Produktivität und Wachstum
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- Nikolas Ursler
- vor 5 Jahren
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1 Produktivität und Wachstum Ist Wachstum als Wohlstandsmaß das richtige Maß? Fakten Säuglingssterblichkeit: 20% im ärmsten 1/5 aller Länder 0.4% im reichsten 1/5 85% der Menschen in Pakistan leben von weniger als $2/Tag. Ein Viertel der ärmsten Länder hatte eine Hungersnot in den letzten drei Dekaden. Armut geht einher mit der Unterdrückung von Frauen und Minderheiten. Wachstum reduziert Armut und erhöht den Lebensstandard. Wie soll Wohlstand bzw. Lebensstandard gemessen werden? 145
2 Entwicklung des Wirtschaftswachstum rund um die Welt Land Periode Reales BIP* pro Kopf zu Beginn der Periode ($ pro Person) Reales BIP* pro Kopf am Ende der Periode ($ pro Person) Durchschnittliche Wachstumsrate (% pro Jahr) Japan ,79 Brasilien ,38 Mexiko ,16 China ,06 Deutschland ,05 Kanada ,04 Vereinigte Staaten ,82 Argentinien ,69 Indien ,58 Vereinigtes Königreich ,45 Indonesien ,41 Bangladesh ,16 Pakistan ,16 * in Preisen von Quelle: Robert J. Barro and Xavier Sala-i-Martin, Economic Growth, New York, 1995, Tabellen 10.2 und 10.3; World Development Report 2005, Tabelle 1; eigene Berechnungen 146
3 Wachstumsraten und Wirtschaftsentwicklung Kleine Unterschiede in den Wachstumsraten haben langfristig einen großen Einfluss auf den Wohlstand: Wachstumsrate prozentuale Steigerung des Lebensstandards nach 25 Jahren 50 Jahren 100 Jahren 2.0% 64.0% 169.2% 624.5% 3.0% 109.3% 383.4% 1,821.9% 147
4 Lebensstandard - BIP - Produktivität Der Lebensstandard, gemessen am realen BIP pro Kopf der Bevölkerung, ist bestimmt durch die Produktivität. Die Produktivität ist die Menge der pro Arbeitsstunde hergestellten Waren und Dienstleistungen. Unterschiede im Lebensstandard erklären sich somit durch unterschiedliche Produktivität. Wenn die Produktivität den Lebensstandard bestimmt, was bestimmt die Produktivität? Die Produktivität hängt ab von der Art und Menge der Produktionsfaktoren, welche einem Arbeitnehmer zur Verfügung stehen. Produktionsfaktoren sind Realkapital Humankapital natürliche Ressourcen technologisches Wissen 148
5 Bestimmungsfaktoren der Produktivität Realkapital pro Arbeitskraft Der Bestand an produzierten Produktionsmitteln, die für die Produktion von Waren und Dienstleistungen geschaffen werden. Es ist der Bestand an Sachinvestitionen, die für die Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen verwendet werden, z.b. Maschinen, Fahrzeuge, Gebäude. Humankapital pro Arbeitskraft Wissen und Fähigkeiten, welche Arbeitskräfte durch Ausbildung und Berufserfahrung erwerben. Wie das Sachkapital, so erhöht auch das Humankapital die Produktionsmöglichkeiten einer Volkswirtschaft und trägt dadurch zur Produktivität bei. Natürliche Ressourcen pro Arbeitskraft Ressourcen, die in der Natur vorhanden sind (Land, Flüsse, Bodenschätze). Dazu gehören regenerierbare Ressourcen (wie Wälder) sowie nicht regenerierbare Ressourcen (wie Erdöl). Natürliche Ressourcen können für eine hohe Produktivität wichtig sein, sind aber nicht notwendig. In der Natur vorhandene Dinge werden jedoch meist durch die Entwicklung neuer Technologien zu Ressourcen, die im Produktionsprozess verwendet werden können (z.b. Bauxit). Der Bestand an natürlichen Ressourcen ist somit nicht konstant. Steigende Marktpreise (inflationsbereinigt) führen dazu, dass neue Ressourcen wirtschaftlich genutzt werden können (Ölschiefer) und neue Verwendungen gefunden werden (Kunststoffe). Fallende Preise von Ressourcen deuten darauf hin, dass Ressourcen nicht knapper werden. Technologisches Wissen pro Arbeitskraft Das Wissen der Gesellschaft um die besten Wege zur Herstellung von Waren und Dienstleistungen. Technologisches Wissen betrifft das Verständnis der Gesellschaft, wie die Welt funktioniert. Humankapital bezieht sich auf die Ressourcen, die verwendet werden, dieses Wissen den Arbeitskräften zu vermitteln. 149
