S1 Mali ein Land der Dritten oder Vierten Welt? Dr. Henning Schöpke, Nienburg/Weser Markt vor der Moschee in Djenné Foto: H. Schöpke Inhaltsübersicht Begründung des Reihenthemas Fachwissenschaftliche Orientierung Didaktisch-methodische Orientierung Ziele der Reihe Schematische Verlaufsübersicht Sequenz 1: Mali stellt sich vor Sequenz 2: Probleme eines Landes der Sahelzone Sequenz 3: Ansätze zur Bekämpfung der Armut Material Zusatzmaterial (Fotos) auf CD Mediothek Aus dem Inhalt: Ein fremdes Land wird entfremdet Der Fluss Niger die Lebensader Malis Von der Subsistenz- zur Marktwirtschaft Timbuktu einst und jetzt Mali, ein Least Developed Country (LLDC) Beispiele für Entwicklungshilfeprojekte in Mali Die Unterrichtseinheit möchte den Schülerinnen und Schülern zunächst über umfangreiches Bildmaterial einen Eindruck von Mali vermitteln. Dieses erleichtert esden Lernenden, sich indie Verhältnisse des Landes hineinzuversetzen, leichter noch als nur über Statistiken und Karten. Die Schülerinnen und Schüler werten die nachfolgenden Materialien länderspezifisch aus. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten, welche Probleme die Entwicklung Malis behindern. Sie überlegen, wie der Entwicklungsstand von Mali zu beurteilen ist und welche Zukunftschancen das Land hat. Am Ende der Unterrichtsreihe begutachten die Lernenden verschiedene Ansätze von Entwicklungshilfe ausgewählter Organisationen.
S6 Schematische Verlaufsübersicht Mali ein Land der Dritten oder Vierten Welt? Sequenz 1 Mali stellt sich vor Stunden 1/2 Ungleiche und ungünstige Lebensbedingungen (M 1 M 2) Stunde 3 Einblicke in das Leben der Bewohner von Mali (M 3 M 5) Sequenz 2 Probleme eines Landes der Sahelzone Stunden 1/2 Desertifikation (M 6 M 7) Stunde 3 Leben und Arbeiten im ländlichen Raum (M 8) Stunden 4/5 Lebensader Niger (M 9 M 11) Stunde 6 Timbuktu einst und jetzt der Wert der Bildung (M 12 M 13) Stunde 7 Demografische Entwicklung und der Entwicklungsstand des Landes (M 14 M 15) Stunde 8 Wie kann Unterentwicklung bekämpft werden? (M 16) Sequenz 3 Ansätze zur Bekämpfung der Armut Stunde 2 Tourismus schafft Arbeitsplätze (M 18) Stunde 1 Industrienationen fördern Entwicklung (M 17) Stunde 3 Entwicklungszusammenarbeit verschiedene Beispiele (M 19 M 21)
S2 M 1 Zwei Welten gleiche Welten? Wie sind die Lebensbedingungen in einem sogenannten Entwicklungsland? Schauen Sie sich die Abbildung an und überlegen Sie, was hier ausgedrückt werden soll. Jetzt noch dasauto waschen unddannnochimfreibad ein paar Bahnen schwimmen.. Foto: picture-alliance/united Archives/DEA Aufgaben (M 1) 1. Wessen Gedanken werden im Text des Plakates wiedergegeben? 2. Was könnte der Mann auf dem Plakat eigentlich denken? 3. Was soll das Plakat zum Ausdruck bringen?
S3 M2 Das Land Mali in stummen Karten Verschiedene Karten im Atlas vermitteln Ihnen Grundlagen zu Landschaft/Vegetation, Klima, Wirtschaft und Lebensstandard der Menschen In Mali. Landschaft/Vegetation Klima Wirtschaft Lebensstandard Aufgaben (M 2) 1. Werten Sie Karten in Ihrem Atlas zu Landschaft/Vegetation, Klima, Wirtschaft und Lebensstandard der Menschen in Mali aus. Strukturieren Sie Ihre Ergebnisse, indem Sie diese in der entsprechenden stummen Karte eintragen. 2. Diskutieren Sie, ob Mali nach den Kriterien der Vereinten Nationen der Kategorie Entwicklungsland, Dritte Welt, also LDC = Less Developed Country, oder Vierte Welt, also LLDC = Least Developed Country, zuzuordnen ist. Nennen Sie Kriterien und erstellen Sie ein Tafelbild. Ziehen Sie anschließend ein Fazit. 3. Der Begriff Least Developed Country gilt heute als veraltet. Fachleute verwenden heute den Begriff Landlocked Developing Country. Übersetzen Sie diesen Begriff und diskutieren Sie in Kleingruppen, ob dieser den Sachverhalt besser trifft.
