Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Entwicklung (einperiodige Rechnung)



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Transkript:

Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Entwicklung (einperiodige Rechnung) 2 Inhaltsvereichnis 2. Kosten und Kostenkategorien................................................... 52 2.. Kostenbegriff und Verursachungsprinip................................... 52 2..2 Kosten in Abhängigkeit der Menge (Fixe/Variable Kosten).................... 57 2..3 Kosten in Abhängigkeit der Zeit (Ist-/Plan-Kosten).......................... 64 2..4 Kosten in Abhängigkeit der Zurechenbarkeit (Einel-/Gemein-Kosten)......... 70 2..5 Kosten in Anhängigkeit der Entscheidung (Teil-/Voll-Kosten)................. 74 2.2 Kostenrechnung in Unternehmen................................................ 8 2.2. Kostenartenrechnung (Sachkostenermittlung).............................. 8 2.2.2 Kostenstellenrechnung (Gemeinkostenverrechnung)......................... 93 2.2.3 Kostenträgerrechnung (Kalkulation)....................................... 02 2.3 Target Costing für die Produktentwicklung....................................... 2 2.3. Vorgehensweise beim Target Costing...................................... 2 2.3.2 Zielkostenspaltung in Selbst- und Herstellkosten (die Unternehmensstruktur)... 9 2.3.3 Zielkostenspaltung in Funktionen und Baukomponenten (die Produktstruktur).................................................... 25 2.3.4 Zielkostenkontrolle...................................................... 5 2.4 Methoden ur Vorkalkulation für die Produktentwicklung.......................... 57 2.4. Prinipien und Genauigkeit kausaler Vorkalkulationsverfahren................ 57 2.4.2 Kostenprognoseverfahren mit einer Einflussgröße........................... 77 Literatur.......................................................................... 86 Leitfragen Was sind Kosten? Wie ist die Kostenrechnung in Unternehmen aufgebaut? Wie können Kosten für technische Produkte, deren Baukomponenten und Funktionen geplant und überprüft werden? Welche Möglichkeiten ur früheitigen Produktkostenschätung bestehen? H. Schlink, Wirtschaftlichkeitsrechnung für Ingenieure, DOI 0.007/978-3-8349-4537-2_2, Springer Fachmedien Wiesbaden 204 5

52 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Wertmäßiger Kostenbegriff I. Mengengerüst II. Wertgerüst III. Produktionsbeug IV. Periodenbeug Mengenmäßiger Verehr von Ressourcen Bewertung (in ) des Ressourcenverehrs Verehr für Produkterstellung Verehr in einer Abrechnungsperiode.B. Holverbrauch (in m³) Preis des Holes (in /m³) Verbrauch ur Tischherstellung Verbrauch im 2. Quartal Fait: Kosten sind der bewertete Verehr von Ressourcen, der durch den betrieblichen Produktionsproess in einer Abrechnungsperiode verursacht wird. Abb. 2. Wertmäßiger Kostenbegriff 2. Kosten und Kostenkategorien 2.. Kostenbegriff und Verursachungsprinip 2... Einführung Die Definition des Kostenbegriffs hat nicht nur großen Einfluss auf die Art und Weise, sondern auch auf das Ergebnis der Kostenrechnung und muss deshalb sorgfältig geschehen. Die sorgfältige Beschreibung des Begriffs stellt sicher, dass auf Basis der errechneten Kosten korrekte und für den Ingenieur nachvolliehbare Entscheidungen getroffen werden können. Vier Merkmale des Begriffs müssen besonders hervorgehoben werden, und war die Existen eines Mengen- und Wertgerüstes sowie der Produktions- und Periodenbeug (siehe Abb. 2.). Von Kosten kann nur dann gesprochen werden, wenn mindestens eine Ressourcenart mengenmäßig verbraucht wird (erstes Merkmal). Dieser Umstand wird in der betriebswirtschaftlichen Literatur auch häufig mit Verehr von Ressourcen umschrieben. Es soll um Ausdruck gebracht werden, dass entweder die Menge einer Ressource oder Zu den Merkmalen des Kostenbegriffs siehe auch Haberstock 2008, S. 26 ff., die allerdings ohne den Periodenbeug von nur drei Merkmalen ausgehen. Bei Däumler und Grabe 2008, S. 6 f. finden sich vier Merkmale. Der Aspekt Verehr im Betrieb wird usätlich aufgeführt. Der Begriff Kosten wird auch in der VDI-Richtlinie 2234 definiert. Siehe hieru VDI-Richtlinie 2234, S. 9.

2. Kosten und Kostenkategorien 53 der Leistungsvorrat 2 der Ressource aufgebraucht wird. Werden mehrere Ressourcenarten aufgeehrt, so wird von einem Gerüst im Sinne eines Gefügesgesprochen, bestehend aus verschiedenen Arten und Mengen von Ressourcen. Diese stets quantifiierbaren Mengen fließen in die Kostenrechnung ein und bestimmen damit die Höhe der Kosten mit. Beispielhaft kann in einer Tischlerei der Verbrauch von Hol (in m 3 ) genannt werden, aber auch der Gebrauch von Maschinen (in h) für das Sägen und das Bearbeiten des Holes. Ebenso unterliegt das Gebäude der Tischlerei einem anteiligen Verehr (des Leistungsvorrates). Jede Ressource hat immer einen bestimmten Wert 3, der in Form des Beschaffungspreises ausgedrückt werden kann. Wird die verbrauchte Menge (. B. in m 3 ) mit dem Preis (. B. in /m 3 ) bewertet, d. h. multipliiert, so ergibt sich der Wert des Ressourcenverbrauchs (in ). Werden mehrere Ressourcenarten verbraucht und mit Preisen bewertet, so wird wieder von einem Gerüst, jett von einem Wertgerüst gesprochen (Merkmal II). Durch die Bewertung kann erreicht werden, dass alle Ressourcenarten die gemeinsame Geldeinheit ( ) bekommen und der Verehr wertmäßig über alle Ressourcen summierbar wird. In der Tischlerei kann das verbrauchte Hol mit dem Preis pro Kubikmeter der Beschaffung multipliiert werden. Ebenso kann es mit dem Energieverbrauch oder dem anteiligen Gebrauch der Maschinen erfolgen. Schließlich lassen sich die Werte aller Arten von Ressourcen und der Wert des gesamten Ressourcenverbrauchs ermitteln. Durch die Beschreibung des Mengen- und Wertgerüstes ist es uns gelungen, die Höhe der Kosten im direkten Zusammengang um Ressourcenverbrauch (Mengen) und ur wertmäßigen Bedeutung der Ressourcen (Preise) darustellen. Damit ist eine Verankerung des Kostenbegriffs mit den tatsächlichen Ereignissen im Unternehmen hergestellt. Zur weiteren Präisierung des Begriffs sind wei Abgrenungen notwendig: der Produktionsbeug und der Periodenbeug (Merkmale III und IV). Kosten liegen nur dann vor, wenn der Ressourcenverbrauch einen Beug ur Herstellung der Produkte hat. Es muss also eine Ursache-Wirkungs-Beiehung wischen der Produkterstellung und dem Verbrauch vorliegen, wobei die Herstellung als Ursache und der Ressourcenverbrauch als Wirkung anusehen ist. Eine solche Beiehung ist beispielsweise nicht erkennbar, wenn das Unternehmen eine Spende leistet, die Ressourcen gestohlen oder einem Naturereignis 4 um Opfer gefallen sind. 2 Unter Leistungsvorrat wird der Umfang der Leistung (. B. Menge an Arbeitsstunden), der insgesamt von einem Betriebsmittel (. B. einer Maschine) abgegeben werden kann, verstanden. Nur der Teil des Leistungsvorrates, der gerade genutt wird, spiegelt den (anteiligen) mengenmäßigen Verehr der Ressource wider und fließt entsprechend in die Kostenrechnung ein. 3 Liegt kein Wert vor, wie. B. bei der Luft um Atmen, so handelt es sich auch nicht um eine Ressource, sondern um ein freies Gut. Freie Güter haben entsprechend auch keinen Einfluss auf die Kostenrechnung, da kein Wert ermittelbar ist. 4 Unter Naturereignissen können. B. das Abbrennen der Ressourcen, die Beschädigung durch Sturm oder der Untergang durch Hochwasser verstanden werden.

