Lernen mit Spaß: Individualisierte Frühförderung nach ABA (Applied Behavior Analysis) Mag. Sonja Metzler & Dr. Kathrin Hippler 03.10.2015
Internationale State of the Art Therapien bei ASS Wichtige Bestandteile jeder erfolgreichen Autismus-Therapie: Verhaltensbasiert Früher Beginn Hohe Frequenz, Einbauen der Therapie in den Alltag des Kindes Einbeziehen des Bezugssystems (Eltern, Co-Therapeuten, Schule etc.) Strukturierte, individualisierte Programme Evidenzbasierte Autismus-Therapie: TEACCH (Treatment and Education of Autistic and Related Communication Handicapped Children) ABA (Applied Behavior Analysis)
Versorgung von Kindern mit ASS im Raum Wien Allein im Großraum Wien: ca. 20.000 Personen von Autismus-Spektrum-Störungen betroffen Je früher Autismus erkannt wird, desto rascher kann spezifische Therapie erfolgen 2 WESENTLICHE PROBLEME: 1. Späte oder keine Diagnose 2. Späte, keine oder unspezifische Therapie Dies hat Konsequenzen für Betroffene und für das Gesundheitssystem!
Binationales EU Projekt: Autism Competence Exchange/ ACE ZIELE Schaffen nachhaltigen Fachwissens über Autismus Ausbildung von Fachleuten: Workshopreihe, Entwicklung eines Lehrgangs für Autismus-spezifische Therapie (Applied Behavior Analysis) Somit Qualitätsverbesserung im Autismus-Therapieangebot und Verringerung von Versorgungslücken Längerfristig: Sensibilisierung der Öffentlichkeit Weiterführung der Ausbildungsmöglichkeit nach Projektende (Start voraussichtl. 2016) bzw. Therapiekostenübernahme durch Kooperation mit strategischen Partnern (Krankenkassen, Staat, Stadt)
Warum gerade ABA? ABA bzw. EIBI (early intensive behavioral intervention) ist derzeit die international am besten empirisch untersuchte Therapiemethode bei ASS Im Vgl. zu anderen Therapiemethoden größte Anzahl an Forschungsarbeiten, die auf positive Effekte hinweisen Kinder, die frühzeitig intensive EIBI-basierte Therapie erhalten, erzielen bessere Werte in den Bereichen Intelligenz Sprachfertigkeiten, kommunikative Fertigkeiten Adaptives Verhalten als Kinder der Kontrollgruppen
Was ist ABA? APPLIED BEHAVIOR ANALYSIS angewandt/ praxisbezogen (Wie hilfreich ist es?) verhaltensbezogen (Annahme: Autismus Resultat eines Traumas/ neg. elterl. Erziehung, sondern Folge eines Mangels an best. Fertigkeiten Aufbau von Skills sorgfältiges Beobachten und Messen von Verhalten
Was ist ABA? Anwendung von verhaltensanalytischen Techniken zur Modifizierung von Verhaltensweisen Beruht v.a. auf den Grundlagen der operanten Konditionierung von BF Skinner Pionier: Ivar Lovaas in den 1960ern ABA Diverse Weiterentwicklungen und Spezifizierungen: z.b. Verbal Behavior (VB) durch Michael Sundberg, Partington
Was ist ABA? WIE FUNKTIONIERT S? Am Anfang: Suche nach Verstärkern Zu lernende Inhalte werden in einfache Lernelemente zergliedert und schrittweise erarbeitet Verhaltensweisen, wie Imitation, Zuordnen, Lautieren (etc.) werden aufgebaut und verstärkt Adäquate Verhaltensweisen werden verstärkt, inadäquate ignoriert
Was ist ABA? Interventionsziele: FÖRDERUNG VON... Aufmerksamkeit / Blickkontakt Imitation Sprache/ Kommunikation (z.b. Bedürfnisse kommunizieren) Selbsthilfefertigkeiten /adaptive Verhaltensweisen Kognitiven Fähigkeiten/ relevanten Entwicklungsbereichen Sozialverhalten (z.b. soziale Interaktion initiieren) Spielverhalten Speziellen Verhaltensweisen Merkmale Hohe Intensität (20-40 h/ Wo), Beginn so jung wie möglich Individualisierte Programme Generalisierung Eltern-/Therapeutenteams, Supervision
ACE-Lehrgang nach ABA Methodik: Kooperation mit Child Development Institute/ Danzig Wirksamkeit ABA-Programm (PCDI) 39% erfolgreiche Integration - ohne zusätzliche Unterstützung in regulären Schulen (McClannahan & Krantz, 2010) 42% bzw. 67% vollständige Integration bei Therapiebeginn vor dem 3. Lj.
