Arbeitsmarktpolitik im Argen?



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Transkript:

Arbeitsmarktpolitik im Argen? Dr. Ulrich Walwei Loccum, 24. Oktober 2005

Arbeitsmarktpolitik im Argen? Was sind die Ziele der Arbeitsmarktpolitik? Was wissen wir über deren Wirkung? Was sollte sich durch die Reformen ändern? Welche Fragen will die Forschung beantworten? Welche weitergehenden Reformen stehen zur Diskussion? Ist die Arbeitsmarktpolitik auf dem richtigen Weg? Vortrag im Rahmen der Tagung Arbeitsmarktpolitik im Argen? Optionen der Steuerung von Hartz IV der Evangelischen Akademie Loccum vom 24. bis 26. Oktober 2005

Gesetzliche Ziele der Arbeitsmarktpolitik (SGB III) Leistungen der Arbeitsförderung sollen - zu hohem Beschäftigungsstand und ständiger Verbeserung der Beschäftigungsstruktur beitragen, - das Entstehen von Arbeitslosigkeit vermeiden und die Dauer der Arbeitslosigkeit verkürzen, - der beschäftigungspolitischen Zielsetzung der Bundesregierung entsprechen und - die Gleichstellung von Frauen und Männern als durchgängiges Prinzip verfolgen.

Gesetzliche Ziele der Arbeitsmarktpolitik (SGB II) Grundsicherung für Arbeitsuchende soll - Eigenverantwortung von erwerbsfähigen Hilfebedürftigen/- Bedarfsgemeinschaften stärken, - erwerbsfähige Hilfebedürftige in die Lage versetzen, ihren Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln und Kräften bestreiten zu können, - erwerbsfähige Hilfebedürftige bei der Aufnahme oder Beibehaltung einer Erwerbstätigkeit unterstützen und soweit erforderlich den Lebensunterhalt sichern und - die Gleichstellung von Frauen und Männern als durchgängiges Prinzip verfolgen.

Theoretisch-konzeptionelle Begründung für eine Arbeitsmarktpolitik i.w.s. Vermeidung von Armutseffekten Heranführen an den Arbeitsmarkt Verbesserung der individuellen Beschäftigungsfähigkeit Mehr Transparenz und Verbesserung des Marktausgleichs Veränderungen in der Warteschlange der Arbeitsuchenden Feststellung der Arbeitslosigkeit

Probleme der Arbeitsmarktpolitik aus theoretischkonzeptioneller Perspektive Zu hoher Anspruchslohn im Vergleich zu potentieller Produktivität Einsperreffekte von Maßnahmen senken Suchintensität Stigmatisierung durch Programmteilnahme Mitnahmeeffekte aufgrund mangelnder Selektion Substitutionseffekte (Lösung eines Problems schafft ein Anderes) Verdrängung nicht-subventionierter Beschäftigung

Aus theoretisch-konzeptionellem Zielkonflikt resultiert umfassender Evaluationsbedarf Im Einzelnen geht es um vielfältige Fragen der Implementation, vor allem im Hinblick auf Ursachen für Erfolge/Misserfolge des Instrumenteneinsatzes Nettoeffekte der Maßnahmen (u.a. in Bezug auf Einmündung, Nachhaltigkeit, Einkommensentwicklung, Beschäftigungsfähigkeit, soziale Inklusion) Makrowirkungen des Maßnahmeeinsatzes (unter Einbezug von Mitnahme-, Substitutions- und Crowdingout-Effekten) Wirkg-fforschg_AM-Pol-Lauf_7.5.04.pptt

Mikrowirkung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen - Ergebnisse vorliegender Evaluationsstudien (1) - ABM - eher negativ, v.a. wegen Locking-in Effekten - jedoch positiv bei Langzeitarbeitslosen (Ost wie West) Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen Umschulung - langfristig ein Plus in der Beschäftigungsrate von bis zu 20% i. Vgl. zu Nichtteilnehmern, - kumulierter Beschäftigungseffekt (Berücksichtigung der Programmphase) nach 7 Jahren (noch nicht) positiv Fortbildung - langfristig ein Plus in der Beschäftigungsrate von 7-10% i. Vgl. zu Nichtteilnehmern (kurze Maßnahmen mit besseren Ergebnissen) - kumulierte Beschäftigungseffekte: insgesamt positiv, kurze Maßnahmen schneiden besser ab

