europäischen Nachbarschaft und für die energiepolitische Versorgung der Union. Sie spielt ferner eine wichtige Rolle im interkulturellen Dialog zwischen Europa und den Nachbarstaaten im Nahen- und Mittleren Osten sowie in Nordafrika 5. Die Türkei ist eine wichtige Handelsnation mit Schwerpunkten bei Textilien/Bekleidung, Kfz und Teilen, Eisen und Stahl sowie Nahrungsmittel und Maschinen. Die Industrieproduktion wuchs auch 2012 wieder in folgenden Segmenten mit realen Wachstumsraten von: Computer und Elektronik +14,8 % Arzneimittel +12,5 % Getränke +8,0 % Nahrungsmittel +3,3 % Bekleidung +6,3 % Metallprodukte +5,8 % Metalle +5,3 % Papier +4,8 % Textilien +4,3 % Leder -4,0 % elektr. Ausrüstung +2,5 % Petrol. u. Koks +2,1 % Chemikalien und chem. Produkte +1,7 % Maschinen und Ausrüstung +0,8 % Gummi- und Plastikprodukte -0,2 % Kfz -5,3 % 6 5 Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland http://www.auswaertiges-amt.de/de/europa/erweiterung/tuerkei_node.html 6 GTAI Wirtschaftsdaten kompakt Türkei: http://www.gtai.de/gtai/content/de/trade/fachdaten/pub/2012/11/pub201211218018_159220.pdf 8

Die unten stehende Abbildung zeigt auf, wie sich das BIP seit 2010 entwickelt hat und die Prognosen für 2013 und 2014 (markiert mit dem Symbol *). Als ein Grund für die offensichtlichen Einbrüche des BIP im Jahre 2012 wird das chronisch hohe Leistungsbilanzdefizit gesehen 7. Abbildung 1: Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts von der Türkei zwischen 2010 und 2014 8 1.3 Struktur und Entwicklung des Außenhandels Die Türkei importiert mehr Güter und Dienstleistungen als sie exportiert. Daher ist die Außenhandelsbilanz der Türkei negativ, so wie die folgende Tabelle es anhand von statistischen Werten zwischen 2010 und 2012 aufzeigt. Nicht zuletzt wegen der Krise in der Eurozone verliert der Außenhandel an Schwung. Die Wachstumsrate der Importe aber auch der Exporte sank gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum im Vorjahr auf jeweils 5%. Tabelle 3: Außenhandelsbilanz der Türkei mit der Welt 9 Einfuhr Ausfuhr Saldo Jahr 2010 (in Mrd. ) Veränderung zum Vorjahr (in %) Jahr 2011 (in Mrd. ) Veränderung zum Vorjahr (in %) Jahr 2012 (in Mrd. ) 185,5 +31,7 240,8 +29,8 236,5-1,8 114,0 +11,7 134,9 +18,3 152,5 +13,0-71,5-105,9-84,0 Veränderung zum Vorjahr (in %) Wegen der Krise in Europa versuchen türkische Exportfirmen, neue Absatzmärkte im Nahen Osten, in Afrika und Asien zu erschließen. Der Anteil der EU an den gesamten türkischen Exporten fiel 2012 auf 38,8% (2011: 46,2%). Die 7 Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland http://www.auswaertigesamt.de/de/aussenpolitik/laender/laenderinfos/tuerkei/wirtschaft_node.html 8 GTAI 2013 9 GTAI Wirtschaftsdaten kompakt, Mai 2013. 9

türkischen Lieferungen nach Deutschland sanken 2012 um 5,9%. Dennoch war Deutschland mit 13,1 Mrd. $ immer noch der mit Abstand wichtigste Abnehmer türkischer Exportwaren. 10 Die wichtigsten Einfuhrländer im Jahr 2012 waren Russland (11,3% der Gesamteinfuhren), Deutschland und China (jeweils 9%), USA (6%), Italien (5,6%) und Iran (5,1%). Die bedeutendsten Ausfuhrländer sind Deutschland (8,6% der Gesamtausfuhren), Iran (5,6%), Großbritannien (5,7%), VAE (5,4%) und Russland (4,4%). Differenziert man die Außenhandelsbeziehungen auf das bilaterale Verhältnis Deutschland und Türkei, so weist die Türkei einen Außenhandelsüberschuss auf wie die folgende Tabelle zeigt. 11 Tabelle 4: Außenhandelsbilanz der Türkei mit Deutschland 12 Einfuhr Ausfuhr Saldo Jahr 2010 (in Mrd. ) Veränderung zum Vorjahr (in %) Jahr 2011 (in Mrd. ) Veränderung zum Vorjahr (in %) Jahr 2012 (in Mrd. ) 10,0 +20,5 11,8 +18 12,0 +1,7 16,3 +40,5 20,1 +23,3 20,1 0,0 6,3 8,3 8,1 Veränderung zum Vorjahr (in %) Deutsche Investoren haben in der Türkei eine führende Rolle. Von den insgesamt 32.604 Firmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung Ende 2012 kamen 5.158 aus Deutschland. 10 GTAI, https://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=826344.html 11 GTAI 2013. http://www.gtai.de/gtai/content/de/trade/fachdaten/pub/2012/11/pub201211268044_159700.pdf 12 GTAI Wirtschaftsdaten kompakt, 2013. 10

1.4 Chancen und Risiken der türkischen Wirtschaft Tabelle 5: Chancen und Risiken der türkischen Wirtschaft 13 SWOT Analyse der türkischen Wirtschaft Strenghts (Stärken) Großer dynamischer Markt Junge Bevölkerung ist aufgeschlossen gegenüber neuen Produkten Geographische und kulturelle Mittlerposition zwischen Europa, Nahost und Zentralasien Gut entwickelte Industriebasis Motivierte Arbeitnehmerschaft Opportunities (Chancen) Mögliche Rolle als Energiedrehscheibe Fertigung hochwertiger Waren Wachsender Binnenmarkt Massiver Ausbau der Verkehrsinfrastruktur steigendes Interesse an erneuerbaren Energien und Energieeffizienz Weaknesses (Schwächen) Hohes Leistungsbilanzdefizit schwächen in der Berufsausbildung Innenpolitische Konflikte Schwerfällige Bürokratie Hohe Importabhängigkeit bei Energieträgern Threats (Risiken) Gefahren durch spekulative Kapitaleinfuhren Drohende Energieengpässe Währungsrisiken Beeinträchtigung durch regionale Konflikte Einbruch von Exportmärkten 2. Rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen in der Türkei 2.1. Überblick Auf der Webseite von Germany Trade and Invest (GTAI) unter www.gtai.de/recht stehen vielfältige und detaillierte Publikationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen aus diversen Ländern kostenlos zur Verfügung. Die Publikation Recht kompakt - Türkei ist dort ebenfalls erhältlich und beinhaltet umfassende Informationen zum türkischen Rechtssystem. Insbesondere das Investitionsrecht ist für deutsche Firmen im Rahmen dieser Zielmarktanalyse relevant. Daher werden aus den oben genannten GTAI Publikationen einige relevante Bereiche zu Niederlassungen und Vertrieb in der Türkei hier kurz vorgestellt. 2.2. Formen der unternehmerischen Tätigkeiten 2.2.1 Gesellschaftsrecht Die Reform des Handelsgesetzbuches hat sich auch nachhaltig auf das Gesellschaftsrecht ausgewirkt. Die maßgeblichen Regelungen finden sich nun vor Allem in den Art. 124 ff. (zuvor Art. 136 ff.). Das türkische Recht kennt die OHG, das Kollektiv, die Kommanditgesellschaft, die Aktiengesellschaft, die GmbH und die Genossenschaft. Die beiden für 13 GTAI, https://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=826344.html 11

