Certified Professional for Usability and User Experience Foundation Level (CPUX-F) Seminar der Technischen Akademie Esslingen (TAE) 11. - 13. April 2016 Dipl. Ing. (FH) Richard Oed Usability Engineer richoed@t-online.de
Herzlich willkommen zum Seminar Certified Professional for Usability and User Experience - Foundation Level (CPUX-F) zur Vorbereitung der Zertifikatsprüfung des UXQB (UXQB : International Usability and User Experience Qualification Board) Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 2 von 284
Usability und User Experience Welche Funktionen braucht der Anwender tatsächlich? Quelle: UPA Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 3 von 286
Usability und User Experience Wie nutzt der Anwender die angebotenen Möglichkeiten? Quelle: UPA Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 4 von 286
Ziel des Seminars Grundlagenwissen, Techniken und Methoden des Usability Engineering vermitteln Kennenlernen und vertiefen des menschzentrierten Gestaltungsprozess nach der Norm ISO 9241-210 Befähigung, die Entwicklung eines Softwareproduktes so durchzuführen, dass als Ergebnis ein effektivund effizientbedienbares und den Anwender zufriedenstellendesprodukt entsteht. Bestehen der Zertifizierungsprüfung Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 5 von 284
Agenda-Übersicht 1. Tag 9:00 17:00 Grundlegende Begriffe und Konzepte des Usability Engineering Verstehen und Spezifizieren des Nutzungskontextes Spezifizieren der Nutzungsanforderungen 2. Tag 9:00 17:00 Entwickeln von Designlösungen 1 Usability Prinzipien Entwickeln von Designlösungen 2 Spezifizieren der Interaktion Evaluierung des Designs 1 Usability Test Evaluierung des Designs 2 Andere Evaluierungsmethoden 3. Tag 9:00 16:15 Prozessmanagement und Verwendung von Methoden Prüfungsvorbereitung - Wiederholung des wichtigsten Stoffes Generalprobe der Zertifizierungsprüfung 13:15 13:40 Zertifizierungsprüfung 15:00 16:15 Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 6 von 284
Zur Person Richard Oed Dipl. Ing. (FH) Usability Engineer Usability & User Experience Software-Ergonomie Mensch-Maschine-Interaktion (MMI) User Interface Design Usability Engineering Usability Test Tel.: 0731 714371 E-Mail: richoed@t-online.de Web: www.r-oed.de Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 7 von 284
Vorstellungsrunde Wer ist eigentlich hier und weshalb? Name Bereich und Funktion Rolle im Unternehmen Was erwarten Sie von diesem Seminar? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 8 von 284
Prüfung und Prüfungsfragen Ein Prüfungssatz enthält immer 40 Prüfungsfragen. Zur Beantwortung stehen Ihnen 75 Minuten zur Verfügung. Bei der Beantwortung der Fragen dürfen Sie keinerlei Hilfsmittel, wie zum Beispiel Computer, Notizen und Lehrbücher verwenden. Jede Frage ist eine Multiple-Choice-Frage mit 6 Antwortmöglichkeiten. Eine von diesen Antwortmöglichkeiten ist signifikant richtiger als die übrigen Antworten. Bei einigen Fragen sind zwei oder drei Antwortmöglichkeiten signifikant richtiger als die übrigen Antworten. Wenn zwei oder drei Antwortmöglichkeiten richtig sind, geht das ausdrücklich aus der Aufgabe hervor. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 9 von 284
Prüfungsfrage 1 3 richtige Antworten Welche drei der folgenden Eigenschaften sind Teil der Definition von Usability in der ISO 9241? 1 - Barrierefreiheit 2 - Vollständigkeit 3 -Effizienz 4 -Effektivität 5 - Zufriedenstellung 6 - Geschwindigkeit Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 10 von 284
Bewertung Um das CPUX-F Zertifikat zu erhalten, müssen Sie mindestens 28 von 40 möglichen Punkten erhalten (70%). Falls eine Frage nur eine richtige Antwort hat, erhalten Sie einen Punkt wenn Sie ausschließlich die richtige Antwort angekreuzt haben. Falls eine Frage zwei richtige Antworten hat, erhalten Sie ½ Punkt für jede richtig angekreuzte Antwort und ½ Minuspunkt für jede falsch angekreuzte Antwort. Falls eine Frage drei richtige Antworten hat, erhalten Sie 1/3 Punkt für jede richtig angekreuzte Antwort und 1/3 Minuspunkt für jede falsch angekreuzte Antwort. Die Gesamtpunktzahl für eine Frage kann niemals negativ sein. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 11 von 284
Übersicht - CPUX-F Dokumente Die folgenden CPUX-F Dokumente stehen Ihnen auf der Website des International User Experience Qualification Boards, www.uxqb.org, zur Verfügung: Curriculum und Glossar Beschreibt den Umfang der Prüfung: Curriculum und Glossar mit Begriffen Öffentlich zugängliche Prüfungsfragen (40 Beispielsprüfungsfragen, die wir im Laufe des Seminars alle besprechen) Informationen zu den Aufbaustufen der Zertifizierung UXQB Certified Professional for Usability and User Experience Foundation Level (CPUX-F) Usability Testing (CPUX-UT) User Research and User Requirements Engineering (CPUX-URE) Interaction Specification, Information Architecture and Prototyping (CPUX-IIP) Usability Engineering (CPUX-UE) Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 12 von 284
Agenda 1. Tag 1. Tag 9:00 17:00 Grundlegende Begriffe und Konzepte des Usability Engineering Pause (10:30 10:45) Verstehen und Spezifizieren des Nutzungskontextes 1 Mittagspause (12:15 13:15) Verstehen und Spezifizieren des Nutzungskontextes 2 Spezifizieren der Nutzungsanforderungen 1 Pause (15:15 15:30) Spezifizieren der Nutzungsanforderungen 2 Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 13 von 284
Certified Professional for Usability and User Experience Foundation Level (CPUX-F) 1. Grundlegende Begriffe und Konzepte des Usability Engineering
Motivation Kundenterminal in einem Autohaus Problem: linke Maustaste nicht gefunden Ursache: keine Nutzungskontext- und Nutzeranalyse Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 15 von 284
Menschzentrierte Gestaltung Erwartungskonform zu öffnende Autotüren Zwei unterschiedliche Türgriffe nebeneinander an einem Auto. Die Funktion und Richtung der Wirkung ist an der Gestaltung erkennbar. Senkrecht = schieben, waagrecht = ziehen Donald A. Norman, The Design of Every Day Things Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 16 von 284
Usability (Gebrauchstauglichkeit) Ausmaß, in dem ein interaktives System durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um festgelegte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 17 von 284
Interaktives System Kombination von Hardware-, Software-und Servicekomponenten, die Eingaben von einem Benutzer empfängt und Ausgaben zu einem Benutzer übermittelt. Das schließt gegebenenfalls mit ein: Verpackung Branding Benutzerdokumentation Onlinehilfe Support Training Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 18 von 284
Usability Kriterien Kriterium Definition Anmerkung Effektivität (messbar) Effizienz (messbar) Zufriedenstellung (messbar) Ausmaß der Vollständigkeitund Genauigkeit der Zielerreichung. Eingesetzte Ressourcen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Freiheit von Beeinträchtigung und positive Grundeinstellung zur Nutzung des Produkts. Attribut von Usability, für die prinzipielle Fähigkeit zur Aufgabenerledigung Attribut für die Erledigung einer Aufgabe mit einem akzeptierbaren Aufwand. Einstellungen bezogen auf die Verwendung des interaktiven Systems und die emotionalen und physischen Folgen der tatsächlichen Verwendung. Ziel Angestrebtes Arbeitsergebnis Messbar mit Fragebögen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 19 von 284
Effizient Nachrichten finden, danach spielt Zeit keine Rolle Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 20 von 284
Effizienz: Schnelle Übersicht und Zugriff auf alles Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 21 von 284
Usability ist gesetzlich gefordert Normen und Standards fordern die Berücksichtigung der ergonomischen Anforderungen bereits im Entwicklungsprozess DIN EN ISO 9241 Ergonomie der Mensch-System-Interaktion Leitlinien zur Gestaltung der Software, und zwar von Benutzeroberfläche, Zeichenanordnung, Farben, Menüs, Masken und Dialogen Teil 110 Grundsätze der Dialoggestaltung DIN EN ISO 9241-210 Menschzentrierte Gestaltung interaktiver Systeme Grundsätze der benutzerorientierten Gestaltung unter Berücksichtigung einer benutzerorientierten Vorgehensweise Bildschirmarbeitsverordnung (Gesetz) Die Verordnung beinhaltet Vorschriften zur Vorsorge, zum Arbeitsablauf und zu Pausen. Diese gelten für alle Beschäftigte, die gewöhnlich bei einem nicht unwesentlichen Teil ihrer normalen Arbeit ein Bildschirmgerät benutzen. Gemeint sind Vollzeitbeschäftigte, die mindestens 1-2 Stunden arbeitstäglich am Bildschirmgerät arbeiten. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 22 von 284
Bildschirmarbeitsverordnung (Auszug) Zusammenwirken Mensch - Arbeitsmittel 20. Die Grundsätze der Ergonomie sind insbesondere auf die Verarbeitung von Informationen durch den Menschen anzuwenden. 21. Bei Entwicklung, Auswahl, Erwerb und Änderung von Software, sowie bei der Gestaltung der Tätigkeit an Bildschirmgeräten, hat der Arbeitgeber den folgenden Grundsätzen insbesondere im Hinblick auf die Benutzerfreundlichkeit Rechnung zu tragen: Die Software muss an die auszuführende Aufgabe angepasst sein. Die Systeme müssen den Benutzern Angaben über die jeweiligen Dialogabläufe unmittelbar oder auf Verlangen machen. Die Systeme müssen den Benutzern die Beeinflussung der jeweiligen Dialogabläufe ermöglichen, sowie eventuelle Fehler bei der Handhabung beschreiben und deren Beseitigung mit begrenztem Arbeitsaufwand erlauben. Die Software muss entsprechend den Kenntnissen und Erfahrungen der Benutzer im Hinblick auf die auszuführende Aufgabe angepasst werden können. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 23 von 284
ISO 9241 Normenreihe Eine Reihe von Standards, die die menschzentrierte Gestaltung interaktiver Systeme betrifft. ISO 9241 beinhaltet Standards zu den Themen: Software-Ergonomie Prozess menschzentrierter Gestaltung Displays und Display bezogene Hardware Physikalisches Eingabegeräte Ergonomie des Arbeitsplatzes Ergonomie der Umgebung Kontrollzentren Taktile und haptische Interaktionen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 24 von 284
ISO 9241-110 - Grundsätze der Dialoggestaltung Die Kriterien der Benutzerfreundlichkeit sind in der ISO 9241 Teil 110 beschrieben. Aufgabenangemessenheit Selbstbeschreibungsfähigkeit Erwartungskonformität Fehlertoleranz Lernförderlichkeit Individualisierbarkeit Steuerbarkeit Diese Kriterien betreffen die Usability Während der Nutzung actual use Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 25 von 284