Mali ein Land der Dritten oder Vierten Welt? S4 M 3 Momentaufnahmen aus Mali Foto:Thinkstockphotos/iStockphoto Foto 1 Foto 3 Foto 2 Foto 4 Fotos: H. Schöpke
S8 M 7 Der Beitrag der Ackerbauern zur Desertifikation 5 10 15 20 Die Arbeitsweise der Bauern laugt den Boden aus. 25 30 35 40 In Mali sind die Ackerbauern Hackbauern. Sie haben sich überwiegend im Süden des Landes angesiedelt. Um Erträge zu erzielen, benötigen die Nutzpflanzen mindestens vier humide Monate vom Zeitpunkt des Keimens bis zur Ernte. Früher betrieben die Menschen Wanderfeldbau. Die Felder blieben nach der Ernte mindestens zehn Jahre brach liegen. Der Boden erholte sich. Heutzutage ist der Nahrungsmittelbedarf gestiegen. Niemand betreibt mehr Wanderfeldbau für den Eigenbedarf. Für den Export werden heute Food Crops und Cash Crops wie Baumwolle, Erdnüsse und Soja angepflanzt. Folglich sind die Böden nach wenigen Jahren erschöpft und der Ertrag geht zurück. Brandrodung sorgt dafür, dass der Boden wenigstens etwas Dünger erhält das Geld für den Kauf von Kunstdünger fehlt zumeist. Ursache dafür, dass Boden über Gebühr beansprucht wird, ist auch die kleinparzellierte Besitzstruktur unter den Fellachen. Wer es sich leisten kann, legt in Gebieten, in denen Regenfeldbau betrieben wird, traditionell mehr Felder an, als in niederschlagsreichen Jahren zur Eigenversorgung eigentlich notwendig wären. Der Ein Bauer trägt seine dadurch erhöhte Ernte, ein Bündel Kolbenhirse, nach Hause. Kulturlandverbrauch begünstigt die Desertifikation, weil Felder in Trockenregionen mitunter brach liegen bleiben. Ernteüberschüsse speichern die Menschen für den Fall, dass im nächsten Jahr zu wenig Niederschlag fällt, um eine Subsistenzwirtschaft zubetreiben. Foto: H. Schöpke Fellachenleben in der Sahelzone 1970 2007 Ackerland pro Einwohner 0,5 ha 0,2 ha Anbaufläche für Baumwolle 65.700 ha 480.000 ha Sojabohnenernte 0t 2200 t Zuckerrohrernte 60.500 t 350.000 t Reisernte 169.400 t 955.000 t Anbaufläche für Hirse 908.000 ha 2.345.000 ha Daten: www.faostat.fao.org und Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, DSW-Datenreport 2008. Aufgaben (M 7) 1. Erläutern Sie, weshalb vor allem die Menschen im Süden Malis Ackerbau betreiben. 2. Wann sprechen wir von einem humiden Monat? Vergleichen Sie die klimatischen Gegebenheiten mit dem Anspruch der Nutzpflanzen, wie z. B. Sojabohnen und Zuckerrohr. 3. Der Anbau von Cash Crops verdrängt den Selbstversorgungsanbau. Weshalb ist diese Tendenz typisch für ein unterentwickeltes Land? 4. Nennen Sie Gründe, weshalb die Industrieländer eine Mitschuld am verstärkten Anbau von Cash Crops in Entwicklungsländern tragen. 5. Beschreiben Sie, wie der Weltmarkt den Fruchtwechsel beeinträchtigt. 6. Ordnen Sie folgende Begriffe paarweise zu: aride Sahelzone (Dornsavanne), semiaride Sahelzone (Grassavanne), semiaride Sudan-Zone (Buschsavanne), nomadische Viehhaltung, Bewässerungsfeldbau, Regenfeldbau. Ziehen Sie dazu Ihre erstellten Karten zu Rate.
S16 M15 Malis Entwicklungsstand was sagt die Statistik? Die statistischen Daten zeigen an: Mali ist ein Land der Vierten Welt.Trifft das zu? Daten zur sozialen und demografischen Situation ein Vergleich 2006 2011 Deutschland Entwicklungsländer (ohne China) 8(2006) 8(2011) 27 25 Mali 50 45 Geburten/1000 Einwohner Säuglingssterblichkeit/1000 Einwohner 3,9 3,5 61 52 130 116 BSP bei KKP pro Einwohner, 2009 (US-$) Todesfälle/ 1000 Einwohner 10 10 9 8 18 15 Zugang zu sauberem Trinkwasser (in %) Stadt Land 100 100 100 100 92 70 72 37 76 35 25 4 Anteil der HIV-infizierten Erwachsenen/ 1000 Einwohner 0,1 0,1 1,6 1,2 1,7 1,0 verheiratete Frauen, 15 49Jahre, die Familienplanung betreiben (in %) 73,5 70 46 51 2009: Anteil der Bevölkerung, der weniger als 2US-$ pro Tag zur Verfügung hat (in %) 2008: Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sanitärer Grundversorgung (in %) städtisch gesamt ländlich Deutschland 36.850 0 100 100 Entwicklungsländer (ohne China) 5000 56 72 37 Mali 1190 77 1 45 32 7 8 Quelle: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: DSW-Datenreport. Soziale und demographische Daten zur Weltbevölkerung. Hannover 2011. Die erste Zahl gilt für das Jahr 2006 (in Ausnahmefällen 2005), die zweite Zahl für 2011 (in Ausnahmefällen 2009) 1 Liberia (95) weist die höchsten Werte auf. Inmanchen Ländern liegen allerdings keine Erhebungen vor. Der Wert von Mali entspricht in etwa dem von Äthiopien (78) oder Sierra Leone (76). Begriffe: KKP = Kaufkraftpreis, d.h. der Wert berücksichtigt die jeweilige Kaufkraft eines Landes, um den relativen Wohlstand besser vergleichen zu können. Aufgaben (M 15) 1. Nennen Sie die durchschnittliche Kinderzahl in Mali und vergleichen Sie diese mit Deutschland und den Entwicklungsländern (laut Statistik Dritte Welt). 2. Nennen Sie Kriterien für ein Land der Vierten Welt. 3. Berechnen Sie die natürliche Wachstumsrate der Bevölkerung (in %). 4. Nennen Sie Daten, die ein verzerrtes Bild vom Entwicklungsstand abgeben könnten. Begründen Sie.