54 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Verursachungsprinip (Kausalitätsprinip ODER Finalitätsprinip) Art und Höhe der Kosten (Wirkung ODER Mittel) Produkte des Unternehmens (Ursache ODER Zweck) Produkt Bauteil Baugruppe Auftrag Kosten des Unternehmens Produkt 2 Bauteil 2 Baugruppe 2 Auftrag 2 Produkt n Bauteil n Baugruppe n Auftrag n Ursache-Wirkungs- ODER Zweck-Mittel- Beiehungen Beugsobjekte Fait: () Nach dem Verursachungsprinip werden Kosten einem Beugsobjekt (Produkt, Bauteil, Baugruppe, Auftrag) nur dann ugerechnet, wenn diese durch das Beugsobjekt bedingt sind. (2) Die Art und/oder die Höhe der Kosten des Unternehmens ändern sich kur-oder langfristig, wenn auf das Beugsobjekt verichtet wird. (3) Für kurfristige Entscheidungen wird das Kausalitätsprinip und für langfristige Entscheidungen das Finalitätsprinip angewendet. Abb. 2.2 Verursachungsprinip Eine Kostenabrechnung wird i. d. R. für eine eitlich abgegrente Periode,. B. für einen Monat, für ein Quartal oder für ein Jahr erstellt. Die Periode bildet den Beugsrahmen für die Ermittlung der hergestellten Produkte und der verbrauchten Ressourcen. Dieser Beugsrahmen ist demnach nicht nur für die Kostenrechnung, sondern auch für die Erlösrechnung maßgebend. Für beide Rechnungen wird untersucht, in welchem Umfang Produktion in einer Abrechnungsperiode stattfindet. Kosten liegen vor, wenn der Ressourcenverbrauch in der Periode liegt. Es ist also nicht der Zeitpunkt der Anschaffung einer Ressource entscheidend, sondern immer der Zeitpunkt der Produktion, d. h. des Verbrauchs. Es lassen sich entsprechend für jede Periode Ursache-Wirkungs-Beiehungen wischen den ereugten Produkten und dem Ressourcenverbrauch herstellen. Dabei ist es unerheblich, u welchem Zeitpunkt die Ressourcen eingekauft und die Produkte verkauft werden. Als Fait aus der Begriffsdefinition kann formuliert werden: Kosten sind der bewertete Verehr von Ressourcen, der durch den betrieblichen Produktionsproess in einer Abrechnungsperiode verursacht wird. Wie oben dargestellt, ist für die Definition des Kostenbegriffs der Produktionsbeug ein wichtiges Merkmal. Dieses Merkmal wird auch für die Beschreibung des Verursachungsprinips herangeogen. Das Verursachungsprinip stellt entweder eine kausale oder aber eine finale Beiehung wischen der Höhe der Gesamtkosten im Unternehmen und den hergestellten Produkten her (siehe Abb. 2.2). Bei der kausalen Interpretation des Verursachungsprinips (Kausalitätsprinip) ist die Herstellung der Produkte Ursache für die Art und die Höhe der Kosten (Wirkung). Hingegen wird bei der finalen Interpretation des

2. Kosten und Kostenkategorien 55 Verursachungsprinips (Finalitätsprinip) von einer Zweck-Mittel-Beiehung ausgegangen. D. h., die Art und die Höhe der Kosten sind die Mittel, welche für die Herstellung der Produkte (Zweck) notwendig sind. 5 Um in der Kostenrechnung das Kausalitätsprinip u erfüllen, werden sogenannte Ursache-Wirkungs-Beiehungen wischen den Beugsobjekten die. B. Produkte, Bauteile, Baugruppen oder auch Aufträge sein können und der Höhe der Gesamtkosten des Unternehmens betrachtet. Prinipiell ist hierbei von Interesse, in welchem Umfang sich die Gesamtkosten des Unternehmens ändern, wenn usätliche Einheiten des Beugsobjektes produiert werden. Diese Wirkung (Kostenanstieg in bestimmter Höhe) lässt sich eindeutig den Einheiten des Beugsobjektes uordnen (Ursache) und ist daher von den Beugsobjekten bedingt (verursacht). Auf die Kostenrechnung angewendet bedeutet dies, dass nach dem Kausalitätsprinip einem Beugsobjekt nur die Kostenarten und auch nur die Höhe der Kosten ugerechnet werden dürfen, die durch die produierten Einheiten direkt verursacht werden. Hierbei spielt die Produktionsmenge eine wichtige Rolle. Diese Kostenarten ändern sich in ihrer Höhe bereits durch die Herstellung einer einigen usätlichen Einheit. Das ist. B. immer beim Fertigungsmaterial oder bei Akkordlöhnen der Fall. Zur Erfüllung des Finalitätsprinips hingegen muss sich die Höhe der Gesamtkosten des Unternehmens nicht wangsläufig verändern, wenn usätliche Produkteinheiten hergestellt werden, sondern es reicht aus, wenn die Kosten deshalb anfallen, damit überhaupt produiert werden kann. Dies ist beispielsweise bei Maschinen und Anlagen oder der Produktionshalle der Fall. Die Höhe dieser Kostenarten ändert sich nicht direkt mit der Produktionsmenge, sie fallen aber an, damit grundsätlich die Möglichkeit ur Produktion besteht. In der Kostenrechnung wird die kausale Interpretation häufig ur Unterstütung von kurfristigen Entscheidungen angewendet, da die Kosten für die Herstellung einelner Produkteinheiten in der Regel auch kurfristig anfallen oder weggelassen werden können. Die finale Interpretation führt meistens u Kostenarten, die längerfristig unverändert bleiben, auch wenn weniger oder nichts produiert wird. Es sind die Kosten der Produktionsbereitschaft, die für längerfristige Entscheidungen die Grundlage bilden können. Das Verursachungsprinip mit den beiden möglichen Interpretationen beschreibt grundsätlich die Kostenverursachung in Unternehmen. Lässt es sich auf einen Sachverhalt um Ressourcenverbrauch nicht anwenden, so führt der Verbrauch auch grundsätlich nicht u Kosten im Sinne der Kostenrechnung, da dann der Beug ur Produktion fehlt. 6 Die beiden Interpretationen des Verursachungsprinips werden unterschieden ur Unterstütung von kur- bw. langfristigen Entscheidungen mit Hilfe von Kosteninformationen. 7 5 Vgl. Haberstock (2008, S. 48 f.). 6 In diesen Fall wäre die Bedingung III (Produktionsbeug) aus der Definition des Kostenbegriffs nicht erfüllt. Siehe hieru auch Abb. 2.: Wertmäßiger Kostenbegriff. 7 Siehe auch die Ausführungen im Abschn. 2..2 Kosten in Abhängigkeit der Menge (Fixe/Variable Kosten).

