Verkehr in Ratingen. Januar 2012. IHK Düsseldorf. Dr. Oliver Neuhoff 0211 3557-270 neuhoff@duesseldorf.ihk.de



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Transkript:

Verkehr in Ratingen Januar 2012 IHK Düsseldorf Dr. Oliver Neuhoff 0211 3557-270 neuhoff@duesseldorf.ihk.de

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Inhalt Seite Einführung 4 A. Bestandsaufnahme 5 Straßenverkehr 5 Straßeninfrastruktur 5 Netzergänzungen und Ausbaumaßnahmen im Verkehrsnetz 8 L 239n zwischen Ratingen und Mettmann 8 Beseitigung des Bahnübergangs im Bereich der Kalkumer Straße (L 139) 9 Reaktivierung der Ratinger Westbahn 9 Verbesserte Busanbindung zum Fernbahnhof Düsseldorf Flughafen 10 Öffentlicher Personennahverkehr 10 Schienengebundener Personennahverkehr 12 Luftverkehr 14 B. Ergebnisse einer Befragung von Unternehmen in Ratingen 15 Einführung 15 Verkehrsträger und Verkehrsanbindung und ihre Bedeutung für die Wirtschaft in Ratingen 18 Bewertung ausgewählter Verkehrsprojekte 21 Betriebliches Mobilitätsmanagement 23 C. Empfehlungen der IHK Düsseldorf 25 Bau der L 239n 25 Straßenverkehrsnetz weiter optimieren 25 Betriebliches Mobilitätsmanagement verstärkt bewerben 26 D. Anhang 27 3

Einführung Ratingen ist eine Stadt im Kreis Mettmann mit 91.000 Einwohnern. Das Stadtgebiet grenzt im Süden und Westen an die Landeshauptstadt Düsseldorf, im Norden an die Städte Essen, Mülheim an der Ruhr und Duisburg sowie im Osten an Heiligenhaus, Wülfrath und Mettmann. Die heutige Stadt Ratingen entstand im Zuge der kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1975. Zu diesem Termin wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Breitscheid, Eggerscheidt, Hösel und Lintorf sowie Homberg und die alte Stadt Ratingen aufgelöst und zur neuen Stadt Ratingen zusammengeschlossen. Ratingen bewirbt sich heute als moderner Industrie- und Dienstleistungsstandort. Die Stadt ist über alle Verkehrsträger gut an die benachbarten Ballungsräume sowie national und international an die wesentlichen Wirtschaftszentren angebunden. Es bestehen enge Verflechtungen Ratingens mit den Städten an Rhein und Ruhr, insbesondere nach Düsseldorf: Rund 10.400 Ratinger pendeln zu ihrer Arbeit nach Düsseldorf, etwa 4.800 in umgekehrter Richtung. Die vorliegende Untersuchung evaluiert die vorhandene Infrastruktur Ratingens und gleicht sie mit den durch Befragungen ermittelten aktuellen Bedürfnissen und Wünschen der Wirtschaft ab. Insgesamt benotet die Wirtschaft nach dem Schulnotensystem den Faktor Verkehr in Ratingen mit der Note 1,8 und misst dem Verkehr als Standortfaktor eine hohe Bedeutung bei. Wichtigster Verkehrsträger ist die Straße: Für 76 Prozent ist die innerörtliche Verkehrserschließung über die Straße wichtig oder sehr wichtig die regionale Straßenerschließung erachten sogar 78 Prozent als wichtig oder sehr wichtig. Insgesamt loben die Unternehmen alle Verkehrsträger in Ratingen und unterstreichen damit ihre Zufriedenheit mit den örtlich angebotenen Verkehrsinfrastrukturen. Kritisiert wurden einige Aspekte im Bereich der Straßeninfrastruktur: So sollte der (Aus-)Bau der L 239n zwischen Mettmann und Ratingen zügig vorangetrieben werden. Außerdem wird der Winterdienst bemängelt sowie das Baustellenmanagement oder die Grüne Welle im Stadtgebiet Ratingen. 4

