WISSEN UND KOMPETENZEN NUTZEN ARBEITSBEDINGUNGEN VERBESSERN Heidemarie Staflinger Abteilung Arbeitsbedingungen Studientag, 11. Mai 2015 I. Arbeitsbedingungen aktuelle Lage II. Wissen und Kompetenzen nutzen III. Arbeitsbedingungen verbessern 2 1
I. Arbeitsbedingungen aktuelle Lage Weil es ist nicht ein Dienst an einer toten Materie, sondern an einem Menschen und an seiner Geschichte ist. 3 Rahmenbedingungen entscheidend Auf der Tafel im Pausenraum hängt ein kleines Plakat, auf dem steht: Wenn es nicht dokumentiert ist, ist es nicht passiert. Quelle: Karin Sardavar in SWS Heft 1/2013, S 38 4 2
Und nun ein kurzer Blick wie geht s den Beschäftigten in der Pflege & Betreuung? Arbeitsklima Index und Arbeitsgesundheitsmonitor und weitere Erhebungen 5 Hohe psychisch-seelische Belastung oft unter Zeitdruck Auch Innovationsstress deutlich höher als in anderen Berufsgruppen 6 3
Zeiträuber Pflegedokumentation Quelle: www.experto.de 26 Min. müssen täglich für die Suche nach patientenbezogenen Daten aufgebracht werden. 36 % beträgt der tatsächliche tägliche Aufwand des Pflegedienstes für Dokumentation. 44 % der Arbeitszeit werden im Ärztlichen Dienst durchschnittlich zur Dokumentation aufgewandt. Quelle: Auf den Spuren der Zeitdiebe im Krankenhaus: Die wahre Belastung durch Dokumentation an deutschen Akutkrankenhäusern wird unterschätzt; HIMSS EUROPE; 2015 7 Pflege in Bewegung nicht nur alle 4 Jahre! Quelle: http://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/dateien/downloads/p/pflegewelten_magazi n/b-frei_21513-1_bmg_pflegewelten_38_lowres_96dpi_acro7_dnk26_2.pdf 8 4
Oft mangelt es an Informationen Quelle: https://www.apollon-hochschule.de/uploads/tx_posterpraesentation/susann_gohr.pdf Weitere Quelle: Baua-Studie zur Arbeits- und Gesundheitsschutz in der teilstationären Pflege (2013) 9 Oft Mangel an Anerkennung: Wie sehr belastet es Sie, dass Sie von Ihren Vorgesetzten nicht die verdiente Anerkennung bekommen? Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/178880/umfrage/beruflichebelastung-durch-fehlende-anerkennung/ 10 5
Und oft wird s mit nach Hause genommen 22 % fällt es schwer, nach der Arbeit abzuschalten 18,4 % müssen auch zu Hause an die Schwierigkeiten bei der Arbeit denken Knapp 25 % fühlen sich nach der Arbeit immer wieder mal nicht mehr fit genug, zu machen, was sie gerne machen wollen ein gefährlicher Kreislauf klappt die Erholung nicht, dann werden die Herausforderungen oft zu groß! 11 Pflegekräfte gesundheitlich mehr belastet 12 6
Kolleg/-innen gehen trotz hoher Belastung oft krank zur Arbeit, Befragung in einem großen Schwerpunktspital zeigte: 56,5 % gingen krank zur Arbeit (Pflege gesamt 40 %) Gründe: Zeitdruck und viele Über- und Mehrstunden Hatte keine Vertretung Kolleg/-innen machen s auch es wird also erwartet Pflichtgefühl (77 %) Rolle der Führung Präsentismus Arbeitsanforderungen passen nicht Hohes Engagement für den Job 13 Schlimme Konsequenzen für Beschäftigte Rückfall oder Chronifizierung der Krankheiten Höheres Herzinfarktrisiko Psychische Überbelastung bis zum Burn Out Unfallgefahr steigt 14 7
