Antworten zum Thema Körpersprache



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Transkript:

SUPERVISION, COACHING UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG Antworten zum Thema Körpersprache Fragen zusammengestellt von: Caroline Janda Sereina Mangold Cendrine Vögtli SUCO CONSULT Fabrizio Perini, dipl. Supervisor BSO Geschäftsführer und Spezialist für Kommunikation und Körpersprache Nelkenweg 6 CH-3097 Liebefeld/BE Tel. +41 31 972 10 76 Mobile +41 79 257 90 06 Mail: Internet: info@suco-consult.ch www.suco-consult.ch

2 Frage 1: Was hat sie dazu bewegt, sich intensiv mit dem Thema Körpersprache zu beschäftigen? Das Achten auf die Körpersprache und das Weiterentwickeln meiner Präsenz sind inzwischen ein Teil meines Lebens geworden. In der Begegnung und Zusammenarbeit mit anderen Menschen habe ich wiederholt festgestellt, dass die Körpersprache ein zentraler Faktor ist, damit sich Menschen verstehen, oder eben auch nicht verstehen. In einem Gespräch benutzen wir nicht nur Worte, sondern setzen auch den Körper ein mit seinen Gesten und Bewegungen, also die Körpersprache. Diese wird von unserem Gegenüber interpretiert. Aus dem Wissen und dem Bewusstsein des eigenen Körpers resultiert eine Verbesserung der eigenen Körperpräsenz und somit eine bewusstere Körpersprache. Frage 2: Haben Sie sich vor Ihrer Ausbildung bereits mit dem Thema befasst? Ja! Der Weg zum Coach, Supervisor und Teamentwickler mit Schwerpunkt Kommunikation und Körpersprache war lang, aber sehr interessant. Verschiedene Faktoren haben mich dahin geführt. Ich habe mich im Laufe meiner beruflichen Tätigkeit immer mehr spezifiziert. Der Aspekt Bewegung war in meinem Leben immer ein wichtiger Teil, dem ich mich immer intensiver gewidmet habe. Früher spielte ich Eishockey. Durch die gebeugte Körperhaltung bekam ich irgendwann Rückenschmerzen, die mich zwangen, diesen Sport aufzugeben. Das war der erste, für mich wahrnehmbare Impuls meines Körpers, der mir sagte: «So geht es nicht weiter». Ich begegnete dann anderen Bewegungsformen wie zum Beispiel dem Tai Chi (asiatische Bewegungs- Kunst) und somit auch dem asiatischen Denken, das mich faszinierte und interessierte. Weiter pflegte ich eine körperzentrierte Meditation (Mantak Chia, Thailand), die mein Bewusstsein über meinen Körper noch mehr vertiefte. So fügte sich das Eine an das Andere im Bereich der Körperarbeit. Ich merkte, dass mir mein Körper sehr wichtig ist. Dieses Bewusstsein war der Ursprung für meine Aus- und Weiterbildungen, die ich in diesem Bereich verfolgt und absolviert habe. Frage 3: Was sind die Hauptgründe, warum Menschen zu Ihnen kommen? Im Coaching begleite ich Führungspersonen, die sich entweder weiter entwickeln wollen, oder die eine Führungsrolle neu übernommen haben und einen eigenen Führungsstil erarbeiten wollen. Themen, die in der Teamentwicklung behandelt werden, sind z.b. Konfliktlösungsansätze, Optimierungen der Zusammenarbeit oder Vertiefung der Kommunikationsfähigkeiten. In der Kommunikation spielt insbesondere die Körpersprache eine wichtige Rolle. Im Coaching sind es Personen, die sich eine Verbesserung in ihrem Arbeitsfeld erhoffen. Sie wollen ihre Rolle als Führungsperson klären und ihre Persönlichkeit weiter entwickeln. Ich benutze bewusst den Begriff «erhoffen», denn eine Verbesserung kann nur die Person selbst erarbeiten und erreichen. Ich begleite, zeige neue Perspektiven auf, strukturiere und ordne Situationen, gebe Hinweise und Anstösse, usw., die der Kunde selbständig weiter entwickeln muss oder kann.

