Prüfungskommission für Wirtschaftsprüfer



Ähnliche Dokumente
Prüfungskommission. für Wirtschaftsprüfer. Wirtschaftsprüfungsexamen gemäß 5-14 a WPO. Aufsichtsarbeit aus dem Gebiet Wirtschaftsrecht

Prüfungskommission. für Wirtschaftsprüfer. Wirtschaftsprüfungsexamen gemäß 5-14 a WPO. Aufsichtsarbeit aus dem Gebiet Wirtschaftsrecht

Änderung des IFRS 2 Anteilsbasierte Vergütung

Teilgebiet: Bilanzpolitik. a) Welche grundsätzlichen Ziele können mit Bilanzpolitik verfolgt werden?

IWW Studienprogramm. Aufbaustudium. Modul XIII: Internationale Rechnungslegung. Lösungshinweise zur 3. Musterklausur

Copyright 1997 Kammer der Wirtschaftstreuhänder All rights reserved

IVU Traffic Technologies AG

DNotI. Fax - Abfrage. GrEStG 1 Abs. 3 Anteilsvereinigung bei Treuhandverhältnissen. I. Sachverhalt:

Entsprechenserklärung der EUROKAI GmbH & Co. KGaA gemäß dem Deutschen Corporate Governance Kodex

VfW-Sachverständigenordnung

Vorname: Bitte prüfen Sie die Klausur auf Vollständigkeit und benutzen Sie für die Beantwortung der Fragen auch die Rückseiten der Klausur!

126 AktG (Anträge von Aktionären)

Jahresabschluss für das Geschäftsjahr Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers. Tom Tailor GmbH. Hamburg

Testatsexemplar. Bertrandt Ingenieurbüro GmbH Hamburg. Jahresabschluss zum 30. September Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

Wesen der Liquidation

Hauptversammlung der thyssenkrupp AG am 29. Januar 2016 Seite 1/5

Transaktionsempfehlungen im ebase Online nutzen

Entsprechenserklärung der EUROKAI GmbH & Co. KGaA gemäß dem Deutschen Corporate Governance Kodex

Rechte der Aktionäre

ENTWURF. Neue Fassung des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages

EÜR contra Bilanzierung

Finanzierung: Übungsserie III Innenfinanzierung

schnell und portofrei erhältlich bei

Kyros A AG München. Jahresabschluss 30. September 2012

Elternzeit Was ist das?

Jahresrechnung zum 31. Dezember 2014

Richtlinien zur Durchführung der Aufgaben der Stiftung "Resozialisierungsfonds Dr. Traugott Bender"

15 Social-Media-Richtlinien für Unternehmen!

Abschlußklausur am 21. Mai 2003

Außerordentliche Hauptversammlung der Analytik Jena AG, Jena, am 23. Februar 2016

Telefónica Deutschland Holding AG Ordentliche Hauptversammlung am 12. Mai Erläuterungen zu den Rechten der Aktionäre gemäß 121 Abs. 3 Nr.

Informationen für Enteignungsbetroffene

Bayerisches Landesamt für Steuern 17 ESt-Kartei Datum: Karte 2.1 S /3 St32

Widerrufrecht bei außerhalb von Geschäftsräumen geschlossenen Verträgen

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Bundesversicherungsamt

Bachelorprüfung/Diplomvorprüfung Einführung in die Unternehmensführung (BWL 1)

Testatsexemplar. Bertrandt Ehningen GmbH (vormals: Bertrandt Fahrerprobung Nord, Hamburg) Ehningen

Geschäfts- und Firmenwert G 20. Entgeltlich erworbener Geschäfts- und Firmenwert

Stellungnahme der Bundesärztekammer

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Muster AG. Jahresabschluss zum 31. Dezember 2006

KWG Kommunale Wohnen AG, Berlin

Einführung in die Energie- und Umweltökonomik

ABCD. Bestätigungsvermerk. Jahresabschluss zum 31. Dezember Isabell Finance Vermögensverwaltungs GmbH & Co. KG Berlin

