Wesentliche Neuerungen des Maastricht-Vertrages

Ähnliche Dokumente
Aufbau, Organe und Kompetenzen der EU

Die Entwicklung des europäischen Vertragsrechts

Europäische Wirtschaft Zusammenfassung

Protokoll und Abkommen über die Sozialpolitik der Europäischen Union

Kapitel 2 Geschichte und Institutionen der Europäischen

Obligatorische Arbeit aus Politik Alexander Kleineberg. Europa: Europäischer Rat:

Markt ohne Staat? Die Wirtschafts- und Währungsunion

Die Entwicklung des europäischen Vertragsrechts

Grundzüge des Europäischen Gemeinschaftsrechts

Europäische Integration

Hans Adam, Peter Mayer. Europäische Integration. Einführung für Ökonomen. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage

Kurzdarstellungen über die Europäische Union

Europäische UNION = EU. Wie funktioniert sie, wer macht was?

Klaus Zapka. Europaische Wirtschaftspolitik

Hans Adam, Peter Mayer. Europäische Integration. Einführung für Ökonomen. UVKVerlagsgesellschaft mbh Konstanz mit UVK/Lucius München

Spürbarkeit des Verhaltens Nichtigkeit der Absprachen Freistellungen nach Art. 101 Abs. 3 AEUV wirken grds. unmittelbar (Wettbewerbs VO 1/2003/EG)

Ein europäischer inanzraum

Integration geht mit der Schaffung einer neuen politischen Ebene, auf der verbindliche Entscheidungen getroffen werden, einher.

Beschäftigungspolitik in Europa Wintersemester 2007/08

3. Was ist die EU? - Teil 2: eine kategoriale Einordnung 36

Europäisches Währungsrecht

Zentrum für europäisches Recht und Politik Der Vertrag von Lissabon

Sachbereich: Grundrechte

IV. Organe (der Europäischen Gemeinschaften) Überblick Die Gemeinschaftsorgane (Organe der EG) - Hauptorgane (Art. 7 I EGV):

2. Definitionen und Ziele der EU

Gesetzliche Grundlagen im Bereich Gender 1

Die Geldverfassung II - Bundesbank und EZB

Einführung in das EU-Recht

14129/15 HAL/hü 1 DG B 3A

Christine Pirhofer. Institutionelle Aspekte der EU-Osterweiterung unter Berücksichtigung der laufenden Beitrittsverhandlungen

/^DEUTSCHE V**BUNDESBANK DIE EUROPÄISCHE UNION: GRUNDLAGEN UND POLITIKBEREICHE AUSSERHALB DER WIRTSCHAFTS- UND WÄHRUNGSUNION

Der Generalsekretär des Konvents hat den beiliegenden Beitrag von dem Mitglied des Konvents Herrn Dr. Erwin Teufel erhalten.

Der europäische Integrationsprozess. Historischer Überblick und theoretische Einordnung

LE 8: Das Binnenmarktrecht (1 von 5)

STUDIENKURS POLITIKWISSENSCHAFT. Siegmar Schmidt I Wolf J. Schünemann. Europäische Union. Eine Einführung. o Nomos

Inhaltsverzeichnis. Einleitung: Annäherung an den Parlamentsbegriff A. Das Europäische Parlament in seiner Entwicklung: Grundlagen...

Völkerrechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes

Strukturpolitik und ihre Ausprägung in der Europäischen Union bis 2013

Das neue Europa: Der Vertrag von Lissabon Überblick und Änderungen im europäischen (Umwelt-)Recht

II. Der Reformvertrag von Lissabon- Aufbauorganisation des Verfassungsverbundes

Grundzüge des Europarechts. Prof. Dr. H. Goerlich WS

Die Vertragsänderungen von. Lilla Gregus, Lavinia Lemke

Einheitliche Europäische Akte, unterzeichnet von den Außenministern der EG- Mitgliedstaaten in Luxemburg am 17./28. Februar 1986

Beschäftigungspolitik in Europa Wintersemester 2007/08. Entwicklung der EU: Vertiefung der wirtschaftlichen (politischen) Integration

Europarecht. VII. Der Binnenmarkt

Einführung in die Europäische Raumplanung

Europäische Integration

LE 8: Das Binnenmarktrecht (1 von 5)

Wirtschafts- und Währungsunion WWU

EUROPÄISCHE ZENTRALBANK EUROSYSTEM ROLLE UND. -.'.{..'.V.V.-VtV'-^j-' 1^

Grundlagen Außenhandel

Prof. Dr. iur., LL.M., Direktor des Europa Instituts an der Universität Zürich

Programm der Deutschen Opposition für Deutschland und Europa. Mai 1942

ARL-Kongress Karlsruhe, 26. Juni 2014 Dipl.-Jur. Alexander Milstein Zentralinstitut für Raumplanung an der Universität Münster

Das Instrument der verstârkten Zusammenarbeit imvertragvonnizza

Deutsche Elektrotechnische Kommission im DIN und VDE (DKE)

DIE INSTITUTIONEN DER

Die Auswahl der AdR-Mitglieder. Verfahren in den Mitgliedstaaten

Die Geschichte der Europäischen Union. EUROPA DIREKT Informationszentrum Mannheim