3 Frage 4: Wie würden Sie selbst Körpersprache definieren? Wenn man bei Wikipedia nach dem Begriff «Körpersprache» sucht, wird man weitergeleitet zur «Nonverbalen Kommunikation». Aus meiner Sicht ist dies nur ein Teil der Definition. Aus meiner Erfahrung gibt es die gelernte und die «Authentische Körpersprache» (Spies Stefan, 2004 Hamburg). Die erstgenannte ist diejenige, die man an einem Seminar lernt und übt. Damit erhofft man sich mehr Sicherheit zu erwerben und etwas Bestimmtes zu bewirken oder erzielen zu können. Leider kann ein geübter Beobachter genau wahrnehmen, wann das Gesprochene mit der Körpersprache nicht übereinstimmt. Die kommunizierende Person verliert damit ihre gewünschte Wirkung, was leider sehr häufig der Fall ist. Des Weiteren ist mit dem Einsatz von bestimmten Regeln Vorsicht geboten. Eine Interpretation durch den Beobachter kann sehr schnell zu falschen Schlussfolgerungen führen, die zudem die sprechende Person diskriminiert oder in ein bestimmtes Schema einteilt. Die «Authentische Körpersprache» befasst sich mit der Übereinstimmung zwischen Gesten oder Bewegungen und den Einstellungen und Emotionen. Wenn die Einstellung und die Emotion mit der Tätigkeit und mit dem Verhalten übereinstimmen, folgt der Körper mit seinen Bewegungen und Gesten automatisch. Dies bewirkt eine starke Präsenz und somit ein starkes Auftreten. «Der von aussen manipulierte Körper folgt der Idee, so oder anders wirken zu wollen. Der authentische Körper folgt der inneren Haltung in Form von Gedanken und Gefühlen.» Stefan Spiess Demzufolge lautet meine Definition: «Körpersprache ist die Übereinstimmung der persönlichen Einstellung und den Emotionen mit dem daraus resultierenden Ausdruck des Körpers.» Frage 5: Wie hat sich die Körpersprache im Laufe der Zeit verändert / entwickelt? Die Körpersprache hat sich verändert und ebenso entwickelt, wie die gesprochene Sprache. Als der Mensch die gesprochene Sprache noch nicht kannte oder nicht beherrschte, benutzte er vorwiegend seinen Körper und seine Gesten zum Kommunizieren. Ich vermute, dass die Kommunikation vor Jahrtausenden sehr rudimentär war, weil u.a. noch nicht so viele Menschen auf der Erde lebten. Die Kommunikation des Menschen war sehr einfach, und er musste sich mit vielen Aspekten, wie beispielsweise Konkurrenz oder Platzhirschgehabe nicht konfrontieren und auseinandersetzen. Heute wissen wir viel mehr über die Kommunikation und über das Verhalten des Menschen. Somit hat sich auch die Körpersprache weiter entwickelt. Aber noch immer folgt unser Körper unserer inneren Haltung, trägt nach aussen, was er gerade fühlt und denkt und wird damit zu einer Sprache. Körpersprache ist zudem zu einem Instrument geworden, welches Verhältnisse zwischen Menschen erkennen lässt. Eine Führungsperson sollte eine andere Körperhaltung einnehmen können als ihre Mitarbeitenden. Sie sollte ihnen gegenüber beispielsweise Sicherheit und Zuversicht ausstrahlen.