Hochschule Karlsruhe Klausur EAI Prof. Dr. Christian Pape. Klausur EAI WS 05/06. Note: Bearbeitungszeit 90 Minuten Keine Hilfsmittel

8. Berechnung der kalkulatorischen Zinsen

Fachanwältin für Familienrecht. Mietverhältnis

Erläuternder Bericht des Vorstands der GK Software AG zu den Angaben nach 289 Abs. 4 und 5, 315 Abs. 4 Handelsgesetzbuch (HGB)

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

IFRS-FA öffentliche SITZUNGSUNTERLAGE

Bitte beantworten Sie die nachfolgenden Verständnisfragen. Was bedeutet Mediation für Sie?

Rechte der Aktionäre (nach 122 Absatz 2, 126 Absatz 1, 127, 131 Absatz 1 AktG)

Verjährungsfalle Gewährleistungsbürgschaft. -Unterschiedliche Verjährungsfristen für Mängelansprüche und Ansprüche aus der Gewährleistungsbürgschaft

Nachhaltigkeits- Check von Geldanlagen

Vorlesung Buchführung / Bilanzierung

Behörde für Bildung und Sport Abitur 2008 Lehrermaterialien zum Leistungskurs Mathematik

Inhalt. IAS 32 Finanzinstrumente: Darstellung

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Die Gesellschaftsformen

Rechnungslegung & Publizität


Gewinnvergleichsrechnung

Hilfedatei der Oden$-Börse Stand Juni 2014

SQ IT-Services GmbH, Schöneck. Jahresabschluss für das Geschäftsjahr vom 01. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2012

Bericht. über die Prüfung

Arbeitspapieren des Abschlussprüfers

Die rechtsformunabhängige Revisionspflicht

Der Wunschkunden- Test

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

Bürokaufmann/Bürokauffrau

INFORMATIONSPFLICHTEN NACH DEM MEDIENGESETZ FÜR -NEWSLETTER

Weitergehende Erläuterungen zu den Rechten der Aktionäre nach 121 Abs. 3 Nr. 3 Aktiengesetz

2.1.1 Wer ist zur Bilanzierung verpflichtet?

Erläuterungen zu den Rechten der Aktionäre gemäß 121 Abs. 3 Nr. 3 AktG. zur Hauptversammlung der. vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG. 5.

Information zum Prüfungswesen Geprüfte(r) Logistikmeister(in) Handlungsspezifische Qualifikationen

3.13. Landessynode (ordentliche) Tagung der 15. Westfälischen Landessynode vom 14. bis 17. November Pfarrdienstrecht

Executive Summary das Startelement des Businessplanes

Die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) TRBS 1111 TRBS 2121 TRBS 1203

IWW Studienprogramm. Aufbaustudium. Modul XIII: Internationale Rechnungslegung. Lösungshinweise zur Musterklausur

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Übungsaufgaben Tilgungsrechnung

Rüdiger Bönig. »Fehler vermeiden beim Vererben Fälle aus dem Leben« Rechtsanwalt und Notar a.d. Dortmunder Volksbank

IWW Studienprogramm. Modul XXVI (R2): Unternehmensrecht. Lösungshinweise zur 1. Musterklausur

An die Gläubiger der ALPHA Events UG

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

Matrikelnummer. Name: Vorname: Modulklausur: Einführung in die Wirtschaftswissenschaft (31001)

ADM Hamburg Aktiengesellschaft Hamburg. Wertpapier-Kenn-Nr ISIN: DE Einladung zur ordentlichen Hauptversammlung

Nicht kopieren. Der neue Report von: Stefan Ploberger. 1. Ausgabe 2003

BUCHUNGSASSISTENT. Zahlungen verwalten. Leitfaden Buchungsassistent. Zahlungen verwalten. Inhalt:...

Inhalt Vorwort Wofür Buchführung? Wie Sie von der Inventur über die Bilanz zum Konto kommen Wie Sie richtig buchen

Überblick Jahresabschluss

Fachprüfung aus RECHNUNGSLEGUNG Musterbeispiele TEIL I. Vertiefung UGB & IFRS

Workflows verwalten. Tipps & Tricks

2. Psychologische Fragen. Nicht genannt.

HOTEL BÄREN. Familie Sauter Beobachtungen & Problembereiche. Interview mit Stefan Sauter (Miteigentümer)

Bestandskauf und Datenschutz?

