Food Label: Markt- und/oder Politikversagen?

Ähnliche Dokumente
Food Label: Markt- und/oder Politikversagen?

Anforderungen an eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft: Die Rolle des Konsumenten. Marie von Meyer-Höfer und Achim Spiller

Anforderungen an eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft: Die Rolle des Konsumenten. Marie von Meyer-Höfer, achim Spiller

Erwartungen der Bevölkerung an die Landwirtschaft

Ernährungswirtschaft aus. Branche

MITTWOCHS IM MUEEF. Mitreden! Politik im Dialog. Kennzeichnung des Tierwohls Erkenntnisgewinn für Verbraucherinnen und Verbraucher

Erfolgreiches Regionalmarketing im Naturkostfachhandel Ein Leitfaden für Einzelhändler

Meinungen zur Nutztierhaltung und zu Tierwohl-Siegeln

Tierschutz im Markt vorantreiben: Die Strategie des Deutschen Tierschutzbundes

Verbrauchererwartungen bei Öko-Lebensmitteln. Umfrage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

Ergebniszusammenfassung. Kennzeichnung und Aufmachung von Lebensmitteln aus Sicht der Verbraucher: Empirische Untersuchungsbefunde

Der kritische Verbraucher - Produktinformationen als Kaufentscheidungskriterium Juni 2013 Praxistag Lebensmitteltransparenz, Köln

Geprüfte Qualität - Bayern

Nachhaltige Ernährung. Universität Greifswald

Werthaltige Wettbewerbsfähigkeit:

Anke Zühlsdorf, Achim Spiller Zur Bedeutung verschiedener Kennzeichnungselemente auf Lebensmittelverpackungen

Artgerechte Tierhaltung als Alternative?

Fleisch: Label hier, Label da

Bürger versus Konsumentenpräferenzen

Zum Hintergrund. Prof. Dr. Reinhard Pfriem, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: Ethische Bezüge in der Wertschöpfungskette für Bio-Lebensmittel

Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln Bewusster Konsum oder Mode?

Guter Geschmack grenzenlos:

Umweltschutz als Wettbewerbsvorteil

Akzeptanz in der Gesellschaft

Nachhaltige Produkte bei Transgourmet. Stand: 6. April 2017

Mitreden! Politik im Dialog

Fairer Handel Schüler AB 6.2. Fairtrade

Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion aus Sicht der Ernährungsindustrie

Herbsttagung Verbindungsstelle Landwirtschaft - Industrie 24./ In Potsdam. Soziale Netzwerke und das Agrarbussiness

Nachhaltige Kosmetik aus rechtlicher Sicht. Dr. Karin Gromann Bundesministerium für Gesundheit

ANSPRÜCHE DER VERBRAUCHER AN DIE LEBENSMITTELKENNZEICHNUNG

Gefordert oder überfordert? Wie praktikabel sind Empfehlungen für eine klimafreundliche Ernährung?

Pecha Kucha - PRO PLANET-Prozess

Bundesfachausschuss der CDU 17. Oktober Georg August Universität Göttingen

Unterrichts- und Trainingsmaterial zum QS-System Modul 1: Allgemeine Informationen zum QS-System

Bestimmungsfaktoren des Antibiotikaeinsatzes

Auf einen Blick: Informationen zum Bio-Siegel

Lebensmittel in der Diskussion - Was muss sich ändern?

Ökologische Lebensmittelwirtschaft zwischen Ethik und Profit

Wo Bio draufsteht ist Bio drin

Initiative Klarheit und Wahrheit bei der Kennzeichnung und Aufmachung von Lebensmitteln. Ziele, Maßnahmen und aktueller Sachstand

Internationale Verbraucherbefragung

Initiative Nachhaltig handeln.

Die Möglichkeiten der Kennzeichnung

Vom Interviewer auszufüllen: Interview geführt am:... (Datum) Fragebogennummer: Version 1 Name des Interviewers:...

Was steckt hinter dem Ohne Gentechnik Siegel?

Erfolgreiche Markteinführung für das Tierwohl-Label

Öko-/ Bio- Siegel: Entwicklung und aktuelle Lage unter besonderer Berücksichtigung des EU- Biosiegels

Regional und Artgerecht

Gesundheitsversprechen auf Lebensmittelverpackungen Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitforschung zum Internetportal Lebensmittelklarheit

Begleitforschung 2014: Erste Ergebnisse Vortrag im Rahmen im Rahmen der Tagung Verbraucher verändern den Markt am 22. September 2014 in Berlin

Herausforderungen der energetischen Sanierung im WEG-Bestand

Wofür steht eigentlich...?

