Kalkulation von Produktionsverfahren im Öko-Landbau

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Transkript:

Informationsmaterialien über den ökologischen Landbau (Landwirtschaft einschließlich Wein-, Obst- und Gemüsebau) für den Unterricht an landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen (Initiiert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft) BLE 2011 Fachschule Landwirtschaft Kalkulation von Produktionsverfahren im Öko-Landbau E Betriebs- und Unternehmensführung Autor: Gliederung 1 Einführung... 2 2 Rechenschema zur Deckungsbeitragsrechnung... 2 3 Beispiele für Datenblätter als Grundlage für eine Deckungsbeitragsrechnung... 4 4 Gesamtbetriebliche Analysen und Planungen... 6

1 Einführung Die Deckungsbeitragsrechnungen der einzelnen Produktionsverfahren bilden die elementaren Grundlagen für die gesamtbetriebliche Wirtschaftlichkeit eines Öko-Betriebs. Im Gegensatz zu den häufig spezialisierten konventionellen Betrieben können die Ergebnisse für die ökologischen Produktionsverfahren jedoch nicht isoliert betrachtet, sondern aufgrund ihrer integrativen Bindung in das gesamtbetriebliche Geschehen nur in einem Gesamtbild umfassend gewürdigt werden. 2 Rechenschema zur Deckungsbeitragsrechnung Ein Rechenschema zur Deckungsbeitragsrechnung ist nach folgendem Muster aufgebaut: Kopf: Erträge/Erlöse: Kurzbeschreibung des Produktionsverfahrens mit wesentlichen Merkmalen Für verkaufsfähige Produkte: Zusammenstellung und Verrechnung der Daten zur Marktleistung nach Abzug der Vermarktungskosten aber einschl. der MwSt. für den Fall der Umsatzsteuerpauschalierung. Im Fall der Regelbesteuerung entfällt der MwSt.-Ansatz. Flächen- und Tierprämien gehören nicht zur Marktleistung. Für nicht verkaufsfähige Produkte: Zusammenstellung der naturalen Erträge bzw. Leistungen zur Binnenleistung unter Berücksichtigung der Inhaltsstoffe sowie Verlustanteile bei der innerbetrieblichen Konservierung, Lagerung und Verwendung. Proportionale/variable Spezialkosten: Die Zuordnung der variablen Kosten erfolgt ertrags- bzw. leistungsbezogen nach dem Verursacherprinzip. Deckungsbeitrag Der erwirtschaftete Deckungsbeitrag (auch Deckungsbeitrag I genannt) ist die Differenz zwischen Marktleistung und Summe aller proportionalen Spezialkosten. Diese Kennziffer liefert 2 BLE 2011