Investoren gebräuchlichsten Gesellschaftsformen sind die Aktiengesellschaft (Anonim Snonimg - A.S.) und die GmbH (Limited sellsch - L.S.). Auch die Gründung einer Zweigstelle oder einer Repräsentanz ist möglich. Es muss jeweils eine Registrierung im Handelsregister erfolgen. Zu beachten ist, dass Zweigstellen eine Genehmigung des Ministeriums für Industrie und Handel benötigen, bevor sie im Handelsregister eingetragen werden können. Das türkische Recht kennt keine Mindestbeteiligung inländischer natürlicher oder juristischer Personen. Diese können also 100% der Anteile an einer Gesellschaft halten. Seit 2003 ist grundsätzlich auch weder eine Genehmigung der Investitionsbehörde (Directorate General of Foreign Investments of the Undersecretariat of Treasury) noch des Ministeriums für Industrie und Handel erforderlich. Eine Ausnahme gilt insoweit nur für Banken, Versicherungen und vergleichbare Unternehmen, welche mitunter für Gründung oder Änderung des Gesellschaftsvertrages eine Genehmigung des Ministeriums für Industrie und Handel benötigen. Das neue Handelsgesetzbuch sieht vor, dass alle Kapitalgesellschaften über eine Internetpräsenz verfügen, auf der gewisse Mindestinformationspflichten erfüllt werden müssen. Zudem ist es nunmehr möglich, eine Ein-Mann- A.S. und eine Ein-Mann- L.S. zu gründen und folglich auch bei einer Verringerung der Zahl der Gesellschafter auf eine Person fortzuführen. Dieser Umstand ist dann allerdings ins Handelsregister einzutragen. Zudem verfügt das neue Handelsgesetz über umfangreiche Regelungen zur Transparenz bei Konzernen in Bezug auf die Rechtstellung von beherrschendem und beherrschtem Unternehmen, sowie die Rechtstellung der Aktionäre. Aktiengesellschaft (A.S.): Banken, Versicherungen und vergleichbare Unternehmen müssen die Gesellschaftsform einer A.S. wählen. Die Gründung einer A.S. bedarf einer notariell beglaubigten Gründungssatzung, die den gesetzlich vorgegebenen Mindestinhalt aufweist. Das Erfordernis einer Mindestanzahl von Gesellschaftern wurde fallen gelassen. Diese ist gegebenenfalls dem Industrie- und Handelsministerium zur Genehmigung vorzulegen und sodann öffentlich bekannt zu machen. Mit der anschließenden Eintragung ins Handelsregister erlangt die A.S. ihre Rechtsfähigkeit. Das Mindeststammkapital beträgt z.zt. 50.000 TRY. An Organen kennt die A.S. den Vorstand und die Generalversammlung. Der Vorstand muss nicht länger mit Gesellschaftern oder deren Vertretern besetzt sein. Es sind also auch professionelle Vorstände möglich. Zwar genügt prinzipiell ein Einzelvorstand, allerdings ist vorgeschrieben, dass zumindest ein Vorstandsmitglied die türkische Nationalität hat und seinen dauerhaften Aufenthaltsort in der Türkei hat. Zudem ist erforderlich, dass 25% der Vorstandsmitglieder über einen Hochschulabschluss verfügen. Jede A.S. ist verpflichtet das Geschäftsergebnis durch einen Buchprüfer kontrollieren zu lassen. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (L.S.): Insgesamt hat der Gesetzgeber sein Vorhaben die L.S. als kleine Schwester der A.S. zu etablieren konsequent umgesetzt. Infolge dessen sind oftmals die Regelungen der A.S. auf die L.S. anwendbar. So bedarf die Gründung einer L.S. ebenfalls einer notariell beglaubigten unterzeichneten Gründungssatzung, die den gesetzlich vorgegebenen Mindestinhalt aufweist. Eine Mindestanzahl von Gesellschaftern ist auch bei der L.S. nicht mehr erforderlich. Mit der anschließenden Eintragung ins Handelsregister erlangt die L.S. ihre Rechtsfähigkeit. Das Mindeststammkapital wurde (womöglich entgegen dem international sonst üblichen Trend) von 5.000 TRY auf 10.000 TRY erhöht, welche auch unmittelbar eingezahlt werden müssen. Auch die Organe entsprechen im Wesentlichen denen der A.S. An Organen kennt die L.S. die Gesellschafterversammlung und die Geschäftsführung. Im Unterschied zur A.S. ist es allerdings nicht erforderlich, dass einer der Geschäftsführer die türkische Nationalität hat und seinen Wohnsitz in der Türkei unterhält. Die entsprechende Regelung (Art. 628) wurde durch Gesetz Nr. 6335 aufgehoben. Erwähnenswert ist noch, dass - anders als vor der Reform die Insolvenz eines Gesellschafters nicht mehr die Insolvenz der Gesellschaft nach sich zieht. 12

Ausländische Unternehmen können in der Türkei auch eine Zweigstelle errichten. Eine solche besitzt keine eigene Rechtspersönlichkeit, kann aber selbständig wirtschaftlich aktiv werden und Geschäfte abschließen. In steuerrechtlicher Hinsicht unterliegt die Zweigstelle im Wesentlichen den gleichen Regelungen wie türkische Gesellschaften, wobei insoweit aber nur die in der Türkei erwirtschafteten Gewinne maßgeblich sind. Der Zweigstellenleiter muss in der Türkei ansässig sein. Zur Gründung einer Zweigstelle ist es erforderlich, eine Genehmigung des Ministeriums für Industrie und Handel einzuholen. Neben dieser Genehmigung ist auch eine Übersetzung des Gesellschaftsvertrages, eine Urkunde, aus der sich die Vertretungsmacht des Zweigstellenleiters ergibt, eine geschäftsmäßige Unterschrift des Zweigstellenleiters, sowie eine Kopie der Ausweispapiere des Zweigstellenleiters vorzulegen. Eine Repräsentanz darf, wie üblich, keine eigenen Geschäftstätigkeiten ausführen, sondern ist auf Tätigkeiten wie Kundenservice und Informationsgewinnung beschränkt. Die Erteilung und Verlängerung der Genehmigung zum Unterhalt eines solchen Büros liegt nicht länger bei einer Abteilung des Finanzministeriums, sondern nunmehr beim Wirtschaftsministerium (General Directorate for Incentive Implementation and Foreign Investment). Die erstmalige Genehmigung kann für maximal 3 Jahre erteilt werden; jede weitere Verlängerung kann dann für 5 oder 10 Jahre erteilt werden. Zu beachten ist, dass normalerweise für Repräsentanzen, die ausschließlich für Marktforschung oder Marketing der Produkte der Muttergesellschaft gegründet wurden, keine Verlängerung erteilt wird. Die durch die Repräsentanz verursachten Kosten müssen durch die ausländische Muttergesellschaft getragen werden. Über die Finanzierung ist das Wirtschaftsministerium jedes Jahr zu unterrichten. Eine Steuerpflicht in der Türkei besteht (in Ermangelung von Einnahmen) nicht und die Buchführungspflichten sind begrenzt. Die Einkommen von Angestellten sind, sofern diese aus ausländischer Quelle stammen, von der Einkommensteuer befreit. Außer dem Büroleiter müssen die Angestellten über die türkische Nationalität verfügen. 14 2.2.2 Vertriebsrecht Das Vertriebsrecht ist in den Art. 102 ff. des neuen Handelsgesetzbuchs (HGB) geregelt. Die bereits oben erwähnte Reform des Handelsgesetzbuches hat sich mit Wirkung zum 1.7.2012 auch auf die Regelungen zum Vertriebsrecht ausgewirkt. Das neue Handelsgesetzbuch ist bislang nicht in Übersetzung verfügbar. Die türkische Fassung 15 ist im Internet abrufbar. Ganz generell kann man sagen, dass sich die vertriebsrechtlichen Regelungen im Rahmen der Vorgaben des alten Handelsgesetzbuches halten. Gleichzeitig erfolgte jedoch auch eine Anpassung an die Bestimmungen der EU-Richtlinie 86/653/EEC. Im Hinblick auf die Definition des Handelsvertreters hat sich nichts Wesentliches verändert. Der Handelsvertreter wird nicht in eigenem Namen tätig und damit auch nicht Vertragspartei. Er handelt aufgrund eines Vertrages für seinen Prinzipal und vermittelt oder unterzeichnet in dessen Namen Handelsgeschäfte auf dessen Rechnung. Eine Abschlussvollmacht besteht dabei nur in den Fällen, in denen der Vertrag dies auch ausdrücklich vorsieht. Der ausländische Lieferant benötigt auch weiterhin weder einen lokalen Vertriebspartner, noch ist es erforderlich, dass der Vertriebspartner eine türkische natürliche oder juristische Person ist. Als Kaufleute müssen sich Handelsvertreter lediglich im Handelsregister eintragen lassen. Überschreitet der Handelsvertreter seine Vertretungsmacht und stimmt der Prinzipal nicht unverzüglich dem Vertrag zu, so ist der Prinzipal nicht an den Vertrag gebunden. Dies stellt eine Abkehr von der bislang geltenden und den guten Glauben des Dritten schützenden Regelung dar. Zu beachten ist, dass der Handelsvertreter nach wie vor im Namen des 14 GTAI, 2013 https://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/recht-zoll/wirtschafts-und-steuerrecht,did=777860.html?view=renderpdf 15 http://www.tbmm.gov.tr/kanunlar/k6102.html 13

