Stottern im Kindesalter

Ähnliche Dokumente
Stottern, Lispeln und Co. Angebote der Logopädie im Gesundheitsamt

Emotionale Entwicklung

Sprachstörungen im Kindesalter

I N F O R M A T I O N

Sprachstörungen im Kindesalter

Sprachentwicklung und Sprachförderung im Elementarbereich

Störungen der Sprachentwicklung

Was versteht man unter Stottern?

Germanistik. Anna Mayer

Phasen der sprachlichen Entwicklung ( Zusammenfassung )

Sprech- und Sprachstörungen

Befundbogen für Stottern bei Klein- und Vorschulkindern

I N F O R M A T I O N

Stfmmstörungen im Kindesalter

Kinder entdecken die Sprache. Die Sprachentwicklung in den ersten Lebensjahren

Teil Methodische Überlegungen Zur Dysgrammatismus-Forschung... 17

Was Erzieherinnen über Sprachstörungen wissen müssen

Ambulante Sprachheilhilfe Spricht mein Kind wie andere Kinder

Sprachbildung im Offenen Ganztag. Spielend Sprechen lernen, und die Lust der Kinder am Kommunizieren nutzen und stärken

Logopädie bei Erwachsenen

Einleitung. Liebe Leserin, lieber Leser,

Sprachstörungen bei Kindern im Vorschulalter

Aphasie bei Mehrsprachigkeit

Beobachtung von Säuglingen und Kleinkindern - Ausgewählte Methoden der Kindheits- und Jugendforschung

Zur Anwendung heuristischer Hilfsmittel beim Lösen von Sachaufgaben im Mathematikunterricht der Grundschule

Hilfe, mein Kind spricht nicht richtig!

Sprachverständnis, Folie 1. Sprachverständnis

Sprache haben - sprechen können

FESK Seite 1 von 5. Selbstverständlich werden Ihre Angaben streng vertraulich behandelt.

Entwicklungspsychologie

Anne Berndt / Antje Mefferd. Dysarthrie Ein Ratgeber für Angehörige

Sprachförderung bei Kindern mit Down-Syndrom

Referat zur Logopädie bei Kindern im Vorschulalter

Herzlich willkommen zur Informationsveranstaltung. Dez. II 09/18

Das Asperger Syndrom bei Kindern und Jugendlichen

Das Lennox-Gastaut-Syndrom

Der erste wichtige Schritt

10 Chancen für Kinder und Eltern. Früherkennungsuntersuchungen U1 U9

SIG: II-Vo Übergang Kindergarten-Grundschule Einverständniserklärung der Eltern

WORT SCHRITT. Sprachtherapie für Jung und Alt

Sprach- und Spielentwicklung. Seminarbablauf. Einleitung Andrea Petrick Dipl.Vorschulerzieherin für Sprachgeschädigte Logopädin

Anamnesefragebogen für Stottern bei Kindern und Jugendlichen

Ambulante Sprachheilhilfe Spricht mein Kind wie andere Kinder

Interaktionen mit Sprachbehinderten

Kinder und Jugendliche im Gefühlschaos

Unser Bild vom Menschen

Logos kommt aus dem griechischen und bedeutet Wort, Rede oder Vernunft. Pais, paidós stammt ebenfalls aus dem griechischen und heisst Kind.

Diagnostik von Sprach- und Kommunikationsstörungen im Kindesalter

Hörtherapie für Kinder. Julia Sperl

Lehrstuhl für Sportpsychologie

Prim.Dr.Katharina Purtscher

Prim.Dr.Katharina Purtscher

Befundbogen für Stottern bei Kindern und Jugendlichen

Die Bedeutung der Körpersprache in wichtigen Redesituationen

Der Labeling Approach

Zu Theodor Storms Novelle "Ein Doppelgänger" - Eine Analyse

Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung - ein Einblick

"Das Kind ist da - die Seele kalt"

Arbeit und Angebote des Sozialpädiatrischen Zentrums Oldenburg (Teil 2)

Eva Mayer Logopädin Ambulatorium Amstetten der VKKJ Anton-Schwarz-Straße Amstetten

Datenlage Kindergesundheit in Kiel und Schleswig-Holstein

Handwerk. Das Handwerk in der entwicklungspsychologischen Sprachtherapie Susanne Mathieu

Die Dialektisch Behaviorale Therapie bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Zimmerstr Darmstadt Tel.: / Seite 1 von 14

Die vergessenen Angehörigen

Elternkurs: Mein Kind stottert!

