Gemeinsam von Anfang an Inklusion in Kindertagesstätten für Kinder im Alter unter 3 Jahren

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Transkript:

Niedersächsisches Kultusministerium Gemeinsam von Anfang an Inklusion in Kindertagesstätten für Kinder im Alter unter 3 Jahren Fachtagung am 13.11.2010 in Lüneburg Konzeptionelle Konsequenzen inklusiver Arbeit Unterlagen zu Forum 8

Gemeinsam von Anfang an - Inklusion in Kindertagesstätten für Kinder im Alter unter drei Jahren Fachtagung des Niedersächsischen Kultusministerium in Lüneburg 13.11.2010 Forum Konzeptionelle Konsequenzen inklusiver Arbeit

Konzeptionelle Konsequenzen inklusiver Arbeit Ablauf 1. Einführung Was haben Haribo-Goldbären mit Inklusion zu tun? 2. Diversität Perspektiven der Verschiedenheiten 3. Partizipation Teilhabe von Kindern untern drei Jahren?! 4. Haltung der pädagogischen Fachkräfte Das Vertrauen, dass Kinder Akteure ihrer eigenen Entwicklung sind 5. Index für Inklusion

Inklusion: Alter Wein in neuen Schläuchen? Integration bedeutet, dass Menschen, die vorher auf Grund ihres Anders- Sein ausgegrenzt wurden, wieder in die Gesellschaft hinein geholt werden, um dort gleichberechtigt zu leben Integration will den Menschen mit Behinderung/Einschränkung in ein bestehendes System einpassen Während der gesamten Integrationsphase bleibt die Behinderung/Einschränkung als bestimmendes Merkmal besehen Ist das Kind integrationsfähig? Grafik entnommen aus Wikipedia Es ergibt sich zwangsläufig eine Zwei-Gruppen-Theorie Hinter diesem Verständnis steht der so genannte defektorientierte Ansatz

Inklusion: Alter Wein in neuen Schläuchen? Inklusion geht grundsätzlich von einer heterogenen Gesellschaftsstruktur aus Es wird davon ausgegangen, dass alle Kinder verschieden sind Inklusion nimmt keine Unterteilung in Gruppen vor Inklusion basiert auf dem Diversity -Ansatz Inklusion bedeutet, Barrieren gesellschaftlicher, institutioneller und struktureller Art zu beseitigen Grafik entnommen aus Wikipedia Inklusion will das System an die Bedürfnisse der Menschen anpassen Inklusion kann als ein Prozess verstanden werden, der darauf abzielt, ein angemessenes Umfeld für alle Kinder zu schaffen Inklusion meint, die Partizipation von allen Kindern wie auch Erwachsenen zu steigern

Perspektiven der Verschiedenheiten - Diversität Umfasst all das, worin Menschen sich unterscheiden können - Alle Kinder sind gleich und verschieden - Ein Zuschreibungsprozess wird in Gang gesetzt, wenn aufgrund eines Merkmals ein Kind beschrieben wird

Perspektiven der Verschiedenheiten - Inklusive Pädagogik nimmt die Vielfalt von Kindergruppen in den Blick Was aber ist Vielfalt? Entscheidend ist, auf welcher Basis wir über Vielfalt entscheiden Differenzen entscheiden über Vielfalt und sind keine unverrückbaren Eigenschaften bestimmter Personen Wahrgenommene Differenzen und deren Bedeutung sind vom Kontext abhängig Für unsere pädagogischen Entscheidungen ist von großer Bedeutung, inwieweit wir Unterschiedlichkeiten wahrnehmen und welche Dimension von Verschiedenheit uns ins Auge fällt Es gilt, den Blick nicht zu eng auf Behinderungsfragen zu lenken, sondern verschiedene Dimensionen von Unterschiedlichkeiten zu berücksichtigen

Partizipation Inklusion in Bildungseinrichtungen der frühen Kindheit beschäftigt sich ebenso mit der Partizipation der Mitarbeiter/innen wie mit der Einbeziehung der Kinder (Index für Inklusion, S 13) - Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das in der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden. (R. Schröder 1995, S.14) - Partizipation ist ein Kinderrecht und besteht aus zwei Elementen: Beteiligungsaktivitäten und dem sich beteiligendem Kind - Partizipation entsteht nur in Beziehungen - Partizipation wird ermöglicht durch Aushandlungsprozesse zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern als gleichwertige Partner - Mitwirkung, Mitbestimmung und Mitbeteiligung auch im Alter unter drei Jahren?

