Arbeitshilfe Konzeption Das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit sowie die fachliche Begleitung im Landesprogramm Schulbezogene Jugendsozialarbeit empfehlen zur Implementierung eine Konzeption zwischen Schule und Leistungserbringer zur schulbezogenen Jugendsozialarbeit. Zur Unterstützung bei der Erstellung der Konzeption soll diese Arbeitshilfe wichtige Anregungen und Hilfestellungen bieten. Erstellung einer Konzeption zur Schulbezogenen Jugendsozialarbeit Inhalte Untersetzung Methoden Verweis auf das Leitbild des Trägers oder Formulierung eines eigenen Leitbildes. Leitbild In der Regel verfügt jeder Träger über ein Leitbild. Diese können beim öffentlichen Träger die Grundsätze des Jugendförderplans sein oder beim freien Träger das Trägerleitbild. innerhalb der Konzeption sollte auf dieses Leitbild verwiesen werden Analyse vor Ort Analyse und Beschreibung des Umfeldes (Sozialraum), in der sich die Schule befindet sowie die Situation innerhalb der Schule. Analyse vor Ort gliedert sich in zwei Teile: statistischer, beschreibender Teil, der mit Daten und Fakten belegt werden kann analytischer Teil, in dem die Lebenssituation der jungen Menschen ausgewertet wird Hilfreiche Fragestellungen für die Analyse sind u.a.: Analyse von statistischen Daten (z.b. Schulstatistiken, Thür. Landesamt für Statistik, Jugendhilfeplanung, Jugendförderplan, Schulnetzplan) Eigene Befragungen (z.b. Befragung von jungen Menschen) Analyse von Sekundärerhebungen (z.b. Kinder- und Jugendstudien)
Inhalte Untersetzung Methoden Wo befindet sich die Schule (ländlich/städtisch? Welches Einzugsgebiet hat die Schule? Aus welchen Lebensverhältnissen kommen die jungen Menschen in der Schule? Welche Problemlagen gibt es im Sozialraum? Welche Problemlagen gibt es innerhalb der Schule? Welche Jugendeinrichtungen gibt es innerhalb des Sozialraumes? Welche sonstigen sozialen Einrichtungen befinden sich im Sozialraum? Welche Interessen haben die jungen Menschen in der Schule? Welche Verkehrsanbindungen gibt es? Stadtteilerkundungen (siehe Anlage 1) subjektive Landkarten (siehe Anlage 2) Formulierung von Entwicklungsfeldern, aus dem sich die Ziele für die künftige Arbeit ergeben. Fazit aus der Analyse Hilfreiche Fragestellungen dazu sind u.a.: Welche Erkenntnisse ziehe ich aus der Analyse vor Ort? Wo liegt der Bedarf für schulbezogene Jugendsozialarbeit in der Schule? Benennen und Beschreiben der Zielgruppen Zielgruppenbeschreibung Formulierung der Zielgruppen so exakt wie möglich Grundlage bildet 13 SGB VIII Hauptzielgruppe: benachteiligte Kinder und Jugendliche an der Schule Nebenzielgruppe 1: alle anderen Kinder und Jugendlichen an der Schule Nebenzielgruppe 2: Lehrpersonal Nebenzielgruppe 3: Eltern
Inhalte Untersetzung Methoden Ziele und Indikatoren Arbeitsschwerpunkte und Angebote Formulieren von Zielen, um die Arbeit transparent und die Ergebnisse überprüfbar zu machen. Ausgangspunkt der Zielformulierung ist das Fazit zur Analyse vor Ort Orientierung bei der Formulierung von Zielen bietet die s.m.a.r.t.