Hinweise zur Vergaberechtsreform

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Transkript:

Hinweise zur Vergaberechtsreform HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Diese Hinweise sollen einen allgemeinen Überblick über die Änderungen im Rahmen der Vergaberechtsreform 2016 bieten. Sie beinhalten keine abschließende Darstellung aller Änderungen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Verbindlich sind allein die Regelungen in den europäischen Richtlinien, nationalen Vorschriften sowie die Rechtsprechung der nationalen und europäischen Gerichte. LFI/Hinweise zur Vergaberechtsreform, Stand 27.5.2016

- 2 - I. Änderungen nach der Vergaberechtsreform im Überblick Pünktlich zum 18.4.2016 sind das Gesetz zur Modernisierung des Vergaberechts (Vergaberechtsmodernisierungsgesetz VergRModG) vom 17. Februar 2016 sowie die Vergaberechtsmodernisierungsverordnung (sog. Mantelverordnung) in Kraft getreten. Ziel dieser Änderungen, die auf europäischen Richtlinien zum Vergaberecht beruhen, ist es, die Vergabe öffentlicher Aufträge moderner, einfacher und anwenderfreundlicher zu gestalten. Die Änderungen betreffen in erster Linie die europaweiten Vergaben, also Vergaben oberhalb der Schwellenwerte. Das führt zu der derzeit paradoxen Situation, dass die Anforderungen an die nationalen Vergabeverfahren unterhalb der Schwellenwerte teilweise strenger sind als an die europaweiten Verfahren oberhalb der Schwellenwerte. Unterhalb der Schwellenwerte für europäische Vergaben ist lediglich eine Statistikpflicht nach 114 Abs. 2 GWB für die öffentlichen Auftraggeber hinzugetreten. Der erste Abschnitt der VOB/A 2012 ist - bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls inhaltlich unverändert in die VOB/A 2016 übernommen und lediglich strukturell an den zweiten Abschnitt der VOB/A angepasst. Inhaltlich sind lediglich punktuell einige kleine Angleichungen vorgenommen worden. Dies gilt beispielweise für die geänderten Regelungen zum Ablauf der Angebotsfrist (nicht mehr an Öffnung der Angebote gebunden) und zur Signatur von elektronischen Angeboten (AG kann darauf verzichten). Die Neuregelung in 22 VOB/A stellt klar, unter welchen Voraussetzungen wesentliche Änderungen eines öffentlichen Auftrags während der Vertragslaufzeit ein neues Vergabeverfahren erfordern. Der Anwendungsbefehl für den ersten Abschnitt der VOB/A 2016 in Mecklenburg-Vorpommern ist in der Verwaltungsvorschrift des Wirtschaftsministeriums vom 23.3.2016 enthalten. Umfassende strukturelle und inhaltliche Änderungen haben hingegen das oberhalb der Schwellenwerte für europaweite Vergaben anzuwendende GWB, die VgV und die VOB/A-EG, Abschn. 2 erfahren. Das GWB enthält nun alle für das Vergabeverfahren grundsätzlich relevanten Regelungen, um diese auf Gesetzesebene zu heben. So finden sich im GWB nunmehr neben den Regelungen zu den Vergabegrundsätzen, dem Anwendungsbereich und der Verfahrensarten auch jene zu den Schwellenwerten, zum Ablauf der Vergabeverfahren, zur Leistungsbeschreibung, der Eignung und den Ausschlussgründen, zur Auftragsausführung sowie zu den Aufträgen durch Sektorenauftraggeber. Die VgV ist deutlich über ihre bisherige Scharnierfunktion angewachsen sie beinhaltet jetzt alle Detailregelungen für die Vergabeverfahren und zwar auch die Regelungen, die bislang in der VOL/A und VOF enthalten waren.