56 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Kosten des Unternehmens Keine (exakten) Ursache- Wirkungs-Beiehungen Auftrag Auftrag 2 Auftrag n Kostenurechnung geringer als tatsächlich verursacht Kostenurechnung höher als tatsächlich verursacht Kostenurechnung in falscher Höhe Auftragsannahme bringt Verlust Auftrag wird fälschlicherweise abgelehnt Falsche Entscheidung Abb. 2.3 Folgen einer Verletung des Verursachungsprinips Eine Verletung des Verursachungsprinips kann dau führen, dass die bereitgestellten Informationen. B. über die Höhe der Kosten für einen Auftrag nicht stimmen, d. h. u hoch oder u niedrig angegeben werden. Auf Basis fehlerhafter Kosteninformationen kann auch die Entscheidung über die Annahme des Auftrags für das Unternehmen unvorteilhaft getroffen werden. Sind beispielsweise die Kosten u hoch ausgewiesen und wird der Auftrag daraufhin abgelehnt, entgeht dem Unternehmen der realisierbare Gewinn. Wird der Auftrag hingegen angenommen, obwohl die Kosten tatsächlich höher sind, droht dem Unternehmen ein Verlust (siehe Abb. 2.3). Hieraus wird deutlich, dass die Einhaltung des Verursachungsprinips in der Kostenrechnung von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Unternehmen sein kann. Exakte Kosteninformationen führen mit höherer Wahrscheinlichkeit auch u vorteilhaften Entscheidungen. Fragen ur Wiederholung und Vertiefung Frage 2.: Was verstehen Sie unter einem Mengen- und was unter einem Wertgerüst? Welche Beiehung besteht wischen beiden Begriffen? Worauf beieht sich der Ausdruck Gerüst? Frage 2.2: Welchen Zweck verfolgt die Kostenrechnung mit der Definition des Mengen- und des Wertgerüstes? Welche Zusammenhänge sollen damit hergestellt bw. erklärbar gemacht werden? Frage 2.3: Was beschreiben der Produktions- und der Periodenbeug bei der Definition des Kostenbegriffs? Welche Konsequenen ergeben sich daraus für die Kostenrechnung? Frage 2.4: Was ist der Kerngedanke des Verursachungsprinips? Welches Ziel wird mit der Einhaltung des Prinips in der Kostenrechnung verfolgt?

2. Kosten und Kostenkategorien 57 Frage 2.5: Bei welchen Konstellationen ist die Einhaltung des Kausalitätsprinips leicht u realisieren und bei welchen Gegebenheiten kann eher das Finalitätsprinip erfüllt werden? Was hat dies mit der Produktionsmenge u tun? Frage 2.6: Beschreiben Sie den Zusammenhang wischen dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens und der Genauigkeit der Kostenrechnung. Übungsaufgaben Aufgabe 2.: Zeitpunkt der Kostenentstehung Ein Unternehmen kauft im Mai 20 m 3 Hol für 250 /m 3 und legt es aufs Lager. Die Rechnung geht im September ein und wird im November beahlt. Im Monat Juni werden 20 m 3 und im Monat August 35 m 3 Hol für die Herstellung von Tischen verbraucht. Der Rest des Holes ist im Deember durch einen Wassereinbruch im Lager für die Produktion unbrauchbar geworden. Wann entstehen Kosten in welcher Höhe, wenn ) der Kalendermonat oder 2) das Kalenderjahr als Abrechungsperiode gewählt wird? Begründen Sie Ihre Entscheidungen mit Hilfe der vier Merkmale des Kostenbegriffs! Aufgabe 2.2: Verursachungsprinip Ein Unternehmen leidet unter geringem Auftragseingang und möchte gut vorbereitet und kompromissbereit an einer Preisverhandlung für einen poteniellen Auftrag teilnehmen. In der Vorbereitung findet die Geschäftsleitung heraus, dass sich die Gesamtkosten des Unternehmens um 75.000 erhöhen, wenn der Auftrag ausgeführt wird. Des Weiteren wird ein Betrag von 2.000 für die Verwaltung und die Unternehmensleitung ugeschlagen. Es wird folglich von Gesamtkosten des Auftrags von 96.000 ausgegangen. Mit einem Gewinnuschlag von 0 % wird schließlich ein Angebot mit einer Summe von 05.600 abgegeben. Dieses Angebot ist Ausgangspunkt der Preisverhandlung. Im Laufe der Verhandlung stellt sich heraus, dass der Auftraggeber keinesfalls einen Preis über 95.000 akeptieren würde. Das Unternehmen bricht daraufhin die Verhandlung ab und verichtet auf den Auftrag, den es so dringend benötigen würde, da ein Auftragsverlust von.000 droht. Wie schäten Sie die Situation ein? Hat der Unternehmer richtig gehandelt? 2..2 Kosten in Abhängigkeit der Menge (Fixe/Variable Kosten) 2..2. Einführung Die Höhe der Gesamtkosten in einem Unternehmen eigt in der Regel eine Abhängigkeit ur Menge der produierten Produkte. Wird eine größere Menge an Produkten hergestellt, so fallen insgesamt auch höhere Kosten an. Werden die Gesamtkosten einer detaillierten Analyse unterogen, so kann festgestellt werden, dass sich ein Teil der Gesamtkosten nicht verändert, wenn mehr produiert wird. Dieser Teil der Gesamtkosten wird fixe Kosten

58 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte genannt, weil sie in Anhängigkeit der Produktionsmenge fix (unverändert) bleiben. 8 Der andere Teil der Gesamtkosten, der sich in einer bestimmten Art und Weise verändert, wenn eine andere Stückahl hergestellt wird, heißt variable Kosten. Die fixen Kosten werden von Ressourcen verursacht, die unentbehrlich sind, um im Unternehmen überhaupt produieren u können. Hieru gehören beispielsweise die Gebäude, aber auch die Maschinen und Anlagen, Patente oder ein Teil des Personals. Alle diese Dinge muss ein Unternehmen haben und sie werden auch verehrt, um im Falle von Auftragseingängen Produkte herustellen. Diese Kosten fallen entsprechend auch dann an, wenn nichts produiert wird. Es sind die Kosten für die Aufrechterhaltung der Produktionsbereitschaft. Die fixen Kosten machen somit den Teil der Gesamtkosten aus, der mit sich verändernder Produktionsmenge konstant bleibt (siehe Abb. 2.5). Es stellt sich bei dieser Definition die Frage, ob bei fixen Kosten überhaupt ein Produktionsbeug unterstellt werden kann, d. h. ob es sich um Kosten handelt. Es kann grundsätlich angenommen werden, dass Produkte ohne diese Kosten nicht hergestellt werden können. Es existiert also prinipiell eine Beiehung wischen der Produktion im Allgemeinen und der Höhe der fixen Kosten. Es ist aber keine Ursache-Wirkungs-Beiehung, sondern eine abgeschwächte Form des Produktionsbeugs in Form eines Zusammenhangs wischen Zweck und Mittel. Die fixen Kosten verkörpern die Mittel, um den Zweck (Aufrechterhaltung der Produktionsbereitschaft) u erfüllen. Diese Interpretation heißt in der betriebswirtschaftlichen Literatur auch Finalitätsprinip, und bei diesem wird das Verursachungsprinip als Mittel-Zweck-Beiehung aufgefasst (siehe Abb. 2.4, rechts). 9 Die Produktionsbereitschaft ist jedoch immer nur für eine bestimmte maximale Produktionsmenge x max gültig. Soll mehr produiert werden, so muss auch die Produktionsbereitschaft, d. h. die ur Verfügung stehenden Kapaitäten angepasst werden. Dies führt in der Regel dau, dass die fixen Kosten auf ein höheres, ur neuen Kapaität passendes Niveau springen. Der übrige Teil der Gesamtkosten wird direkt durch die Herstellung der Produkte verursacht und verändert sich entsprechend mit der Menge der Produkte. Diese Kosten werden variable Kosten genannt. Sie fallen nicht an, wenn nichts produiert wird. Typische Beispiele hierfür sind das Material, das für einelne Produkteinheiten verbraucht wird, oder auch die Akkordlöhne aus der Fertigung (siehe Abb. 2.5). Bei den variablen Kosten wird von einem kausalen Zusammenhang wischen der Höhe der Kosten und der Produktionsmenge ausgegangen. Die Herstellung von Produkten (Ursache) führt direkt u einer Veränderung der Kostenhöhe (Wirkung). Die Definition des Begriffs Variable Kosten ist das Ergebnis einer kausalen Interpretation des Verursachungsprinips (siehe Abb. 2.4, links). 0 8 Hierbei ist nur die Abhängigkeit ur Produktionsmenge gemeint. Andere Abhängigkeiten kann es durchaus geben. Beispielsweise kann die Höhe der Heikosten einer Produktionshalle von der Außentemperatur abhängig sein und sich deshalb von Tag u Tag verändern. Hierbei kann es sich trotdem um fixe Kosten handeln, solange es keine Abhängigkeit ur in der Halle hergestellten Stückahl gibt. 9 Siehe. B.Haberstock (2008, S. 48 f.). 0 Siehe auch Abschn. 2.. Kostenbegriff und Verursachungsprinip.