-regel Ziele sollten: Simple: einfache, mit wenigen Worten ausgestaltete Formulierungen; leichte Verständlichkeit für alle; nur ein Hauptsatz und maximal ein Nebensatz Messbar: Angabe von Erfolgskriterien, so genannte Indikatoren (=Maßstäbe und Vorgehen anhand deren Qualität gemessen werden kann) Als-Ob-jetzt: das Ergebnis beschreibend, als wäre das Ziel heute schon erreich; in der Gegenwart formuliert Realistisch: nicht über- oder unterfordernd, wählen Sie positive Formulierungen, keine Verneinungen und keine Vergleiche Terminiert: Angabe des Endtermins, an dem das Ziel erreicht werden soll für die eigene Arbeit müssen Wirkungsziele Handlungsziele Indikatoren formuliert werden Jedes Wirkungsziel muss mit mind. einem Handlungsziel und dies wiederum jeweils mit mind. einem Indikator untersetzt sein. Festlegung von Arbeitsschwerpunkten und konkreten Angeboten für die jeweilige Schule. Definitionen und Aufbau von Wirkungszielen, Handlungszielen und Indikatoren (Anlage 3) Arbeitsblatt Ziele und Indikatoren (Anlage 4) Beispiel zu Wirkungszielen, Handlungszielen, Indikatoren und Angeboten (Anlage 5) Beispiel zu Wirkungszielen, Handlungszielen, Indikatoren und Angeboten
Inhalte Untersetzung Methoden Grundlage für die Arbeitsschwerpunkte und Angebote bildet 13 SGB VIII sowie die Ziel- und Indikatorenformulierungen Hilfreiche Fragestellungen dazu sind u.a.: Wo liegen die Schwerpunkte der Arbeit innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen (z.b. personelle Ressourcen)? Welche Angebote will ich wem unterbreiten? (Anlage 5) Beschreiben mit welchen internen und externen Personen bzw. Einrichtungen kooperiert werden muss. Beispiel einer Netzwerkkarte (Anlage 6) Vernetzung Vernetzung bedeutet die Kooperation zweier oder mehrerer Personen bzw. Institutionen, mit dem Ziel für beide Seiten einen Vorteil zu erreichen (winwin) Vernetzung ist eingeteilt in interne Vernetzung (z.b. eigener Träger, Schulleitung, Lehrer/innen, Beratungslehrer/innen, Hausmeister) externe Vernetzung (z.b. mit anderen Schulen, Schulsozialarbeitern/innen, Jugendamt, anderen Bildungseinrichtungen, Jugendeinrichtungen, kulturellen Institutionen, Beratungsstellen) Hilfreiche Fragestellungen für die Darstellung der Kooperationsbeziehungen/Vernetzungen sind u.a.: Mit welchen Personen/ Institutionen wird kooperiert? Wie häufig findet diese Kooperation statt? In welcher Form wird kooperiert? Welche Kooperationen sind demnächst geplant?
Inhalte Untersetzung Methoden Beschreibung der bestehenden Rahmenbedingungen. Rahmenbedingungen Gesetzliche Bedingungen (keine Gesetzestexte zitieren, sondern lediglich darauf verweisen) Personelle Rahmenbedingungen Sächliche Rahmenbedingungen Finanzielle Rahmenbedingungen Räume ggf. Sprechzeiten Beschreibung des Trägers Öffentlichkeitsarbeit Beschreibung aller Instrumente zur ständigen Überprüfung und Verbesserung der eigenen Arbeit. Qualitätsentwicklung Benennung und Beschreibung der Instrumente zur Qualitätsentwicklung und sicherung, wie z.b. Teambesprechungen, Klausurtagungen, Supervision, kontinuierliche Konzeptentwicklung, Fortbildungen, Selbstevaluation und Fremdevaluation
Literaturempfehlungen: Deinet, Ulrich (u.a.) (Hrsg.) (1996): Konzepte entwickeln. Anregungen und Arbeitshilfen zur Klärung und Legitimation. Weinheim. Deinet, Ulrich (u.a.) (Hrsg.) (2009): Methodenbuch Sozialraum. Wiesbaden. Morgenstern, Ines (u.a.) (2004): Konzept und Qualität in der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Ein Modellprojekt aus Thüringen. Riege, Marlo (u.a.) (2002): Sozialraumanalyse. Grundlagen Methoden Praxis. Opladen. Sturzenhecker, Benedikt (u.a.) (2009): Konzeptentwicklung in der Kinder- und Jugendarbeit. Reflexionen und Arbeitshilfe für die Praxis, 2. Auflage.
