Emotionale Entwicklung. Gabriela Römer

Ähnliche Dokumente
Emotionale Entwicklung I

erfahrungsbezogenen (kreative Fähigkeiten) Fähigkeiten und Sozial-Intrapersonale Sozial-interpersonale Sind unabhängig Naturalistische Existentielle

Emotionen II. Temperament, Entwicklung der Emotionswissens und verständnisses, Emotionsregulation

Praxis trifft Sportwissenschaft Sport mit Spaß Möglichkeiten & Grenzen von Emotionen im Sport. Dr. Peter Kovar

Emotion VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 1. Wann sind die Emotionen entstanden? Das limbische System

Emotionale Entwicklung

Tutorium zur Vorlesung Differentielle Psychologie

Emotionale Entwicklung I: Emotionsverständnis. Die Entwicklung von Emotionsverständnis und sein Einfluss auf die soziale Kompetenz

Was macht eine Therapie so schwierig? Therapiemotivation und Gestaltung der therapeutischen Beziehung

Emotionsmanagement in der Essstörungstherapie

27. ALZEYER SYMPOSIUM 08. November Julia Riedel und Daniela Eckhardt

Inhaltsverzeichnis. Einführung 8

AG 6: Was ist denn schon normal? Bedürfnisse der Kinder im Blick! Griesheim, Dr. Dagmar Berwanger

Einführung in die Emotionspsychologie

Essstörungen im Kleinkindalter Essstörungen im Jugendalter gibt es Zusammenhänge? N. v. Hofacker Forum Suchtprävention, München,

Die Emotionen des Menschen

Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Krisen meistern Krisen meistern: Gefahr des Scheiterns und Chance des Neuanfangs

Physiologische Komponente. Erlebenskomponente

Referentin: Paula Ott. Spracherwerb Gisela Klann-Delius

Kinder und Jugendliche im Gefühlschaos

Krankheitsbewältigung

Inhalt 1 Einleitung Das kleine Einmaleins der Emotionen 3 Grundemotionen: Wie wir sie erkennen und wie wir mit ihnen umgehen

Die vergessenen Angehörigen Kinder psychisch erkrankter Eltern

Sexuelle Traumatisierung und ihre Folgen

ELDiB. Entwicklungstherapeutischer/ entwicklungspädagogischer Lernziel- Diagnose- Bogen. Diagnoseverfahren zur sozialen und emotionalen Entwicklung

ICD-10: 6 Monate Anspannung + Besorgnis (alltägliche Ereignisse), 4 vegetative Symptome, keine Panik-, phobische, Zwangs-, hypochondrische Störung.

Theorien der Persönlichkeit. Wintersemester 2008/2009 Gabriele Helga Franke

Akzeptanz- und Commitmenttherapie bei Anorexia nervosa

Entwicklungspsychopathologie

EMOTIONALITAT, LERNEN UND VERHALTEN. Ein heilpadagogisches Lehrbuch

FOSUMOS Persönlichkeitsstörungen: Ein alternativer Blick. Felix Altorfer 1

Ergänzungsfach Sport Pete Moor Gymnasium Biel-Seeland Wahrnehmen-Entscheiden-Handeln 1. Lernen im Sport

Inhaltsverzeichnis. Einführung... 9

Therapiebedürftige Kinder und Jugendliche im Schulalter. Erfahrungen aus psychotherapeutischer Sicht und präventive Ansätze

Störung des Sozialverhaltens. Dr. Henrik Uebel Universität Göttingen Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie

Wie können wir miteinander reden?

Störungen der Emotionsregulation eine neue diagnostische Entität im DSM 5 N. v. Hofacker Osterseminarkongress, Brixen,

Ein wichtiger Faktor, sowohl im humanen Bereich, als auch im Bereich der Hundeerziehung und des Lebens mit Hunden sind Emotionen.

Psychologie der Angst

Angst und Sicherheit Hypnosystemische Methoden mit Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen

Entstehung und Prävention von Schulangst

Förderung sicherer Bindungen im Kleinkindalter

Thema: Therapieansätze bei der Borderlinepersönlichkeits- störung diesmal: Schematherapie

Entwicklung, Bindung und Risiko

Kindertherapie Jugendlichentherapie

Psychologische Schmerztherapie. Dr. Frank Kaspers

Heinz-Dieter Schmält Thomas A. Langens. Motivation. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag W. Kohlhammer

Sehr früher erster Eindruck / Wirkung

TrainerInnen-Emotionen. Sich im Griff haben

Essstörungen LSSH. Vortragsveranstaltung Dr. Regina Kostrzewa

ELDiB. Entwicklungstherapeutischer/ entwicklungspädagogischer Lernziel- Diagnose- Bogen. Diagnoseverfahren zur sozialen und emotionalen Entwicklung

Traum-a Merkmale, Auswirkungen und Empfehlungen im Umgang mit Traumatisierten

Entwicklungspsychologische Beratung

Flucht und Trauma Psychotherapie mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Samstag,

Störungen im Anpassungsprozess aus klinischer Perspektive

Emotionsentwicklung , Präsentation von Julia Benner

Teil A Grundlagen der Entwicklungspsychologie

Johann Nußbächer face to face Zeichnungen

Die Entwicklung der sozial emotionalen Kompetenz Verschiedene Gehirnbereich sind maßgeblich am Entstehen, Verarbeiten und Speichern von Gefühlen

Tagesschule 2018 Kinder und Jugendliche im Fokus

Vortrag am Ängste bei Kindern und Jugendlichen und ihre Hintergründe

Essstörungen Häufigste Essstörungen.