Prüfungsbericht über die Prüfung des Jahresabschlusses 2013

Hinweise für die Tätigkeit des Steuerberaters als Sachwalter

Transkript:

Prüfungskommission für Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfungsexamen gemäß 5-14 a WPO 2. Aufsichtsarbeit aus dem Gebiet Wirtschaftliches Prüfungswesen, Unternehmensbewertung und Berufsrecht 1. Halbjahr 2016 Termin: 3. Februar 2016 Bearbeitungszeit: 6 Stunden Hilfsmittel: 1. Schönfelder, Deutsche Gesetze - Textsammlung und Ergänzungsband - 2.a) International Financial Reporting Standards IFRS einschließlich International Accounting Standards (IAS) und Interpretationen, Die amtlichen EU-Texte Englisch- Deutsch, 8., aktualisierte Auflage, 2014, IDW Verlag GmbH 2.b) International Financial Reporting Standards (IFRS) 2015, Deutsch-Englische Textausgabe der von der EU gebilligten Standards und Interpretationen, WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA Zugelassen ist die Benutzung nur einer dieser Textausgaben! 3. Wirtschaftsgesetze, 31., aktualisierte Auflage, 2015, IDW Verlag GmbH 4. Nicht programmierbarer Taschenrechner Die Aufgabenstellung umfasst einschließlich dieses Vorblattes 8 Seiten. Bitte geben Sie nach Ende der Bearbeitungszeit auch die Aufgabenstellung ab!

Bearbeitungshinweise: Die Klausur besteht aus sieben unabhängigen Teilaufgaben aus den Bereichen 1. Jahresabschluss und Lagebericht/Abschlussprüfung/ drohende Insolvenzeröffnung 75 Punkte 2. Abschlussprüfung, Risikoidentifikation und Risikobeurteilung 60 Punkte 3. Abschlussprüfung/Bestätigungsvermerk 35 Punkte 4. Abschlussprüfung/Bestätigungen Dritter 35 Punkte 5. Abschlussprüfung/Berufsrecht 35 Punkte 6. Assoziiertes Unternehmen 30 Punkte 7. Konzernabschluss 90 Punkte 360 Punkte Es sind alle Aufgaben zu bearbeiten. Bei jeder Aufgabe sind die maximal erreichbaren Punkte angegeben; diese Punkte sollen zugleich einen Anhaltspunkt für die jeweils erforderliche Bearbeitungszeit darstellen. Es sind maximal 360 Punkte (360 Punkte = 360 Minuten Bearbeitungszeit) zu erreichen. Gehen Sie nur auf die konkreten Fragestellungen ein und verzichten Sie auf allgemeine Darlegungen ohne Bezug zur jeweiligen Fragestellung! Begründen Sie Ihre Ausführungen hinreichend. Legen Sie nicht nur das Ergebnis, sondern stets auch den Weg der Problemlösung bzw. notwendige Berechnungen nachvollziehbar dar.