A. Bestandsaufnahme Straßenverkehr Straßeninfrastruktur Die Stadt Ratingen verfügt über ein Straßennetz von insgesamt 459 Kilometern. Dies teilt sich auf in rund 309 Kilometer Gemeindestraßen, 23 Kilometer Kreisstraßen, 44 Kilometer Landesstraßen, 9 Kilometer Bundesstraßen und 74 Kilometer Autobahnen. Ratingen liegt im Dreieck der Autobahnen A 3, A 52 und A 44 und ist damit gut an das nationale Netz der Bundesautobahnen angebunden. Darüber hinaus verläuft die A 524 im Nord-Westen über Ratinger Stadtgebiet. Anschluss zu dem Autobahnnetz erhält Ratingen über die Auffahrten Ratingen-Ost, Ratingen-Schwarzbach (A 44) sowie das Autobahnkreuz Düsseldorf-Nord (A 44 und A 52), über die Anschlussstellen Ratingen, Tiefenbroich und Breitscheid (A 52) sowie über die Anschlussstelle Ratingen-Lintorf (A 524) (Graphik 1). Innerstädtisch wird das Stadtgebiet von einem Netz an leistungsfähigen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen erschlossen. Über die L 239 wird eine Verbindung von Ratingen Richtung Mettmann hergestellt. Über die L 422 gelangt man von Ratingen Richtung Heiligenhaus/Mettmann und weiter nach Wuppertal. Die B 227 erschließt das nördliche Stadtgebiet von Ratingen und stellt die Hauptverbindung in Richtung Heiligenhaus und Essen-Kettwig her. Die L 139 / B 1 ist die Hauptverbindung in Richtung Norden (Mülheim an der Ruhr). Außerdem verbinden einige Landes- und Kreisstraßen das Stadtgebiet von Ratingen mit Düsseldorf. Dies sind die K 3 (Volkardeyer Straße / Wanheimer Straße) im Süden des Stadtgebietes sowie nördlich davon die L 422 (Kaiserswerther Straße / Kalkumer Schloßallee) sowie die L 139 (Kalkumer Straße / Waldstraße / Lintorfer Straße). Erwartungsgemäß sind die Autobahnen und die Bundesstraßen die Verkehrswege mit den höchsten Belastungen (Graphik 2). Die A 3 ist im südlichen Bereich des Stadtgebietes von Ratingen mit knapp 144.000 Pkw und 11.400 Lkw heute die am stärksten befahrenste Straße der Stadt. Als Faustregel gilt für 6-spurige Autobahnen (wie beispielsweise die A 3 im Stadtgebiet von Ratingen) eine maximale Kapazität von rund 90.000 Fahrzeugen pro Tag, um Verkehr weitgehend ohne Störungen abwickeln zu können. Bei 4-spurigen Autobahnen liegt diese Kapazitätsgrenze bei 60.000 Fahrzeugen pro Tag. Aufgrund dieser Faustregel kommt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag in seinem im Frühjahr 2009 veröffentlichten Stauatlas zum Schluss, dass die A 3 zwischen den Autobahnkreuzen Hilden und Breitscheid als gravierend überlastet einzustufen gilt. Ähnlich ist die Situation auf anderen Autobahnen im Stadtgebiet von Ratingen, wie beispielsweise auf der 5

Graphik 1: Das Straßennetz in Ratingen Hinweis: Bundesautobahnen sind rot, Bundesstraßen blau, Landesstraßen grün und Kreisstraßen braun markiert. Kfz/d : Pkw pro Tag, Kfz SV/d : Lkw / Tag 6

Graphik 2: Verkehrsbelastungen auf überregionalen Straßen in Ratingen Hinweis: Bundesautobahnen sind rot, Bundesstraßen blau, Landesstraßen grün und Kreisstraßen braun markiert. Kfz/d : Pkw pro Tag, Kfz SV/d : Lkw / Tag 7

vierspurig ausgebauten A 52, die von rund 110.100 Pkw und 5.000 Lkw täglich befahren wird und damit ebenfalls als überlastet einzustufen gilt. Über freie Kapazitäten verfügen lediglich die A 44 mit rund 43.000 Pkw und 2.200 Lkw pro Tag und die A 524, auf der täglich knapp 27.000 Pkw und 2.100 Lkw unterwegs sind (Graphik 2). Die Verkehrsbelastung im nachgelagerten Netz der Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen nimmt erfahrungsgemäß ab (Graphik 2). Dennoch sind auf den Autobahnzubringern, wie beispielsweise auf der L 422 (Brachter Straße Meiersberger Straße) etwa 22.000 Pkw sowie 1.200 Lkw pro Tag unterwegs. Es ist aber zu erwarten, dass sich mit der Beseitigung der Autobahnlücke der A 44 zwischen Ratingen-Ost und Velbert der hohe Verkehrswert auf dieser Straße deutlich reduzieren wird. Insgesamt ergeben sich durch die netzartige Struktur der Hauptverkehrsstraßen im Stadtgebiet Entlastungspotentiale, so dass sich der Verkehr auf die entsprechend freien Kapazitäten verlagern kann. Um diese Netzstruktur zu optimieren sind Engpässe der Infrastruktur bereits beseitigt worden oder noch in Planung: Netzergänzungen und Ausbaumaßnahmen im Verkehrsnetz L 239n zwischen Ratingen und Mettmann Seit Jahrzehnten wird über den Ausbau der L 239n gestritten. Diese Straße führt von Mettmann nach Ratingen und stellt an der Anschlussstelle Ratingen-Schwarzbach eine direkte Verbindung zur A 44 her. Nachdem die Bezirksregierung Düsseldorf bereits in den 1970er Jahren den Plan zum Bau der L 239n festgestellt hat, ist bisher lediglich ein Teilstück (zwischen B 7 in Mettmann und der Stadtgrenze Ratingen- Mettmann) realisiert worden. Die heutige Straße ist im weiteren Verlauf für die täglich rund 17.700 Fahrzeuge viel zu klein dimensioniert; regelmäßige Überlastungen mit langen Staus sowie häufige Verkehrsunfälle sind die Folge. Zusätzliche Brisanz bekam das Thema Ausbau der L 239 durch einen Erdrutsch im Frühjahr 2011, der die Straße lange Zeit blockierte. Um den Baubeginn vorzuziehen, wollen die Städte Ratingen, Mettmann und der Kreis das mit 3,5 Millionen Euro veranschlagte Projekt vorfinanzieren. Die Trasse soll etwa 800 bis 1.000 Meter weiter südlich der bisherigen Straße gebaut werden sowie größer und breiter sein als die vorhandene Straße. Damit würde es dann eine direkte Anbindung zur bereits bestehenden ausgebauten L 239 auf Mettmanner Stadtgebiet 8