Besonderheiten von ABA am IWRD Stufenweiser Aufbau der Integration Arbeit mit Activity Schedules und Scripts (siehe McClannahan and Krantz) Errorless Learning
Activity Schedules Definition: Ein Aktivitätenplan ist eine Reihe an Bildern, Wörtern und/oder Sätzen, die das Kind dazu anleitet eine Aktivitätensequenz durchzuführen. Ziel: größtmögliche Selbständigkeit Das Kind lernt eine Aktivität zu initiieren und zu beenden und dann mit der nächsten Aktivität weiter zu machen ohne auf die Anweisung einer Person angewiesen zu sein.
Errorless Learning Dem Kind werden genügend Prompts gegeben, um sicher zu sein, dass es erfolgreich ist und für jedes angemessene Verhalten verstärkt wird. Durch Prompt-Fading und variable Verstärkung kann so das Kind ohne Frustration und Misserfolge neue Fähigkeiten erlernen
Soziale Interaktionen Wichtiger Bestandteil in jedem Activity Schedule Rasche Ausweitung der sozialen Interaktionen, systematische Anwendung Initiierung durch das Kind mit ASS Vielfache Möglichkeit Konversationen zu beginnen, fördert social skills
Scripts Script: Wort oder Satz in schriftlicher Form oder Aufgenommen Ziel: Beginn und Aufrechterhaltung von Konversationen
Evaluationsstudie ACE Anzahl teilnehmender Kinder: n=27 ALTER ÖSTERREICH (n=15) SLOWAKEI (n=12) Durchschnittsalter bei Baseline 6;2 Jahre 7;5 Jahre Altersspanne 3 12 3-22 GESCHLECHT weiblich 3 (20%) 2 (17%) männlich 12 (80%) 10 (83%)
Evaluationsstudie ACE Diagnosen Österreich Slowakei Frühkindlicher Autismus (F 84.0) 12 (80%) 11 (92%) High functioning Autismus (F 84.0) 2 (13%) Atypischer Autismus (F84.1) 1 (7%) 1 (8%) Sprachentwicklungsniveau Verbal 5 (33%) 5 (58%) Non-verbal 10 (67%) 7 (42%)
Evaluationsstudie ACE: Erste Ergebnisse Besonderheiten der Studie Evaluation einer niederfrequenten ABA-Behandlung im Versorgungsalltag Erfassung der Fortschritte der Kinder (auch in Bezug auf autismusspezifische Symptome) sowie Erfassung der Zufriedenheit / Belastung der Eltern und der Zufriedenheit der Therapeutinnen Fazit 1. Ergebnisse deuten trotz der geringen Therapiefrequenz auf positive Effekte und bedeutsame Entwicklungsfortschritte hin (alle haben zu sprechen begonnen!!) wichtig, dass Therapiestundenanzahl gehalten werden kann & dass möglichst viele Kinder von einer Teilnahme an ABA profitieren können Bedarf an Unterstützung für die Eltern, um Ausmaß an erlebter Belastung zu reduzieren
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! www.autism-competence.com www.autistenhilfe.at