6 Wie produktiv war Robinson Crusoe Robinson Crusoe lebt alleine Alle Güter die er konsumieren will produziert er selbst: Fisch, Gemüse, Kleidung und Möbel Welchen Lebensstandard hat er? Der Lebensstandard ist abhängig von seiner Produktivität Produktivität = Menge der produzierten Güter die eine Arbeitskraft herstellen kann (in der Stunde) Weshalb sind aber manche Volkswirtschaften besser in der Lage Waren und Dienstleistungen zu produzieren? 150
7 Eine Produktionsfunktion hat konstante Skalenerträge, wenn eine Verdoppelung der Inputs zu einer Verdoppelung des Outputs führt, oder, anders formuliert, wenn für jede positive Zahl x gilt xy = A F(xL, xk, xh, xn) Eine solche Produktionsfunktion hat eine interessante Eigenschaft. Setzen wir x = 1/L, dann gilt Y/ L = A F(1, K/ L, H/ L, N/ L) wobei: Y/L = Output pro Arbeitskraft K/L = Realkapital pro Arbeitskraft H/L = Humankapital pro Arbeitskraft N/L = natürliche Ressourcen pro Arbeitskraft Konstante Skalenerträge 151
8 Die Produktionsfunktion Produktionsfunktion Y = A F (L, K, H, N) Faktorkombination der Faktoren: L = Labour K = Realkapital H = Humankapital N = Natürliche Ressourcen A = Variable abhängig von Technischem Fortschritt Eigenschaften einer Produktionsfunktion: Formen der Produktionsfunktion: Annahme ansteigender und abnehmender Skalenerträge Erhöhung des Einsatzes führt zunächst zu überproportionalem höherem Output, unterproportionalem höherem Output, dann zu fallendem Output Annahme konstante Skalenerträge (limitationale Produktionsfunktion) Verdopplung des Einsatzes aller Produktionsfaktoren führt zur Verdopplung des Outputs Annahme nicht konstanter Skalenerträge (substitutionale Produktionsfunktion) Verdopplung des Einsatzes nur eines Faktors kann zur Verdopplung des Outputs führen 152
9 Ertragsgesetzliche, linear-limitationale, substitutive Produktionsfunktionen 153
10 Wirtschaftswachstum - Steuerung durch den Staat Regierungen haben einen wesentlichen Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Produktivität und auf das Wirtschaftswachstum. Regierungen können die Produktivität und das Wirtschaftswachstum fördern durch:! Förderung von Ersparnisbildung und Investitionen, Förderung von Investitionen aus dem Ausland, Förderung von Bildung und Ausbildung,Gesundheit Schaffung sicherer Eigentumsrechte und politischer Stabilität, Förderung von Freihandel, Förderung von Forschung und Entwicklung. 154
11 Wirtschaftswachstums - Ersparnis und Investition Durch vermehrte Spar- und Investitionstätigkeit kann die Produktivität in der Zukunft gesteigert werden. Wird heute mehr gespart, werden mehr Kapitalgüter hergestellt. Der zukünftige Kapitalstock wächst und kann zur Produktion einer größeren Menge von Waren und Dienstleistungen genutzt werden Einkommen pro Kopf 2000 (log Skala) 100,000 10,000 1, Investitionen in % des BIP (Durchschnitt )