geben. Diese ist bereits seit mehr als 10 Jahren als Schnellstraße hergerichtet. In dem Landesstraßenbedarfsplan ist die L 239 als Stufe 1 ( indisponible Maßnahmen ) aufgeführt. Die Realisierbarkeit der L 239n auf Ratinger Stadtgebiet ist aber auch deswegen fraglich, weil es noch laufende Widersprüche zum Planfeststellungsbeschluss gibt. Am 22. September 2011 veröffentlichte das NRW-Verkehrsministerium eine sogenannte Priorisierungsliste 2011 NRW, in der festgelegt worden ist, welche Bauprojekte künftig realisiert werden sollen und welche nicht. Zur L 239n heißt es: Es wird einvernehmlich eine Klärung außerhalb der Priorisierung angestrebt. Die dazu notwendigen Verhandlungen auf Fachebene sind aufgenommen. Beseitigung des Bahnübergangs im Bereich der Kalkumer Straße (L 139) Nach der Beseitigung des Bahnübergangs an der Tiefenbroicher Straße im Jahr 2011 soll der letzte beschrankte Bahnübergang in Ratingen-Lintorf beseitigt werden. Wann allerdings mit dem Bau der Unterführung Kalkumer Straße / Konrad-Adenauer Platz begonnen werden kann, steht noch nicht fest. Die Planungen sehen vor, zwischen dem Blyth-Valley-Ring und der Kalkumer Straße den heute bestehenden beschrankten Bahnübergang durch eine Unterführung zu ersetzen. Reaktivierung der Ratinger Westbahn Die sogenannte Ratinger Westbahn ist eine heute als Güterzugstrecke genutzte Verbindung zwischen Duisburg und Düsseldorf. Planungen sehen vor, diese Strecke auch als Bahnverbindung für Personenzüge im Regionalverkehr zu nutzen und so, neben der Verbindung über Düsseldorf-Flughafen, eine zweite Personenverkehrsstrecke zwischen Düsseldorf und Duisburg zu schaffen. Damit würden dann auch die westlichen Stadtteile von Ratingen einen direkten Anschluss an den Schienenpersonennahverkehr erhalten. Neben den bereits bestehenden Haltepunkten in Duisburg (Hauptbahnhof, Bissingheim und Entenfang) würden weitere an der Karl-Lehr-Straße und am Barbarasee entstehen. Ferner sollen neue Bahnhöfe in Ratingen-Lintorf, Ratingen- Tiefenbroich und in Ratingen-West gebaut werden. Der Betrieb der Bahnverbindung, der einen Halbstundentakt zwischen Duisburg und Düsseldorf vorsieht, würde mit 9