FORUM KINDERSPRACHE VORTRÄGE UND FORTBILDUNG

Insitutionalisierung - Eine Kulturtheorie am Beispiel des jagdlichen Brauchtums

Indikatoren für Sprachauffälligkeiten im Übergang Kindergarten Schule. Einschulung 20 /

1 Theoretische Grundlagen

Soziale Beziehungen & Gesellschaft -Proseminar Sommersemester 2005 Bourdieu // Ökonomisches, kulturelles & soziales Kapital

Frühe Spracherwerbsstörungen

Einfluss des "baby signing" auf den Spracherwerb

Fortbildungskampagne Vorkurs Deutsch 240 Dr. V. Triarchi-Herrmann, ISB Sprechtexte zu der Power-Point-Präsentation

Weitere Vorgehensweise Protokolle

seelensammler.de/uni Kommunikation - Fragen Gruppe A Kommunikation Fragen - Seite 1

Jens Zimmermann WIE KANN SCHÜLERN ZUR RESILIENZ VERHOLFEN WERDEN?

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/ Wahlperiode

Klinisches Reasoning in der Ergotherapie

Qualifikationsverfahren 2009 Fachfrau Betreuung / Fachmann Betreuung

I N F O R M A T I O N

Schizophrenie. Künstlerisches Selbstporträt einer Person mit Schizophrenie, wie er die Welt empfindet

ELDiB. Entwicklungstherapeutischer/ entwicklungspädagogischer Lernziel- Diagnose- Bogen. Diagnoseverfahren zur sozialen und emotionalen Entwicklung

3 Umgang mit Gefühlen einer Depression

Psychosomatische Grundversorgung

Störung des Sozialverhaltens. Dr. Henrik Uebel Universität Göttingen Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie

Hartmut Kasten. 4-6 Jahre. Entwicklungspsychologische Grundlagen

Sprache beginnt ohne Worte. Vorsprachliche Entwicklung und die Bedeutung der frühen Elternarbeit

Warum ist Menschenkenntnis so wichtig? Seite 9. Was kann ein Händedruck aussagen? Seite 11

Sprechen lernen ist nicht schwer Sprache dagegen sehr?

Aspekte zu Hör- und Sprachstörungen bei kleinen Kindern

DIAGNOSTIK DER GESTÖRTEN KOMMUNIKATIONSFÄHIGKEIT

Usability Engineering

Coaching studenticher Teams Aufbaukurs 1 Konflikte

Sprachförderung bei Kindern mit Down-Syndrom

ELTERNFRAGEBOGEN 1/6. Liebe Eltern, Name des Kindes:

Fachstelle für Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen

Transkript:

Sprachen Christiane Berger Stottern im Kindesalter Studienarbeit

Christiane Berger Universität Erfurt Hausarbeit Stottern im Kindesalter Inhalt 1.) Einleitung 2.) Was ist Sprache und wie verläuft die Sprachentwicklung? 3.) Stottern 3. 1. Definition und Formen des Stotterns 3. 2. Symptomatik 3. 3. Die auslösenden Ursachen de Stotterns 3. 3. 1. Körperliche bzw. innere Ursachen 3. 2. 2. Psychosoziale Ursachen 4.) Behandlung des Stotterns 4. 1. Präventive Maßnahmen 4. 2. Therapiemöglichkeiten 5.) Schlusswort 6.) Literaturverzeichnis 1

