Experiment von Meltzoff und Moore

Ähnliche Dokumente
Modelllernen VON SVEN HOFFMANN

Überblick. Überblick Imitation als Instinkt. Großteil menschlichen Lernens basiert auf Beobachtung. 1. Definition und Vorstellung des Themas

11. Sozial-kognitive Persönlichkeitstheorien. Rotter und Bandura. Teil 11.b: Bandura

Tutor: Liz Leutner. Termin: LERNTHEORIEN. Tutorium Persönlichkeitspsychologie I

Tutorium VII Lernen Modell-Lernen

Lernen und Gedächtnis

Entwicklungspsychologie für Lehrer. Lernprozesse in der Entwicklung

Vorlesung im SS 2004 von Prof. Dr. Sabine Walper

Lernen am Modell. Lernen am Modell. Lernen am Modell (Bandura)

Tutorium VII Lernen Operantes Konditionieren. Friederike Rüffer Anna Lara Paeske Lisa Knake

4. Operante Konditionierung

KOKU Forschungszentrum für kognitive und kulturelle Entwicklung

Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik und Wirtschaftsdidaktik. Pädagogische Psychologie

Sozial-kognitive Lerntheorie (Modelllernen)

Aggression. Prof. Dr. Wolfgang Schlicht SoSe 2003

Albert Bandura (geb. 1925) Beobachtungslernen ( Lernen am Modell )

Operantes Konditionieren - Instrumentelles Lernen

MODELLLERNEN (Bandura)

Kriminalitätstheorien im Überblick

AS01 ASSISTENTEN THEORIE UNTERRICHTSTHEORIE

Sozialisierung. Dr. Fox,

Vorwort Kapitel: Pädagogische Förderung aus entwicklungspsychologischer

Computerspiele & Sozialverhalten: Effekte gewalttätiger und prosozialer Computerspiele. Prof. Dr. Tobias Greitemeyer Universität Innsbruck

Kognitive Lerntheorien

TEIL 4: FORSCHUNGSDESIGNS UND UNTERSUCHUNGSFORMEN

Sprachentwicklungsvoraussetzungen und Voraussetzungen der Sprachanwendung

Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens

Lernen und Kognition

Die sozial-lerntheoretische Analyse von Aggression nach Albert Bandura

Eine biologische Definition des Begriffs Lernen

Basale Funktionen in Lehr-Lernprozessen Gedächtnis Lernen - Definition Behaviorismus Modelllernen

Die Theorie des sozialen Lernens nach Bandura und der pädagogische Einfluss auf die Entwicklung von Gewissen und Urteilsfähigkeit

LKapitel: Lernen, Lehren und die Padagogische Psychologie... 1

Zur Wirkung von Gewaltdarstellungen in Medien und warum Computerspiele die Diskussion verschärfen

Einführung in die Allgemeine Psychologie

Lerntheorien im Überblick

Grenzen zwischen Reflexen und Operanten = oft fließend

Aggression. Seminar: Grundlagenvertiefung. Sozialpsychologie 2 Seminarleiter: Andreas Zick Referentin: Hilal Mete

4. Operante Konditionierung

Verarbeitungsmodi. Beim therapeutischen Verstehen kann man zwei Verarbeitungsmodi unterscheiden: den synthetischen Modus, den analytischen Modus.

Gruppenleistung. Gliederung. Gruppen Leistung in Anwesenheit anderer. Steiners Aufgabenklassifikation

Voraussetzungen und Bedingungen für einen erfolgreichen Spracherwerb. Voraussetzungen und Bedingungen für einen erfolgreichen Spracherwerb

Förderdiagnostik Unterstützte Kommunikation

Wenn Symptome bleiben

Auditory Learning. Seminar: Emotion, Motivation, Lernen und Gedächtnis Dozent: Joshua Lorenzen SoSe Alina Bech & Martina Schütte

Value of Failure! Students Course! Modul 7: Aus Fehlern lernen!