etwa vier Millionen Euro jährlich zu Buche schlagen, so aktuelle Schätzungen. Neben dem Betrieb müssten darüber hinaus noch umfangreiche Investitionen in das Gleisnetz der Eisenbahn vorgenommen werden. Hierzu gibt es verschiedene Gutachten und Kostenschätzungen, die Investitionen von bis zu 140 Millionen Euro vorsehen. Kostentreiber hierfür sind beispielsweise zwingend notwendige Investitionen in den Staufenplatztunnel, der gegenwärtig für einen Begegnungsverkehr von Personen- und Güterzügen nicht zugelassen ist. Andere Vorschläge sehen vor, sogenannte Variobahnen auf der Strecke zwischen Duisburg und Düsseldorf einzusetzen, die das Streckennetz der Eisenbahn im Norden Düsseldorfs verlassen und dann weiter über das vorhandene Gleisnetz der Straßenbahnen verkehren. Allerdings fehlt es hier noch an konkreten Konzepten. Weitere Ideen, die schneller realisiert werden könnten, sehen die verbesserte Erschließung des Raumes mit Bussen zum nächstgelegenen Bahnhaltepunkt vor. Verbesserte Busanbindungen zum Bahnhof Düsseldorf Flughafen Der Bahnhof Düsseldorf-Flughafen liegt unmittelbar westlich von Ratingen. Hier halten Züge des Nah-, Regional- und Fernverkehrs und binden zum einen den Flughafen, aber auch Ratingen an den Schienen(fern-)verkehr an. Gegenwärtig verbindet die Buslinie 759 (Ratingen Ost S 1 <-> Bahnhof Düsseldorf-Flughafen) die Stadt mit dem Bahnhof. Sie bedient die Route in der Hauptverkehrszeit im 20-, in der Nebenverkehrszeit im 30-Minuten-Takt. Das bedeutet, dass über den S-Bahnhof Ratingen Ost und Ratingen Mitte eine regelmäßige und direkte Verbindung zum Bahnhof Düsseldorf-Flughafen hergestellt ist. Alle anderen Stadtteile Ratingens verfügen dagegen über keinen direkten ÖPNV-Anschluss zum Bahnhof Düsseldorf- Flughafen. Die Stadt Ratingen fordert daher immer wieder, die ÖPNV-Anbindung der Stadt zum Bahnhof Düsseldorf-Flughafen durch die Einrichtung weiterer Buslinien zu verbessern und eine Taktverdichtung auf 10 Minuten zu erreichen. Öffentlicher Personennahverkehr Das Stadtgebiet von Ratingen wird über verschiedene Buslinien erschlossen: SB 55 Ratingen-Breitscheid < > Düsseldorf, Hauptbahnhof 1 S = S-Bahnhof 10

131 Ratingen-Breitscheid < > Mülheim, Hauptbahnhof 738 Düsseldorf, Hauptbahnhof < > Mettmann-Jubiläumsplatz 749 Düsseldorf-Kaiserswerth < > Mettmann-Stadtwald 751 Ratingen Hösel S 2 < > Düsseldorf-Angermund (Düsselorf-Kaiserswerth) 752 Mülheim, Hauptbahnhof < > Düsseldorf, Hauptbahnhof 753 Mülheim-Heissen < > Ratingen Mitte, Kirche 754 Ratingen-Breitscheid < > Düsseldorf, Hauptbahnhof 756 Ratingen-Tiefenbroich < > Düsseldorf, Theodor-Heuss-Brücke 757 Ratingen Ost S < > Ratingen West 758 Ratingen-Tiefenbroich < > Düsseldorf, Theodor-Heuss-Brücke 759 Ratingen Ost S < > Düsseldorf-Flughafen Bahnhof 760 Ratingen Ost S < > Düsseldorf-Wittlaer 761 Ratingen-Homberg-Süd < > Ratingen Mitte 770 Velbert, Christus-Kirche < > Ratingen Hösel S 771 Velbert, Christus-Kirche < > Ratingen Mitte 772 Essen, Kettwiger Makt < > Heiligenhaus-Unterilp 773 Ratingen Hösel S < > Ratingen Mitte 774 Essen, Kettwiger Markt < > Velbert, Klinikum Niederberg 775 Ratingen Ost S < > Düsseldorf-Rath S O 14 Ratingen Hösel S < > Ratingen-Breitscheid O 15, Ratingen Ost S < > Ratingen Ost S O 16, Ratingen-Breitscheid < > Ratingen Ost S O 19, Ratingen, Ulenbroich < > Ratingen, Fliedner-Krankenhaus 2 S = S-Bahnhof 11

Im Innenstadtbereich gibt es an zahlreichen Haltestellen Umsteigeverbindungen zwischen den einzelnen Buslinien, wie beispielsweise in Ratingen Mitte. Darüber hinaus sind die auf Ratinger Stadtgebiet gelegenen Bahnhöfe Ratingen Ost S und Ratingen Hösel S mit dem Busliniennetz verknüpft. Außerdem verbindet die Straßenbahn 712 Ratingen Mitte mit Düsseldorf. Sie verkehrt werktags in der Hauptverkehrszeit im 10-Minuten-Takt. Schienengebundener Personennahverkehr Ratingen liegt an der S-Bahnlinie Köln Düsseldorf Ratingen Essen, auf der S-Bahnen der Linie 6 verkehren. Es gibt in Ratingen zwei S-Bahnstationen: den Bahnhof Ratingen Ost S sowie den Bahnhof Ratingen Hösel S. Die S-Bahnstationen sind entsprechend den Angaben in Tabelle 1 ausgestattet. Die S 6 verkehrt werktags zwischen 6 und 21 Uhr im 20-Minuten-Takt und am Wochenende sowie an Wochentagen in der Nebenverkehrszeit im 30-Minuten-Takt. Auf der S 6 werden heute noch die veralteten, lokbespannten S-Bahnzüge mit den sogenannten x-wagons eingesetzt. Es ist damit zu rechnen, dass auf der Linie S 6 erst 2014 moderne Fahrzeuge der Baureihe ET 422 eingesetzt werden, wie sie bereits auf allen anderen Linien der S-Bahn Rhein-Ruhr zu finden sind. Tabelle 1: Ausbauzustand der S-Bahnstationen auf Ratinger Stadtgebiet Station Station bewirtschaftet Fahrausweisautomat Automaten für den Fernverkehr Überwachungskameras Notrufsäulen Informationssäulen Behindertengerecht P & R-Plätze B & R-Plätze ÖPNV-Anschluss Wetterschutz Dynamische Zugzielanzeiger Lautsprecher Ratingen Hösel S Nein Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ratingen Ost S Ja Ja Ja Nein Nein Nein Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Quelle: IHK, VRR Ein Vergleich der Fahrzeiten zwischen Pkw und ÖPNV nach Düsseldorf zeigt, dass sich die Fahrzeiten von Pkw und S-Bahn nicht deutlich voneinander unterscheiden, die S-Bahn sogar teilweise das schnellere Verkehrsmittel als das Auto darstellt 12

