Thema: Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien

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Transkript:

Pädagogische Hochschule Freiburg Institut für Erziehungswissenschaften I Wintersemester 2007 / 2008 Seminar: Schultheoretische Aspekte der Ganztagspädagogik Seminarleiter: Prof. Dr. Alfred Holzbrecher Thema: Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien Polak, Nadja 3. Semester/ Realschullehramt/ Modul 2 Hauptfach: Kunst, Leitfach: Deutsch, affines Fach: kath. Theologie Matrikelnummer: 1404330

Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien Nicht Selektion, sondern Integration ist das Schlüsselwort für erfolgreiche Bildung. Migranten mit ihren besonderen sprachlichen Schwierigkeiten zu fördern und zu integrieren muss in der Bildung erst genommen werden, um zukünftige Probleme zu verhindern. Ganztagsschulen bieten daher ideale Möglichkeiten, die sprachliche Entwicklung von Kindern zu fördern und zur Integration von Migrantenkindern in Deutschland beizutragen. Dabei ist ein möglicher Ansatz der Ganztagsschulen, die vielen Möglichkeiten individueller Förderung zu nutzen. Als man in den 1950er Jahren noch davon ausging, dass die angeworbenen Gastarbeiter in Deutschland eines Tages wieder in ihr Herkunftsland zurückkehren würden, wusste man nicht, dass sich das Land von da an zu einem Einwanderungsland entwickeln würde. Die Entwicklung der Schulsituation von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien in Deutschland in den letzten 15 Jahren sieht dabei folgendermaßen aus. Während die Bedeutung und Zielsetzungen interkulturellen Lernens zugenommen haben und interkulturelle Kompetenz mittlerweile unumstritten ist, ist auf schulischer Ebene noch erheblicher Aufholbedarf. Obwohl Lehrkräfte für Themen, wie gesellschaftliche Benachteiligung, sensibel sind, werden diese dennoch ungenügend wahrgenommen. So bleiben Mehrsprachigkeit und Bikulturalität eher unbeachtet und werden zur Bereicherung des Unterrichts kaum genutzt. Lange Zeit wurde der Förderbedarf der Migrantenkinder nicht ernst genug genommen. Erst die erschreckende PISA-Studie 2000 mit den Ergebnissen, dass fast 50% der Jugendlichen aus Zuwandererfamilien nicht richtig lesen können, obwohl 70% von ihnen vollständig die deutsche Schule durchlaufen haben, führte zu einem verstärkten öffentlichen Bewusstsein für die Probleme zweisprachig aufwachsender Kinder. Der Anteil jugendlicher Migranten ohne Schulabschluss ist gefährlich hoch (19,2 Prozent 1 ), woran sich ohne Veränderungen im Bildungssystem vermutlich in den nächsten Jahren nichts ändern wird. 2 Ganztagsschulen bieten Bildungsangebote und Betreuungsmöglichkeiten, die vielen Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien eine wirkliche Chance eröffnen, aus dem Kreislauf von Armut, Bildungsferne, grundlegender Bevormundung und Diskriminierung auszu- 1 Vgl. http://www.ganztagsschulen.org/5553.php 2 Vgl. Frenzel, Dorothea; Sandfuchs, Uwe; Sewing, Arne: Ganztagsschule als Integrationsort von Migrantenkindern Die Deutsch-Italienische Gesamtschule Wolfsburg. In: Die Ganztagsschule. Alltag, Reform, Geschichte, Theorie. Hg. v. Volker Ladenthin und Jürgen Rekus; Weinheim u. München: Juventa Verlag 2005, S. 312f. 1

