Tempo 30: Was bringt das?



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Transkript:

Tempo 30: Was bringt das? Siegfried Brockmann Leiter Unfallforschung der Versicherer (UDV) 6. September 2013, Göttingen

2

3 Wo müssen wir ansetzen? Getötete nach Ortslage, 2012

4

5 Was bringt Tempo 30 dem Radfahrer?

6 Was bringt Tempo 30 dem Radfahrer?

7 Unfallgeschehen 2012, Radverkehrsunfälle, Alleinunfälle und mit zwei Beteiligten Radverkehrsunfälle 2012, Deutschland GT SV LV V GT SV LV V Alleinunfälle 86 4.255 8.415 12.756 22,3% 30,3% 13,6% 16,7% Durch Rf verursachte Unfälle mit mehr. Bet. 153 4.413 18.374 22.940 39,6% 31,4% 29,6% 30,0% davon Rf 146 3.286 12.276 15.708 37,8% 23,4% 19,8% 20,5% Durch Andere verursachte Unfälle mit Rf-Bet. 147 5.372 35.239 40.758 38,1% 38,3% 56,8% 53,3% davon Rf 142 5.229 34.155 39.526 36,8% 37,2% 55,1% 51,7% Summe bei Unfällen mit Rf verletzter Personen 386 14.040 62.028 76.454 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% davon Rf 374 12.770 54.846 67.990 96,9% 91,0% 88,4% 88,9% Fast jeder vierte getötete und jeder dritte schwerverletzte Radfahrer sind auf einen Alleinunfall zurückzuführen. Die Hälfte der bei Radverkehrs-Unfällen mit zwei Beteiligten Getöteten geht auf Unfälle zurück, die Radfahrer verursachen. Rund 2/3 aller getöteten Radfahrer haben ihren Unfall selbst verursacht. Quelle: Destatis, Fachserie 8 Reihe 7, Verkehrsunfälle 2012, Tabelle 3.1.2, Wiesbaden 2013

8 Ursachen Fehlverhalten insgesamt 45.469 Unfälle mit Personenschaden 68.138 Quelle: Statistisches Bundesamt

9 Ursachen Ursachen gegenüber Radfahrern, U(P) innerorts, 2012, B Quelle: Polizei Berlin

10 Was bringt Tempo 30 dem Radfahrer? (n=199) Relative Häufigkeit (%) 92 % 8 % Fahrgeschwindigkeit [km/h] Pkw / Radfahrer - Unfälle innerorts UDB: Sept. 2012

11 Was bringt Tempo 30 dem Radfahrer? (n=134) Relative Häufigkeit (%) 90 % 10 % Fahrgeschwindigkeit [km/h] Pkw / Radfahrer - Unfälle innerorts - nur getötete und schwerverletzte Radfahrer - UDB: Sept. 2012

12 Was bringt Tempo 30 dem Radfahrer? 84 % 16 % (n=43) Relative Häufigkeit (%) Fahrgeschwindigkeit [km/h] Pkw / Radfahrer - Unfälle innerorts - nur Radfahrer mit MAIS 3+ Verletzungen - UDB: Sept. 2012

13 Was bringt Tempo 30 dem Fußgänger?

14 Was bringt Tempo 30 dem Fußgänger? Ursachen bei Fußgängern, U(P) innerorts, BRD Unfälle mit Personenschaden 2012 Verhalten beim Überschreiten 10.417 Nichtbeachten LSA 1.209 Alkoholeinfluss 719 Nichtbenutzen des Gehweges 317 von Fußgängern Fehlverhalten insgesamt 14.649 Unfälle mit Personenschaden 31.051 Quelle: Statistisches Bundesamt 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000

15 Was bringt Tempo 30 dem Fußgänger? Hauptunfallursachen bei Unfällen mit Personenschaden Berlin 2012 An LSA und Überwegen 555 Fehler beim Abbiegen 484 Nicht angepasste Geschwindigkeit 45 Alkoholeinfluss 19 gegenüber Fußgängern 0 100 200 300 400 500 600 Quelle: Polizei Berlin

16 Was bringt Tempo 30 dem Fußgänger? (n=218) Relative Häufigkeit (%) 74 % 26 % Fahrgeschwindigkeit [km/h] Pkw / Fußgänger - Unfälle innerorts UDB: Sept. 2012

17 Was bringt Tempo 30 dem Fußgänger? (n=171) Relative Häufigkeit (%) 69 % 31 % Fahrgeschwindigkeit [km/h] Pkw / Fußgänger - Unfälle innerorts - nur getötete und schwerverletzte Fußgänger- UDB: Sept. 2012

18 Was bringt Tempo 30 dem Fußgänger? 62 % 38 % (n=74) Relative Häufigkeit (%) Fahrgeschwindigkeit [km/h] Pkw / Fußgänger - Unfälle innerorts - nur Fußgänger mit MAIS 3+ Verletzungen - UDB: Sept. 2012

19 Regel Ausnahme? Kriterien für 50 km/h innerorts Separate Radverkehrsführung Benutzungspflichtige bauliche Radwege Radfahrstreifen oder Schutzstreifen Sichere Querungsstellen in ausreichender Dichte Abstand maximal 100 m Sichere Einmündungen und Kreuzungen Reduzierte Störungen Keine Grundstückszufahrten Keine Stellplätze für ruhenden Verkehr

20 Anordnung / tatsächliche Geschwindigkeit 25,0 20,0 Überschreitungshäufigkeit (%) bis 20 km/h Überschreitungshäufigkeit (%) über 21 km/ h 15,0 10,0 5,0 0,0 70 km/h 80 km/h 100 km/h Quelle: Land Brandenburg (*) 24.000 Messungen der Polizei im April 2011

21 Alternativen: Gemeinschaftsstraßen/Begegnungszonen Verkehrssicherheit erhöhen Gestaltung unterstützt gegenseitige Rücksichtnahme Koexistenz Aller, statt Dominanz Einzelner Gleichwertige Flächenverteilung, keine Ausgrenzung Straßenraum gestalten Aufenthaltsraum schaffen Attraktivität erhöhen, keine Beschilderungsmaßnahme

22 Alternativen: Gemeinschaftsstraßen/Begegnungszonen Vorsicht bei relevantem Unfallgeschehen im Bestand! Erst Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit durchführen Aufenthaltsfunktion viele Fußgänger/Radfahrer Lage im Netz Plätze, zentrale Bereiche mit linien-/flächenhaftem Querungsbedarf Verkehrsaufkommen Moderate Kfz-Stärke, Geringer Schwerverkehr Parkdruck

23 Zusammenfassung Reduktion der tatsächlichen Geschwindigkeiten auf 30 km/h würde Fußgängern viel bringen, Radfahrern vergleichsweise wenig Durchsetzung von 30 km/h ungewiss, weil: fehlende Schilder lassen höhere Geschwindigkeiten erwarten Straßengestaltung höhere Geschwindigkeiten vorgibt Akzeptanz bei den meisten Autofahrern fehlt Gestaltung von Zonen bringt mehr, weil: tatsächlicher Bedarf vorhanden Bau und Betrieb bilden eine Einheit

24