2. Kosten und Kostenkategorien 59 Verursachungsprinip Kausale Interpretation (Kausalitätsprinip) Finale Interpretation (Finalitätsprinip) Basis: Ursache-Wirkungs-Beiehungen Basis: Zweck-Mittel-Beiehungen Kosten (Wirkung) steigen/fallen mit der Produktionsmenge (Ursache) Kosten der Produktionsbereitschaft (Mittel) sind notwendig ur Produktion (Zweck) Beschreibung: Variable Kosten Beschreibung: Fixe Kosten Abb. 2.4 Verursachung von variablen und fixen Kosten Gesamtkosten für die Produktionsmenge (x) einer Produktart Herstellung der Produkte Aufrechterhaltung der Produktionsbereitschaft Variable (Gesamt-)Kosten K v = f (x) Fixe (Gesamt-)Kosten K f f (x) Höhe der Kosten ist von der produierten Menge abhängig (fallen bei x = 0 nicht an) Höhe der Kosten ist von der produierten Menge unabhängig (fallen auch bei x = 0 an). B. Material und Löhne. B. Maschinen und Gebäude Abb. 2.5 Definition der variablen und der fixen Kosten Die Gesamtkosten des Unternehmens K( x) seten sich infolgedessen immer aus den Kosten für die Herstellung der einelnen Produkteinheiten Kv ( x) und den Kosten für die Aufrechterhaltung der Produktionsbereitschaft K f usammen (siehe Gl. 2.), wobei die Produktionsmenge stets mit x beeichnet wird. Werden die ur Verfügung stehenden Zur Abgrenung der variablen Kosten von den fixen Kosten siehe auch VDI-Richtlinie 2234, S. 0 ff.

60 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Gesamtkosten proportional, (K) degressiv oder Gesamtkostenfunktion => K( x) = K f + Kv( x ) Variabler Bestandteil, kann. B.: progressiv sein. K 2 K x K ( x) => variabler Bestandteil der Gesamtkosten K v (von der Menge x abhängig) K f => fixer Bestandteil der Gesamtkosten (von der Menge x unabhängig) x 0 x x 2 x max Menge (x) Abb. 2.6 Auflösung der (proportionalen) Gesamtkostenfunktion in variable und fixe Bestandteile Produktionskapaitäten voll ausgelastet, d. h. wird die Menge x = x max hergestellt, so fallen die maximal möglichen Gesamtkosten an (siehe Gl. 2.2). K( x) = K + K ( x) f v (2.) K( x ) = K + K ( x ) max f v max (2.2) Diese funktionale Beiehung wischen der Höhe der Kosten und der Produktionsmenge wird auch Kostenfunktion genannt. Sie wird in der Regel als K = f( x) in einem Diagramm dargestellt (siehe Abb. 2.6). Der variable Bestandteil der Kostenfunktion kann unterschiedliche Verläufe haben: einen progressiven 2, einen degressiven 3 oder einen proportionalen Verlauf. Der fixe Teil ist hingegen per Definition im Bereich von x bis 0 xmax immer konstant (siehe Abb. 2.6). Zur Auflösung einer in der Praxis vorliegenden (proportionalen) Kostenfunktion sind die Steigung der ermittelten Funktion (siehe Steigungsdreieck K x ) und der Schnittpunkt mit der Ordinate (bei x 0 ) u errechnen. Aus der Steigung lassen sich die variablen Ge- 2 Ein progressiver Verlauf bedeutet, dass jede weitere Produkteinheit höhere Stückkosten verursacht. Dies ist. B. bei den Kraftstoffkosten der Fall, wenn ein Motor (oder ein Fahreug) mit höherer Geschwindigkeit betrieben wird. 3 Degressiv verhalten sich die Gesamtkosten, wenn die Kosten pro Stück mit steigender Menge sinken. Beispiele hierfür sind Mengenrabatte im Einkauf von Material (sinkende Materialkosten pro Stück) oder Lerneffekte bei den eingesetten Produktionsmitarbeitern (sinkende Akkordlöhne pro Stück).

2. Kosten und Kostenkategorien 6 samtkosten (für jeden beliebigen Punkt x) berechnen und der Schnittpunkt liefert die Höhe der fixen Kosten (für alle x). 4 Wie bereits erwähnt, kann der variable Teil der Gesamtkostenfunktion unterschiedliche Verläufe annehmen. Aus diesem Grund muss bei der Beschreibung der Kostenfunktion wischen den Grenkosten und den Durchschnittskosten unterschieden werden. Die Grenkosten K ( x) sind die erste Ableitung der Gesamtkostenfunktion und geben damit die Steigung der Funktion an. Die Steigung ist bei einem degressiven Verlauf stetig abnehmend und bei einem progressiven Verlauf stetig unehmend. Sie nimmt also für jede Produktionsmenge x einen anderen Wert an (siehe Gl. 2.3). Da die fixen Gesamtkosten K f konstant sind und damit K f = 0 ist, stimmt die Steigung der Gesamtkostenfunktion K ( x) mit der der variablen Gesamtkosten K v überein. dk( x) dk dk dk K ( x) = = + = dx dx dx dx f v v (2.3) Zur Berechnung der Durchschnittskosten kx ( ) muss unächst eine bestimmte Produktionsmenge x festgelegt werden. Die für diese Menge anfallenden Gesamtkosten werden dann durch die Menge geteilt. Es ergeben sich so die im Durchschnitt bei dieser Produktionsmenge pro Stück verursachten Kosten. Deshalb werden die Durchschnittskosten auch Stückkosten genannt (siehe Gl. 2.4). Das Minimum der Durchschnittskosten wird bei einem proportionalen oder bei einem degressiven Gesamtkostenverlauf bei voller Auslastung der Produktionskapaitäten erreicht (siehe Gl. 2.5). kx ( ) = ( ) K x x K( xmax ) kx ( max ) = x max (2.4) (2.5) Anders als bei den Grenkosten sind die Stückkosten für jede produierte Einheit gleich, da es sich um die durchschnittlichen Kosten pro Stück handelt. Die Grenkosten geben an, um wie viel die Gesamtkosten bei genau dieser Produkteinheit gestiegen sind. Sie sind deshalb für jede Produkteinheit von anderer Höhe. Die Stückkosten lassen sich wie die Gesamtkosten in fixe Stückkosten und variable Stückkosten unterteilen. K f Kv ( x) kx ( ) = + = kf ( x) + kv( x) x x (2.6) 4 Zur Ermittlung von Kostenfunktionen siehe auch Friedl et al. 200, S. 205 ff. oder Coenenberg et al. 2009, S. 68 ff.