- 3 - Gesondert geregelt bleiben die Bauaufträge, für die nach wie vor die (neue) VOB/A heranzuziehen ist als auch die Aufträge der Sektorenauftraggeber, für die die (neue) SektVO gilt. Auf die weiteren Regelungen der Konzessionsverordnung sowie der Vergabe von Leistungen im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich wird nachfolgend nicht eingegangen. Die rechtlichen Grundlagen für Vergabeverfahren unterhalb der Schwellenwerte (= nationale Vergaben) stellen sich daher wie folgt dar: vor der Vergaberechtsreform 2016 nach der Vergaberechtsreform 2016 grundsätzlich für alle Aufträge - Grundprinzipien des AEUV (Transparenz, Gleichbehandlung, Nichtdiskriminierung) - Landesvergabegesetz M-V mit allen hierzu ergangenen Verwaltungsvorschriften und der Durchführungsverordnung - Wertgrenzenerlass, Flüchtlingserlass, Zubenennungserlass - Haushaltsrecht von Bund und Ländern, - Zuwendungsrecht (LHO M-V, Vorgaben der Förderrichtlinie, Auflagen des Zuwendungsbescheides etc.) Bauaufträge + VOB/A 2009, Abschnitt 1 + VOB/A 2016, Abschnitt 1 Lieferaufträge / + VOL/A 2009, Abschnitt 1 + VOL/A 2009, Abschnitt 1 Dienstleistungsaufträge freiberufliche Leistungen + seit 21.7.2015 VV Vergabe freiberuflicher Leistungen im Anwendungsbereich des VgG M-V Sektorenaufträge + VOB/A oder VOL/A 2009, Abschnitt 1 + seit 16.2.2016 VV Vergabe von Leistungen im Sektorenbereich + VV Vergabe freiberuflicher Leistungen im Anwendungsbereich des VgG M-V + VOB/A 2016 oder VOL/A 2009, Abschnitt 1 + VV Vergabe von Leistungen im Sektorenbereich

- 4 - Die rechtlichen Grundlagen für Vergabeverfahren oberhalb der Schwellenwerte (= europaweite Vergaben) stellen sich wie folgt dar: grundsätzlich für alle Aufträge vor der Vergaberechtsreform 2016 nach der Vergaberechtsreform 2016 - Grundprinzipien des AEUV (Transparenz, Gleichbehandlung, Nichtdiskriminierung) - Europäische Richtlinien/Verordnungen - GWB Bauaufträge + VgV + VOB/A 2009, Abschnitt 2 Lieferaufträge / Dienstleistungsaufträge + VgV + VOL/A 2009, Abschnitt 2 soziale Dienstleistungen + VgV + VgV (Sonderregime) + VOL freiberufliche Leistungen + VgV + VgV + VOF Sektorenaufträge + SektVO + SektVO + VgV nur Abschnitt 1 und Abschnitt 2, Unterabschnitt 2 + VOB/A 2016, Abschnitt 2 + VgV II. Änderungen im GWB Das GWB erhält mehr Regelungen als bislang ( 97 186 GWB als bislang 97 129 b GWB). Die Regelungen zum Vergabeverfahren, z.b. zur Leistungsbeschreibung und Zuschlagserteilung werden umfassender beschrieben. Vielfach handelt es sich um die Umsetzung der Rechtsprechung zu Einzelthemen (z.b. In-house-Vergabe). 1. Ab wann gilt das neue GWB? Alle Vergabeverfahren, die vor dem Inkrafttreten des neuen GWB begonnen haben werden nach dem Recht zu Ende geführt, das zum Zeitpunkt der Einleitung des Verfahrens galt, 186 GWB. 2. Welche wesentlichen Neuerungen / inhaltlichen Änderungen gibt es im GWB? - die Schwellenwerte werden im GWB selbst durch Verweis auf die europäischen Richtlinien geregelt ( 106 GWB)