4 Frage 6: Hat die Körpersprache an Bedeutung zu- oder abgenommen? Gehe ich davon aus (wird noch in den weiteren Antworten erklärt), dass die Körpersprache unter anderem auch zum gesprochenen Wort gehört, ist die Bedeutung der Körpersprache immer noch gleich hoch. Und sie wird es auch bleiben. Beobachten wir den kulturellen Unterschied, kann dieser enorm gross sein. Der Mensch spricht mit seinem Körper. Nur so schafft er eine gute Basis, verstanden zu werden. Das gesprochene Wort wird begleitet von unseren Gesten und unseren Bewegungen, die beim Sprechen oft intuitiv entstehen. So kreiert der Mensch ein Gesamtbild, welches wir heute Kommunikation nennen. Obschon es kulturelle Unterschiede gibt, gehört die Körpersprache seit eh und je zu unserem Leben. Wir alle orientieren uns innerhalb der ersten Sekunden intuitiv anhand von Aussehen, Kleidung, Körpersprache und Sprache eines Menschen und entwickeln blitzschnell ein Gefühl dafür, mit wem wir es zu tun haben. Auf den ersten Eindruck folgt dann auch ein zweiter und dritter, welche differenzierter werden und auch relativierend wirken. Dieser Wahrnehmungs- und Verarbeitungsaspekt ist genetisch angelegt, war immer so und wird auch voraussichtlich so bleiben. Die Frage stellt sich nur, wie sich der Umgang damit entwickeln und welche Bedeutung der Umgang in Zukunft haben wird? Frage 7: Wie wichtig ist Körpersprache im Alltag und im Berufsleben? Der Antwort von Frage 16 können Sie entnehmen, dass Körpersprache und Gesichtsausdruck, also Gestik als Überbegriff, eine entscheidende Rolle in der Kommunikation spielt. Deshalb ist Körpersprache, sei es im Alltag oder im Berufsleben, immer wichtig. Denn nur so können wir uns annähernd verstehen. Personen, die in ihrem Berufsleben eine neue Position einnehmen, zum Beispiel als Führungsperson, und somit die Verantwortung um ein Vielfaches erhöht wird, müssen, oder besser, wollen in diese Rolle hineinwachsen. Der Wechsel bereitet meist insofern Schwierigkeiten, als dass die Personen vom Status «Kollege» zum Status «Führungsperson» sich entwickeln sollten. Als Fachpersonen haben sie sich schon bestätigt oder behauptet und jetzt sollten sie zusätzlich noch Menschen führen. Das benötigt ganz andere Kompetenzen. In Weiterbildungen und Seminaren haben sie die Kriterien auf Folien präsentiert bekommen und erhielten danach ein Handout, damit das Wissen am nächsten Tag weiter wirken kann. Leider bringt der Alltag viele Gewohnheiten mit sich, die nicht von einem Tag auf den anderen verändert werden können. Die Frage ist, wie kann die «neue» Führungsperson das Wissen integrieren, um damit ihre Kompetenz weiter zu entwickeln? Die Körpersprache ist in diesem Prozess ein wichtiger und unerlässlicher Teil, um die Kompetenz in der Kommunikation einer Führungsperson enorm zu erhöhen. Weitere Themen sind: Konflikte bearbeiten im eigenen Team, neue berufliche Ziele setzen, Karriereplanung, Leistungssteigerung, Burnout, Vorbereitung auf eine Beförderung.