2 Aufgabe 1 Jahresabschluss und Lagebericht/Abschlussprüfung/drohende Insolvenzeröffnung (75 Punkte) Die X-GmbH (große Kapitalgesellschaft) befindet sich aufgrund von rückläufigen Umsatzerlösen, mehreren Geschäftsjahren mit Jahresfehlbeträgen und den daraus inzwischen resultierenden Liquiditätsproblemen mit seit Beginn des Jahres 2015 eingetretenen Zahlungsaufstockungen in einer wirtschaftlichen Krise. Nunmehr ist die Aufstellung des Jahresabschlusses und Lageberichts für das Geschäftsjahr 2014 zum 31.12.1014 vorzunehmen; Jahresabschluss und Lagebericht sind durch den bestellten Abschlussprüfer W zu prüfen. Aufstellung und Abschlussprüfung finden im ersten Quartal 2015 statt. Die Geschäftsführung hat außerdem als betriebswirtschaftlichen Berater den B (Wirtschaftsprüfer) beauftragt, sie bezüglich der kritischen Beurteilung des Vorliegens von Insolvenzgründen zu unterstützen und dazu eine fachliche Meinung abzugeben. Aufgaben: a) Nennen Sie zunächst die insolvenzrechtlichen Grundlagen (mittels Nennung möglicher Eröffnungsgründe, Kurzdarstellung ohne Vertiefung der konkreten Beurteilungsgrundlagen) in Bezug auf die im Sachverhalt gegebene Insolvenzgefahr und stellen Sie dann kurz den Zusammenhang bzw. Unterschied zum handelsrechtlichen Jahresabschluss dar. Gehen Sie hierbei auch auf die Pflichten bzw. Verantwortlichkeiten der Geschäftsführung ein, auf zu beachtende Fristen sowie auf die grundsätzliche Vorgehensweise in der Prüfung der möglichen Insolvenzgründe. Beschreiben Sie außerdem in diesem Zusammenhang die Verantwortlichkeit bzw. die Pflichten des Abschlussprüfers bei der Abschlussprüfung des Jahresabschlusses und Lageberichts. (35 Punkte) b) Der Berater B wurde von der Geschäftsführung herangezogen, um sich gutachterlich und zur fachlichen Unterstützung der Geschäftsführung zu der Frage zu äußern, ob hier Insolvenzreife vorliegt. Diskutieren Sie die einzelnen Insolvenzeröffnungsgründe. Stellen Sie für die Geschäftsführung die möglichen Insolvenzeröffnungsgründe nach InsO hinsichtlich (1) den allgemeinen Informationsanforderungen an die Beurteilung der Insolvenzeröffnungsgründe und sodann

3 (2) die konkreten jeweiligen Beurteilungsgrundlagen hinsichtlich der einzelnen Insolvenzeröffnungsgründe dar. (40 Punkte) Aufgabe 2 Abschlussprüfung, Risikoidentifikation und Risikobeurteilung (60 Punkte) a) Erläutern Sie grundsätzlich, warum Risikobeurteilung im Rahmen der Abschlussprüfung bedeutend bzw. relevant ist, und geben Sie drei kurze Beispiele für Prüfungshandlungen. (19 Punkte) b) Welche Informationen über das Unternehmen und sein Umfeld benötigt der Abschlussprüfer für die Risikobeurteilung? (10 Punkte) c) Grenzen Sie Geschäftsrisiko und Fehlerrisiko der Abschlussprüfung voneinander ab und geben Sie Beispiele zu Geschäftsrisiken aus den vier Bereichen Gesamtwirtschaft, Branche, interne und externe Einflussfaktoren des Unternehmens. (13 Punkte) d) Geben Sie Beispiele für Kontrollaktivitäten in IT-Systemen und beschreiben Sie einen möglichen Ansatz für eine Aufbauprüfung des IT-Systems. (18 Punkte) Aufgabe 3 Abschlussprüfung/Bestätigungsvermerk (35 Punkte) Geschäftsfeld der A-AG (große Kapitalgesellschaft) ist die Beratungstätigkeit für Kapitalanlagen. Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr, Beteiligungen werden durch die A-AG nicht gehalten. Am 15.05.2014 scheiden die acht bisherigen (Alt-)Aktionäre (natürliche Personen) der A- AG jeweils durch Verkauf ihrer Aktien an die B-GmbH aus. Die A-AG steht damit nunmehr in einem Abhängigkeitsverhältnis zur B-GmbH. Die B-GmbH betreibt Vermögensverwaltung für Privatanleger und will sich durch die Anteilsübernahme im Beratungsmarkt für Kapitalanlagen verstärken.

