Sitzungsvorlage 17/IX Planungsausschuss (Ö) 25.02.2015 in Karlsruhe TOP 7 Künftiger Güterverkehr im Raum Karlsruhe Beschlussvorschlag: Der Planungsausschuss nimmt die Vorlage zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung zum Vorgehen entsprechend Punkt 3 der Vorlage. 1. Anlass Durch die Lage im internationalen Verkehrskorridor Rotterdam-Genua wird der Güterverkehr auf der Schiene in der Region Mittlerer Oberrhein in den kommenden Jahren weiter steigen (Ausbau des Hafens Rotterdam, NEAT, Veränderungen im Modal-Split). Eine Studie im Auftrag der IHK Stuttgart prognostiziert für 2025 eine Auslastung (Personen- du Güterzüge) der Nord-Süd-Schienenstrecke in der Region Mittlerer Oberrhein von ca. 150 %. Zur Kapazitätserhöhung betreibt die Deutsche Bahn als Netzbetreiber verschiedene Überlegungen entlang des Korridors, welche sich auf die Fahrtrouten von Güterzügen im Raum Karlsruhe auswirken können. Insbesondere der geplante Bau einer Dammerstocker Kurve hätte vielfältige Auswirkungen auf die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung. 2. Sachstand Bundesverkehrswegeplan und Korridorstudie Derzeit laufen im Rahmen der sogenannten Korridorstudie Überlegungen von Seiten des Bundesverkehrsministeriums und der Deutschen Bahn, den Schienenverkehr entlang des Rheins neu zu strukturieren, um insbesondere das von Güterzuglärm stark betroffene Mittelrheintal sowie die bereits heute stark befahrenen Strecken zwischen dem Rhein-Main- Gebiet und dem Rhein-Neckar-Dreieck zu entlasten. Das Ergebnis der Studie soll in die Aufstellung des Bundesverkehrswegeplans einfließen. Große und kleine Pfalzlösung Eine Option zur Neuorganisation des Güterverkehrs ist die kleine bzw. große Pfalzlösung, bei der Güterzüge vermehrt auf der linken Rheinseite geführt würden. Die kleine Pfalzlösung umfasst die Führung der Güterzüge ab Mainz über Ludwigshafen, Schifferstadt, Germersheim und Wörth nach Karlsruhe, die große Pfalzlösung die Führung von Bingen/Rhein über Bad Kreuznach, Neustadt/Weinstraße nach Schifferstadt und dann nach Karlsruhe. Eine Führung von Neustadt/Weinstraße über Landau, Winden und Kandel ist aufgrund fehlender Elektrifizierung und des damit verbundenen Lokomotivwechsels sowie des eingleisigen Abschnittes zwischen Wörth und Winden weniger sinnvoll. Dammerstocker Kurve Um ein Kopfmachen der aus der Pfalz kommenden Züge im Karlsruher Güterbahnhof zu vermeiden, müsste die Dammerstocker Kurve gebaut werden, d. h. eine direkte Verbin-
dung zwischen der Pfalzbahn und der Rheinbahn bei Oberreut (siehe Systemskizze, Plankarten und Luftbild in der Anlage). Dieses Vorhaben war nach Angaben des VCD bereits im Bundesverkehrswegeplan 2003 unter der Sammelkategorie Ausbau Knoten (2. Stufe: Neue Vorhaben, 3. Stufe: Weiterer Bedarf) enthalten, dabei wurde Karlsruhe als großer Knoten klassifiziert. Die Dammerstocker Kurve ist nun erneut zur Prüfung für den Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet. Sie existierte bereits bis ungefähr 1960, als die Gleistrasse mit der Landesstraße 605 (Autobahnzubringer, Einweihung 1963) überbaut wurde. Im Flächennutzungsplan des Nachbarschaftsverbands Karlsruhe ist auf dem Bereich der Trasse, der nicht von der L605 überbaut ist, eine Grünfläche dargestellt. Die Trasse für die Dammerstocker Kurve ist als Bahnanlage (geplant) dargestellt, direkt angrenzend befinden sich gewerbliche Bauflächen (Bestand). In unmittelbarer Nähe ist eine Sonderfläche für Einzelhandel/Nahversorgung bzw. Seniorenzentrum dargestellt, für die ein Vorhabenund Erschließungsplan aus dem Jahr 2008 besteht. Viergleisiger Ausbau zwischen Graben-Neudorf und Karlsruhe Um die Kapazität auf der Nord-Süd-Transversale zu erhöhen, wurde bereits im Bundesverkehrswegeplan 2003 (laufende Nr. 7 im weiteren Bedarf Schiene; damaliger Finanzbedarf 