5 Frage 8: These: Es ist unmöglich, mit dem Körper zu schweigen. Was halten Sie von unserer These, und wie würden Sie sich dazu äussern? Ich stimme dieser These zu, und ich würde sie im positiven Sinn folgendermassen ergänzen: «Der Köper spricht immer». Dies tut der Körper mit den Mitteln und dem Wissen, welche er von Geburt an mitbringt und wir ihm durch unsere Lernbereitschaft zur Verfügung stellen. Das Interesse ist der erste Schritt zu mehr Informationen über den Körper und über die Körpersprache. Jede Bewegung ist Körpersprache und hat eine bestimmte Bedeutung. Wichtig dabei ist, beim Gegenüber immer zu verifizieren, ob unsere Einschätzung der Realität entspricht. Grundsätzlich kann somit unser Körper nicht schweigen, sondern er kann unklar sein. Einer unklaren Haltung folgt ein unentschlossener Körper. Schaffen wir also die Voraussetzung für eine glaubwürdige Körpersprache, die gezielte Botschaften vermittelt. Frage 9: Gibt es bei der Körpersprache geschlechtspezifische Unterschiede? z.b. Setzen Frauen Körpersprache bewusster ein? Ja, es gibt bei der Körpersprache geschlechtspezifische Unterschiede. Dies können wir zum Beispiel heute bei den Jugendlichen beim Begrüssungsritual beobachten. Sie sind bei Männern und Frauen nicht annähernd gleich. Oder ein anderes Beispiel ist die Suche nach einem Partner oder einer Partnerin. Aber auch im Berufsleben setzt Frau ihre Körpersprache ganz anders ein, als ihre männlichen Kollegen. Ich kann aber keinen Katalog aufstellen und Kriterien aufzählen, welche Gesten oder welche Bewegungen sich in speziellen Situationen unterscheiden. Ob die Frauen ihre Körpersprache bewusster einsetzen, wage ich nicht einzuschätzen, denn es ist meines Erachtens eher vom Wissen und vom Bewusstsein der entsprechenden Person abhängig. Frage 10: Lügen Männer oder Frauen mehr mit ihrem Körper? Ich kenne weder Studien noch Untersuchungen, um diese Frage zu beantworten. Ich drücke es ketzerisch folgendermassen aus: Ich habe bei beiden Geschlechtern die Beobachtung gemacht, dass es gute «SchauspielerInnen» gibt. Dies bedeutet, dass sie etwas sprechen, ihr Körper jedoch etwas anderes zum Ausdruck bringt. Wenn man diese Diskrepanz als «Lüge» betrachten will, können dies beide Geschlechter gleichermassen einsetzen. Wer nun ausgeprägter im Alltag oder Berufsleben über diese «Fähigkeit» verfügt, ist eine individuelle Erfahrung der beobachtenden Person.

6 Frage 11: Welche Goldene Regel können Sie für eine gelungene Körpersprache nennen? Es gibt nicht nur eine, sondern mehrere Regeln. Jeder Mensch wird anders auf eine Intervention ansprechen. Deshalb betrachten Sie bitte die folgenden Punkte als Vorschläge und ohne bestimmte Prioritäten. Achten Sie darauf, dass Ihre persönlich Einstellung und Ihre Emotionen immer Ihrem Verhalten entsprechen. Daraus resultiert automatisch eine gute und angenehme Körpersprache. Beobachten Sie sich selbst in verschiedenen Situationen. Machen Sie ab und zu Videoaufnahmen. Schauen Sie sich selbst die Aufnahmen an oder fragen Sie eine Ihnen vertraute Person. Betrachten Sie die Aufnahmen gemeinsam, damit Sie sich eine Aussenperspektive einholen können. Lassen Sie sich von einer bestimmten Situation auch von fremden Personen Rückmeldungen geben und betrachten Sie diese als Bereicherung. Es gibt kein Richtig oder Falsch! Achten Sie in jeder Situation auf Ihre Körperhaltung. Überprüfen Sie Ihre innere Einstellung in bestimmten Situationen. Nehmen Sie mit den Augen Kontakt zu Ihrem Gegenüber oder zu Ihrem Publikum auf. Informieren Sie sich, wenn immer möglich im Voraus, mit wem Sie in Kontakt treten. Damit vermeiden Sie Überraschungen, die sich auch negativ auf die Körpersprache auswirken können. (Führen Sie diese Liste, entsprechend Ihren Erfahrungen weiter) Frage 12: Worauf sollte man achten, wenn man mit seiner Körpersprache nicht negativ auffallen möchte? Eine schlechte oder gute Körpersprache ist von der individuellen Empfindung und von der momentanen Situation abhängig. Ihre Körpersprache kann an einem Tag beim Gegenüber positiv und dieselbe Gestik oder Bewegung an einem anderen Tag negativ interpretiert werden. Unwohl wird mir, wenn ich merke, dass sich jemand als Autoritätsperson ausgibt, es aber nicht ist oder vieles noch nicht integriert hat. Weiter kann es aufgesetzt wirken, wenn jemand die Gesten oder Bewegungen in einem Seminar erworben hat, diese zwar jetzt einsetzt, doch sie gehören nicht zur entsprechenden Person. Damit wäre eigentlich beschrieben, wie eine gute Körpersprache sein sollte: nämlich authentisch und zur Person passend. Von zentraler Bedeutung ist die innere Einstellung. Diese bestimmt weitgehend die Wirkung nach aussen. Zusätzlich wird man nicht ernst genommen, wenn es zwischen der inneren Einstellung und der äusseren Wirkung keine oder wenig Übereinstimmung gibt. Die innere Haltung drückt sich in der Körpersprache und im Ausdruck aus. Es ist also ein «Arbeiten» von innen nach aussen und nicht umgekehrt.

