Handeln und Denken im Raum

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Transkript:

Handeln und Denken im Raum Vom Quadrat zur Dreieckspyramide Man nehme ein Quadrat (15cm x 15cm), zeichne die Diagonalen ein und schneide von einem Eckpunkt des Quadrates bis zum Schnittpunkt der Diagonalen ein. Das Gebilde wird nun so gefaltet, dass die beiden durch die Schnittstelle getrennten Dreiecke zur Deckung gelangen. Es entsteht eine Dreieckspyramide, deren Grundfläche ein gleichseitiges Dreieck ist, der Mantel wird gebildet aus drei gleichschenklig- rechtwinkligen Dreiecken. Zweckmäßigerweise arbeitet man mit Karton in Postkartenstärke. Nachdem man die Diagonalen eingezeichnet hat, ritzt man mit Hilfe einer Schere und eines Lineals die Diagonalen ein und faltet von der eingeritzten Stelle weg. So entstehen beim Falten schöne Kanten. Man kann die übereinanderliegenden Flächen mit Klebstoff fixieren, schneller geht es jedoch mit zwei, drei Klammern einer Heftzange. Zunächst werden von jedem Kind vier solcher Dreieckspyramiden hergestellt. Auf Exaktheit ist zu Beginn der Unterrichtsreihe besonderer Wert zu legen, mit ungefähr genauen Gebilden sollte man nicht zufrieden sein, da die entstehenden Gebilde auch unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet werden sollen. Es bietet sich hier an, über den Unterschied von idealen Gebilden und Modellen zu reden. Die Pyramide wird beschrieben, die Begriffe Grundfläche, Mantel, Spitze, gleichseitiges und rechtwinkliges Dreieck werden genannt. Der Unterschied zu den Pyramiden in Ägypten wird herausgearbeitet.

Zusammenbau mehrerer Dreieckspyramiden zu neuen Gebilden Mit diesen Pyramiden soll nun gespielt werden. Häufig haben Kinder eine Scheu vorm Spielen, es gelingt ihnen erst nach ausdrücklicher Ermunterung, ihre Kreativität und Fantasie auf dieser Ebene wirksam werden zu lassen. Es ist nur eine Frage der Zeit und eine Fülle von schönen Gebilden wird vorgelegt: - quadratische Pyramide - Krone - Würfel - Doppelpyramide - gestützte Wand - Kopf eines Tieres Lässt man mehr als vier Dreieckspyramiden beim Spiel zu, so entstehen: - Oktaeder - Quadrat. Pyramide mit aufgesetzten Dreieckspyramiden - Dreieckspyramiden aus vier Dreieckpyramiden (Zwischenraum beachten!) - Quadratische Säule Hier wird nur eine kleine Anzahl der von Kindern findbaren räumlichen Gebilde aufgeführt, Es empfiehlt sich, die Fachausdrücke von Anfang an zu benutzen. Durch stetigen Gebrauch prägen sie ein.

Ergänzungen / Volumen-Diskussion / Tetraeder Man betrachte den Würfel und provoziere einen Volumenvergleich mit einer der ursprünglichen Dreieckpyramide. Spontan wird vermutet, das Volumen des Würfels sie viermal so groß wie das einer der Pyramiden. In Gruppenarbeit werden Würfel aus vier der Dreieckspyramiden mit Tesafilm zusammengeklebt und der Deckel aufgeschnitten, so dass man ihn zum Volumenvergleich mit Sand füllen kann. Diesen Sand schüttet man in einen von zwei gleichen Messbechern. In den anderen füllt man den Sand, der dem Volumen von vier Dreieckspyramiden entspricht. Stellt man die beiden Messbecher nebeneinander, so sieht man mit Erstaunen, dass das Volumen des Würfels wesentlich größer ist, als das Volumen der vier Dreieckspyramiden. Es stellt sich die Frage, wie das möglich ist. Im Inneren des Würfels muss neben den vier Dreieckpyramiden ein anderer Körper Raum haben. Es gilt, diesen Körper zu finden. Verschiedene Wege sind möglich. Bevor sie dargestellt werden, muss jedoch auf ein wichtiges didaktisches Prinzip hingewiesen werden: Es gilt für den Lehrer, so wenig wie möglich zu helfen. Die Ergebnisse werden von den Kindern selbst gefunden, wenn man genügend Zeit zur Verfügung stellt. Das häufig gehörte Argument, man vergeude dadurch Zeit, muss zurückgewiesen werden, da Entdeckendes Lernen die Voraussetzung für weitere forschende Arbeit ist. Es gibt Kinder, die vermuten, ins innere des Würfels passe noch eine Dreieckpyramide oder ein kleinerer Würfel. Beide Vermutungen werden jedoch schnell wieder verworfen.