..und für Betriebe Ansteckungsgefahr anderer Kolleg/-innen und von Patient/-innen, Bewohnern/-innen Fehleranfälligkeit und häufigkeit steigt innere Kündigung Arbeitsqualität sinkt aufgrund verminderter Arbeitsfähigkeit 15 Folge dieser Arbeitsbedingungen Arbeitsfähigkeit mit 60/65 Jahren 16 8
II. Wissen und Kompetenzen nutzen Kompetenzen sind Fähigkeiten zur Selbstorganisation (Heyse/Erpenbeck 2009) 17 Pflege- und Betreuungseinrichtungen der Zukunft Wissen & Kompetenz Wissenstransfer Quelle: www.inqa.de 18 9
Die oö. Pflege und Betreuung hat viele Kompetenzen Quelle: Broschüre: Starke Gründe, SINNSTIFTER/IN zu werden. 19 2 Generationen unterschiedliche Kompetenzen? DGKS Marietta Reichhard und DGKS Monika Treitinger (PDLs im SHV Ried) 20 10
Wissen und Kompetenzen Die Tat unterscheidet das Ziel vom Wunsch (Sprichwort) Wissen ist per se keine Handlungsfähigkeit, sondern eine operativ wichtige Voraussetzung dafür. (Heyse/Erpenbeck 2009) Wissen und Kompetenzen sind personengebunden Erworbenes Wissen und ein geeigneter Bildungsabschluss garantieren nicht, dass sich der/die Mitarbeiter/-in in jeder Arbeitssituation zu dieser passend verhalten kann. (Staflinger/Hexelschneider 2015) 21 Zusammenhang Wissen und Kompetenzen (Heyse/Erpenbeck 2009) 22 11
Und nun zur Gretchenfragen: Was bringt es den Beschäftigten? Mitgestaltung und bestimmung Erweiterung des Handlungsspielraumes Einbringen eigener Ideen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen Spezialisierung in Bereichen mit großem Wissens- und Kompetenzschätzen (z.b. im Skills-Mix) Aufwertung der Berufsbilder Professionalisierung der Pflege- und Betreuungsberufe Sinnvoller Kompetenzeinsatz als Stress-Prophylaxe? 23 Die Kultur muss stimmen! Strategie und Planung der Einrichtung muss auf Kernkompetenzen abgestimmt werden Geplante Kompetenzentwicklung (zusätzlich zu GuKG!) Schaffung von Möglichkeiten zum Kompetenzaustausch und Training Lernfreudige Einrichtungen und nicht: das war schon immer so! Sinnstiftende Arbeitsaufgaben Vollständigkeit der Arbeitsaufgaben: Ziel Planung Handlung Kontrolle ev. Plan-/Zieländerung Wissensorientierung als Kompetenz 24 12
Möglichkeiten zum Kompetenz-Erfahrungs- Austausch www.zukunft-pflegen.info 25 Beispiel Erfolgsbesprechung 26 13
Beispiel Erfolgsbesprechung 27 Wissenstransfer am Beispiel WISSEN Pflege - PFLEGE Wissen entwickelt im Rahmen des EU-geförderten INTERREG-Projektes PFLEGE: Ein Arbeitsmarkt der ZUKUNFT (01.01.2011 30.06.2014) 28 14
Kompetenzen sichtbar machen Abschlusspräsentation im SHV Ried 29 Zielgruppe der Methode Führungskräfte und Mitarbeiter/-innen innen in Schlüsselpositionen Heimleitung, Einrichtungsleitung, GF Pflegedienstleitung (Wohn)bereichsleitungen Mitarbeiter/-innen mit Schwerpunkten, z.b. Palliative Care, die aus der Einrichtung ausscheiden bzw. deren Nachfolger/-innen Zwischenwirte/-innen Zwischenstand Wissen zum heutigen Zeitpunkt zu (z.b. Schmerzmanagement) 30 15