brechen. Durch den Ausbau von Ganztagsschulen hoffen heutzutage viele auf eine Verbesserung der Integrationschancen. Oft wird Mädchen mit muslimischer Herkunft gute Bildung verwehrt, weshalb bei ihnen besonders viel Motivation erzeugt werden muss, um diese strengen Vorgaben zu durchbrechen. Dazu benötigen sie außerhalb des Elternhauses die Möglichkeit, unterrichtet zu werden und in diesem Rahmen gleichzeitig ihre Freizeit zu gestalten. Da viele Kinder Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben und manche nicht einmal die Grundkenntnisse beherrschen, kann diesen Schülern mit Deutsch als Fremdsprache geholfen werden. 3 Ganztagsschulen können durch längere Anwesenheit der Schüler gezielte Sprachförderung bieten, was in einem reinen Vormittagsunterricht für Kinder aus einem Umfeld ohne Kontakt mit der Unterrichtssprache nicht ausreichend ist. Das Angebot muss sinnvoll gestaltet werden, z.b. indem man das Interesse der Kinder und Jugendlichen am Lesen fördert, bestenfalls sogar in zwei Sprachen. Eine Rhythmisierung in Ganztagsschulen bedeutet einen über den Tag verteilten Wechsel von Unterricht, Entspannung, Freizeit und Lernen. Eine in diesem Rahmen organisierte Schule motiviert die Schüler und ermöglicht individuelle Förderung von Kindern mit Sprachproblemen. 4 Die Deutsch-Italienische Gesamtschule in Wolfsburg Die 1993 gegründete Deutsch-Italienische Gesamtschule (DIGS) in Wolfsburg, Niedersachsen ist ein Beispiel für gelingende Sprachförderung in einer Ganztagsschule. Sie begann als zweizügige integrierte Gesamtschule und ist ab Klasse 5 Ganztagsschule. Ab der Sekundarstufe II wird mit einem nahe liegendem Gymnasium kooperiert. Von einer normalen deutschen Schule unterscheidet sich die DIGS in ihren Zielen, Lerninhalten und Strukturen, was auf ein offensives und produktives bilinguales Konzept zurückzuführen ist. Obwohl auch in anderen Städten, wie z.b. Stuttgart, bereits ein ähnlich bilinguales Schulkonzept existiert, ist die schulische Integration von Migrantenkindern in Deutschland noch nicht sehr fortgeschritten. Die Schule plante bei ihrer Gründung die Aufnahme von Schüler für deutsch- und italienischsprachige Kinder aus allen sozialen Schichten und jeder Leistungsstärke und ein Konzept intensiver individueller Förderung, besonders der Migrantenkinder. Italienisch sollte dabei ebenso wie Deutsch Unterrichtssprache sein. Die Schule nimmt inzwischen je 40% deutsche und italienische Schüler und 20% deutsch-italienische Kinder auf. 3 Vgl. http://www.ganztagsschulen.org/4179.php 4 Vgl. http://www.ganztagsschulen.org/5553.php 2

Drei Lehrer führen zwei Klassen, wobei eine dieser Lehrkräfte aus Italien kommt. Auch die deutschen Lehrkräfte sollen bestenfalls beide Sprachen beherrschen. Der italienische Sprachunterricht wird in einer halben Klasse erteilt, während die andere Hälfte in einem anderen Fach unterrichtet wird. Ab der ersten Klasse haben alle Schüler Italienisch- und Deutschunterricht, wobei sich der Umfang im Laufe der Zeit verändert. Ab der dritten Klasse wird der Sachunterricht zweisprachig unterrichtet. Laut dem Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung im Mai 2004 wird die Schule als sehr erfolgreich bewertet, weshalb eine Sekundarstufe I eingerichtet wurde. Eine Binnendifferenzierung wegen Leistungsheterogenität und fächerübergreifender Unterricht, auch in Hinblick auf den parallel laufenden Sprachunterricht (ab Klasse 1 Deutsch und Italienisch, ab Klasse 5 Englisch, ab Klasse 9 Französisch) ermöglicht moderne Schulentwicklung. Wichtig ist jedoch nicht nur die sprachliche, sondern ebenso die sozio-kulturelle Integration, das aufeinander Zugehen der Kinder aus verschiedenen Schichten. Durch den Ganztagsbetrieb hat die Schule besondere Gestaltungsspielräume, um ihre vielen Ideen weiter auszuführen und ein angenehmes Lernklima in einer Gemeinschaft zu schaffen. In der Mittagsfreizeit wird eine Hausaufgabenhilfe geboten, sowie zusätzlicher Sprachunterricht. Außerdem werden besonders begabte Schüler durch Zusatzprojekte gefordert. Mit verschiedenen Sportangeboten wird motorischen Defiziten begegnet und so Verhaltensauffälligkeiten einzelner Schüler entgegengekommen. Weiterhin gibt es Leseangebote, Schreibwerkstätten und Internetzugang, was die Kommunikationsfähigkeit fördern soll, sowie eine Cafeteria, Fußballturniere und Musikprojekte. 5 Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund: FörMig und SIGNAL Auch außerschulische Partner können dabei helfen, einen Beitrag zur Sprachförderung der Schüler zu leisten. Zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund entstand 2004 das Programm "FörMig, das von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und den am Projekt teilnehmenden Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Schleswig-Holstein unterstützt wird. Als Ziel setzte sich "FörMig ein Konzept für die sprachliche Bildung der Migrationskinder, wobei von der Kindertagesstätte an bis in den 5 Vgl. Frenzel, Sandfuchs, Sewing, (s. Anm. 2) S. 315ff. 3

