Telefon: 233-25611 Telefax: 233-22610 Sozialreferat Stiftungsverwaltung S - R - 3 Gewährung eines Zuschusses an die Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler im Deutschen Herzzentrum München aus der Wilhelmine Holzapfel-Stiftung Sitzungsvorlage Nr. 02-08 / V 09919 Beschluss des Sozialausschusses vom 28.06.2007 (SB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag des Referenten 1. Die Antragstellerin Die Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler bietet seit nahezu 30 Jahren medizinische Spitzenleistungen auf international höchstem Niveau. Patientinnen und Patienten aller Altersstufen mit angeborenen Herzfehlern werden hier von sehr erfahrenen Spezialistinnen und Spezialisten betreut, indem ein Team von Kinderärztinnen und Kinderärzten, Kinderkardiologinnen und Kinderkardiologen und Kardiologinnen und Kardiologen rund um die Uhr für sie bereitsteht. Mit ihren mehr als 550 Herzoperationen bei Kindern und Jugendlichen, davon mehr als 400 mit der Herz-Lungen- Maschine, ca. 200 bei Neugeborenen und Säuglingen sowie jährlich etwa 800 Herzkatheteruntersuchungen, inkl. 300 Interventionen, liegt die Klinik in Deutschland an erster Stelle und in der Spitzengruppe vergleichbarer europäischer Herzzentren. Sie ist aber nicht nur bestrebt, den Patientinnen und Patienten eine optimale Diagnostik und Behandlung zu bieten, sondern möchte sie auch in ihrem persönlichen sozialen Umfeld umfassend betreuen und unterstützen. Trotz intensivster Bemühungen können jedoch nicht alle der Klinik übertragenen Probleme erfolgreich gelöst werden. Aber in Anbetracht der Komplexität der behandelten Herzfehler ist die Sterblichkeitsrate der Klinik mit deutlich unter drei Prozent sehr gering: Auf der ganzen Welt wird nur von fünf Kliniken eine solch niedrige Quote erreicht. In die Klinik integriert ist auch schwerpunktmäßig eine Ambulanz und stationäre Behandlung für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern unter der Leitung eines erfahrenen Kardiologen. Eine eigene Forschungseinrichtung widmet sich der aktuellen Fragestellung nach molekularen Grundlagen angeborener Herzfehler. Seite 2
In jedem Semester vermittelt das engagierte Ärzteteam den Medizinstudentinnen und Medizinstudenten an der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität München den aktuellen Wissensstand in der Kinderkardiologie auch im Rahmen eines Modellvorhabens für "Problemorientiertes Lernen" an der Technischen Universität München, an die die Klinik angeschlossen ist. 2. Das beantragte Projekt In Zusammenarbeit mit dem Institut für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der Technischen Universität möchte die Klinik für Kinderkardiologie des Deutschen Herzzentrums München versuchen, ein Kinderturnen für Kinder mit angeborenem Herzfehler zu initiieren. Die Klinik für Kinderkardiologie wird das Projekt anfangs wissenschaftlich begleiten, um die motorischen Fortschritte zu objektivieren und auch zu untersuchen, ob das im Kinderturnen Gelernte auch in die häusliche Umgebung übertragen werden kann. Ziel ist es, über die Freude an der sportlichen Bewegung die Lebensqualität dieser Kinder zu steigern und Folgeerkrankungen zu verhindern. Langfristig soll sich das Projekt mit Elternbeiträgen und Krankenkassenmitteln selbst tragen, eine Anschubfinanzierung sowohl der Turnstunden als auch der wissenschaftlichen Begleitung ist jedoch nötig. 