Wissensschätze heben in 7 Klärung der Rahmenbedingungen Vorbereitung von Wissensgeber/-in und Wissensnehmer/-in Erstellung der Wissenskarte PFLEGE Interne Ergebnissicherung 360 -Abstimmung des Transferplanes Maßnahmenumsetzung Projektabschluss und Evaluation 31 3 zentrale Dokumente 1. 2. 3. 32 16
III. Arbeitsbedingungen verbessern Politische Verantwortung übernehmen heißt mehr, als Imagekampagnen zu gestalten. 33 Rahmenbedingungen entscheidend Niemand kann die Arbeit von zwei Stunden in nur einer Stunde erledigen, auch wenn noch so scharf kontrolliert wird. Quelle: Heinz Fischer in Die Schwester Der Pfleger plus 11/12, Seite 165 ff, 34 17
Die politisch Verantwortlichen haben nicht nur die Pflicht zur Kontrolle, sondern im Vorfeld dazu auch die Pflicht, vernünftige und ausreichende Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen. 35 Pflegearbeit darf nicht krank machen! Krankmachende Arbeitsbedingungen vermeiden. Der gesellschaftliche Wert von Pflegearbeit muss endlich anerkannt und auch durch bessere Entlohnung honoriert werden. Einführung von Mindestpflegepersonalschlüsseln, die reale Arbeitsbedarfe abbilden. Die im Gesetz festgelegte Evaluierung psychischer und physischer Belastungen muss durchgeführt und die Ergebnisse müssen veröffentlicht werden. Eine nachhaltige Finanzierung der Spitäler und der Pflege als öffentliche Aufgabe muss sichergestellt werden. Zukunftsorientierte Ausgestaltung der Ausbildung im Rahmen der GuKG-Novelle 36 18
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen 37 Zum Weiterlesen Staflinger, H., Mayrhofer, P.,Terhoeven, G.: PflegeWISSEN braucht WissensPFLEGE. Alten- und Pflegeheime auf dem Weg zum Wissensvorsprung in: WISO 1/2013, S. 133 158, Linz. Online auf http://www.zukunft-pflegen.info/pflegezukunft/index.php?id=75 Staflinger, H., Hexelschneider, A. (2014): PflegeWISSEN ist im Fluss. 30 Methoden für Wissenstransfer in der Pflege. Online auf www.zukunft-pflegen.info. Staflinger, H., Hexelschneider, A. (2014): Kompetenzen, Kompetenzentwicklung und Wissensorientierung Herausforderung in der Pflege meistern in WISO 4/14, S. 181 197, Linz. Ehemann, J. (2010): Unternehmensinterner Wissenstransfer. Eine besondere Herausforderung in Zeiten des demographischen Wandels, Saarbrücken. Frey, B.S., Osterloh, M. (2002): Managing Motivation. Wie sie die neue Motivationsforschung für Ihr Unternehmen nutzen können, Wiesbaden. Mittelmann, A. (2011): Werkzeugkasten Wissensmanagement, Norderstedt. North, K. (2011): Wissensorientierte Unternehmensführung. Wertschöpfung durch Wissen. Wiesbaden. Polyani, M. (1985): Implizites Wissen, Frankfurt. Probst, G., Raub, S., Romhardt, K. (2012): Wissen managen. Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen, Wiesbaden. AK OÖ (2014): Arbeitsbedingungen in der Pflege und Betreuung. Daten, Fakten und Forderungen der Arbeiterkammer Oberösterreich. 38 19
Kontakt MMag. a Heidemarie Staflinger Arbeitsbedingungen Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich Volksgartenstraße 40, 4020 Linz TEL MOBIL FAX E-MAIL WWW +43 (0)50 6906-2313 +43 (0)664 88 968 310 +43 (0)50 6906-6 2313 staflinger.h@akooe.at ooe.arbeiterkammer.at www.zukunft-pflegen.info 39 20