HANDREICHUNG FÜR DOZIERENDE ZUR FORMULIERUNG VON LERNZIELEN Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung Stand: 15.02.2016 1
Constructive Alignment Um ein Modul oder eine Lehrveranstaltung effektiv und strukturiert zu planen, kann unterstützend das outcomeorientierte Konzept Constructive Alignment von Biggs verwendet werden. Das Konzept geht davon aus, dass die Lernziele/- ergebnisse, die Prüfungsmethoden sowie die Lehr- und Lernarrangements voneinander abhängig sind und sich aufeinander beziehen müssen. Abb.: Constructive Alignment, eigene Darstellung nach Biggs /Tang 1 Den Ausgangspunkt bildet die Definition der Lernziele. Anschließend werden die Prüfungsaufgaben und formen, mit der die Lernziele überprüft werden können, formuliert. Im Folgenden wird die Lehrveranstaltung mit aufbauenden Lernschritten in Bezug auf die Prüfung konzipiert. 2 1 Biggs/Tang (2011): Teaching for quality learning at university 2 TU München: http://www.prolehre.tum.de/handreichungen/prolehre_lehrreader_v2.0.pdf 2
Was sind Lernziele? Ein Lernziel ist diejenige konkrete Kompetenzveränderung, die nach der Lerneinheit bei den Studierenden durch sichtbare Taten überprüfbar vorhanden sein sollte. Lernziele können für Veranstaltungstermine, Module und letztendlich für den ganzen Studiengang bzw. den jeweiligen Abschluss formuliert werden. Je konkreter und ausführlicher man hier die Stufen bearbeitet, desto höher sind die Erfolgsaussichten auf das ganze Studium bezogen. Wozu Lernziele definieren? Um eine qualitativ hochwertige Lehre zu gestalten, dienen Lernziele als objektive und klar sichtbare Stellschrauben. Lernziele 3......bilden den»roten Faden«einer Lehrveranstaltung...schaffen Transparenz...ermöglichen eine Qualitätskontrolle studentischen Lernens...steigern durch die genannten Wirkungen die Lernleistungen der Studierenden. 3 Universität Zürich (2008): Merkblatt für Dozierende zum Formulieren von wirksamen Lernzielen auf Lektionsebene. Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik. 3
Wie formuliert man wirksame Lernziele? Durch die präzise Formulierung der Ziele wird Klarheit über die Intentionen geschaffen, die das Handeln bei der Planung, Durchführung und Evaluation des Lernabschnitts bestimmen. Ohne klare Formulierung bleiben viele Lernziele der Lehrenden implizit, somit der Reflexion unzugänglich und können nur beschränkt als Instrument zur Gestaltung einer effektiven Lernumgebung genutzt werden. 4 Lernziele sollten eine Inhalts- und eine Handlungskomponente enthalten, d.h. den Lerngegenstand benennen und ein Aktivverb beinhalten, klar, präzise und möglichst konkret formuliert sein, aus der Perspektive der Studierenden formuliert sein, für die Mehrheit der Zielgruppe erreichbar sein, aber gleichzeitig hohe Anforderungen an das Engagement und die eigene Lernleistung der Studierenden stellen, den Studierenden im Unterricht präsent sein. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrende die Ziele den Studierenden erläutern. Das bedeutet, dass Lehrende die Ziele begründen, in einen größeren Zusammenhang einbetten und deren Nutzen für die Studierenden aufzeigen. Es existieren in der Forschung verschiedene Lernzieltaxonomien, die sich mit den unterschiedlichen Ebenen bzw. Tiefen des Lernens befassen. Als Gerüst dienen folgende drei Ebenen: 1. Reproduzieren 2. Interpretieren 3. Transferieren Einfach Komplex 4 Universität Zürich (2008): Merkblatt für Dozierende zum Formulieren von wirksamen Lernzielen auf Lektionsebene. Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik. 4
