CVC REPORT 2015. Autoren: Dr. Jochen Becker, Steve Kappenthuler



Ähnliche Dokumente
Deutschland-Check Nr. 35

Blitzumfrage zum Thema Crowdinvesting. Stand: Blitzumfrage des BITKOM zum Crowdinvesting in Deutschland. Methodik

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Das Geschäftsklima gibt saisonbedingt leicht nach

Crowd investing Monitor

Mobile Intranet in Unternehmen

Lassen Sie sich entdecken!

ASQF-Umfrage 2014 Branchenreport für die deutschsprachige IT-Branche. Qualitätstrends in der Software-Entwicklung

Finanzen. Gesamtausgaben steigen in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Kräftiger Anstieg der Sachinvestitionen in Niedersachsen

Hamburger Kreditbarometer Ergebnisse der Sonderbefragung zur Kreditversorgung im Rahmen der Handelskammer-Konjunkturumfrage, I.

Unternehmensleitbild. Vision Mission Werte Spielregeln

Kreditversorgung der Hamburger Wirtschaft

Rhein-Main KOMPASS Der Wirtschaftstrend-Report der Helaba

Privatanleger erwarten anhaltend negative Realzinsen

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitsplätze im Wirtschaftsbereich Logistik

Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky

Ohne den gewerkschaftlichen Rechtsschutz hätte ich meine Rechte nicht durchsetzen können.

4 Ideen zur Verbesserung des -Marketings!

Herausforderungen 2013 der Marketingentscheider in B2B Unternehmen

Umfrage: Kreditzugang weiter schwierig BDS-Präsident Hieber: Kreditnot nicht verharmlosen

Allensbach: Das Elterngeld im Urteil der jungen Eltern

I N S T I T U T F Ü R D E M O S K O P I E A L L E N S B A C H

Umfrage: In Deutschland liegt viel Gründerpotential brach

Markus Demary / Michael Voigtländer

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Köln/Bonn: Wirtschaftliche Situation und digitale Herausforderungen von Freiberuflern, Gewerbetreibenden und Handwerkern

Was bedeutet TTIP für die Niedersächsische Wirtschaft

AVISPADOR. Mehrwerte aus SAM-Projekte generieren

Online Banking. Nutzung von Online Banking. Ergebnisse repräsentativer Meinungsumfragen im Auftrag des Bankenverbandes April 2011

Vermögensverwalter raten: So sollen Anleger auf den niedrigen Ölpreis reagieren

Statistische Auswertung:

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

KRISE. Auch ein schwerer Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt. Besser mit einem starken Partner. argenus

Erste Ergebnisse der BMWi-Online Befragung Kommunale Investitionen

Ergebnisse: Online- Fundraising Studie 2011 von Thomas Seidl & Altruja GmbH

Gothaer Studie zum Anlageverhalten der Deutschen. Gothaer Asset Management AG Köln, 11. Februar 2016

70 Prozent gegen Bahnprivatisierung

Ex-Ante-Evaluierung von Finanzinstrumenten in Thüringen Thüringen Invest und Thüringen Dynamik

Rohstoffanalyse - COT Daten - Gold, Fleischmärkte, Orangensaft, Crude Oil, US Zinsen, S&P500 - KW 07/2009

Ergebnisse der AIKA Trendumfrage. Januar 2015

Risiken der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Die Zukunft der Zukunftsforschung im Deutschen Management: eine Delphi Studie

90 Jahre russisch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen: Wachstums- und Innovationsfelder bis 2020

Die wichtigsten Werkzeuge, um UNTERNEHMENSKULTUR BEWUSST zu gestalten.

Employer Branding: Ist es wirklich Liebe?

Was macht Layer2 eigentlich? Erfahren Sie hier ein wenig mehr über uns.

Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn

Geyer & Weinig: Service Level Management in neuer Qualität.