- 5 - - die Ausnahmen von der Pflicht zur Durchführung von Vergabeverfahren bei öffentlich öffentlicher Zusammenarbeit (sog. In-house- Vergaben) werden ausführlich geregelt ( 108 GWB) - das offene Verfahren sowie das nicht offene Verfahren mit Teilnahmewettbewerb stehen dem Auftraggeber gleichberechtigt zu seiner Wahl Verfügung, ohne dass besondere Voraussetzungen vorliegen müssen ( 119 GWB) - neues Verfahren: Innovationspartnerschaft zur Entwicklung innovativer, noch nicht auf dem Markt verfügbarer Liefer-, Bau- oder Dienstleistungen und zum Erwerb der daraus hervorgehenden Leistungen ( 119 Abs. 7 GWB) - die Eignung setzt sich nur noch aus der Fachkunde und Leistungsfähigkeit zusammen; Zuverlässigkeit ist nicht mehr Bestandteil der Eignung ( 122 GWB) - Zwingende Ausschlussgründe bestehen bei Kenntnis von der rechtskräftigen Verurteilung verantwortlicher Personen wegen erheblichen Straftaten oder nicht gezahlten Steuern, Abgaben oder Beiträgen zur Sozialversicherung ( 123 GWB) - fakultative Ausschlussgründe bestehen bei Kenntnis von unternehmensbezogenen Gründen, z.b. bei Unternehmen, die bei früheren Aufträgen schlecht geleistet haben oder gegen umwelt-, sozial- oder arbeitsrechtliche Verpflichtungen verstoßen haben - Möglichkeit der sog. Selbstreinigung von Unternehmen ( 125 GWB) der Auftraggeber schließt das Unternehmen trotz eines Ausschlussgrundes nicht aus, wenn das Unternehmen den verursachten Schaden ersetzt oder sich zur Zahlung verpflichtet hat den Vorgang umfassend durch aktive Mitarbeit aufgeklärt hat konkrete technische, organisatorische und personelle Maßnahmen ergriffen hat, um Fehlverhalten in Zukunft zu vermeiden - Sonderregelungen für die Vergabe von sozialen und anderen besonderen Dienstleistungen (sog. Sonderregime, bisher sog. B- Dienstleistungen) in 130 GWB, die nach 106 Abs. 2 i.v.m. Art. 4 der Richtlinie 2014/24/EU und Art. 15 der Richtlinie 2014/25/EU einen eigenen Schwellenwert haben (derzeit 750.000 EUR, im Rahmen der Sektorenverordnung 1 Mio. EUR) - ausführliche Regelungen zur Änderung von Aufträgen während der Vertragslaufzeit ( 132 GWB) bei wesentlicher Vertragsänderung muss neu ausgeschrieben werden (z.b. wenn der Umfang des öffentlichen Auftrags erheblich ausgeweitet wird; die Änderung im ursprünglichen Vergabeverfahren zur Zuschlagserteilung an einen anderen Bieter geführt hätte etc.) Änderung des Vertrages ist zulässig, wenn o die Änderung unter 10 % der Auftragssumme bei Liefer- und Dienstleistungen, 15 % bei Bauleistungen sowie 20 % im Sonderregime und zugleich unterhalb der EU-Schwellenwerte (entscheidend ist Gesamtwert aller Änderungen) liegt ohne Änderung des Gesamtcharakters des Auftrages o zusätzliche Arbeiten erforderlich werden und Auftragnehmerwechsel erhebliche Nachteile oder Mehrkosten bedeutet (max. 50 % der Auftragssumme pro Änderung); aber: Bekanntmachungspflicht im EU-Amtsblatt

- 6 - o unvorhergesehene Ereignisse eintreten ohne Änderung des Gesamtcharakters des Auftrages (max. 50 % der Auftragssumme pro Änderung); aber: Bekanntmachungspflicht im EU-Amtsblatt o Auftragnehmerwechsel bei Insolvenz, Umstrukturierung oder Selbstübernahme der Leistungen durch Auftraggeber, oder o der Vertrag klare, präzise und eindeutige Änderungsklauseln enthält und keine Änderung des Gesamtcharakters des Auftrages eintritt (ohne Obergrenze) - Regelungen zur Kündigung von Aufträgen aus besonderem Grund ( 133 GWB) im Falle wesentlicher Vertragsänderung wenn bereits bei Zuschlagserteilung Ausschlussgründe bestanden haben wenn der Vertrag unter Verletzung des AEUV zustande kam und diese Vertragsverletzung durch den EuGH festgestellt wurde - Sonderregelungen für die Sektorenaufträge von Sektorenauftraggebern, sonstige besondere Bereiche und die Vergabe von Konzessionen ( 136 ff. GWB) III. Änderungen in der VgV 1. Ab wann gilt die neue VgV? Die neue VgV ist zum 18.4.2016 in Kraft getreten (Art. 7 Abs. 1 der Mantelverordnung Vergaberechtsmodernisierungsverordnung ). Dennoch sind bereits begonnene Vergabeverfahren nach dem Recht zu Ende zu führen, das zum Zeitpunkt des Beginns des Verfahrens galt, 186 GWB. 2. Für welche Vergabeverfahren gilt die VgV? Die VgV gilt vollumfänglich für die Vergabe von Dienstleistungs- und Lieferaufträgen. Für die Vergabe von Bauaufträgen sind nur die Vorschriften des 1. Abschnitts (Allgemeine Bestimmungen und Kommunikation) und des 2. Unterabschnitts des 2. Abschnitts (Besondere Methoden und Instrumente in Vergabeverfahren) anzuwenden. Diese Vorschriften gelten dann ergänzend und vorrangig zu den Vorschriften der VOB/A. 3. Welche wesentlichen Neuerungen / inhaltlichen Änderungen gibt es in der VgV? - aufgrund der erheblichen Ausweitung des Regelungsgehalts der VgV finden sich hier nun die Detail-Vorschriften zu

