Psychische Belastungen am Arbeitsplatz und ArbeitnehmerInnenschutz

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Transkript:

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz und ArbeitnehmerInnenschutz

Warum Evaluation psychischer Belastungen?

Warum Evaluation psychischer Belastungen? 32 Prozent aller Neuzugänge in die Berufsunfähigkeits- und Invaliditätspensionen erfolgen aus psychischen Gründen. Die Krankenstände aufgrund von psychiatrischen Erkrankungen nahmen in den vergangenen Jahren deutlich zu. Zwischen 1996 und 2009 verdoppelten sie sich, während der Anteil der Krankenstände aufgrund der restlichen Erkrankungen gegenüber 1996 rückläufig war.

Warum Evaluation psychischer Belastungen? Beschäftigte ohne Belastungsfaktoren fielen im Schnitt nur 0,8 Tage krankheitshalber aus. Auf Personen, die mindestens einem psychischen (aber keinem körperlichen) Belastungsfaktor ausgesetzt sind, entfallen im Durchschnitt 3,3 arbeitsbedingte Ausfalltage pro Person. Internationale Studien legen nahe, dass in Europa zwischen 50% und 60% der krankheitsbedingten Arbeitsausfälle in der einen oder anderen Form auf Arbeitsstress zurückzuführen sind. Biffl G., Faustmann A., et al; (2011): Psychische Belastungen der Arbeit und Ihre Folgen, Donauuniversität Krems, im Auftrag der AK Wien.

Dadurch entstehen: Enorme Kosten durch Krankenstände, Ausfälle, Pooldienste, Überstunden, Fluktuation Alle Persönlichen Schicksale kommen noch hinzu. Somit ist es nicht nur eine Frage der Ökonomie, sondern auch der Ethik.

Von wo kommt dieser Anstieg an Belastungen?

Warum scheitern Veränderungsprozesse Quelle:Xallax Befragung 2010 22.07.2013

Was ist eine psychische Belastung? Psychische Belastungen sind die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. (DIN EN ISO 10075-1: 2000)

ArbeitnehmerInnenschutzgesetz 4. (1) Arbeitgeber sind verpflichtet, die für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer bestehenden Gefahren zu ermitteln und zu beurteilen.. Insbesondere sind dabei zu berücksichtigen: 1. die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte, 2. die Gestaltung und der Einsatz von Arbeitsmitteln, 3. die Verwendung von Arbeitsstoffen, 4. die Gestaltung der Arbeitsplätze, 5. die Gestaltung der Arbeitsverfahren und Arbeitsvorgänge und deren Zusammenwirken, 6. die Gestaltung der Arbeitsaufgaben und die Art der Tätigkeiten, der Arbeitsumgebung, der Arbeitsabläufe sowie der Arbeitsorganisation und 7. der Stand der Ausbildung und Unterweisung der Arbeitnehmer

ArbeitnehmerInnenschutzgesetz 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen (1) Der Arbeitgeber hat durch eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. (2) Der Arbeitgeber hat die Beurteilung je nach Art der Tätigkeiten vorzunehmen. Bei gleichartigen Arbeitsbedingungen ist die Beurteilung eines Arbeitsplatzes oder einer Tätigkeit ausreichend. (3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch 1.die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte und des Arbeitsplatzes, 2.physikalische, chemische und biologische Einwirkungen, 3.die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz von Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeitsstoffen, Maschinen, Geräten und Anlagen sowie den Umgang damit, 4.die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren, Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren Zusammenwirken, 5.unzureichende Qualifikation und Unterweisung der Beschäftigten

Was wird erhoben? Fehlbelastung durch Arbeitsaufgaben und Tätigkeiten (Bsp.: geistige oder emotionale Belastungen, fehlende Handlungsspielräume, Wiederholung immer gleicher Arbeitsvorgänge/Bewegungen, ) Sozial- und Organisationsklima (Bsp.: Informationsmangel oder überflutung, mangelnde Zusammenarbeit, isoliertes Arbeiten ohne Möglichkeit zu sozialen Kontakten, Führungsstil, Mobbing, ) Arbeitsumgebung (Bsp.: Lärm, unangenehme Lichterverhältnisse, Hitze oder Kälte, beengte Räume, schlecht funktionierende oder nicht vorhandene Arbeitsmaterialien, ) Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation (Bsp.: belastende Arbeitszeit, zu hohe oder zu niedrige Arbeitsmenge, zunehmender Zeit- und Termindruck, Verwischen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, unklare Regelungen, unklare Zuständigkeiten, )

