Analyse der betrieblichen Altersstruktur. Hartmut Buck, Bernd Dworschak, Alexander Schletz, Fraunhofer IAO



Ähnliche Dokumente
Kompetenzentwicklung im demographischen Wandel

Die Altersstrukturanalyse

Arbeitskreis Familie und Beruf Altersstrukturanalyse

Altersstrukturanalyse: Ziele. Zielsetzung einer Altersstrukturanalyse:

Handlungsfeld Straßenbau

Demografischer Wandel. Ausgangslage und Entwicklung

Brauchen wir für ältere Mitarbeiter andere Arbeitsplätze?

Anleitung zur Altersstrukturanalyse

Beschäftigungsfähigkeit für den demografischen Wandel Handlungsbedarfe, Gestaltungsoptionen und Instrumente für Unternehmen und Beschäftigte

Personalpolitische Auswirkungen der demographischen Entwicklung

Den demografischen Wandel im Unternehmen managen Ergebnisbericht einer Studie von Mercer und der Bertelsmann Stiftung

Pressestatement. Peter Kammerer Stellv. Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern.

Demografiefestes Personalmanagement. BFW Frankfurt am Main. Partner für Arbeit und Gesundheit. Demografiefestes Personalmanagement 1

Unternehmen Zukunft: Transformation trifft Tradition

Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie Die Lösungsansätze des Chemiepakets

Wachstum und Demografie -

D / 2006 / EX /

GeniAL = Generationenmanagement im Arbeitsleben Demografischer Wandel in den Betrieben

Warum ist die Erwerbsquote der älteren Arbeitnehmer so niedrig? Welche Reformoptionen bestehen?

Psychischer Stress Das teure Tabu

Selbsttest Wie gut sind Sie auf den demografischen Wandel vorbereitet?

Die betriebliche Ausbildung Situation und Potenziale

Der demografische Wandel an der OvGU

DIE SI ALTERSSTRUKTURANALYSE BASTA

Systematische Einbindung von Gesundheit in Personalentwicklungsgespräche Erfahrungen mit dem neuen Mitarbeitergespräch der Deutschen Bahn

Die Potenziale der Älteren in der Verwaltung

Wettbewerbsvorteil Führungskraft: Dr. Jens Alexander Hartmann; Handelsjournal 5/2012

Arbeitswelt im Wandel: Globale Trends

Gesellschaftliche Entwicklungstrends und ihre Folgen am Beispiel des demografischen Wandels

Factsheet. Betriebswirtschaftliche Effekte einer familienbewussten Personalpolitik. 5. November 2008

Gesundheit für Mitarbeiter, die alles geben.

Saisonumfrage Tourismus. Ergebnisse nach Abschluss der Sommersaison im Herbst 2013 für Niedersachsen. (Berichtszeitraum 1. Mai bis 31.

Alter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder

micura Pflegedienste Hamburg LANGENHORNER PFLEGEDIENST LAUENROTH

UMFRAGE VERMÖGENSBESTEUERUNG

Gesund im Job. Erhebungszeitraum: 3. bis 11. Juli 2014 statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte

Personalrisiko und Personalrisikowert PRW

Fachkräfte gewinnen Fachkräfte sichern Fachkräfte halten

EIN NEUES THEMA? Demografischer Wandel in Deutschland Auswirkungen für das Handwerk. Demografischer Wandel

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

SATZUNGSÄNDERUNGEN ZUM : u. a. Hinausschieben der Regelaltersrente

Erwerbstätigkeit und Rente

Innovation, demografischer Wandel und betriebliche Altersstrukturen

SATZUNGSÄNDERUNGEN ZUM : u. a. Hinausschieben der Regelaltersrente

Arbeitsmarkt in der Krise

Human Resources. Fit bleiben Dran bleiben Gemeinsam am Werk!

Bedürfnisse älterer Menschen. Zukunft Alter in Uri / Fachtagung vom / Referat von Martin Mezger

Betriebliche Maßnahmen zur Integration von Mitarbeitern mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit

Lernpartnerschaften bei der Göttinger Sartorius AG - ein Praxisbeispiel zum Umgang mit der demografischen Herausforderung

Betriebliches Eingliederungsmanagement: Gesetzliche Voraussetzungen und juristische Aspekte

VERLÄSSLICHE HALBTAGSSCHULE (VHG) HORT und weitere Partner. Konzept und Evaluation

34 Stunden in der Woche durch Profiloberstufe. Turbo-Abitur und die Folgen

Gegen die Vernachlässigung der sozio-ökonomischen Differenzierung älterer Arbeitnehmer

Pensionsantritt mit 70? Voraussetzungen, Bedürfnisse, Klischees, Potentiale.