Was zeichnet eine gute Kita-Verpflegung aus?

Konsumentenpräferenzen in Bezug auf Swissness und Nachhaltigkeit Erkenntnisse aus einer umfassenden Bevölkerungsbefragung

Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit am Beispiel von Obst- und Gemüse-Importen Ergebnisse einer Verbraucherbefragung

Vorstellung der Planungen zum Regionalsiegel für Regionalvermarktungsinitiativen. 29. Juni 2011 Nicole Weik, Bundesverband der Regionalbewegung e.v.

AGROBUSINESS DER ZUKUNFT VISIONEN FÜR OBERÖSTERREICH. Ergebnisse eines YOUNG ACADEMIA Workshops

Biobarometer Schweiz Was bewegt KonsumentInnen dazu, Bio zu kaufen?

Best of Native Advertising Ergebnisse der Native Advertising Werbewirkungsstudien im Netzwerk von BurdaForward

Lebensmittel aus unserer Region:

Erwartungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft

Marie-Luise Dött Berlin, 5. Dezember Round Table von FSC (Forest Stewardship Council) Deutschland FKN. am 5. Dezember 2013, 11:30 13:15 Uhr

Wie sollen wir mit den Risiken der Agro-Gentechnik umgehen? Januar 2015

Sehr verehrter Herr Minister, sehr verehrter Prinz zu Löwenstein, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Eine Welt, Unsere Welt. Judith Krauß Institut für Entwicklungspolitik (IDPM) Universität Manchester, Großbritannien

Umfassender Ansatz, überzeugende Transparenz

Ohne Gentechnik Kennzeichnung Rechtliche Grundlagen und Marktentwicklung

SIG Combibloc setzt als erster Hersteller der Branche historischen Meilenstein

Label-Salat : Ist wirklich bio drin, wo bio drauf steht?

Agrar- und Ernährungspolitik: Viel Luft nach oben

Chancen durch regionale Produkte für den Lebensmitteleinzelhandel

Ein Buch mit sieben Siegeln: Label und Zeichen. Marcus Gast Multiplikatoren-Seminar des FORUM WASCHEN Fulda, den 6./7. März 2014

Bewusst genießen. Ökologischer Anbau Regionale Herkunft Fairer Handel

gegenüber ökologisch erzeugtem Fisch M. Sc. Gesine Behrens

TRANSPARENZ & VERBRAUCHER EIN MISS- VERSTÄNDNIS? WESENTLICHE STUDIENERGEBNISSE IM ÜBERBLICK

DER MEHRWERT VON RAL GÜTEZEICHEN

Werte schaffen Regionen stärken

Was treibt die Industrialisierung der Landwirtschaft voran? Was ist zu tun? Über Biogas, Bodeneigentum, Märkte und anderes mehr.

Jugendliche und nachhaltiger Konsum

Die Initiative Nachhaltig Handeln. Klimafreundlich einkaufen.

Zahlungsbereitschaft der Verbraucher und Tierwohl-Kennzeichnung. Prof. Dr. Achim Spiller Georg-August-Universität Göttingen

Landwirtschaft verstehen. Billigstpreis-Strategien und regionale Wertschöpfung

DELEGIERTE VERORDNUNG (EU) Nr.../.. DER KOMMISSION. vom

Bedeutung des Tierschutzes aus Sicht der niedersächsischen Politik

Untersuchungsanlage. Deutschsprachige Bevölkerung in Baden-Württemberg ab 15 Jahren. Repräsentative Zufallsauswahl/Randomstichprobe

Trends in der Lebensmittelvermarktung: Marketingtheoretische Einordnung praktischer Erscheinungsformen und verbraucherpolitische Bewertung

Mitteilung für die Presse

Transparenz in der Fleischerzeugung - Wahrnehmung durch den Verbraucher am Point of Sale

Bedeutung eines bundesweiten Regionalsiegels für Regionalvermarktungsinitiativen

Kommunikation von Qualitätsvorteilen im Wettbewerb

Reform der EU Agrarpolitik Bedeutung für den Ökolandbau und den Grundwasserschutz in Unterfranken

SGS-TÜV GmbH Ein Unternehmen der SGS-Gruppe. und des TÜV Saarland e.v. SGS-TÜV GMBH EIN UNTERNEHMEN DER SGS-GRUPPE UND DES TÜV SAARLAND E.V.

