Handlungsfelder der onkologischen Pflege

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Transkript:

Handlungsfelder der onkologischen Pflege Erläuterung anhand des Modells von Corbin und Strauß Sibylle Reimers Onkologische Fachpflegekraft UKE Hamburg

Gliederung Das Corbin-Strauß-Modell Die Handlungsfelder der onkologischen Fachpflegenden anhand des Corbin- Strauß-Modells Fazit Sibylle Reimers 2 15. November 2013

Das Corbin-Strauß-Modell Entwickelt von Anselm Strauß und Juliet Corbin Untersucht wurden Alltag und Umwelt chronisch Kranker und Pflegender Krankheitsverläufe stellen sich als Phasen dar Ziel: Selbständigkeit, Selbstbestimmung und Selbsthilfe fördern Sibylle Reimers 3 15. November 2013

Gesundheitszustand zeit Akute Ph. Normalisierungsph. Stabile Ph. Instabile Ph. Stabile Ph. Absteigende Ph. Sterbeph. Sibylle Reimers 4 15. November 2013

Vor der Erkrankung die Lebensumstände des Patienten und seiner Angehörigen erfassen Pflegerische und soziale Informationen, sowie bisherige Bewältigungsstrategien in Krisenzeiten erfragen diese werden in der pflegerischen biographischen Anamnese mit einbezogen Sibylle Reimers 5 15. November 2013

1. Akute Phase Zu Krankheitsbeginn oder im Verlauf der Erkrankung Angst um Leben, vor Schmerzen und Zukunft Therapieentscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen und deren Nebenwirkungen Sibylle Reimers 6 15. November 2013

Handlungsfelder Akute Phase Empathie, Informationen und Beratungen, Gesprächsführung Umgang mit den Nebenwirkungen Hinweise auf sozialrechtliche Belange psychologische Betreuung (Kindern & Partner) Selbsthilfegruppen und Informationsquellen Sibylle Reimers 7 15. November 2013

2. Phase der Normalisierung Körperliche und emotionale Erholung Wiedererlangung der körperlichen Funktionsfähigkeit Lernen mit Einschränkungen oder Veränderungen umzugehen Ziel ist die Bewältigung des Alltags Sibylle Reimers 8 15. November 2013

Handlungsfelder Phase der Normalisierung Im Umgang mit bleibenden Veränderungen zu schulen gezielte Beratung und Unterstützung Körperbildstörungen erkennen und thematisieren Sibylle Reimers 9 15. November 2013

3. Stabile Phase Es gibt weder positive noch negative Veränderungen Ziel ist es die Stabilität zu erhalten Sibylle Reimers 10 15. November 2013

Handlungsfelder Stabile Phase Angehörigen auf die Notwendigkeit von Pausen aufmerksam machen und über Möglichkeiten zu informieren Organisation von stationärer oder ambulanter Kurzzeitpflege, Tagespflege oder dem verstärktem Einbinden des sozialen Netzes Selbsthilfegruppen zum Austauschen und als Stütze Sibylle Reimers 11 15. November 2013

4. Instabile Phase Störungen schränken die Bewältigung des Alltags stark ein Krankenhausaufenthalt ist nicht notwendig Ziel ist es Kontrolle über Erkrankung und Symptome zu erlangen Sibylle Reimers 12 15. November 2013

Handlungsfelder Instabile Phase Kontrolle über die Erkrankung und die Symptome zu erlangen Anleitung (z.b. Führen eines Schmerztagebuches) Beratung (z.b. zu Fatigue) Ermitteln von Ressourcen Psychische Unterstützung durch Psychoonkologen, Seelsorger, Selbsthilfe- und Angehörigengruppen Anregungen geben und Ansprechpartner nennen Sibylle Reimers 13 15. November 2013

5. Absteigende Phase Die Krankheit verschlechtert sich Zunehmende Einschränkung in den ATLs Ständige Neuorganisation und Anpassung an den sich verschlechternden Zustand, um Lebensqualität zu erhalten Sibylle Reimers 14 15. November 2013

Handlungsfelder Absteigende Phase Probleme zu erfassen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten Zum Beispiel Umbau der Wohnräume Gestaltung des Sterbens (zu Hause, Hospiz, etc.) Beraten und Gesprächspartner sein das Aufräumen im Leben mentale Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben erkennen eigener Grenzen und Einbeziehen von Psychoonkologen und Seelsorgern Sibylle Reimers 15 15. November 2013

6. Sterbephase Die Krankheit verschlechtert sich stark Die Einschränkungen in den persönlichen Aktivitäten sind zunehmend Sibylle Reimers 16 15. November 2013

Handlungsfelder der Sterbephase Empathie, um den Patienten und seine Familie aufzufangen und zu begleiten Möglichkeit bieten, Gedanken und Sorgen auszusprechen Wünsche erfassen und umsetzen Wissen in der palliativen Versorgung Umgang mit Symptomen und der emotionalen und psychosozialen Begleitung komplementäre Pflege Selbstpflege, einzeln und als Team Sibylle Reimers 17 15. November 2013

Fazit Der Krankheitsverlauf bei onkologischen Patienten verläuft in unterschiedlichen Phasen Die Bedürfnisse der Patienten und ihrer Bezugspersonen müssen individuell erfasst werden In allen Phasen steht die Patientenedukation durch Information, Beratung und Schulung im Mittelpunkt Fachpflegende haben umfassende kommunikative Fähigkeiten erworben, um diese Gespräche führen zu können. Sibylle Reimers 18 15. November 2013

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Sibylle Reimers 19 15. November 2013

Literatur Corbin, Juliet M. / Strauss, Anselm L. [2002]: Weiterleben lernen. Verlauf und Bewältigung chronischer Krankheit. 2. Auflage. Bern Göttingen, Toronto, Seattle: Hans Huber. Grötken, Kornelia/ Hokenbecker-Belke, Eva [2006]: Das Trajekt- Modell. Im Mittelpunkt: der chronisch kranke Patient als aktiver Partner. In: Die Schwester, der Pfleger, Heft 4, 45: 270-274. Lorenz-Krause, Regina [2005]: Das Trajekt-Modell als Bezugsrahmen der Pflege- und Verlaufskurve. In: Gerwin, Birgit/ Lorenz-Krause, Regina [Hrsg.] [2005]: Pflege- und Krankheitsverläufe aktiv steuern und bewältigen. Unter Berücksichtigung des Corbin-Strauß-Pflegemodells. Münster: Lit-Verlag, S. 6-35. Sibylle Reimers 20 15. November 2013