Benutzererlebnis (User Experience) Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die aus der tatsächlichen oder erwarteten Benutzung eines interaktiven Systems resultieren. Anmerkungen: Benutzererlebnis schließt Usability ein. UsabilityKriterien können eingesetzt werden um Aspekte des Benutzererlebnisses zu evaluieren. Benutzererlebnis umfasst die Gefühle, Meinungen, Bevorzugungen, Auffassungen und Leistungen der Benutzer die bevor, während und nach der Benutzung des interaktiven Systems auftreten. Das Benutzererlebnis hängt ab von Markenimage, Darstellung, Funktionalität, Systemleistung, interaktivem Verhalten und unterstützenden Fähigkeiten des interaktiven Systems, sowie vom Nutzungskontext. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 26 von 284
Usability vs. Benutzererlebnis Beispiel: Wenn Blumen auf einer Website eines Blumengeschäftes zur Auslieferung bestellt werden: Ein fehlender Bestell-Button beeinflusst die Usability des Bestellvorgangs. Aufgetauchte Usability-Probleme während des Checkouts beeinflussen sowohl das Benutzererlebnis als auch die Usability. Die Qualität der physisch gelieferten Blumen beeinflusst ausschließlich die User Experience, nicht die Usability. Die gemachte Erfahrung beim Besuch des physikalischen Geschäfts, beeinflusst die User Experience zukünftiger Besuche der Website. Sie hat keinen Einfluss auf die Usability. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 27 von 284
Usability vs. Benutzererlebnis Vor der Nutzung anticipated use Während der Nutzung actual use Nach der Nutzung digested use Vorstellung über die Nutzung des Produkts Effektive und effiziente Aufgabenerledigung Frei von Beeinträchtigung Verarbeitung der erlebten Nutzung Identifikation mit dem Produkt oder Distanzbildung zum Produkt Usability ISO 9241-110 Benutzererlebnis (User Experience) ISO 9241-210 Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 28 von 284
Benutzungsschnittstelle (User interface) Alle Bestandteile eines interaktiven Systems (Software oder Hardware), die Informationen und Steuerelemente zur Verfügung stellen, die für den Benutzer notwendig sind, um bestimmte Aufgaben mit dem interaktiven System zu erledigen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 29 von 284
Prüfungsfrage 2 3 richtige Antworten Welche drei der folgenden Komponenten sind Teil der Benutzungsschnittstelle eines Autos? 1 -Gaspedal 2 -Nummernschild 3 -Schalthebel 4 -Stoßstange 5 - Anhängerkupplung 6 -Vergaser Wie sähe die Antwort aus Sicht eines Polizisten aus? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 30 von 284
Qualität Grad der Erfüllung von Anforderungen durch ein interaktives System. Anmerkung: Beispiele für Qualitätsmerkmale neben Usability sind Korrektheit, Verlässlichkeit und Sicherheit. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 31 von 284
Ressourcen Alle Mittel die zur Nutzung eines interaktiven Systems notwendig sind. Typische Beispiele von Ressourcen sind: Zeit finanzielle Kosten physischer und mentaler Aufwand Hardware Software Materialien Siehe Effizienz: Im Verhältnis zur Genauigkeit und Vollständigkeit eingesetzte Ressourcen, mit dem Benutzer ein bestimmtes Ziel erreichen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 32 von 284
Barrierefreiheit Die Attribute und Charakteristiken eines interaktiven Systems die Menschen mit eingeschränkter Sicht, eingeschränktem Hören, eingeschränkter Geschicklichkeit, eingeschränkter Kognition oder eingeschränkter physischer Mobilität ermöglichen sollen effektivund effizientmit dem interaktiven System zu interagieren. Anmerkungen: Standards und Richtlinien für Barrierefreiheit sind verfügbar und in manchen Unternehmen oder Ländern gesetzlich zu erfüllen. Hilfsmittel zur Schaffung von Barrierefreiheit wie z.b. Screen Reader können einem System hinzugefügt werden, um Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen, das System zu nutzen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 33 von 284
Barrierefreiheit ALT-Tag für Screen Reader Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 34 von 284
Barrierefreiheit Schriftgröße und Kontrast Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 35 von 284
Barrierefreiheit nicht zu Ende gedacht Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 36 von 284
Menschzentrierte Gestaltung (Human-centred design) Herangehensweise bei der Gestaltung und Entwicklung von interaktiven Systemen, die darauf abzielt, diese gebrauchstauglicher zu machen, indem sie sich auf die Verwendung des interaktiven Systems konzentriert und Kenntnisse und Techniken aus den Bereichen der Arbeitswissenschaft, Ergonomie und der Gebrauchstauglichkeit anwendet. Anmerkungen: Der Begriff menschzentrierte Gestaltung wird statt benutzerzentrierter Gestaltung verwendet, um auch die Erfordernisse weiterer Interessenvertreter einzuschließen, die nicht unbedingt Benutzer sind. Feedback von Benutzern aus Usability Evaluierungen ist eine wichtige Informationsquelle in der menschzentrierten Gestaltung. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 37 von 284
Grundsätze der menschzentrierten Gestaltung Die Gestaltung basiert auf einem umfassenden Verständnis der Benutzer, Aufgaben und Arbeitsumgebungen. Benutzer sind während der Gestaltung und Entwicklung einbezogen. Das Verfeinern und Anpassen von Gestaltungslösungen wird fortlaufend auf der Basis benutzerzentrierter Evaluierung vorangetrieben. Der Prozess sieht Iterationen vor. Bei der Gestaltung wird die gesamte User Experience berücksichtigt. Das Gestaltungsteam vereint fachübergreifende Kenntnisse und Gesichtspunkte. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 38 von 284
Menschzentrierte Gestaltung AltaVista vs. Google 1999 AltaVista: Bis 1999 bekannteste Suchmaschine. Entwicklung zu Portal ähnlich Yahoo Google: Reduktion auf das Wesentliche Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 39 von 284
Überflüssige Funktionen kosten Zeit und Geld Wie häufig werden implementierte Funktionen genutzt? 50% 20% 30% Selten Nie Häufig Quelle: The Standish Group International, Inc. Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann. Antoine de Saint Excupéry Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 40 von 284
Prüfungsfrage 3 1 richtige Antwort Eine Autovermietungswebsite bietet den Benutzern keine Möglichkeit an, eine Reservierung zu stornieren. Eine Analyse des Nutzungskontexts zeigt, dass Benutzer diese Funktion benötigen. Welche Eigenschaft der Definition von Gebrauchstauglichkeit nach ISO 9241 wird von dieser Website verletzt? 1 - Barrierefreiheit 2 - Vollständigkeit 3 -Effizienz 4 -Effektivität 5 - Zufriedenstellung 6 - Geschwindigkeit Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 41 von 284
Zusammenfassung Usability = Effektivität + Effizienz + Zufriedenstellung Effektivität Effizienz Zufriedenstellung Kann ich meine Aufgabe mit dem System erledigen? Kann ich meine Aufgabe mit dem geringstmöglichen Aufwand erledigen? Fühle ich mich sicher und wohl während der Nutzung des Produkts? User Experience Benutzererlebnis vor, während und nach der Nutzung des Produkts Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 42 von 284
Übung 1: Usability und Benutzererlebnis Wie effektiv, effizient und zufriedenstellend sind die beiden Webseiten Amazon.de und Buchhandel.de? Bitte öffnen, aber nichts bestellen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 43 von 284
Übung 2: Benutzererlebnis Was gehört nicht zur Usability, sondern zum Benutzererlebnis bei Amazon.de? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 44 von 284
Übung 3: Barrierefreiheit Was heißt für Sie Barrierefreiheit an einem Fahrkartenautomaten? Welche Maßnahmen würden Sie vorschlagen? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 45 von 284
Warum einfach, wenn s auch kompliziert geht? Quelle: reddit.com Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 46 von 284
Certified Professional for Usability and User Experience Foundation Level (CPUX-F) 2. Verstehen und Spezifizieren des Nutzungskontextes
Der menschzentrierte Gestaltungsprozess ISO 9241-210 Planen des menschzentrierten Gestaltungsprozesses Projektplan UX Teil Gestaltungslösung erfüllt die Nutzungsanforderungen Verstehen und Festlegen des Nutzungskontextes Iteration, soweit Evaluierungsergebnisse Bedarf hierfür aufzeigen Evaluieren von Gestaltungslösungen anhand der Anforderungen Festlegen der Nutzungsanforderungen Erarbeiten von Gestaltungslösungen zur Erfüllung der Nutzungsanforderungen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 48 von 284
Iterativ (Wiederholend) Ein iteratives Vorgehen wiederholt Schritte des Prozesses der menschzentrierten Gestaltung solange, bis eine Usability-Evaluierung der Benutzungsschnittstelle zeigt, dass die Nutzungsanforderungen ausreichend erfüllt sind. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 49 von 284
Nutzungskontext (Context of use) Benutzer, Aufgaben, Ressourcen sowie die physische und soziale Umgebung in der das interaktive System genutzt wird. Hilfreiche Abkürzungen: PACT = BAUR= People Benutzer Activities Aufgaben Contexts Umgebung Technologies Ressourcen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 50 von 284
Übung 4: Nutzungskontext (Context of use) Beispiele: Was ist B A U R? Jugendliche verwenden Handys, um ihren Freunden Textmitteilungen zu senden während sie in einem Bus sitzen. Sekretärinnen benutzen Microsoft Word, um in einer Anwaltskanzlei Dokumente zu schreiben. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 51 von 284
Benutzer (User) Person, die mit einem interaktiven System arbeitet oder Daten die vom System erzeugt werden benutzt. Benutzer werden unterteilt in Direkter Benutzer: Interagiert mit dem interaktiven System. Z.B. Ein Kundenbetreuer in einem Call-Center der ein Computersystem nutzt. Indirekter Benutzer: Benutzt Daten und Ergebnisse die vom interaktiven System erzeugt werden. Z.B. Ein Kunde der das Call-Center anruft. Primärer Benutzer: Interagiert mit dem interaktiven System, um Ziele die vom interaktiven System unterstützt werden, zu erreichen. Sekundärer Benutzer: Interagiert mit dem interaktiven System, um die Nutzung des Systems zu unterstützen oder das System zu warten. Z.B. Sicherheitsmanager, Administrator, Trainer und Wartung. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 52 von 284
Interessenvertreter (Stakeholder) Individuum oder Organisation, die ein Anrecht, einen Anteil, einen Anspruch oder ein Interesse auf ein interaktives System oder an dessen Merkmalen hat, die ihren Erfordernissen und Erwartungen entsprechen. Alle Benutzer (direkt, indirekt, primär, sekundär) sind Interessenvertreter. Beispiele für Interessenvertreter: Benutzer, Support, Trainer, Autoren von Dokumentationen, Entwickler, Manager von Entwicklern und Personen im Marketing. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 53 von 284