Prinzipals klagen und auch verklagt werden kann (Artikel 105 Abs. 2). Eine Änderung erfolgte hier insoweit, als dass der Handelsvertreter eines türkischen Prinzipals hiervon vertraglich (aber wohl auch nur im Fall der Bekanntmachung gegenüber dem Dritten) abweichen kann. Diese Möglichkeit besteht jedoch nach wie vor nicht im Fall eines ausländischen Prinzipals. Als Vergütung erhält der Handelsvertreter für seine Tätigkeit eine Provisionszahlung. Diese, in den Artikeln 113 bis 116 enthaltenen, nunmehr ausführlicheren Regelungen entsprechen weitestgehend dem deutschen Recht. Neu eingeführt wurde ein Artikel über Pflichten des Prinzipals (Artikel 120). So muss der Prinzipal dem Vertreter etwa Informationen über die Waren zur Verfügung stellen oder den Vertreter über Umstände informieren, die dazu führen könnten, dass der Vertreter weniger Geschäfte vermitteln kann als üblicherweise zu erwarten wäre. Die Mindestkündigungsfrist für unbefristete Verträge beträgt 3 Monate. Unter den in Artikel 122 genannten Voraussetzungen (1. ein fortlaufender Nutzen des Prinzipals aus den vermittelten Geschäften besteht, 2. der Vertreter aufgrund der Kündigung keine Provisionszahlung verlangen kann und 3. eine Provisionszahlung angemessen wäre) kann der Handelsvertreter einen Ausgleichsanspruch geltend machen. Damit enthält das türkische Recht erstmals ausdrücklich einen Ausgleichsanspruch. Zuvor wurde ein solcher nur aufgrund richterlicher Rechtsfortbildung in Einzelfällen gewährt. Ein Ausgleichsanspruch besteht jedoch nicht, sofern die Beendigung des Vertrages auf ein Verhalten des Handelsvertreters zurückzuführen ist. Die Ausgleichszahlung ist zudem auf eine Jahresprovision begrenzt. Schließlich enthält das Gesetz in Artikel 123 nunmehr auch Regelungen zu einer Wettbewerbsklausel. Eine solche Klausel muss schriftlich vereinbart werden und kann maximal für einen Zeitraum von zwei Jahren vereinbart werden. Während dieser Zeit hat der Prinzipal den Vertreter angemessen zu entschädigen. Ergänzend ist noch darauf hinzuweisen, dass auf den vermittelnd tätigen Handelsvertreter auch die Bestimmungen des neuen Obligationengesetzes angewendet werden können. Insbesondere die Vorschriften über den Maklervertrag und den Abschlussvertreter können auf den Handelsvertreter angewendet werden. 16 2.3. Steuerliche Rahmenbedingungen Investitionsrecht Türkei: Im Jahr 2003 hat der Gesetzgeber sein Investitionsrecht reformiert und das Gesetz Nr. 4875 über Direktinvestitionen erlassen. Seitdem sind Ausländer Inländern gleichgestellt, d.h. es existiert keine inländische Mindestbeteiligung an türkischen Gesellschaften. In Folge dessen bedarf es auch keiner gesonderten Investitionsgenehmigung mehr für Ausländer, die erhöhten Mindestkapitalanforderungen sind ebenfalls entfallen Körperschaftssteuer: Der Körperschaftsteuersatz wurde 2006 von 30% auf 20% gesenkt. Dieser reduziert sich nochmals, wenn Unternehmen diverse Voraussetzungen für die unterschiedlichen Investitionsprogramme erfüllen. Mehrwertsteuer: Der Normalsatz der Umsatzsteuer beträgt zurzeit 18%, der ermäßigte Satz entweder 1% oder 8%. Zum Teil kommt das aus Europa bekannte Reverse-Charge-Verfahren zur Anwendung, so dass bei einigen Leistungen aus dem Ausland (insbes. Beratungsleistungen) das in der Türkei sitzende beauftragende Unternehmen die Umsatzsteuer zahlen muss. 17 16 GTAI, 2013 https://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/recht-zoll/wirtschafts-und-steuerrecht,did=777860.html?view=renderpdf 17 GTAI, 2013 https://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/recht-zoll/wirtschafts-und-steuerrecht,did=777860.html?view=renderpdf 14