Mikrowirkung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen - Ergebnisse vorliegender Evaluationsstudien (2) - Betriebliche Eingliederungszuschüsse - positive Effekte höhere Beschäftigungsrate und niedrigere Arbeitslosigkeitsdauer für teilnehmende Personen - keine positiven Wirkungen auf die betriebliche Arbeitsnachfrage (aufgrund von Mitnahme- und Substitutionseffekten) Beratung und Vermittlung - nur Ergebnisse aus dem Ausland vorhanden - zeigen positive Wirkung in Kombination mit Sanktionsmaßnahmen bei Leistungsbezug

h/vorträge/loccum h/vorträge/fiegenstall 24.10.05.ppt 6.10.05 Wesentliche Ansatzpunkte der Arbeitsmarktreformen Flexibilisierung des Arbeitsmarktes Höhere Arbeitsanreize für Erwerbslose durch stärkeres Fordern Neuausrichtung der aktiven Arbeitsmarktpolitik

h/vorträge/loccum h/vorträge/fiegenstall 24.10.05.ppt 6.10.05 Wesentliche Ansatzpunkte der Arbeitsmarktreformen (1) Flexibilisierung des Arbeitsmarktes - durch Deregulierung des Arbeitsrechts (Schwellenwert des Kündigungsschutzes in Kleinbetrieben; weniger reglementierte Leiharbeit; Befristungen für Ältere) - durch Abgabensenkung im Niedriglohnbereich (Mini- und Midi-Jobs) Ex-ante Evaluation: Weiterhin stark reguliertes und mit hohen Abgaben belastetes Normalarbeitsverhältnis ; keine substanziellen Beschäftigungseffekte, jedoch etwas mehr Chancen für Outsider

h/vorträge/loccum h/vorträge/fiegenstall 24.10.05.ppt 6.10.05 Wesentliche Ansatzpunkte der Arbeitsmarktreformen (2) Höhere Arbeitsanreize für Erwerbslose durch stärkeres Fordern - Leistungskürzungen (Verkürzung der ALG-Bezugsdauer für Ältere; Arbeitslosengeld II) - Aktivierung durch strengere Anspruchsvoraussetzungen für Leistungsbezug (frühzeitige Meldepflicht, Zumutbarkeit, Verbindlichkeit, Eingliederungsvereinbarungen) Ex-ante Evaluation: Druck zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit wächst; Bedeutung von Aufwärtsmobilität nimmt zu; eventuell Rückgang der Arbeitslosigkeit durch Bestandsbereinigung

h/vorträge/loccum h/vorträge/fiegenstall 24.10.05.ppt 6.10.05 Wesentliche Ansatzpunkte der Arbeitsmarktreformen (3) Neuausrichtung der aktiven Arbeitsmarktpolitik - neue Organisation (Reform der BA, mehr Wettbewerb durch Gutscheinlösungen und Optionsmodell ) - neue Instrumente im SGB III (Ich-AG, PSA) und im SGB II (Arbeitsgelegenheiten; Einstiegsgeld; Kinderbetreuung) Ex-ante Evaluation: mehr Wirtschaftlichkeit und Passgenauigkeit bei Mitteleinsatz (auch durch Profiling und Fallmanagement ); Chancen auf Verbesserung des Matchingprozesses

Wesentliche Elemente von Hartz IV (1) Durch neue Grundsicherung im Durchschnitt weniger großzügige Transferleistungen für Langzeitarbeitslose (Lohnabstandsproblem nur bei größeren Haushalten, die jedoch seltener im ALG II-Bezug stehen) Nur leicht verbesserte Zuverdienstmöglichkeiten (vor allem bei höheren Einkommen; Nachbesserung bei niedrigen Einkommen; Einstiegsgeld als zusätzliche Option)

Arbeitslosengeld II und äquivalente Marktlöhne - in Euro - Arbeitslosengeld II (einschl. Sozialgeld für weitere Haushaltsmitglieder und Unterkunftskosten) - ALG II plus befristeter Zuschlag 1) Nettostundenlohn bei Bruttostundenlohn bei 40 h/woche 2) 40h/Woche Alleinstehend 662-822 3,08-4,38 3,68-5,65 Alleinerziehend, ein Kind unter 7 Jahre 1090-1310 3,35-4,96 4,21-6,31 Verheirateter Alleinverdiener 1034-1354 5,63-7,81 7,08-9,81 Verheirateter Alleinverdiener, zwei Kinder unter 7 Jahre 1574-2014 3,82-7,35 4,79-9,23 1) Die obere Grenze des ALG II-Anspruchs enthält den maximalen befristeten Zuschlag im ersten Jahr des Bezugs der Grundsicherung, die untere Grenze keinen Zuschlag. 2) Berechnung des Nettolohnes unter Berücksichtigung von Kindergeld, Kinderzuschlag und Wohngeld Quelle: Cichorek/Koch/Walwei 2005

Anrechenfreies Einkommen von einem Bruttolohn bis 400 in Euro anrechnungsfreies Einkommen 180 160 140 120 100 80 60 Arbeitslosenhilfe alte Regelung Jobgipfel-Kompromiss Gesetzesentwurf der Koalition Sozialhilfe alte Regelung ALG II 40 20 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Bruttoeinkommen IAB Entnommen aus: IABKurzbericht Nr. 7/2005

