Sprachförderung im Elementarbereich Evaluation unterschiedlicher Sprachförderkonzepte in niedersächsischen Kitas

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Transkript:

Platzhalter für Bild, Bild auf Titelfolie hinter das Logo einsetzen Sprachförderung im Elementarbereich Evaluation unterschiedlicher Sprachförderkonzepte in niedersächsischen Kitas Prof. Dr. Katja Koch, Institut für Erziehungswissenschaft, TU Braunschweig Auftaktveranstaltung DialogWerk

Sprachförderung in der Diskussion Argumentation: Berliner Tagesspiegel Kinder können in der Grundschule nicht ausreichend Deutsch, auch wenn sie zwei bis vier Jahre (!) einen Kindergarten besucht haben. Auch viele deutschsprachige Kinder haben Förderbedarf. Schlussfolgerung: Offensichtlich reicht die Sprachförderung im Kindergarten nicht aus. Gründe: In vielen Kindergärten sind zu viele Kinder mit einer anderen Herkunftssprache. Viele Eltern schicken ihre Kinder nicht regelmäßig in den Kindergarten. Erzieherinnen sind nicht adäquat ausgebildet. Was wissen wir denn eigentlich genau über Sprachförderung im Kindergarten? Seite 2

Realität empirischer Befunde Kinder mit einer anderen Herkunftssprache und Kinder aus unteren sozialen Bildungsschichten erreichen seltener das Abitur und gehören in der Grundschule überproportional häufig zu den schwächsten Schülern. Sprachliche Ausgangslagen zu Beginn der Schulzeit Berlin: ca. ¼ aller Kinder haben sprachlichen Förderbedarf 10% der Kinder mit deutscher Herkunftssprache 50% der Kinder mit einer anderen Herkunftssprache PISA: Jugendliche, die kaum Deutsch zu Hause sprechen, erreichen die geringsten Kompetenzen Sprachförderung bildungspolitisches Handlungsfeld Seite 3

Inhalt 1. Sprachförderung in (vor-)schulischen Institutionen 2. Einige empirische Ergebnisse zur Sprachförderung in Niedersachsen 3. Von Sprachförderung und Sprachbildung Seite 4

1. Sprachförderung in (vor-)schulischen Institutionen Formen der Förderung Personen Adressaten Sprachfördermaßnahmen im Elementarbereich Sprachfördermaßnahmen im Jahr vor der Einschulung Sprachfördermaßnahmen in der Grundschule Erzieherinnen Erzieherinnen Lehrerinnen Lehrerinnen alle Kinder vorwiegend Kinder DaZ nur Kinder DaZ Seite 5

Sprachfördermaßnahmen im Elementarbereich Pädagogische Konzepte zur Spracharbeit Linguistische Programme zur Sprachförderung in den Alltag des Kindergartens integrierte Sprachförderung praxisorientiert für die gesamte Kindergruppe in den Tagesablauf integriert Schwerpunkt: Wortschatz Aufbau alltagssprachlicher kommunikativer Kompetenzen Jampert (2006): Wie viel Sprache steckt in Musik, Guadiatiello (2002) KiKus - Sprachförderung Deutsch kompensatorische Trainings sprachlicher Teilleistungen spracherwerbstheoretisch fundiert systematische Förderung ausgewählte Kinder der Gruppe grammatisches Regelwissen Aufbau systematischer Sprachstrukturen Kaltenbacher/Klages (2006): Deutsch für den Schulstart, Tracy (2003): Sprachliche Frühförderung von Migrantenkindern, Penner (2005): KonLab, Tophinke (2001): Osnabrücker Materialien Küspert/Schneider (2002): Hören, Lauschen, Lernen Seite 6

Kritik am Ist-Zustand Struktur der (vor-)schulischen Sprachfördermaßnahmen variiert je nach Institution und gewähltem Konzept/Programm unterscheidet sich in den Bundesländern konzeptionell gewährleistet keine flächendeckende Sprachförderung für alle Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache zielt auf den Aufbau monolingualer Kompetenzen in der Herkunftssprache Deutsch zeigt kaum Erfolge (Roos/Schöler/Polotzek 2010, Koch 2010, Kucharz u.a 2010, Stanat/Christensen 2008, List 2010)

Leitbilder der Sprachförderung in Niedersachsen 2003/04 Etablierung sprachfördernder Maßnahmen im Elementarund Primarbereich Elementarbereich Primarbereich Modell Externe Sprachförderkraft Modell Alltagsintegrierte Sprachförderung Modell Externen DaZ - Förderung 2010 Grundlagen zur Sprachförderung im Elementar- und Primarbereich Niedersachsen Vorstellung Integrierte Sprachbildung Seite 8

Zukunftsvision Integrierte Sprachbildung Grundlagen zur Sprachförderung im Elementar- und Primarbereich Niedersachsen Förderphilosophie : Zugänge zur Sprache schaffen, Spracherwerbsstrategien unterstützen, Herkunftssprachen schätzen, Sprachanlässe schaffen Sprachbildung: Sprachvorbild, Sprachkontakte, Sprachbegleitung, komplexe Sprachanregungen Sprachförderung: Kurzfristige Interventionsmaßnahmen Was ist davon schon in den Einrichtungen des Elementar- und Primarbereichs etabliert? Und welchen Effekt haben die Maßnahmen?