Aufgabe (Task) Aktivität die erforderlich ist, um ein Ziel zu erreichen. Ziel = Angestrebtes Arbeitsergebnis Viele Aufgaben können in Teilaufgaben unterteilt werden. Viele Teilaufgaben führen zu Auswahlmöglichkeiten oder Eingaben des Benutzers während der Nutzung des interaktiven Systems. Einige Teilaufgaben können in kleinere Teilaufgaben aufgeteilt werden. Eine Aufgabe besteht aus mehreren Teilaufgaben Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 54 von 284
Prüfungsfrage 4 2 richtige Antworten Welche zwei der folgenden Möglichkeiten sind Aufgaben auf einer Webseite einer Autovermietung (nicht Teilaufgaben)? 1 Sich auf der Webseite eines Autovermieters registrieren 2 Sich einloggen 3 Ein Auto mieten 4 Den Mietpreis für ein Navigationssystem ermitteln 5 Eine Reservierung stornieren 6 Den Flughafen auswählen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 55 von 284
Aufgabe (Task) Beispiele für Aufgaben: Ein Auto mieten ist eine Aufgabe. Eine Reservierung stornieren ist eine Aufgabe. Sich auf der Webseite einer Autoverleihfirma registrieren ist eine Teilaufgabe. Registrierung ist vom Gesichtspunkt des Benutzers kein Ziel, sondern ein notwendiges Übel. Sich einloggen ist eine Teilaufgabe. Die Eingabe des Benutzernamens und das Drücken der Tabulatortaste ist eine von vielen Teilaufgaben die erforderlich sind, um die Teilaufgabe Log-in abzuschließen. Den Flughafen auswählen ist eine von mehreren Teilaufgaben der Aufgabe Ein Auto mieten. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 56 von 284
Aufgabenanalyse Beispiel Fragebogen 1. Wann wird die Aufgabe durchgeführt (Auslöser, Vorbedingung)? 2. Warum wird die Aufgabe durchgeführt (Handlungsziel, Nachbedingung)? 3. Wer führt die Aufgabe durch (einer oder mehrere Benutzer)? 4. Wasist bei der Durchführung im Einzelnen zu tun? 5. Wie häufig wird die Aufgabe durchgeführt? 6. Welche Zeitvorgaben gibt es (Dringlichkeit, zeitliche Abhängigkeit)? 7. Welche weiteren Produkte/Hilfsmittel werden benötigt? 8. Welches Wissen benötigen die Benutzer? 9. Welche Ausnahmefälle/Sonderfälle zur Normalvorgehensweise gibt es? 10. WelcheWünsche/Anregungen sind aus Sicht der Nutzer bei der Dialoggestaltung zu berücksichtigen? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 57 von 284
Umgebung (Environment) Die Gesamtheit der gegebenen Umstände oder Bedingungen, in denen ein Benutzer arbeitet. Diese umfassen die physische, soziale und technische Umgebung. Anmerkung: Die soziale Umgebung schließt die organisatorische Umgebung mit ein. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 58 von 284
Nutzungskontext verstehen und festlegen Beobachtung von Benutzern Kontextuelle Interviews Fokusgruppen Nutzungskontext beschreiben Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 59 von 284
Nutzungskontext verstehen und festlegen Beobachtung von Benutzern Kontextuelle Interviews Fokusgruppen Nutzungskontext beschreiben Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 60 von 284
Beobachtung (Observation) Eine Technik für das Sammeln von Kontextinformationen zu den Erfordernissen des Nutzungskontexts. Während einer Beobachtung sieht der Beobachter dem Benutzer bei der Ausführung von Aufgaben am interaktiven System zu. Der Beobachter greift nicht ein, außer es besteht gelegentlich die Notwendigkeit zu einer klärenden Frage. Wenn kein interaktives System benutzt wird, sollten die vorhandenen manuellen Abläufe beobachtet werden. Die Beobachtung sollte in einem möglichst natürlichen Kontext stattfinden, z. B. am Arbeitsplatz des Benutzers. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 61 von 284
Beobachter (Observer) Eine Person, die Benutzer beobachtet, die eine Aufgabe diskutieren oder eine Aufgabe mittels eines interaktiven Systems ausführen. Beobachter ist eine Rolle während einer Usability-Aktivität, wie z.b. Beobachtung, einer Usability-Testsitzung oder einer Fokusgruppe. Beobachter dürfen nicht aktiv in die Usability-Aktivität eingreifen. Sie können aber aktiv in die Analyse der Ergebnisse involviert sein. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 62 von 284
Nutzungskontext verstehen und festlegen Beobachtung von Benutzern Kontextuelle Interviews Fokusgruppen Nutzungskontext beschreiben Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 63 von 284
Interview Eine Methode der Datensammlung, die sorgfältig ausgewählte Individuen untersucht, um ein tiefes Verständnis der Arbeitstätigkeit der Benutzer zu erreichen. Durch die Befragung und Interpretation werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb der Benutzer eines interaktiven Systems aufgedeckt. In einem Interview führt der Interviewer üblicherweise ein Briefing durch und stellt danach dem Benutzer Fragen über die üblichen Abläufe vor dem Hintergrund des geplanten interaktiven Systems. Der Interviewer nutzt eine Interviewcheckliste, um sicherzustellen, dass zu allen relevanten Aspekten befragt wurde. Das Meister-Schüler-Modell sollte beim Interview Anwendung finden. Interviewfragen sollten eher offen als geschlossen eher neutral als suggestiv formuliert sein. Man unterscheidet kontextuelles Interview, Pre-Session Interview und Post- Session Interview Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 64 von 284
Kontextuelles Interview (Contextual inquiry) Ein Interview das dort stattfindet wo die Interaktion des Benutzers mit dem interaktiven System üblicherweise stattfindet, z.b. am Arbeitsplatz des Benutzers. Warum am Arbeitsplatz? Weil der Interview-Partner sich dort am Besten an die einzelnen Abläufe erinnern kann Weil man bei Bedarf Unklarheiten direkt ausräumen kann Alternativen (nicht optimal) Interview in einem neutralen Konferenzraum Telefon-Interview Schriftliches Interview, z.b. per Mail Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 65 von 284
Interviewcheckliste Eine schriftliche Liste passender Fragen und Hinweise, die während eines Interviews verwendet wird, um sicherzustellen, dass alle relevanten Themen berücksichtigt werden. Beispiel: Wie häufig nutzen Sie das Internet? Was sind Ihre Erwartung an das neue System? Welche Funktionen sollte das System haben? Welche Einstellung haben Sie zur Nutzung von sozialen Medien? Welche weiteren Nutzungsmöglichkeiten können Sie sich vorstellen? Wie viel wären Sie bereit für dieses System zu bezahlen? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 66 von 284
Meister-Schüler-Modell Ein Verhaltensprinzip für ein erfolgreiches Interview: Der Interviewer behandelt den Benutzer als den Meister, während der Interviewer selbst der Schülerist. Der Interviewer demonstriert nicht sein Wissen, sondern stellt seine Fragen mit dem Ziel etwas zu lernen. Anmerkungen: Der Interviewer zweifelt die Aussagen des Benutzers nicht an. Der Interviewer fragt solange nach, bis er die Antwort vollständig verstanden hat. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 67 von 284
Geschlossene Frage Eine Interviewfrage die eine Antwort aus einem vordefinierten Satz von Alternativen fordert, oft einfach ja oder nein. Anmerkungen: Vermeide mehrere geschlossene Fragen hintereinander. Sie unterbrechen den Redefluss der Benutzer, weil sie sich wie ein Polizeiverhör anhören. Beispiele: Haben Sie jemals ein Auto gemietet? Sollte die Webseite einer Autovermietung einen Stornieren-Button haben? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 68 von 284
Offene Frage Eine Frage in einem Interview, die keine Einschränkung der Antwortmöglichkeiten nach sich zieht. Anmerkungen: Offene Fragen sind in Interviews zu bevorzugen, weil sie Benutzer zur freien Rede animieren und ausführliche Antworten auf die Frage zulassen. Beispiele: Bitte erzählen Sie mir von dem letzten Mal als Sie ein Auto gemietet haben. Was würden Sie von der Webseite einer Autovermietung erwarten? Offene Fragen sind in Interviews zu bevorzugen. Sie animieren die Benutzer zur freien Rede. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 69 von 284
Suggestivfrage Eine Frage in einem Interview, die eine Präferenz für bestimmte Antwortmöglichkeiten vorgibt oder versucht, die Antwort in eine bestimmte Richtung zu lenken. Beispiel für Suggestivfrage: Möchten Sie schöne Farben auf der Homepage der neuen Autovermietungswebsite? Entsprechende neutrale Frage: Wie sollte die Homepage der neuen Autovermietungswebsite aussehen? Beachten Sie, dass die neutrale Frage den Begriff Farbe nicht einmal enthält. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 70 von 284
Neutrale Frage Eine Frage in einem Interview, die keine impliziten Annahmen beinhaltet und auch keinen Ansatz bietet, einen Aspekt auszuschließen oder die Antwort in eine bestimmte Richtung zu lenken. Beispiele für neutrale (und offene) Interviewfragen Was ist passiert? Was meinen Sie damit? Welche Möglichkeiten haben Sie jetzt? Wie sollte die Homepage der neuen Autovermietungswebsite aussehen? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 71 von 284
Interview-Verlauf Der Verlauf eines Interviews lässt sich nicht vollständig vorhersehen und planen. Ein guter Interviewer geht auf die Antworten des Benutzers ein und spinnt manchmal den Faden weiter, um dann die passenden Fragen zu stellen. Er führt das Interview so durch, wie es der Benutzer will. Ein gut vorbereiteter Interviewer verwendet eine Interview-Checkliste, nicht um das Interview zu steuern, sondern um am Ende nichts vergessen zu haben. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 72 von 284
Erstellung einer validierten Kontextbeschreibung Nach dem Interview, möglichst am gleichen Tag, das Interview als erzählende (narrative) Kontextbeschreibung dokumentieren (nicht aufschieben, weil dann zu viel vergessen wird). Die Kontextbeschreibung ggf. mit dem zweiten Interviewer durchsprechen: Haben wir beide das gleiche verstanden? Alle Unklarheiten und offenen Fragen an den entsprechenden Textstellen mit aufschreiben und im Text markieren. Die erzählende Kontextbeschreibung mit der interviewten Person durchgehen und auf Unvollständigkeiten und Verständnisfehler überprüfen. Auf der Basis von Einzelinterviews, durch hierfür ausgebildetes Personal, sollten pro Benutzergruppe mindestens 5 narrative Kontextbeschreibungen erstellt werden. Ergebnis: Eine validierte Kontextbeschreibung Quelle: Rolf Molich Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 73 von 284
