Reader Gender und Arbeitswelt

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Transkript:

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Reader Gender und Arbeitswelt Inhalt: 1. Einführung 3 2. Programm 4 3. Statement von Ines Eichmüller: Chancengerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt?! 6 4. Weiterführende Informationen 11 2

Lieber Schülerin, lieber Schüler, genug von den Reden der Politikerinnen und Politiker im Fernsehen, genug von Versprechungen und Zank in den Koalitionen? Dann entscheide selbst, wohin die Politik geht! Wir wollen darüber sprechen, warum Männer und Frauen immer noch unterschiedliche Voraussetzungen für die Teilhabe an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben und wie wir es zu einer echten Geschlechtergerechtigkeit schaffen können. Wir bieten die einmalige Chance, mit uns zusammen Politik zu gestalten. Dazu entwickelt ihr im Ausschuss für Gender & Arbeitswelt Ansätze für Lösungen, um echte Geschlechtergleichheit für Männer und Frauen in unserer Gesellschaft zu erreichen. Während eurer Arbeit im Ausschuss werdet ihr von der Expertin Ines Eichmüller und einem Mitarbeiter der Fraktion fachkompetent unterstützt. Ines Eichmüller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro von Claudia Stamm mit Themenschwerpunkt Gender Mainstreaming. Sie war Gründungsmitglied der Grünen Jugend Bayern und ist Mitglied im Landesarbeitskreis Frauen der Partei Bündnis 90/ Die Grünen Landesverband Bayern. Was ist Gender Mainstreaming? Seit mehr als 10 Jahren ist Gender Mainstreaming zentraler Bestandteil der Gleichstellungspolitik der Europäischen Union und ein verbindliches Leitprinzip für Politik und Verwaltung. Der Begriff bezeichnet die Initiative, die Gleichstellung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchzusetzen. Ich freue mich auf dein Kommen! Eure Claudia Stamm, Sprecherin für Gleichstellungspolitik 3

Programm 10.30 Uhr Begrüßung im Plenum durch Martin Runge, Fraktionsvorsitzender Claudia Stamm, Sprecherin für Gleichstellungspolitik 11.00 Uhr Beginn der Arbeit im Ausschuss Gender und Arbeitswelt 13.00 Uhr Mittagsimbiss 14.00 Uhr Fortsetzung der Arbeit im Ausschuss 15.30 Uhr Vorstellung und Diskussion der Anträge im Plenum 17.00 Uhr Ausklang der Veranstaltung 4

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Chancengerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt?! Von Ines Eichmüller Der Ausschuss für Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Gender in der Arbeitswelt. Zahlreiche Themen im Bereich dieses Ausschusses haben einen Bezug zu Gender-Aspekten: sie reichen von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, über Lohnunterschiede hin zu Chancengerechtigkeit. 1. Gender Pay Gap: Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern In Deutschland erhalten Frauen bei gleichwertiger Arbeit im Durchschnitt immer noch weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. In anderen europäischen Staaten ist das zwar ähnlich, aber in Deutschland (23 Prozent) und Bayern (24 Prozent) besonders gravierend (EU-Durchschnitt 17,5 Prozent im Jahr 2010). Quelle: Statistisches Amt der europäischen Union, 2010 Bildlich ist das so: http://www.youtube.com/watch?v=0tegri5bdla&feature=player_embedded 6