2. Einige empirische Ergebnisse zur Sprachförderung in Niedersachsen Sprachförderung für Migrantenkinder Evaluation unterschiedlicher Sprachförderkonzepte in niedersächsischen Kindertagesstätten: Teilstudie I: Strukturqualität sprachlicher Förderung in Niedersachsen 1. Konzeption, Organisation und Durchführung von Sprachfördermaßnahmen 2. Subjektive Vorstellungen zum Zweitspracherwerb Teilstudie III: Praxis der Sprachförderung 4. Identifikation von sprachfördernden Settings 5. Sichtweise der Akteure 6. Erste Einschätzungen der Qualität sprachlicher Förderung Teilstudie IV: Qualität sprachlicher Interaktionsprozesse 7. Identifikation sprachfördernder Strategien 8. Unterschiede zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Einrichtungen Teilstudie II: Erhebung des Sprachstandes 3. Entwicklung in einem Kindergartenjahr Zusammenhang der Teilstudien I-IV Förderzeitraum: 10/2008-09/2011 Erstantrag Förderzeitraum: 10/2011-09/2013 Verlängerungsantrag Seite 10

Ergebnisse Teilstudie I: Organisation Kein Zusammenhang zwischen dem sprachlichen Fortschritt und der Organisation der Sprachförderung Varianten der Förderung A Programmorientierte Förderung B Alltagsintegrierte Förderung C Strukturferne Förderung Sprachförderkraft: extern intern -- Klassenprofildiagramm der latenten Variable Sprachunterstützende Strukturen Belastete Kontexte: 59% 38% 23% 1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 Förderung in kleinen Gruppen Dokumentation des Sprachstandes Fortbildung der Mitarbeiter Spezielle Förderung Tägliche Förderung ABER: Einrichtungen konzipieren ihre Sprachförderung adressatengerecht

Ergebnisse Teilstudie III: Blick in die Praxis Orte der Sprachförderung (Sprachfördernde Settings) Orte, an denen Kindern durch Interaktionen mit pädagogischen Fachkräften die Möglichkeit eröffnet wird, ihre (zweit-)sprachlichen Fähigkeiten auszubauen: - 1 Sichtbare Settings (z.b. Sprachfördereinheiten) - 2 Kommunikationsbezogene Settings (z.b. Morgenkreis) - 3 Bildungsbezogene Settings (z.b. Buchbetrachtung) - 4 Unsichtbare Settings (z.b. Freispiel) Sprachförderung Sprachbildung Sprachbezogener Interaktionsstil der Erzieherin Sprachbezogenes Verhalten der Erzieherin, (Sprachvorbild, Sprachanlässe, Wertschätzung etc.) Sprachphilosophie

Was wirkt? Ergebnisse einer Regressionsanalyse Modell A Modell B Modell C Sprachstand (2009) 0.651*** 0.652*** 0.659*** Alter Kind (2010) 8.872*** 8.681*** 8.368*** Geschlecht 4.274-4.516* -5.036** Mehrsprachigkeit -4.477-5.213* -5.252** Interaktionsverhalten 0.306 0.302 der Erzieherin Sichtbare Settings 0.779 1.605 Kommunikationsbezogene Settings 2.532 2.313* Bildungsbezogene Settings -1.675-0.754 Unsichtbare Settings -5.692* -7.102* Setting 1 * Mehrsprachigkeit 9.902** Setting 2 * Mehrsprachigkeit 3.663 Setting 3 * Mehrsprachigkeit 3.416 Setting 4 * Mehrsprachigkeit -11.596** 28.06.2011 Prof. Dr. Katja Koch Seite 13