2.1 Hintergrund, Stand der Forschung Jährlich werden in Deutschland ca. 6.000 Kinder mit angeborenen Herzfehlern geboren. Die meisten benötigen entweder keine Therapie oder können im Kindesalter erfolgreich mit einer Operation oder einer Herzkathederintervention behandelt werden. Dennoch gibt es widersprüchliche Angaben über die motorischen Fähigkeiten dieser Patientinnen und Patienten, selbst wenn kardiologisch und hämodynamisch keine relevanten Restbefunde vorliegen. Eine kürzliche Studie zeigte deutliche Defizite gegenüber Gesunden, während andere Untersuchungen nur Einschränkungen bei ehemals zyanotischen Herzfehlern fanden. Als Ursache wurde die frühkindliche Zyanose, aber auch ein übervorsichtiges Verhalten der Eltern und Ärzte diskutiert, das die sportliche Aktivität und somit die motorische Entwicklung dieser Kinder einschränkt. In diesem Alter sind durch gezielte Förderung im Rahmen eines Kinderturnens die- se Patientinnen und Patienten durchaus in der Lage, sich innerhalb kurzer Zeit moto- rische Fertigkeiten anzueignen. Ob mit einem Kinderturnen der Zurückhaltung gegenüber einer körperlichen Aktivität anhaltend gegengesteuert werden kann, ist jedoch unklar. 2.2. Gewinnung von Projektteilnehmenden Es werden alle niedergelassenen Kinderkardiologinnen und Kinderkardiologen im Großraum München um Mitarbeit gebeten. Mittels Aushängen in den Praxen und in der Ambulanz der Klinik für Kinderkardiologie soll auf das Projekt hingewiesen wer - den. Ferner sollen die Patienteneltern von den Kinderkardiologinnen und Kinderkar- Seite 3
diologen in der je weiligen Altersgruppe gezielt angesprochen werden, wenn die Kinder die Beteiligungskriterien erfüllen. Zusätzlich werden geeignete Patientinnen und Patienten des Herzzentrums angeschrieben. Wenn sich die Eltern bei der Studienleitung melden, erhalten sie einen Termin zur Eingangsuntersuchung in der Ambulanz für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler des Herzzentrums München. 2.3 Methoden Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Eignungsuntersuchung mit Anamnese, körperlicher Untersuchung, Ruhe-EKG, Echokardiographie und Langzeit-EKG gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Re-habilitation von Herzerkrankungen. Dabei werden vor allem die Ein- und Ausschlusskriterien nochmals überprüft. Zur Beurteilung der Lebensqualität kommt der Kiddy-KINDL-Interviewer-Fragebogen für 4-7-jährige Kinder zum Einsatz. Er umfasst 12 Fragen zur allgemeinen Lebens-qualität und 6 Fragen zur Gesundheit. Zur Beurteilung der motorischen Fähigkeiten werden zwei verschiedene Tests (der LOS KF 18 und der MOT 4-6) eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen einfachen Koordinations- und Gleichgewichts-Test sowie einem Motoriktest für 4-6-Jährige. Die Alltagsaktivität wird über 4 Tage in häuslicher Umgebung anhand eines triaxialen Akzelerometer gemessen. 2.4 Kinderturnen Das Kinderturnen findet einmal wöchentlich über 90 Minuten statt. Die Gruppengröße soll 10 Kinder nicht überschreiten. Das Turnen findet unter Anleitung einer Übungsleitung statt. Eine ärztliche Aufsicht wird stichprobenartig durchgeführt, insbesondere, wenn neue Patientinnen und Patienten in die Gruppe eingeschlossen werden. Eine ärztliche Notfallbetreuung steht jederzeit über den Lehrstuhl für Sportmedizin und auch über die Orthopädie vor Ort zur Verfügung. Das Kinderturnen beinhaltet über - wiegend motopädagogische Übungen zur Förderung der motorischen Entwicklung und zum Erlernen komplizierter Bewegungsabläufe. Zusätzlich soll die Freude an körperlicher Bewegung geweckt werden. Das Selbstwertgefühl soll dabei gesteigert aber auch die individuellen Grenzen ausgelotet werden, um die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu fördern. Im Anschluss an die Studie wird gewährleistet, dass das Kinderturnen bei Bedarf fortgesetzt wird. Die Finanzierung muss dann jedoch über die Krankenkassen bzw. durch die Patientinnen und Patienten selbst erfolgen. Seite 4