Kontextbeschreibung Beispiel Walter Heim ist Sachbearbeiter bei einer großen Versicherungsgesellschaft und seit 10 Jahren als Versicherungsvertreter tätig. Er ist verheiratet und hat einen dreijährigen Sohn. Er arbeitet die meiste Zeit in seinem Büro, besucht tagsüber und am frühen Abend aber auch viele seiner Kunden. Gelegentlich besucht er Fortbildungsveranstaltungen seiner Gesellschaft und nimmt an Tagungen zum Versicherungswesen teil. Seinen Reisekoffer packt er selbst, ist manchmal auf die Unterstützung seiner Frau angewiesen. Als Vertreter ist er auf seinen Computer angewiesen, nutzt aber zunehmend sein neues Smartphone, um bei seinen Kunden Versicherungsvorschläge zu machen. Eine App seiner Versicherung unterstützt ihn dabei. In seiner Freizeit unternimmt er gerne Städte-und Kulturreisen und macht längere Urlaubsreisen mit seiner Familie. Um nichts zu vergessen einzupacken hat er mehrere handgeschriebene Checklisten, die er im Schlafzimmerschrank hängen hat. Immer wieder muss er da Korrekturen vornehmen, ergänzen, streichen usw.. Eine Liste sieht schon ziemlich unübersichtlich aus. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 74 von 284
Interview Typische Fehler Unzureichende Vorbereitung Keine Checkliste Unzureichende Neugierde Zu viele geschlossene Fragen Interviewer redet zu viel Interviewer ist ungeduldig Interviewer legt dem Teilnehmer die Antwort in den Mund Quelle: Rolf Molich Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 75 von 284
Übung 5: Digitale Reisecheckliste Beschreibung Egal, ob man eine Übernachtung im Hotel plant, eine mehrtägige Geschäftsreise, einen mehrwöchigen Urlaub oder einen Campingurlaub, immer steht man beim Koffer packen vor dem Problem: Was soll ich mitnehmen? Was darf ich auf keinen Fall vergessen? Was hat sich bewährt? Dafür entwickeln wir eine App, die uns bei den Reisevorbereitungen und beim Koffer packen unterstützt und dafür sorgt, dass wir nichts vergessen. Die App soll auch mehrere Checklisten verwalten können. Die digitale Reisecheckliste wird in den folgenden Übungen als durchgängiges Beispiel benutzt. Die Kurzbezeichnung lautet ReiseCheck. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 76 von 284
Übung 5: ReiseCheck Interview Wir wollen als ersten Schritt zur Erhebung des Nutzungskontextes ein Interview durchführen. Bereiten Sie bitte ein Interview zum Thema Digitale Reisecheckliste vor. Entwerfen Sie eine Interview-Checkliste. Danach führen wir beispielhaft ein ca. 10 minütiges Interview durch. Ein Seminarteilnehmer befragt einen anderen. Die Beobachter notieren sich wichtige Erkenntnisse aus dem Interview. Anschließend Diskussion der Erkenntnisse. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 77 von 284
Übung 6: ReiseCheck Nutzungskontextbeschreibung Bitte erarbeiten Sie eine Nutzungskontextbeschreibung für die digitale Reisecheckliste. Zeitdauer ca. 20 Minuten Tipp: Teilen Sie die Nutzungskontextbeschreibung in vier Teile entsprechend dem BAUR-Modell auf. Versuchen Sie nur die wichtigsten 3-5 Elemente für jeden Punkt zu identifizieren. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 78 von 284
Nutzungskontext verstehen und festlegen Beobachtung von Benutzern Kontextuelle Interviews Fokusgruppen Nutzungskontext beschreiben Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 79 von 284
Fokusgruppe (themenspezifische Gruppendiskussion) Eine gezielte Diskussion, bei der ein Moderator eine Gruppe von Teilnehmern durch eine Menge von Fragen zu einem bestimmten Thema führt. Anmerkungen: Die Durchführung von Fokusgruppen ist kein Ersatz für eine Usability- Evaluierung. Fokusgruppen befassen sich mit Meinungen, Usability-Tests mit der Beobachtung des tatsächlichen Benutzerverhaltens. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 80 von 284
Nutzungskontext verstehen und festlegen Beobachtung von Benutzern Kontextuelle Interviews Fokusgruppen Nutzungskontext beschreiben Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 81 von 284
Nutzungskontextbeschreibung Die Ergebnisse aus den Beobachtungen und kontextuellen Interviews werden in der Nutzungskontextbeschreibung dokumentiert. Diese ist die Basis für das Identifizieren von Erfordernissen bzw. deren Zurückführbarkeit auf den Nutzungskontext. Eine Nutzungskontextbeschreibung beschreibt: Benutzergruppen und Benutzergruppenprofile Aufgaben Umgebungen Ausrüstung Szenarien, die illustrieren, was im Nutzungskontext geschieht Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 82 von 284
Benutzergruppe (User group) Eine Gruppe von Benutzern mit denselben oder ähnlichen Personenmerkmalen und Nutzungskontext bezogen auf das interaktive System. Beispiel: Projektmanagement-System Projektleiter (anlegen und verwalten eines Projektes) Abteilungsleiter (verwalten seiner Mitarbeiter im Projekt) Management (genehmigen des Projekts und Kontrolle des Ist-Standes) Finanzwesen (zuteilen und Controlling der Mittel) Projektmitarbeiter (Aufgaben abrufen und Arbeitszeiten einstellen) Administrator (Verwaltung und Administration der Soft- und Hardware) Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 83 von 284
Übung 7: Benutzergruppen Welche Benutzergruppen gibt es für ein Zeiterfassungssystem in einer großen Firma? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 84 von 284
Benutzergruppenprofil Eine verallgemeinerte Beschreibung einer Benutzergruppe. Beispiel: Projektleiter Projektleiter leiten unterschiedlich große Projekte mit Mittel von einigen Tausend bis zu zig-millionen Euro. Sie halten eine entsprechende Software zur Unterstützung für notwendig, mögen aber keine überbordende Administration. Diese hält sie nur von ihrer eigentlichen Arbeit ab. Projektleiter fühlen sich immer unter Druck und wünschen deshalb eine schnelle Übersicht über den Stand des Projektes. Sie wollen das Projekt flexibel steuern können. Sie sind gut vertraut mit dem Computer, der Office-Software und der PL- Software. Sie arbeiten meist sehr lange und sind viel in Besprechungen unterwegs. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 85 von 284
Persona Eine Beschreibung eines Benutzers und was dieser bei der Benutzung eines interaktiven Systems beabsichtigt. Anmerkung: Personas sind nicht Beschreibungen existierender Personen, sondern repräsentieren erfundene Beispiele eines realen Benutzers auf der Basis empirisch ermittelter Daten, zum Beispiel von Beobachtungen oder Interviews. Personas verfügen typischerweise über einen Namen, Alter, einige Hintergrundinformationen, Ziele und Wünsche. Eine Persona- Beschreibung sollte Informationen über wesentliches Wissen im Themenfeld des interaktiven Systems und die entsprechenden Interessen der Persona im Themenfeld beinhalten. Persona-Beschreibungen enthalten oft, aber nicht immer ein Foto. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 86 von 284
Persona Beispiel Walter Heim Walter ist 44 Jahre alt, verheiratet, ein Kind und wohnt im eigenen Haus in Ulm. Er arbeitet als Sachbearbeiter in einem Steuerberatungsbüro. In seiner Freizeit geht er gerne wandern und im Winter zum Skifahren. Gelegentlich besucht er im Auftrag seines Arbeitgebers Weiterbildungsmaßnahmen und Konferenzen, auch im Ausland. Zu Hause nutzt er seinen Computer zur Information und um gelegentlich etwas im Internet einzukaufen. Meist wird er dabei von seinem kleinen Sohn abgelenkt, der lieber mit ihm spielen will. Sein Smartphone nutzt er, neben dem Telefonieren, vor allem um Nachrichten im Internet zu lesen und um gelegentlich eine Nachricht zu verschicken. Er hat auch schon einmal eine App installiert. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 87 von 284
Persona Tipps Eine Persona soll dem Projektteam als Orientierungshilfe dienen und muss deshalb ausreichend viel Informationen zur Kenntnis des Nutzungsbereichs und der Technologie enthalten. Eine Persona pro Benutzergruppe reicht nicht aus. Es sollten schon 3-5 sein. Auf ausreichenden Kontrast zwischen ähnlichen Personas achten. Name, Alter, Beruf, Kenntnis des Nutzungsbereichs, Kenntnis der Technologie Nicht zu detailliert, kein Geschwafel, Umfang ca. eine halbe A4-Seite Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 88 von 284
Nutzungsszenario (Use scenario) Eine narrative (erzählende) Textbeschreibung des Vorgehens, das ein bestimmter Benutzer anwendet, um eine oder mehrere Aufgaben zu erledigen. Beispiel: Walter möchte ein Hotelzimmer für das kommende Wochenende für sich und seine Frau buchen. Dazu geht er auf ein Buchungsportal, vergleicht in der gewünschten Stadt die Preise und die Lage der Hotels. Ein Angebot sagt ihm besonders zu und er reserviert das Zimmer. Szenarien werden benutzt um Aufgabenmodelle und frühe Prototypen zu erstellen, die die Aufgabe im Szenario unterstützen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 89 von 284
Nutzungsszenario (Use scenario) Der Benutzer im Szenario kann durch eine Persona repräsentiert werden. Szenarien werden vom User Requirements Engineer auf Grundlage der Ergebnisse von Beobachtungen und Kontextinterviews erstellt Personas und Szenarien werden zusammen entwickelt, da das Analysieren von Benutzern auch eine Analyse ihres Verhaltens involviert und die Analyse ihres Handelns beinhaltet, wer diese Handlungen durchführt. Szenarien werden von Benutzern überprüft, um Missverständnisse zu entdecken, die während der Contextual Inquiry aufgetreten sein könnten. Ein Szenario soll nicht auf spezifische Umsetzungen von Objekten der Benutzungsschnittstelle referenzieren (z.b. auf einen Button). Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 90 von 284
Nutzungsszenario (Use scenario) Es gibt zwei Typen von Szenarien: Szenarien des Ist-Zustands, die beschreiben, wie Aufgaben bisher erledigt werden. Szenarien des Ist-Zustands beschreiben den gegenwärtigen Nutzungskontext und dienen dazu, Erfordernisse zu erkennen und Nutzungsanforderungen abzuleiten. Nutzungsszenarienbeschreiben, wie Aufgaben mit dem zukünftigen interaktiven System erledigt werden. Nutzungsszenarien dienen als Basis für das Entwickeln erster Low-Fidelity-Prototypen. Diese Szenarien nennt man auch Szenarien des Soll-Zustandes. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 91 von 284
Szenario des Ist-Zustandes Beispiel John Miller ist Geschäftsreisender der im Laufe einer Woche mehrere Flüge tätigt. Er fährt bevorzugt mit seinem Auto zum Flughafen. Gelegentlich verpasst er ein Flugzeug und bereut dann nicht mit einem Taxi oder mit der Bahn zum Flughafen gefahren zu sein. Er unterschätzt einfach die Fahrzeugschlangen vor der Einfahrt des Parkhauses und die Laufzeit bis zum Flugsteig. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 92 von 284