3. Technische und logistische Voraussetzungen und Verfahren 3.1 Devisenrecht/Zahlungsverkehr Artikel 3 lit. c) des Investitionsgesetzes garantiert Ausländern den freien Transfer von Gewinnen, Dividenden, Zinsen, Veräußerungserlösen, etc. Die türkische Lira ist frei konvertibel. Fremdwährungskonten können eröffnet werden und Guthaben ins Ausland transferiert werden. Transfers von Fremdwährungskonten, die einen Betrag von 50.000 US$ überschreiten, werden von der jeweiligen Bank an die türkische Zentralbank gemeldet. 18 3.2 Infrastruktur in der Türkei Die türkische Regierung investiert sehr stark in eine bessere Infrastruktur, vor allem rund um Istanbul. Istanbul, als Dreh- und Angelpunkt der türkischen Wirtschaft, soll einen dritten internationalen Flughafen, eine Autobahnverbindung nach Izmir und eine dritte Brücke über den Bosporus bekommen, die wird wichtige Konjunkturimpulse geben. Die dritte Bosporus-Brücke wird eine Länge von 1.408 m und eine Breite von 60 m haben. Da sowohl Fahrzeuge als auch Züge über die Brücke fahren werden, wird sie größer sein als die beiden anderen Bosporus-Brücken, die 1973 und 1989 eröffnet wurden. Der Schienenteil der Brücke soll unter anderem in die neue interkontinentale Schienenstrecke, die auch unter dem Marmaray-Tunnel verläuft, integriert werden. Sie soll Ende Oktober 2013 fertiggestellt werden. Durch den Ausbau und die Verbindung des Schienennetzes sollen auch die beiden bestehenden Flughäfen Atatürk im europäischen Teil Istanbuls und Sabiha Gökcen im asiatischen Teil der Stadt miteinander verbunden werden 19. Knapp 90% des Gütertransports in der Türkei erfolgen über die Straße, da alternative Transportwege bislang vernachlässigt wurden. Die Regierung will außerdem bis zum Ende des Jahres 2013 neue autobahnähnliche Schnellstraßen über eine Länge von 1.075 km bauen. Ferner ist zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf einer Strecke von insgesamt 1.800 km die Anbringung oder Reparatur von Leitplanken vorgesehen. Auch in Verkehrsschilder will die Regierung investieren: Auf einer Fläche von insgesamt 24 Mio. qm sollen horizontale und auf einer Fläche von 145.000 qm vertikale Verkehrshinweise erneuert werden. Schließlich will die Regierung die technische Infrastruktur für die Verbesserung der Kfz-Kontrollen ausbauen. So sollen 30 neue Prüfstationen für die Gewichtskontrolle von Fahrzeugen entstehen 20. Die Türkei hat einen Wettbewerbsvorteil im Seeverkehr, da sie auf drei Seiten von Meeren dem Mittelmeer, der Ägäis und dem Schwarzen Meer und zusätzlich mit den Dardanellen und dem Bosporus von zwei Meerengen umgeben ist. Die Gesamtlänge der Küstengrenzen in der Türkei beträgt 8.333 km. Der Transport auf dem Seeweg ist mit einem Anteil von insgesamt 50,7 % bzw. 53,2 % die bevorzugte Transportmethode für die Exporte und Importe der Türkei. Es folgt der Straßentransport mit einem Anteil von 40,3 % für Exporte und 22,9 % für Importe im Jahr 2010. Der Luftweg steht für Exporte wie Importe an dritter Stelle 21. 18 GTAI, Recht kompakt https://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/recht-zoll/wirtschafts-und-steuerrecht,did=777860.html?view=renderpdf 19 GTAI 2013 http://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=859924.html 20 GTAI 2013 http://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=759032.html 21 ISPAT, http://www.invest.gov.tr/de-de/sectors/pages/transportationandlogistics.aspx 15

3.3 Besonderheiten türkischer Geschäftsbeziehungen 22 Vor der Lieferung von Waren an ein türkisches Unternehmen ist es entscheidend, alle wesentlichen Punkte der Geschäftsbeziehung vorher schriftlich in einem Liefervertrag festzuhalten. Diese einfache Regel gilt zwar für alle Exporte, egal ob in die Türkei oder ein anderes Land, doch ist eine detaillierte schriftliche Dokumentation bei Geschäftsbeziehungen mit türkischen Handelspartnern besonders wichtig. Denn türkische Unternehmen verfolgen ebenso wie die türkischen Behörden und staatlichen Gerichte eine formalistischere Herangehensweise als dies in westeuropäischen Ländern üblich ist. Das zeigt sich in einer wörtlichen Übertragung der schriftlichen Dokumentation. Es ist daher unerlässlich, dass Lieferverträge detaillierte Spezifikationen, Quantität und Qualität der zu liefernden Waren, den Kaufpreis sowie die Zahlungsbedingungen genau festlegen. Das Gleiche gilt bei Lieferbedingungen und Lieferfristen, die beispielsweise mit Hilfe von INCOTERMS vereinbart werden können. Grundsätzlich sind Exporte in die Türkei nicht eingeschränkt. Ein Einfuhrverbot besteht nur für eine begrenzte Zahl von Waren. Hierzu gehören bestimmte Agrarprodukte, Farbstoffe, Chemikalien sowie verschiedene Abfallprodukte und Produkte, die die Ozonschicht gefährden. Einige weitere Waren wie Saatgut und bestimmte Chemikalien bedürfen spezieller Importgenehmigungen, die von den türkischen Behörden ausgestellt werden und bei der Zollabfertigung vorgelegt werden müssen. Es gibt nur wenige Preisregulierungsvorschriften in der Türkei. Ausländische Lieferanten sollten nicht vergessen, dass es in der Türkei eine Reihe von Freihandelszonen gibt. Dabei handelt es sich um bestimmte Regionen, in denen staatliche Eingriffe in die Wirtschaft auf ein Minimum reduziert sind. Die Freihandelszonen sind Teil des Staatsgebiets der Türkei. Daher gelten alle zivil- und handelsrechtlichen Vorschriften dort genauso wie im übrigen Land. Allerdings gelten viele Außenhandelsvorschriften in solchen Zonen nicht, was die Lieferung von Waren an Kunden in diesen Gebieten deutlich einfacher und kostengünstiger gestalten kann. Falls jedoch die Produkte letztlich an einen Kunden außerhalb einer Freihandelszone geliefert werden sollen, gelten die üblichen Importvorschriften, unabhängig davon, ob die Produkte direkt oder über eine Freihandelszone importiert werden. Eine Reihe bislang bestehender Steuervorteile für Kunden in Freihandelszonen wurden Ende 2008 abgeschafft. Allerdings gibt es immer noch einige rechtliche Vorteile für türkische Geschäftspartner in Bezug auf Währungsvorschriften, Einschränkungen hinsichtlich Qualität und Preis von Produkten, Beschäftigungsvorschriften sowie den Transfer von internationalen Umsätzen und Gewinnen. Diese Faktoren können indirekt auch von Vorteil für Exporteure sein. Ausländische Lieferanten sollten daher diese rechtlichen Aspekte berücksichtigen, wenn sie Lieferverträge aushandeln, um sich ihren fairen Anteil an den wirtschaftlichen Vorteilen zu sichern, die die türkischen Freihandelszonen bieten. Wie bereits oben erwähnt, ist die Türkei Mitglied der Europäischen Zollunion. Die Zollunion verfolgt das Prinzip eines freien Warenverkehrs innerhalb der Europäischen Union. Doch die Mitgliedschaft umfasst auch die Einhaltung bestimmter Richtlinien, etwa technische Vorschriften für Produkte, wettbewerbsrechtliche Vorschriften und den Schutz geistigen Eigentums. Daher sind Importe von Waren aus den EU-Mitgliedsstaaten von Zöllen und Abgaben befreit. Importe von Agrarprodukten sowie Kohle- und Stahlprodukte fallen nicht in den Geltungsbereich der Zollunion und unterliegen separaten Zollvereinbarungen. Lieferverträge mit Lieferanten aus Ländern außerhalb der Europäischen Union unterliegen den allgemeinen Zolltarifen der Türkei. Die Türkei hat allerdings eine Reihe von Freihandelsvereinbarungen mit verschiedenen Ländern geschlossen, die wiederum Handelspartner der Europäischen Union sind. Man sollte beachten, dass für die Lieferung von Waren in die Türkei Steuern und/oder Abgaben in der Türkei fällig werden können wie z. B. die Mehrwertsteuer, spezielle Verbrauchssteuern oder Stempelabgaben. Der normale 22 Atradius, http://www.ulm.ihk24.de/linkableblob/ulihk24/international/1577032/2023086/.3./data/tuerkei_erfolgreich_in_die_tuerkei_exportieren-data.pdf 16