Anlage 1: Stadtteilerkundungen Stadtteilerkundung durch den/die Schulsozialarbeiter/in: Die Stadtteilerkundung ist eine Methode, die allein oder auch in Zusammenarbeit mit den Kindern bzw. Jugendlichen der Schule durchgeführt werden kann. Bleibt die Stadtteilerkundung Aufgabe des/der Schulsozialarbeiters/in, erkundet der/die Professionelle einzeln einen Teil der Umgebung bzw. verschiedene, in der Nähe zur Bildungseinrichtung liegende weitere Institutionen. Wichtige Merkmale können anhand von Fotos oder Videos festgehalten werden. Die Ergebnisse werden dann zusammengetragen und ausgewertet. Stadtteilerkundung mit Kindern bzw. Jugendlichen als Schlüsselpersonen: Kinder und Jugendliche als Reporter/innen ihrer Umwelt Wird die Stadtteilerkundung mit Hilfe der Kinder bzw. Jugendlichen durchgeführt, sind einige Schritte zur Vorbereitung und zum Ablauf notwendig. Vorbereitung: In Vorbereitung auf die Herausforderung der Stadtteilerkundung klären die Professionellen in einem Gespräch mit den Kindern/Jugendlichen die wichtigsten Fragen zu den bevorstehenden Aufgaben. Es werden Gruppen gebildet, wobei es sich aufgrund der Übersichtlichkeit empfiehlt, die Gruppen möglichst klein zu halten (ca. drei bis fünf Kinder bzw. Jugendliche). Durchführung: Die Gruppen gehen allein 1 oder mit einer Begleitperson auf Entdeckungsreise in die Umgebung der Schule. Dort machen sie als Reporter/innen ihrer Umwelt Fotos der Umgebung und sprechen mit den Professionellen über ihre Empfindungen und Wahrnehmungen. Ratsam ist es, die Stadtteilerkundung unter ein Motto zu stellen, um den Kindern und Jugendlichen einen Anhaltspunkt zu geben, unter welcher Fragestellung sie als Reporter/innen ihrer Umwelt unterwegs sind. Ein Beispiel für ein Motto könnte sein: Wo verbringen Kinder und Jugendliche nach der Schule am liebsten ihre Freizeit?. Bei der Erkundung schreibt sich der/die Professionelle die Eindrücke auf, um diese später in der Auswertung verwenden zu können. Auswertung: Die Fotos und Mitschriften werden gemeinsam angeschaut. Dies kann im Rahmen eines Abschlusskreises bzw. Gesprächskreises geschehen. Jedem Kind bzw. Jugendlichen steht es frei, eine Geschichte zu seinen persönlichen Eindrücken zu erzählen. Die Ergebnisse sollten dann Bestandteil der Konzeption sein. 1 Voraussetzung ist das Vorliegen einer Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten.
Anlage 2: Subjektive Landkarte Unter einer subjektiven Landkarte ist eine von dem/der Schulsozialarbeiter/in selbst gezeichnete bzw. gemalte Karte zu verstehen, die die wichtigsten Orte im Umkreis der Schule darstellt. Ausgehend von der Bildungseinrichtung zeichnen die Professionellen Orte im näheren Umfeld auf, die sie selbst als bedeutend erachten. Es muss jedoch keine maßstabsgetreue Umgebungskarte entstehen! Die Karte dient der Auseinandersetzung mit der Umgebung der Schule und kann gut in die Konzeption eingearbeitet werden. Beispiel: Abb. 1 Subjektive Landkarte
Anlage 3: Aufbau von Wirkungszielen, Handlungszielen und Indikatoren Ein Ziel ist ein gedanklich vorweggenommener Endpunkt einer Entwicklung bzw. eines Zustandes. Ziele Wirkungsziele Beschreibung sind von Werten abgeleitete Zukunftsbilder (wünschbare Zustände), die in der pädagogischen Arbeit angestrebt werden sind Leitlinien/Oberziele für die gesamte Arbeit und beziehen sich immer auf die Adressaten/innen Welche Wirkungen will ich bezogen auf meine Zielgruppen erreichen? Handlungsziele Indikatoren sind konkrete, künftige Zustände oder Ereignisse, die durch Handeln erreicht werden sollen müssen handhabbar und überprüfbar sein Welche Handlungen sind nötig, um die entsprechenden Wirkungen zu erreichen? konkretisieren Ziele weiter auf beobachtbare, erfassbare, messbare Verhaltensweisen oder Sachverhalte, die beweisen, dass die Handlungsziele umgesetzt werden sie werden benötigt, um die großen Ziele überprüfbar zu machen liefern Maßstäbe, Vorgaben anhand derer die Qualität gemessen oder bewertet werden kann Woran erkenne ich, dass ich mein Handlungsziel erreicht habe?
