Aktuelle Tendenzen in der Assekuranz: Professor Dr. Hato Schmeiser Lehrstuhl für Risikomanagement und Versicherungswirtschaft
Seite 2 Strategische Herausforderungen Management der globalen Entwicklungen: - Sehr unterschiedliche Marktsättigungsgrade (auch innerhalb Eu- ropas) - Partielle Angleichung der grundlegenden Versicherungsmarkt- strukturen (Produkte, Wertschöpfungskette / Vertrieb) - Demographische Entwicklungen - Öffnung neuer Versicherungsmärkte
Seite 3 Insurance density (premiums per capita in USD) Quelle: Swiss Re, Sigma 5/2006 6'000 Switzerland 5'000 Irland UK 4'000 Belgium Denmark US NL Japan France Finland 3'000 Germany Hong Kong Taiwan 2'000 Saudia Arabia Oceania South Korea United Arab Emirates Europe Mexiko Russia 1'000 Latin America Agentina South China Africa Brazil Asia Namibia India Africa 0 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% Insurance penetration (premiums in % of GDP)
Seite 4 Finanzkrise als globales Problem
Seite 5 - Versicherungsunternehmen weniger von Finanzkrise betroffen als Banken - Direkte Effekte aus Investitionen in strukturierte Kreditprodukte - Indirekte Auswirkungen des Wertverfalls von Kapitalanlagen; aber: Aktien-Quote von den meisten VU gering - Finanzmarkt dominanteste Risikoquelle - Gefahr von Modellgläubigkeit - Rückbesinnung auf traditionelle Risikomanagementregeln
2 Seite 6 1 Innovationsbereitschaft in der Versicherungswirtschaft Anteil der befragten Manager in % 70% 66% 60% 57% 50% Die vier wichtigsten Faktoren für Veränderung sind: 40% - Demographische Entwicklung 30% 21% 20% 10% - Umbau der Sozialversicherungs- systeme - Regulierungstendenzen - Zunehmende Individualisierung 0% und Entsolidarisierung Innovationsbereitschaft der Branche Innovations- Innovationsdruck von bereitschaft Ihres aussen Unternehmens Hoch Sehr hoch Quelle: I.VW
Seite 7 1 Einfluss von regulatorischen Massnahmen Kapital und Risikomanagement Vorschriften (Solvency II) Internationale Rechnungslegungs- 18 standards 38 51 11 18 55 25 2 Produkt- und Beratungshaftung 12 44 42 2 Konsumentenschutz-Vorschriften 12 37 47 4 Vermittlerrichtlinien 11 44 42 3 Geänderte Besteuerungssysteme 8 45 44 3 Geldwäscherei-Vorschriften 7 22 56 15 Reregulierung (neue gesetzliche Pools, Tarifzwang, Versicherungspflicht) 5 34 50 11 Gesetze zur Gentechnologie 5 25 54 15 0% 20% 40% 60% 80% 100% Sehr stark Stark Mässig Sehr gering Quelle: I.VW
2 Trends Seite 8 Veränderungen der Marktstrukturen Veränderung Tendenz Anzahl der im deutschsprachigen Raum tätigen Versicherungsgesellschaften Marktanteil ausländischer (EU) Versicherungen Marktanteil ausländischer (nicht EU) Versicherungen Marktanteil alternativer Anbieter (z. B. VW-Bank, Tchibo ) Marktanteil reiner Vertriebsorganisationen Marktanteil spezialisierter Nischenanbieter Stark Leicht Gleich- Leicht zunehmend zunehmend bleibend abnehmend Stark abnehmend Quelle: I.VW
Seite 9 Ø Wertschöpfungstiefe Ø Wertschöpfungstiefe pro Funktion (2015) 100% 91% 90% Underwriting 80% 70% 67% 80% 80% 60% Produktentwicklung Bestandsverwaltung 50% Schadenabwicklung 69% 40% Asset Management 30% 20% Beratung / Vertrieb 10% 47% 0% IT Ø Wertschöpfungstiefe 2015 0% 20% 40% 60% 80% 100% 85% 72% 63% 55% 2003 2015 67% Quelle: I.VW
Seite 10 Nichtleben Leben * * 0% 20% 40% 60% 80% 100% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Internet Portale 85% Makler / Broker / Finanzberater 87% Alternative Kanäle 84% Banken 74% Makler/Broker / Finanzberater 73% Internet Portale 45% Eigene Internetsite 63% Affinity Groups / Verbände Worksite Marketing 43% 39% Affinity Groups / Verbände 57% Eigene Internetsite 37% Stationärer Vertrieb 34% Gebundener Aussendienst 35% Gebundener Aussendienst 11% Stationärer Vertrieb 15% * Anteil der befragten Manager, die von einer Zunahme des * Anteil der befragten Manager, die von einer Zunahme des Vertriebskanals ausgehen Vertriebskanals ausgehen Quelle: I.VW