1.) Einleitung Kommunikation ist der Prozess, in dessen Verlauf durch die Selektion, Organisation und Interpretation der Wahrnehmung sprachlicher, wie außersprachlicher Symbole dem eigenen oder dem Verhalten anderer Bedeutung zugemessen wird. 1 Man kann Kommunikation auch als die Fähigkeit von Individuen bezeichnen, ihre Ideen und Gefühle anderen mitzuteilen, und mit diesen in Verbindung zu treten. Voraussetzung ist das gegenseitige Erkennen und Verstehen von sprachlichen Zeichen, folglich von Worten, die als Symbole dienen und deren Bedeutungen. Kommunikation spielt sich sowohl auf einer (verbalen oder nonverbalen) Inhaltsebene, als auch auf einer Beziehungsebene ab. Somit ist Kommunikation ein wesentliches Grundelement jeder sozialen Beziehung, und als solches trägt es zur Sozialisation und Persönlichkeitsbildung von Kindern bei. Bei Sprach- bzw. Sprech-, Redefluss- oder Stimmstörungen treten Fehler auf der Inhaltsebene auf, wodurch die zwischenmenschliche Kommunikation beeinträchtigt wird, und sich folglich negativ auf die Beziehungsebene auswirkt. Man geht davon aus, dass sich bei etwa 80% aller Kinder während ihrer Sprachentwicklung Phasen unflüssigen Sprechens finden lassen. Stottern, als Störung der verbalen Kommunikation, tritt im Vorschulalter sehr häufig auf, bei Jungen viermal so häufiger als bei Mädchen, und beeinträchtigt den Prozess der Sozialisation. Elternhaus, Kindertagesstätten und Grundschule tragen somit eine große Verantwortung für die sprachliche Entwicklung. Auffälligkeiten sollten frühst möglich erfasst und noch vor Schuleintritt behandelt werden, da (richtiges) Stottern im Schulalter zu einer Fehlentwicklung der kindlichen Persönlichkeit führen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Die vorliegende Arbeit erläutert zunächst was Sprache ist und wie die Sprachentwicklung verläuft, und soll des weiteren einen Überblick über die Ursachen und die Symptomatik der Sprechstörung Stottern verschaffen, um im Schluss auf mögliche Therapieformen einzugehen. 1 Aus: Franke, Ulrike: Logopädisches Handwörterbuch; Seite 100-101. 2

2.) Was ist Sprache und wie verläuft die Sprachentwicklung? Sprache ist das Medium zur Übermittlung von Informationen 2 und das wichtigste Kommunikationsmittel des Menschen. Sie besteht aus einer Reihe von Zeichen, die als Signale oder Symbole, einzeln oder kombiniert, nach festegelegten Regeln eingesetzt werden, und eine inhaltliche Übereinstimmung aufweisen. Es handelt sich quasi um eine Art Code, der von den Mitgliedern einer Sprachfamilie, eines bestimmten Kulturkreises, oder einer sozialen Gruppe nachvollzogen werden kann. Mit der bzw. unserer Sprache benennen wir mit Wörtern und in Sätzen Gegenstände/Dinge und Handlungen. Das Wort selber ist nicht der Gegenstand oder die Handlung, sondern nur Bedeutungsträger oder Symbol. 3 Kleinkinder müssen über einen komplizierten Lernprozess erfassen, dass Wörter und Sätze bestimmte Vorgänge und Dinge symbolisieren. Wenn ein Kind diesen Zusammenhang erlernt hat, man spricht hierbei von Sprachverständnis, ist es in der Lage selbst Vorgänge und Dinge zu benennen. Hierbei spricht man von Sprechen oder Sprechverständnis, dem Vermögen, richtige Laute zu erzeugen und daraus Wörter zu bilden. 4 Der Terminus Sprache ist demzufolge der Oberbegriff für Sprachverständnis zum einen, und Sprechfähigkeit (aber auch Stimmklang) zum anderen. Die Sprachentwicklung bei Kindern verläuft unterschiedlich, demzufolge muss stets neu entschieden werden ob Abweichungen von altersgemäßen Durchschnittswerten als Sprachentwicklungsstörung oder verzögerung anzusehen sind. Nach der Geburt und dem Reflexschrei des Neugeborenem, ist ab der 2. Woche gezieltes Schreien als Anruf oder Appell zu beobachten. Das zeitweise Schreien im 1. Monat ist für die Ausbildung der Atmungs- und Stimmorgane gesund. Neugeborene reagieren auf Geräuschquellen, deshalb kann leises Zureden auch beruhigend wirken. Ab dem 2./3. Monat erzeugt das Kind primäres Lallen, sowie Gurgel-, Sprudel- und Schnalzlaute. Mit dem 4. bzw. 5. bis 7. Monat ist sekundäres Lallen, sowie Lautnachahmung zu beobachten. Das Kind erzeugt Echolaute, indem es seine eigenen nachplappert. Dadurch 2 Ebd. Seite 167. 3 Vgl.: Grunwald, Arnold: Sprachtherapie Praktische Anleitung zur Diagnose und Therapie sprachgestörter und entwicklungsbehinderter Kinder; Seite 11. 4 Aus: ebd. Seite 11. 3