Mehrwertsteuersatz beträgt 18 Prozent. Ein verringerter Satz gilt u. a. für Druckerzeugnisse, pharmazeutische und medizinische Produkte sowie Textilprodukte. Die Verbrauchssteuern werden auf bestimmte Waren wie Petroleum, Petroleumderivate und Lösungsmittel, alle Arten von Fahrzeugen (Autos, Flugzeuge, Yachten), Tabak, alkoholische Getränke, Cola und Luxusprodukte erhoben. Stempelabgaben fallen für eine Vielzahl von Dokumenten an, darunter u. a. Verträge, Vereinbarungen, Schuldwechsel, Akkreditive und Garantieschreiben sowie Geschäftsberichte und Gehaltsabrechnungen. Die Türkei hat zwar eine Reihe von bilateralen Vereinbarungen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung geschlossen, doch empfiehlt es sich in der Regel, Steuerrisiken im Vorfeld zu klären und entsprechende Klauseln in die Lieferverträge aufzunehmen. Im Liefervertrag sollte festgehalten werden, dass die Zahlungen in voller Bruttohöhe erfolgen. Zudem sollte die Erstattung von Verzugskosten (wie Vollzugszinsen, etc.) im Falle von überfälligen Forderungen vereinbart werden 23. 23 weitere Informationen findet man unter: http://exporthelp.europa.eu/thdapp/index.htm 17

4. Branchenspezifische Informationen - Der türkische Markt für Nahrungsmittel- und Verpackungstechnik 4.1. Einführung Die Agrar- und Nahrungsmittelverarbeitung hat einen sehr hohen Stellenwert in der Türkei und trägt wesentlich zur Erwirtschaftung des BIP bei. Der Agrarsektor erwirtschaftete 9,1% des gesamten BIP im Jahr 2010 und der Lebensmittel- und Getränkesektor 20,1%. Die Anzahl der direkten Beschäftigten liegt bei ca. 329.000 Personen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie davon sind ca. 11.000 Beschäftigte allein in der Getränkeindustrie tätig. 24 4.2. Aktuelle Situation 4.2.1 Lokale Produktion Die lokale Produktion von Nahrungsmittelmaschinen in der Türkei hat eine lange Tradition. Bis 1990 wurde fast nur für den lokalen Markt produziert, seitdem hat der Export an Bedeutung gewonnen. Der Großteil der lokalen Betriebe für Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen (über 2.000 Firmen) sind in der nordwestlichen Marmara-Region (hauptsächlich in den Provinzen Bursa, Istanbul, Kocaeli) sowie in Izmir, Eskisehir, Ankara, Konya und Gaziantep angesiedelt. Der Werkzeugmaschinenbau konzentriert sich auf Bursa, Kocaeli, Istanbul, Izmir und Konya. Auch in der südostanatolischen Provinz Gaziantep werden insbesondere Textil- und Nahrungsmittelmaschinen gefertigt. Das türkische Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie fördert Projekte und Maßnahmen für die Clusterbildung in Maschinenbausparten an bestimmten Standorten (Verordnung, veröffentlicht im Staatsanzeiger "Resmi Gazete" Nr. 28412 vom 15.9.12). 25 Die folgende Abbildung veranschaulicht dieses Cluster lokaler Produzenten. Abbildung 2: Standorte lokaler Hersteller 26 24 Türkisches Statistikamt http://www.turkstat.gov.tr/ustmenu.do?metod=temelist 25 GTAI https://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=856420.html 26 Expatia, 2013 18

4.2.2 Informationen zur Verpackungsindustrie Im Gegensatz zu anderen Maschinenbauzweigen ist der Wert der Ausfuhren der Türkei in dieser Sparte um ungefähr die Hälfte höher als jener der Einfuhren. Die wichtigsten Zielländer sind Kasachstan, Syrien, Ägypten, Irak, Iran, Aserbaidschan, Rumänien, Russland und Algerien. Tabelle 6 zeigt auf, dass Deutschland mit einem Anteil von 158 Mio US$ und somit mit knapp 24% an erste Stelle unter den Lieferländer steht. Anders als bei den Nahrungsmittelmaschinen ist die Türkei bei Verpackungsmaschinen in höherem Maße von Importen abhängig. Deutschland hat hier unter den Lieferanten mit einem Anteil von über 30% neben Italien die stärkste Position. Unter den wichtigsten Zielländern für die Ausfuhren von Verpackungsmaschinen aus der Türkei sind die beiden Hauptlieferanten ebenfalls zu finden, daneben Polen, Aserbaidschan, Syrien und Iran. Tabelle 6: Überblick zur Einfuhr von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen in die Türkei (in Mio. US-Dollar) 27 HS Warenbezeichnung 2011 2012 davon aus Deutschland (2012) 8422.30 bis 40, 8437, 8438, 8479.20 Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen 663 662 158 Die Internetpräsenz der UN Comtrade http://comtrade.un.org/ ermöglicht es noch speziellere Informationen hinsichtlich einzelner Maschinenklassen zu erlangen. Die türkische Verpackungsindustrie ist inzwischen ein gut ausgebauter Sektor. Vor allem neue Verpackungsformate wurden mit Hinblick auf die Qualität, die Größe und die Attraktivität hin verbessert. Das rasche Bevölkerungswachstum, der Lebensstandard, die Verstädterung des Landes und die Diversifizierung der Waren haben dazu geführt, dass die Nachfrage stetig wächst, auch die Exportrate ist angestiegen sind. Das Wachstum in der Verpackungsindustrie lässt sich durch die veränderten Einkaufsgewohnheiten begründen. Vor allem in großen Städten kaufen die Menschen in Shopping-Zentren ein. Verbrauchsgüter werden stärker beworben, Point-of-purchase Verpackungen nehmen zu und Tiefkühl- und Konservenkost wird immer stärker nachgefragt. In den letzten fünf Jahren ist die türkische Verpackungsindustrie jeweils um 6% gewachsen, dies ist zum jetzigen Zeitpunkt auch die Prognose für die nächsten Jahre. Der jährliche Verbrauch von Verpackungsmaterialien liegt bei 5.5 Mio. t (2012) 28. Im Folgenden sind sowohl aktuelle Produzenten von Nahrungs- und Verpackungsmaschinen aufgelistet. Die Auflistung entstammt dem türkischen Verband MIB, MAKİNA İMALATÇILARI BİRLİĞİ (vergleichbar mit dem VDMA in Deutschland). 27 GTAI, 2013 28 http://www.ithalatihracat.biz/?pnum=531&pt=packaging%20industry%20in%20turkey 19