3. Frauenstudie der DAB bank: Frauen schlagen Männer bei der Geldanlage

Forderungsausfälle - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - September 2009

Kundenorientierung ist wichtigster Wachstumstreiber in Europa

Schnelle Antwort, gute klare Beratung. Ich bin wirklich sehr zufrieden. Auswertung der Mandantenbefragung 2007

Crowdfunding Umfrage Bekanntheit & Beteiligung

ZART KEIMT DIE HOFFNUNG FÜR 2005

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Lösungen mit Strategie

Denken und Träumen - Selbstreflexion zum Jahreswechsel

Menschen und Natur verbinden

Taschenguide. Forderungsverkauf. Wie Sie Ihre Liquidität sichern. Bearbeitet von Ina Klose, Claus Wieland

IT-SICHERHEIT IM UNTERNEHMEN Mehr Sicherheit für Ihre Entscheidung

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Online-Marketing in deutschen KMU

Dresden: Wirtschaftliche Situation und digitale Herausforderungen von Freiberuflern, Gewerbetreibenden und Handwerkern

Mehrwerte aus SAM-Projekte generieren AVISPADOR

Leseprobe. Mit Projekten Unternehmen erfolgreich führen. KNo W- HoW. Studie. Ergebnisbericht. Ronald Gleich. Reinhard Wagner.

Presse-Information

Das Faszinierende am Unternehmertum ist die Vielfalt.

Die drei Kernpunkte der modernen Portfoliotheorie

aáé=^êäéáíëïéäí=îçå=ãçêöéå qáééëi=qêéåçë=ìåç=qéåçéåòéå

Partnerschaftsentwicklung für KMU

Kommission Digitale Medien der Deutschen Fachpresse. Blitz-Umfrage Thema: Social Media in Fachverlagen

WSO de. <work-system-organisation im Internet> Allgemeine Information

Insiderwissen Hintergrund

Fremdwährungsanteil bei Tilgungsträgerkrediten bei 86 % eine Analyse der Fremdwährungskreditstatistik 1

Statement. Dr. Jens Sträter zeb/rolfes.schierenbeck.associates

allensbacher berichte

agitat Werkzeuge kann man brauchen und missbrauchen - vom Einsatz von NLP in der Führung

Prozessmanagement Modeerscheinung oder Notwendigkeit

Existenzgründer Rating

Sei dabei und schau nicht nur zu! -Freiwillige an die Schulen

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Roland Berger Strategy Consultants und die Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbh Aachen stellen Quartalsindex zur Elektromobilität vor

Was machen Unternehmen gegen Fachkräfteengpässe? Sonderauswertung aus dem IW-Personalpanel für den TÜV NORD

Fragebogen zur Erhebung der Zufriedenheit und Kooperation der Ausbildungsbetriebe mit unserer Schule

Kreativ visualisieren

Verband der TÜV e. V. STUDIE ZUM IMAGE DER MPU

Einleitung. Methodik. Die Teilnehmerbefragung wurde im Rahmen von Stichproben durchgeführt. Die zurückgesandten Antworten waren anonymisiert.

- mit denen Sie Ihren Konfliktgegner in einen Lösungspartner verwandeln

Forschungsprojekt. Frauen als Zielgruppe der Existenzgründungsförderung unter besonderer Berücksichtigung der Finanzierungsaspekte.

Entrepreneur. Der Aufbruch in eine neue Unternehmenskultur

MARKTPLATZ Weiterbildung Frisches zur betrieblichen Weiterbildung und Personalentwicklung

Forschungssektoren* nach Forschungsintensität (Teil 1)

Von zufriedenen zu treuen Kunden

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir?

