Teil VIII DIE MAKROÖKONOMISCHEN DATEN

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Transkript:

Teil VIII DIE MAKROÖKONOMISCHEN DATEN 1

Die Messung des Volkseinkommens 23

Inhalt Wie unterscheidet sich die Makroökonomie von der Mikroökonomie? Wie wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) definiert und ermittelt? Warum entspricht das gesamte Einkommen der Volkswirtschaft den gesamten Ausgaben und dem Wert der produzierten Güter? Welches sind die Hauptbestandteile des BIP? Ist das BIP ein guter Maßstab für die ökonomische Wohlfahrt? 3

Womit befasst sich die Makroökonomie? Mikroökonomie (oder Mikroökonomik) untersucht, wie Haushalte und Unternehmungen Entscheidungen treffen und wie sie miteinander auf Märkten interagieren. Makroökonomie (oder Makroökonomik) untersucht die Volkswirtschaft als Ganzes. Ihr Ziel ist die Erklärung von wirtschaftlichen Veränderungen, welche Haushalte und Unternehmungen gleichzeitig betreffen. 4

Womit befasst sich die Makroökonomie? Makroökonomie befasst sich mit Fragestellungen wie: - Warum ist das Durchschnittseinkommen in manchen Ländern höher als in anderen? - Warum steigen die Preise in manchen Perioden stärker als in anderen? - Warum erhöht sich die Produktion in manchen Jahren und sinkt in anderen? 5

Das Bruttoinlandsprodukt Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst das Einkommen oder die Ausgaben einer Volkswirtschaft. Es entspricht dem Wert aller für den Endverbrauch bestimmten Güter und Dienstleistungen, welche in einer Zeitperiode im Inland produziert worden sind. 6

Das Bruttoinlandsprodukt Wie geht man bei der Berechnung vor? - Gesamtausgaben der Haushalte (Verwendung) - Gesamteinkommen der Haushalte (Verteilung) - Wert der produzierten Güter (Entstehung) 7

Abbildung 1: Das Flussdiagramm Einnahmen (= BIP-Entstehung) Güter / Dienstleistungen GÜTER- MÄRKTE Ausgaben (= BIP-Verwendung) Güter / Dienstleistungen UNTERNEHMUNGEN HAUSHALTE Inputs für die Produktion Arbeit und Kapital Löhne und Gewinne FAKTOR- MÄRKTE = Waren- und Dienstleistungsströme = Geldströme Einkommen (= BIP-Verteilung) 8

Tabelle 1: BIP 2010 Enstehung, Verwendung und Verteilung Mrd. I. Entstehung 2.498 Industrie und Gewerbe 644 Dienstleistungen 1.595 Gütersteuern Gütersubventionen 259 II. Verwendung 2.498 Privater Konsum 1.444 Staatskonsum 487 Investitionen 437 Ausfuhr 1.146 Einfuhr 1.016 III. Verteilung 2.498 Arbeitnehmer 1.182 Unternehmer und Vermögen 642 (Abgrenzungen, z.b. indirekte Steuern) 674 Quelle: Statistisches Jahrbuch 2011, Monatsbericht der Deutschen Bundesbank 11/2011 9

Die Bestandteile des BIP Das BIP (Y) enthält, von der Verwendung her betrachtet, folgende Komponenten: Konsum/Privater Verbrauch (Consumption, C) Investitionen (I) Staatsausgaben (Government Purchases, G) Nettoexporte (NX) Y = C + I + G + NX Nettoexporte = Exporte minus Importe. Exporte werden im Inland hergestellt. Importe werden im Ausland hergestellt, sind aber in C + I + G enthalten. 10

Wie genau ist das BIP? Was ist im BIP nicht enthalten? - Alles, was nicht statistisch erfasst werden kann. - Beispiele: Güter des informellen Sektors (z.b. Schwarzmarkt) Nicht gehandelte Güter (Produktion des Haushalts für den Haushalt) Ungenauigkeiten Güter ohne Marktpreis (öffentliche Verwaltung) gehen zu Produktionskosten in das BIP ein. 11

Abbildung 2: Umfang der Schattenwirtschaft* 2011 * Alle wirtschaftlichen Aktivitäten, welche ins offiziell kalkulierte BIP eingehen, aber nicht registriert werden. Quelle: Rückgang der Schattenwirtschaft dank Aufschwung, Friedrich Schneider, 1. April 2011 12

Reales versus nominales BIP Das reale BIP bewertet die Produktion von Gütern und Dienstleistungen zu den Preisen des Vorjahres. Das nominale BIP bewertet den Output von Gütern und Dienstleistungen zu laufenden Marktpreisen. 13