Inhaltsübersicht. Inhaltsverzeichnis 1. Abkürzungsverzeichnis 1. Einleitung 7

Stabilitätspolitik in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion

Die EFTA-Erweiterung 1995

Die Schranken des Grundgesetzes für die europäische Integration

Die Europäische Union

Der allgemeine EU-Rechtsrahmen zur Gleichbehandlung und der Bezug zum einzelstaatlichen Recht

Modul 1: Begriff und Historie - Geschichte und Struktur der Europäischen Union

I. Geschichte der Europäischen Integration

I. Vertrag über eine Verfassung für Europa

Die Europäische Union

a) Identität und Integration als Grundlagen eines Gemeinwesens

Grundlagen der Europäischen Integration

Internationale und globale Zusammenhänge der Sozialen Arbeit. Die Europäische Union als Handlungsebene: Beispiel Europäische Sozialpolitik

Ein Markt - Eine Währung

EU-Wirtschaftspolitik aus Schweizer Sicht

1965 EWG, EGKS und Euratom werden zu den Europäischen Gemeinschaften zusammengefasst

Umfrage Beteiligungsportal Europadialog. 10. November 2018

Sitz: Strassburg Arbeitsorte: Strassburg, Luxemburg, Brüssel. Fraktionen Direktwahl seit 1979

INHALTSVERZEICHNIS. Einleitung 17

Die Zukunft Europas: Integrationsbestrebungen versus konkurrierender Nationalstaaten

Zur Frage der Ratifizierung von EU-Handelsabkommen - unter der besonderen Berücksichtigung des EU-Kanada Abkommens CETA -

Der Vertrag von Maastricht

Rat der Europäischen Union Brüssel, den 2. Juni 2017 (OR. en)

13677/15 mp/ab 1 DPG

LE 4: Das Europäische System der Zentralbanken und die Europäische Zentralbank

A 2006/4801 VERTRAG ÜBER EINE VERFASSUNG FÜR EUROPA

Der Vertrag von Lissabon. Politische und rechtliche Implikationen für die Zukunft der Europäischen Union Fischer 2008

Einführung in das politische System der EU: Akteure, Prozesse, Politiken

VORTRAGSFOLIEN ZUM EUROPÄISCHEN PARLAMENT

Schlusserklärung des Donaugipfels am 6. Mai 2009 in Ulm

Inhaltsverzeichnis. Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis. 1 Theorie der Wirtschaftspolitik, Ordnungspolitik 1

Christine Sauerwald. Die Unionsbürgerschaft Staatsangehörigkeitsrecht Mitgliedstaaten der Europäischen Union

Gerhard Brunn Die Europäische Einigung von 1945 bis heute

Themenportal Europäische Geschichte

Überblick über den Gang der Veranstaltung

Das politische System der EU: Entwicklung, Strukturen, Funktionen

Vorschriftensammlung Europarecht

Übersicht zur Europäischen Integration

Ungleichzeitigkeit und europäisches Verfassungsrecht

Vorgeschlagene Diskussionspunkte

Anmerkungen zur Verwendung des Schullehrplans im Jahrgang 10

Transkript:

üewp253a-maas Wesentliche Neuerungen des Maastricht-Vertrages (In Kraft seit 1.11.1993) 1. Gründung der Europäischen Union durch Erweiterung der EG um eine 2. und eine 3. Säule 2. Erweiterung der Kompetenzen der Gemeinschaft auf Basis des Subsidiaritätsprinzips 3. Stufenregelung für das Inkrafttreten der Wirtschaftsund Währungsunion 4. Stärkung des Europäischen Parlaments 5. Errichtung eines beratenden Ausschusses der Regionen

üewp255-av Wesentliche Neuerungen des Vertrages von Amsterdam (Beschlossen am 17.6.1997, in Kraft seit 1.5.1999) 1. Weiterentwicklung der EU zu einer politischen Union durch schrittweisen Aufbau eines Raumes von Freiheit, Sicherheit und Recht: - Ausbau der 2. und 3. Säule - Einbeziehung der Schengener Verträge 2. Nichtdiskriminierung, Transparenz 3. Beschäftigung und Sozialpolitik 4. Umwelt, Gesundheitswesen, Konsumentenschutz 5. Flexibilisierung der Integration: verstärkte Zusammenarbeit von Gruppen von Mitgliedstaaten 6. Stärkung des Europäischen Parlaments (Mitentscheidungsverfahren) 7. Osterweiterung: Vorbereitung der Verhandlungen 8. Verstärkte Koordination der Wirtschaftspolitik

Neuerungen des Vertrages von Nizza üewp258-nizza (Beschlossen am 26.2.2001, in Kraft ab 1.2.2003) 1. Neuerungen in Organisation, Zuständigkeit und Arbeitsweise der Organe und Institutionen 2. Ausdehnung der Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit (= weniger Einstimmigkeit) 3. Neuregelung der Flexibilität bei der Weiterentwicklung der EU-Integration 4. Ergänzung des Sanktionsverfahrens bei Verletzung der Verfassungsgrundsätze der EU 5. Punktuelle Weiterentwicklungen des institutionellen und des materiellen EU-Rechts (z.b. Handelspolitik) Hauptziele: Mehr Bürgernähe Vorbereitung auf EU-Erweiterung