Manager. von Peter Pfeifer, Waltraud Pfeifer, Burkhard Münchhagen. Spielanleitung

Management Report. Hernstein. Befragung von Führungskräften in Österreich, Deutschland und der Schweiz

Transkript:

CVC REPORT 2015 Autoren: Dr. Jochen Becker, Steve Kappenthuler

Bereits seit einigen Jahren befindet sich Corporate Venture Capital (CVC) im Markt der Wachstumsfinanzierung auf dem Vormarsch. Vor zehn Jahren war die Frage, welches Unter nehmen hat eine CVC-Einheit gegründet und investiert darüber in Start-ups, noch relativ leicht zu beantworten, da es sich hierbei nur um eine Handvoll Firmen handelte. Dieser Trend, dass Unternehmen als Venture-Investor agieren, hat sich seitdem immens verstärkt. Daher stellt sich aktuell in einigen Branchen wie den amerikanischen Technologie- und Life-Science-Sektoren eher die Frage: Welches Unternehmen hat noch keine CVC-Einheit? Investitionen in Start-ups, die sich an vorderster Front der Innovation bewegen, sind zu einem wichtigen Teil der Strategie etablierter Unternehmen geworden. Nicht nur die Technologie schreitet mit immer höherer Geschwindigkeit voran, auch die Bedürfnisse der Kunden ändern sich ständig. Um diesen Entwicklungen nicht hinterherzuhinken, setzen Firmen vermehrt darauf, sich direkt am hoch dynamischen Startup-Markt zu beteiligen und dadurch einen Einblick in neue Produkte, Dienstleistungen oder auch ganze Geschäftsmodelle zu erhalten. Weltweit haben CVC-Investitionen 2015 einen Rekordwert erreicht. Mit einem Investitionsvolumen von knapp 7 Mrd. Dollar stehen die amerikanischen Konzerne wiederholt an der Spitze. Stark an Bedeutung gewonnen hat in den letzten Jahren vor allem der Industrie- und Energie-Sektor. Die Investitionen in Start-ups aus diesem Sektor stehen mit rund 12 Prozent zusammen mit dem Medien- und Unterhaltungs-Sektor an dritter Stelle. Die ersten beiden Plätze beim Investitionsvolumen belegen die Bereiche Software (31,8 Prozent) und Biotechnologie (14,9 Prozent). Auch in Europa setzt sich das Wachstum von CVC ungebremst fort. Das jährliche Wachstum liegt im Mittel seit 2010 bei etwas über 21 Prozent, wobei der europäische Markt dem amerikanischen noch immer etwas hinterherhinkt. Nach wie vor konzentrieren sich 2015 die Investoren auf die für Venture Capital traditionellen Bereiche Software (53,0 Prozent) und Biotechnologie (23,5 Prozent). Von deutschen Unternehmen stammen über 20 Prozent der gesamten europäischen CVC-Investitionen. Im vergangenen Jahr haben nur Unternehmen aus Großbritannien mehr Kapital in Start-ups investiert. Die deutsche CVC-Branche befindet sich seit 2010 im Aufwind, was durch ein jährliches, durchschnittliches Wachstum der Investitionen von 32,6 Prozent eindrucksvoll belegt wird. Insgesamt investierten deutsche Unternehmen im letzten Jahr 294.6 Mio. Dollar. Von diesen Investitionen entfallen je knapp 25 Prozent auf die Konsumgüter-Branche, sowie auf die Medien- und Unterhaltungs-Industrie. Die übrigen Investitionen werden in Software-Unternehmen (ca. 20 Prozent) sowie in Biotechnologie-Unternehmen (ca. 7 Prozent) getätigt. 1