12 Wirtschaftswachstum - Sparquote erhöhen? Wenn der Kapitalbestand steigt, dann sinkt der Output, der mit einer zusätzlichen Einheit von Kapital gewonnen wird. Diese Eigenschaft der Produktionsfunktion bedeutet, dass der Grenzertrag des Kapitals sinkt. Der abnehmende Grenzertrag des Kapitals bedeutet, dass höhere Spar- und Investitionstätigkeit die Wachstumsrate nur vorübergehend steigen lässt. Langfristig steigen durch eine höhere Ersparnis Produktivität und Einkommen, jedoch nicht die Wachstumsrate. 156
13 Wirtschaftswachstum - Catch Up Effekt Output je Arbeitskraft 2. Wenn die Volkswirtschaft einen hohen Realkapitalbestand aufweist, dann führt ein zusätzlicher Kapitaleinsatz nur zu einem geringen Produktionsanstieg. 1. Wenn die Volkswirtschaft einen geringen Realkapitalbestand aufweist, dann führt ein zusätzlicher Kapitaleinsatz zu einem starken Produktionsanstieg. Aus den abnehmenden Grenzerträgen ergibt sich der Catch-up-Effekt. Bei niedrigem Kapitalbestand pro Arbeitskraft ist die Produktivität des zusätzlich investierten Kapitals relativ hoch. Dies erklärt beispielsweise, warum die Wachstumsrate der USA geringer war als in Südkorea, obwohl die Investitionsquoten in beiden Ländern ungefähr gleich waren Realkapital je Arbeitskraft 157
14 Wirtschaftswachstum - weitere Einflussfaktoren Auslandsinvestitionen Regierungen können durch die Förderung von Investitionen aus dem Ausland den Bestand an Realkapital erhöhen. Formen von Investitionen aus dem Ausland Ausländische Direktinvestition Aufbau neuer Produktionsstätten oder Beteiligung und Übernahme inländischer durch ausländische Unternehmen. Ausländische Portfolioinvestition Investition in Wertpapiere (Aktien, Anleihen).! Ausbildung Ausbildung ist mindestens genauso wichtig für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg eines Landes wie Investitionen in Realkapital. Es handelt sich um eine Investition, weil Ausbildung für die betreffenden Wirtschaftssubjekte mit Real- und Opportunitätskosten verbunden ist, die einen zukünftigen Ertrag abwerfen. Manche Ökonomen argumentieren, dass Ausbildung wichtige positive Externalitäten verursacht (z.b. durch Innovationen, welche durch Ausbildung ermöglicht werden). 158
15 Wirtschaftswachstum - weitere Einflussfaktoren Gesundheit Da gesündere Arbeitskräfte produktiver sind, kann eine Volkswirtschaft über die richtigen Investitionen in die Gesundheit der Bevölkerung zu einer höheren Produktivität gelangen (Richard Fogel). In armen Ländern kann ein Teufelskreis entstehen: Die Länder sind arm, weil die Bevölkerung einen schlechten Gesundheitszustand aufweist. Deswegen bleibt die Produktivität niedrig und die Länder bleiben arm. Eigentumsrechte In manchen Ländern besteht die Gefahr von willkürlichen Enteignungen, und es ist nur schwer möglich, die Einhaltung von Verträgen gerichtlich durchzusetzen. Dies verringert die Investitionstätigkeit und führt zu Kapitalflucht. Politische Instabilität stellt eine Bedrohung für Eigentumsrechte dar. 159
16 Wirtschaftswachstum - weitere Einflussfaktoren Bevölkerungswachstum könnte dazu führen, dass natürliche Ressourcen überbeansprucht werden (Thomas Robert Malthus, ), der Kapitalbestand pro Kopf der Bevölkerung sinkt, der technische Fortschritt gefördert wird.! Handel Inward-looking-development : Abschottung vom Welthandel durch Importsubstitution. Outward-lookingdevelopment : Integration in den Welthandel. Die meisten Ökonomen sind der Ansicht, dass eine Integration in den Welthandel bessere Entwicklungsmöglichkeiten bietet. 160
17 Bevölkerungswachstum und Einkommen Einkommen 100,000 pro Kopf in 2000 (log-skala) 10,000 1, Bevölkerungswachstum (% p.a.; Durchschnitt ) 161
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