Selbstregulation. Theresa Sextl & Lena Schuch, Katholische Universität Eichstätt, Sozialpsychologie: Vertiefung

- wesentlich länger und weniger intensiv - nicht zwangsläufig objektbezogen. - Lazarus: 15 Basisemotionen - Mowrer: Lust & Schmerz als Basisemotion

(Früher: Psychopathologie des Kindes- und Jugendalters )

Praktische Psychologie

Mag. Gerald Friedrich Kinder brauchen Grenzen! Brauchen Kinder Grenzen?

Wie Kinder kommunizieren

Functional consequences of perceiving facial expressions of emotion without awareness

Bindung und Gefühle. Übersicht. Affekte nach Paul Ekman. Karl Heinz Brisch

LEIDEN UND LEIDENSGESCHICHTEN

Trauma bei Kindern psychisch kranker Eltern

BEUZPVU. Kognitive Verhaltenstherapie bei Anorexia und Bulimia nervosa. Corinna Jacobi Andreas Thiel Thomas Paul. Mit CD-ROM

eine Hochrisikopopulation: Biographien betroffener Persönlichkeiten

Wie Kinder und Jugendliche mit Notfällen umgehen

Entwicklungsaufgaben Entwicklungsübergänge. LV Entwicklungswissenschaft I: Biopsychosoziale Grundlagen der Entwicklung.

Akute Trauer bei Kindern und Jugendlichen

Bindung Trennung Loyalität. Jörg Maywald, Cottbus,

Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung - ein Einblick

Klinfor Adipositas (auch) ein psychisches Problem?

Erinnerungsprotoll Entwicklungspsychologie 21.Juli 2014 von Clara Mildenberger Prof. Träuble, erster Termin SS2014

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Emotionales Erleben und Emotionsregulation bei Jugendlichen

!"# # # $% # & '() '* ) ) '()

Das Gehirn ein Beziehungsorgan

Ich begrüsse Sie zum Impulsvortrag zum Thema: «Körpersprache geht uns alle an»

Bindungstheorien Aufbau von Bindungen. FTS 2017 Prof. Dr. Kerstin Dietzel

Grundbedingungen nach Jaspers (1965)

von Corinna Schütz, 2004

Vortrag allgemeine Psychosomatik

Kausalattribution und Leistungsmotivation

SalutogeneKommunikation mit langwierig Erkrankten

DGPPN KONGRESS 28. NOVEMBER 2013

Konzepte der Selbstpsychologie

Kindliche Auffälligkeiten und biopsycho-soziale. T. Banaschewski Kinder- und Jugendpsychiatrie/- psychotherapie Universität Göttingen

Risikofaktoren und Daten zu psychischen Erkrankungen von Zero to Three. oder. Warum noch ein Netzwerk?

Holger Bertrand Flöttmann. Angst. Ursprung und Überwindung. Zweite, verbesserte Auflage. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln

Transkript:

Emotionale Entwicklung Gabriela Römer 22.11.2010

1. Definition Gefühl Vier Komponenten: - motivational (Wunsch, etwas zu tun) - physiologisch (z.b. Pulsfrequenz) - subjektive Gefühle - Kognitionen

Beispiel: Angst vor Prüfungssituation Wunsch, fernzubleiben Erhöhte Pulsfrequenz, Magenschmerzen... Angst, die Fragen nicht beantworten zu können Nachdenken über Alternativen

2. Theorien über die Entstehung von Emotionen Theorie der Basis Emotionen vs. funktionalistischer Ansatz

2.1. Theorie der diskreten bzw. Basis-Emotionen Vertreter: z.b. Tomkins, Izard Emotionen angeboren, seit frühester Kindheit voneinander abzugrenzen Jede Emotion in Verbindung mit spezifischen mimischen, körperlichen Reaktionen

Ursprung: Darwin Begrenzte Anzahl von Grundemotionen: - angeboren und vergleichbar - sogar von Säuglingen zu identifizieren (Gesichtsausdruck)

2.2. Funktionalistischer Ansatz Vertreter: z.b. Campos Emotionen nicht voneinander abzugrenzen Funktion: zielgerichtetes Handeln