Seite 11 Die stark homogene Versicherungsindustrie zerfällt: - Aktuelle Standardisierung fördert Konsolidierungen - Koordinierte Regulierung und Industriestandards ermöglichen länderübergreifende Marktbearbeitungsstrategien - Tiefe Markteintrittsbarrieren - Wachstumszwang (auf teilgesättigten Märkten) verstärkt die Konsolidierung - Renditeerwartung der Investoren verstärkt den Anpassungs- druck
Trends Seite 12 Market share of top 5 insurers Market UK Belgium 29.4% 27.2% 43.1% 1995 64.4% 51.8% 2005 78.1% 52.1% 61.6% 40.8% 1995 55.6% 51.7% 1995 2005 30.7% UK Netherlands 2005 Belgium 52.8% Vulnerability Strat. options 2005 Timetable 45.3% 23.1% 1995 38.0% 2005 Germany Spain Switzerland France 68.4% Switzerland 60.4% 76.2% 20.4% 2005 2005 Italy Portugal 83.3% 52.7% 1995 Source: CEA Life 1995 Italy 57.4% Portugal Spain 45.0% 67.8% 2005 Grundtendenz: Die 5 grössten Anbieter erreichen einen Marktanteil von 60-80 Prozent 61.8% 67.9% 34.1% 1995 2005 Quelle: Morgan Stanley 39.0% 40.2% 1995 59.4% Valuation 73.0% Germany 1995 29.4% 68.0% 35.0% France 50.0% Performance Netherlands Non-life
Seite 13 Starke Retailsysteme nutzen ihren Brand und gewinnen Markt- anteile zu Lasten der Produzenten Beispiele von Firmen, die in den letzten Jahren / Monaten in das FDL-Business eingestiegen sind
Seite 14 Best Practice Von pay as you drive to pay as you live Tagesanzeiger, 21.2.2008 - Neuster Baustein: Variable Annuities
Seite 15 Lebensversicherung: Anteilige Entwicklung der Produkte Variable Annuities Quelle: GDV Statistiken 2007
Seite 16 Wachstumsraten und Prämienvolumen im europäischen Le- bensversicherungsmarkt Prämienvolumen (CEA) Infl.angepasstes Wachstum 800 20% 700 15% Mrd d. Eu uro 600 500 400 10% 5% 300 200 100 0% -5% 0 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007-10% Quelle: CEA Statistics 2008
Seite 17 Lebensversicherungsmarkt geprägt durch Wettbewerbs- und Innovationsdruck Wettbewerbsdruck Innovationsdruck Deregulierung Transparenz (Komplexitätsreduktion) Vordringen von Anbietern aus dem Flexibilität Investmentbereich Demografische Entwicklung (50+) Innovationsfelder Zielgruppenprodukte (z. B. Kinder, 50+) Erweiterungen der Produktpalette (z. B. Pflegeversicherung) Bausteinkonzept Fondsgebundene Lebensversicherungsprodukte (mit Kapitalschutz) Optionen (Finanzoptionen, z. B. in Variable Annuities)
Seite 18 Individualisierung vs. Standardisierung - Bausteinkonzept ermöglicht Vorstoss in das individualisierte Massengeschäft Hoch isie erun ng Sta anda ardi Genormte Massenprodukte Individuelles Massengeschäft Mehrstufige Leistungsbündel Zielgruppenprodukte Individualprodukte Niedrig Niedrig Individualisierung Hoch
Seite 19 Individualisierbarkeit und Bausteine TwinStar Weitere Bausteine (Berufsunfähigkeit, Risikoleben) FondsRente mit Garantie / IndexPolice Weitere Bausteine (Berufsunfähigkeit, Risikoleben) Standardisierung vs. Individualisierung Individualisierung durch Wahl der Anlagestrategie (Klassik, Invest) und Fondswahl (Invest) Berufsunfähigkeit: Verschiedene Produktvarianten Risikoleben: Hohe Standardisierung, einzig Einzahlungsart und Versicherungssumme individuell wählbar FondsRente mit Garantie: Sehr individuelle Anlagestrategie bzw. Fondsauswahl IndexPolice: Anlagestrategie standardisiert, Laufzeit teilweise flexibel Hohe Standardisierung, einzig Einzahlungsart und Versicherungssumme individuell wählbar Anzahl Bausteine 3 Berufsunfähigkeit: 3 FondsRente mit Garantie: 1 Berufsunfähigkeit: 1 Risikoleben: 1 IndexPolice: 1 Risikoleben: 1 Grösse der Berufsunfähigkeit: Mittel Berufsunfähigkeit: Gross Gross Gross Bausteine Risikoleben: Gross Risikoleben: Gross