4 Nach dem Anteilswechsel ergeben sich keine weiteren gesellschaftsrechtlichen Veränderungen bei der A-AG, insbesondere Unternehmensverträge werden nicht abgeschlossen. Allerdings ergeben sich noch im Verlauf des Geschäftsjahres möglicherweise auch nachteilige Geschäftsbeziehungen mit der B-GmbH, da Personal übernommen wird, Dienstleistungen der A-AG für die B-GmbH erbracht werden und die B-GmbH zum weiteren Ausbau des Vertriebs der A-AG ein Darlehen gewährt. Aus dem Anteilswechsel zieht die A-AG keinerlei Konsequenzen in ihrer Rechnungslegung. Ihr Vorstand stellt im Februar 2015 den Jahresabschluss zum 31.12.2014 und den Lagebericht 2014 auf mit den entsprechend fortgeschriebenen Geschäftszahlen, aber nach Inhalt und Struktur ansonsten vergleichbar zum Geschäftsjahr 2013. Im März 2015 werden der Jahresabschluss und der Lagebericht zum 31.12.2014 durch den Abschlussprüfer X geprüft. Er erstellt seinen Prüfungsbericht, worin weder auf den Anteilswechsel noch sich daraus ergebende Konsequenzen eingegangen wird, und erteilt den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Den vom Vorstand der A-AG aufgestellten Jahresabschluss und Lagebericht billigt der Aufsichtsrat und stellt den Jahresabschluss damit fest. Aufgabe: Der Sachverhalt wird Ihnen zur Beurteilung vorgelegt. Nehmen Sie die Beurteilung aus Sicht der Organe der A-AG und aus Sicht des Abschlussprüfers der A-AG vor. Geben Sie Empfehlungen, was weiter in Bezug auf die Rechnungslegung für das Geschäftsjahr 2014 und aus Sicht des Abschlussprüfers zu veranlassen ist. Aufgabe 4 Abschlussprüfung/Bestätigungen Dritter (35 Punkte) a) Der Jahresabschluss und Lagebericht der A-AG (große Kapitalgesellschaft) wird durch den Abschlussprüfer X geprüft. X erwägt, insbesondere wegen der von Dritten verwahrten Vorräte und den Bankbeziehungen der A-AG sowie für die Prüfung der Bilanzierung von Rechtsstreitigkeiten Bestätigungen Dritter einzuholen. Stellen Sie die Grundsätze zur Planung und Durchführung von Verfahren zur Einholung von Bestätigungen Dritter dar. Unter welchen Voraussetzungen können negative Bestätigungsanfragen eingeholt werden? (13 Punkte)

5 b) Bezüglich der geplanten Anfrage von Bestätigungen für Forderungssalden wendet der Vorstand ein, bei einigen Kunden wegen der Kundenbeziehungen auf Anfragen zu verzichten. Welche Folgen ergeben sich für den Abschlussprüfer, wenn sich die gesetzlichen Vertreter weigern, die Versendung einer Bestätigungsanfrage zu gestatten? (13 Punkte) c) Welche Informationen sollten in der Bestätigungsanfrage bei den Banken mit Geschäftsbeziehungen zur A-AG abgefragt werden und in welchen Fällen kann darauf verzichtet werden? (9 Punkte) Aufgabe 5 Abschlussprüfung/Berufsrecht (35 Punkte) Die X-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wurde seit mehreren Jahren zum Abschlussprüfer der A-GmbH, ein Unternehmen der Fensterproduktion (große Kapitalgesellschaft), bestellt. Auch für das Geschäftsjahr 2015 erfolgte im September 2014 die ordnungsgemäße Bestellung zum Abschlussprüfer für den Jahres- und den Konzernabschluss der A-GmbH. Einer der Gesellschafter der A-GmbH, die natürliche Person B, verstarb im Oktober 2014. Testamentarisch wurde die X-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Treuhänder der Beteiligung des B an der A-GmbH (Eigentümerin der Anteile ist nunmehr die Erbengemeinschaft des B) im Umfang von 25 % bestellt. Der Wirtschaftsprüfer WP, Gesellschafter- Geschäftsführer der X-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, nahm als Geschäftsführer die testamentarisch bestellte Treuhandschaft an. Die Ehefrau des WP wurde außerdem im Dezember 2014 Geschäftsführerin der C-GmbH, an der die A-GmbH eine Beteiligung von 51 % hielt. In den Konzernabschluss der A-GmbH wird die C-GmbH durch Vollkonsolidierung einbezogen. Für die C-GmbH erstellt die X-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft den Jahresabschluss mit Plausibilitätsbeurteilung. Im Februar 2015 wurde von der X-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Abschlussprüfung bei der A-GmbH durchgeführt. Die uneingeschränkten Bestätigungsvermerke für den Konzernabschluss und für den Jahresabschluss zum 31.12.2014 der A-GmbH wurden erteilt. Die Teilnahmebescheinigung der X-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am Qualitätskontrollverfahren war am 20.12.2014 ausgelaufen und wurde erst im Mai 2015 erneut erteilt. Beurteilen Sie den Sachverhalt!

