Patientenfragebogen zur Erfassung der Rehabilitations-Motivation PAREMO-20 Referentinnen: Anne Liebenau & Beate Freitag Veranstaltung: Assessment Dozentin: Frau Prof. Dr. habil. G.H. Franke Datum: 11.12.07
Gliederung Überblick Testgrundlage Testdurchführung Testverwertung Testevaluation
Autoren: R. Nübling, D. Kriz, J. Herwig, M. Wirtz, S. Fuchs, K. Hafen, N. Töns & J. Bengel Erscheinungsjahr: 2005 Titel: Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation (PAREMO-20) (Verlag: Rehabilitationswissenschaftlicher Forschungsverbund Freiburg/Bad Säckingen (RFV)) Preis: Kurzmanual kostenlos im Internet Materialien: Kurzmanual & Normtabellen, Fragebogen
Rehabilitationsmotivation Wird als bedeutende Einflussgröße für Verlauf und Ergebnis der Reha eingeschätzt in Suchtbehandlungen und psychotherapeutischen Behandlungen wurden motivationale Faktoren als Prädiktoren des Behandlungsergebnisses nachgewiesen (Hafen et al. 2001)
Theoretische Grundlage Fragebogen vereint wesentliche Merkmale motivationaler Theorien und Modelle nicht berücksichtigt wurden psychoanalytische oder soziobiologische Ansätze
Diagnostische Zielsetzung indikationsübergreifende Erfassung von Rehabilitationsmotivation gültig für die Indikationen Kardiologie, Orthopädie, Psychosomatik, Onkologie und Pneumologie sechs Dimensionen des Motivationskonstrukts günstige oder ungünstige Ausgangsbedingungen bzw. motivationale Defizite des Rehabilitanden werden festgestellt
Diagnostische Zielsetzung Skalen: Skala 1 - Seelischer Leidensdruck 11, 15, 17 Skala 2 - Körperbedingte Einschränkungen 1, 5, 9,16 Skala 3 - Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn 2, 7, 14, 19 Skala 4 - Änderungsbereitschaft 3, 6, 8 Skala 5 - Informationsstand bzgl. Reha- Maßnahmen 4, 13, 18 Skala 6 - Skepsis 10, 12, 20
Nachvollziehbarkeit der Testkonstruktion Entwicklungsstufe I Literaturanalyse 14 Dimensionen wurden als relevant für die Reha-Motivation bewertet
Nachvollziehbarkeit der Testkonstruktion Dimensionen der Reha-Motivation - Hafen et al. (2000) Behandlungsdisposition - Erwartungen an die Behandlung und Einstellung zur Behandlung - Hoffnung und Erfolgserwartung - Wissen - Eigenverantwortung für den Behandlungserfolg - Kompetenzerwartung Behandlungsbereitschaft - Leidensdruck und Dringlichkeit des Behandlungsbedürfnisses - Krankheitsgewinn - Verleugnung von Hilfsbedürftigkeit - Änderungswunsch - Wille bzw. Bereitschaft, für eine Behandlung Opfer zu bringen Behandlungsaktivität - Initiative - Realistische Ziele - Aktives Engagement - Gesundheitsförderung und Anerkennen der Notwendigkeit eines Verhaltenswandels
Nachvollziehbarkeit der Testkonstruktion Entwicklungsstufe II Itemreduktion auf 45 Items Ziel: bestehende hohe Skaleninterkorrelationen reduzieren Konstrukt der rehabilitationsspezifischen Behandlungsmotivation stärker von dem Konstrukt der Psychotherapiemotivation abgrenzen
Nachvollziehbarkeit der Testkonstruktion Entwicklungsstufe III Ziel: Erhöhung der diskriminanten Validität der erfassten Konstrukte Reduktion der Anzahl der Items (auf aktuell 20) PAREMO für die Indikationsgebiete Orthopädie, Kardiologie, Onkologie, Psychosomatik und Pneumologie normieren Konstruktvalidität, Retest-Reliabilität und prädiktive Gültigkeit des Fragebogens überprüfen
Skalenbildung Aufsummieren der Itemrohwerte (Kodierung 1 = stimmt nicht bis 4 = stimmt ) 5 Items werden umkodiert hohe Werte = hohe Ausprägung auf der jeweiligen Skala keine Bildung eines Gesamtwertes Motivation
Durchführungsobjektivität: standardisiertes Testverfahren Transparenz: vorhanden