Verhaltenstherapie bei Depression

Inhaltsverzeichnis. Vorwort 12. Was ist Lernen? 16

Was und wie Sie aus diesem Buch lernen 9 So funktioniert erfolgreiche Hundeerziehung 11

Verhalten (Ethologie)

Referentin: Paula Ott. Spracherwerb Gisela Klann-Delius

Franz Petermann, Manfred Döpfner, Martin H. Schmidt: Ratgeber Agressives Verhalten, 2., aktualisierte Auflage, Hogrefe-Verlag, Göttingen

Persönlichkeitstheorien

Johanna Schnizer Seminar Lernpsychologie. Modelllernen nach Albert Bandura

Psychotherapie. Angebote sinnvoll nutzen

Emotionale Entwicklung

Tutorium zur Vorlesung Differentielle Psychologie

Piaget. 2) Präoperationale Stufe (2-6 Jahre) Egozentrisches Denken: nur die eigene Perspektive.

Praktische Kinderpsychologie

Neurolinguistische Evidenz

Sozial- psychologie 2. Sozialpsychologie Überblick 1. Sozialpsychologie Überblick 3. Sozialpsychologie Überblick 2

!"# # # $% # & '() '* ) ) '()

Das Angstmodul. Das Angstmodul. Das Angstmodul. Das Angstmodul. Das Angstmodul INTERAKTIONALE THEORIE DES ENTSTEHENS VON PHOBIEN

Lerntheoretische und kognitive Modelle

The Triple C: Checklist of Communication Competencies

Vermeidung, Bestrafung, Erlernte Hilflosigkeit. Gliederung. Gliederung. 1.Vermeidung. 1. Vermeidung. Erlernte Hilflosigkeit. 1.

Entwicklungspsychologie

VORBERICHT RATGEBERAKTION "REIFUNGSKRISEN" am

Einführung in die Lernpsychologie

Lernen am Modell - Albert Bandura

Fragebogen zur Lebensgeschichte

Beobachtung von Säuglingen und Kleinkindern - Ausgewählte Methoden der Kindheits- und Jugendforschung

Kapitel 3 Angeborene Verhaltensmuster und Habituation 71

Attribution. Unterschied zwischen Akteur und Beobachter

Theorien der Persönlichkeit. Wintersemester 2008/2009 Gabriele Helga Franke

Ihr Name. Lernen. Reaktion Response. Reiz Stimulus. Veranstaltung Datum Ort. Name des Präsentators Firma

Einschätzen und Unterstützen

Lernen: Themen der Vorlesung

Aggressionstheorien. Triebtheorie. Frustrations-Aggressionstheorie. Lerntheorie

Förderliches Verhalten

Lernen, Gedächtnis, Denken. Marc Rochel

Michael Kunczik, Astrid Zipfel. Gewalt und Medien. Ein Studienhandbuch. 5., völlig überarbeitete Auflage

Tutorium V Lernen Klassisches Konditionieren

Einführung in die moderne Psychologie

Entwicklungsaufgaben Entwicklungsübergänge. LV Entwicklungswissenschaft I: Biopsychosoziale Grundlagen der Entwicklung.

Übersicht Sitzung 2: Psychoedukation

Das Baby verstehen. das Handbuch zum Elternkurs für Hebammen. von Angelika Gregor und Manfred Cierpka

Psychotherapie der Depression

Das Häufigkeitsprinzip (Thomas Brown 1820) 1. Grundlegendes zum assoziativen Lernen

Aristoteles: Seelenteile

Verschiedene Facetten des positiven Coachings. Ognjen Zaric / Tobias Trautz

Das lösungsorientierte Gespräch. Vom Problem zu LösungenL

3. Handlung- und Entscheidungstheorien 3.1. Allgemeine Merkmale von Handlungstheorien

Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters für (zukünftige) Lehrer