das Ergebnis der marktwirtschaftlichen, produktionstechnischen und betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten ohne den Einfluss staatlicher Direktzahlungen. Beispielsweise wird in Milchviehbetrieben das Verfahren Futterbau zunächst als eigener Betriebszweig berechnet. Die variablen Grobfutterkosten umfassen die laufenden Kosten der Produktion (u. a. Düngung, Pflanzenschutz, Energie, Lohnarbeit) ohne Festkosten und ohne Faktorkosten für Arbeit (Lohnansatz), Zinsansatz für Kapital sowie Pachtansatz. Ebenso sind Prämien bzw. Flächenzahlungen (Agrarumweltprogramme, Betriebsprämie, Ausgleichszulage) nicht berücksichtigt. Wenn das Verfahren Futterbau nicht mehr als eigenständiger Betriebszweig betrachtet, sondern dem tierischen Verfahren direkt zugeordnet wird, ergibt sich: Summe der Leistungen Summe der variablen Kosten = Deckungsbeitrag I Deckungsbeitrag I Grobfutterkosten = Deckungsbeitrag II Der Deckungsbeitrag (I) bzw. (II) inkl. sonstiger Leistungen/Prämien wird berechnet unter Einbeziehung der produktgebundenen Tier- und Flächenprämien und dient als Grundlage für die gesamtbetriebliche Einkommensrechnung (Gesamtdeckungsbeitrag, Festkosten) sowie als grundlegender Vergleichsmaßstab der Wettbewerbsfähigkeit der Produktionsverfahren im Einzelbetrieb. Die Ansprüche an die Faktorausstattung bzw. an die Binnenleistungen anderer Produktionsverfahren werden in naturalen Bedarfsangaben bezogen auf die Produktionseinheit jedem Produktionsverfahren zugeordnet. Mit Hilfe dieser Angaben sind weitergehende Rechnungen in vertikaler Richtung durchführbar, die in weiteren Stufen der Deckungsbeitragsrechnung bis hin zur Vollkostenrechnung grundsätzlich möglich sind. Online-Anwendungen zur Deckungsbeitragsrechnung Auf den Internetseiten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) finden Sie Rechenprogramme, Kalkulationsdaten und Hintergrundinfo zur interaktiven Online-Anwendung. Die Internet-Deckungsbeitragsrechnungen des LfL wurden 2011 komplett überarbeitet und neu programmiert und können bis zur Vollkostenabrechnung für die unterschiedlichen Produktionsverfahren durchgeführt werden. www.lfl.bayern.de > Agrarökonomie > LfL-Deckungsbeiträge und Kalkulationsdaten Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft sind diese Rechnungen für den ökologischen Landbau nur von begrenztem Aussagewert, weil der innerbetriebliche Leistungsverkehr erhebliche Zuordnungs- und Bewertungsprobleme aufwirft, die angesichts der erhebli- 3 BLE 2011

chen Bedeutung der innerbetrieblichen Leistungsströme im Öko-Landbau nur in wenigen abgegrenzten Bereichen sachgerecht zu lösen sind. 3 Beispiele für Datenblätter als Grundlage für eine Deckungsbeitragsrechnung (auch verwendbar als Datenerhebungsbogen für einzelne Produktionsverfahren) Produktionsverfahren Weizen Verwendungszweck: Backqualität oder Futterqualität oder Saatgut Absatzweg: Großhandel oder Mühle oder Bäcker Anteile der Absatzwege: Prozent-Anteile hochpreisiger Ware im Schnitt der Jahre Ausputz: Prozent-Anteile herausgereinigter Ware Verwertung des Ausputzes: Futterwert oder Kompost Verwertung Nebenprodukte: z. B.: Stroh als Häcksel, Einstreu, Verkauf Durchschnittl. Marktpreise: in Euro/dt handelsüblicher Ware frei Empfangsstation Vermarktungskosten: zwischen Erzeuger- und Empfängerstation Mehrwertsteuer: Pauschalierung: 10,7 % beim Verkauf landw. Produkte, 7 % beim Einkauf landw. Produkte, 19 % beim Einkauf von Betriebsmitteln nichtlandwirtschaftlicher Herkunft Option: MwSt. bleibt für die betriebswirtschaftliche Kalkulation außer Ansatz, weil einkommensneutral Saatgut: Saatgutmengen: in Abhängigkeit von individuellen Gegebenheiten zwischen 1,6 bis 2,0 dt/ha Saatgutpreise: je nach Bezugsmöglichkeiten zwischen 60 und 85 Euro/dt Düngung: Vorfruchtanspruch: nach Leguminosen oder Grünbrache, Mengen an eigenem Festmist in dt/ha ohne Bewertung, Mengen an eigener Gülle in m 3 /ha ohne Bewertung, Einsatz von Präparaten, Kalkanteil Pflanzenschutz: Stellung in der z. B. nach Grünbrache Fruchtfolge: vorausgehende Bodenbearbeitung: Schwergrubbern nach Vorfrucht und Tiefpflügen, Hacken, Striegeln (Kosten bei den vmk berücksichtigen!) sonstiger Spezialaufwand anteilige Bodenuntersuchungskosten, Hagelversicherung der Bodenproduktion: Konservierungskosten: Veränderliche Maschinenkosten (vmk) eigene Maschinen: Fremdmaschinen: Vermarktungskosten: (z. B. 8 Euro je 1.000 Euro Marktleistung) Prozent des Ertrages Trocknungskosten: bei eigener Anlage: vmk bei Lohntrocknung: Euro/dt ggfs. nach KTBL-Unterlagen in einer Nebenrechnung mit Hilfe der KTBL-Datensammlung die vmk der einzelnen Arbeitsgänge zusammenstellen; parallel dazu Akh-Bedarfszahlen bezahlte Lohnarbeit, Maschinenmiete Vermarktungskosten (Verpackungsmaterial, Aufbereitungs-, ggfs. Personal- und Transportkosten) 4 BLE 2011