Tabelle 7: Auflistung der Nahrungsmittelmaschinen-Hersteller im türkischen Verband MIB, MAKİNA İMALATÇILARI BİRLİĞİ (vergleichbar VDMA) Stand 2013 29 Unternehmen Hauptsitz Website DEĞİRMEN MAKİNA GAZİANTEP http://www.degirmenmakina.com.tr EGEMAS MAKİNA KEMALPAŞA İZMİR http://www.egemas.com EKİP MÜHENDİSLİK PENDİK İSTANBUL http://www.ekipmuhendislik.com.tr ELEKTROMAG MAKİNA AVCILAR İSTANBUL http://www.elektromag.com.tr GÜNAK İNŞAAT SAN. ve TİC. A.Ş. TUZLA İSTANBUL http://www.gunak.com GM TRANSPORT BAŞPINAR GAZİANTEP http://www.gmtransport.com.tr IMAŞ MAKİNA SANAYİ KONYA http://www.imas.com.tr OSMANLI MAKİNA GÖNEN BALIKESİR http://www.osmanlimak.com ÖZKÖSEOĞLU ISI SANAYİ BAKIRKÖY İSTANBUL http://www.ozkoseoglu.com SAF-MAK SAF MAKİNA GEBZE KOCAELİ http://www.safmak.com TOYA MAKİNA ÜMRANİYE İSTANBUL http://www.toya.com.tr ULTRASONİK ENDÜSTRİYEL YIKAMA KAĞITHANE İSTANBUL http://www.ultrasonik.com Tabelle 8:Auflistung der Verpackungsmaschinen-Hersteller im türkischen Verband MIB, MAKİNA İMALATÇILARI BİRLİĞİ (vergleichbar VDMA) Stand 2013 30 Unternehmen Hauptsitz Website DURANLAR MAKİNA SANAYİ TİCARET LTD. ŞTİ. YÜREĞİR ADANA http://www.duranlarmachinery.com EGEMAS MAKİNA KEMALPAŞA İZMİR http://www.egemas.com EKİP MÜHENDİSLİK PENDİK İSTANBUL http://www.ekipmuhendislik.com.tr ELEKTROMAG MAKİNA AVCILAR İSTANBUL http://www.elektromag.com.tr IMAŞ MAKİNA SANAYİ KONYA http://www.imas.com.tr MEGATEK MÜHENDİSLİK MANİSA www.megatekltd.com OSMANLI MAKİNA GÖNEN BALIKESİR http://www.osmanlimak.com SAF-MAK SAF MAKİNA GEBZE KOCAELİ http://www.safmak.com VARLIK MAKİNA Çatalca İSTANBUL http://www.varlikmakina.com.tr 29 http://www.mib.org.tr/ 30 http://www.mib.org.tr/ 20

Die folgenden Tabellen stellt für das Jahr 2012 dar, welche speziellen Nahrungsmittelmaschinen auf türkischer Seite importiert wurden sind. Etwas weniger als ein Viertel wurde aus Deutschland in die Türkei exportiert, in Summe ein Gesamtwert von knapp über 86 Mio US $. Tabelle 9: Türkische Einfuhr von Nahrungsmittelmaschinen (in US$) 2012 31 HS Code Warenbezeichnung 2012 davon aus GER 8417.20 Backöfen 14.722.415 2.500.923 8419.31 Trocknungsgeräte 10.847.675 3.105.990 8421.11 Sahneabscheider 1.467.714 657.518 8434.10 Melkmaschinen 10.964.080 3.913.804 8434.20 Milchverarbeitungsmaschinen 19.451.903 7.184.632 8434.90 Teile von Milchverarbeitungsmaschinen 5.394.847 1.725.844 8435.10 Getränkeverarbeitungsmaschinen 6.350.509 143.733 8435.90 Teile von Getränkeverarbeitungsmaschinen 637.871 286.537 8437.10 Maschinen zum Reinigen von Getreide und Hülsenfrüchten 20.757.741 1.274.385 8437.80 Mühlen für Getreide und Hülsenfrüchte 9.041.834 1.760.318 8437.90 Teile für Maschinen zum Reinigen von Getreide und Hülsenfrüchten 3.817.764 1.203.563 8438.10 Maschinen und Geräte zur Herstellung von Backwaren 87.260.553 8.780.176 8438.20 Maschinen und Geräte zur Herstellung von Süßwaren und Schokolade 68.698.660 22.614.377 8438.30 Maschinen und Geräte für die Zuckerherstellung 1.300.696 1.029.269 8438.40 Brauereiausrüstung 2.096.784 2.096.784 8438.50 Maschinen und Geräte für die Fleischverarbeitung 42.539.044 10.130.802 8438.60 Maschinen und Geräte für die Verarbeitung von Obst, Gemüse und Nüssen 11.684.000 729.799 8438.80 8438.90 Andere für die Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung verwendete Maschinen und Geräte Teile für Maschinen und Geräte zur Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung 28.857.809 5.532.971 18.862.591 4.194.440 8479.20 Maschinen und Geräte zur Gewinnung pflanzlicher und tierischer Fette 43.630.318 7.135.866 Insgesamt 408,4 86,0 31 UN Statistics Division (Comtrade) http://comtrade.un.org 21

Die Ausfuhr türkischer Nahrungsmittelmaschinen konnte von 2007 2008 ein starkes Wachstum verzeichnen, im Jahr 2009 fiel dieser Wert jedoch um knapp 20 Mio US $. Vergleicht man Import mit Export wird ersichtlicht, dass die Türkei eine positive Handelsbilanz im Jahr 2009 aufweist. Für das Jahr ergibt sich eine leicht negative Handelsbilanz. Tabelle 10: Türkische Ausfuhr von Nahrungsmittelmaschinen (in US$) 2012 32 HS Code Warenbezeichnung 2012 8417.20 Backöfen 8351.791 8419.31 Trocknungsgeräte 4.492.066 8421.11 Sahneabscheider 313.836 8434.10 Melkmaschinen 8.191.811 8434.20 Milchverarbeitungsmaschinen 5.765.784 8434.90 Teile von Milchverarbeitungsmaschinen 3.595.447 8435.10 Getränkeverarbeitungsmaschinen 1.172.789 8435.90 Teile von Getränkeverarbeitungsmaschinen 70.759 8437.10 Maschinen zum Reinigen von Getreide und Hülsenfrüchten 14.870.297 8437.80 Mühlen für Getreide und Hülsenfrüchte 163.001.195 8437.90 Teile für Maschinen zum Reinigen von Getreide und Hülsenfrüchten 30.961.885 8438.10 Maschinen und Geräte zur Herstellung von Backwaren 28.578.192 8438.20 Maschinen und Geräte zur Herstellung von Süßwaren und Schokolade 18.022.241 8438.30 Maschinen und Geräte für die Zuckerherstellung 2.584.011 8438.40 Brauereiausrüstung 18.928 8438.50 Maschinen und Geräte für die Fleischverarbeitung 10.874.006 8438.60 Maschinen und Geräte für die Verarbeitung von Obst, Gemüse und Nüssen 9.426.346 8438.80 Andere für die Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung verwendete Maschinen und Geräte 10.834.023 8438.90 Teile für Maschinen und Geräte zur Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung 10.549.823 8479.20 Maschinen und Geräte zur Gewinnung pflanzlicher und tierischer Fette 23.801.101 Insgesamt 403,5 32 UN Statistics Division (Comtrade) http://comtrade.un.org 22