üewp204-real Reale Elemente der EG-Integration Gemeinsame Handelspolitik Abbau staatlicher Handelsbeschränkungen durch Zollabbau nach innen Gemeinsames Zollregime nach außen Gemeinsame Wettbewerbspolitik Abbau privater Markthemmnisse durch Kartellverbot Verbot des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung Fusionsbeschränkungen Beihilfenverbot (mit vielen Ausnahmen) Binnenmarkt Definition (Art. 14 EGV): "Raum ohne Binnengrenzen, in dem der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital gewährleistet ist" (= "4 Freiheiten") Harmonisierungsregel (Art. 95 EGV): "Der Rat erläßt... Maßnahmen zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten, welche... das Funktionieren des Binnenmarktes zum Gegenstand haben."

üewp206-entst Allmähliches Entstehen einer "europäischen" Wirtschaftspolitik υ EWG-Vertrag (in Kraft 1958): Handelsliberalisierung Wettbewerbsordnung Gemeinsamer Markt υ EWS (1979): Wechselkursmechanismus, Interventionsmechanismus, ECU υ Einheitliche Europäische Akte (1987): Binnenmarkt (Verwirklichung des Gemeinsamen Marktes) υ Maastricht-Vertrag (1993): Europäisches Zentralbankensystem Europäische Geldpolitik Euro υ Vertrag von Amsterdam (1999): Beschäftigungspolitik (Sondergipfel Luxemburg 1997) Strukturpolitik (ER Cardiff 1998) Makroökonomischer Dialog (ER Köln 1999) Transparenz und Bürgernähe Ausbau der 2. und 3. Säule υ Vertrag von Nizza (2003): Neudefinition der Handelspolitik (DL, IPR) Institutionelle Vorbereitung der Osterweiterung υ Entwurf für einen Verfassungsvertrag (2004): Anpassung der Organe und ihrer Zuständigkeiten EZB wird "Organ" der EU Rolle der Sozialpartner in der Beschäftigungspolitik anerkannt

üewp315a_29-wiordng Elemente der europäischen Wirtschaftsordnung gemäß EUV und EGV Allgemeines Ziel der Union (Art.2 EUV): "Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts und eines hohen Beschäftigungsniveaus sowie die Herbeiführung einer ausgewogenen und nachhaltigen Entwicklung" Mittel zur Erreichung dieses Zieles (Art.2 EUV): * Schaffung des Binnenmarktes * Stärkung des Zusammenhaltes * Errichtung der WWU Konkrete Aufgabe der EG (Art.2 EGV) ist die Förderung von: * ausgewogener und nachhaltiger Entwicklung * hoher Beschäftigung * sozialem Schutz * Gleichstellung von Männern und Frauen * beständigem, nichtinflationärem Wachstum * Wettbewerbsfähigkeit * Konvergenz der Wirtschaftsleistungen * Umweltschutz * Lebensqualität * Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten Mittel hiezu sind u.a.: * gem. Art.2 EGV: Gemeinsamer Markt, WWU * gem. Art.3 EGV: Gemeinsame Handelspolitik, Binnenmarkt, Wettbewerbspolitik * gem. Art.4 EGV: Einheitliche Währung

üewp310_29a-ziele Ziele der europäischen Wirtschaftspolitik Zielelemente aus Art.2 EUV: * Wachstumsdenken ("Förderung des Fortschritts") * Wirtschaftliche und soziale Dimension * Beschäftigung (zusätzlich zu Wachstum) * Stabilität ("ausgewogener" Fortschritt) * Nachhaltigkeit des Wachstums * Kohäsions- und Verteilungsaspekt ("ausgewogen") Daraus abgeleitet: Hauptziele der EU-Wirtschaftspolitik: * Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum * Stabilität * Wirtschaftl. und sozialer Zusammenhalt (Kohäsion)

Paradigmenwechsel in der europäischen Wirtschaftspolitik üewp315c_29b-paradigmen Dominanz neoklassischer Ordnungspolitik: Offene Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb (Art. 4 und 98 EGV) Paradigmenwechsel in der Ablaufspolitik: 1960er und 1970er Jahre: Handelsliberalisierung für Wachstum, keynesianische Instrumente für Stabilisierung 1980er Jahre: angebotsseitige (mikroökonomische) Verbesserung der Markteffizienz (Strukturpolitik) zur Vollendung des Binnenmarktes 1980er und 1990er Jahre: restriktive Geld- und Budgetpolitik als Voraussetzung für reibungslose Einführung der WWU Seit Mitte der 1990er Jahre: Beschäftigungsstrategie und Maßnahmen zur Armutsbekämpfung Im neuen Jahrzehnt: Ergänzend zu Wachstum und Beschäftigung nun auch Nachhaltigkeitsstrategie zur langfristigen Sicherung der Lebensgrundlagen (Umweltschutz, sozialer und regionaler Zusammenhalt)