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Reales versus nominales BIP Das BIP kann sich erhöhen, weil die Preise steigen oder weil die (reale) Produktion zugenommen hat. Um den Effekt von Preissteigerungen auszuschließen, wird das reale BIP mithilfe des BIP-Deflators berechnet. 16

Tabelle 2: Reales und nominales BIP Jahr Preise und Mengen Preis eines Hotdogs Menge an Hotdogs Preis eines Hamburgers Menge an Hamburgern 2010 1 100 2 50 2011 2 150 3 100 2012 3 200 4 150 Jahr 2010 2011 2012 Berechnung des nominalen BIP ( 1 pro Hotdog x 100 Hotdogs) + ( 2 pro Hamburger x 50 Hamburger) = 200 ( 2 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + ( 3 pro Hamburger x 100 Hamburger) = 600 ( 3 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + ( 4 pro Hamburger x 150 Hamburger) = 1.200 17

Tabelle 2: Reales und nominales BIP Jahr 2010 2011 2012 Berechnung des nominalen BIP ( 1 pro Hotdog x 100 Hotdogs) + ( 2 pro Hamburger x 50 Hamburger) = 200 ( 2 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + ( 3 pro Hamburger x 100 Hamburger) = 600 ( 3 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + ( 4 pro Hamburger x 150 Hamburger) = 1.200 Jahr 2011 2012 Berechnung des realen BIP (Vorjahrespreisbasis) ( 1 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + ( 2 pro Hamburger x 100 Hamburger) = 350 ( 2 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + ( 3 pro Hamburger x 150 Hamburger) = 850 18

Der BIP-Deflator Der BIP-Deflator ergibt sich aus dem aktuellen nominalen BIP geteilt durch das reale BIP (x 100). Der BIP-Deflator zeigt uns, wie viel der Zunahme des nominalen BIP eine Folge von Preiserhöhungen ist. BIP-Deflator = nominales BIP reales BIP x 100 19

Der BIP-Deflator BIP - Deflator = nominales BIP reales BIP x 100 Jahr Nominales BIP Reales BIP 2010 200 2011 600 350 2012 1.200 850 Jahr Berechnung der Preisentwicklung (BIP-Deflator) 2011 600 / 350 x 100 171 2012 1.200 / 850 x 100 141 20

Abbildung 2: Das reale BIP in Deutschland 21

BIP und der Wohlstand der Bevölkerung Das Pro-Kopf-BIP ist das beste verfügbare Einzelmaß für den ökonomischen Wohlstand der Bevölkerung. Es gibt das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung an und misst deshalb den Lebensstandard der Bevölkerung. 22

BIP und der Wohlstand der Bevölkerung Das BIP ist jedoch kein perfekter Maßstab, weil der Wert der Freizeit nicht erfasst wird; die Qualität der Umwelt nicht erfasst wird; der Wert der Güter, die im Haushalt hergestellt werden, nicht erfasst sind; nichts über die Verteilung ausgesagt wird; nichts darüber gesagt wird, was produziert wird. 23

Tabelle 3: BIP und Lebensqualität Land Reales BIP pro Kopf (2007, in $) Lebenserwartung (Jahre) Alphabetisierungsquote (in %) der Bevölkerung Internetnutzung (in % der Bevölkerung) USA 45.592 79 99 63 Deutschland 34.401 80 99 45 Japan 33.632 83 99 67 Russland 14.690 66 99 15 Mexiko 14.104 76 93 18 Brasilien 9.567 72 90 19 China 5.383 73 93 9 Indonesien 3.843 71 92 7 Indien 2.753 63 66 3 Pakistan 2.496 66 54 7 Nigeria 1.241 48 72 4 Bangladesch 1.969 66 54 0,3 Quelle: Human Development Report 2009, Vereinte Nationen 24

Zusammenfassung Das BIP misst die Gesamtheit der Güter und Dienstleistungen, die in einer Periode produziert wurden. Es wird durch verschiedene Methoden erfasst: Entstehung, Verteilung und Verwendung. Das BIP (Verwendung) gliedert sich in vier Komponenten: Konsum, Investitionen, Staatsausgaben und Nettoexporte. 25

Zusammenfassung Das nominale BIP verwendet die laufenden Preise, zu Berechnung des realen BIP werden die Preise des Vorjahres verwendet. Der BIP-Deflator misst das Preisniveau einer Volkswirtschaft. 26

Zusammenfassung Das BIP ist ein guter, wenn auch nicht perfekter Maßstab für den Lebensstandard einer Nation. Er enthält jedoch Mängel, weil im BIP nicht alle produzierten Güter enthalten sind, nichts darüber gesagt wird, was für Güter produziert werden und wie sie verteilt sind. 27