6 Aufgabe 6 Assoziiertes Unternehmen (30 Punkte) Unter welchen Voraussetzungen wird ein Unternehmen als assoziiertes Unternehmen in den handelsrechtlichen Konzernabschluss einbezogen? Erläutern Sie grundlegend die einzelnen Voraussetzungen für die Einbeziehung als assoziiertes Unternehmen und stellen Sie die wesentlichen Problembereiche dar. Gehen Sie dabei insbesondere auf die Kriterien für maßgeblichen Einfluss ein. Gehen Sie auch auf Fälle ein, bei denen keine Einbeziehung erfolgt. Aufgabe 7 Konzernabschluss (90 Punkte) Das Mutterunternehmen A erwirbt am 1.1.t2 25 % an dem Unternehmen E. Ein maßgeblicher Einfluss besteht ab diesem Zeitpunkt. Die Anschaffungskosten betragen 300.000. Das Wirtschaftsjahr entspricht dem Kalenderjahr. Bilanz des Unternehmens E 31.12.t1 Immaterielle Vermögensgegenstände 50.000 Gezeichnetes Kapital 400.000 Grundstücke 400.000 Gewinnrücklagen 400.000 Technische Anlagen 400.000 Ausstehende Einlagen -200.000 Betriebsausstattung 100.000 Schulden 500.000 Umlaufvermögen 350.000 Rückstellungen 200.000 1.300.000 1.300.000

7 Die ausstehenden Einlagen sind nicht eingefordert. Die Zeitwerte betragen bei den Grundstücken 600.000 und bei den Technischen Anlagen 500.000. Beim Umlaufvermögen und den Schulden entspricht der Buchwert dem Zeitwert. Nutzungsdauern: Jahre Immaterielle Vermögensgegenstände 3 Firmenwerte 4 Technische Anlagen 10 Betriebs- und Geschäftsausstattung 5 Im Jahr t2 entsteht beim Unternehmen E ein Jahresüberschuss von 20.000. Zum Ende des Jahres t2 wird eine Gesamtausschüttung aus den Rücklagen an die Anteilseigner in Höhe von 200.000 vorgenommen. Im Jahr t3 entsteht ein Jahresfehlbetrag von 40.000. Der Ertragsteuersatz von Unternehmen E beträgt 30 %. Im Rahmen der Aufstellungsarbeiten für den Konzernabschluss t3 liegen in t4 aktualisierte Planungsrechnungen für das Unternehmen E vor, wonach der dem Unternehmen E zum 31.12.t3 beizulegende Zeitwert nur noch 600.000 beträgt. Aufgrund des Markteintritts von zwei neuen Wettbewerbern mit marktfähigeren Produkten ist von einer dauernden Beeinträchtigung der Umsatz- und Ergebnisentwicklung beim Unternehmen E auszugehen. Aufgabe: Ermitteln Sie den Wertansatz des Unternehmens E in der handelsrechtlichen Konzernbilanz zum 1.1.t2. Nehmen Sie die Wertfortschreibung zum 31.12.t2 und zum 31.12.t3 vor. Stellen Sie alle notwendigen Konzernbuchungen (incl. notwendiger Vortragsbuchungen) in t2 und t3 dar. Erläutern Sie stichwortartig deren Herleitung und nennen Sie die zugehörigen gesetzlichen Grundlagen. Erläutern Sie den Ausweis in Bilanz und GuV. Stellen Sie kurz eventuell notwendige Anhangangaben dar.