Situiertes Lernen. Seminar zum semesterbegleitenden fachdidaktischen Praktikum Mathematik. Referentin: Stephanie Jennewein

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Transkript:

Situiertes Lernen Seminar zum semesterbegleitenden fachdidaktischen Praktikum Mathematik Referentin: Stephanie Jennewein

Verlauf 1. Situiertes Lernen 2. Situiertes Lernen im Unterricht 3. Gruppenarbeit 4. Besprechung der Gruppenarbeit

Warum situiertes Lernen klassische kognitivistische Lerntheorie Lernen als Einfüllen Lernen als Abbilden Vorstellung: wenn der Lehrer etwas erklärt, verstehen das die Schüler rezeptives und passives Lernen ungleiche Rollenverteilung Lehrer Schüler Gefahr Demotivation träges Wissen Kluft zwischen Wissen und Handeln (Mandl&Gerstenmaier 2000)

Warum situiertes Lernen Lernen aus konstruktivistischer Sicht jeder lernt anders jedes Gehirn ist aufgrund seiner Erfahrung anders jeder Mensch konstruiert seine Welt selbst bewusstes Lernen ist eigenverantwortlich es gibt keinen zeitlichen Beginn von Lernen wer Herausforderungen meistert, gewinnt Zutrauen zu sich selbst Wissen als Konstruktion aktives Lernen Eigenständigkeit des Lernens Kontextgebundenheit

Situiertes Lernen Sammelbezeichnung für theoretische Ansätze und Konstruktionsmethoden Lernen an den Ort der Anwendung bringen und Schüler dort selbstgesteuert lernen lassen Lernen in Lernumgebungen im Vordergrund steht das Thema aus möglichst vielen Perspektiven erfahren/wahrnehmen/ erschließen Mathematik wird in Kontexten gelernt Schüler stellt sich Situationen, die durchaus komplex sein können (evtl. aus der Realität), und erfährt dadurch Mathematik die Bedeutung und das Begreifen der Situation stehen zunächst im Vordergrund

Implementationsprinzipien für situiertes Lernen nach Mörtel-Hafizovic 1) Authentizität reale Anwendungssituation oder eine Situation aus der Mathematik Aufgaben geben nichts vor, was sie nicht sind 2) Multiple Kontexte und Perspektiven ein Kontext über längere Zeit aus verschiedenen Perspektiven betrachten, bevor eine Situation in einem weiteren Kontext betrachtet wird 3) Aktive und selbstorganisierte Lernprozesse basiert auf der Vorstellung, dass Lernen immer ein aktiver und konstruktiver Vorgang ist, der nur vom Lernenden selbst geleistet werden kann 4) Artikulations- und Reflexionsphasen Meinung, Denkprozesse, - strategien, Handlungsentscheidungen ausdrücken sich der Kritik anderen Lernenden stellen 5) Sozialer Kontext kooperative Arbeitsformen

möglicher Unterricht Lehrer kommt in die Klasse und sagt: heute Lernumgebung 36 die Schüler schlagen selbstständig ihre Bücher auf und los geht s! Der Lehrer leistet bei Bedarf individuelle Hilfestellung je nach Lernumgebung brauchen die Schüler eine Woche oder länger Zeit, um eine Lernsituation zu bearbeiten

Umsetzung situierten Lernens Thema, z.b. Zinsrechnung, Satz des Pythagoras, Winkelberechnung, Pythagoras und Zahlenbeziehungen Die Schüler werden in die Situation hineingeworfen. Dabei darf jeder Schüler die Aufgabe auf seine Art und Weise lösen, d.h. jede Aufgabe bietet mehrere Lösungsmöglichkeiten Schüler arbeiten selbstständig, auch in Gruppen: Berichte schreiben, Recherchieren, Experimentieren, Beschreiben, Erklären,... das Thema wird durch viele unterschiedliche Aufgaben von den Schülern selbstständig erarbeitet

(Quelle: s. 6)

Informationen finden Informationen finden Quelle: s. 1) geschichtlicher Bezug Arbeitsaufträge im Plural verschiedene Bereiche: Musik, Arithmetik, Geometrie Monochord herstellen und mit den Verhältnissen experimentieren Experimentieren Stationen im Leben von Pythagoras auf einer Landkarte einzeichnen Prüfen Mitschülern präsentieren Informationen finden Begründen Informieren

Voraussetzungen für das Unterrichten Lehrer muss an konstruktivistisches Lernen glauben Lehrer steht hinter den Lernumgebungen und glaubt, dass Schüler durch diese lernen Lehrer vertraut seinen Schülern, dass sie selbstständig und eigenverantwortlich lernen Lehrer erkennt, wann er Hilfestellung geben muss und wann nicht Lehrer reagiert im Unterricht schnell und spontan bei Hilfestellungen

mögliche Konsequenzen Lehrer können verzweifeln, wenn sie nicht an das Konzept glauben, weil sie denken: die Schüler leisten kaum etwas, da oft kein beobachtbarer Fortschritt mögliche Überforderung der Schüler bei erstem Kontakt mit Lernsituationen je öfter die Schüler in Lernsituationen arbeiten, desto sicherer werden sie Schüler lernen in einer Art und Weise, in der sie ihr Gelerntes anwenden können (haben nicht einen Algorithmus auswendig gelernt, sondern innerhalb einer Situation Zusammenhänge verstanden) Schüler lernen, eigenständig und selbstorganisiert zu lernen

Gruppenarbeit Untersucht die Aufgaben in Hinsicht auf die Implementationsprinzipien. Welche Aspekte findet ihr in welchen Teilen der Aufgaben wieder? Reflektiert die Lernumgebung hinsichtlich des Umgangs mit Wissen nach Sjuts. Überlegt euch weitere Aufgaben, die in die Lernumgebung passen können.

Gruppen AUS: Das Mathematikbuch 5-8 Klasse 5: Anschlüsse (10) Klasse 6: Blut (36) Klasse 7: Prozentsätze (20) Klasse 8:...und dreht und dreht... (14)

Literaturangaben 1) AFFOLTER at al.:das Mathematikbuch 5-8. Stuttgart: Klett, 2006. 2) AFFOLTER et al.: Impulse zur Mathematik (mathbu.ch), Zug (CH): Klett-Balmer, 2006, S. 13-20. 3) LAMBERT: Wissenskonstruktion im situierten Lernen am Beispiel einer Unterrichtseinheit zum Werteverlust von Pkws. In: HERGERT et al. (Hrsg.):Medien verbreiten Mathematik, Tagungsband des 19. Arbeitstagung des Arbeitskreises, Mathematikunterricht und Informatik in der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik e. V., Dillingen, 2001, insbesondere S. 128-136. 4) MÖRTEL-HAFIZOVIC & HARTINGER & FÖLLING-ALBERS: Akzeptanz situierter Lernerfahrungen in der Lehrerbildung. In: SEIFRIED & ABEL (Hrsg.). Empirische Lehrerbildungsforschung - Stand und Perspektiven, Münster: Waxmann, 2006, S. 63-83. 5) REIMANN-ROTHMEIER & MANDL: Unterrichten und Lernumgebungen gestalten. Im: KRAPP & WEIDEMANN (Hrsg.). Pädagogische Psychologie, München und Weinheim: Urban und Schwarzenberg, 2001, S. 601-646. 6) RÖMER: Lernen in Lernumgebungen. In: Mathematik 5 bis 10, Heft 6, Seelze: Friedrich, 2009.