CVC-INVESTITIONEN 2015 NACH ZIELBRANCHE Other, 5,15 % Semiconductors, 1,21 % Telecommunications, 2,22 % Retailing/Distribution, 2,85 % Medical Devices and Equipment, 2,69 % Consumer Products and Services, 4,05 % Financial Services, 5,48 % IT Services, 5,29 % Industrial/Energy, 12,13 % Media and Entertainment, 12,22 % Biotechnology, 14,92 % Software, 31,80 % USA Investitionsvolumen in Mio. US $ 2015 6909,47 2014 4900,63 2010 1998,71 CAGR 2010 2015 28,16 % p. a. Other, 0,48 % Semiconductors, 0,82 % Telecommunications, 0,26 % Retailing/Distribution, 1,14 % Medical Devices and Equipment, 1,86 % Consumer Products and Services, 5,90 % Financial Services, 0,72 % IT Services, 2,32 % Industrial/Energy, 3,66 % Media and Entertainment, 6,42 % Biotechnology, 23,46 % Software, 52,97 % Europa Investitionsvolumen in Mio. US $ 2015 1371,45 2014 766,17 2010 523,18 CAGR 2010 2015 21,26 % p. a. Other, 1,49 % Semiconductors, 2,00 % Telecommunications, 1,20% Retailing/Distribution, 5,07 % Medical Devices and Equipment, 0,00 % Consumer Products and Services, 26,30 % Financial Services, 1,70 % IT Services, 4,26 % Industrial/Energy, 4,09 % Biotechnology, 7,45 % Software, 20,45 % Media and Entertainment, 25,99 % Deutschland Investitionsvolumen in Mio. US $ 2015 294,61 2014 341,01 2010 71,89 CAGR 2010 2015 32,59 % p. a. 2

Das Investment Lab Heilbronn befasst sich wissenschaftlich mit dem Thema Corporate Venture Capital. Mit seiner Forschungsarbeit möchte es Faktoren identifizieren, die Corporate Venture Investitionen und deren Erfolgschancen entscheidend beeinflussen. Das Investment Lab führt hierzu regelmäßig Experteninterviews und standarisierte Befragungen mit CVC-Investoren, Gründern und auch traditionellen VC-Investoren durch, um einen direkten Einblick in die Herausforderungen der Branche zu erhalten. So können wissenschaftliche Erkenntnisse generiert und Empfehlungen für die Praxis abgeleitet werden. Ziel ist es, nicht nur der Wissenschaft, sondern auch dem Wagniskapitalmarkt einen Mehrwert zu bieten. Ein Instrument, um dieses Ziel zu erreichen, ist der im Jahre 2013 in Zusammenarbeit mit dem VentureCapital Magazin entwickelte CVC Sentiment Index, der die regelmäßige Messung eines Stimmungsindikators der deutschen Corporate Venture Capital Szene ermöglicht. DER CVC SENTIMENT INDEX Der CVC Sentiment Index wurde als Instrument zur Messung der Stimmungslage in der deutschen CVC-Szene entwickelt. Gestartet im Herbst 2013, wird die Befragung seitdem halbjährlich durchgeführt. Die grundlegende Entwicklung des Marktes lässt sich durch die von CVC-Gesellschaften abgegebenen Einschätzungen zur Entwicklung der allgemeinen Geschäftslage und zu zentralen Erfolgsfaktoren (sog. Indikatoren) abschätzen. Der Wert des Indexes setzt sich aus den saldierten Werten der Einschätzung zur aktuellen und erwarteten Geschäftslage zusammen, die mittels einer Fünf-Punkte-Skala (»sehr gut«bis»sehr schlecht«) gemessen werden. Die individuellen Einschätzungen werden durch einen Größenfaktor (ausgerichtet am Anlagevolumen der jeweiligen CVC-Gesellschaft) gewichtet. Die saldierten Werte der jeweiligen Geschäftslage entsprechen der Differenz der Prozentanteile der Antworten»sehr gut«bis»gut«und»schlecht«bis»sehr schlecht«. Der Anteil der Antworten»befriedigend«wird als neutral angesehen und daher in die Berechnung nicht einbezogen. Der Index kann Werte von -100 (alle befragten Unternehmen erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage in den nächsten 6 Monaten) bis +100 (alle befragten Unternehmen erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage in den nächsten 6 Monaten) annehmen. 100 80 60 61,86 58,30 69,09 71,43 69,98 53,23 CVC Sentiment Index 40 20 0 Q4 2013 Q1 2014 Q2 2014 Q3 2014 Q1 2015 Q3 2015 3