(Tabelle 2). Mit den kurzen Fahrzeiten ist die S-Bahn daher trotz des veralteten Wagenmaterials eine gute Alternative zum Pkw. Tabelle 2: Fahrzeitenvergleich auf ausgewählten Relationen in Stunden Fahrtstrecke Fahrzeit Fahrzeit Fahrzeit Differenz ÖPNV min. ÖPNV max. PKW Ratingen Ost S 00:16 00:16 Düsseldorf (S 6) (S 6) Hauptbahnhof ca. 00:24 + 00:08 Ratingen Hösel 00:20 00:20 S Düsseldorf (S 6) (S 6) Hauptbahnhof ca. 00:24 + 00:04 Ratingen Ost S Flughafen 00:24 (Bus, 00:24 (Bus, ca. 00:13-00:11 Düsseldorf Linie 759) Linie 759) Ratingen Hösel + 00:03 bis S Düsseldorf 00:30 00:40 ca. 00:27 + 00: 13 Hauptbahnhof Quelle: VRR, www.aral.de (Routenplaner), eigene Berechnungen. Die Attraktivität des Bahnanschlusses zur Landeshauptstadt und Richtung Essen spiegelt sich auch in den Ein- und Aussteigerzahlen auf den Ratinger S-Bahnhöfen wider. Insgesamt steigen mehr als 11.100 Fahrgäste durchschnittlich täglich an allen Ratinger S-Bahnhöfen ein oder aus (Tabelle 3). Das sind allein rund 21 Prozent aller Ein- und Aussteiger auf den Bahnhöfen im Kreis Mettmann. Der Bahnhof Ratingen Ost S ist dabei der wichtigere von beiden Stationen im Stadtgebiet. Allein hier steigen 7.200 Fahrgäste ein oder aus. Am Bahnhof Ratingen Hösel S sind weitere 3.900 Fahrgäste zu registrieren. Damit liegen diese beiden Bahnhöfe auf Platz 2 bzw. 3 der Stationen mit den meisten Fahrgästen im Kreis Mettmann. Insgesamt gibt es im Kreis Mettmann 20 S-Bahnhöfe. Tabelle 3: Aktuelle durchschnittliche tägliche Fahrgastzahlen an den S-Bahnhöfen in Ratingen: Bahnhof Ratingen / Hösel S Ratingen-Ost S Anzahl Fahrgäste pro Tag 3.901 7.210 Quelle: VRR 13

Luftverkehr Der Flughafen Düsseldorf International liegt rund fünf Autokilometer westlich vom Stadtzentrum Ratingen. Mit dem Pkw ist er über die A 44 oder direkt über innerstädtische Straßen am schnellsten zu erreichen. Darüber hinaus bindet die Buslinie 759 Ratingen direkt an den Flughafen an. Düsseldorf International ist der drittgrößte deutsche Flughafen, der sich in den letzten Jahren zu einem Luftverkehrsdrehkreuz entwickelt hat. 2010 war das bisher verkehrsreichste Jahr des Flughafens: Es starteten von Düsseldorf aus etwa 19 Millionen Passagiere mit 72 verschiedenen Fluggesellschaften zu weltweit 184 Zielen in 55 Länder. Für den Geschäftsverkehr spielt der Flughafen eine große Rolle. Der Flughafen Düsseldorf ist neben Frankfurt am Main und München zum dritten Luftverkehrsdrehkreuz in Deutschland avanciert. Die Airlines haben ihr Langstreckenangebot seit einigen Jahren deutlich ausgeweitet. Möglich wurde diese Ausweitung des Flugbetriebes durch die Änderung der Betriebsgenehmigung vom November 2005. Das NRW-Verkehrsministerium erhöhte damit die Kapazität um rund 15 Prozent im Linien- und Charterverkehr. Die Airlines setzten die neuen Kapazitäten unmittelbar in neue Flugbewegungen um. Herausragende Beispiele sind die Amerikaverbindungen von Lufthansa und Air Berlin, der Einsatz von größeren, komfortableren Flugzeugen oder die neue Interkontinentalverbindung von Düsseldorf nach Peking mit Air China, die im März 2011 aufgenommen und im Juli 2011 auf vier wöchentliche Flüge aufgestockt wurde. Lufthansa hat zudem im Herbst 2011 angekündigt, im Sommer 2012 von Düsseldorf aus weitere Langstreckenverbindungen nach Asien anzubieten. Eine dieser Verbindungen wird Düsseldorf mit Tokio verbinden, wie die Airline jüngst mitgeteilt hatte. 14