Andere äußern keine Vermutung, sondern beginnen sofort damit, die Dreieckpyramide mit Böden zu versehen und sie dann zu einem Würfel zusammenzusetzen. Nimmt man eine der Dreieckpyramiden weg, so kann man in das Innere des Würfels sehen. Technischer Hinweis: Damit die Pyramiden nicht wegrutschen, kann man zwei von ihnen auf einem Stück Pappe fixieren. Es gibt aber auch Kinder, die versuchen, durch Denken das Problem zu lösen. Sie argumentieren etwa: Das Gebilde muss eine Oberfläche aus vier gleichseitigen Dreiecken haben, denn... In jedem Fall sollte man das Gebilde einen Tetraeder bauen lassen, selbstverständlich wird herausgestellt, dass das Tetraeder eine besondere Dreieckpyramide ist. Wenn das Tetraeder hergestellt ist, kann man den Würfel aus vier Dreieckpyramiden und dem Tetraeder zusammenbauen, so dass im Inneren kein Hohlraum mehr vorhanden ist. Füllt man das Tetraeder mit Sand und gibt diesen dann zu dem Sand aus den vier Dreieckpyramiden, so ist in beiden Messbechern die gleiche Menge Sand. D.h.,das Volumen des Würfels setzt sich zusammen aus dem des Tetraeders und der vier Dreieckpyramiden. Ein weiteres Experiment belegt, dass das Volumen des Tetraeders doppelt so groß ist Höhe). wie das einer Dreieckpyramide. (Kongruente Grundfläche, doppelte Folgende Schlüssel sind möglich: Das Volumen des Würfels ist dreimal so groß wie das des Tetraeders. Das Volumen des Würfels ist sechsmal so Dreieckpyramiden. groß wie das einer der

Ebenso kann man hier mit Bruchteilen argumentieren. Natürlich kann man in der Grundschule den Nachweis, dass sich das Volumen des Würfels tatsächlich aus dem von vier Dreieckpyramiden und dem eines Tetraeders zusammensetzt, nicht rechnerisch erbracht werden. Für den Lehrer ist es reizvoll, den rechnerischen Nachweis zu erbringen. Will man sich nicht zu viel Arbeit machen, bestimme man das Volumen einer der Dreieckpyramiden, indem man eine der Mantelfläche als Grundfläche einer Pyramide betrachtet, deren Spitze über einem Eckpunkt der Pyramide liegt. Subtrahiert man vom Volumen des Würfels (Seitenkante ist die halbe Diagonale des ursprünglichen Quadrates!) das Vierfache des Volumens einer der Dreieckpyramiden, so erhält man das Volumen des Tetraeders! Übrigens hat man auf diese Weise eine Möglichkeit gefunden, das Tetraedervolumen zu bestimmen, ohne den Satz von den Schnittverhältnissen der Seitenhalbierenden beim Dreieck benutzen zu müssen. Ergänzungen / Dreieckpyramiden / Antiprisma Betrachten wir ein weiteres schönes Gebilde: Vier der ursprünglichen Dreieckpyramiden werden zu einer größeren zusammengebaut und zwar so, dass drei Pyramiden ein Fundament bilden, die vierte mit Basisecken auf die Spitze der drei anderen gesetzt. Hat man die obere Pyramide mit einem Boden versehen, erkennt man sofort, dass zwischen den Pyramiden sich ein Hohlraum befindet. Das räumliche Gebilde, das diesen Hohlraum ausfüllt, gilt es herzustellen.

Grundfläche und Deckfläche des Gebildes sind gleichseitige Dreiecke, kongruent mit den Grundflächen der Pyramiden, sie liegen in parallelen Ebenen und sind um 60 Grad gedreht. Der Mantel des Gebildes besteht aus sechs gleichschenkligrechtwinkligen Dreiecken, die kongruent einer Seitenfläche der Pyramiden sind. Das Netz des Gebildes hat folgende Form: (Bemerkung: Selbstverständlich gibt es verschiedene Netzformen des Antiprismas, eventuelle Zusatzaufgabe!) Räumlich dargestellt, sieht es wie folgt aus. Das Gebilde ist ein ANTIPRISMA. ( http://de.wikipedia.org/wiki/antiprisma ) Führt man das Gebilde in die große Dreieckpyramide ein, so ergibt sich ein geschlossenes Bild, nimmt man die drei Basispyramiden weg, so ergibt sich ein Würfel, der mit einer Ecke im Wasser schwimmt, drei weitere Eckpunkte befinden sich an der Wasseroberfläche.

Weiter lässt man das Antiprisma durch zwei Dreieckpyramiden zu einem Würfel ergänzen: Durch diese Ergänzung wird eine Volumenbestimmung möglich: Das Volumen des Würfels entspricht dem Sechsfachen des einer Dreieckpyramide. ( V (W) = 6 V (P) ) Dann entspricht das Volumen des Antiprismas dem von vier Dreieckpyramiden ( V (A) = 2V ( T) ). Das Volumen der großen Pyramide ( P2) ist achtmal so groß wie das einer kleinen Pyramide. ( V (P2) = 8V (P) ). Das Volumen der großen Pyramide ist viermal so groß wie das des Tetraeders. ( V (P2) = 4V (T) ).