Zu Beginn des Jahres 2015 verharrte der Index weiterhin auf einem hohen Wert von 69,98 Punkten. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich verändert und deutet auf eine überaus positive Stimmung im deutschen CVC-Markt hin. In der zweiten Jahreshälfte scheint die Stimmung jedoch etwas gekippt zu sein. Etwas mehr als die Hälfte der im Oktober 2015 befragten Einheiten erwarteten eine Verschlechterung der allgemeinen Geschäftslage in den folgenden sechs Monaten (siehe Grafik auf Seite 5). Diese gedämpften Erwartungen sorgten für ein Absinken des Indexwertes auf 53,23 Punkte, was dem tiefsten Wert seit Beginn der Erhebungen entspricht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass dem Markt düstere Zeiten bevorstehen. Der Rückgang ist teilweise auf die Berechnungsweise des Indexes zurückzuführen. Im Oktober 2015 wurde die momentane Geschäftslage überwiegend als»sehr gut«angesehen, die Geschäftslage in sechs Monaten jedoch nur als»gut«oder»neutral«bewertet. Für die Berechnung des Indexes gilt dies als erwartete Verschlechterung, auch wenn die Lage als»gut«bewertet wurde. Die folgende Betrachtung der zentralen Erfolgsfaktoren zeigt weitere mögliche Gründe für die etwas verschlechterte Stimmungslage. ENTWICKLUNG DER GESCHÄFTSLAGE UND ERFOLGSFAKTOREN Die erwartete Entwicklung der Erfolgsfaktoren gibt näher Aufschluss über die Gründe der gedämpften Einschätzungen zur Geschäftslage. Über die Hälfte der befragten Gesellschaften erwarten bei der Qualität, sowie der Anzahl eingereichter eine gleichbleibende oder verbesserte Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr. Dies deutet auf eine weiterhin gute Entwicklung des Start-up-Ökosystems in Deutschland hin. Auffällig ist jedoch der gestiegene Anteil negativer Erwartungen bei der Investitionssumme pro Beteiligung und bei der Investitionsbereitschaft der Muttergesellschaft. Ein Rückgang der Investitionssummen pro Beteiligung ist nicht unbedingt negativ für die Entwicklung der gesamten Geschäftslage. Viele Unternehmen investieren gemeinsam mit anderen Investoren, um den Kapitalbedarf junger Unternehmen zu decken. Damit können sie mit der gleichen Gesamtsumme in unterschiedliche Start-ups investieren und ihr Portfolio stärker diversifizieren, was durchaus einen positiven Effekt auf die Innovationskraft der Firmen haben kann. Ein weiterer Mehrwert von Syndikation liegt zudem in der spezifischen Rollen- bzw. Kompetenzverteilung innerhalb der Investorenschaft. 4

ENTWICKLUNG DER GESCHÄFTSLAGE UND ERFOLGSFAKTOREN Geschäftslage Q3 2014 Stimmungslage Q3 2014 Unverändert 46,15 % Verbesserung 30,77% Verschlechterung 23,08 % Investitionssumme pro Beteiligung Qualität der Anzahl der Investitionsbereitschaft des Mutterunternehmens 23,08 % 7,69 % 7,69 % 46,15 % 30,77 % 23,08 % 30,77 % 23,08 % 46,15 % 69,23 % 92,31 % Unverändert Verbesserung Verschlechterung Geschäftslage Q1 2015 Stimmungslage Q1 2015 Unverändert 50,00 % Verbesserung 30,00 % Verschlechterung 20,00 % Investitionssumme pro Beteiligung Qualität der Anzahl der Investitionsbereitschaft des Mutterunternehmens 10,00 % 10,00 % 10,00 % 30,00 % 30,00 % 20,00 % 30,00 % 40,00 % 50,00 % 50,00 % 60,00 % 60,00 % Geschäftslage Q3 2015 Stimmungslage Q3 2015 Unverändert 33,33 % Verbesserung 8,33 % Verschlechterung 58,33 % Investitionssumme pro Beteiligung Qualität der Anzahl der Investitionsbereitschaft des Mutterunternehmens 41,67 % 33,33 % 25,00 % 16,67 % 16,67 % 33,33 % 8,33 % 25,00 % 41,67 % 41,67 % 50,00 % 66,67 % 5