Wichtig zu wissen: Es geht beim Gender Pay Gap nicht mehr hauptsächlich um unterschiedliche Stundenlöhne für gleiche Arbeit. Die Zeiten sind vorbei, in denen Frauen in den Fabriken für die genau gleiche Tätigkeit den halben Lohn bekommen haben (und Kinder ein Viertel). Heute ist die Diskriminierung nicht mehr so offensichtlich. Wie kommt es zu den Lohnunterschieden? Die Lohnunterschiede sind heute meistens das Ergebnis eines Zusammenspiels persönlicher Entscheidungen und vorgegebener Strukturen: Beispiel Berufswahl: Immer noch wählen Jungen eher Männerberufe und Mädchen Frauenberufe. Letztere bringen meistens weniger Prestige und wenig Karrieremöglichkeiten (z.b. als Friseurin). Die Folgen für die späteren Verdienstmöglichkeiten sind offensichtlich. Beispiel Lohnstrukturen: Als Azubi startet eine junge Frau mit dem gleichen Gehalt wie der Azubi neben ihr, als Berufsanfängerin fehlen ihr 10 Prozent jeden Monat. Bis sie in Rente gehen wird, wird sich sehr wahrscheinlich eine große Lücke auftun. Über das ganze Leben gerechnet und wenn es ihr so geht wie ihrer Mutter oder ihrer Oma (1936-1955 Geborene), dann bekommt sie nur 42 Prozent des Lebenserwerbseinkommens der Männer, also 58 Prozent weniger! 18 Prozent des Lohnunterschiedes zwischen Frauen und Männern können auf die unterschiedlich häufigen und langen familienbedingten Unterbrechungen zurückgeführt werden. Denn Hausarbeit und Kindererziehung ist immer noch in erster Linie Frauensache und wird den Müttern überlassen. Auch Frauen, die nur ein Jahr wegen Kindererziehung unterbrechen, erreichen später nur noch 95 Prozent des Lohnniveaus einer vergleichbaren, durchgängig erwerbstätigen Frau. 7

Frauen- und Männerarbeit wird noch immer unterschiedlich bewertet. Die Arbeit eines Mannes wird dabei nicht immer bewusst als wichtiger angesehen. Er braucht als Familienernährer mehr Gehalt. Karriere wird nach wie vor von Männern erwartet und bei Frauen eher kritisch hinterfragt. Viele Dienstleistungsberufe ( Frauenberufe ) sind als Zuverdienerinnen -Berufe konzipiert (400 -Jobs). In den besser bezahlten Positionen arbeiten nach wie vor hauptsächlich Männer auch in typischen Frauenberufen (z.b. Leiter als einziger Mann im Kindergarten). Die bestbezahlten Positionen sind fast ausschließlich Männern vorbehalten (Stichwort Managergehälter ). Was sollte getan werden, um Lohnungerechtigkeit zu verhindern bzw. Lohn gerecht zu verteilen? Was wäre das dringendste und was wäre am einfachsten umzusetzen? Die Sachverständigenkommission der Bundesregierung empfiehlt u.a., Minijobs abzuschaffen bzw. genauer: die Subventionierung von Minijobs abzubauen gesetzliche Mindestlöhne einzuführen einen Anspruch auf gleiches Entgelt bei gleichwertiger Tätigkeit im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz zu verankern. 2. Frauen in Führungspositionen Je höher eine Funktion in einem Unternehmen ist, desto wahrscheinlicher ist sie mit einem Mann besetzt. In den Spitzenpositionen der deutschen Wirtschaft sind fast keine Frauen zu finden: In den Vorständen und Aufsichtsräten der 200 Top-Unternehmen betrug der Frauenanteil im Jahr 2010 nur 3,2 Prozent. Im Jahr 2009 wiesen nur 16 der 160 DAX-Unternehmen im Vorstand mindestens eine Frau aus. Warum ist das so? Das ist eine spannende Frage, denn drei Viertel aller deutschen Frauen sind berufstätig, sie sind so gut ausgebildet wie nie zuvor. Diverse Studien belegen den positiven Einfluss von Frauen in Führungspositionen auf den finanziellen Erfolg der Unternehmen. Hier gab und gibt es Streit in der Politik über die Lösung. 1998 vereinbarten SPD und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag ein Gleichstellungsgesetz für die private Wirtschaft: Das ambitionierte Ziel war, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Das Gesetz scheiterte, unter anderem an den Unternehmensverbänden. Was kam, war eine freiwillige Vereinbarung mit der Wirtschaft mit der Folge, dass große Unternehmen lange Jahre untätig blieben und nur einige vor kurzem damit begannen, Frauenquoten einzuführen: Als erster Konzern will die Deutsche Telekom bis 2015 die oberen und mittleren Führungspositionen bis zu 30 Prozent mit Frauen besetzen. Um eine gesetzliche Quote zu vermeiden, bewegen sich auch andere Unternehmen: BMW will bis 2020 15-17 Prozent Frauen, Daimler 20 Prozent Mitarbeiterinnen in Führungspositionen bringen. Bosch will bis Ende diese Jahres 15 Prozent Frauen 8