- 7 - allgemeinen Bestimmungen (z.b. Schätzung des Auftragswerts, gemeinsame Auftragsvergabe, Vergabevermerk) - 1 ff VgV o Zu beachten ist, dass die erhöhte Flexibilität für die Vergabestellen auch eine erhöhte Pflicht zur sorgfältigen Dokumentation mit sich bringt. Denn in allen Verfahrensstufen sind immer die Grundprinzipien des Vergaberechts (Gleichbehandlung, Wettbewerb, Transparenz) zu beachten und deren Einhaltung genau zu dokumentieren. (elektronische) Kommunikation - 9 ff. VgV o derzeit ist nur die elektronische Bekanntmachung und Bereitstellung der Vergabeunterlagen verpflichtend; ab 18.4.2017 für zentrale Beschaffungsstellen bzw. 18.4.2018 für alle öffentlichen Auftraggeber dann die gesamte Kommunikation auf elektronischem Weg o wichtig ist, dass die Auftragsbekanntmachung und die Vergabeunterlagen für jedermann unentgeltlich, vollständig und ohne Beschränkungen zur Verfügung stehen, d.h. dass keine verpflichtende Registrierung vorgeschaltet werden darf (wohl aber eine freiwillige) o es gibt auf dem Markt verschiedenste Anbieter von E-Vergabe-Plattformen (z.b. Plattform des Bundes = www.evergabe-online.de); unter dem Stichwort XVergabe soll den Bietern bis Juni 2016 ein einheitlicher und standardisierter Zugang auf die unterschiedlichen Vergabeplattformen der öffentlichen Hand ermöglicht werden o Angebotsabgabe und Zuschlagschreiben können bei elektronischer Kommunikation in Textform, d.h. ohne Signatur erfolgen, sofern der Auftraggeber es wegen erhöhter Sicherheitsanforderungen nicht anders verlangt; bei Übermittlung per Telefax genügt die Originalunterschrift auf der Vorlage; bei Übermittlung per Post oder direkt ist nach wie vor eine Unterschrift erforderlich Verfahrensarten und besondere Methoden und Instumente - 14 ff. o Freie Wahl der Vergabeart des nicht offenen Verfahrens mit Teilnahmewettbewerb o Erleichterung der Voraussetzungen für die Auswahl beschränkter Verfahren, o Regelungen zum Ablauf der Verfahren einschl. der Fristen, die deutlich verkürzt wurden o ausführliche Regelung des Abschlusses einer Rahmenvereinbarung, die nun alle Vertragsarten (Bauauftrag, Dienst- oder Lieferleistung, freiberufliche Dienstleistung) zulässig ist Vorbereitung des Vergabeverfahrens - 28 ff. o Markterkundung, Losaufteilung, Leistungsbeschreibung, Zulassung von Nebenangeboten, etc. Veröffentlichungen und Transparenz - 37 ff. o Vorgaben zur Auftragsbekanntmachung, d.h. der Bekanntmachung VOR der Ausschreibung o Vorgaben zur Vorinformation