Verbraucher und nachhaltige Aquakultur wie kommen sie zusammen?

Bio 3.0. Wintertagung Ost 2016

Transparenz bei tierischen Produkten. Claudia Sprinz, Sprecherin Online Einkaufsratgeber Wien,

Kontrolle des ökologischen Landbaus in Hessen

LOHAS und Branding bei Max Havelaar wie reagiert ein Label auf eine neue Zielgruppe?

Nachhaltigkeitskriterien für Agrarrohstoffe Kriterien und Anforderungen

Transkript:

Food Label: Markt- und/oder Politikversagen? Achim Spiller Georg-August-Universität Göttingen Dachverband Agrarforschung Wissenschaftliche Tagung am 19.11.2013 - Berlin Ernährung: eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe!

2

Food Labelling Lost in information Definition Food Label Vertrauens- und Aufmerksamkeitsökonomie Studienergebnisse Markt- oder Politikversagen Anforderungen an ein funktionsfähiges Food Labelling 3

Definition Label Label= jedes Zeichen auf einem Produkt Label = neutral geprüftes System der Qualitätsverifizierung mit einheitlichem Zeichen Labelformen obligatorische Angaben der allgemeinen Grundkennzeichnung (z. B. Zutatenverzeichnis) obligatorische kennzeichnungspflichtige Elemente, die angegeben werden müssen, wenn die betreffenden Elemente im Lebensmittel vorhanden sind (z. B. GVO); fakultative, gesetzlich definierte Angaben (z. B. ohne Gentechnik), zum Teil mit spezifischen Labeln - freiwillig (z. B. Deutsches Bio-Siegel) oder verpflichtend (z. B. das EU-Bio-Siegel); rechtlich nicht definierte Angaben (z. B. artgerecht, bäuerlich) mitanbietereigenen Zeichen und Standards 4

Lebensmittelvermarktung : Zwischen Vertrauens- und Aufmerksamkeitsökonomie Informationsökonomische Analyse: Funktionsfähigkeit des Qualitätswettbewerbs Werbepsychologische Analyse: Gestaltungsanforderungen an Marktkommunikation Vertrauen Aufmerksamkeit Glaubwürdigkeit, Eindeutigkeit und Verlässlichkeit Wahrnehmbarkeit, (Wieder-)Erkennbarkeit, Kreativität und Prägnanz 5

Lebensmittel sind im informationsökonomischen Sinn häufig Vertrauensgüter (Ackerlof 1970): Viele Eigenschaften eines Lebensmittels können am Endprodukt weder von Konsumenten noch von andere Externen überprüft werden, der Entstehungsprozess entlang der Wertschöpfungskette muss von unabhängigen Experten betrachtet werden (Prozessqualität), das Ergebnis solcher Analyse- und Bewertungsmethoden wird durch eine unabhängige Kontrolle (Third-Party Certification) verifiziert und mit einem Label für den Verbraucher sichtbar gemacht (Jahn et al. 2005). Preisökonomie Aufmerksamkeits -ökonomie Vertrauensökonomie 6

Verhaltenswissenschaftliche Analyse Polarisiertes Verbraucherinvolvement Information chunks (Bündelungsfunktion) in der Aufmerksamkeitsökonomie Information overload (Kroeber-Riel et al. 2009) Schwache information overload-these Starke information overload-these 7

Label: attraktiv für Unternehmen und Politik Label werden im Lebensmittelmarketing und von der Politik zunehmend eingesetzt Food-Labelling ist ein Instrument mit geringer Eingriffstiefe in Marktprozesse Aber: zur Erhöhung der Transparenz als Steuerungsfunktionen zur Verringerung negativer externer Effekte. Damit ein Label zu einer informierten Konsumentscheidung der Verbraucher beitragen kann, muss es: einfach und verständlich sein auf fundierten und nachgeprüften Kriterien beruhen dem Konsumenten bekannt sein glaubwürdig sein. Werden diese Bedingungen nicht erfüllt, kann ein unübersichtliches Informationsangebot zu Überforderung und Verwirrung der Verbraucher führen. 8