haben und E.ON den Anteil auf 22 Prozent verdoppeln allerdings ohne einen konkreten Zeitrahmen zu nennen. Die aktuellen Zahlen sprechen für sich und so manch anvisiertes Ziel wird wahrscheinlich nicht erreicht werden. BMW hat seinen Frauenanteil in den Führungspositionen innerhalb von zwei Jahren gerade einmal von 12 auf 12,8 Prozent steigern können. Auch die Telekom ist noch weit entfernt von den angestrebten 30 Prozent und liegt noch bei 13,8 Prozent. Was sollte getan werden? Die Sachverständigenkommission der Bundesregierung empfiehlt, Geschlechterquoten einzuführen die Unternehmenskultur zu verändern 3. Vereinbarkeit Familie und Beruf Je mehr Kinder ein Mann hat, desto länger sind seine Arbeitszeiten. Je mehr Kinder dagegen eine Frau hat, desto kürzer sind ihre Arbeitszeiten. (Arbeit meint hier nur Erwerbstätigkeit, nicht z.b. Haus- und Sorgearbeit) Im Jahr 2010 waren rund 60 Prozent der Mütter und 84 Prozent der Väter aktiv erwerbstätig. Mütter schränken ihre Berufstätigkeit also immer noch eher ein als Väter. In Sachen Arbeitszeiten liegen Wunsch und Wirklichkeit für viele Väter und Mütter weit auseinander. 9

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Insbesondere alleinerziehende Mütter und Väter sind oft voll berufstätig und auf ein Betreuungsangebot für ihre Kinder angewiesen: Das Ausscheiden aus dem Berufsleben ist der häufigste Grund für die hohe Armutsquote bei Alleinerziehenden. Deshalb müssen sie nach der Elternzeit möglichst schnell wieder in den Beruf zurückkehren können. Bayern ist noch weit davon entfernt, den gesetzlich garantierten Betreuungsanspruch (z.b. Krippenplatz) im Jahr 2013 tatsächlich zu erfüllen. Unter anderem fehlen ca. 3.400 Erzieherinnen und Erzieher im Freistaat (siehe oben: Frauenberuf = geringe Bezahlung, geringe Aufstiegschancen, wenig Anerkennung). Was sollte getan werden? Wie kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer verbessert werden? Die Sachverständigenkommission der Bundesregierung empfiehlt, familienfreundliche Arbeitszeiten zu ermöglichen Zeitkompetenzen zu stärken: in der Schule kurz- bis langfristige Folgen abschätzen lernen Elterngeld & Elternzeit weiterzuentwickeln Transfer: Welche Auswirkungen hätte dann das umstrittene Betreuungsgeld? Das Betreuungsgeld soll eine Geldleistung des Staates an die Eltern sein, die sich in den ersten Jahren nach der Geburt eines Kindes zu Hause in Vollzeit der Erziehung widmen. Frauen sollen mit den 150 monatlich zu einem längeren Ausstieg aus der Erwerbstätigkeit motiviert und ihre Erziehungsleistung honoriert werden. Wie würde es sich auswirken auf - die Lohnunterschiede, - auf die Karrieren von Frauen und Männern - und auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? 11