480 Mio. Euro) angemeldet. Gleichzeitig soll die Strecke Heidelberg-Bruchsal für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ertüchtigt werden. Die DB-Strecke verläuft derzeit zweigleisig vom Bahnhof Graben-Neudorf bis zum Karlsruher Haupt- bzw. Güterbahnhof. Vom nördlichen Ortseingang Stutensee-Friedrichstals an bis zum nördlichen Ortseingang Stutensee-Blankenloch sowie vom nördlichen Ortsrand Karlsruhe-Hagsfeld bis zur Haltestelle Hagsfeld wird sie von der zweigleisigen AVG- Strecke Stutensee-Spöck Karlsruhe begleitet. Diese S-Bahn-Strecke ist mit der DB- Strecke nicht verknüpft und wird nach der Betriebsordnung für Straßenbahnen (BO Strab) betrieben. Der Ausbau der teilweise durch die Ortslagen geführten DB-Strecke auf vier Gleise wird sich aufgrund der benötigten Fläche für zusätzliche Gleisanlagen schwierig gestalten. Insbesondere am südlichen Ortsausgang Grabens, in Friedrichstal und Blankenloch sowie in Hagsfeld rückt die Wohn- und Gewerbebebauung bis unmittelbar an die bestehenden Gleise heran. Im Ortsbereich Friedrichstals wird die ansonsten weitgehend zweigleisige AVG-Strecke aus Platzgründen nur eingleisig geführt. Mögliche Entwicklungen und Auswirkungen Mögliche Entwicklungen und Auswirkungen einer vermehrten linksrheinischen Führung von Güterzügen bis Karlsruhe können sein: - Verstärkte Belastung von Ortskernen durch Schienenverkehrslärm (pfälzische Seite, Knielingen, Mühlburg, Grünwinkel, Oberreut, Beiertheim-Bulach, Weiherfeld- Dammerstock, Durmersheim, Bietigheim, Ötigheim). Durch den Neubau der Dammerstocker Kurve könnte zumindest in diesem Bereich ein besserer Lärmschutz zur Landesstraße 605 entstehen. - Belastungen durch Baumaßnahmen in Karlsruhe-Oberreut. Durch die dichte Besiedlung und die bereits vorhandenen Verkehrswege (L 605) verbunden mit einer leistungsfähigen Einbindung der Dammerstocker Kurve ins bestehende Netz würden aufwändige Bauwerke notwendig sein. - Gefahr von Kapazitätseinschränkungen für Personenzüge (ÖPNV) auf der Eisenbahn-Rheinbrücke und auf der Strecke Karlsruhe-Durmersheim am Abzweig Basheide durch zusätzliche Güterzüge. Weitere Kapazitätseinschränkungen könnten 2
durch die niveaugleiche Anbindung der Dammerstocker Kurve an Rheintalbahn und Pfalzbahn entstehen. - Verminderung des Güterumschlags am Karlsruher Containerterminal, welches derzeit einer aktuellen Studie der Landesregierung nicht voll ausgelastet ist, aufgrund der Umfahrung über Wörth. Gleichzeitig besteht die Chance, am heutigen Bahnhof Karlsruhe-West eine verbesserte Anbindung des Hafengüterumschlags an die Bahn zu verwirklichen. Reaktionen in der Region Der Landkreis Germersheim hat Ende Januar schriftlich den Bundesverkehrsminister gebeten, die vorgesehenen Planideen zu überdenken und zu überarbeiten. Dabei seien Verträglichkeitsstudien zu erarbeiten, bei denen das Wohl der an der Strecke lebenden Menschen in den Mittelpunkt gestellt werde. Gefordert wird, die Auswirkungen auf die Anwohner und den kreuzenden Individualverkehr weitestgehend zu vermeiden und die Bürgerinnen und Bürger sowie die gewählten Mandatsträger möglichst frühzeitig in den Planungsprozess einzubinden. Gleichzeitig wird der viergleisige Ausbau der Alternativroute zwischen Graben-Neudorf und Karlsruhe gefordert. 3. Weiteres Vorgehen Der Planungsausschuss nimmt die Vorlage zur Kenntnis. Die Verwaltung wird die weiteren betroffenen Akteure im Raum Karlsruhe (Stadt Karlsruhe, Landkreis Karlsruhe, Landkreis Germersheim, Verband Region Rhein-Neckar) zur Teilnahme an einer Arbeitsgruppe einladen. Darüber hinaus bringt die Verwaltung die Belange der Raumschaft in die Aktivitäten des EVTZ Rhein-Alpen-Korridor (entstanden aus dem INTERREG-Projekt CODE24) ein. Über den Fortgang der Angelegenheit wird der Planungsausschuss unterrichtet. - Der Verbandsdirektor - 3