62 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Dabei ist aus Gl. 2.6 u erkennen, dass sowohl die fixen als auch die variablen Stückkosten von der Produktionsmenge x abhängig sind. Konstant sind nur die fixen Gesamtkosten K f, nicht jedoch die fixen Stückkosten k ( f x ). Die fixen Stückkosten sinken mit der Produktionsmenge, da die fixen Gesamtkosten auf eine unehmende Anahl von Produkten verteilt werden können. Sie erreichen ihr Minimum bei x max, d. h. bei voller Auslastung der Kapaität. Dieser Effekt heißt auch Fixkostendegression. 5 Die variablen Stückkosten kv ( x) sind bei einem proportionalen Gesamtkostenverlauf konstant, bei einem degressiven Verlauf hingegen fallend. Ihr Minimum erreichen sie bei voller Ausschöpfung der Produktionsbereitschaft, also ebenfalls bei x max. Bei einem progressiven Verlauf der Gesamtkosten steigen die variablen Stückkosten mit der Produktionsmenge linear an. Weil jett fixe und variable Stückkosten gegenläufig sind, muss im Einelfall überprüft werden, bei welcher Menge sich das Minimum der gesamten Stückkosten befindet. Eine Zusammenfassung wichtiger Begriffe ur Beschreibung der Gesamtkostenfunktion findet sich in Tab. 2.. Fragen ur Wiederholung und Vertiefung Frage 2.7: Definieren Sie den Term fixe Kosten. Wie werden die fixen Kosten im Unternehmen interpretiert? Nennen Sie praktische Beispiele für fixe Kosten. Frage 2.8: Wie verhalten sich die fixen Gesamtkosten und die fixen Stückkosten in Abhängigkeit ur Produktionsmenge? Was haben diese Abhängigkeiten mit der Produktionskapaität u tun? Frage 2.9: Definieren Sie den Term variable Kosten. Wie werden die variablen Kosten im Unternehmen interpretiert? Nennen Sie praktische Beispiele für variable Kosten. Frage 2.0: Wie verhalten sich die variablen Gesamtkosten und die variablen Stückkosten in Abhängigkeit ur Produktionsmenge, wenn von einem linearen Gesamtkostenverlauf ausgegangen wird? Nennen Sie praktische Beispiele für einen solchen Kostenverlauf. Frage 2.: Wie verhalten sich jeweils die variablen Stückkosten in Anhängigkeit u der Produktionsmenge, wenn der Gesamtkostenverlauf entweder progressiv oder degressiv ist? Nennen sie praktische Beispiele für beide Verläufe. Frage 2.2:Worin unterscheidet sich die Ermittlung der Grenkosten von der Ermittlung der variablen Durchschnittskosten? Welche Fragen können mit Hilfe der Grenkosten und welche mit Hilfe der Durchschnittskosten beantwortet werden? Übungsaufgaben Aufgabe 2.3: Eigenschaften einer proportionalen Gesamtkostenfunktion Aus der Kostenrechnung eines Unternehmens werden die in der Tab. 2.2 angegebenen Kosteninformationen ur Verfügung gestellt. 5 Siehe ur Fixkostendegression auch die anschauliche Beschreibung von Friedl et al. 200, S. 48 ff.

2. Kosten und Kostenkategorien 63 Tab. 2. Begriffe ur Beschreibung der Gesamtkostenfunktion. (Eine Zusammenstellung der Begriffe ist in ähnlicher Form bei Däumler und Grabe 2008, S. 53 u finden) Begriff Symbol Definition Einheit Gesamtkosten Gesamtkosten des Betriebs für K die Herstellung der Produkte einer Periode: K = f( x) Periode Variable Kosten Von der Produktionsmenge K v abhängiger Teil der Gesamtkosten: Kv( x) = K( x) K f Periode Fixe Kosten Von der Produktionsmenge K f unabhängiger Teil der Gesamtkosten: K f = K( x) Kv( x) Periode Gesamte Stückkosten Gesamtkosten geteilt durch die k K Produktionsmenge: kx ( ) = x Stuck Variable Stückkosten Variable Gesamtkosten geteilt k v durch die Produktionsmenge: Kv ( x) kv( x) = x Stuck Fixe Stückkosten Fixe Gesamtkosten geteilt k f durch die Produktionsmenge: K f kf ( x) = x Stuck Grenkosten (. Ableitung). Ableitung der Gesamtkostenfunktion: K dk K = Stuck dx Grenkosten (Näherung) Differenbildung aus der Gesamtkostenfunktion: K = K Stuck K K2 x2 x. Ermitteln Sie für diese Werte die Kostenfunktion in der Form: K( x) = K f + Kv( x), wenn eine proportionale Gesamtkostenfunktion unterstellt wird. 2. Zeichnen Sie die Gesamtkostenfunktion K(x) skienhaft in ein Koordinatensystem. 3. Ermitteln Sie daraus die Grenkostenfunktion K ( x), die Stückkostenfunktion kx ( ), die Funktion der variablen Stückkosten kv ( x) sowie die Funktion der fixen Stückkosten k ( f x ). 4. Wie hoch sind die Grenkosten K ( x), die Stückkosten kx ( ), die variablen Stückkosten k ( v x ) sowie die fixen Stückkosten k ( f x ), wenn die vorhandenen Produktionskapaitäten ur Hälfte ausgelastet werden? 5. Tragen Sie die Stückkostenfunktion kx ( ) und die Funktion der variablen Stückkosten kv ( x) skienhaft in ein Koordinatensystem ein. 6. Bei welcher Produktionsmenge x werden die gesamten Stückkosten kx ( ) gleich der variablen Stückkosten k ( v x )? Aufgabe 2.4: Maschinenvergleich Ein Unternehmen möchte eine Horiontaldrehmaschine ur Bearbeitung eines hoch komplexen Werkstückes aus Gusseisen kaufen.zur Auswahl stehen wei Maschinentypen, die beide in der Lage sind, in drei Schichten 300 Stück pro Woche herustellen.

