Trader-Ausbildung Teil 2 Fundamentalanalyse
Teil 2 - Fundamentalanalyse - Was ist eine Aktie und wie entsteht ein Aktienkurs? - Wie analysiert man eine Aktie? - Top-Down Down-Ansatz - Bottom-Up Up-Ansatz - Wichtige Kennzahlen (KGV, KCV, KBV, KUV)
Was ist eine Aktie und wie entsteht ein Aktienkurs? (kurze Wiederholung) - Unternehmen gehen an die Börse - Das Unternehmen wird in Anteile (Aktien) aufgeteilt - Anteile bzw. Aktien haben einen Nennwert (mind. 1 Euro) - Die Aktien werden an der Börse emittiert (gelistet) bzw. gezeichnet - Aktien haben einen Aktienkurs (Preis an der Börse) - Rechtsgrundlage in Deutschland ist insbesondere das Aktiengesetz (AktG)
Wie analysiert man eine Aktie? Ziel der Aktienanalyse: - Prognose der zukünftigen Kursentwicklung - Informationen systematisch aufbereiten - den inneren Wert einer Aktie festlegen - inneren Wert mit dem aktuellen Aktienkurs abgleichen - Unterbewertung oder Überbewertung feststellen - Handlungsmöglichkeiten festlegen
Wie analysiert man eine Aktie? Informationen systematisch aufbereiten: - Gesamtwirtschaftliche Einflüsse - Branchenspezifische Aspekte - Unternehmensspezifische Einflussfaktoren
Wie analysiert man eine Aktie? Informationen systematisch aufbereiten: - Gesamtwirtschaftliche Einflüsse: - Sozialprodukt (und Details wie privater Verbrauch, Investitionen) - Preisentwicklungen (für Produkte und Einsatzfaktoren) - Zinsen und Geldmenge - Auftragseingänge und Produktion - Währungsentwicklungen - sonstige internationale Einflüsse
Wie analysiert man eine Aktie? Informationen systematisch aufbereiten: - Branchenspezifische Aspekte: - Auftragsbestände und Umsatzentwicklungen - Kapazitäten - strukturelle Änderungen - spezielle Brancheneinflüsse
Wie analysiert man eine Aktie? Informationen systematisch aufbereiten: - Unternehmensspezifische Einflussfaktoren: - unterschiedliche Strukturen bei Produkten, Produktion, Finanzierung, Kunden, regionale Umsatzaufteilung - Bilanzielle Einflüsse (Investitionszyklus, Zinssaldo, Verwässerung, Abrechnungszyklus, Personalkosten, Materialkosten) - neuere Entwicklungen (Produkte, Beteiligungen, Verfahren, strukturelle Änderungen, Rationalisierungen) - weitere qualitative Faktoren (Image des Unternehmens, Bekanntheitsgrad seiner Produkte, Modetrends)
Wie analysiert man eine Aktie? Informationen systematisch aufbereiten: - Top-down down- und Bottom-up up-analyse
Wie analysiert man eine Aktie? Den inneren Wert einer Aktie festlegen: - zukunftserfolgswertorientierte Verfahren - Gesamtbewertungsverfahren - Einzelbewertungsverfahren - Mischverfahren - vergleichswertorientierte Verfahren - Multiplikator-Verfahren
Wie analysiert man eine Aktie? Den inneren Wert einer Aktie festlegen:
Wie analysiert man eine Aktie? Den inneren Wert einer Aktie festlegen: - zukunftserfolgswertorientierte Verfahren, insbesondere Gesamtbewertungsverfahren - Anteilseigner haben lediglich einen Anspruch auf einen Teil der möglichen zukünftigen Gewinne - Dividenden (Problem: Ex-Dividende) - Kursgewinn einer Aktie - Verfahren sind komplex und zeitaufwendig - nicht alle nötigen Informationen sind zugänglich - aufgrund der Vielzahl der potentiellen Unternehmen ungeeignet
Wie analysiert man eine Aktie? Den inneren Wert einer Aktie festlegen: - Multiplikator-Verfahren - basiert auf am Markt bereits zustande gekommenen Preisen - Zweck ist die überschlägige Einschätzung eines Aktienkurses bzw. Börsenwertes eines Unternehmens oder die Ermittlung eines fairen Unternehmenswertes durch die Betrachtung der Bewertung vergleichbarer Unternehmen. - Annahme, dass vergleichbare Unternehmen (Peer-Group) auch ähnlich bewertet werden
Wie analysiert man eine Aktie? Den inneren Wert einer Aktie festlegen: - Multiplikator-Verfahren - Transaction-Multiplikatoren Basis sind die im Rahmen von Mergers & Acquisition- Transaktionen bezahlten Kaufpreise - Trading-Multiplikatoren (auch: Börsenmultiplikatoren) Marktkapitalisierung vergleichbarer Unternehmen an der Börse
Wie analysiert man eine Aktie? Den inneren Wert einer Aktie festlegen: - Trading-Multiplikatoren - täglich aktuelle Preise an der Börse verfügbar - Informationen frei zugänglich favorisiertes Verfahren
Wie analysiert man eine Aktie? Trading-Multiplikatoren: - vergleichbare Unternehmen finden - angemessene Anzahl - Mindestens 5 Unternehmen sollten in die Peer-Group - Multiplikatoren von den Vergleichsunternehmen bilden - Mittelwert oder Median ermitteln - auf das zu bewertende Unternehmen anwenden