Nutzungsszenario (Soll-Zustand) Beispiel Bevor John Miller zum Flughafen fährt, sichtet er mit seiner neuen App immer die Parksituation am Flughafen. Wenn ausreichend Parkplätze vorhanden sind, reserviert er mit seiner neuen App einen Parkplatz und fährt dann entspannt mit seinem Wagen zum Flughafen. Er weiß, dass mit der Veröffentlichung der neuen App am Flughafen ein separater Zugang für Parkhausgäste mit reserviertem Parkplatz geschaffen wurde. Der folgende Text ist zu spezifisch: John Miller schaut sich den Bildschirm Überblick über verfügbare Parkplätze an und wählt einen Parkplätz mit der Schaltfläche Auswählen aus. Anschließend klickt er auf die Schaltfläche Reservieren und reserviert diesen Parkplatz. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 93 von 284
Prüfungsfrage 5 3 richtige Antworten Welche drei der folgenden Richtlinien sind wichtig für ein erfolgreiches Interview? 1 - Das Interview muss im Nutzungskontext erfolgen 2 - Das Interview darf nicht im Nutzungskontext erfolgen 3 -Der Interviewer ist der Meister der Benutzer ist der Schüler 4 -Der Benutzer ist der Meister der Interviewer ist der Schüler 5 - Stellen Sie neutrale Fragen 6 - Stellen Sie Suggestivfragen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 94 von 284
Prüfungsfrage 6 1 richtige Antwort Welche eine der folgenden Aktivitäten passt NICHT zur Analyse des Nutzungskontexts? 1 - Analyse existierender, ähnlicher manueller interaktiver Systeme 2 - Gestalten des Dialogs 3 -Befragen von Dritten, die die Benutzer gut kennen 4 - Befragen repräsentativer Benutzer 5 - Beobachten des Benutzerverhaltens 6 - Durchführen einer Fokusgruppe mit Benutzern existierender, ähnlicher interaktiver Systeme Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 95 von 284
Prüfungsfrage 7 1 richtige Antwort Welcher eine Ausdruck charakterisiert die folgende Beschreibung richtig? Elena Montgomery, Human Resources Coordinator, Amino Pharmaceuticals Elena ist 35 Jahre alt. Sie hat keine Kinder und ist unverheiratet, aber hat seit 4 Jahren einen Freund. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind Tango tanzen und herrliche Tapas zubereiten. Sie spricht annehmbar Spanisch. Elena verbringt den größten Teil ihres Tags mit der Verarbeitung aller Formulare, die nötig sind, um Mitarbeiter in der Forschungs-und Entwicklungsabteilung von Amino Pharmaceuticals anzustellen, zu versetzen und zu kündigen. Wenn etwas unvollständig oder unklar ist, nimmt sie sich die Zeit, die Antwort herauszufinden. Sie ist eine Expertin für alle nötigen Formulare und Verfahren. Elenas Ziele: Aufstieg in HR; Exzellenz durch Genauigkeit; Helfen; Nicht in Rückstand geraten 1 - Aufgabenmodell 2 -Persona 3 -Prototyp 4 - Nutzungsszenario 5 - Benutzergruppe 6 -Erfordernis Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 96 von 284
Zusammenfassung Nutzungskontextbeschreibung = Benutzer + Aufgaben + Umgebung + Ressourcen (BAUR) Informationen zur Nutzungskontextbeschreibung werden ermittelt durch: Beobachtung + kontextuelle Interviews + Fokusgruppen Interview: Interview-Checkliste, Meister-Schüler-Modell, offene und geschlossene Fragen Nutzungsszenarien: Ist-Zustand, Soll-Zustand, Personas Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 97 von 284
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Certified Professional for Usability and User Experience Foundation Level (CPUX-F) 3. Spezifizieren der Nutzungsanforderungen
Der menschzentrierte Gestaltungsprozess ISO 9241-210 Planen des menschzentrierten Gestaltungsprozesses Gestaltungslösung erfüllt die Nutzungsanforderungen Projektplan UX Teil Verstehen und Festlegen des Nutzungskontextes Nutzungskontextbeschreibung Benutzergruppenprofil Nutzungsszenarien Personas Iteration, soweit Evaluierungsergebnisse Bedarf hierfür aufzeigen Evaluieren von Gestaltungslösungen anhand der Anforderungen Festlegen der Nutzungsanforderungen Erarbeiten von Gestaltungslösungen zur Erfüllung der Nutzungsanforderungen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 100 von 284
Nutzungskontext verstehen und festlegen Beobachtung von Benutzern Kontextuelle Interviews Fokusgruppen Nutzungskontext beschreiben Erfordernisse festlegen Nutzungsanforderungen herleiten Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 101 von 284
Erfordernis (User need) Eine für einen Benutzer oder eine Benutzergruppe als notwendig identifizierte Voraussetzung, um ein Ziel innerhalb eines bestimmten Nutzungskontextes zu erreichen. Ein Erfordernis ist unabhängig von jeglicher vorgeschlagenen Lösung für dieses Erfordernis. Mit anderen Worten: Ein Erfordernis darf nicht auf z.b. das System oder die Website hinweisen. Erfordernisse werden aufgrund verschiedener Ansätze identifiziert, unter anderem Interviews mit Benutzern, Beobachtungen, Benutzerbefragungen, Usability-Evaluierungen, Expertenanalyse usw. Erfordernisse repräsentieren oftmals Lücken (oder Diskrepanzen) zwischen dem was ist und dem was sein soll. Erfordernisse werden transformiert in Nutzungsanforderungen, die den Nutzungskontext, Benutzerprioritäten sowie das Wechselspiel mit anderen Anforderungen und Einschränkungen mit berücksichtigen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 102 von 284
Erfordernis - Beispiele Ein Vortragender (Benutzer) muss wissen, wie viel Zeit er noch hat (Voraussetzung), um den Vortrag während einer Präsentation mit einer festgelegten Zeitbeschränkung (Nutzungskontext) abschließen zu können (Ziel). Ein Finanzbuchhalter (Benutzer) muss die Anzahl der erhaltenen Rechnungen und ihre Beträge kennen (Voraussetzung) um die tägliche Rechnungsstellung (Ziel) als Teil der Cashflow-Kontrolle (Nutzungskontext) fertigstellen zu können. Ein Projektleiter (Benutzer) muss wissen, welches Budget ihm zur Verfügung steht, um die Projektmitarbeiter (Nutzungskontext) einplanen zu können (Ziel). Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 103 von 284
Übung 8: Erfordernisse für ReiseCheck Der Benutzer muss eine persönliche Reisecheckliste erstellen können. Der Benutzer muss aus Vorschlägen für unterschiedliche Reisen eine geeignete Checkliste auswählen können. Der Benutzer muss Bitte vervollständigen Sie die Liste mit Ihren eigenen Vorschlägen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 104 von 284
Nutzungskontext verstehen und festlegen Beobachtung von Benutzern Kontextuelle Interviews Fokusgruppen Nutzungskontext beschreiben Erfordernisse festlegen Nutzungsanforderungen herleiten Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 105 von 284
Anforderung (Requirement) Eine Bedingung oder Fähigkeit, die ein interaktives System erfüllen oder besitzen muss, um einer Vereinbarung, einem Standard, einer Spezifikation oder anderen formal zugrunde gelegten Dokumenten zu genügen. Eine Anforderung sollte eine festgelegte Bedingung haben, mit der sie validiert werden kann. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 106 von 284
Arten von Anforderungen Man unterscheidet die folgenden Arten von Anforderungen: Interessenvertreteranforderung Marktanforderung Organisatorische Anforderung Nutzungsanforderung Qualitative Nutzungsanforderung Quantitative Nutzungsanforderung Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 107 von 284
Vom Nutzungskontext zu den Anforderungen Kontextbeschreibung Erfordernisse Anforderungen Herr Heim ist häufigauf Reisen unterwegs. Beruflich sind das meist Reisen mit einer Übernachtung im Hotel. Privat unternimmt er längere Urlaubsreisen. Herr Heim packt seinen Koffer selbst, stimmt sich aber mit seiner Frau ab, wer was in seinen Koffer nimmt. Für ihren Sohn wird ein eigener Koffer gepackt. E1: Der Nutzer muss sowohl für berufliche, als auch private Reisenseinen Kofferinhalt planen können. E2: Es muss für den Benutzer möglich sein, den gesamten Inhalt auf mehrere Koffer aufteilen zu können. E3: Es muss für ihn möglich sein, unterschiedliche Inhalte zu pflegen. A1: Die digitale Reisecheckliste muss dem BenutzerVorlagen für berufliche, als auch für private Reisen anbieten. A2: ReiseCheck muss es ermöglichen, ausgewählte Inhalte auf verschiedene Listen zu verteilen. A3: DerAnwender muss Listen für andere Familienmitglieder pflegen können. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 108 von 284
Erfordernis vs. Anforderung Ursprung Erfordernis Ergebnisse der Nutzungskontextanalyse Anforderung Erfordernisse Lösung erwähnen? Nein Ja Eindeutig? Nicht unbedingt Ja Überprüfbar? Nicht unbedingt Ja Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 109 von 284
Erfordernis vs. Anforderung Erfordernis: Im Kontext Eierkochen muss der Frühstückszubereitende wissen, welche Konsistenz (weich, mittel, hart) jeder Frühstücksteilnehmer erwartet (Voraussetzung), um jedem Frühstücksteilnehmer ein erwartungskonformes Ei bereitstellen zu können. Entsprechende Anforderung: Der Nutzer muss am System einstellen können, wie viele Eier weiche, wie viele mittel und wie viele hart gekocht werden sollen. Der Nutzer muss am System erkennen können, welches Ei welche Konsistenz hat. Quelle: Rolf Molich Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 110 von 284
Anforderung (Requirement) Qualitätskriterien für Nutzungsanforderungen eindeutig überprüfbar Beziehen sich auf eines oder mehrere Erfordernisse und erfüllen diese Anmerkung: Die Anforderungen müssen vor Gericht gegen einen unkooperativen Lieferanten und einen skeptischen Richter bestehen. Quelle: Rolf Molich Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 111 von 284
Interessenvertreteranforderung (Stakeholder requirement) Was das interaktive System aus Sicht des Interessenvertreters leisten muss. Interessenvertreter = Alle Benutzer (direkt, indirekt, primär, sekundär) Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 112 von 284
Nutzungsanforderung (User requirement) Anforderung an die Nutzung, die die Basis für die Gestaltung und Evaluierung eines interaktiven Systems in Hinblick auf identifizierte Erfordernisse bildet. Anmerkungen: 1. Nutzungsanforderungen werden von Erfordernissen abgeleitet. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 113 von 284
Nutzungsanforderung qualitativ Eine Beschreibung, was Benutzer während der Durchführung einer Aufgabe mit dem interaktiven System finden, erkennen, verstehen, auswählen oder eingeben müssen. Anmerkung: Qualitative Nutzungsanforderungen sind keine Funktionen, sondern stellen die Basis für Funktionen dar. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 114 von 284