Anders verhält es sich bei der Investitionsbereitschaft der Muttergesellschaften. Hier könnte eine Verschlechterung darauf hindeuten, dass die ersten CVC-Einheiten langsam den Druck der Muttergesellschaft spüren, die erste messbare Resultate erwartet, bevor sie Kapital für weitere Investitionen freigibt. Da sich Erfolge in der CVC-Szene erst langfristig zeigen, ist aber eine anhaltende Unterstützung durch die Muttergesellschaft von essentieller Bedeutung. Um diese Unterstützung beizubehalten, ist es wichtig, regelmäßig und offen die Muttergesellschaft über die Entwicklung der CVC-Aktivität und den für das Unternehmen erzielten Mehrwert zu informieren. Dabei sollte nicht nur die oberste Führungsebene involviert, sondern auch die einzelnen operativen Einheiten vom Potenzial der CVC-Investitionen überzeugt werden. Denn die operativen Einheiten können durch ihr Know-how maßgeblich zum Erfolg eines Start-ups beitragen. SYNDIZIERUNGSVERHALTEN DEUTSCHER CVC-GESELLSCHAFTEN Die Syndizierung von Investitionen ist in der Venture Capital Szene eine weit verbreitete und auch notwendige Strategie, um die Erfolgschancen eines Start-ups und damit der Investoren zu erhöhen. Im vergangenen Jahr hat das Investment Lab eine Studie durchgeführt, welche folgende Fragen genauer untersucht: Welche Erwartungen haben unterschiedliche Investoren an den jeweiligen Syndikatspartner? Kennen die einzelnen Parteien die Erwartungshaltung der Syndikatspartner? Die Resultate dieser Studie werden aktuell ausgewertet. Begleitend erhob das Investment Lab in diesem Jahr erstmals Daten zum Syndikationsverhalten deutscher CVC-Gesellschaften. Die Ergebnisse zeigen, dass die Syndizierung von Investitionen auch in Deutschland eine sehr wichtige Rolle spielt. 81 100 % 10 % 70 % Syndikations- verhalten deutscher 61 80 % 10 % 20 % CVC-Gesellschaften 41 60 % 0 % 10 % 21 40 % 0 20 % 0 % 40 % 10 % 30 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % Anteil syndizierter Investitionsrunden Anteil Syndikate bei denen CVC im Lead ist 6

Immerhin 70 Prozent der befragten CVC-Gesellschaften gaben an, bei 80 100 Prozent ihrer Beteiligungen gemeinsam mit anderen Investoren aktiv zu werden. Lediglich 10 Prozent der Gesellschaften führen gesamte Finanzierungsrunden bevorzugt im Alleingang durch. Auch ist bemerkenswert, dass die große Mehrheit der CVC-Gesellschaften (70 Prozent) in den Syndikaten keine Führungsposition einnimmt. Demnach wird anderen VC-Investoren die Aufgabe überlassen, die Konditionen, zu denen eine Finanzierungsrunde abgeschlossen werden soll, mit dem Management des Start-ups und den Co-Investoren zu verhandeln. In der Regel stellen diese Lead-Investoren auch den größten Kapitalbetrag der Runde, was aber nicht zwingend der Fall sein muss und von den detaillierten Konditionen der Finanzierungsrunde abhängig ist. Unter Umständen kann es für CVC-Investoren durchaus Sinn machen, weniger dominante Positionen im Syndikat einzunehmen. Denn häufig verfolgen die Mutterunternehmen mit ihren CVC-Aktivitäten nicht nur finanzielle, sondern auch vornehmlich strategische Ziele. Um diese strategischen Ziele zu erfüllen, kann es ausreichen, wenn die CVC-Einheit einen kleineren Betrag in ein Start-up investiert, um damit einen Einblick in dessen Markt und Technologie zu gewinnen. Zusätzlich kann sich ein CVC-Investor in einer weniger dominanten Position verstärkt um die Beziehung zwischen dem Start-up und den operativen Einheiten der Muttergesellschaft kümmern. Eine allzu starke Einbindung in das operative Management des Start-ups wird von Seiten der anderen Investoren in vielen Fällen auch nicht erwartet. Die Beziehung der CVC-Einheit zu einem etablierten Unternehmen ist oftmals der herausragende Mehrwert, den ein CVC-Investor dem Start-up bringen kann. Mit dem geringeren Einfluss auf das Start-up lässt sich auch der in der Vergangenheit häufig auftretende Vorwurf entkräften, dass CVC-Einheiten das Start-up in eine Richtung lenken wollen, die nur für das Mutterunternehmen der CVC-Einheit von strategischem Interesse sei. Zukünftiger Investitionsbedarf 0 % 100 % Gründe für die Syndizierung Spezifisches Risiko der Investition 0 % 100 % Größe der Finanzierungsrunde 10 % 90 % Zugang zu spezifischen Fähigkeiten, um das Unternehmen zu managen 30 % 70 % Bedürfnis nach Rat von anderen VCs vor der Investition 50 % 50 % Deal befindet sich außerhalb der Phase/Industrie/ Region in die Sie normalerweise investieren 20 % 80 % Möglichkeit am zukünftigen Dealflow des Partners zu partizipieren 40 % 60 % Erwiderung von vergangenem Dealflow eines Partners 20 % 80 % wichtig unwichtig 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % 7