Beruf durchgängige sprachliche Förderung stattfinden soll, die sich auch auf die Ganztagsschule konzentriert. Ehrenamtliche bieten den Kindern und Jugendlichen nachmittags Sprachförderung in der Alltagssprache an, während sich die Schule auf die Förderung in der Unterrichtssprache konzentriert. Diese durchgängige Sprachförderung zielt auf horizontale und vertikale Vernetzung im gesamten schulischen Unterricht, um Verbindungen zwischen Eltern, muttersprachlicher Förderung, Migrantenorganisationen und interkulturellem Sprachunterricht, Jugendarbeit und pädagogischen Projekten zu ermöglichen. Ganztagsschulen sollen dafür Vor- und Nachmittag verbinden und statt zusätzlichem Unterricht gegliederte Lernangebote bereitstellen. Dabei ist darauf zu achten, die Sprachförderung nicht einfach an einen Schultag anzuhängen, sondern diese zu integrieren. Zu einer Sprachförderung in der Ganztagsschule gehört auch die Förderung der Mehrsprachigkeit. Denn wer seine Muttersprache gut beherrscht, kann auch andere Sprachen besser lernen. Umgesetzt wird die Förderung durch Methodenvielfalt, entsprechende Lernumgebung, Projekte und Portfolios, sowie qualifizierende Schulungen des Personals der Schule. Für effektive Ergebnisse rechnen Studien aus den USA mit bis zu sechs Jahren Förderdauer. 6 Ein weiteres Programm zur Förderung von Integration und Chancengleichheit ist die "Sprachförderung und Integration in Ganztagseinrichtungen und Nachbarschaft als außerschulischem Lebensraum (SIGNAL)", mit dem sich das Saarland beteiligt und mit Beginn des Schuljahres 2005/2006 an 13 saarländischen Schulen und fünf Kindergärten mit hohem Migrantenanteil startete. Das Projekt ist bundesweit einmalig und Teil des Programms "FörMig". Bei SIGNAL geht es um eine intensive und frühzeitige Sprachförderung der Kinder, sowie vermehrter Qualifizierung der Lehrer, Erzieher und Eltern. Angesetzt wird bei der Förderung der Alltagssprache sowohl in der Ganztagsschule, als auch außerschulisch, wobei das Programm durch häufige Elternarbeit, Familienpartner- und Patenschaften, Mutter-Kind-Sprachkurse, Projekt- und lebensweltnahe Spracharbeit, kreative Leseförderung, Sprachspiele und Theaterund Erzählwerkstätten umgesetzt wird. 7 Verschiedene Formen der Sprachförderung können in Ganztagsschulen als Projekte zur interkulturellen Erziehung verwirklicht werden. Formen der Sprachförderung müssen nicht ausschließlich auf den Unterricht bezogen sein, sondern können auch private Interessen aufnehmen und z.b. mit Theaterspiel durchgeführt werden oder bei Schul- oder Sportfesten, Musikvorstellungen, Kunstausstellungen, Tanzvorführungen oder Leseabenden unter Ein- 6 Vgl. http://www.ganztagsschulen.org/6604.php 7 Vgl. http://www.blk-foermig.uni-hamburg.de/web/de/all/lpr/saarland/proj/index.html 4

bezug von Fremdsprachen und in Kooperation mit außerschulischen Partnern. Interkulturelle Erziehung sieht dabei die ethnischen, kulturellen und sozialen Unterschiede als Bereicherung, in der Schüler lernen, angemessen mit Verschiedenheit und anderen Sprachen umzugehen. 8 Wenn der Bildungserfolg so stark von der sozialen Herkunft abhängt, dann klingt es nur sinnvoll, Kinder und Jugendliche für längere Zeit am Tag aus ihrer sozialen Umgebung zu nehmen. Die Bildungsbenachteiligung von Migrantenkindern darf nicht normalisiert werden, sondern die Verknüpfung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg muss getrennt werden. Durch eine intensivere Betreuung von Kindern aus Zuwandererfamilien, sehe ich einige Förderungschancen im schulischen Unterricht. Bei Migranten die Sprache zu fördern ist von wesentlicher Bedeutung und kann mit Hilfe von Ganztagsschulen entsprechend gestaltet werden, da diese zusätzliche Zeit bieten und durch die Kombination von schulischen und außerschulischen Angeboten mehr Möglichkeiten der Sprachförderung zur Verfügung haben. Jedoch muss der Ausbau von Ganztagsschulen auch kritisch betrachtet werden. An Geld zu sparen und für die Betreuung keine pädagogisch ausgebildeten Fachkräfte einzustellen, wäre nicht der richtige Schritt. Auch bezeichnen es manche als einen Angriff auf die Familie, wenn der Staat sich zu sehr in die Erziehung der Kinder einmischt. 8 Vgl. http://www.ganztagsschulen.org/5553.php 5

Quellenangaben: Frenzel, Dorothea; Sandfuchs, Uwe; Sewing, Arne: Ganztagsschule als Integrationsort von Migrantenkindern Die Deutsch-Italienische Gesamtschule Wolfsburg. In: Die Ganztagsschule. Alltag, Reform, Geschichte, Theorie. Hg. v. Volker Ladenthin und Jürgen Rekus; Weinheim u. München: Juventa Verlag 2005, S. 311 327 Arnd Zickgraf: http://www.ganztagsschulen.org/5553.php (05.04.2008) Peer Zickgraf: http://www.ganztagsschulen.org/4179.php (05.04.2008) Ralf Augsburg: http://www.ganztagsschulen.org/6604.php (05.04.2008) http://www.blk-foermig.uni-hamburg.de/web/de/all/lpr/saarland/proj/index.html (02.04.2008) 6