TEIL 4: FORSCHUNGSDESIGNS UND UNTERSU- CHUNGSFORMEN

ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE & SOZIALISATION. Mädchenschachpatent 2015 in Nußloch Referentin: Melanie Ohme

Auch Ihr Haustier hat eine Seele Heike Heinz-Wittenberg Tierpsychologin Birkenstr Höhn Fragebogen für Hunde

Qualifikationsverfahren 2009 Fachfrau Betreuung / Fachmann Betreuung

Transkript:

Gliederung Lernen durch Beobachtung Warum imitieren wir? Dazu 4 Theorien Referenten: Dozent: Wasilena Georgieva & André Weiß Dr. Knut Drewing Was ist entscheidend für Imitation? Beobachtungslernen und operante Konditionierung (-> Aggression) 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 1 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 2 Warum imitieren wir? Imitation als Instinkt Vier Theorien: Imitation als Instinkt Imitation als operante Imitation als generalisierte operante (Bandura) Imitation ist eine angeborene Neigung (McDougall, 1908; Morgan, 1896; William James, 1890) Belege: Experimente mit Säuglingen (Meltzoff und Moore, 1977 und 1983) 12 bis 21 Tage alte Säuglinge ahmen Gesten eines Erwachsenen nach (Lippen spitzen, Mund öffnen, Zunge herausstrecken) Aufgrund des geringen Alters konnte vorher keine Konditionierung stattgefunden haben! 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 3 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 4 Imitation als Instinkt Imitation als Instinkt Ergebnisse von Meltzoff und Moore wurden mehrmals repliziert Angeborene Fähigkeit: Visueller Input (Anblick) wird mit einer Reihe von Muskelbewegungen assoziiert, den Input nachzuahmen. Experiment von Meltzoff und Moore Säuglinge haben sich nie zuvor selbst im Spiegel gesehen!! 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 5 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 6 1

Imitation als Instinkt Beobachtungslernen auch bei Tieren Unzählige Experimente mit Primaten, Katzen, Hunden, Nagetieren, Vögeln und Fischen Thorpe (1963): Drei Arten des Beobachtungslernens: Soziale Erleichterung Lokale Erleichterung Echte Imitation Imitation als Instinkt Soziale Erleichterung Nachgeahmtes Verhalten gehört bereits zum Repertoire des Nachahmenden (Bsp.: Kätzchen kann bereits Banane fressen) Lokale Erleichterung Erfahrenes Modell zeigt direkt, wie es geht. Kein Lernen durch Versuch und Irrtum. (Bsp.: Menschliches Modell ->Tastenpicken Tauben) Echte Imitation Nachahmung eines ungewöhnlichen Verhaltens. (Bsp.: Orang Utans in Gefangenschaft: Unkrautjäten, Teller spülen) 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 7 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 8 Imitation als operante Warum imitieren wir? Vier Theorien: Imitation als Instinkt Imitation als operante Imitation als generalisierte operante (Bandura) Lernen durch Beobachtung ist ein Spezialfall operanter Konditionierung (nach Miller und Dollard 1941) Diskriminativer Hinweisreiz = Verhalten einer Person, die dafür verstärkt wird Beobachtung des diskriminativen Hinweisreizes Imitation () Verstärkung 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 9 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 10 Imitation als operante Imitation als operante Experiment von Miller und Dollard mit Erstklässlern: Einteilung in Paare: Leiter und Schüler Raum mit 2 Kisten -> unter einer Kiste Süßigkeit Leiter vorab unterwiesen, zu einer bestimmten Kiste zu gehen Schüler beobachtet Leiter, weiß aber nicht, ob Leiter Süßigkeit findet Schüler darf sich Kiste aussuchen, fand Süßigkeit oder nicht Hälfte der Schüler in Imitationsgruppe: Bekamen Verstärkung, wenn sie die selbe Wahl wie Leiter trafen Andere Hälfte in Nichtimitationsgruppe : Bekamen Verstärkung, wenn sie andere Wahl wie Leiter trafen 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 11 Kinder in Imitationsgruppe kopierten immer des Leiters -> Verstärkung Kinder in Nichtimitationsgruppe reagierten immer entgegengesetzt -> Verstärkung Imitation tritt wie die operante dann auf, wenn wir dafür verstärkt werden. Aber: Viele alltägliche Beispiele folgen nicht diesem Muster Theorie muss erweitert werden... 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 12 2