Wie analysiert man eine Aktie? Trading-Multiplikatoren: - Marktwerte bzw. Börsenkurse der Peer-Group Group-Unternehmen in Relation zu bestimmten Unternehmenskennzahlen (Bezugsgröße) setzen und daraus Verhältniszahlen (Multiplikator) bilden Multiplikator = Wert / Bezugsgröße - Ergebnis auf das zu bewertende Unternehmen übertragen und durch Multiplikation mit dessen Unternehmenskennzahlen mit der durchschnittlichen Verhältniszahl den fairen Unternehmenswert ermitteln Wert = Multiplikator * Bezugsgröße
Trading-Multiplikatoren Das Kurs-Gewinn Gewinn-Verhältnis (KGV) - wie oft ist der Unternehmensgewinn im Aktienkurs enthalten - wie viele Jahre muss dieser Gewinn erwirtschaftet werden, um die Kosten für den Kauf einer Aktie zu decken - Marktwert in Beziehung zum Ergebnis nach Steuern - KGV = Marktkapitalisierung / Ergebnis nach Steuern - KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie - Abgleich mit Durchschnittswert der Peer-Group Überbewertung bzw. Unterbewertung feststellen
Trading-Multiplikatoren Das Kurs-Gewinn Gewinn-Verhältnis (KGV) - umgekehrte Anwendung: - Aktienkurs = Durchschnitt-KGV der Branche x Gewinn pro Aktie (des Betrachtungsobjekts) - Probleme des KGV: - Das KGV unterstellt zukünftig konstante Gewinne - Das KGV funktioniert nur, wenn Gewinne erzielt werden
Trading-Multiplikatoren Das Kurs-Gewinnwachstums Gewinnwachstums-Verhältnis (PEG) (engl. Price rice-earnings arnings-growth rowth-ratio) - Kurs-Gewinn Gewinn-Verhältnis (KGV) in Bezug zum Gewinnwachstum - PEG = KGV / Gewinnwachstum - Annahme, dass bei hohem Gewinnwachstum ein hohes KGV der aktuellen Periode gerechtfertigt sein kann, da sich das KGV der Folgeperiode absenkt - Während das KGV von zukünftig konstanten Gewinnen ausgeht, berücksichtigt das PEG auch das Gewinnwachstum - Abgleich mit Durchschnittswert der Peer-Group Überbewertung bzw. Unterbewertung feststellen
Trading-Multiplikatoren Momentum - Betrachtet die Dynamik des Gewinnwachstums - Momentum = Gewinnwachstum aktuelle Periode / Gewinnwachstum Vorperiode - hohes Gewinnmomentum signalisiert für die Zukunft steigende Wachstumsraten (und umgekehrt) - Unternehmen mit einem im Peer-Group Group-Vergleich hohen KGV können bei Betrachtung des Momentums günstiger bewertet sein - Abgleich mit Durchschnittswert der Peer-Group Überbewertung bzw. Unterbewertung feststellen (Ergebnis über 1 = Überbewertung, Wert unter 1 = Kaufgelegenheit)
Trading-Multiplikatoren Das Kurs-Cashflow Cashflow-Verhältnis - KCV = Aktienkurs / Cashflow pro Aktie - Unternehmensgewinn hängt von der Bilanzierungs- und Bewertungspraxis ab - CashFlow lässt sich nicht durch Bilanzpolitik verändern - Langfristig sind positive Zahlungsströme entscheidend - Abgleich mit Durchschnittswert der Peer-Group Überbewertung bzw. Unterbewertung feststellen
Trading-Multiplikatoren Das Kurs-Buchwert Buchwert-Verhältnis - KBV = Buchwert pro Aktie / Aktienkurs - bei den bislang behandelten Kennzahlen stand die Ertragskraft eines Unternehmens im Zentrum - KBV stellt den Sachwert bzw. Substanzwert in den Focus - KBV stellt die Wertuntergrenze dar, solange keine Verluste anfallen - Substanzwert = Buchwert des Eigenkapitals + stille Reserven (Problem) - Abgleich mit Durchschnittswert der Peer-Group Überbewertung bzw. Unterbewertung feststellen
Trading-Multiplikatoren Das Kurs-Umsatz Umsatz-Verhältnis - KUV = Marktkapitalisierung / Umsatz - Problem: Unternehmenswert richtet sich nicht nach der Höhe des Umsatzes, sondern an der Ertragskraft - Vorteil: kaum vorhandene bilanzpolitische Beeinflussbarkeit des Umsatzes - Vorteil: Anwendbar, wenn Unternehmen Verluste schreibt - Abgleich mit Durchschnittswert der Peer-Group Überbewertung bzw. Unterbewertung feststellen
Trading-Multiplikatoren Kritische Würdigung - Nachteile - mangelnde Vergleichbarkeit der betrachteten Unternehmen - Unternehmen weisen fast nie in allen Punkten die gleichen fundamentalen Daten auf - Eindimensional - dass heißt, sie setzen den Kurs einer Aktie in ein Verhältnis zu einem einzigen Vergleichs-Indikator - isolierte Betrachtung einer einzelnen Kennzahl ist daher nicht empfehlenswert
Trading-Multiplikatoren Kritische Würdigung - Vorteile - Kombination mehrerer Kennzahlen führt zu guten Ergebnissen - eine Vielzahl von Unternehmen lässt sich schnell vergleichen - Kennzahlen sind im Internet bereits veröffentlicht und frei verfügbar
Einfache Bewertungskennziffern - Dividendenrendite = Dividende pro Aktie / Aktienkurs - Umsatzrendite = Gewinn / Umsatz - Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital - Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Bilanzsumme - Cashflow-Marge = Cashflow / Umsatz - Earnings-Kennzahlen (EBIT, EBITDA, EBT, EAT) - Insider-Transaktionen
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