Zumutbarkeit für den Diagnostizierten: ja Verständlichkeit: Unterschied- Anschlussheilbehandlung oder Rehabilitationsmaßnahme ist das für Pat. nachvollziehbar? Ausmaß der Verfälschbarkeit: wie üblich Störanfälligkeit: gering
Objektivität Durchführung standardisierte Anweisung Auswertung standardisierte Anweisung Interpretation erfolgt mit Hilfe der Skalenbeschreibung im Kurzmanual Objektivität kann als gewährleistet betrachtet werden
Reliabilität Interne Konsistenz - Cronbach s Alpha mittlere Trennschärfen von r=,48 bis,82 interne Konsistenzen (Cronbach s Alpha) von,67 bis,91
Reliabilität Retestreliabilität mit N= 180 überprüft (T2 nach 3-5 Tagen) die Stabilitätsüberprüfung ist als befriedigend bis gut einzuschätzen die internen Konsistenzen der Skalen zu T2 sind vergleichbar mit T1
Reliabilität Skaleninterkorrelationen des PAREMO-20 teilweise geringe bis mittlere Interkorrelationen zw. Skalen höchster Zusammenhang zwischen den Skalen Seelischer Leidensdruck und Änderungsbereitschaft (r =,38)
Validität Ziel des PAREMO: Verbesserte differentielle Patientenzuweisung und Abschätzung der Erfolgsaussicht der Behandlung Voraussetzung: PAREMO ist ein diskriminatives und prädiktives Instrument Differentielle Validität Indikationsgruppen (Kardiologie, Orthopädie und Psychosomatik) zeigen auf allen Skalen signifikante Unterschiede Alter Geschlecht Beruflicher Status (berufstätig vs. nicht-berufstätig) Rentenantragsverfahren (Antragssteller vs. Nicht-Antragsteller) Chronifizierung und Gesundheitszustand Ergebnis: Skala 1 und 2 am stärksten durch interindividuell Bedingungsmerkmale beeinflusst, Skala 6 am wenigsten
Validität Prädiktive Validität: Skala 1-3 & 5 von besonderer Bedeutung PAREMO-20 erfüllt weitgehend die Kriterien eines diskriminanten und prädiktiven Instrumentes (Hafen, Bengel & Nübling, 2006, S.157)
Validität Entwicklungsstufe III (12/ 2003 bis 4/2005); 30 Rehakliniken verschiedener Indikationsgebiete, multizentrische Datenerhebung, Gesamtstichprobe N= 3568 zur Datenanalyse 6-faktorielle Struktur des PAREMO-20 konnte bestätigt werden (Faktorenanalyse mit Oblimin-Rotation) Itemzuordnung zu Skalen überprüft und bestätigt Fit-Indices sind als sehr gut zu bezeichnen
Validität Konvergente / divergente Validität Überprüfung anhand folgender Instrumente: FREM & FPTM (motivationsspezifische Verfahren) HADS (psychische Beschwerden Angst und Depression) SF-36 & FLZ (gesundheitsbezogene und allgemeine Lebenszufriedenheit) FSozu (subjektiv wahrgenommene Unterstützung)
Validität Ergebnis der konvergenten Validitätsprüfung: zahlreiche hypothesenkonforme Befunde ermittelt Nähe zum Konstrukt der PTM Abgrenzung des Reha Motivationskonstrukts (Kriz, Herwig, Wirtz, Töns, Nübling & Bengel, 2006, S.173)
Normierung Normierung liegt vor für: fünf Indikationsgebiete Psychosomatik Kardiologie Orthopädie Onkologie Pneumologie nach Geschlecht nach Alter (zwei Altersklassen: unter 50 Jahre - 50 Jahre und älter) es liegen T-Werte und Prozentränge vor
Bandbreite Informationsausschöpfung - Änderungssensitivität Bandbreite Einsatz möglich für Rehabilitanden der fünf Indikationsgruppen Informationsausschöpfung Änderungssensitivität Messinstrument ist nicht änderungssensitiv Nicht für Prä-Post-Messungen konzipiert
Ökonomie Fairness - Akzeptanz Ökonomie Durchführung und Auswertung sind zeitökonomisch Material / Kosten ökonomisch Anschaffung: Kostenfrei als Download Fairness kultur-, geschlechts- und altersunspezifisch Akzeptanz durch den Benutzer unaufwendig, Fragestellung akzeptabel geringe/hohe Transparenz?!