7 Frage 13: Ist es möglich, die Körpersprache völlig auszuschalten? Der lebende Körper spricht immer. Schon beim Gehen spricht unser Körper. Wer geübt ist im Beobachten, sieht, dass die feine und unbewusste Bewegung der Atmung eines Menschen auch Signale der Körpersprache bedeuten können. Wenn wir einen Finger bewegen, sprechen wir. Wenn wir auf einem Stuhl sitzen, sprechen wir. Wenn wir jemanden ansehen, sprechen wir. Jede Bewegung, jede Regung ist Körpersprache. Körpersprache ist der Ausdruck unserer inneren Haltung, unserer Emotionen und unseres momentanen Zustandes. Sie auszuschalten ist aus meiner Sicht nicht möglich. Frage 14: Unterschätzen die Menschen ihre Körpersprache? Aus meiner Erfahrung heraus beantworte ich diese Frage mit einem klaren JA! Wir sprechen immer mit unserem Körper, ob wir Worte als Begleiterscheinung einsetzen oder nicht. Viele Menschen sehen die Körperhaltung einer andern Person und urteilen darüber, obschon sie vielleicht noch kein Wort von diesem Menschen gehört haben. Körperhaltung ist auch Körpersprache. Der Körper wirkt immer. Die Frage stellt sich, ob wir ein Wissen darüber verfügen, wie wir ihn einsetzen und ob wir bereit sind, dieses Wissen zu erweitern? Voraussetzung für die Entwicklung einer «guten» Körpersprache ist das Wissen und eine bewusst gemachte Erfahrung über unseren eigenen Körper. Oder anders formuliert: Welches sind unsere Fähigkeiten und Grenzen in Bezug auf unseren Körper und unsere Bewegungen? Was wollen wir integrieren, und was wollen wir von unserem Körper lernen? Wer sich mit seinem Körper auseinandersetzt, der wird automatisch vieles darüber lernen und sich auch in der persönlichen Körpersprache weiterentwickeln. Meine Kunden kommen schon mit einem Fundus an Erfahrungen, die z.t. bewusst oder auch unbewusst sind. Was sie jedoch insbesondere mitbringen müssen, sind die Bereitschaft und die Freude an der Veränderung und Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit. Mit diesen Voraussetzungen ist der wichtigste Schritt getan. Alles andere entwickeln wir gemeinsam mit viel Geduld und Forschungsgeist.

8 Frage 15: Was sagen Sie, ist die non-verbale oder verbale Kommunikation ausdrucksvoller? Thomas Gordon (USA) hat in verschiedenen Studien gezeigt, dass wir bewusst und unbewusst verschiedene Aspekte in der Kommunikation beachten, einsetzen und wahrnehmen. Seine These lautet: Wenn wir kommunizieren, werden die Aspekte wie folgt wahrgenommen: 7% Worte / 23% Ton der Stimme / 35% Gesichtsausdruck / 35% Körpersprache. Ob nun das Eine oder das Andere ausdrucksvoller wirkt, kann aus meiner Sicht nicht beantwortet werden. Ich kann und will diese Aspekte nicht voneinander trennen und bewerten. Sie ergeben als Resultat ein Ganzes, das auf uns wirkt. Manchmal positiv und manchmal negativ. Erst wenn alle Teile harmonisch aufeinander abgestimmt sind, erziele ich beim Gegenüber Verständnis für die Signale, die ich aussende und von denen ich mir wünsche, dass sie so verstanden werden, wie ich sie beabsichtigt habe.