Bei den psych. Belastungen werden 4 Ebenen erhoben, das haben auch die Arbeitsinspektoren in ihren Prüfunterlagen. Noch klarer wird, was wirklich belastet, wenn man sich Robbins Modell der 6 Grundmotivatoren betrachtet

3 + 3 Grundbedürfnisse (Grundwerte, Grundmotivatoren) nach A. Robbins 1. Sicherheit 2. Zugehörigkeit 3. Bedeutung (Wertschätzung) 4. Abwechslung 5. Wachstum 6. einen Beitrag leisten

Steuergruppe einrichten, Infos einholen, planen Evaluationskonzept festlegen Information der betroffenen FK und MA Datenerhebung Beurteilung (IST-SOLL Vergleich) Maßnahmen planen Dokumentation Durchführung und prüfen

@ Infos einholen Vorhandene Daten erheben: Krankenstände, Fluktuation Beschwerden MA-Befragungen Protokolle von Sitzungen/Maßnahmen des Arbeitsschutzausschuss Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung.

Krankenstandstage pro korrigierten Beschäftigten Bsp: Krankenstände 60 50 40 30 51,6 20 10 0 13,4 5,46,6 10,4 27 41 18,6 24,1 18 18,1 1716,2 17 13,8 36,1 40,8 39,3 25,7 25,1 19 15,5 2010 2011 Berufsgruppen

Vorbereitung Erhebung Maßnahmen Abschluss Bsp.: Dauer Projektteam bilden MA Information vorhandene Daten erheben Fragestellung definieren Juli 2013 Datenerhebung und Auswertung durch Fragebögen, Interviews, objektive Beobachtung August 2013 Maßnahmen festlegen und umsetzen Rückmeldung der Ergebnisse September 2013 Abschlussbericht Dokumentation weitere Umsetzung der Maßnahmen Evaluierung Oktober 2013

Bsp.: Vorgehensweise Methoden: Fragebogen (MA-Befragung) Interview Beobachtung durch eine Arbeitspsychologin Bsp.: SIGMA (Beobachtungsinterview), BASA (schriftliche oder mündliche Befragung), Checklisten

Auswertungsbeispiel SIGMA Besondere Anforderungen/ Spezifische Belastungen (2) Arbeitstätigkeit (0) 7 6 5 4 3 2 1 0 Arbeitsumgebung (2) Arbeitsorganisation (6)

Arbeitsorganisationsform (0) Ablauforganisation (2) Allgemeine Arbeitszeitregelung (6) Schichtsystem (4) Pausenregelung (4) Aufstiegsmöglichkeiten (0) Entlohnung (1) Führung (3) Möglichkeiten informeller Kommunikation / Unterstützung (0) Überstunden (7) Auswertungsbeispiel SIGMA 7 Arbeitsorganisation 6 5 4 3 2 1 0

Keine Daten ohne Taten! Keine Taten ohne Daten! MitarbeiterInnen in die Ideensammlung und Maßnahmenplanung mit einbeziehen Maßnahmenworkshop Auch die Umsetzung von Maßnahmen wird vom Arbeitsinspektorat kontrolliert

Information und Integration schafft Zugehörigkeit

Für weitere Informationen besuchen Sie uns auf www.fuehrungsseite.at Seite 23 22.07.2013

health care communication ist Ihr Partner in den Bereichen: Stärken.Entwickeln - Schulung durch HCC Veränderung.Leben - Beratung durch HCC Bildung.Organisieren - Unterstützt durch HCC Das Team von HCC steht gerne zu Ihrer Verfügung! health care communication Lerchengasse 36/10 A-1080 Wien Tel: +43 1 409 18 33 Fax: +43 1 409 18 33 99 Mail: office@healthcc.at