B Ergebnis einer Befragung von Unternehmen in Ratingen Einführung Soweit zur Bestandsaufname der Verkehrsinfrastruktur in Ratingen. Aber wie bedeutend ist der Faktor Verkehr für die Unternehmen? Wie zufrieden sind die Unternehmen mit dem Zustand der Verkehrsinfrastruktur? Gibt es Möglichkeiten, bestehende Defizite zu verbessern? Und schließlich: Wer kann was unternehmen, um mögliche Defizite abzustellen? Tabelle 4: Umfragestruktur Branche angeschriebene Betriebe antwortende Betriebe Betriebe Anteil Betriebe Anteil Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 5 0,3% 0 0,0% Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 1 0,1% 0 0,0% Verarbeitendes Gewerbe 181 10,1% 36 9,0% Energieversorgung 4 0,2% 2 0,5% Wasser-, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 12 0,7% 4 1,0% Baugewerbe 104 5,8% 24 6,0% Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz 637 35,7% 148 36,9% Verkehr und Lagerei 72 4,0% 18 4,5% Gastgewerbe 40 2,2% 7 1,7% Information und Kommunikation 123 6,9% 27 6,7% Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 38 2,1% 8 2,0% Grundstücks- und Wohnungswesen 116 6,5% 22 5,5% Erbringung von freiberuflichen, wiss. und technischen Dienstleistungen 251 14,1% 63 15,7% Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 128 7,2% 29 7,2% Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 1 0,1% 0 0,0% Erziehung und Unterricht 13 0,7% 2 0,5% Gesundheits- und Sozialwesen 11 0,6% 2 0,5% Kunst, Unterhaltung und Erholung 24 1,3% 5 1,2% Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 23 1,4% 4 1,1% 1.784 100% 401 100% Quelle: IHK Düsseldorf Die Beschreibung der Verkehrsinfrastruktur, wie beispielsweise Lage und Auslastung des Straßennetzes, ist das Ergebnis einer historischen Entwicklung und der wirtschaftlichen Aktivität. Um neben der Darstellung des Ist-Zustandes auch eine qualitative Einschätzung der Unternehmen zum Verkehr in Ratingen zu erhalten, hat die 15

IHK Düsseldorf im Sommer 2011 eine Unternehmensbefragung zur Qualität der Verkehrsinfrastruktur durchgeführt 1. Angeschrieben wurden 1.784 Betriebe (Tabelle 4). Es antworteten 401 Unternehmen, was einer Rücklaufquote von etwa 22,5 Prozent entspricht. In diesen Unternehmen sind 7.230 Menschen angestellt, 19 Prozent der insgesamt 37.2020 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ratingen. An der Umfrage nahmen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen teil: 57,6 Prozent aller antwortenden Betriebe haben weniger als sieben Mitarbeiter, 7,5 Prozent der teilnehmenden Unternehmen weisen 50 Beschäftigte und mehr auf (Tabelle 5). Tabelle 5: Größenklassen der antwortenden Betriebe Größenklassen Anzahl Anteile 1-3 Beschäftigte 152 37,9% 4-6 Beschäftigte 79 19,7% 7-9 Beschäftigte 39 9,7% 10-19 Beschäftigte 59 14,7% 20-49 Beschäftige 42 10,5% 50-99 Beschäftigte 16 4,0% 100-199 Beschäftigte 10 2,5% über 200 Beschäftigte 4 1,0% insgesamt 401 100,0% Quelle: IHK Düsseldorf Die Mehrheit von 162 der 401 antwortenden Unternehmen ist im Wirtschaftsbereich Dienstleistungswirtschaft aktiv. Weitere 84 Unternehmen antworteten aus dem Bereich Industrie- und Baugewerbe, Verkehr und Logistik und 155 repräsentieren den Bereich Handel (Tabelle 6). Tabelle 6: Branchenaufteilung der beteiligten Unternehmen Branche Angeschriebene Betriebe Antwortende Betriebe Betriebe Anteil Betriebe Anteil Industrie- und Baugewerbe, Verkehr und Logistik 2 379 21% 84 21% Handel 677 38% 155 39% Dienstleistungswirtschaft 728 41% 162 40% Quelle: IHK Düsseldorf 1 Die durchgeführte Befragung der Unternehmen ist sowohl Grundlage für das vorliegende IHK-Spezial Verkehr in Ratingen sowie auch für das zeitgleich erschienene IHK-Spezial Der Wirtschaftsstandort Ratingen Ergebnisse der IHK Unternehmensbefragung. 2 Die amtliche Statistik führt die Branchen Verkehr und Logistik unter der Rubrik Dienstleistungen. Hier wurden diese Branchen aber bewusst mit den Branchen Industrie- und Baugewerbe zusammengefasst, da sie zum Beispiel hinsichtlich ihrer räumlichen Verortung im Stadtgebiet (Gewerbegebiete) eher mit diesen Branchen korrespondieren als mit Unternehmen aus der Dienstleistungswirtschaft. 16

