Testosteron und benigne Prostatahyperplasie
Behauptung Testosteronsubstitution bewirkt Eine Vergrößerung der Prostata Verstärktes Wachstum eines Prostatakarzinoms In den letzten Jahren wurde nach einem Zusammenhang zwischen Testosteron und benigner Prostatahyperplasie (BPH) sowie Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS) geforscht. Die gewonnenen Daten weisen auf eine Verbesserung der lower urinary tract symptoms (LUTS) hin.[1]
Testosteronwirkungen am Prostatagewebe in unterschiedlichen Entwicklungsstadien Während der Pubertät: Wachstum der Prostata unter Testosteroneinfluss auf physiologische Größe (ca. 20g) Nach der Pubertät: Differenzierung der Prostata in periphere und zentrale sowie Übergangszone
Dreidimensionale Darstellung der Prostata
Testosteronwirkungen am Prostatagewebe in unterschiedlichen Entwicklungsstadien Im Alter: Erneutes Wachstum >> 50% der über 80-jährigen Männer haben eine BPH mit daraus resultierenden LUTS: Verzögerte Blasenentleerung Pressen bei Miktion Restharngefühl Nachtopfen nach Miktion Dranginkontinenz
Fragebogen zum Wasserlassen
Hypogonadale Männer und Eunuchen entwickeln keine BPH, da keintestosteron oder AR-haltiges Gewebe vorhanden ist. Männer mit primärem Hypogonadismus entwickeln unter Testosteronsubstitution eine normal große Prostata. In zunehmendem Alter ist die Enstehung einer BPH möglich Fazit: Es existiert ein direkter Zusammenhang zwischen Testosteron und der BPH. Der genaue Ablauf zwischen Aktivierung der Androgenresistenz und der Bildung bestimmter Wachstumsfaktoren ist noch nicht vollständig verstanden.
Dihydrotestosteron (DHT) Die Umwandlung von Testosteron in DHT spielt eine zentrale Rolle, da DHT mindesten 20 x aktiver an der DNA ist als Testosteron. DHT das überwiegende Molekül in der Prostatazelle ist. Durch 5α-Reduktase-Inhibition (Finasteride, Duodart) weniger DHT gebildet wird und das Prostatavolumen um ca. 25% schrumpft. Anteil der Männer mit BPH: Mit zunehmendem Alter ansteigend Gleichzeitig steigt der Anteil der Männer mit sinkendem Serum-Testosteronspiegel.
Androgenrezeptor und Krebsentwicklung
Fazit Zwischen Serum-Testosteron-Konzentration und Prostatavolumen besteht keine Korrelation.[3] Dies steht im Einklang mit einer randomisiertern kontrollierten Studie, bei der bei hypogonadalen Männern unter Testosteronsubstitution der DHT-Spiegel sich weder im Serum noch in der Prostata signifikant verändern.[4]
Testosteronsubstitution und BPH Weshalb unterbleibt die Wachstumsstimulation der Prostata bei Zufuhr von exogenem Testosteron? Sättigungstheorie: Konzentrationsänderungen von Testosteron im Serum bewirken in der Prostatazelle keine Änderungen der Testosteronkonzentration.[5] Wesentlich: in der Prostata liegt eine Androgenkonzentration vor, bei der alle Androgenrezeptoren abgesättigt sind. Damit werden bereits maximale Androgeneffekte in der Zelle ausgeübt. Dies ändert sich erst bei sehr niedrigen Serum-Testosteronkonzentrationen unter Androgendeprivation.
Testosteronausgleich und LUTS Die Schwere der LUTS ist nicht abhängig vom Prostatavolumen. LUTS tritt auch bei Männern ohne BPH auf. Exogenes Testosteron im Serum unterstützt die Funktionen des unteren Harntraktes. >> Testosteronmangel könnte LUTS mit metabolischen Störungen in Verbindung bringen [6]. Es gibt Hinweise, dass sich LUTS unter Testosteronsubstitution nicht verschlechtern [7]. Retrospektive Analysen zeigen keinen Zusammenhang von Testosteronsubstitution und LUTS. Die Daten legen eher nahe, dass LUTS unter Testosteronsubstitution verbessert werden.
Metabolisches Syndrom, LUTS und Testosteronausgleich Metabolisches Syndrom: Abdominelle Adipositas Hypertonie Hypertriglyzeridämie Typ 2-Diabetes (Insulinresistenz) BPH Bei 1224 Männern (Polizisten)wurden die mit und ohne Metabolischem Syndrom verglichen: Mit zunehmender Anzahl an Komponenten des Metabolischen Syndroms zeigte sich ein höherer IPSS (International Prostate Symptom Score), ein größeres Prostatavolumen ein größeres Restharnvolumen [8]
Metabolisches Syndrom, LUTS und Testosteronausgleich Bei hypogonadalen Männern mit metabolischem Syndrom konnte nachgewiesen werden, dass Testosteron LUTS verbessert, es zu keiner Vergrößerung der Prostata kommt.
Fazit Exogenes Testosteron hat keinen Einfluss auf das Prostatavolumen. Exogenes Testosteron kann LUTS verbessern. Grund: Konstantes Testosteron- und DHT-Milieu in der Prostatazelle (Sättigungstheorie). Das Zellverhalten ändert sich erst unter Androgendeprivation: Die Androgenrezeptorsensibilität wird hochreguliert durch Amplifikation des Androgenrezeptorgens [Krivisto et al. 1997] Veränderung der Steroidbindungsaktivität durch Mutation
Fazit Bei einem vorhandenen Altershypogonadismus kann eine Testosteronsubstitution ohne Gefahr einer Prostatavergrößerung durchgeführt werden.
Quelle