Weiterführende Informationen: Auszüge aus der Broschüre An die Arbeit: Gleiche Chancen für Frauen! Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag, Claudia Stamm, MdL Weibliche Berufsbilder ohne Entwicklungschancen Immer mehr Frauen haben einen immer besseren Schulabschluss und doch endet die Karriere einer großen Mehrheit durch die falsche Berufswahl in einer Sackgasse. Trotz besserer und höherer Schulabschlüsse wählen die Hälfte der Mädchen und jungen Frauen nur zehn von 350 möglichen Ausbildungsberufen. Diese finden gesellschaftlich meist wenig Anerkennung, sind schlecht bezahlt und erlauben in der Regel keine Aufstiegsmöglichkeiten. So ist beispielsweise der Abschluss des Fachabiturs in weiblichen Fachrichtungen an den Berufsfachschulen seltener möglich als in den von Jungen besuchten. Haben Mädchen einmal das Fachabitur erreicht, stellen sie nicht selten fest, dass es in ihren Fächern an Studienplätzen mangelt. Und in den Berufsoberschulen schließlich fehlen Fachrichtungen, die an typische Mädchenberufe anknüpfen. Gleichzeitig wird besonders in den deutlich besser bezahlten MINT-Berufen (Mathematik, Ingenieurs- und Naturwissenschaften und Technik) ein Fachkräftemangel beklagt. Sackgasse statt Entwicklungspotenzial: Beispiel Arzthelferin! Eine Arzthelferin (der weibliche Anteil liegt hier bei 99 Prozent!), die sich höher qualifizieren will, kann an der Berufsoberschule zwischen Sozialwesen oder Wirtschaft wählen. Als Sozialwesen-Absolventin kann sie in Bayern zwar spezifische Ausrichtungen der Medizin (wie z. B. Biomedizin) studieren, allgemeine Medizin aber nicht: eine berufliche Sackgasse. Systematisch benachteiligt: Frauen in Minijobs Wer sich mit Minijobs über Wasser hält, hat es im Leben schon schwer genug. Aber wer weiblich ist oder durch Weiterbildung weiter kommen will, steht vor unüberwindbaren Hürden. Noch immer unterstützt das deutsche Steuersystem mit dem Ehegattensplitting das Modell des Alleinernährers. Dieser längst nicht mehr zeitgemäße Lebensentwurf verfestigt insbesondere die Abhängigkeit der Frauen von der Ehe. Minijobs sind vor allem für Frauen oft die alleinige Verdienstquelle. Sie 12

arbeiten dabei oft unter katastrophalen Bedingungen: Sie sind weder gegen Arbeitslosigkeit versichert, noch durch die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung versorgt. Vielen bleibt die Mitversicherung bei dem Ehepartner/der Ehepartnerin. Folge davon ist eine dauerhafte, existenzielle Abhängigkeit von dem/der PartnerIn bzw. von staatlichen Transferleistungen in der Erwerbsphase und im Alter. Minijobs bedeuten maximale Abhängigkeit und minimale Chancen. Zudem gibt es im wachsenden Sektor der Minijobs kaum Weiterbildungs- oder Fortbildungschancen. Durch die mangelnde Qualifikation ihrer Mini-Job-KollegInnen werden auch in Vollzeit arbeitende Fachkräfte mehr belastet. Eine Entwicklung, die ganze Berufsbilder zerstört und anerkannte Ausbildungsberufe demontiert: Ganz besonders gilt das für medizinische Assistenzberufe, die ambulante Kranken- und Altenpflege, die Erziehung, die Hauswirtschaft und den Einzelhandel. Da diese Berufe vor allem von Frauen ausgeübt werden, führt dies automatisch auch dazu, dass frauendominierte Berufe abgewertet werden. Nicht zuletzt sinken durch diese Entwicklung die Löhne, und die Lohnschere weitet sich: Die Realisierung von Equal Pay liegt in diesem Fall in utopischer Ferne. 13

Insge samt Davon Frauen Adidas 4 0 Allianz 10 1 BASF 8 1 Bayer 4 0 Beiersdorf 5 0 BMW 7 0 Commerzbank 9 0 Daimler 7 1 Deutsche Bank 7 0 Deutsche Börse 6 0 Lufthansa 7 1 Deutsche Post 7 1 Deutsche Telekom 6 1 E.On 7 0 Fresenius 7 0 Fresenius Medical Care 6 0 Heidelberg-Cement 6 1 Henkel 4 0 Infineon 5 0 K+S 5 0 Linde 4 1 MAN 6 0 Merck 4 0 Metro 4 0 Munich Re 9 0 RWE 6 0 SAP 6 0 Siemens 10 2 Thyssen-Krupp 6 0 Volkswagen 8 0 Summer der Vorstandsmitglieder 188 10 Stand 2012 14

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Quelle: Ergebnisse des Mikrozensus, IT.NRW; Personen in Privathaushalten am Hauptwohnsitz im Alter von 15 bis unter 65 Jahren; ohne Grundwehr-und Ersatzdienstleistende. 16