Diplomprüfung/Bachelor-Modulprüfung im SS 2013 Europäische Geldpolitik Prüfungstermin: 02.08.2013 Prof. Dr. Peter Bofinger Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen Bearbeitungszeit: 60 Minuten Zugelassene Hilfsmittel: nichtprogrammierbarer Taschenrechner Bearbeitungshinweise: 1. Tragen Sie bitte auf dem Deckblatt Ihre Matrikelnummer und die Sitzplatznummer laut Aushang ein! 2. Von den drei nachfolgenden Aufgaben sind nur zwei zu bearbeiten!!! 3. Es werden insgesamt 60 Punkte vergeben.
Aufgabe 1: Geldangebot (30 Punkte) Die Notenbank des neu gegründeten Währungsverbundes Neuro möchte die Effekte ihrer Zinspolitik auf die Kreditentwicklung näher betrachten. Dazu befragt sie ihre 36 Banken nach ihren Ausfallrisiken, die diese durchschnittlich auf 5% der ausgegebenen Kredite taxieren. Eine Umfrage unter den Kreditnehmern ergab zudem folgende Kreditnachfrage: D Cr = 1400 125i C. Das Einkommen der Währungsunion beläuft sich auf 225 Neuro, wobei die Zentralbank ein Zinsniveau von 6% als angemessen ansieht. a) Leiten Sie das Kreditangebot her und berechnen Sie das Gleichgewicht am Kreditmarkt (Kreditmenge und Kreditzins)! b) Die flaue Konjunktur veranlasst die Zentralbank zu einer Zinssenkung auf 3%. Berechnen Sie das neue Kreditmarktgleichgewicht und stellen Sie die beschriebene Situation im Geldangebotsmodell grafisch und verbal dar! c) Entgegen der Prognose der Notenbank entwickelt sich die Konjunktur doch besser als erwartet, was sich in einer gesunkenen Ausfallwahrscheinlichkeit äußert. Diese taxieren die Banken nun mit 3%. Wie muss die Zentralbank den Zins setzen, um keinen Kreditboom zu entfachen und das Gleichgewicht aus a) wieder zu erreichen? Beschreiben Sie die berechnete Situation zudem grafisch und verbal im Kreditquadranten! d) Der Mindestreservesatz beträgt 0,04, während die Zahlungsgewohnheiten der Bürger einen Bargeldhaltungskoeffizient von 0,12 ergeben. Leiten Sie den Geldmengenmultiplikator her und interpretieren Sie diesen!
Aufgabe 2: Taylor-Regel (30 Punkte) Abbildung 1 vergleicht den Verlauf der kurzfristigen Zinsen in den USA seit 1995 mit einem hypothetischen Taylorzins für denselben Zeitraum: Abbildung 1: Zinsverläufe in den USA a) Was versteht man unter einer Taylor-Regel? Erläutern Sie zudem das sogenannte Taylor-Prinzip! Wie ist die tatsächliche Zinspolitik der FED anhand obiger Taylor Regel zu beurteilen? b) Stellen Sie die Reaktion auf einen Nachfrageschock im BMW-Modell unter der Maßgabe, dass die Notenbank nach einer Taylor-Regel handelt, graphisch dar. Vergleichen Sie Ihr Ergebnis graphisch und verbal mit einer optimalen Zinsreaktion! (15 Punkte) c) Wie ist das Ergebnis der Taylor-Regel im Vergleich zu optimaler Geldpolitik bei Angebotsschocks zu beurteilen? Ist es möglich, dass beide Politiken zum selben Ergebnis führen? Eine verbale Erläuterung genügt!
Aufgabe 3: Geldpolitische Strategien (30 Punkte) a) Was versteht man unter der geldpolitischen Strategie des Inflation Targeting? Inwieweit betreibt die EZB Inflation Targeting? b) Im Zuge der Finanzkrise griffen sowohl die FED als auch die EZB zu unkonventionellen Maßnahmen, welche starke Bilanzexpansionen zur Folge hatten (siehe Abbildung 2). Worin besteht die Notwendigkeit solcher Maßnahmen? Vergleichen Sie die beiden Ansätze und erläutern Sie die Zielsetzung der jeweiligen Politik. Abbildung 2: Bilanzexpansion von FED und EZB
c) Was sind mögliche Kritikpunkte bzw. Gefahren dieser unkonventionellen Geldpolitik? d) Neben den bilanzverlängernden Maßnahmen und der klassischen Zinspolitik wurden weitere unkonventionelle Mittel angewendet. Welche sind hierbei zu nennen?