Eigene Studien zu Bekanntheit und Vertrauen in Lebensmittelkennzeichnungen Studie I On-line Verbraucherbefragung in Deutschland Befragungszeitraum Frühjahr 2012 Stichprobengröße: 300 Sondierungsstudie, in vielen Bereichen der Grundgesamtheit entsprechend (aber Bildungs-Bias) Studie II Persönliche, computergestützte Verbraucherbefragung in Deutschland Befragungszeitraum Winter 2012 Stichprobengröße: 1.021 Repräsentativ für Deutschland 9

Studie I (von Meyer-Höfer, Spiller 2013) Wie groß ist der gestützte Bekanntheit von Nachhaltigkeitslabeln in Deutschland? Wie groß ist das Vertrauen in solche Zeichen? 10

Empirische Untersuchung: Abgefragte Label Label Bildzeichen Bedeutung Deutsches Bio-Siegel EU-Bio Siegel Fairtrade Neuland Marine Stewardship Council (MSC) Staatliches Bio-Siegel wird nach EU- Richtlinie seit 20001 an Lebensmittel ökologisch wirtschaftender Betriebe in Deutschland vergeben. Seit dem 01.06.2010 müssen in der EU Bio-Lebensmittel mit diesem Label gekennzeichnet werden. Fairer Handel der zu Gunsten von Mensch und Umwelt gestaltet wird. Hauptprodukte u.a. Kaffee, Kakao, Blumen. In dieser Form seit 2003 gekennzeichnet. Tiergerechte, umweltschonende, qualitätsorientierte, bäuerlichen Nutztierhaltung. Seit 1988 durch Trägerverbände vergeben. 1997 durch den WWF und Unilever initiiert für umweltverträglichen und verantwortungsbewussten Fischfang. 11

Empirische Untersuchung: Abgefragte Fake-Label Fake-Label Fake-Bildzeichen Slogans der Fake-Label Fake-Umwelt Schütz unsere Umwelt Fake-Tierschutz Tierschutz in der Landwirtschaft Für (Rinder, Schweine, Geflügel & Fische) Fake-Fairer Handel Fair gehandelt Gerecht geteilt 12

Empirische Untersuchung 1. Haben Sie dieses Label schon einmal gesehen? Ja Nein Ich bin mir nicht sicher 2. Kennen Sie die Bedeutung dieses Labels? Ja Nein Ich bin mir nicht sicher 3. Vertrauen Sie diesem Label? 5 stufige Likert-Skala von vertraue ich voll vertraue ich gar nicht 13

Ergebnisse: Label-Recognition in % (N=300) Haben Sie dieses Label schon einmal gesehen? 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Ja Nein Ich bin mir nicht sicher 14

Ergebnisse: Label-Wissen (N=300) Alle Probanden, die angegeben hatten, ein bestimmtes Zeichen zu kennen, wurden anschließend gefragt, ob sie auch dessen Bedeutung kennen: D. Bio-Siegel EU-Bio Siegel Neuland MSC Fairtrade Fake Umwelt Label schon einmal gesehen. 286 45 54 78 215 69 Kenne die Bedeutung. 215 14 21 54 183 33 15

Ergebnisse: Label-Vertrauen (N=300) Alle Probanden, die angegeben hatten, ein bestimmtes Zeichen zu kennen, wurden anschließend gefragt, inwiefern sie den Label vertrauen: D. Bio-Siegel EU-Bio Siegel Neuland MSC Fairtrade Fake Umwelt Label schon einmal gesehen. 286 45 54 78 215 69 vertraue Ich/vertraue ich voll und ganz 162 19 24 42 151 32 16

Ergebnisse: Wissen und Vertrauen insgesamt Rechnet man den Anteil derjenigen, die bei der Selbsteinschätzung um den Bedeutungsgehalt der jeweiligen Zeichen wissen, auf die Gesamtstichprobe hoch, ergeben sich für die meisten Zeichen sehr niedrige Werte: Label Wissensquotient (%) Vertrauensquotient (%) D. Bio-Siegel 72 54 Fairtrade 61 50 MSC 18 14 Neuland 7 8 EU-Bio Siegel 5 6 Fake-Umwelt 11 11 17

Studie II (Zühlsdorf, Nitzko, Spiller 2013) Begleitforschung zum Internetportal Lebensmittelklarheit.de Verbrauchervertrauen in Lebensmittelkennzeichnungen 18