Beispiel: Ekel Bedrohung durch Beschmutzung oder Auslösung einer Krankheit Meiden der Ekel erregenden Reize Funktion: Schutz vor externen, schädlichen Einflüssen

Keine Theorie zutreffender als die andere

3. Die Entstehung von Emotionen im Entwicklungsverlauf

3.1. Positive Emotionen Freude Lächeln - Lächeln von Anfang an im REM-Schlaf - nach 1. Monat: bei Streicheln (evtl. Reflex) - 2 Monate: Freude über Kontrolle eines Ereignisses (Bsp: Ertönen von Musik beim Ziehen an einer Schnur)

Soziales Lächeln An Menschen gerichtetes Lächeln Ab 6/7 Monaten Freude, Interesse bei den Eltern intensivere Beschäftigung mit dem Kind Stärkung der positiven Bindung

Selektives Lächeln - Lächeln vorwiegend gegenüber Bezugspersonen - ab 7 Monaten - Funktion: s. soziales Lächeln

3.2. Negative Emotionen Schwerer voneinander abzugrenzen Experiment (Musik bei Ziehen an der Schnur): bei einigen Kindern Anzeichen von Wut, bei anderen von Angst negative Emotionen äußern sich in undifferenziertem Missbehagen Quengeln, Schreien

keine Notwendigkeit, Emotion genau identifizieren zu können Lediglich Aufmerksam Machen auf negativen Zustand Zuwendung

3.3. Selbst bewusste Emotionen Bsp: Schuld, Scham, Verlegenheit, Stolz Entstehung ab dem 2.Lj mit dem Bewusstsein eine eigenständige Person zu sein (Michael Lewis) Verlegenheit: 15-24 Monate

Scham Schuld Scham: Fokus auf eigener Person Schuld: Wunsch, Verhalten wieder gut zu machen Erziehungsstil ausschlaggebend dafür, ob in einer Situation Scham oder Schuld empfunden wird

4. Individuelle Unterschiede bei Emotionen und ihrer Regulierung Schon bei Kindern Unterschiede: Emotionsausdruck, -regulation, Geschwindigkeit des Emotionsausdrucks

Beispiel: Wenn Teri [erwachsene fremde Person] zu Maria [drei Jahre alt] hinübergeht und beginnt, mit ihr zu sprechen, lächelt Maria und will Terri unbedingt zeigen, was sie macht. Wenn Teri Maria fragt, ob sie Lust hätte, hinunter in die Halle zum Spielraum zu gehen, springt Maria auf und nimmt Teri bei der Hand. Wenn Teri jedoch zu Bruce [drei Jahre alt] hinübergeht, dreht sich Bruce weg. Er spricht nicht mit ihr und wendet seinen Blick ab. Wenn Teri ihn fragt, ob er ein Spiel spielen möchte, geht Bruce weg, schaut ängstlich und sagt leise nein.

Mögliche Erklärungen Umwelteinfluss: Sozialisation durch die Eltern Biologisch basiert: angeborenes Temperament

4.1. Temperament Säuglinge unterscheiden sich bzgl. emotionaler, motorischer und aufmerksamkeitsbezogener Reagibilität und der Selbstregulierung Über Situationen hinweg konsistent Zeitlich stabil

Auswirkung auf spätere soziale Fähigkeiten LZ Studie von Caspi und Moffitt et.al. Kinder: unreguliert, impulsiv Kinder: verhaltensgehemmt Als Erwachsene: häufiger Anpassungs-, Beziehungprobleme, illegales Verhalten Als Erwachsene: häufiger Ängstlichkeit, Depression

Zusammenhang zwischen bestimmten Temperamentsausprägungen und Anpassungsproblemen

Temperamentsmerkmale jugendlicher Patientinnen mit Anorexia und Bulimia Nervosa (Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie)

Persönlichkeitsmodell von Robert C. Cloninger Unterschiede in der Temperamentsausprägung zw Anorexie- und Bulimie-Patientinnen & im Vergleich zu gesunden Frauen (spezifische Temperamentskonstellationen begünstigen Auftreten einer psychischen Störung)

Relevante Temperamentsdimensionen

Erwachsenene Patientinnen Anorexia Nervosa Bulimia Nervosa - Beharrungsvermögen: überdurchschnittlich - Neugierverhalten: unterdurchschnittlich - Beharrungsvermögen: unterdurchschnittlich - Neugierverhalten: überdurchschnittlich

Jugendliche Patientinnen JTCI Selbstbewertungsfragebogen 12-18 Jährige Ähnliche Ergebnisse

Beharrungsvermögen und Neugierverhalten als prädisponierende Persönlichkeitseigenschaften für die Ausprägung einer Anorexie oder Bulimie vermutet Unterscheiden sich bereits auf früherer Altersstufe Temperament als zeitlich stabil & best. Temperamentskonstellationen mit best. Anpassungsproblemen assoziiert