Im Vergleich zu den Nahrungsmittelmaschinen wird aus Tabelle 11 und 12 ersichtlich, dass in Bezug auf die Verpackungsmaschinen eine negative Handelsbilanz vorliegt. Die Türkei hat im Jahr 2011 und 2012 knapp drei einhalbmal so viele Verpackungsmaschinen (bezogen auf die Gesamtsumme) eingeführt als ausgeführt. Tabelle 11: Einfuhr von Verpackungsmaschinen in die Türkei (in US$) 2011-2012 33 HS Code Warenbezeichnung 2011 2012 davon aus Deutschland (2012) 8422.30 Maschinen und Apparate zum Füllen, Verschließen, Versiegeln und Etikettieren von Flaschen, Dosen, Schachteln oder anderen Behältnissen 8422.40 Andere Maschinen und Apparate zum Verpacken oder Umhüllen von Waren 127.602.912 105.718.353 47.313.145 233.545.612 217.589.240 44.514.052 8422.90 Teile 82.675.763 80.646.843 33.200.326 Insgesamt 443,8 403,9 125,0 Tabelle 12: Türkische Ausfuhr von Verpackungsmaschinen (in US$)2011-2012 34 HS Code Warenbezeichnung 2011 2012 8422.30 Maschinen und Apparate zum Füllen, Verschließen, Versiegeln und Etikettieren von Flaschen, Dosen, Schachteln oder anderen Behältnissen 8422.40 Andere Maschinen und Apparate zum Verpacken oder Umhüllen von Waren 28.076.922 22.529.646 79.708.190 75.914.076 8422.90 Teile 15.096.706 15.483.121 Insgesamt 122,9 113,9 33 UN Statistics Division (Comtrade) http://comtrade.un.org 34 UN Statistics Division (Comtrade) http://comtrade.un.org 23

Tabelle 13: Verbrauchte Verpackungsmaterialien in der Türkei (2012) 35 13% 8% 7% 39% Papier, Karton, Wellpappe Kunststoff Glas Holz 33% Metall Die Türkei produziert alle Arten von Verpackungen und Produkten wie Papier, Pappe, Verpackungsfolie, Tape, Kunststoff, Glas, Metall und Holz. Abbildung 3 zeigt das Wachstum innerhalb der einzelnen Produktionssparten bis zum Jahre 2011. Der flexible Einsatz der unterschiedlichen Materialien hat sich stark erhöht vor dem Hintergrund, dass der Schutz der Ware und die Haltbarkeit deutlich besser werden sollten. Momentan gibt es circa 3000 Firmen, die verschiedene Arten von Verpackungen herstellen. Die meisten der Unternehmen sind Klein- und Mittelständische Unternehmen. 53 der Firmen aus der Verpackungsindustrie gehören zu den 1000 größten Firmen in der Türkei. Die türkischen Firmen sind sehr anerkannt in Bezug auf die Qualität und die Produktionskapazität. Firmen in der Verpackungsindustrie sind meist im Herzen von Istanbul, Izmir, Bursa, Ankara, Izmir, Bursa, Gaziantep, Adana, Kayseri und Manisa lokalisiert 36. Eine Prognose des zukünftigen Bedarfs geht von einer Steigerung des Pro-Kopf-Umsatzes mit Verpackungen von 85 US$ im Jahr 2010 auf 220 US$ im Jahr 2020 aus. Der gesamte Umsatz wird voraussichtlich im selben Zeitraum von 6,12 Mrd. US$ auf 17,5 Mrd. US$ anwachsen. 37 Abbildung 3: Produktionsrate in t unterteilt in verschiedene Verpackungsmaterialien (der lokale Bedarf lag 2011 noch bei 3,5 Mio t) 38 Produkttyp 2007 2008 2009 2010 2011 Papierverpackungen 60.000 80.000 80.000 117.000 106.000 Pappverpackungen 415.000 395.000 418.000 503.000 564.000 35 http://www.ithalatihracat.biz/?pnum=531&pt=packaging%20industry%20in%20turkey 36 http://www.ithalatihracat.biz/?pnum=531&pt=packaging%20industry%20in%20turkey 37 GTAI, http://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=74588.html 38 Expatia, 2013 24

Wellpappeverpackungen 1.370.000 1.387.000 1.389.000 1.564.000 1.702.500 Plastikverpackungen 1.470.000 1.530.000 1.560.000 1.834.000 2.102.700 Metallverpackungen 299.500 328.000 309.500 365.500 364.000 Glassverpackungen 659.000 697.000 567.000 734.000 772.000 Holzverpackungen 385.000 385.000 385.000 420.000 543.600 TOTAL 4.658.500 4.802.500 4.708.500 5.538.000 5.975.000 4.2.3 Hauptabnehmer für Verpackungen auf dem türkischen Markt Die folgende Tabelle zeigt übersichtlich die 20 größten Endanwender für Verarbeitungs- und Verpackungstechnik auf dem türkischen Markt. Tabelle 14: Hauptabnehmer des türkischen Verarbeitungs- und Verpackungsmarktes (2009) 39 Unternehmen Hauptsitz Branche Umsatz in 2009 (in Mio. ) Türkiye Şeker Fabrikaları A.Ş. Ankara Zucker 734,12 Coca-Cola İçecek A.Ş. Istanbul Getränke 478,44 Ak Gıda Sanayi ve Ticaret A.Ş. Istanbul Lebensmittel Herstellung und Vertrieb 356,27 Çay İşletmeleri Genel Müdürlüğü Rize Getränke Tee 347,49 39 http://www.invest.gov.tr/en-us/infocenter/publications/documents/food.beverage.industry.pdf 25

Unternehmen Hauptsitz Branche Umsatz in 2009 (in Mio. ) Anadolu Efes Biracılık ve Malt Sanayii A.Ş. Konya Şeker Sanayi ve Ticaret A.Ş. Istanbul Getränke Bier 338,66 Konya Zucker 323,58 Ülker Çikolata Sanayi A.Ş. Istanbul Lebensmittel Snacks und Süßigkeiten (Schokolade) 265,85 Kayseri Şeker Fabrikası A.Ş. Kayseri Zucker 250,41 Oltan Gıda Mad. İhr. İth. ve Tic. Ltd. Şti. Trabzon Haselnüsse 239,74 C.P. Standart Gıda Sanayi ve Ticaret A.Ş. Istanbul Lebensmittel Hühnchenfleisch, Eier, Schrimps 231,28 SÜTAŞ Süt Ürünleri A.Ş. Bursa Lebensmittel Milchprodukte 228,34 Tat Konserve Sanayi A.Ş. Istanbul Lebensmittel Gemüseverarbeitung 226,87 Eti Gıda Sanayi ve Ticaret A.Ş. Eskişehir Lebensmittel Snacks und Süßigkeiten 189,00 Altınmarka Gıda Sanayi ve Ticaret A.Ş. Istanbul Convenience Food 180,54 Ülker Bisküvi Sanayi A.Ş. Istanbul Lebensmittel Snacks und Süßigkeiten (Kekse) 171,72 Pınar Süt Mamülleri Sanayi A.Ş. İzmir Lebensmittel Milchprodukte 170,98 Kent Gıda Maddeleri Sanayi ve Ticaret A.Ş. Kocaeli Lebensmittel Snacks und Süßigkeiten 157,01 Marsan Gıda San. ve Tic A.Ş. Adana Lebensmittel und Getränke 154,80 Önem Gıda San. ve Tic. A.Ş. Istanbul Lebensmittel und Getränke 120,97 Biskot Bisküvi Gıda San. ve Tic. A.Ş. Karaman Lebensmittel Snacks und Süßigkeiten (Kekse) 115,46 4.2.4 Landwirtschaft in der Türkei Die Türkei gehört auf Grund einer günstigen geografischen Lage und den klimatischen Verhältnissen zu einem der weltweit führenden Länder im Bereich Landwirtschaft und in Bezug auf verwandte Industriezweige. Durch die steigende Anzahl der Export wird dieser Stellung verdeutlicht. Circa 25% der erwerbstätigen Bevölkerung sind im Agrarbereich tätig. Rund 40 % der Landesfläche der Türkei kann landwirtschaftlich genutzt werden und bietet reichlich Potenzial für eine breite Vielfalt von Erzeugnissen wie Getreide, Hülsenfrüchte, Ölsaaten, Obst und Gemüse, Schnittblumen, Geflügel, 26