Die Auswertung erfolgte in zwei Schritten: Zunächst wurde die Häufigkeit der Antworten zu einzelnen Fragen erfasst. So wird dargestellt, wie viele der befragten Unternehmen die einzelnen Fragestellungen prozentual als sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig oder unwichtig erachten. Damit zusammenhängend wird entsprechend auch die jeweilige Zufriedenheit ( sehr zufrieden, zufrieden, weniger zufrieden oder unzufrieden ) dargestellt. Mit der Gegenüberstellung von Bedeutung und Zufriedenheit der einzelnen Verkehrsträger lassen sich in einem zweiten Schritt dann gezielt Wertmaßstäbe aus den Fragestellungen ableiten: Eine direkte Gegenüberstellung der Unternehmensanforderungen an die einzelnen Verkehrsträger (auf einer Skala von 1 = sehr wichtig bis 4 = unwichtig) und ihrer entsprechenden subjektiven qualitativen Ausprägung am Ort (auf einer Skala von 1 = sehr gut bis 4 = schlecht). Die graphische Darstellung von Bedeutung und Bewertung in Form eines sogenannten Leistungsportfolios zeigt den Handlungsdruck deutlicher. In diesem Vier- Quadranten-Schema wird die Bedeutung dabei auf der x-achse, die Bewertung auf der y-achse dargestellt. Aus der Position eines Merkmals in einem der vier Quadranten ergibt sich eine entsprechende Bewertung: Akzeptable Nachteile? : Hier finden sich die Merkmale, die von den Unternehmen als weniger wichtig oder unwichtig und gleichzeitig bei der Bewertung als weniger zufrieden oder unzufrieden eingestuft wurden. Diese Merkmale werden also schwach bewertet, es ergibt sich aber auch kaum ein Handlungsdruck, da sie für die Unternehmen von geringer Bedeutung sind. Irrelevante Vorteile? : Die hier gelisteten Merkmale sind für die Unternehmen ebenfalls von geringer Bedeutung, erhalten aber gleichzeitig eine gute Bewertung. Es handelt sich also um Standortvorteile von geringerer Relevanz für die Wirtschaft. Halten/Festigen! : Diese Merkmale sind die eigentlichen Standortvorteile der Stadt Ratingen, denn sie erhalten bei einer hohen Bedeutung für die Wirtschaft ebenso eine befriedigende bis gute Bewertung. Dabei kann nochmals unterschieden werden zwischen den Merkmalen, die eine höhere Bewertung als Bedeutung erzielt haben ( hervorragend ) und denen, die eine schwächere Bewertung als Bedeutung erhielten ( befriedigend plus ). Mit Priorität verbessern! : Die Merkmale, die sich in diesem Quadranten wiederfinden, sind die, bei denen ein hoher Handlungsdruck besteht eine Verbesserung herbeizuführen, um den Verkehrsstandort Ratingen aufzuwerten. Denn diese Merkmale wurden von den Unternehmen als sehr wichtig oder 17

wichtig eingestuft, erhalten aber gleichzeitig eine Bewertung, mit der die Unternehmen weniger zufrieden oder unzufrieden sind. Verkehrsträger und Verkehrsanbindung und ihre Bedeutung für die Wirtschaft in Ratingen Die Erreichbarkeit von Unternehmen ist ein entscheidender Standortfaktor. Sowohl Güter als auch Personen müssen für den jeweiligen Unternehmensstandort schnell, zuverlässig und mit vertretbaren Kosten erreichbar sein. Daher ist zunächst von Bedeutung, wie Unternehmen die Verkehrsanbindung in Ratingen insgesamt auf einer Schulnotenskala von eins bis sechs einschätzen. Ergebnis: Die örtliche Wirtschaft gibt der Verkehrsanbindung Ratingen mit der Schulnote 1,8 den besten Wert, der bei den parallel durchgeführten Befragungen zum Wirtschaftsstandort Ratingen und zum Thema Verkehr in Ratingen erreicht wurde (Graphik 3). Graphik 3: Bewertung ausgewählter Standortfaktoren in Ratingen nach Schulnoten 6 5 4 3 2 2,75 1,81 1,8 2,64 2,34 2,87 1,95 1 0 Standortkosten geographische Lage Verkehrsanbindung Arbeitsmarkt Standortattraktivität Stadtverwaltung Standort insgesamt Quelle: IHK Düsseldorf Diese grundsätzliche Aussage muss aber weiter differenziert werden: Individuelle Stärken der Verkehrsinfrastruktur, aber auch deren Schwächen, werden bei dieser grundsätzlichen Schulbenotung ebenso wenig berücksichtigt, wie die Bedeutung der einzelnen Verkehrsträger oder die grundsätzliche Aussage über die geographische 18