Imitation als generalisierte Warum imitieren wir? operante Vier Theorien: Neuartige Verhaltensweisen sind nichts weiter als Variationen ähnlicher Imitation als Instinkt Imitation als operante Imitation als generalisierte operante (Bandura) en, die in der Vergangenheit verstärkt wurden Wir imitieren ein bestimmtes Verhalten, weil wir bereits in der Vergangenheit für ein ähnliches Verhalten verstärkt wurden. 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 13 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 14 Imitation als generalisierte operante Warum imitieren wir? Vier Theorien: Geistig zurückgebliebene Kinder ahmen neue Gesten nach, für die sie nie verstärkt wurden. Sprechenlernen bei Kindern durch generalisierte Stimmimitation. (Mutter sagt ba -> Kind sagt ba -> Mutter lächelt Mutter sagt da -> Kind sagt da usw.) Imitation als Instinkt Imitation als operante Imitation als generalisierte operante (Bandura) 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 15 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 16 A. Bandura & R. H. Walters (Social Learning and Personality Development, 1963) - Ihre Kritik: Herkömmliche Lerntheorie (klassische/operante Konditionierung) ist unvollständig! - Lernen durch Beobachtung fehlt! Lernen durch Beobachtung ist kein Spezialfall von operanter Konditionierung sondern ein eigenständiges Konstrukt! Bobo-Doll-Experiment (Bandura, 1965) Kinder sehen Kurzfilm -> Erwachsener schlägt Bobo in 4 verschiedenen Verhaltensweisen mit bestimmten Äußerungen 1. Gruppe: Modell wird belohnt 2. Gruppe: Modell bestraft wurde 3. Gruppe: keine Konsequenzen für das Modell Kind wird mit Puppe allein gelassen und beobachtet 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 17 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 18 3

Viele ähnliche aggressive Verhaltensweise gegenüber Bobo mit ähnlichen Äußerungen; Jungen aggressiver als Mädchen 1. Gruppe ist deutlich aggressiver gegenüber Bobo In letzter Phase des Exp.: Versuchsleiter bietet Kind Belohnung an, wenn es Verhalten nachahmt Kinder aller drei Gruppen gleichermaßen aggressiv gegenüber Bobo Verstärkung ist nicht notwendig für das Erlernen neuer Verhaltensweisen mittels Beobachtung ABER Erwartung von Verstärkung ist wesentlich für die Performanz der neuen Verhaltensweise (siehe letzte Phase Exp.) 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 19 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 20 Albert Bandura Vier Faktoren für Auftreten von Imitation Aufmerksamkeitsprozesse Gedächtnisprozesse Akquisition Motorische Reproduktionsprozesse Anreiz und Motivationsprozesse Performanz Bobo-Doll-Experiment 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 21 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 22 ist eine Kombination aus: Klassische/operante Konditionierung Beobachtungslernen und Imitation Welche Theorie ist die beste???? Bandura und Walters fügten somit der herkömmlichen Lerntheorie das Prinzip des Beobachtungslernens bei 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 23 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 24 4