Was sind Kompetenzen? Um Lernziele gut formulieren zu können, ist der Bezug zu Kompetenzen hilfreich. Nach Erpenbeck kann Kompetenz als generalisierte Handlungsfähigkeit beschrieben werden. Es ist die Fähigkeit zum selbstorganisierten kreativen Handeln in offenen Problem- und Entscheidungssituationen. 5 Die verschiedenen Kompetenzen lassen sich unter dem Begriff Handlungskompetenz zusammenfassen. Idealerweise sollten für alle Kompetenzbereiche Lernziele formuliert werden, wobei Fachkompetenzen meist im Vordergrund stehen. 6 Fachkompetenz diese bezieht sich auf die Befähigung um berufs- und fachtypische Aufgaben selbständig zu erfüllen. Methodenkompetenz diese bezieht sich auf die Beherrschung von Problemlösetechniken oder Arbeitsmethoden z.b. Präsentations-, Moderations-, Medienkompetenz, wissenschaftliches Arbeiten. Sozial- und Selbstkompetenz diese bezieht sich auf Schlüsselkompetenzen, auf die eigene Person oder auf die gelungene Gestaltung von sozialen Situationen wie z.b. Team-, Konflikt-, Kommunikations-, Führungs-, Reflexionskompetenz, Lernbereitschaft, Entscheidungsfähigkeit. 5 Erpenbeck 2014: Stichwort Kompetenzen in DIE, 2014/3 6 Strauch/Jütten 2009: Kompetenzerfassung in der Weiterbildung 5
Welche kompetenzbasierten Lernziele gibt es? Handlungskompetenz L e r n z i e le einfach schwierig Stufe 1: Reproduzieren Stufe 2: Interpretieren Stufe 3: Transferieren Fachkompetenz Lerngegenstand kennen und wiedergeben Methodenkompetenz Vorgehensweisen kennen und wiedergeben Selbst- und Sozialkompetenz Personale oder soziale Verhaltensweisen kennen und benennen Aufzählen, (be-)nennen, beschreiben, erläutern, erörtern, erklären, ordnen identifizieren,, definieren, auswählen, darstellen, differenzieren, unterscheiden, klassifizieren, zeigen, prüfen, berechnen, ableiten Lerngegenstand anwenden und analysieren Vorgehensweisen anwenden und /oder analysieren Personale und soziale Verhaltensweisen anwenden und /oder analysieren Ausführen, benutzen, implementieren, durchführen, handhaben, umsetzen, lösen, demonstrieren, differenzieren, unterscheiden, kennzeichnen, charakterisieren, auslesen, auswählen, erfassen, organisieren, auffinden, Zusammenhänge erkennen, strukturieren, aufteilen Lerngegenstand beurteilen und übertragen Vorgehensweisen beurteilen und auf neue Kontexte übertragen Personale und soziale Verhaltensweisen beurteilen und in neuen Situationen anwenden Überprüfen, abstimmen, ermitteln, überwachen, testen, beurteilen, evaluieren, auswerten, entscheiden, lösen, generieren, kreieren, generalisieren, zusammenstellen, zusammenführen, entwerfen, produzieren, konstruieren 6
Beispiele zur Lernzielformulierung Beispielhaft werden Lernziele für eine Lehrveranstaltung Wissenschaftliches Arbeiten 7 formuliert. Wissenschaftliches Arbeiten Reproduzieren (Kennen & Wiedergeben) Interpretieren (Anwenden & Analysieren) Transferieren (beurteilen und übertragen) Die Studierenden können: - wissenschaftliche Texte wiedergeben - Daten aus verschiedenen Quellen recherchieren und beschaffen - die üblichen Verfahren und Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens der Disziplin beschreiben - wissenschaftliche Texte systematisch analysieren und Kernaussagen herausarbeiten - die verschiedenen Positionen darstellen und einordnen - Daten und Quellen hinsichtlich ihres Ursprungs und ihrer Qualität erfassen - die üblichen Verfahren und Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens der Disziplin anwenden - Datengewinnung, - auswertung, und analyse durchführen und daraus belastbare Aussagen ableiten. - beachtet die üblichen Gütekriterien bei den jeweiligen Forschungsmethoden beachten - wissenschaftliche Texte kritisch beurteilen - Ergebnisse ihres wissenschaftlichen Arbeitens in schriftlicher und mündlicher Form zusammenführen und wieder in den Diskurs der Disziplin einbringen 7 Eigene Darstellung, angelehnt an FH Münster (2014): Werkstatt Bericht Band 1, Kompendium Kompetenzen 7
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