- 8 - o Vorgaben zur Vergabebekanntmachung, d.h. der Bekanntmachung NACH Zuschlagserteilung o Bereitstellung der Unterlagen Anforderungen an die Unternehmen, Eignung - 42 ff. o z.b. Auswahl und Ausschluss der Bieter, Nachweis der Leistungsfähigkeit, Eignungsleihe, Einheitliche Europäische Eigenerklärung EEE o der Auftraggeber kann vorschreiben, dass kritische Aufgaben durch den Auftragnehmer selbst ausgeführt werden müssen o Die sog. Einheitliche Europäische Eigenerklärung soll künftig die Eignungsprüfung durch eine einheitliche Eigenerklärung vorstrukturieren, erleichtern und vereinfachen. Öffentliche Auftraggeber müssen die EEE als vorläufigen Nachweis der Eignung akzeptieren, sofern der Bieter das Formular benutzt. Umgekehrt muss die EEE aber nicht verpflichtend von den Bietern genutzt werden. Die EEE ersetzt im Vergabeverfahren vorläufig die Eignungsnachweise und erhält eine Eigenerklärung des Bewerbers/Bieters zu folgenden Aspekten: + es liegen keine Ausschlussgründe vor + die Vorgaben des öffentlichen Auftraggebers zur Eignung werden hinsichtlich der Befähigung zur Berufsausübung, die wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit sowie die technische und berufliche Leistungsfähigkeit erfüllt + die objektiven und nichtdiskriminierenden Kriterien des öffentlichen Auftraggebers zur Reduzierung der Teilnehmer am Wettbewerb werden erfüllt + die Nachweise, dass die Eignungskriterien erfüllt werden, können jederzeit vom Unternehmen vorgelegt werden Unterlagen, die dem Auftraggeber noch nicht vorliegen oder aus kostenfreien Datenbanken abgerufen werden können, sind durch den Bieter dann vor Zuschlagserteilung vorzulegen. Einreichung, Form, Öffnung der Teilnahmeanträge, Angebote etc. - 52 ff. Prüfung, Wertung und Bezuschlagung der Teilnahmeanträge, Angebote etc. - 56 ff. o die Organisation, Qualifikation und Erfahrung des mit der Ausführung betrauten Personals kann als Zuschlagskriterium gewertet werden o Stärkung sozialer/umweltbezogener Zuschlagskriterien Vereinfachte Regeln für die Vergabe der Aufträge im Sonderregime (soziale und andere besondere Dienstleistungen) 64 ff. Planungswettbewerbe - 69 ff. o dieser Abschnitt enthält die Regelungen des bisherigen 3 EG Abs. 8 VOL/A und der 15 bis 17 VOF

- 9 - o die Anwendung ist nicht beschränkt auf freiberufliche Leisten oder solche, die nicht vorab eindeutig und erschöpfend beschreibbar sind Besondere Vorschriften für die Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen - 73 ff. o dieser Abschnitt ist nur auf die Vergabe von nicht vorab eindeutig und erschöpfend beschreibbaren Architektenund Ingenieurleistungen anwendbar IV. Änderungen in der SektVO 1. Ab wann gilt die neue SektVO? Die neue SektVO ist zum 18.4.2016 in Kraft getreten (Art. 7 Abs. 1 der Mantelverordnung Vergaberechtsmodernisierungsverordnung ). Dennoch sind bereits begonnene Vergabeverfahren nach dem Recht zu Ende zu führen, das zum Zeitpunkt des Beginns des Verfahrens galt, 186 GWB. 2. Für welche Vergabeverfahren gilt die VgV? Die SektVO gilt für die Vergabe öffentlicher Aufträge eines Sektorenauftraggebers oberhalb der sektoreneigenen EU-Schwelle (Bauleistungen 5.186.000 EUR, Liefer- und Dienstleistungen 750.000 EUR, Dienstleistungen im Sonderregime 1 Mio. EUR) im Zusammenhang mit Sektorentätigkeit, d.h. auf dem Gebiet der Trinkwasser- oder Energieversorgung oder des Verkehrs. In ihrem Anwendungsbereich tritt sie eigenständig neben die VgV und regelt daher nun ebenfalls alle Details für die Vorbereitung und den Ablauf des Vergabeverfahrens. 3. Welche wesentlichen Neuerungen / inhaltlichen Änderungen gibt es in der SektVO? - zwingende Einführung der E-Vergabe (mit derselben Übergangsregelung wie in der VgV) - die Verfahren des offenen, nichtoffenen und Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb sowie des Wettbewerblichen Dialogs stehen dem Sektorenauftraggeber nach seiner Wahl frei zur Verfügung - die Verfahren des Verhandlungsverfahrens ohne Teilnahmewettbewerb und die Innovationspartnerschaft bedürfen der geregelten Ausnahmegründe - Rahmenvereinbarungen dürfen eine Laufzeit von max. 8 Jahre haben (sofern kein angemessen begründeter Sonderfall vorliegt) - Zu beachten ist auch hier, dass die erhöhte Flexibilität für die Vergabestellen eine erhöhte Pflicht zur sorgfältigen Dokumentation mit sich bringt. Denn in allen Verfahrensstufen sind immer die Grundprinzipien des Vergaberechts (Gleichbehandlung, Wettbewerb, Transparenz) zu beachten und deren Einhaltung genau zu dokumentieren.