Fazit für den Elementarbereich 1. Organisation der Sprachförderung erfolgt über drei Modelle. Keines der Modelle hat per se einen Einfluss auf die sprachlichen Fortschritte der Kinder d.h. das Vorhandensein einer Sprachförderkraft führt nicht automatisch zu besseren sprachlichen Leistungen. 2. Der Blick in die Praxis zeigt, dass dort sowohl Elemente der Sprachförderung als auch der Sprachbildung zu entdecken sind. Settings der Sprachförderung erweisen sich für Kinder mit einer anderen Herkunftssprache als effektiver als Settings der Sprachbildung aber nur wenn sie intensiv, d.h. qualitätsvoll durchgeführt wird Bisher gelingt es im Elementarbereich nicht das sprachfördernde Potential einer alltagsintegrierten Sprachförderung auszuschöpfen Was tun? 28.06.2011 Prof. Dr. Katja Koch Seite 14

3. Sprachförderung und Sprachbildung Idee: Es gibt mehrere Sprachen, die unterschiedliche Anforderungen an den Sprecher stellen Basil Bernstein (1971): Die Teilhabe am schulischen Diskurs, in dem universale Bedeutungen verhandelt werden, erfordert bestimmte sprachliche Ausdrucksmittel. Jim Cummins (2000): BICS: (Basic Interpersonal Comunicativ Skills) CALP: (Cognitiv Academic Language Proficiency) Seite 15

Bildungssprache zeichnet sich durch sprachliche Mittel und Strukturen aus, mit denen komplexe und abstrakte Inhalte unabhängig von der konkreten Interaktionssituation ausgedrückt werden können. Sie besitzt Merkmale konzeptioneller Schriftlichkeit und ( ) kommt u.a. in schulspezifischen Sprachhandlungen zur Anwendung. (Fürstenau/Lange 2010, S. 27) Seite 16

Merkmale von Bildungssprache in der Schule: Gebrauch des Passivs Gebrauch unpersönlicher Ausdrücke Benutzung des Konjunktivs Konstruktionen mit lassen Substantivierungen Komposita. Erfordert komplexe sprachliche Fähigkeiten auf dem CALP- Niveau Der Alk ist die größte Lumme Sie warf den Hörer auf die Gabel (weitere Beispiele bei Leisen 2011, Gogolin/Lange 2011) Neue Konzepte der Sprachförderung und Sprachbildung Seite 17

Durchgängige Sprachbildung FörMig Modell Seite 18

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Seite 19

Kompetenzen für die Sprachbildung im Elementar- und Primarbereich Fachliche Kompetenz Sprache formales System kommunikatives System Mehrsprachigkeit Lernprozesse Wissen Diagnostische Kompetenz Sprachdiagnostik Instrumente Methoden Können Sprachförderkompetenz Sprachförderung Methoden Strategien Machen Seite 20

Sprachfördernde Strategien Bewusst oder intuitiv verwendete Maßnahmen zur Gestaltung sprachlicher Interaktionen mit dem Ziel, die(zweit-)sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu verbessern Verbale Strategie (auf Sprachentwicklung bezogen) Gruppenbezogene Strategie (Prozessbezogen) Didaktische Strategien (Lehr- und Lernmittel Umschreibungen, korrigierendes Feedback Ausführungen Synonyme Metalinguistische Hinweise Gruppenbildung Vorwissen aktivieren Sprachroutinen aufbauen Rollenspiele Partnergespräche Bilder Lernspielzeug Plakate Seite 21

Sprachbildung 2030? Hochschule Alltagssprache Erstsprache Zweitsprache Sekundarstufe Integrierte Fördersettings Grundschule Kindergarten Erstsprache Zweitsprache Bildungssprache FörMig Konzept der durchgängigen Sprachbildung Seite 22

Leitbilder in Niedersachsen 2003/04 Etablierung sprachfördernder Maßnahmen im Elementarund Primarbereich Elementarbereich Primarbereich Modell Externe Sprachförderkraft Modell Alltagsintegrierte Sprachförderung Modell Externen DaZ - Förderung 2010 Grundlagen zur Sprachförderung im Elementar- und Primarbereich Niedersachsen Vorstellung Integrierte Sprachbildung Seite 23

Vorbemerkung I Sprache ist das wichtigste Medium der zwischenmenschlichen Kommunikation. Ein angemessener Erwerb von Sprache stellt die Grundlage für die Teilhabe am sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben dar. Kinder mit Migrationshintergrund stehen vor der Herausforderung zwei Sprachen gleichzeitig zu lernen. Seite 24

Vorbemerkung II Sprachenlernen, auch das Lernen von zwei Sprachen stellt keine grundsätzliche Überforderung für ein Kind dar. ABER: Der Zweitspracherwerb gelingt nicht von selbst, sondern braucht kompetente Unterstützung. Seite 25

Vorbemerkung III Der Umgang mit sprachlicher Vielfalt in (vor- )schulischen Institutionen ist determiniert von der Vorstellung, dass Deutschland an sich und schon immer ein einsprachiges Land sei dies ist jedoch eine historische Fiktion (mit weitreichenden Folgen). Seite 26