Wesentliche Elemente von Hartz IV (2) Arbeitsgelegenheiten als ultima ratio (hohes Verdrängungsrisiko; geringe Übergangschancen aufgrund relativer Marktferne; eventuell sinnvolle Vorschaltmaßnahme) Betreuung der Leistungsempfänger in Arbeitsgemeinschaften und optierenden Kommunen (Quasi-Wettbewerb zwischen öffentlichen Trägern; Frage nach dem optimalen Mix aus Zentralität und Dezentralität)

Bedarfsgemeinschaften und erwerbsfähige Hilfebedürftige - Stand September 2005 - Zahl der Bedarfgemeinschaften 3.662.985 Mitglieder in Bedarfsgemeinschaften 6.662.015 Erwerbsfähige Hilfebedürftige - darunter arbeitslos gemeldet 4.882.243 2.827.854* *arbeitslos gemeldet mit Schätzung Quelle: BA Statistik

Erwerbsfähige Hilfebedürftige - arbeitslos gemeldet im September 2005 - arbeitslos gemeldet insgesamt darunter: 2.759.500 -Frauen 1.215.996 - Ohne Ausbildung 1.350.493 - Ohne Schulabschuss 542.132 - unter 25 Jahren 305.666-55 und älter 267.761

Arbeitsmarktpolitische Instrumente im SGB II - Teilnehmerbestand im August 2005 (ohne optierende Kommunen) - 270.000 240.000 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen u.ä. 210.000 Anzahl Personen 180.000 150.000 120.000 90.000 Beauftragung Dritter m.d. Vermittlung, Weiterbildung, Trainingsmaßnahmen u.ä. Arbeitsgelegenheiten 60.000 30.000 0 Vermittlungsfördernde Maßnahmen Eingliederungszuschüsse Einstiegsgeld Lohnsubventionen (ohne PSA) Öffentlich geförderte Beschäftigung Arbeitsm arktpolitische Instrum ente

Forschungsauftrag an das IAB im SGB II - Strukturelle Umsetzung Schaffung von drei neuen Forschungsbereichen: - Soziale Sicherung und Partizipation - Effektivität und Effizienz von Leistungen - Strukturen und Bewegungen im Niedrigeinkommensbereich Ergänzende Projekte in bestehenden Forschungsbereichen Vergabe von Forschungsaufträgen an Dritte

Forschungsauftrag an das IAB im SGB II - Inhaltliche Umsetzung (1) Fokus Instrument/Maßnahme - Arbeitsgelegenheiten - Einstiegsgeld - Instrumente des SGB III für erwerbsfähige Hilfebedürftige (ehb) - Wirkung von Sanktionen Fokus Individuen und Haushalte - Soziale Sicherung und Sozialintegration der ehb - Ältere - Rehabilitanten - Jugendliche

Forschungsauftrag an das IAB im SGB II - Inhaltliche Umsetzung (2) Fokus Strukturen und Makrowirkungen - Mengengerüste und Strukturen - Auswirkungen von Hartz IV auf betriebliche Stellenbesetzung - Regionale Typisierung und Evaluation - Gesamtwirtschaftliche Effekte der Grundsicherung - Aktivierungsstrategien für ehb im internationalen Vergleich - Niedrigeinkommen und Armutseffekte

Weitergehende Reformen an der Schnittstelle von Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik? (1) Beschränkung auf Vermittlung und Beratung (Beitrag zur Ausgabensenkung, aber kaum noch Möglichkeiten des Gegensteuerns bei substanziellen Integrationshemmnissen) Allgemeine Workfare ( Freizeitentzug als Druckmittel; jedoch ist freiwillige Arbeitslosigkeit nicht das Hauptproblem; Kosten der Organisation und mögliche Verdrängung zu beachten)

Weitergehende Reformen an der Schnittstelle von Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik? (2) Kombilohnansätze (Arbeitsanreiz für Leistungsempfänger würde wachsen; aber: Zielkonflikt mit Höhe der Transferleistungen; Konsequenz: Armutsrisiken oder hohe fiskalische Kosten durch Subventionierung) Kommunalisierung der Arbeitsmarktpolitik (Vorteile des dezentralen Ansatzes; Problem von Insellösungen ; bisher keine Evaluation kommunaler Maßnahmen bzw. Trägerschaft; evtl. mehr Klarheit durch BMWA-Begleitforschung)

Ist die Arbeitsmarktpolitik auf dem richtigen Weg? Konsequente Aktivierung verspricht positive Effekte (mikro- und makroökonomisch sowie gesellschaftspolitisch) Keine überzogenen Erwartungen, denn es fehlt in erster Linie an Wirtschafts- und Arbeitsmarktdynamik Integration wettbewerbsschwächerer Arbeitnehmer stellt längerfristig größte Herausforderung dar Bei wachsender Ungleichheit größere Bedeutung von Beschäftigungsfähigkeit und damit verbundenen Möglichkeiten der Aufwärtsmobilität Es verbleiben viele offene Fragen (richtige Balance von Fordern und Fördern; dezentrale versus zentrale Aufgabenverteilung; öffentliche versus private Leistungserbringung)