- 10 - V. Änderungen im 2. Abschnitt der VOB/A 1. Ab wann gilt der 2. Abschnitt der neuen VOB/A? Die Anwendung der Vorschriften des Abschnitts 2 der VOB/A 2016 ist durch die Verweisung in 2 VgV für die Vergabe von Bauaufträgen verbindlich vorgeschrieben und somit ebenfalls zum 18.4.2016 in Kraft getreten (Art. 7 Abs. 1 der Mantelverordnung Vergaberechtsmodernisierungsverordnung ). Dennoch sind bereits begonnene Vergabeverfahren nach dem Recht zu Ende zu führen, das zum Zeitpunkt des Beginns des Verfahrens galt, 186 GWB. 2. Welche wesentlichen Neuerungen / inhaltlichen Änderungen gibt es im zweiten Abschnitt der VOB/A? - Um die Anwendung der VOB/A zu erleichtern und ein Hin- und Herblättern zwischen GWB, VgV und VOB/A zu vermeiden, sind alle relevanten Vorschriften des GWB und der VgV auch in die VOB/A aufgenommen worden. Ziel war eine VOB/A wie aus einem Guss. Die Neuerungen sind vornehmlich in a-, b- Paragrafen verschoben worden, so dass die bisherige Gliederung beibehalten wurde. - Unerfreulich ist, dass durch die doppelten Regelungen in der VgV und der VOB/A je nach Art des zu vergebenden Auftrages teilweise abweichende Regelungen getroffen wurden, was durch die Vergaberechtsmodernisierung ja gerade abgeschafft werden sollte. Bestes Beispiel ist das seither schwierige Thema der Nachforderung von Unterlagen: Nach 56 Abs. 2, 3 gilt für Liefer- und Dienstleistungsaufträge: o fehlende, unvollständige oder fehlerhafte unternehmensbezogene Unterlagen (d.h. Unterlagen für die Eignungsprüfung) können auf Anforderung des Auftraggebers nachgereicht, vervollständigt oder korrigiert werden o fehlende oder unvollständige leistungsbezogene Unterlagen (d.h. Angebotsunterlagen) können auf Anforderung des Auftraggebers nachgereicht oder vervollständigt, nicht aber korrigiert werden o leistungsbezogene Unterlagen, die die Bewertung der Wirtschaftlichkeit der Angebote betreffen (4. Wertungsstufe) dürfen mit Ausnahme unwesentlicher Preispositionen - nicht nachgefordert werden Nach 16a EU VOB/A gilt für Bauaufträge: o geforderte Erklärungen oder Nachweise sind durch den Auftraggeber nachzufordern, wenn das Angebot nicht ausgeschlossen wird o 16a VOB/A differenziert also nicht danach, welche Erklärungen und Nachweise in welcher Form nachgereicht werden können. Da die Regelung aber der Umsetzung europäischen Rechts dienen soll (RL 2014/24/EU), müssen die dortigen Mindestregelungen und die Rechtsprechung des EuGH eingehalten werden. Die

- 11 - Abgrenzung des berechtigten vom unberechtigten Nachfordern hat damit in jedem Einzelfall unter Auswertung der zu dieser Thematik ergangenen Judikatur zu erfolgen. Auch bei den Ausnahmegründen für die Anwendung des Verhandlungsverfahrens ohne Teilnahmewettbewerb ( 14 Abs. 4 VgV; 3a EU Abs. 3 VOB/A) bestehen nun unterschiedliche Regelungen. - Die bisherige Regelung des 6 EG Abs. 1 Nr. 3 VOB/A, wonach JVAs, Eirichtungen der Jugendhilfe, Aus- und Fortbildungsstätten und ähnliche Einrichtungen sowie Betriebe der öffentlichen Hand und Verwaltungen zu Wettbewerb mit gewerblichen Unternehmen nicht zuzulassen waren, wurde ersatzlos gestrichen. Die Rechtsprechung hatte entschieden, dass die Regelung gegen Europäisches Vergaberecht verstößt. - die EEE tritt neben die nach wie vor bestehende Möglichkeit der Nutzung des Präqualifikationssystems - 6b EU VOB/A - Nebenangebote sind nur zugelassen, wenn der Auftraggeber dies in der Auftragsbekanntmachung angibt - 8 EU Abs. 2 Nr. 3 VOB/A - der bisherige Submissionstermin in Anwesenheit der Bieter entfällt; die Bieter werden unverzüglich elektronisch über das Ergebnis der Submission informiert - 14 EU VOB/A - hinsichtlich der übrigen Neuerungen wird auf die obigen Ausführungen zur VgV verwiesen