Bedeutung der pädagogischen Fachkraft - Haltungen entstehen durch prägende Erfahrungen und beeinflussen das pädagogische Handeln der Fachkraft - Eine positive Haltung zum Kind ist geprägt durch das Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes - Ein positives Menschenbild geht davon aus, dass sich der Mensch weiterentwickeln will und dass er ein hohes Potential und alle Kompetenzen und Ressourcen dafür schon in sich trägt - Anerkennung und Wertschätzung als Grundhaltung

Konzeptionelle Konsequenzen inklusiver Arbeit - Reflektion im Team: Facetten der Vielfalt in unserer Krippengruppe - In der pädagogischen Praxis wird die Chancengleichheit in den Mittelpunkt gestellt - Das einzelne Kind in seiner Eigenart und seiner Autonomie wahrnehmen - Konzepte, Programme und Aktivitäten an die Bedürfnisse und Interessen der Kinder anzupassen und - die Gruppe als Sozialisationsraum pädagogisch so zu gestalten, dass die Verschiedenheit der Kinder zum Zuge kommen und und: Jede Einrichtung muss den Weg selber finden Es darf kein Kind zurückgelassen werden Lösungen müssen kooperativ gefunden werden

Alle Kinder und Erwachsene haben das Recht, sich in einem Umfeld von Gleichwürdigkeit und Respekt für Vielfalt zu entfalten und zu entwickeln. (Netzwerk DECT)

Konzeptionelle Konsequenzen inklusiver Arbeit Nach dem Index für Inklusion gibt es drei Dimensionen des Prozesse einer inklusiven Kindertagesstättenentwicklung oder, Vielfalt gestalten in Krippen: Inklusive Leitlinien etablieren Bereich B.1 Eine Einrichtung für alle entwickeln Bereich B.2 Unterstützung von Vielfalt organisieren Inklusive Praxis entwickeln Bereich C.1 Spiel und Lernen gestalten Bereich C.2 Ressourcen mobilisieren Inklusive Kulturen entfalten Bereich A.1 Gemeinschaft bilden Bereich A.2 Inklusive Werte verankern

Literatur: Booth, Tony/ Ainscow, Mel/Kingston, Denise: Index für Inklusion (Tageseinrichtungen für Kinder) Lernen, Partizipation und Spiel in der inklusiven Kindertageseinrichtung entwickeln, Hrsg. der deutschen Fassung GEW, Frankfurt/M., 2006 Prengel, Annedore : Pädagogik de Vielfalt Verschiedenheit und Gleichberechtigung in unterkultureller, Feministischer und integrativer Pädagogik, 3. Auflage, Wiesbaden 2006 Deutsches Jugendinstitut: Partizipation Kinderspiel?, 2001, DJI München Jacobs, Dorothee: Die Konzeptionswerkstatt in der Kita, Verlag das Netz 2009 Krell, Gertraude/ Riedmüller, Barbara/ Sieben, Barbara (Hrsg.) Dieversity Studies: Grundlagen und disziplinäre Ansätze, Frankfurt/M. 2007 Kreuzer, Max/Ytterhus, Borgunn (Hrsg.): Dabeisein ist nicht alles. Inklusion und Zusammenleben im Kindergarten, München 2008 Seitz, Simone/ Korff, Natascha: Förderung von Kindern mit Behinderung unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen. Abschlussbericht zur wissenschaftlichen Begleitung. Münster: Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 2008 Seitz, Simone: Mittendrin verschieden sein. Studienbrief zum Modul: Integrative und inklusive Pädagogik. Studiengang Inklusive Frühkindliche Bildung (BIB), Hochschule Fulda Silert, Uwe/Jaeneke, Katrin/ Lamp, Fabian/ Seller, Ulrich: Kompetenztraining Pädagogik der Vielfalt, Juventa 2009 Sturzbecher, Dietmar/Großmann, Heidrun (Hrsg.): Soziale Partizipation im Vor- und Grundschulalter. Grundlagen. München, Basel, 2003,