Milch- und Molkereiprodukte, Fischereiprodukte, Honig und Tabak. Von der gesamten landwirtschaftlichen Produktion entfallen 67 % auf pflanzliche Produkte, 26 % auf Viehhaltung und 7 % auf Fischerei und Forstwirtschaft. Die Türkei ist das führende Erzeugerland von getrockneten Feigen, Haselnüssen, Sultaninen/Rosinen und getrockneten Aprikosen 40. Tabelle 15: Chancen und Risiken der türkischen Landwirtschaft 41 SWOT Analyse der türkischen Landwirt Strenghts (Stärken) Angemessene ökologische Gegebenheiten und ein gutes Klima für die landwirtschaftliche Produktion Staatliche Unterstützung von Investitionen in die Landwirtschaft Verstärkte Bedeutung der Türkei in der Region durch eine Bevölkerung von 73 Millionen Menschen (Stand: Dezember 2009) Weiter entwickelte landwirtschaftliche Produktionsindustrie als die Nachbarländer und dadurch bedeutende Exportmöglichkeiten In den letzten Jahren gesteigertes Interesse an türkischer Landwirtschaft bei Investoren im Nahen Osten und an anderen Orten Wachsende Produktionseffizienz durch stufenweise Automatisierung Weaknesses (Schwächen) Stark zersplitterte Struktur mit einer großen Anzahl von kleinen Unternehmen, die für ihr Überleben auf staatliche Förderung angewiesen sind Unklare Situation bezüglich des Exports von Vieh in EU-Staaten, da die Abstimmung mit der EU ein fortlaufender Vorgang ist Hohe Kosten von Maschinen, dadurch kaum Möglichkeiten einer Steigerung der Produktionseffizienz für kleine Höfe Positive Auswirkungen der steigenden Futtermittelpreise auf die Produzenten von Futtermitteln wie Mais, jedoch negative Auswirkungen auf die Viehzucht 40 http://www.invest.gov.tr/de-de/sectors/pages/agriculture.aspx 41 http://www.invest.gov.tr/de-de/sectors/pages/agriculture.aspx 27

Opportunities (Chancen) Beträchtliche Handelsgelegenheiten durch die strategische geografische Lage der Türkei Mögliche beträchtliche Exportgelegenheiten aufgrund der wahrscheinlichen Aufnahme der Türkei in die EU Wettbewerbsfähige Arbeitskosten Gesteigertes Interesse an ökologischer Landwirtschaft durch wachsende Beschäftigung mit Gesundheitsbelangen Threats (Risiken) Auswirkungen von Wettereinflüssen wie Dürren oder Überflutungen auf landwirtschaftliche Produktion Instabile Rohstoffpreise Druck auf Regierung zum Abbau landwirtschaftlicher Förderung 4.2.5 Lebensmittelindustrie und Nahrungsmittelverarbeitung Der Dachverband der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie TGDF (Türkiye Gida ve Icecek Sanayi Dernekleri Federasyonu) geht für 2013 von einer Produktionssteigerung der Branche von vier Prozent aus. Die Hersteller von Verpackungsmaschinen profitieren sowohl von dieser Entwicklung als auch vom steigenden Bedarf der Arznei- und Kosmetikindustrie 42. Der Nahrungsmittelsektor ist weiterhin eines der dynamischsten Bereiche der türkischen Wirtschaft. Laut Statistikamt TÜIK stieg die Produktion von Lebensmitteln im 1. Quartal 2013 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres real um 2,8%. Der Zuwachs bei Getränken betrug 5,5%. Die steigende Inlandsnachfrage und die wachsenden Exportaktivitäten veranlassen lokale und internationale Hersteller zu Investitionen in neue Produktionsanlagen. Bestehende Werke und Vertriebsnetze werden ausgebaut. Der Markt bietet wegen der jährlich um 1,2% wachsenden Bevölkerung ein erhebliches Expansionspotenzial, zumal der Pro-Kopf-Verbrauch bei vielen Lebensmittelkategorien wie Fleisch- und Milchprodukten noch vergleichsweise niedrig ist. Qualitäts- und Verpackungsaspekte gewinnen zusehends an Bedeutung 43. Erzeugnisse des Subsektors Molkereiprodukte, wie Milch, Joghurt, Käse, Kefir und Ayran (ein Getränk aus Joghurt und Wasser) gehören demgegenüber zur klassischen türkischen Küche. Traditionell wird der türkische Molkereimarkt von natürlichen, unverpackten Produkten dominiert, was ein breites Wachstum verhindert, gleichzeitig aber auch Potenzial für Investoren bietet 44. 4.2.6 Der Lebensmittel-Einzelhandel Tabelle 16: Entwicklung des türkischen Einzelhandels (in Mrd. US$) 45 2010 2011 2012 Gesamtumsatz 295 302 313 42 IHK Ulm, 2013 http://www.ulm.ihk24.de/international/aussenwirtschaft/aktuelles/berichte_aus_der_wirtschaft/2552780/tuerkei_maschinenbau_und_anlagenbau.html 43 IHK Ulm, 2013 http://www.ulm.ihk24.de/linkableblob/ulihk24/international/1577032/2494466/.5./data/tuerkei_wirtschaftstrends_jahresmitte_2013- data.pdf;jsessionid=975ed9cc09a6f6ffbceb264468b921c6.repl2 44 http://www.invest.gov.tr/de-de/sectors/pages/foodandbeverage.aspx 45 IHK Ulm, 2013 http://www.ulm.ihk24.de/linkableblob/ulihk24/international/1577032/1991412/.5./data/tuerkei_vertrieb_und_handelsvertretersuche-data.pdf 28

Einzelhandel Lebensmittel 156 158 164 Nicht-Lebensmittel 139 144 149 Nicht nur die zunehmende Urbanisierung verändert die Konsumgewohnheiten - 76,3% der Einwohner der Türkei leben mittlerweile in Städten - auch die aggressive Expansion des organisierten Einzelhandels. Der Anteil von Shopping Centern, Supermärkten und Discountern an den Umsätzen des Einzelhandels für den täglichen Bedarf liegt derzeit bei rund 60%. Verpackte, gut transportier- und lagerbare sowie haltbare Lebensmittel gewinnen daher an Bedeutung. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der angebotenen Produkte im Bereich schnelllebiger Konsumgüter in der Türkei mehr als verdoppelt, wie eine Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen feststellt. Untersucht wurden vor allem Lebensmittel, daneben Kosmetika und Reinigungsmittel. Die Zahlen sind im Zusammenhang zu sehen mit der sich wandelnden Struktur des türkischen Einzelhandels. Die wachsende Zahl von Discountern, Supermärkten und Hypermärkten mit wesentlich über das Sortiment der traditionellen Geschäfte hinaus gehender Auswahl einheimischer und importierter Produkte sowie zusätzlichen Handelsmarken erhöht die für die gleiche Produktkategorie zur Verfügung stehende Verkaufsfläche pro Laden. 46 Tabelle 17: Umsatz des türkischen Großlebensmittelhandels nach Klasse 47 Anhand der Tabelle 17 lässt sich erkennen, dass es insgesamt zu einem Wachstum der großen Lebensmittelkaufhäuser geben wird. Am deutlichsten nehmen Discount Stores und Hypermarkets zu. Dies bestätigt den Trend, dass es zu einem 46 GTAI, 2013 http://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=74588.html 47 Expatia 29