Fortsetzung von Tabelle Seite 4: Produktionsverfahren Weizen: Verlustausgleich: bei Lagerung ist ein Verlustausgleich in Höhe von 0,3 % je Lagermonat bei günstigen Lagereinrichtungen üblich Spezial-AK: ausschließlich für das jeweilige Verfahren eingesetzte Hilfskräfte sind an dieser Stelle mit ihren Kosten anzusetzen Flächenprämie: produktgebundene Flächenprämie je nach Bundesland Produktionsverfahren Milchkuhhaltung Verwendungszweck: Milch als Nahrungsmittel oder zur Verfütterung Absatzweg: Lieferung an Molkerei, ab-hof-verkauf, Verfütterung an Kälber, Milch für eigenen Haushalt Anteile der Absatzwege: Prozent-Anteile im Schnitt der Jahre Milchleistung: Produzierte Milch dividiert durch Durchschnittsbestand Milchpreis: Auszahlungspreis ggfs. gewichtet mit Öko- bzw. konventionellen Anteilen Anteil Altkuh: entsprechend der Remontierungsrate Schlachtwert der Altkuh: Schlachtgewicht, Vermarktungskosten, Schlachtpreis Anzahl Kälber je Kuh: lebende Kälber je Jahr dividiert durch Durchschnittsbestand an Kühen Wert des Kalbes: Durchschnitt aus Kuh- und Bullenkalb Mehrwertsteuer: Pauschalierung: 10,7 % beim Verkauf landw. Produkte, 7 % beim Einkauf landw. Produkte, 19 % beim Einkauf von Betriebsmitteln nichtlandwirtschaftlicher Herkunft Option: MwSt. bleibt für die betriebswirtschaftliche Kalkulation außer Ansatz, weil einkommensneutral Bestandsergänzung: anteiliger (entsprechend Remontierung Wert der Färse) Kraftfutterkosten: Kraftfuttermenge/Kuh u. Jahr multipliziert mit Kraftfutterpreis Saftfutterkosten: z. B. zugekaufte Menge an Biertreber o. Ä. je Kuh und Jahr Sonstige veränderliche Kosten Datengewinnung mithilfe der KTBL-Datensammlung (svk): Verlustausgleich: je nach Betrieb 1 bis 3 % Verlustansatz vom durchschnittlichen Wert einer Kuh Spezial-AK: ausschließlich für das jeweilige Verfahren eingesetzte Hilfskräfte sind an dieser Stelle mit ihren Kosten anzusetzen Tierprämien: Produktgebundene Tierprämie (anteilige Schlachtprämie) Arbeitszeitbedarf: Datengewinnung mithilfe der KTBL-Datensammlung je nach betriebsindividueller Haltungsform Wirtschaftsfutterbedarf: je nach Milchleistung, Kraft- und Saftfuttereinsatz verbleibender Bedarf an Grünfutter (Weidegang) bzw. konserviertem Futter Strohbedarf Einstreubedarf, je nach Haltungsform Weitere Nebenleistungen Lieferungsmenge an Stallmist o. Bewertung 5 BLE 2011