Nutzungsanforderung qualitativ Beispiele : Sinnvolle qualitative Nutzungsanforderungen: Der Benutzer muss die unterschiedlichen Fahrzeuge, die für einen bestimmten Preisbereich auf der Autovermietungswebseite verfügbar sind, vergleichen können. Der Benutzer muss ein Fahrzeug mit automatischer Übertragung auf der Autovermietungswebseite auswählen können. Der Benutzer muss die Öffnungszeiten einer bestimmten Autovermietungsstelle sehen können. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 115 von 284
Nutzungsanforderung qualitativ Was halten Sie von diesen qualitativen Anforderungen? Die Benutzungsschnittstelle muss gebrauchstauglich sein und alle Benutzeraufgaben unterstützen. Die Benutzungsschnittstelle muss einen großen roten Button mit der Aufschrift Auto mieten haben. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 116 von 284
Nutzungsanforderung quantitativ Benötigtes Maß an Usability, um identifizierten Erfordernissen zu genügen im Sinne der Effektivität, Effizienzund Zufriedenstellungin einem festgelegten Nutzungskontext. Anmerkung: Quantitative Nutzungsanforderungen sind Akzeptanzkriterien für die Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung eines interaktiven Systems. Beispiel: Können Benutzer eine bestimmte Aufgabe in einer festgelegten Zeit oder mit einem festgelegten Maximum an Benutzungsfehlern mit dem System erledigen? Quelle: Rolf Molich Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 117 von 284
Nutzungsanforderung quantitativ Muster: <Anzahl> der Testteilnehmer, die folgende Bedingung erfüllen <Beschreibung der Bedingung>. Testeilnehmer soll folgende Aufgabe mit dem interaktiven System lösen <Genaue Beschreibung der Aufgabe>. <Prozentsatz> der Testteilnehmer müssen diese Aufgabe innerhalb von <Zeitraum> lösen können. Beispiel: 10 Benutzer, die die Autovermietungswebseite zum ersten Mal nutzen, sollen einen Mittelklassewagen am Flughafen Stuttgart für ein Wochenende mieten. Mietzeitraum 9 Uhr am Anreisetag bis 17 Uhr am Abreisetag. 80% der Teilnehmer sollen dies innerhalb von 10 Minuten schaffen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 118 von 284
Marktanforderung Eine Anforderung an ein interaktives System, die aus der Absatzpolitik des Anbieters abgeleitet ist und darauf abzielt, Geschäftschancen, Verkäufe und die Nutzung des interaktiven Systems zu maximieren. Anmerkungen: Häufig werden Marktanforderungen Kundenanforderungen genannt. Beispiel für eine Marktanforderung: Die Webseite muss mindestens so benutzbar sein wie jene der zwei stärksten Wettbewerber. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 119 von 284
Organisatorische Anforderung Eine organisatorische Regel die Benutzer befolgen müssen, während sie ihre Aufgaben lösen. Anmerkung: Organisatorische Anforderungen sind Anforderungen an die Benutzer, die zu Anforderungen an das interaktive System führen. Beispiele: Ein Verkäufer muss Angebote über 100.000 Euro vom Geschäftsführer unterschreiben lassen. Eine exakte Beschreibung der Art und Weise wie ein Benutzer eine Bestellung ausführen muss. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 120 von 284
Prüfungsfrage 8 1 richtige Antwort Welcher eine der folgenden Ausdrücke beschreibt diese Aussage am besten: 80% derjenigen Benutzer, die die Autovermietungswebseite zumindest zweimal benutzt haben, müssen in der Lage sein, innerhalb von 5 Minuten einen Kleinwagen ab Flughafen Frankfurt (Deutschland) für zwei Tage beginnend um 09:00 Uhr morgens am kommenden Tag, zu mieten 1 - Low-fidelity-Prototyp-Anforderung 2 - Nutzungsszenario 3 -Testaufgabe 4 -Erfordernis 5 - Quantitative Nutzungsanforderung 6 - Anwendungsfall Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 121 von 284
Prüfungsfrage 9 2 richtige Antworten Welche zwei der folgenden Aussagen sind Nutzungsanforderungen für eine Autovermietungswebseite (im Gegensatz zu organisatorischen Anforderungen und Marktanforderungen)? 1 -Benutzer, die das System zum ersten Mal benutzen, müssen im Durchschnitt in der Lage sein, ein Auto innerhalb von 10 Minuten zu mieten 2 - Das Firmenlogo muss in der oberen linken Ecke jeder Webseite erscheinen 3 -Die Website muss zumindest so benutzbar sein, wie die der zwei stärksten Wettbewerber 4 -Die Website muss über ein Hilfesystem verfügen 5 -Das Farbschema der Website muss die Standardfarben der Firma widerspiegeln 6 - Benutzer müssen die Reservierung stornieren können Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 122 von 284
Zusammenfassung Anforderungen werden aus Erfordernissen abgeleitet. Anforderungen = Interessenvertreteranforderungen + Marktanforderungen + Organisatorische Anforderungen + Nutzungsanforderungen Nutzungsanforderungen werden bei der Evaluierung des interaktiven Systems eingesetzt, um zu prüfen, ob das System den Erwartungen der Benutzer angemessen entspricht. Nutzungsanforderungen müssen eindeutig und überprüfbar sein und falls nötig vor Gericht bestehen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 123 von 284
Übung 9: Nutzungsanforderungen ableiten Leiten Sie aus den in der letzten Übung aufgestellten Erfordernissen für ReiseCheck mindestens 3 wichtige qualitative und mindestens 3 wichtige quantitative Nutzungsanforderungen für die digitale Reisecheckliste ab. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 124 von 284
Certified Professional for Usability and User Experience Foundation Level (CPUX-F) 4. Entwickeln von Designlösungen 1 Usability Prinzipien und Richtlinien
Agenda-Übersicht 1. Tag 9:00 17:00 Grundlegende Begriffe und Konzepte des Usability Engineering Verstehen und Spezifizieren des Nutzungskontextes Spezifizieren der Nutzungsanforderungen 2. Tag 9:00 17:00 Entwickeln von Designlösungen 1 Usability Prinzipien Entwickeln von Designlösungen 2 Spezifizieren der Interaktion Evaluierung des Designs 1 Usability Test Evaluierung des Designs 2 Andere Evaluierungsmethoden 3. Tag 9:00 16:15 Prozessmanagement und Verwendung von Methoden Prüfungsvorbereitung - Wiederholung des wichtigsten Stoffes Generalprobe der Zertifizierungsprüfung 13:15 13:40 Zertifizierungsprüfung 15:00 16:15 Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 126 von 284
Agenda 2. Tag 1. Tag 9:00 17:00 Entwickeln von Designlösungen 1 Usability Prinzipien Pause (10:30 10:45) Entwickeln von Designlösungen 2 Spezifizieren der Interaktion Mittagspause (12:15 13:15) Evaluierung des Designs 1 Usability Test Pause (15:15 15:30) Evaluierung des Designs 2 Andere Evaluierungsmethoden Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 127 von 284
Der menschzentrierte Gestaltungsprozess ISO 9241-210 Planen des menschzentrierten Gestaltungsprozesses Gestaltungslösung erfüllt die Nutzungsanforderungen Projektplan UX Teil Verstehen und Festlegen des Nutzungskontextes Nutzungskontextbeschreibung Benutzergruppenprofil Nutzungsszenarien Personas Iteration, soweit Evaluierungsergebnisse Bedarf hierfür aufzeigen Evaluieren von Gestaltungslösungen anhand der Anforderungen Festlegen der Nutzungsanforderungen Erarbeiten von Gestaltungslösungen zur Erfüllung der Nutzungsanforderungen Erfordernisse Nutzungsanforderungen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 128 von 284
Prüfungsfrage 10 1 richtige Antwort Der Prozess für eine menschzentrierte Gestaltung eines interaktiven Systems muss beinhalten: 1 -Ein klares Bekenntnis des Managements zu Gebrauchstauglichkeit und menschzentrierter Gestaltung 2 - Einen Managementansatz, der Innovation umfasst 3 - Wettbewerberanalyse, um die Fallstricke zu verstehen 4 - Effektives Einholen von Benutzerfeedback in allen Phasen 5 -Regelmäßige Vorführungen des entstehenden interaktiven Systems bei Benutzern 6 -Genaue Zeitpläne zur Erreichung der Usability-Meilensteine, mit Hilfe derer der Fortschritt überwacht werden kann Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 129 von 284
Wichtige Designbegriffe Affordance (Handlungsleitung) Intuitiv Mentales Modell Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 130 von 284
Affordance (Handlungsleitung) Aspekte eines Objektes, die verdeutlichen, wiedas Objekt benutzt werden kann. Anmerkung: Affordances und Selbstbeschreibungsfähigkeit sind Mittel, um interaktive Systeme intuitiv bedienbar zu machen. Beispiele für Affordances: Ein Henkel einer Teetasse stellt eine offensichtliche Handlungsanweisung dar, sie zu halten. Ein Button auf einer Webseite bietet die Handlungsanweisung, auf ihn zu klicken. Ein Firmenemblem in der oberen linken Ecke einer Webseite bietet eingeschränkte Handlungsanweisung, darauf zu klicken. Quelle: amazon.de Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 131 von 284
Übung 10: Affordance Welche Affordances bietet dieser Stuhl? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 132 von 284
Affordance Ist das eine gute Affordance? Quelle: Don Norman, The Design of Everyday Things Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 133 von 284
Intuitiv Die Benutzung des interaktiven Systems ist unmittelbar zu verstehen unabhängig von der Erfahrung, vom Wissen, von den Sprachkenntnissen oder vom momentanen Konzentrationsgrad des Benutzers. Anmerkung: Affordance und Selbstbeschreibungsfähigkeit sind Mittel, ein interaktives System intuitiv zu gestalten. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 134 von 284
Intuitiv Was heißt das? Quelle: Startup Vitamins, pic.twitter.com Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 135 von 284
Intuitiv Beispiele Der Papierkorb kann heute von jedem intuitiv verwendet werden. Das wäre vor ein paar hundert Jahren vielleicht noch anders gewesen. Quelle: haysworld.de Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 136 von 284
Intuitiv bedienbar Was ist der Unterschied? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 137 von 284
Mentales Modell Die Vorstellung, die Menschen von sich, von anderen, der Umgebung und den Dingen haben, mit denen sie interagieren. Anmerkungen: Alternative, populäre Definition: Der Denkprozess einer Person darüber, wie etwas in der realen Welt funktioniert. Menschen generieren mentale Modelle aufgrund von Erfahrung, Training und Instruktion. Das mentale Modell bezüglich eines interaktiven Systems wird größtenteils durch die Interpretation von wahrgenommenen Aktionen und sichtbaren Strukturen gebildet. Die Erwartung durch die Benutzung anderer oder ähnlicher Systeme spielt auch eine Rolle. Wenn ein mentales Modell eines Benutzers von einem interaktiven System unvollständig oder widersprüchlich ist, dann kann der Benutzer das interaktive System nicht hindernisfrei benutzen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 138 von 284
Mentales Modell Beispiel Unterschiedliche Vorstellungen vom gleichen System. Das mentale Modell ist abhängig von den Erfahrungen und der Funktion des Betrachters Quelle: Ch. Rudlof Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 139 von 284