Neben dem Führungs- und Entscheidungsverhalten in Syndikaten untersucht der CVC- Report das Thema, weshalb die befragten Gesellschaften bevorzugt Finanzierungsrunden mit anderen Investoren gemeinsam durchführen. Als wichtige Syndizierungsgründe führten die meisten Gesellschaften das spezifische Risiko der jeweiligen Investition und die Größe der Finanzierungsrunde auf. Demzufolge ermöglicht die Syndizierung die Investition kleinerer Beträge in mehrere Start-ups. Dadurch wird unter anderem das Risiko des Portfolios minimiert. Ein weiterer wichtiger Syndizierungsgrund ist die Sicherung des zukünftigen Finanzierungsbedarfs der Start-ups. Das dynamische Geschäftsumfeld von Startups führt dazu, dass unter Umständen in kürzester Zeit zusätzliche finanzielle Mittel nötig sind, um das Unternehmen weiter zu entwickeln und vor einem Bankrott zu bewahren. In einem Syndikat kann dieser unvorhergesehene Kapitalbedarf auf mehreren Schultern verteilt werden, was eine schnellere Reaktion jedes einzelnen Investors erlaubt. Nach diesen eher finanztechnisch motivierten Entscheidungen folgen weitere Gründe, die darauf schließen lassen, dass sich CVC-Einheiten ihre Co-Investoren bewusst aussuchen. Dabei fokussieren sie sich auf potentiell komplementäre Fähigkeiten der anderen Investoren, um die Entwicklung des Start-ups nachhaltig unterstützen zu können. Unwichtig scheinen dagegen Beweggründe in Bezug auf den Dealflow und Investitionen außerhalb der eigenen Fokussierung zu sein. 8

INVESTMENT LAB HEILBRONN Das Investment Lab Heilbronn ist ein gemeinsames Forschungszentrum der German Graduate School of Management and Law (GGS) und des Zukunftsfonds Heilbronn. Es wird maßgeblich durch die Dieter Schwarz Stiftung unterstützt. Als interaktive Denkfabrik betreibt das»investment Lab Heilbronn«international anerkannte Forschung in den Bereichen Finanzkommunikation, Entrepreneurship und strategischer Unternehmensführung. Dies geschieht durch hochwertige Interaktionsplattformen und langfristig ausgerichtete Praxispartnerschaften. Ansprechpartner: Ute Nonnenmacher Project Coordinator Telefon: +49(0)7131.645636-73 ute.nonnenmacher@ggs.de www.investment-lab.de