Seite 20 Variable Annuities - Fondsgebundene (i.d.r. aufgeschobene) Rentenversicherung mit garantierter Mindestrente - I.d.R. gegen Einmalbeitrag, aber auch laufende Beiträge - Investition in Fonds bleibt auch während der Rentenbezugszeit bestehen, Zugriffsmöglichkeit auf das Fondsvermögen - I.d.R. Wahlmöglichkeiten zwischen Fonds mit unterschiedlich- em Risikoprofil - Kosten vom Fondsvermögen abgezogen (%) USA: Fondsvolumen über 80 Mrd. USD
Seite 21 Optionale Garantie-Leistungsbausteine "Guaranteed Minimum Benefit" (GMXB) mit X = I,D,W,A historische Werte: zu niedrig! Garantiebausteine Art der Garantie Kosten (ca.) in Basispunkten Guaranteed Minimum Income Garantierte Mindestrente im 30 70 Benefit (GMIB) Verrentungszeitpunkt Guaranteed Minimum Death Garantierte Todesfallleistung 10 40 Benefit (GMDB) Guaranteed Minimum Withdrawal Garantierte Teilrückkaufswerte zu 30 75 Benefit (GMWB) festen Zeitpunkten Guaranteed Minimum Garantierte Erlebensfallleistung 30 70 Accumulation Benefit (GMAB) Garantiekosten abhängig von Fondswahl; grosse Probleme bei fallendem Fondsvermögen
Seite 22 Veränderte Rahmenbedingungen für Versicherungsunterneh- men - Solvency II / Swiss Solvency Test (SST) - VVG-Reform - VAG und Anlagereform - Steuerliche Situation - Zukunft der gemischten KLV vor diesem Hintergrund
Seite 23 Die klassische gemischte KLV steht unter Druck - Regulatorische Massnahmen (D) - Konkurrenz durch eigene und fremde Produkte - Intransparenz des Produkts - Hohe Komplexität des Produkts schränkt Möglichkeiten zur Performancemessung stark ein - Wertschätzung des Kunden bzgl. der impliziten Glättungsef- fekte im Produkt sowie der teuren impliziten Garantien und Wahlrechte weitgehend unbekannt
Seite 24 Die klassische gemischte KLV ist deshalb kein Patient - Weitgehend sicheres Endvermögen - Investmentgarantiesicherheit nicht in ähnlicher Form durch Fondsstrategien / Derivateabsicherung zu erreichen (Stich- wort: Modellrisiko) - Gesetzliche Regulierung des Produkts kann aus Kundenper- spektive attraktiv sein - Chancenpotential im Marketing bzgl. Ergebnissicherheit / Wert von enthaltenen Optionen und Garantien - Produktkombination liefert Anreize zum Sparen
Seite 25 Zukunftsperspektive Lebensversicherung - Vertriebskosten werden starker Wettbewerbsfaktor (spricht für Bausteinkonzepte) - Finanzmarktkrise könnte aber der gemischten KLV positiv zu- spielen - Ausschliesslicher Bearbeitung der Kernkompetenz "Manage- ment biometrischer Risiken" ist nicht erfolgsversprechend - Gesellschaftliche und demographische Entwicklungen stellen positive Einflussfaktoren für die Nachfrage dar - Implizite Optionen und deren Management stehen durch Sol- vency II / IFRS 4 / Finanzkrise verstärkt im Fokus
Seite 26 Aber: Fehleinschätzungen gehören dazu. There is no reason that anybody would ever want to have a computer at home (Ken Olson, CEO and founder of Digital Equipment, 1977)
Seite 27 und gibt es auch in der Assekuranz Aeroplane flights are nothing else but first class suicide attempts we will never ever give insurance coverage for it (Board member of major European insurance company, 1927) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Seite 28 Kontakt: Prof. Dr. Hato Schmeiser Universität St. Gallen Kirchlistrasse 2 CH - 9010 St. Gallen Telefon: +41 (0)71 243 40 11 hato.schmeiser@unisg.ch