Anlage 4: Ziele und Indikatoren Wirkungsziel: Handlungsziel 1: Handlungsziel 2: Handlungsziel 3: Indikator 1.1: Indikator 2.1: Indikator 3.1: Indikator 1.2: Indikator 2.2: Indikator 3.2: Indikator 1.3: Indikator 2.3: Indikator 3.3:
Anlage 5: Beispiel zu Wirkungszielen, Handlungszielen, Indikatoren und Angeboten Erstes Wirkungsziel: Die Jugendlichen sind in der Lage, die schulischen Anforderungen zu bewältigen. Handlungsziele: Die Jugendlichen besitzen Lernstrategien. Die Jugendlichen besitzen Durchhaltevermögen. Die Jugendlichen sind für die Schule motiviert. Die Jugendlichen haben, entsprechend ihren individuellen Voraussetzungen das Schuljahr erfolgreich abgeschlossen. Indikatoren (beispielhaft): Der Jugendliche arbeitet im Krankheitsfall nach. Der Jugendliche kommt mit vollständigen Unterlagen in die Schule. Der Jugendliche nimmt aktiv am Unterricht teil. Der Jugendliche bildet mit anderen Lerngruppen. Der Jugendliche fragt bei nicht verstandenen Problemen nach (bei den Lehrern/innen). Der Jugendliche beantragt Förder-/Nachhilfeunterricht. Der Jugendliche nimmt am Förder-/Nachhilfeunterricht regelmäßig teil. Der Jugendliche besucht die Schule regelmäßig. Der Jugendliche hat keine unentschuldigten Fehlzeiten. Der Jugendliche hält die Pausenzeiten ein. Der Jugendliche verfolgt aufmerksam das Unterrichtsgeschehen. Der Jugendliche stört nicht im Unterricht. Der Jugendliche verlässt den Unterricht nicht vorzeitig. Die Jugendlichen planen gemeinsam außerunterrichtliche Aktivitäten in der Klasse. Angebote (Was muss ich als Sozialpädagoge/in tun?): Einzelfallhilfe Gespräche über Lern- und Leistungsverhalten Kooperation mit Eltern Kooperation mit außerschulischen Institutionen Kooperation mit Lehrkräften (innerhalb der Schule; außerhalb der Schule) Vermittlung von Nachhilfeangeboten Gruppenarbeit Projekte zur Förderung der Lernmotivation Unterstützung bei der Bildung von Lerngruppen Quelle: ORBIT und Jugendberufshilfe Thüringen e.v.: Qualitätshandbuch für Sozialarbeit an berufsbildenden Schulen in Thüringen, S. 24.
Anlage 6: Netzwerkkarte Mit Hilfe dieses Arbeitsblattes können Sie Ihre berufliche Netzwerkkarte erstellen und sie kann Ihnen helfen, Optimierungspotenziale zu erkennen sowie Handlungsschritte zur Intensivierung bzw. zum Ausbau des Netzwerkes festzulegen. Einzeichnen der Kontakte Der innere Kreis symbolisiert Sie als Schulsozialarbeiter/in. Positionieren Sie um diesen Kreis Ihre notwendigen Netzwerkpartner/innen und zeichnen Sie unter Verwendung der aufgeführten Symbole die angestrebten Verbindungen zu jedem/r einzelnen Netzwerkpartner/in ein. Die Entfernung zwischen dem Mittelpunkt und einem Kontakt zeigt die Wichtigkeit einer Beziehung an. Je näher sich der Kontakt am Mittelpunkt befindet, desto wichtiger ist die Person/Institution für Sie. Die Richtung der Kontaktpflege soll mittels Pfeilen festgelegt werden. Ein einseitiger Pfeil bedeutet dementsprechend einseitige Kontaktpflege, ein Pfeil in zwei Richtungen entspricht einer Kontaktpflege von beiden Seiten. Die Dicke der Verbindungslinie soll die Häufigkeit der Kontakte ausdrücken. Eine durchgehende Linie drückt eine direkte Beziehung (face-to-face) aus, eine unterbrochene Linie stellt eine indirekte Beziehung (über E-Mail, Telefon) dar. Bestehen zwischen zwei Kontakten Beziehungen, sollte diese Verbindung ebenfalls eingezeichnet werden. Legende: einseitige Kontaktpflege Kontaktpflege von beiden Seiten bildet direkte Beziehung ab (z.b. face-to-face) --- bildet indirekte Beziehung ab (z.b. über E-Mail, Telefon) die Dicke der Verbindungslinie drückt die Häufigkeit der Kontakte aus Auswertung Für die Auswertung der eigenen Netzwerkkarte bieten sich folgende Fragestellungen an. Wie kann ich Netzwerkpflege betreiben? Welche Netzwerkpartner/innen sind wichtig für meine Arbeit? Welche Netzwerkelemente nehmen ungerechtfertigt viel Raum/Zeit ein? Wie lassen sich Verbindungen unter meinen Netzwerkpartnern/innen knüpfen?