STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄT UND BILDUNGSFORSCHUNG MÜNCHEN Abteilung Realschule Schellingstr. 155 80797 München Tel.: 089 2170-2666 Fax: -2813 E-Mail: daniela.bauer@isb.bayern.de Projekt LehrplanPLUS Auswertung der Lehrplanumfrage Fach Englisch Umfragedesign und befragte Personen Im Mai 2012 wurde im Rahmen des Lehrplanmodells LehrplanPLUS eine Onlinebefragung an den bayerischen Realschulen durchgeführt. Erhoben wurden Einschätzungen zum aktuellen Lehrplan und Anregungen zu dessen Überarbeitung. Die an der Weiterentwicklung des Lehrplans beauftragten Fachkommissionen können so von den vielfältigen Erfahrungen der Lehrkräfte profitieren. Die Umfrage enthielt spezifische Fragen zu übergreifenden Aspekten und Zielsetzungen des Faches sowie zu Aufbau und Inhalt des derzeit gültigen Fachlehrplans. Im Hauptteil der Umfrage wurden die Lehrkräfte zum Grundwissen und zu den einzelnen Lehrplanabschnitten in den von ihnen bereits unterrichteten Jahrgangsstufen befragt. Am Ende jedes Abschnitts konnten kurze Anmerkungen in Freitextfeldern formuliert werden. Auswertung allgemeiner Teil Die Ergebnisse der Lehrplanevaluation im Fach Englisch basieren auf den Rückmeldungen von insgesamt 669 Lehrkräften. Die Praxiserfahrung der Befragten ist dabei angemessen, so wurden die Jahrgangsstufen 5 bis 9 bereits von über 90% der Lehrkräfte schon einmal unterrichtet, 83,9% der Lehrkräfte haben bereits in der 10. Jahrgangsstufe unterrichtet. 23,6 % der Befragten verfügen über eine Berufserfahrung von über 20 Jahren und 30,3% über eine Berufserfahrung von bis zu fünf Jahren. Eine große Altersgruppe der befragten Personen bilden mit 33,9 % die unter 35- jährigen, 32% der Befragten sind zwischen 35 und 44 Jahre alt. Im Folgenden sind die relevanten Ergebnisse der Umfrage zusammengefasst. Fächerübergreifendes Arbeiten zur Entwicklung der Methodenkompetenz wird vom Großteil der Lehrkräfte als wichtig erachtet. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass bei der Umsetzung der fächerübergreifenden Themen sowie der den Jahrgangsstufen zugeordneten Unterrichtsvorhaben durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten gegeben sind. (Anm.: Mit der geplanten Struktur des
Auswertung allgemeiner Teil neuen Lehrplans (z. B. den grundlegenden Kompetenzen), aber auch durch die technische Umsetzung (Ermöglichung von Querverweisen und Unterrichtsbeispielen durch das LIS) kann der Aspekt des fächerübergreifenden Arbeitens gefördert werden.) Die Möglichkeiten, dass die Schüler bereits erworbene Kenntnisse (v.a. aus dem Deutschunterricht, aber auch aus anderem Fremdsprachenunterricht) in den Englischunterricht einbringen können, werden insgesamt positiv bewertet. Die mündliche Kommunikationsfähigkeit in der Fremdsprache, das Bewusstsein für Englisch als Weltsprache, interkulturelles Lernen sowie kompetenter Umgang mit Hör- und Lesetexten werden von den Befragten als die zentralen Zielsetzungen des Englischunterrichts gesehen. Bilingualer Sachfachunterricht und Wirtschaftsenglisch, die den Schülern zahlreiche Chancen für den Kompetenzerwerb in all diesen Bereichen bieten, sollen deshalb im Sinne einer angemessenen Vorbereitung der Schüler auf ihr späteres Berufsleben entsprechend gefördert werden. Als besonders wichtig erachtet werden unter anderem folgende Unterrichtsinhalte: Bewältigung alltäglicher Kommunikationssituationen Einblick in die Alltagskultur Großbritanniens und der USA Hörverstehen mit authentischen Textdokumenten Artikulation und Begründung der eigenen Meinung Verfassen persönlicher Schreiben Lektüre authentischer Texte Um den Schülern den Zugang zum Fach Englisch zu eröffnen, halten die meisten Lehrkräfte folgende Aspekte für besonders förderlich: Einsatz authentischer Materialien außerschulische Begegnungen mit Sprache, Land und Leuten Musik, Kunst und Kultur Einsatz moderner Medien Der derzeitige Fachlehrplan Englisch für die Jahrgangsstufe 10 wird insgesamt positiv bewertet. Laut 89,1% der Befragten beschreibt er angemessen die Anforderungen des in der Abschlussprüfung Englisch geforderten Niveaus B1+ des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen. 90% der befragten Lehrkräfte sind der Meinung, dass die Schüler mit dem derzeitigen Fachlehrplan mit Abschluss der 10. Jahrgangsstufe gut für den Eintritt in eine Berufsausbildung vorbereitet sind. Die gewährleistete Vorbereitung für den Eintritt in die FOS wird als etwas geringer eingeschätzt: 85,3 % der Befragten sind der Ansicht, dass die Realschüler gut auf die FOS vorbe- 2