Überblick Theorien Was ist entscheidend für Imitation als Instinkt Imitation als operante Imitation als generalisierte operante Theorie des sozialen Lernens Imitation? Imitation von Geburt an bei Tier und Mensch. Wir imitieren dann, wenn wir dafür verstärkt werden. Wir imitieren, weil wir in der Vergangenheit für ein ähnliches Verhalten verstärkt wurden 4 Faktoren: Aufmerksamkeit Gedächtnis Motorik Anreiz/Motivation Wen imitieren wir (und wen nicht)? Kritik Keine Aussage darüber, wann Imitation auftritt & wann nicht! Wir imitieren auch dann, wenn wir nie dafür verstärkt wurden! Warum imitieren wir verstärkte Modelle?? Kein Unterschied Lernen/Perform.?? 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 25 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 26 Was ist entscheident für Imitation? Mischel (1971): Drei Faktoren 1. Belohnungsfaktor (Bsp: Kinder imitieren liebevolle Frau, die Kinder belohnt hat) 2. Macht und Dominanz des Modells (Bsp: Kinder imitieren neue Lehrerin statt Lehrerin von außerhalb & Kinder imitieren verstärkt dominante Personen) Beobachtungslernen und operante Konditionierung Aggression 3. Ähnlichkeit des Modells (Bsp: Kinder imitieren eher Modelle gleichen Geschlechts, Alters) 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 27 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 28 Beobachtungslernen und operante Konditionierung Beobachtungslernen und operante Konditionierung Bandura und Walters (1963): Bei der Kindererziehung interagieren Beobachtungslernen und operante Konditionierung Beobachtungslernen und operante Konditionierung können in die selbe oder entgegengesetzte Richtung wirken Bsp. Aggressionsverhalten Aggression: Kinder die für ihr Verhalten bestraft wurden wenden, dieses vor ihren Eltern nicht mehr an durch Operante Konditionierung Kinder ahmen jedoch das aggressive Verhalten ihrer Eltern außerhalb des Elternhauses nach durch Beobachtungslernen (Eltern = Modell) 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 29 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 30 5

Zusammenfassung Danke für s Zuhören! Vier Theorien Wichtigste Theorie: Bandura-Theorie Bobo-Doll-Experiment Wen imitieren wir? (3 Faktoren von Mischel) Kindererziehung: Operante Konditionierung und Beobachtungslernen interagieren 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 31 13. Dezember 2005 Lernen durch Beobachtung 32 6

Überblick Beobachtung & Imitation Einfluss des Fernsehens Beispiele für Beobachtungslernen Dozent: Referent: Seminar: Dr. Knut Drewing André S. Weiß Lernen & Gedächtnis 13. Dezember 2005 Phobien Drogenmissbrauch und Süchte Kognitive Entwicklung Moralische Standards und Verhalten Überblick Einfluss des Fernsehens Modellierung in der Verhaltenstherapie Förderung von wenig wahrscheinlichem Verhalten Aneignung neuer Verhaltensweisen Beseitigung von Ängsten und unerwünschtem Verhalten Video-Selbstmodellierung Werden Menschen durch die Beobachtung von Gewalt im TV selbst aggressiver? Schwierig zu beantworten Aber: TV beeinflusst Einstellung & Verhalten von Erwachsenen und Kindern Dazu einige Studien: Fazit & Diskussion Einfluss des Fernsehens Einfluss des Fernsehens Gerbner & Co., 1977 Umfragen >6 Std./Tag: andere Sichtweise auf die Welt Welt gefährlich & niederträchtig Gewalttätige & selbstsüchtige Menschen Besitzen eher Waffen & Gewalt ok Nachteil: korrelative Belege Korrelation -> Kausalität?? Längsschnittuntersuchung Eron, Huesman, Lefkowitz & Walder, 1972 >200 Jungen der 3. Klasse + 10 Jahre später In 3. Klasse Vorliebe für Gewalt im TV 10 Jahre später aggressiv In 3. Klasse aggressiv Keine Vorliebe für Gewalt im TV Manche Studien stützen, andere widerlegen die Ergebnisse 1