Prüfungsfrage 11 1 richtige Antwort Einige Benutzer bestimmter Textverarbeitungssysteme glauben irrtümlich, dass alle ihre Änderungen seit dem letzten Speichern verloren gehen würden, falls das System abstürzt. Diese Annahme zeigt ein Problem mit 1 - der Handlungsleitung des interaktiven Systems 2 - der Fehlerbehandlungsfähigkeit des interaktiven Systems 3 - der Intuitivität des interaktiven Systems 4 - dem Mentalen Modell des Benutzers 5 - der Beschreibung der Personas 6 - dem Benutzergruppenprofil Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 140 von 284
Dialog Interaktion zwischen einem Benutzer und einem interaktiven System in Form einer Folge von Handlungen des Benutzers (Eingaben) und Antworten des interaktiven Systems (Ausgaben), um ein Ziel zu erreichen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 141 von 284
Dialogprinzipien (Dialogue principles) Allgemeine Ziele für das Dialogdesign. Anmerkungen: Dialogprinzipien sind unabhängig von einer spezifischen Technologie oder Technik. Aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit kann es schwierig sein, Dialogprinzipien im konkreten Kontext umzusetzen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 142 von 284
Dialogprinzipien ISO 9241-110 Die DIN EN ISO 9241-110 führt folgende sieben Dialogprinzipien auf: Aufgabenangemessenheit Selbstbeschreibungsfähigkeit Erwartungskonformität Fehlertoleranz Lernförderlichkeit Individualisierbarkeit Steuerbarkeit Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 143 von 284
Aufgabenangemessenheit (Suitability for the task) Die Eigenschaft eines interaktives Systems den Benutzer zu unterstützen, seine Aufgabe zu erledigen, d. h., die Funktionalität und Dialog an die charakteristischen Eigenschaften der Aufgabe anzupassen, anstatt an die zur Aufgabenerledigung eingesetzten Technologie. Empfehlungen zur Befolgung des Dialogprinzips: Der Dialog sollte dem Benutzer solche Informationen anzeigen, die im Zusammenhang mit der erfolgreichen Erledigung der Aufgabe stehen. Der Dialog sollte dem Benutzer keine Informationen anzeigen, die nicht für die erfolgreiche Erledigung relevanter Aufgaben benötigt werden. Die Form der Eingabe und Ausgabe sollte der Aufgabe angepasst sein. Wenn für eine Aufgabe ganz bestimmte Eingabewerte typisch sind, sollten diese Werte dem Benutzer automatisch als voreingestellte Werte verfügbar sein. Die vom interaktiven System verlangten Dialogschritte sollten zum Arbeitsablauf passen, d. h. notwendige Dialogschritte sollten enthalten sein und unnötige Dialogschritte sollten vermieden werden. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 144 von 284
Aufgabenangemessenheit Beispiel 1 Drucken-Dialog in Adobe Reader Ist dieser Dialog aufgabenangemessen? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 145 von 284
Aufgabenangemessenheit Beispiel 2 Drucken Dialog in Microsoft Office 2010 Wie aufgabenangemessen ist dieser Dialog? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 146 von 284
Selbstbeschreibungsfähigkeit (self-descriptiveness) Die Eigenschaft eines Dialogs zu jeder Zeit dem Benutzer offensichtlich zu machen, in welchem Dialog, an welcher Stelle im Dialog er sich befindet, welche Handlungen unternommen werden können und wie diese ausgeführt werden können. Anmerkung: Affordance und Selbstbeschreibungsfähigkeitsind Mittel, um ein interaktives System intuitiv zu gestalten. Beispiele: Ein Hotelreservierungssystem erlaubt es dem Benutzer, die notwendigen Daten einzugeben und bietet eine [Weiter]-Taste und eine [Zurück]-Taste an, um den Benutzer durch die Dialogschritte zu leiten. Ein Softwarepaket bietet Menüpunkte an, deren Titel sich ausdrücklich auf die üblichen Benutzeraufgaben beziehen, die durch das Softwarepaket unterstützt werden. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 147 von 284
Selbstbeschreibungsfähigkeit Dem Benutzer sollte es jederzeit möglich sein, sich mit Hilfe des Dialogsystems folgende Fragen eines guten Dialogs zu beantworten: Wo bin ich? Was kann ich hier tun? Wie kam ich hierher? Wohin kann ich von hier aus gehen? Wie komme ich dorthin? Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 148 von 284
Selbstbeschreibungsfähigkeit Beispiel Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 149 von 284
Erwartungskonformität (Conformity with user expectations) Übereinstimmung mit den aus dem Nutzungskontext heraus vorhersehbaren Benutzerbelangen sowie allgemein anerkannten Konventionen. Anmerkungen: Benutzerbelange, z.b. Kenntnisse aus dem Arbeitsgebiet Ausbildung und Erfahrung anerkannte Konventionen, z.b. anerkannte Styleguides (z.b. Windows-Styleguide) allgemein verwendete Gestaltungsregeln Teilaspekte: einheitliches Dialogverhalten (Konsistenz) Ähnlichkeit von Dialogen bei ähnlichen Aufgaben Rückmeldungen über den Bearbeitungsstand/-dauer Sinnvolle Voreinstellungen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 150 von 284
Konsistenz (Consistency) Die gleiche Information wird in gleicher Weise innerhalb des gesamten interaktiven Systems entsprechend der Benutzererwartung dargestellt. Anmerkungen: Konsistenz ist auf verschiedenen Ebenen relevant wie zum Beispiel: innerhalb einer Bildschirmanzeige zwischen den Bildschirmanzeigen desselben interaktiven Systems zwischen interaktiven Systemen desselben Herstellers zwischen ähnlichen interaktiven Systemen unterschiedlicher Hersteller Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 151 von 284
Erwartungskonformität, Konsistenz Beispiel Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 152 von 284
Lernförderlichkeit (Suitability for learning) Die Eigenschaft eines Dialogs die Benutzer beim Erlernen der Nutzung des interaktiven Systems zu unterstützen und anzuleiten. Empfehlungen zur Befolgung des Dialogprinzips: Der Dialog sollte ausreichende Rückmeldung über Zwischen-und Endergebnisse von Handlungen bereitstellen, damit die Benutzer von erfolgreich ausgeführten Handlungen lernen. Falls es zu den Aufgaben und den Lernzielen passt, sollte das interaktive System dem Benutzer erlauben, Dialogschritte ohne nachteilige Auswirkungen auszuprobieren. Beispiel für Lernförderlichkeit: Wenn Benutzer mit Hilfe eines Hotelzimmerreservierungssystems ein Zimmer reservieren, erhalten die Benutzer Schritt für Schritt Rückmeldungen, um ihre Anfrage zu verfeinern und immer mehr Details über den Fortschritt der erfolgreichen Zimmerreservierung. Learning by doing Lernen am Beispiel Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 153 von 284
Lernförderlichkeit Beispiel Anzeige der Shortcuts in Thunderbird Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 154 von 284
Steuerbarkeit (Controllability) Der Benutzer ist in der Lage einen Dialogablauf zu starten sowie seine Richtung und Geschwindigkeit zu beeinflussen, bis das Ziel erreicht ist. Teilaspekte: Dialogfluss Interaktionsgeschwindigkeit Feedback der Anwendung Verwendung von Werkzeugen Verhalten in kritischen Situationen Quelle: Ergo-Online Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 155 von 284
Fehlertoleranz (Error tolerance) Die Eigenschaft eines Dialogs das beabsichtigte Arbeitsergebnis trotz erkennbar fehlerhafter Eingaben entweder mit keinem oder mit minimalem Korrekturaufwand seitens des Benutzers zu erreichen. Teilaspekte: Fehlererkennung und -vermeidung(schadensbegrenzung) Fehlerkorrektur Fehlermanagement, um mit Fehlern umzugehen, die sich ereignen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 156 von 284
Fehlertoleranz - Beispiele Wenn ein Fehler auftritt, sollte das interaktive System eine genaue und verständliche Erklärung anbieten und konstruktiv eine Lösung vorschlagen, was als nächstes zu tun ist. Wenn aus einer Benutzeraktion schwerwiegende Folgen entstehen können, dann sollte das interaktive System eine Erklärung anbieten und eine Bestätigung vor der Durchführung der Aktion durch den Benutzer einholen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 157 von 284
Schreibregeln für Fehlermeldungen Meldungen sollen konstruktiv, verständlich, präzise, erkennbar und höflich sein. Im Aktiv, nicht im Passiv formulieren! Keine doppelte Verneinung verwenden! Einfache Konstruktion der Sätze (Subjekt, Prädikat, Objekt)! Einheitliche Syntax verwenden (nicht: SNR, Sachnummer, SNr. ) Grammatikalisch richtige und vollständige Sätze schreiben! Keine Anzeige von im Kontext überflüssigen Informationen! Sowohl Meldung, Grund als auch Lösungsmöglichkeit jeweils in einem eigenen Satz beschreiben. Meldungen sollten i.a. positiv formuliert werden und betonen, was zu tun ist, statt was zu vermeiden ist. Das Ergebnis einer Aktion sollte angegeben werden, bevor beschrieben wird, wie die Aktion ausgeführt wird. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 158 von 284
Fehlermeldung extrem Kürzer geht s nicht Beim Hochfahren meines Notebooks Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 159 von 284
Individualisierbarkeit (Suitability for individualization) Die Eigenschaft eines Dialogs die es Benutzern ermöglicht, die Interaktion mit dem System und die Darstellung von Informationen an ihre individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse anpassen zu können. Teilaspekte: Anbieten alternativer Bedien- und Darstellungsformen Navigation für Laien- vs. Expertenbenutzer grafische vs. textuelle Darstellungen Möglichkeit individueller Dialogeinstellungen Layout / Bildschirmaufteilung Farben und Schriften Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 160 von 284
Individualisierbarkeit Beispiel Thunderbird Einstellungen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 161 von 284
Prüfungsfrage 12 1 richtige Antwort Eine betriebliche Anwendung für Banken verwendet Fachausdrücke wie elektronischer Zahlungsverkehr und Termin-und Spareinlagen. Auf welchem einen Dialogprinzip basiert diese Entscheidung? 1 - Erwartungskonformität 2 - Lernförderlichkeit 3 - Usability-Testfähigkeit 4 - Aufgabenangemessenheit 5 - Gestaltungsregeln der Zielplattform anwenden 6 - Zeitnahe Rückmeldung in angemessener Form geben Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 162 von 284
Heuristik Eine allgemein anerkannte Daumenregel die hilft Usability zu erreichen. Anmerkungen: Heuristiken dienen hauptsächlich dazu, Usability zu gewährleisten und nicht Nützlichkeit. Beispiele allgemein anerkannter Heuristiken (Jakob Nielsen und Rolf Molich): Beachte Konventionen der realen Welt, z.b. sprich die Sprache der Benutzer. Beachte Konventionen der verwendeten Plattform. Minimiere die Notwendigkeit zur Erinnerung beim Benutzers in dem Objekte, Handlungen und Optionen sichtbar gemacht werden. Biete angemessenes Feedback innerhalb angemessener Zeit. Hilf Benutzern beim Erkennen, Verstehen und Beseitigen von Fehlern. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 163 von 284