64 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Tab. 2.2 Stückkosten bei verschiedenen Produktionsmengen Hergestellte Menge einer Stückkosten k [in ] Produktart x [in Stück] 50 65 00 35 50 25 200 (Vollauslastung) 65 Maschine A verursacht fixe Kosten in Höhe von lediglich.750 /Woche, bei Maschine B hingegen liegen die fixen Kosten bei 4.000 /Woche. Bei den variablen Kosten der Maschinen sieht die Situation umgekehrt aus: Maschine A verbraucht 35 /Stück und Maschine B verbraucht 20 /Stück.. Stellen Sie die Gesamtkostenfunktionen für jede der beiden Maschinen auf, wenn die Funktionen im Definitionsbereich linear sind. 2. Welcher Drehmaschine würden Sie den Vorug geben, wenn das Unternehmen mit einer Auslastung der Produktionskapaität von 70 % rechnet? 3. Ab welcher proentualen Auslastung ist welche der beiden Maschinen wirtschaftlicher? Bei welcher Auslastung sind beide Maschinen gleichwertig? Welche Ursache können Sie dafür angeben? 2..3 Kosten in Abhängigkeit der Zeit (Ist-/Plan-Kosten) 2..3. Einführung Ein wichtiges Merkmal bei der Definition des Kostenbegriffs ist der Periodenbeug. Er bedeutet, dass Kosten stets für eine gan bestimmte Abrechnungsperiode berechnet werden und nur für diese ihre Gültigkeit haben. Die Abrechnungsperiode kann in der Vergangenheit, aber auch in der Zukunft liegen. Aus diesem Grund wird die Istkostenrechnung (vergangenheitsorientiert) von der Plankostenrechnung (ukunftsorientiert) unterschieden (siehe Abb. 2.7). 6 Die Istkostenrechnung beieht sich auf eine abgelaufene Periode, u der folglich alle Informationen um tatsächlichen Mengen- und Wertgerüst vorliegen. Grundlagen der Istkostenrechnung sind entsprechend Informationen u den Istmengen an verbrauchten Ressourcen 7 und den hergestellten Produkten sowie u den Istpreisen 8 der Ressourcen. Aus 6 Zur Unterscheidung dieser beiden Kostenrechnungssysteme siehe auch Haberstock 2008, S. 72 ff.; VDI-Richtlinie 2234, S. 4 f. oder Däumler und Grabe 2008, S. 80 f. Das System der Plankostenrechnung wird. B. in Coenenberg et al. 2009, S. 233 ff. ausführlich beschrieben. 7 Die Betrachtung von Istverbrauchsmengen führt dau, dass sich (ufällige) Schwankungen der Mengen direkt auf die Höhe der Kosten auswirken. Solche außerplanmäßigen Schwankungen können. B. durch eine defekte Maschine oder durch unsachgemäßen Umgang mit Material in der Produktion hervorgerufen werden. 8 Unter Istpreisen werden die Anschaffungspreise verstanden, u denen die verbrauchten Ressourcen tatsächlich beschafft worden sind. Dies führt dau, dass sich (ufällige) Preisschwankungen am Beschaffungsmarkt direkt auf die Höhe der Kosten auswirken.

2. Kosten und Kostenkategorien 65 Zeitbeug der Kostenrechnung Istmengen: Ressourcen Produkte Ex post (vergangenheitsorientiert) Istkostenrechnung Ex ante (ukunftsorientiert) Plankostenrechnung Planmengen: Ressourcen Produkte Istpreise: Ressourcen Nachkalkulation Vorkalkulation Planpreise: Ressourcen Ist Soll Ex post (vergangenheitsorientiert) Istkosten/Sollkosten (Soll-Ist-Vergleich) Anpassung an Istproduktionsmenge (=> Sollkosten) Abb. 2.7 Zeitbeug in der Kostenrechnung Wirtschaftlichkeitskontrolle den Mengen und den Werten der verbrauchten Ressourcen lassen sich die Gesamtkosten der Abrechnungsperiode ermitteln. Werden diese durch die in der Periode hergestellte Menge an Produkten dividiert, so ergeben sich die Stückkosten. Die Istkostenrechnung eignet sich hervorragend dafür, Nachkalkulationen für bereits verkaufte Produkte oder abgeschlossene Aufträge anufertigen. Die Nachkalkulationen allein genommen sagen allerdings noch nichts über die Wirtschaftlichkeit der Herstellung aus, da es sich hierbei stets um Istkosten handelt, die keinen Normcharakter haben. Für eine Analyse der Wirtschaftlichkeit ist ein Vergleich mit Sollkosten notwendig. Unter Sollkosten werden die geringstmöglichen Kosten verstanden, die bei effiientem Einsat aller Ressourcen und bei Verwendung von am Beschaffungsmarkt üblichen Preisen theoretisch erielt werden können. Sie haben deshalb den Charakter von Sollwerten. Aus dem Vergleich der Ist- mit den Sollkosten können Unwirtschaftlichkeiten bei den Verbrauchsmengen und bei den Anschaffungspreisen entdeckt werden. Sollkosten werden mit Hilfe einer Plankostenrechnung ermittelt. Ausgangspunkt einer Plankostenrechnung ist die Festlegung des Produktionsprogramms, d. h. welche Produktarten in der ukünftigen Periode u welchen Mengen hergestellt werden sollen. Daraus können dann die geplanten Mengen und die geplanten Preise der dafür notwendigen Ressourcen abgeleitet werden. Für die Beantwortung der Frage, ob es sich bei den Plankosten denn tatsächlich um Sollwerte handelt, es also geringstmögliche Kosten sind, ist es wichtig u verstehen, wie genau die Plankosten ermittelt werden. Für technische Produkte werden die Planmengen

66 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte mit ingenieurwissenschaftlichen Erkenntnissen abgeleitet, sie ergeben sich nämlich aus der Festlegung des Materials und der ugehörigen Fertigungsverfahren. Die Planmengen werden immer so festgelegt, wie es ohne Verschwendung technisch für das Unternehmen möglich ist. Es müssen also die in der ukünftigen Periode vorhandenen Maschinen und Anlagen planerisch eingesett werden. Daraus ergibt sich beispielsweise ein geplanter Ausschuss bw. ein geplanter Verschnitt. Beides ist für das Unternehmen in der betreffenden Periode unvermeidbar, weil es mit den vorhandenen Maschinen technisch nicht besser möglich ist. Deshalb wird dieser Ausschuss oder Verschnitt mit eingeplant und nicht als Verschwendung gewertet. Der Sollcharakter der Plankosten beieht sich also immer auf die vorhandenen (geplanten) Produktionskapaitäten eines bestimmten Unternehmens. Wird jett im Rahmen eines Soll-Ist-Vergleichs ein außerplanmäßig hoher Mengenverbrauch identifiiert, so kann dieser als Verschwendung gewertet werden, weil mehr verbraucht worden ist, als technisch wingend notwendig gewesen wäre. Ob es grundsätlich wirtschaftlichere Produktionsverfahren gibt, wird durch diesen Soll-Ist-Vergleich nicht beurteilt. Dau müsste ein unternehmensübergreifender Vergleich der Kostensituationen angestellt werden. Wie bereits erwähnt, ist der Ausgangspunkt ur Berechnung der (gesamten) Plankosten einer Periode die geplante Produktionsmenge. Da die variablen Kosten immer von der Produktionsmenge abhängig sind, werden die Plankosten nur dann mit den Istkosten direkt vergleichbar sein, wenn von exakt der gleichen Produktionsmenge gesprochen wird. Das ist jedoch in der Praxis selten der Fall. Die geplante Menge an herustellenden Produkten wird von der dann später tatsächlich realisierten abweichen. Aus diesem Grund muss für den Soll-Ist-Vergleich eine Anpassung der variablen Plankosten an die Istproduktionsmenge vorgenommen werden (siehe Abb. 2.7). Daraus ergeben sich dann die Sollkosten, die wie die Istkosten von genau der gleichen Produktionsmenge ausgehen. Eine Plankostenrechnung, die wischen fixen und variablen Kosten unterscheidet und deshalb flexibel an eine andere Produktionsmenge angepasst werden kann, wird auch flexible Plankostenrechnung genannt. 9 Im Rahmen der flexiblen Plankostenrechnung wird eine Sollkostenfunktion K S ( x) P als Gesamtkostenfunktion aufgestellt, die wischen fixen K f und variablen K vp ( x) Plankosten unterscheidet (siehe Gl. 2.7). Mit Hilfe dieser Funktion können für verschiedene Produktionsmengen x die Sollkosten K S ermittelt werden. Für die geplante Menge an herustellenden Produkten x P ergeben sich die Plankosten K P (siehe Abb. 2.8). S P P K ( x) = K + K ( x) f v (2.7) 9 Im Gegensat dau wird von einer starren Plankostenrechnung gesprochen, wenn keine Trennung von fixen und variablen Kosten vorgesehen ist. Die Plankosten können dann allerdings nicht auf abweichende Produktionsmengen angepasst werden; ein Soll-Ist-Vergleich bei Produktionsmengenabweichung ist nicht möglich. Die starre Plankostenrechnung eignet sich aus diesem Grund nur unureichend ur Wirtschaftlichkeitsbewertung und wird deshalb hier nicht weiter betrachtet.