Einfluss des Fernsehens Einfluss des Fernsehens Metaanalyse Hogben (1998) Stärkere Zusammenhänge mit Zuschaueraggressivität wenn Gewalttätigkeit gerechtfertigt erscheint Bsp.: Held kämpft für eine gerechte Sache Schwächere Zusammenhänge bei Hervorhebung unangenehmer Folgen Leiden d. Opfers, Bestrafung d. Aggressoren Nicht Gegenwart von Gewalt im TV ist wichtig, sondern wie sie porträtiert wird! Gewalttätige stigmatisieren, nicht glorifizieren Kinder sollen mit kritischerer Einstellung fernsehen Aber: TV kann auch positiv wirken! Längsschnittuntersuchung Rice, Huston, Truglio & Wright, 1990 3-5 jährige Kinder Sesamstraße 2 Jahre später größerer Wortschatz! Einfluss des Fernsehens Sichtweise von Lerntheoretikern: Fazit: TV hat verschiedene Auswirkungen Wichtig ist, WIE es eingesetzt wird Art & Weise zu reagieren wird zum großen Teil in Kindheit durch interaktive Einflüsse von operanter Konditionierung & Beobachtungslernen entwickelt Was sind Auswirkungen von beobachtendem Lernen auf Persönlichkeitszüge oder Problemlösefähigkeiten? Phobien Aneignung von Phobien indirekt durch Nachempfindung -> z.b. innerhalb einer Familie oft ähnliche Ängste, Phobien- Entwicklung bei Kampfpiloten durch Beobachtung von Kameraden in Angstsituationen Auch hier beruhen Belege auf Korrelationen und retrospektiven Berichten Wenig stichhaltige Art von Belegen Mineka, Davidson, Cook & Kerr, 1984: Affe beobachtet Angstreaktion anderes Affen vor Schlange -> selbst anhaltende Angst Drogenmissbrauch und Süchte Ennet, Baumann & Koch, 1994, u.a. Neigung zum Rauchen <-> Rauchgewohnheit Eltern, Ehepartner & Gleichaltrige Andrews, Hops & Duncan, 1997 Gutes Verhältnis zu Eltern -> Imitation deren Drogenkonsums wahrscheinlicher Windle, 2000 Drogen- & Alkoholmissbrauch korreliert stärker mit Gewohnheiten Gleichaltriger als mit Eltern Beobachtungslernen & soziale Verstärkung spielen wichtige Rolle 2

Kognitive Entwicklung Mengenkonstanzaufgabe: Piaget: während Heranwachsens werden Stufen kognitiver Fähigkeiten durchlaufen Übergang zwischen Stufen abhängig von Alter, Reifung & persönlicher Erfahrung Rosenthal & Zimmermann, 1972 & 1978 Theorie: Beobachtungslernen spielt große Rolle bei Entwicklung & Verfeinerung kognitiver Fähigkeiten Mengenkonstanzaufgabe Mengenkonstanzaufgabe: Kinder <7 Jahre: Mehr Wasser in C Beobachtung eines Modells bei korrekter Ausführung der Mengenkonstanzaufgabe Gruppe A: zusätzliche Erklärung -> von Anfang an gleich viel Gruppe B: keine zusätzliche Erklärung Im Folgetest: besseres Ergebnis beider Gruppen, Gruppe A am besten Auch Lernen von Grammatikregeln, abstrakten Konzepten und Problemlösefähigkeiten durch Beobachtungslernen Moralische Standards und Verhalten Urteilsvermögen Kind -> durch Beobachtung (Eltern) erlernt z.b. Geldangelegenheiten, Steuererklärung Nach Beobachtung eines Modells verstoßen Kinder als auch Erwachsene eher gegen Regeln & Gesetze (Lefkowitz & Co., 1955, Waiters, & Co., 1963) Studien von D.P. Phillips, 1982 Beobachtung kann unmoralische und irrationale Handlung auslösen Erhöhte Selbstmordrate nach Selbstmord eines Stars in Soap-Opera Modellierung als wichtiges Hilfsmittel eines Verhaltenstherapeuten Bandura & Walters: 3 Arten, Verhalten eines Beobachters zu beeinflussen: Verhalten des Modells kann fördern, von der Beobachter weiß, wie auszuführen ist Beobachter kann lernen, sich völlig neue Verhaltensweisen anzueignen Minderung bzw. Eliminierung unerwünschter en (Angst auf Situationen o. Objekte) Therapeutische Anwendungen: Förderung von wenig wahrscheinlichem Verhalten Graduelle Modellierung Methode, von einfachem zu immer anspruchsvollerem Verhalten fortzuschreiten O Connor, 1969: Versuch, Kontaktfreudigkeit von zurückgezogen geltenden Vorschulkindern zu steigern Film mit zunehmender Beteiligung bei sozialen Interaktionen + Erfahrung positiver Konsequenzen durch soziale Interaktion fünffache Erhöhung der Anzahl sozialer Interaktionen Kontrollgruppe: keine 3