Vergleichbarkeit und Bewährung Vergleichbarkeit mehrdimensionales Konstrukt stellt Erweiterung der bisherigen Assessmentverfahren zur Reha-Motivation dar Deutschsprachige Instrumente, die sich ebenfalls der Reha Motivation und Behandlungserwartung widmen: Fragebogen zur Motivation und Erwartung in der Reha (FREM) Subjektive Einstellung zum Rehabilitationsprogramm/zur Veränderung von Risikoverhalten (E-RP/-VR) eindimensionale Ansätze, nicht indikationsübergreifend mehrdimensionale Ansätze nur für Psychotherapie und Sucht
Vergleichbarkeit und Bewährung Weitere Messverfahren Krankheitsspezifische Reha Spezifische Aspekte der Reha-Motivation (RELEIMO, HAMORE) Fazit zum PAREMO-20 Mit PAREMO-20 liegt ein reliables, valides und ökonomisches Instrument zur Erfassung der Dimensionen der Reha-Motivation vor. Ausblick: Ausweitung der Indikationsgruppen und weitere Validierung ist wünschenswert Verbesserung der Auswertungshilfen ist erstrebenswert
Erfahrungen im individualdiagnostischen Einsatz Verfügbarkeit: kostenloser Download des Kurzmanuals Fragebogen PAREMO-20 Durchführung: unproblematisch Auswertung: Zeitaufwand gering kein Inhaltsverzeichnis im Kurzmanual kein Auswertungsblatt kein Profilblatt keine Interventionsvorschläge im Kurzmanual
Literatur Hafen, K. (2002). Entwicklung eines Patientenfragebogens zur Erfassung der Reha- Motivation. Unveröffentlichte Dissertation. Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i.br. Hafen, K., Bengel, J., Nübling, R. (2006). Der Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation PAREMO. In: R. Nübling, F. A. Muthny, J. Bengel (Hrsg.) Reha-Motivation und Behandlungserwartung (S. 141-160). Bern: Hans Huber. Hafen, K., Jastrebow, J. ;Nübling, R. & Bengel, J. (2001). Entwicklung eines Patientenfragebogens zur Erfassung der Reha-Motivation (PAREMO). Die Rehabilitation, 40, 3-11. Kriz, D., Herwig, J., Wirtz, M., Töns, N., Hafen, K., Nübling, R. & Bengel, J. (2006). Entwicklung und Validierung des PAREMO-20. In: R. Nübling, F. A. Muthny, J. Bengel (Hrsg.) Reha-Motivation und Behandlungserwartung (S.161-178). Bern: Hans Huber.
Literatur Nübling, R., Kriz, D., Herwig, J., Wirtz, M., Fuchs, S., Hafen, K., Töns, N. & Bengel, J. (2005a). Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation (PAREMO-20)-Kurzmanual. Verfügbar unter: http://www.psychologie.unifreiburg.de/abteilungen/rehabilitationspsychologie/forschung1/downloads/ PAREMO_20_Kurzmanual%201%20.pdf/download [10.11.2007] Nübling, R., Kriz, D., Herwig, J., Wirtz, M., Fuchs, S., Hafen, K., Töns, N. & Bengel, J. (2005b). Normierung des Patientenfragebogens zur Erfassung der Reha- Motivation PAREMO: Abschlussbericht. Unveröffentlichtes Manuskript, Karlsruhe/Freiburg. Verfügbar unter: http://www.gfqg.de/assessment_paremo_b.pdf [01.11.07]. Zwingmann, C., Moock, J., Kohlmann, T. (2005). Patientennahe Assessmentinstrumente in der deutschsprachigen Rehabilitationsforschung- Aktuelle Entwicklungen aus dem Förderschwerpunkt "Rehabilitationswissenschaften". Die Rehabilitation, 44, e57-e68.