Informationsinteresse bei Lebensmitteln 19

Geringes Vertrauen und Funktionsfähigkeit des Qualitätswettbewerbs Kritische Qualitätskäufer (35,4%) Idealsegment für den Qualitätswettbewerb Informationsu. Qualitätsinvolvement Vertrauensvolle Qualitätskäufer (14,9%) Kennzeichnungs- Skeptiker (19,3%) Qualitäts- Skeptiker (12,6%) Anspruchslos- Vertrauende (17,8%) Quelle: Zühlsdorf/Nitzko/Spiller 2013 Vertrauen in Kennzeichnung u. Aufmachung 20

Schlussfolgerungen Labelling kommt eine überragende Bedeutung für die Diffusion von gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln zu. Die vorliegende Studie zeigt jedoch, dass nur sehr wenige Zeichen bisher einen höheren Bekanntheitsgrad und Vertrauen beim Verbraucher erworben haben. Auch ist das Vertrauen in solche Zeichen eher gering. Das Grundvertrauen in Lebensmittelkennzeichnung ist gerade bei den interessierten Konsumenten verloren gegangen. Die Gründe für die analysierten Schwachstellen können auf zwei Ebenen vermutet werden: 1. Marktversagen 2. Staatsversagen 21

Marktversagen Label sind ein Instrument des Gemeinschaftsmarketing Klassische Probleme des Gemeinschaftsmarketings: Einigungsprobleme (standard setting) durch strategische Zielsetzung marktstarker Player Trade off zwischen Alleinstellungsziel und Transparenz Budgetprobleme durch free rider behaviour Glaubwürdigkeitsprobleme bei organisierter Interessenfindung Zu viele konkurrierende Label Keine Werbung Abstand zum Marktstandard unklar 22

Staatsversagen - Beispiel Aus Marketingsicht ist der Ersatz des Deutschen Bio-Siegels durch das EU-Bio Siegel eine Entwertung spezifischer Marketinginvestitionen: eine eingeführte Marke (Deutsches Bio-Siegel) wird verdrängt das neue EU-Bio-Siegel ist weder selbsterklärend noch prägnant Entsprechend verwundert es nicht, dass das EU-Bio Siegel in der vorliegenden Studie als unbekannt und sehr wenig vertrauenswürdig wahrgenommen wird. Aus Raiders wird Twix... 23

Fazit Die Studienergebnisse bestätigen die kritische Einschätzung der Wissenschaftlichen Beiräte für Verbraucher- und Ernährungspolitik sowie Agrarpolitik, die den derzeitigen Ansatz des Food-Labellings weitreichend kritisieren (wiss. Beiräte 2011). Viele Konsumenten haben zwar ein grundsätzliches Interesse an Informationen zu Lebensmitteln, sie empfinden aber die Vielfalt und Unübersichtlichkeit der Zeichen als Überforderung und beklagen die Schwierigkeit, glaubwürdige Informationen von Werbeaussagen zu unterscheiden. Ein unreguliertes Labelling stiftet demnach eher Verwirrung, als dass es zu einer informierten Konsumentscheidung beiträgt. 24

Fazit II Die Herausforderung des Food-Labelling liegt darin: valide und transparente Informationen zu Prozess- und Produktqualitäten bereitzustellen, die eine fundierte Entscheidungsfindung ermöglichen (Komplexitätsreduktion) und Gleichzeitig verhindern, dass die Informationsflut durch eine Labelflut ersetzt wird. Dieser Herausforderung sind die Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie die Politik bisher nicht hinreichend gerecht geworden (wiss. Beiräte 2011). Eine mögliche Lösung könnte ein differenziertes Dachlabelkonzept sein: einheitliches und leicht wiederzuerkennendes Markendach mehrstufiges, staatliches Bewertungssystems intensive Öffentlichkeitsarbeit und Werbung 25

Dachlabelkonzept (wiss. Beiräte 2011) 26

Fazit III zu viele Label, irreführende Label, unklare Bedeutung oder Aussage der Label, unbekannte Label, Label auf Grundlage von Kriterien, die für das Produkt irrelevant sind, zu komplizierte Labelgestaltung, unzureichende grafische Abgrenzung (z. B. verwirrend a hnliche EU-Label), unzureichende Abgrenzung von gesetzlich geschützten zu nicht regulierten Labeln. (wiss. Beiräte 2011) 27

Tierwohllabel in den Niederlanden Quelle: Ministerie van Economische Zaken, 2013 28

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Achim Spiller Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Marketing für Agrarprodukte und Lebensmittel Tel.: +49 (0) 551/ 39-22399 a.spiller@agr.uni-goettingen.de 29