Aneignung neuer Verhaltensweisen Lovaas, 1967: autistischen Kindern Sprechen beibringen Modellierung der Sprache durch Lehrer im frühen Stadium der Therapie unverzichtbar Lehrer modelliert wiederholt erwünschte Worte, Kind wird für erfolgreiche Nachahmung verstärkt Kombination mehrerer Techniken: sukzessive Annäherung (Shaping) & Modellierung Ebenfalls Modellierung nonverbalen Verhaltens möglich Beseitigung von Ängsten und unerwünschtem Verhalten Bandura & Co., 1967 Versuch, bei Kindern übermäßige Angst vor Hunden abzubauen Gruppe 1: graduelle Modellierung im Umgang mit Hund in Partyumgebung Gruppe 2: gleich, ohne Partyumgebung Gruppe 3: Hund ohne Modell in Partyumgebung (zwecks Kontrolle der en auf den Hund allein) Gruppe 4: Partyumgebung ohne Hund und Modell Anschluss: Aufforderung, Modell zu imitieren Beseitigung von Ängsten und unerwünschtem Verhalten Beseitigung von Ängsten und unerwünschtem Verhalten Teilnehmende Modellierung Patient imitiert das Verhalten des Modells bei jedem Schritt der Behandlung, Behandlung wird mit jedem Durchgang stärker Bsp.: Schlangenphobie Lt. Bandura & Co.: besonders effektiv, da realistische Erfahrung vermittelt wird Effektivität hängt davon ab, wie sehr die Umstände der Behandlung der normalen Umgebung der Person ähneln (Mineka & Co., 1999) Video - Selbstmodellierung Ziel: Performanz erwünschten Verhaltens steigern, indem sich Klient selbst bei korrekter Performanz beobachtet Korrektes Verhalten ohne fremde Hilfe Bsp.: Dowrick & Raeburn, 1995: Schwer körperbehinderte Kinder führen einfache, verbesserungswürdige Tätigkeit aus, Therapeut gibt Anweisungen, Video bearbeitet -> Video mit korrektem Verhalten wird gezeigt Lt. Bandura, 1994: Selbstmodellierung hat zwei wünschenswerte Eigenschaften: Video - Selbstmodellierung Wiederholt nur korrekte Beispiele: Lernender weiss, wie er gewünschte Fähigkeiten ausführen kann Entwicklung einer Selbstwirksamkeitserwartung Vertrauen in die eigene Fähigkeit, anstehende Aufgabe auszuführen Siehe: Anreiz- und Motivationsprozesse Nachahmung erfolgt bei Zuversicht, Verhalten erfolgreich und effektiv ausführen zu können Erwartungshaltung: Performanz neuen Verhaltens muss zu Verstärkung führen 4

Fazit & Diskussion Einfluss des Fernsehens Wichtig, wie Fernsehen eingesetzt wird Beispiele für Beobachtungslernen Drogenmissbrauch, kognitive Entwicklung Graduelle-, Teilnehmende-, Selbstmodellierung Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! Welche Lerntheorie ist die Beste? Interaktion von operanter Konditionierung & Beobachtungslernen Ein Modell ist 1000 sukzessive Annäherungen wert. (Mazur) 5