4 Gesamtbetriebliche Analysen und Planungen Gesamtbetriebliche Analysen können grundsätzlich mit Hilfe der Ertrags-/Aufwandsrechnung der Buchführung oder der Deckungsbeitragsrechnung erfolgen. Beide Methoden lernen Schüler in den einschlägigen Schwerpunktfächern an konventionellen Fachschulen, so dass auf eine grundsätzliche Behandlung der betriebswirtschaftlichen Methoden an dieser Stelle verzichtet werden kann. Um möglichst viele Synergieeffekte zu nutzen, sollte eine Abstimmung mit dem Fachlehrer für Betriebs- und Unternehmensführung erfolgen. Im Regelfall bietet die Deckungsbeitragsrechnung aufgrund ihres Zuordnungskriteriums des Verursacherprinzips die geeigneteren Teil- und Gesamtergebnisse (Einzel- und Gesamt- Deckungsbeiträge, Festkosten u. Ä.). Wenn das Datenmaterial auf mehrjährige Durchschnittsergebnisse abgestellt wird, bleiben jahresspezifische Verzerrungen wie sie in der Buchführung durchschlagen außer Ansatz. Wenn die Analyse der Ist-Betriebsorganisation die Grundlage für Planungsalternativen darstellen soll, ist die Deckungsbeitragsrechnung trotz ihrer Fehleranfälligkeit die geeignetere Methode. Zur Vorgehensweise bei Betriebsplanungen sollte grundsätzlich folgender Weg beschritten werden: Die Daten für die Ist-Betriebsanalyse sind auf ihre Nachhaltigkeit zu prüfen, d. h. es sind jahresspezifische Einflüsse zu eliminieren und längerfristig gültige Preisrelationen unter Beachtung der betriebsspezifischen Gegebenheiten zugrunde zu legen. Bevor alternative Betriebsorganisationen durchkalkuliert und ggfs. realisiert werden, sind die konkret für den Ist-Betrieb möglichen Optimierungen zu errechnen und auf ihre Durchführbarkeit hin zu überprüfen. Eine Umstellung auf den ökologischen Landbau kommt dann in Betracht, wenn die Betriebsstrategie an den natürlichen internen und externen Bedingungen des Betriebes, des Standortes und nach den Neigungen der entscheidenden Personen im Unternehmen ausgerichtet werden kann. Dazu gehört auch, dass die Strategie individuell zum Unternehmen und dessen Menschen passen muss und nicht bei jeder Veränderung der äußeren Bedingungen grundsätzlich in Frage gestellt werden kann. Die strategische Ausrichtung und Entwicklung in Verbindung mit der Umstellung zum ökologischen Landbau gehört daher zu den wichtigsten langfristigen Entscheidungen im Management. Ob die Entwicklungsrichtung hin zum Diversifizieren oder Spezialisieren geht, ist individuell zu entscheiden. 6 BLE 2011

Die häufig anzutreffende Vorgehensweise aufbauend auf umstellungsbedingten Veränderungen der Festkosten des Ist-Betriebes nur einen Gesamtdeckungs-beitragsvergleich vorzunehmen, ist methodisch falsch und könnte zu grundlegenden Fehleinschätzungen der Entwicklungsalternativen führen. Allenfalls kann diese Kalkulationsweise in Anbetracht der Unsicherheit des zukünftigen Datenkranzes als eine erste Orientierung dienen, jedoch nicht als wesentliche oder einzige Grundlage der Entscheidungsfindung herangezogen werden. Für die praktische Durchführung gesamtbetrieblicher Analysen und Planungen bedarf es der Unterstützung des methodischen Sachverstandes. Im zeitlichen Rahmen dieses Wahlfaches wird es nicht gelingen, eine vollständige Betriebsanalyse und -planung zustande zu bringen. Bei weitergehendem Interesse kann das Heft 21/2010 Zukunftsfähige Umstellung auf Öko-Landbau des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie empfohlen werden. Darin werden anhand von Modellbetrieben Szenarien berechnet, um insbesondere betriebswirtschaftliche Erfolgsfaktoren für zukunftsfähige Umstellungen auf ökologischen Landbau zu identifizieren und darzustellen. Download unter www.landwirtschaft.sachsen.de > Landwirtschaft > Ökologischer Landbau > Umstellung) 7 BLE 2011