Auswertung nach Jahrgangsstufen reitet sind. Hier soll im Rahmen des Projekts LehrplanPLUS durch eine passgenaue Abstimmung mit dem Lehrplan der FOS eine weitere Optimierung angestrebt werden. Auswertung nach Jahrgangsstufen Generell zeigen sich über die einzelnen Jahrgangsstufen hinweg folgende Tendenzen. Das derzeit ausgewiesene Grundwissen wird insgesamt als positiv bewertet. Die Zufriedenheit mit den Inhalten des Fachlehrplans ist in der überwiegenden Mehrzahl der Lehrplanbereiche sehr hoch, wie unten stehende Übersicht verdeutlicht. Einige wenige Lehrplanabschnitte werden gemessen an der zur Verfügung stehenden Zeit als inhaltlich zu umfangreich bewertet, andere hingegen als inhaltlich etwas zu knapp. Hinsichtlich Anspruch und Detailliertheit der Formulierungen besteht in den allermeisten Fällen hohe Zufriedenheit. Insgesamt zeigt sich der Wunsch nach einer ausgewogenen Gewichtung und Schulung aller Kompetenzbereiche in allen Jahrgangsstufen. Der Vermittlung von sinnvollem Wortschatz wird ebenso hohe Bedeutung beigemessen. In den einzelnen Jahrgangsstufen zeichnen sich folgende Tendenzen ab: Für die 5. Jahrgangsstufe wünschen sich viele Lehrkräfte eine Aktualisierung der landeskundlichen Inhalte sowie eine intensivere Schulung in den Bereichen Leseverstehen und Sprechen. Der Schulung von Aussprache und Wortschatz soll mehr Bedeutung beigemessen werden. Auch die Schreibfertigkeit soll von Anfang an gefördert werden. Zudem wird die Verlagerung von grammatikalischen Strukturen wie z.b. des Simple Past in die 5. Jahrgangsstufe gefordert. Diktate hingegen sind nicht mehr erwünscht. Insgesamt soll eine 3
Fazit bessere Abstimmung mit dem Englischlehrplan der Grundschule angestrebt werden. Für die 6. Jahrgangsstufe wird eine Entlastung im Lehrplanabschnitt Formen und Funktionen der Sprache und damit einhergehend die Verlagerung von grammatikalischen Strukturen auf andere Jahrgangsstufen gewünscht. Darüber hinaus ist es den befragten Lehrkräften ein Anliegen, dass alle Fertigkeitsbereiche, inklusive der Mediation, gleichermaßen gefördert werden. Landeskundliche Themen sollten zudem detaillierter behandelt werden. In der 7. Jahrgangsstufe wird mehr Raum für Wiederholung gewünscht. Landeskundliche Themen sollen vertiefter behandelt werden, wobei der Wunsch besteht, den Themenbereich USA bereits in die 7. Jahrgangsstufe zu integrieren. Auch hier wird die gezielte Schulung aller Fertigkeitsbereiche gefordert. Für die 8. Jahrgangsstufe wünschen sich viele Lehrkräfte eine Intensivierung in den Bereichen Wortschatz und Sprechfertigkeit. In der 9. Jahrgangsstufe wird die zur Verfügung stehende Unterrichtszeit zur Abdeckung aller Lehrplaninhalte als nicht ausreichend empfunden. Entsprechend wird eine Verlagerung von Lehrplaninhalten in andere Jahrgangsstufen einhergehend mit einer Reduzierung der Lehrplaninhalte in allen Bereichen gefordert. Zudem wird von vielen Lehrkräften gewünscht, dass die Förderung der Sprechfertigkeit stärker in den Mittelpunkt rückt und Anforderungen gängiger internationaler Sprachzertifikate wie z.b. dem Preliminary English Test (PET) entsprechend im Lehrplan ihren Niederschlag finden. Auch die Schreibfertigkeit sollte gezielter gefördert werden. In der 10. Jahrgangsstufe sollte der Fokus stärker auf der gezielten Vorbereitung auf die Abschlussprüfung liegen. Es wird gewünscht, dass Fertigkeiten wie Mediation und Speaking intensiver gefördert werden. Im Bereich Wortschatz bedarf es ebenso einer Überarbeitung bzw. Ausweitung. Insgesamt kristallisiert sich der Wunsch nach einer Verlagerung grammatikalischer Inhalte in die früheren Phasen des Spracherwerbsprozesses heraus zugunsten einer gezielteren Förderung der einzelnen Fertigkeitsbereiche anhand authentischer Inhalte in den Jahrgangsstufen 9 und 10. Fazit Die befragten Lehrkräfte äußern eine sehr hohe Zufriedenheit bei fast allen Lehrplanabschnitten. Hinsichtlich einiger Punkte bedarf es jedoch einer Optimierung. Die Ergebnisse der Umfrage zum aktuellen Lehrplan werden, soweit möglich, in der Erarbeitung des neuen Lehrplanmodells LehrplanPLUS berücksichtigt. i.a. Daniela Bauer, IRin 4
Fazit Referentin Englisch 5