2. Kosten und Kostenkategorien 67 Werden in der betreffenden Periode weniger Produkte hergestellt als geplant, sinkt die P I Menge. B. von x auf x, so fallen auch die Plankosten entlang der Sollkostenfunktion auf den Wert von K S. Nach Abrechnung der Periode wird festgestellt, dass tatsächlich Kosten in Höhe von K I (Istkosten) verursacht worden sind. Der Soll-Ist-Vergleich ergibt eine Kostenüberschreitung (positives Voreichen), da die Istkosten war niedriger als die Plankosten sind, aber trotdem höher, als sie geplanterweise sein sollten (siehe Gl. 2.8).Ursachen können sowohl Abweichungen bei den Beschaffungspreisen (Preisabweichung), als auch Abweichungen beim Mengenverbrauch der Ressourcen (Verbrauchsabweichung) sein. 20 I S I P P PrA/VerA [ ] = K ( x) K ( x) = K ( x) K f kv ( x) x S K ( x) (2.8) Die in der Planperiode hergestellten Ereugnisse werden im Rahmen der Produktkalkulation anteilig mit den Plankosten belastet, d. h. die gesamten Plankosten K P werden auf die gesamte (geplante) Produktionsmenge x P verrechnet. Der Anteil der Plankosten, den eine einelne Produkteinheit u tragen hat, kann durch den Quotienten H p p x ausgedrückt werden. Daraus ergibt sich die Funktion der verrechneten Kosten (siehe Gl. 2.9). K verr P K ( x)= x P x (2.9) Die Gesamtkosten werden anteilig ohne Unterscheidung wischen fixen und variablen Bestandteilen verteilt. Es ergibt sich der in Abb. 2.8 dargestellte Verlauf für die verrechneten Kosten. Dies führt dau, dass die während der Periode auf die Produkte weiterverrechneten Kosten praktisch immer geringer sind als die Sollkosten. Diese Differen wird Produktionsmengenabweichung (ProdA) genannt. Wird nichts produiert, werden auch keine Kosten weiterverrechnet und die Produktionsmengenabweichung ist gleich der Höhe der geplanten fixen Kosten. Entspricht die tatsächliche Produktionsmenge der geplanten Produktionsmenge, so sind die Sollkosten auch gleich der verrechneten Kosten (siehe Formeln Gln. 2.0 und 2.). Dieser Sachverhalt lässt sich gut am Abstand der beiden Funktionen in Abb. 2.8 erkennen. P S verr P P K ProdA(x) = K ( x) K ( x) = K f + Kv ( x) x P x P K P P f P = K f + kv x ( x+ k x) P v x S K ( x) P K P f ProdA(x) = K f x P x verr K ( x) (2.0) 20 Ursachen von Verbrauchsabweichungen können beispielsweise außerplanmäßiger Ausschuss oder Verschnitt sowie notwendig gewordene Nach- oder Mehrarbeitsein. Diese Ursachen können als Unwirtschaftlichkeiten in der Produktion interpretiert werden.

68 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Flexible Plankostenrechnung auf Basis der variablen und der fixen Kosten Gesamtkosten (K) K P K I K S verr K PrA/VerA ProdA Sollkostenfunktion: K ( x) = K + K ( x) Geplante variable Kosten: K P v (x) P f P v Funktion der verrechneten Kosten: K S verr K ( x) = x P P x PrA = Preisabweichung P K f Geplante fixe Kosten: P K f VerA = Verbrauchsabweichung ProdA = Produktionsmengenabweichung x I x P Menge (x) Abb. 2.8 Wirtschaftlichkeitskontrolle in der Plankostenrechnung P ProdA = K f, wennx= 0 P ProdA = 0, wenn x = x (2.) Die Produktionsmengenabweichung tritt also nur dann (mit positiven Voreichen) auf, wenn weniger produiert wird als geplant war bw. maximal möglich gewesen wäre I P ( x < x ). Sie ist auf eingeplante, aber nicht genutte Produktionskapaitäten urückuführen. Da die fixen Kosten die Kosten der Produktionsbereitschaft sind, ist die Höhe der Abweichung immer der Anteil der fixen Kosten, der auf nicht benutte Kapaitäten entfällt. Eine positive Produktionsmengenabweichung kann unter Umständen unwirtschaftlich sein, und war dann, wenn die überschüssige Kapaität dauerhaft nicht gebraucht wird. 2 Fragen ur Wiederholung und Vertiefung Frage 2.3: Wie unterscheidet sich das Mengengerüst und das Wertgerüst hinsichtlich des Zeitbeugs im Falle von Ist-, Plan- und Sollkosten? Frage 2.4: Wie werden Plankosten ermittelt? Warum haben Plankosten den Charakter von Vorgabewerten? 2 Überschüssige Produktionskapaitäten können aber auch eine wirtschaftliche Bedeutung haben, und war ur Minimierung des Risikos von Produktionsausfällen. Die nicht benutten Kapaitäten werden absichtlich und dauerhaft vorgehalten, um sie im Fall einer Störung ur Verfügung u haben.