Gestaltungsregel Konkrete, spezifische Instruktion oder Empfehlung, die wenig Interpretationsspielraum lässt, so dass verschiedene Designer sie ähnlich umsetzen. Anmerkungen: Sammlungen von Gestaltungsregeln werden als Styleguides bezeichnet. Design Patterns müssen relevante Gestaltungsregeln erfüllen. Beispiele für Gestaltungsregeln: Für alle Steuerelemente, wie z.b. Buttons, wähle den zuverlässigsten, sichersten Wert als Voreinstellung, um den Datenverlust bzw. den riskanten Systemzugriff zu verhindern. Wenn Sicherheit und Schutz der Daten keine relevanten Faktoren sind, wähle den häufigsten oder bequemsten Wert. Das Firmenlogo muss in der oberen, linken Ecke jeder Seite erscheinen. Die Position muss exakt die gleiche sein wie die auf der Homepage. Klicken auf das Logo muss die Anzeige der Homepage zur Folge haben. Die Höhe eines Buttons muss 23 Pixel betragen. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 164 von 284
Styleguide Eine Sammlung von Gestaltungsregeln die verwendet wird, um die grundsätzliche Erscheinung der Benutzungsschnittstelle auf jeglicher Software einer Organisation festzulegen. Anmerkung: Styleguides werden manchmal auch als UX Guides bezeichnet. Beispiele für Styleguides: Windows User Experience Interaction Guidelines for Windows Desktop apps ( UX Guide ) IOS Human Interface Guidelines Android Design Guidelines Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 165 von 284
Styleguide Beispiel Gestaltungsregeln aus dem Android Styleguide Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 166 von 284
Design Pattern (Entwurfsmuster) Eine wiederverwendbare Lösung für ein Gestaltungsproblem innerhalb eines Kontexts. Ein Design Pattern beschreibt ein Gestaltungsproblem, eine Lösung und wo sich diese Lösung als funktionierend herausgestellt hat. Anmerkung : Verschiedene Webseiten bieten freien Zugang zu einer großen Auswahl an Design Patterns z.b. www.welie.com Eine Übersicht zahlreicher Hersteller Guidelines finden Sie unter www.procontext.com/richtlinien_und_standards.html Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 167 von 284
Design Pattern Beispiel Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 168 von 284
Zusammenfassung Begriff Gültigkeit Umsetzbarkeit Dialogprinzip Allgemein Schwierig im konkreten Kontext Heuristik Gestaltungsregel Design Pattern Allgemein, aber begrenzter als Dialogprinzip Nur im spezifischen Kontext Nur im spezifischen Kontext Schwierig, aber einfacher als Dialogprinzip Einfach Sehr einfach (Vorlage kopieren) Styleguide Wie Gestaltungsregel Wie Gestaltungsregel Quelle: Rolf Molich Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 169 von 284
Prüfungsfrage 13 3 richtige Antworten Welche drei der folgenden Begriffe bezeichnen Dialogprinzipien? 1 - Erwartungskonformität 2 - Lernförderlichkeit 3 - Usability-Testfähigkeit 4 - Aufgabenangemessenheit 5 - Gestaltungsregeln der Zielplattform anwenden 6 - Zeitnahe Rückmeldung in angemessener Form geben Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 170 von 284
Zusammenfassung Wichtige, grundlegende Designbegriffe: Affordance (Handlungsleitung) Intuitiv Mentales Modell Die sieben Dialogprinzipien: Aufgabenangemessenheit Selbstbeschreibungsfähigkeit Erwartungskonformität Fehlertoleranz Lernförderlichkeit Individualisierbarkeit Steuerbarkeit Grundlagen für das Design Dialogprinzipien Heuristik Gestaltungsregel Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 171 von 284
Übung 11: Meldungen und Fehlermeldungen Bitte entwerfen Sie 3-4 Meldungen oder Fehlermeldungen für die digitale Reisecheckliste. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 172 von 284
Übung 12: Dialogprinzipien Bitte verwenden Sie die sieben Dialogprinzipien, bei der Analyse der Webseite von Sixt.de. Bitte führen Sie die folgende Aufgabe durch: Was würde es kosten, einen Mittelklassewagen, z.b. BMW 3er, am 1. Dezember, gegen 10 Uhr am Flughafen Stuttgart zu mieten und diesen am 3. Dezember in Hamburg am Flughafen gegen 18 Uhr wieder zurück zu geben? Sie sind unterwegs mit Ihrer Frau und einem dreijährigen Kind. Danach fällt Ihnen ein, dass Sie ja vom Hamburger Hauptbahnhof mit dem Zug weiterfahren wollen. Passen Sie Ihre Auswahl entsprechend an. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 173 von 284
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Certified Professional for Usability and User Experience Foundation Level (CPUX-F) 5. Entwickeln von Designlösungen 2 Spezifizieren der Interaktion
Der menschzentrierte Gestaltungsprozess ISO 9241-210 Planen des menschzentrierten Gestaltungsprozesses Gestaltungslösung erfüllt die Nutzungsanforderungen Projektplan UX Teil Verstehen und Festlegen des Nutzungskontextes Nutzungskontextbeschreibung Benutzergruppenprofil Nutzungsszenarien Personas Iteration, soweit Evaluierungsergebnisse Bedarf hierfür aufzeigen Evaluieren von Gestaltungslösungen anhand der Anforderungen Festlegen der Nutzungsanforderungen Erarbeiten von Gestaltungslösungen zur Erfüllung der Nutzungsanforderungen Erfordernisse Nutzungsanforderungen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 176 von 284
Informationsarchitektur Die Benennung und Strukturierung der Informationen die für den Benutzer erreichbar sein müssen, einschließlich der Nutzungsobjekte, Systemobjekte (wie z.b. Drucker ) und weiterer für den Benutzer erforderlichen Informationen. Zur Informationsarchitektur gehören: Datenmodell aus Benutzersicht Struktur der Suche aus Benutzersicht Vokabular Wireframes Die Gestaltung des Systems gehört nicht dazu. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 177 von 284
Navigationsstruktur Die logische Organisation der angezeigten Informationseinheiten der Benutzungsschnittstelle. Anmerkungen: In der Praxis sind die angezeigten Informationseinheiten oft Bildschirminhalte, Seiten oder Fenster. Die Navigationsstruktur umfasst: Die logische Struktur, zum Beispiel Hierarchie, Anordnung sowie Gruppierung von Bestandteilen des User Interfaces bzw. Navigationsitems. Die Navigationsmittel zum Navigieren in der Struktur, zum Beispiel Menü und Brotkrumen (bread crumbs). Die Navigationsstruktur ist ein Teil der Informationsarchitektur. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 178 von 284
Nutzungsobjekt (Task object) Die wichtigsten Informationseinheiten oder Daten mit denen Benutzer interagieren, um ihre Aufgaben durchzuführen. Beispiele für Nutzungsobjekte: Für ein Kundenmanagementsystem: Ein Brief an einen Kunden Eine Liste unbezahlter Rechnungen des Kunden Ein Auftrag von dem Kunden Für einen Automaten der Bahnkarten verkauft: Eine Fahrkarte Eine Quittung für den Kauf einer Fahrkarte Ein Reiseplan Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 179 von 284
Prüfungsfrage 14 1 richtige Antwort Welche eine Aussage beschreibt ein "Nutzungsobjekt" am besten? 1 -Eine Aufgabe für einen Testteilnehmer in einem Usability-Test oft als Objekt bezeichnet 2 -Einer der wichtigen Teile des Nutzungskontexts zusammen mit Benutzer, Umgebung und Arbeitsmittel 3 - Ein Synonym für Erfordernis 4 -Ein Objekt, das Benutzer über die Benutzungsschnittstelle bearbeiten können, um ein Ziel zu erreichen 5 - Eine objektive Arbeitseinheit durchgeführt von einer Persona 6 -Ein Objekt, das Benutzer auf dem Bildschirm eingeben können z.b. das Benutzerpasswort Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 180 von 284
Benutzerunterstützung Informationen um einem Benutzer bei der Interaktion mit einem interaktiven System zu helfen. Anmerkungen: Benutzerunterstützung kann eine Beschreibung der Benutzeroberfläche selbst beinhalten, aber auch Informationen, wie der Benutzer am besten die Möglichkeiten des interaktiven Systems für die Erfüllung seiner Anforderungen einsetzen kann. Benutzerunterstützung schließt alle Formen von Hilfestellung ein, die für den Benutzer zur Verfügung stehen, z.b.: Benutzerdokumentation Onlinehilfe Systeminitiierte Benutzerführung Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 181 von 284
Benutzerdokumentation Für Benutzer geschriebene oder andere Anleitungen zu dem interaktiven System, wie es funktioniert, und wie man es bedient. Anmerkung: Benutzerdokumentation ist eine Form der Benutzerunterstützung Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 182 von 284
Onlinehilfe Unterstützung die durch ein Computerprogramm bereitgestellt wird. Onlinehilfe kann themenorientiert, verfahrensorientiert oder ein Hinweis sein. Anmerkungen: Onlinehilfe kann auch Informationen zu weitergehenden Themenbereichen bieten. Onlinehilfe ist eine Form der Benutzerunterstützung. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 183 von 284
Systeminitiierte Benutzerführung Explizite Information über ein Ereignis oder einen Zustand vom interaktiven System an den Benutzer. Anmerkungen: Systeminitiierte Benutzerführung umfasst: Meldungen (informativ, warnend, auf Fehler hinweisend) Statusinformation, z.b. 7 neue Nachrichten Instruktionen, z.b. E-Mail-Adressen können mit einem Leerzeichen, einem Komma, einem Semikolon oder einem Zeilenumbruch getrennt werden. Meldungen, müssen konstruktiv, präzise, verständlich und sichtbar sein. Systeminitiierte Benutzerführung ist eine Form der Benutzerunterstützung. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 184 von 284
Aufgabenmodell Eine Beschreibung der Teilaufgaben die erledigt werden müssen, um die Ziele des Benutzers zu erreichen. Anmerkung: Ein Aufgabenmodell beschreibt die Logik einer Aufgabe an sich, während ein Szenario die Erledigung einer oder mehrerer Aufgaben durch eine Persona beschreibt. Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 185 von 284
Aufgabenmodell Beispiel Aufgabenmodell Herr Heim plant eine Geschäftsreisemit zwei Übernachtungen. Zum Packen des Koffers nutzt er seine Reisecheckliste. Erstartet die App auf seinem Smartphone. Er will eine neue Checklistefür eine Geschäftsreise erstellen. Herr Heim wählt die am Besten passende Vorlage aus. Er wählt Gegenstände in der Liste aus, andere löscht er,fehlende Gegenstände fügt er hinzu. Er speichert die Liste unter einem Namen ab. Systemunterstützung ReiseCheck Anzeige der verfügbaren Checklisten Anzeige von passenden Vorlagen Anzeige der Details Anzeige der angepassten Liste Anzeige Eingabefeld für Listennamen Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 186 von 284
Aufgabenmodell - Editor VTMB Quelle: Christoph Habbe Richard Oed - Technische Akademie Esslingen Usability Engineering Professional Folie 187 von 284