Lage Ratingens im überregionalen Verkehrsnetz. Aus diesem Grund ist zunächst nach der Bedeutung der einzelnen Verkehrsträger insgesamt (Graphik 4) und weiter nach einzelnen Verkehrsaspekten (Graphik 5) gefragt worden. Graphik 4: Relevanz der einzelnen Verkehrsträger in Ratingen unwichtig Bedeutung sehr wichtig irrelevante Vorteile? Luftverkehr hervorragend Halten/Festigen! sehr zufrieden Schienenpersonenfernverkehr am Bahnhof Düsseldorf-Flughafen Schienengüterverkehr ÖPNV (Bus) lokal ÖPNV (Bus) regional Straße kommunal befriedigend + Straße regional Schienenpersonennahverkehr Bewertung Akzeptable Nachteile? Mit Priorität verbessern! unzufrieden Quelle: IHK Düsseldorf Von herausragender Bedeutung für die Ratinger Wirtschaft ist die Straße sowohl kommunal als auch regional: 76 Prozent der antwortenden Unternehmen erachten die kommunale Straßenerschließung Ratingens als sehr wichtig oder wichtig (gleichzeitig sind 75 Prozent der antwortenden Unternehmen mit diesem Faktor auch zufrieden oder sehr zufrieden ). Die regionale Straßenerschließung bewerten sogar 87 Prozent der Unternehmen als wichtig oder sehr wichtig. Noch etwas mehr Unternehmen sind aber gleichzeitig mit der Qualität dieses Faktors zufrieden 19

oder sehr zufrieden (88 Prozent). Damit liegt die Bedeutung der regionalen Straßeninfrastruktur für die Unternehmen in Ratingen klar vor allen anderen Verkehrsträgern (Luftverkehr, ÖPNV) auf Platz 1, gefolgt von der kommunalen Straßenverkehrserschließung auf Rang 2. Unter Bezugnahme der dargestellten Faktoren Bedeutung und Zufriedenheit wird die Straße regional und die Straße kommunal von der örtlichen Wirtschaft als befriedigend + bewertet. Auffällig ist, dass größere Unternehmen dem Verkehrsträger Straße eine höhere Bedeutung beimessen als kleinere Unternehmen: 77 Prozent der Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten befinden die regionale Straßenanbindung als wichtig oder sehr wichtig, für die kommunale Straßenanbindung sind dies sogar 92 Prozent der antwortenden Unternehmen. Alle anderen Verkehrsträger haben im Schnitt der Aussagen insgesamt eine geringere Bedeutung, werden aber ebenfalls entweder als hervorragend bewertet oder landen im Quadranten irrelevante Vorteile? (Graphik 4). Hervorzuheben ist das Abschneiden des Luftverkehrs. 56 Prozent der antwortenden Unternehmen erachten den Luftverkehr als wichtig oder sehr wichtig. Damit fällt dieser Verkehrsträger in den Quadranten Halten / Festigen!. Zu betonen ist, dass ähnlich wie beim Straßenverkehr die Bedeutung des Luftverkehrs mit der Größe des Unternehmens wächst: 77 Prozent der antwortenden Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern werten die Bedeutung des Luftverkehrs für ihren Betrieb als sehr wichtig oder wichtig. In diesem Zusammenhang ist das besondere Verkehrsangebot am Flughafen Düsseldorf International zu nennen, der mit nationalen, europäischen und interkontinentalen Verbindungen ein attraktives Verkehrsangebot für Unternehmen vorhält. Die Wirtschaft ist damit insgesamt sehr zufrieden mit dem Flugangebot in Düsseldorf gleichzeitig ist es aber auch ein wichtiger Standortfaktor für die in Ratingen ansässigen Unternehmen, dessen Bedeutung hoch einzuschätzen ist. Der Öffentliche Personennahverkehr (Bus) regional landet im Feld irrelevante Vorteile? wie auch der lokale Busverkehr, der Personenverkehr auf der Schiene und auch der Schienengüterverkehr. Ratingen besitzt zwar keinen Bahnhof, an dem Fernverkehrzüge halten, dennoch ist nach der Bedeutung des Schienenpersonenfernverkehrs gefragt worden, weil der Bahnhof Düsseldorf Flughafen unmittelbar an das Stadtgebiet von Ratingen im Westen angrenzt. Auch dieser Verkehrsfaktor wird als irrelevanter Vorteil? bewertet. 20