Workshop 1: Ältere Beschäftigte im Unternehmen: Qualifikation, Gesundheit & Co. Berlin, 14. April Gerald Maier

Inhalt des Elementes Änderungsmanagement. Projektmanagement Abwicklungsstrategie. Inhalt. Änderungsmanagement : 1 Das Element im Projektablauf

PRESSEINFORMATION. Neue Dienstleistungen für Industrie 4.0: Fraunhofer IOSB gründet das Europäische Service Institut (ESI)

DrÄGer services Product service

demographischer. ... Sensibilisierung, ... Gestaltung Öffentlichkeits-... und... Marketingstrategie ...

1/7. Frauen gehen etwas früher in Rente als Männer

BGF-Forum 2015 Gestaltungsperspektive BGM Forum 4 Arbeitsplatzgestaltung/Ergonomie

In diesem Jahr gehen bundesweit Ingenieure in den Ruhestand, im Jahr 2029 werden es sein.

ktiv- Menschlich e. V.

Gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein starkes Unternehmen!

Ganzheitliche Produktionssysteme in der Chemischen Industrie am Beispiel der B. Braun Melsungen AG

Griffarten beim Zähneputzen. 1. Einleitung. Projekt Lernzahnbürste

Digitales Betriebliches Gesundheitsmanagement

POSITIVE GESCHÄFTSENTWICKLUNG TROTZ LEICHTEM KLIMARÜCKGANG

Vertragliche Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit in tarifgebundenen Untenehmen mit nicht tarifgebundenen Arbeitnehmern abweichend vom Tarifvertrag

An besserer Arbeit arbeiten Betriebsräte und Vertrauensleute werden zu FAIRbesserern

Workshop Fachkräftemangel als Herausforderung: Gewinnung, Qualifizierung, Integration von ausländischen Arbeitskräften

Das britische EU-Referendum das Wichtigste auf einen Blick

Sorglos wieder gesund werden. KrankentagegeldVersicherung: Finanzieller Schutz bei Verdienstausfall für gesetzlich krankenversicherte Arbeitnehmer

Vor- und Nachteile von Bring Your Own Device (BYOD) aus Mitarbeitersicht: Eine qualitative Analyse von Interviews

ELEKTRONISCHES TESTARCHIV

Die Kosten des demografischen Wandels

Arbeitszeit-Flexibilität auf Kosten der Sicherheit? Zum Zusammenhang zwischen der Variabilität der Arbeitszeit und der Häufigkeit von Arbeitsunfällen

Es gibt vielfältige Möglichkeiten in Teilzeit zu arbeiten

Demographie-Wissen kompakt: Qualifizierung zum Demographie-Lotsen

Lernpartnerschaften bei der Göttinger Sartorius AG - ein Praxisbeispiel zum Umgang mit der demografischen Herausforderung

Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt

Personal finden, Personal binden

Vorstellung des Age-Managements 2. Nationale Exkursion bei der Sartorius AG

Die Pflege boomt. doch woher nehmen wir die Hände?

Inklusion bei der Volkswagen AG

11. Fachtagung des Geriatrisch/Gerontopsychiatrischen Verbunds Mitte von Berlin. Gerontopsychiatrisches Zentrum Institut für Medizinische Soziologie

Übergang in den Ruhestand und Renteneinkommen

igz-mitgliedertreffen Hamburg

Aktuelle Fragen zum Konzept zur Weiterentwicklung der Realschulen. 1. Hat das Konzept Auswirkungen auf die Schulbauförderung?

«Der zweite Schritt ist oft noch schwieriger»

Mit Betrieblicher Gesundheitsförderung zu längerer Arbeitsfähigkeit So bleiben Ihre Mitarbeiter länger fit

V erein zur F örderung der B erufsbildung e.v. Bildungseinrichtung der IHK Region Stuttgart Bezirkskammern Ludwigsburg und Böblingen

Konzepte und Potenziale privatwirtschaftlicher Lösungen für die Pflegeproblematik

Bei der Analyse einzelner Märkte wird das Einkommen der Verbraucher als exogen betrachtet (festes Budget).