2.5. Zeitliche Planung Durchführung Die Studie wird seit 01.02.2007 durchgeführt. Es werden über 12 Monate kontinuierlich Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Je nach Zuteilung der Kinder erhält eine Patientengruppe zunächst eine 3-monatige Phase mit einem Kinderturnen, anschließend nach der Zwischenuntersuchung eine 3-monatige Phase ohne kontrolliertes Kinderturnen. Die andere Gruppe startet mit der Pause und besucht erst nach der Zwischenuntersuchung nach 3 Monaten das Kinderturnen. Insgesamt ist also ein Abschluss der gesamten Studie nach 18 Monaten erreicht. Publikation Eine Publikation der Studie ist mit einer vorgegebenen Autorenreihenfolge in einem internationalen englischsprachigen Journal geplant. Kosten Die Gesamtkosten des 2-jährigen Projektes belaufen sich auf 40.296, wobei im Jahr 2007 Kosten in Höhe von 19.645 und im Jahr 2008 Kosten in Höhe von 20.651 entstehen. Laut Kosten- und Finanzierungsplan betragen die Sachkosten im ersten Jahr 4.116 und zweiten Jahr 2.418. Die Personalkosten für einen Arzt (1/4- tags, 18 Monate) sowie eine Übungsleiterin bzw. einen Übungsleiter (18 Monate für drei Übungsgruppen) betragen im ersten Jahr 15.529 und im zweiten Jahr 18.233. Finanzierung des Projektes Die Eingangsuntersuchung wird als Ambulanzbesuch der Patientinnen und Patienten regulär über die Krankenkassen abgerechnet. Die darüber hinaus entstehenden Kosten werden teils von den Patientinnen und Patienten getragen (Fahrtkosten, Mitgliedsbeitrag Kuratorium), über die Klinik für Kardiologie und angeborene Herzfehler (Ärztin ¼-tags für 18 Monate für Einbestellung und Studienuntersuchungen, Lizenzgebühren für Lebensqualität- und Moto rik-testinstrumente, Anschaffungskosten von Kleingeräten) und über das Kuratorium bzw. den Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin (Trainingskosten) vorfinanziert. Eine Drittmittelfinanzierung wird angestrebt. Die Gesamtkosten des ersten Projektjahres werden von der Wilhelmine Holzapfel-Stiftung getragen. Über eine Weiterfinanzierung aus dieser Stiftung kann im Jahr 2008 entschieden werden. 3. Finanzierung aus der Stiftung Die rechtlich unselbständige Wilhelmine Holzapfel-Stiftung kann u. a. Zuschüsse an steuerbegünstigte Institutionen vergeben, die Herzkrankheiten erforschen. Seite 5
Im vorliegenden Fall sind daher nach Rechts- und Sachlage die Voraussetzungen für die Gewährung eines Zuschusses aus Mitteln der Wilhelmine Holzapfel-Stiftung in Höhe von 19.000,00 gegeben; der Stiftungszweck ist erfüllt. Beim Buchungskreis 8114, Kostenstelle 20811400 Wilhelmine Holzapfel-Stiftung sind für das Haushaltsjahr 2007 Geldmittel in Höhe von ca. 29.000,00 veranschlagt (inklusive Rücklage zum 31.12.2006). Bisher erfolgten Ausgaben in Höhe von 10.000. Die erforderlichen Ausgabemittel in Höhe von 19.000,00 können aus der Kostenstelle 20811400 planmäßig entnommen werden. Weitere Mittel stehen 2007 aus der Stiftung nicht zur Verfügung. Anhörung des Bezirksausschusses In dieser Beratungsangelegenheit ist die Anhörung des Bezirksausschusses nicht vorgesehen (vgl. Anlage 1 der BA-Satzung). Dem Korreferenten, Herrn Stadtrat Benker, der Stadtkämmerei, der Frauengleichstellungsstelle, dem Behindertenbeauftragten, dem Behindertenbeirat und dem Sozialreferat, Stelle für interkulturelle Arbeit ist ein Abdruck der Sitzungsvorlage zugeleitet worden. II. Antrag des Referenten 1. Der Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler im Deutschen Herzzentrum München wird zur Finanzierung einer Studie Kinderturnen mit angeborenem Herzfehler ein Zuschuss in Höhe von insgesamt 19.000,00 aus Mitteln der Wilhelmine Holzapfel-Stiftung gewährt. 2. Dieser Beschluss unterliegt nicht der Beschlussvollzugskontrolle. III. Beschluss nach Antrag. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Die Vorsitzende Der Referent Seite 6 Christine Strobl Bürgermeisterin Friedrich Graffe Berufsm. Stadtrat
IV. Abdruck von I. mit III. über den Stenografischen Sitzungsdienst an das Direktorium - Dokumentationsstelle an die Stadtkämmerei an das Revisionsamt an die Frauengleichstellungsstelle z. K. V. Wv. Sozialreferat 1. Die Übereinstimmung vorstehenden Abdrucks mit der beglaubigten Zweitschrift wird bestätigt. 2. An den Behindertenbeauftragten An den Behindertenbeirat An das Sozialreferat, S-III-M z. K. Am I.A.