2. Kosten und Kostenkategorien 69 Tab. 2.3 Aussagen ur Ist- und Plankostenrechnung Aussage () Mit der Istkostenrechnung kann keine Vorkalkulation erstellt werden (2) Die Plankostenrechnung an sich eignet sich gut ur Wirtschaftlichkeitskontrolle (3) Sollkosten sind die auf die Istproduktionsmenge umgerechneten Plankosten (4) Plankosten basieren auf geplanten Verbrauchsmengen und tatsächlichen Beschaffungspreisen für die eingesetten Ressourcen (5) Die Differen wischen Sollkosten und Istkosten wird Produktionsmengenabweichung genannt (6) Die Differen wischen Sollkosten und verrechneten Kosten wird Produktionsmengenabweichung genannt (7) Wenn nichts produiert wird, ist auch die Produktionsmengenabweichung null Richtig/Falsch Begründung Frage 2.5: Durch was unterscheidet sich eine Vorkalkulation von einer Nachkalkulation? Wofür können sie eineln, aber auch in Kombination eingesett werden? Frage 2.6: Was ist eine Sollkostenfunktion und aus welchen Elementen sett sie sich usammen? Wofür kann diese Funktion eingesett werden? Frage 2.7: Was ist eine Funktion der verrechneten Kosten? Wie wird sie aufgestellt? Wofür kann diese Funktion eingesett werden? Frage 2.8: Wie kann die Differen aus Sollkosten und verrechneten Kosten interpretiert werden? Wie verhält sich die Differen in Abhängigkeit ur Produktionsmenge? Zeichnen Sie die Abhängigkeit skienhaft in ein Koordinatensystem. Frage 2.9: Wie kann die Differen aus Sollkosten und Istkosten interpretiert werden? Geben Sie praktische Beispiele an, die Ursache für eine solche Differen sein können. Frage 2.20: Warum ist eine aufschlussreiche Wirtschaftlichkeitsanalyse nur in Kombination der flexiblen Plankostenrechnung mit der Istkostenrechnung möglich? Übungsaufgaben Aufgabe 2.5: Aussagen ur Ist- und Plankostenrechnung Welche der folgenden Aussagen aus Tab. 2.3 sind richtig? Begründen Sie jeweils, warum die Aussage richtig oder warum sie falsch ist. Aufgabe 2.6: Flexible Plankostenrechnung Ein Unternehmen plant von einer Produktart 600 Stück im Quartal herustellen. Hierfür werden die Kosten der Produktionsbereitschaft (auf Basis der vorhandenen Maschinen) mit 6.000 veranschlagt. Die von der Produktionsmenge abhängigen Kosten werden mit insgesamt 27.000 geplant. Es wird ein proportionaler Kostenverlauf unterstellt.

70 2 Kalkulation der Produktkosten für eine kostenorientierte Am Ende des betreffenden Quartals wurde festgestellt, dass nur 400 Stück hergestellt worden sind. Hierfür sind insgesamt Kosten in Höhe von 25.000 entstanden.. Geben Sie die Sollkostenfunktion und die Funktion der verrechneten Kosten an. Zeichnen Sie beide Funktionen skienhaft in ein Koordinatensystem ein. 2. Was können Sie ur Wirtschaftlichkeit der Produktion sagen? Analysieren Sie hieru die Abweichungen. 2..4 Kosten in Abhängigkeit der Zurechenbarkeit (Einel-/ Gemein-Kosten) 2..4. Einführung Die gesamten Kosten, die in einem Unternehmen verursacht werden, können nach der Zurechenbarkeit u den hergestellten Produkten gegliedert werden. Es gibt um einen Kostenarten, bei denen der ugrundeliegende Ressourcenverbrauch direkt und eindeutig einer einelnen Produkteinheit ugeordnet werden kann. Diese Kostenarten werden als direkte Kosten oder Einelkosten beeichnet. Hingegen werden die Kostenarten, die nur einer Gruppe von Produkten oder allen hergestellten Produkten gemeinsam ugeordnet werden können, indirekte Kosten oder Gemeinkosten genannt. 22 Einelkosten sind beispielsweise Materialkosten, und war immer dann, wenn das Material Bestandteil des Produktes wird. Es kann sich aber auch um Akkordlöhne handeln, wenn eine definierte Arbeitsdauer pro Produkteinheit notwendig ist. In all diesen Fällen der direkten und eindeutigen Zuordenbarkeit des Ressourcenverbrauchs u einelnen Produkteinheiten ist das Verursachungsprinip in seiner kausalen Interpretation leicht einhaltbar, da es eine klare Ursache-Wirkungs-Beiehung wischen der Menge der Ressourcen und der Anahl der damit hergestellten Produkte gibt. Gemeinkosten werden genauso wie die Einelkosten durch die Herstellung der Produkte verursacht. Allerdings lassen sie sich nicht eindeutig auf eine einelne Produkteinheit beiehen. Die ugrundeliegenden Ressourcen werden gemeinsam für mehrere Produkte verbraucht. Beispielsweise kann es sich bei der Beheiung der Fertigungshalle um eine Gemeinkostenart handeln, weil die Heienergie für sämtliche in der Halle hergestellten Produkteverbrauchtwird. Das können Produkte gleicher Art, unterschiedliche Produktarten oder auch alle Produkte des Unternehmens sein. Entsprechend muss für Gemeinkosten immer angegeben werden, von welchen Produkten sie solidarisch verursacht werden. Es stellt sich die Frage, welche Beiehungen es wischen den Einel- und den Gemeinkosten auf der einen Seite und den variablen und den fixen Kosten auf der anderen Seite gibt. Grundsätlich gilt, dass sich die Gesamtkosten ( K) eines Unternehmens jeweils aus der Summe des Begriffspaares usammenseten, also der Einel- ( EK) und der Gemeinkosten ( Geko) sowie der variablen ( K v ) und der fixen Kosten ( ) (siehe Gl. 2.2). Es K f 22 Zur Unterscheidung dieser Kostenkategorien siehe. B. Haberstock 2008, S. 57 f.; VDI-Richtlinie 2234, S. 0 oder Friedl et al. 200, S. 46 ff.

2. Kosten und Kostenkategorien 7 Gesamtkosten (differeniert nach Zurechenbarkeit u den Produkten) Einelkosten sind immer variable Kosten Einelkosten Variable Kosten Gemeinkosten = fixe oder variable Kosten Variable Kosten = Einel-oder Gemeinkosten Gemeinkosten Fixe Kosten Fixe Kosten sind immer Gemeinkosten Gesamtkosten (differeniert nach Abhängigkeit von der Produktionsmenge) Abb. 2.9 Beiehungen wischen Einel- und Gemeinkosten sowie wischen fixen und variablen Kosten. (Einel- und Gemeinkosten sowie wischen fixen ) handelt sich hierbei um wei alternative Gliederungsmöglichkeiten für die Gesamtkosten, die sich allerdings überschneiden können. K = K + K = EK + Geko v f (2.2) Einelkosten können einer einelnen Produkteinheit ugerechnet werden und sind deshalb immer auch variable Kosten (siehe Abb. 2.9). Wird eine Einheit usätlich produiert, so werden beispielweise auch usätliches Fertigungsmaterial und usätliche Akkordarbeitseit verehrt, was wangsläufig u einer Erhöhung der Kosten führt. Ebenso eindeutig verhält es sich auch bei den fixen Kosten, denn sie sind immer Gemeinkosten. Durch die Produktion einer usätlichen Einheit verändern sie sich nicht in ihrer Höhe, was bedeutet, dass sie auch nicht einer einelnen Produkteinheit urechenbar sein können. Die Kosten der Produktionsbereitschaft (fixe Kosten) entstehen für alle Produkte solidarisch, für die die Produktionskapaität eingerichtet worden ist. Weniger eindeutig wird es bei der Betrachtung der Gemeinkosten und der variablen Kosten. Gemeinkosten können nämlich sowohl fix als auch variabel sein. Sie sind fix, wenn es sich um die Produktionsbereitschaft handelt und sie sind variabel, wenn sie bei der Fertigung gemeinsam durch mehrere Produkte verursacht werden. Ein Beispiel für variable Gemeinkosten ist der Energieverbrauch der Maschinen und Anlagen während der Produktion. Demufolge können variable Kosten sowohl Einelkosten als auch Gemeinkosten sein. Einelkosten sind immer variable Kosten und per Definition immer direkt auf eine Produkteinheit urechenbar. Dies bedeutet auch, dass für Einelkosten die kausale Inter-