Tarifpolitische Tagung WSI 27. September 2012

Die Demographische Entwicklung im Saarland und seinen Landkreisen

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung DIE SENATORIN

Fremd in Deutschland Problembeschreibung aus der Sicht eines Betreibers für ein Übergangswohnheim für Asylbewerber und Flüchtlinge

Anlage 1. Interventionsleitfaden mit Interventionskette

Transkript:

Analyse der betrieblichen Altersstruktur Hartmut Buck, Bernd Dworschak, Alexander Schletz, Fraunhofer IAO Stuttgart 1

Veränderung der betrieblichen Altersstrukturen Anzahl der Mitarbeiter in % 4 4 3 2 1 1 Alterszentriert: Realität vieler Betriebe ab 1 Komprimiert: westdeutsche Betriebe Jahr Jünger als 2 2-3 3-4 Jugendzentriert: New economy Jahr balancierte Altersstruktur = wünschenswerter Altersmix 4 - Alter der Mitarbeiter und älter 2 Die Veränderung der Alterszusammensetzung des Arbeitskräfteangebots schlägt sich auch in den betrieblichen Altersstrukturen nieder. Die aktuelle Altersverteilung in den Unternehmen wird durch die stark besetzte Generation der baby boomer dominiert. Bei schrumpfenden Märkten und steigender Produktivität wird in Zukunft die Zahl der Neueinstellungen weiterhin niedrig bleiben. Der zusätzliche Wegfall von Vorruhestandsregelungen sorgt für eine kontinuierliche, oftmals gravierende Erhöhung des Altersdurchschnitts der Unternehmen, da viele Arbeitnehmer länger in den Betrieben bleiben werden. Von der Idealvorstellung einer balancierten Altersstruktur mit einer ausgewogenen Verteilung der Generationen werden sich die meisten Betriebe zukünftig verabschieden müssen. 2

Vorgehensweise: Aktuelle Altersstruktur analysieren 4 3 2 Altersverteilung differenziert anschauen: Gesamtunternehmen Betriebsbereiche Funktionsgruppen 1 1 16 18 22 24 26 28 32 34 36 38 4 42 44 46 48 2 4 6 8 6 62 64 6 Beispiel Altersverteilung 3 Um die eigene Position im demographischen Wandel zu bestimmen, sollte in einem ersten Schritt die aktuelle Altersstruktur der eigenen Unternehmens analysiert werden. Es reicht dabei oftmals nicht aus, ausschließlich die Altersstruktur des Gesamtunternehmens zu betrachten. Je nach Größe des Unternehmens sind die Altersverteilungen einzelner Geschäftseinheiten und Organisationsbereiche zu analysieren und zu vergleichen. Ebenso ist es von Interesse wie sich die Altersstrukturen einzelner Funktions- oder Qualifikationsgruppen darstellt, um künftige Engpässe und Rekrutierungsbedarfe bestimmen zu können. 3

Vorgehensweise: Zukünftige Altersstruktur prognostizieren 4 3 2 Variablen: Geschäftsentwicklung betriebsbedingte Kündigungen Rentenabschläge Auslaufen ATZ Fluktuation Rekrutierung 1 1 1 16 18 22 24 26 28 32 34 36 38 4 42 44 46 48 2 4 6 8 6 62 64 6 Beispiel Altersverteilung Prognostizierte betriebliche Altersverteilung 1 4 Eine verlässliche Prognose der unternehmensindividuellen Altersstrukturentwicklung hängt von: der zukünftigen Geschäftsentwicklung betriebsbedingten Kündigungen gesetzlichen Rentenabschlägen dem Auslaufen des Altersteilzeitgesetzes der Fluktuation und der zukünftigen Rekrutierung ab. 4

Vorgehensweise: Unternehmens- und bereichsspezifische Auswirkungen bewerten 4 3 2 1 Steigender Anteil älterer Arbeitnehmer kann zu... Erhöhten Fehlzeiten Mehr Leistungsgewandelten im Betrieb 1 1 Eingeschränkter Personaleinsatzflexiblität Know-How-Lücken führen, wenn nicht gegengesteuert wird. 16 18 22 24 26 28 32 34 36 38 4 42 44 46 48 2 4 6 8 6 62 64 6 Beispiel Altersverteilung Prognostizierte betriebliche Altersverteilung 1 Wenn von einer deutlichen Erhöhung des Altersdurchschnitts in verschiedenen Betriebsbereichen auszugehen ist, besteht die zentrale Fragestellung darin, ob durch diese Alterungsprozesse eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit (z.b. bei Produktivität und Flexibilität) zu erwarten ist und welche Maßnahmen frühzeitig ergriffen werden können, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. Die heutige Situation in den Unternehmen sieht oftmals so aus, dass: Ältere zwar nicht öfter krank sind als Jüngere, aber im Krankheitsfall deutlich mehr AU-Tage zu verzeichnen haben. Mit zunehmendem Alter der Anteil an Leistungsgewandelten oder an Arbeitnehmern mit gesundheitlichen Einschränkungen zunimmt. Ältere (+) deutlich weniger an beruflichen Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen als Jüngere und in der Konsequenz nicht flexibel auf verschiedenen Arbeitsplätzen einsetzbar sind. Bei geringer Fortbildungsaktivität der eigenen Belegschaft und ausbleibender Rekrutierung Externer notwendigerweise Know-How- Lücken entstehen.