A/B/C: MenschlichesLeistungsverm

Ähnliche Dokumente
MENSCHLICHES LEISTUNGSVERMÖGEN

The Human Factors Analysis and Classification System (HFACS)

Einführung in das Fach MENSCHLICHES LEISTUNGSVERMÖGEN nach LuftPersV / JKHP&L 0303

Flugpsychologie oder die Programme im menschlichen Körper

PSYCHOLOGIE DES SICHEREN FALLSCHIRMSPRUNGS. INSITA, , Schweinfurt Dr. Bettina Schleidt, Human-Factors-Consult.com

Human Factors im internationalen Projektmanagement

Die perfekte Welle!? Eine selbstkritische Nachlese zum Wellenflug vom am Harz. Vortrag Fluglehrerfortbildung Braunschweig

Part 1/2 Flight Safety

Pilotenbriefing Input Flight Safety Officer. Flight Safety Officer SG Bern

HUMAN FACTORS. CRM für den Segelflug anwendbar? Human Performance and Limitations beim Streckensegelflug

Inhaltsverzeichnis. I Human Factors und sicheres Handeln i. II Individuelle und teambezogene Faktoren 6i

Versagt Plan A, hat das Alphabet noch 25 weitere Buchstaben... Der Faktor Mensch im Notfall

FLYTOP Kurse zur Unfallprävention in der nichtkommerziellen Luftfahrt Prof. Dr. A. Ultsch, Universität Marburg

Faktor Mensch als Unfallursache Möglichkeiten und Grenzen verhaltensbasierter Sicherheitskonzepte

Was ist den Vorstandsmitgliedern in unseren Vereinen wichtig?

Zuverlässigkeit organisatorischer Schutzmassnahmen

A/B/C: MenschlichesLeistungsverm

Können wir etwas tun, um Unfällen vorzubeugen? Alfred Ultsch November 2008

Richtlinien für die Durchführung des Flugbetriebes beim Flugsportverein Kaiserslautern e.v. (Benutzungsordnung)

MARK HAILWOOD REFERAT 31 LUFTREINHALTUNG, UMWELTTECHNIK

Die angegebenen Zeiten sind s.t. Die persönlichen Titel befinden sich im Dozentenverzeichnis im gedruckten Programm.

Geleitwort Vorwort Abbildungsverzeichnis... 16

Cleared for Take Off IT Safety Seminar

AOPA Flight Safety Seminar. Analyse Flugunfälle I

HUMAN FACTORS IN LEADERSHIP

Notarzt am Matterhorn

Wenn Fehler passiert sind Umgang und Vermeidung. Erfahrungen aus der Luftfahrt Implementierung ins Gesundheitswesen

Human Factors / Human Errors HFACS / HFIX / Intervention Assessement: Vergleich Luftfahrt / Medizin Wiener Neustadt, 28. Juni 2008

TRM Team Resource Management

M7-DE.1 ALLGEMEINE EINFÜHRUNG IN DAS MODUL. M7-DE.1.2 Arbeitsbedingte Erkrankungen - Definitionen

Selbstgefälligkeit Was, ich soll mich sorgen?

Management von Unsicherheit und Komplexität in projektorientierten Organisationen von Anderen lernen

Seminare und Termine 2015 (Stand )

Erfolg von Verhaltensorientiertem Arbeitsschutz

Luftverkehrsordnung Inhaltsübersicht

Arbeitsschutz auf Baustellen

Unfälle Unfälle mit tödlich Verletzten Anzahl tödlich Verletzte Unfälle mit Schwerverletzten Anzahl schwer. Verletzte.

SAFETY MANAGEMENT SYSTEM

Sichere Instandhaltung ERFA KVS / Swissmechanic. Thomas Soldera / Victor Martinez 1

Damit aus Fehlern keine Abstürze werden

2, A (0) DW , +43(0) DW

Leadership & Team: Learning from the Cockpit

Geleitwort Vorwort... 1 Anforderungen an die Medizin der Zukunft... 1 / 24 2 Medizin ist wie Fliegen... fost... lb

Human-Factors-Anforderungen im Tätigkeitsfeld von 29a-Sachverständigen

Peter Bachmann / Jürgen Mies. Perfekt und sicher fliegen Flugpraxis für Fortgeschrittene

SEILRISSÜBUNG BEIM WINDENSTART Unfall: ASK 21 HB-1620 vom 27. September 2014 in Olten

Verhütung von Berufskrankheiten am Bewegungsapparat

Luftfahrzeugführer tödlich verletzt

Flight Safety Workshop 2018

Wie sicher ist Fliegen?

Kommunikation mit Kollegen und Patienten auch eine Form des Risiko - Managements?

Erklärung unseres Ansatzes in der Arbeit mit dementen Menschen Aus unserer Sicht ist die Würde eines Menschen dann erhalten, wenn er seine

Ausbildungsabschnitt B/C: Verhalten in besonderen FällenF

Baustellensicherheit ROSE - Sicherheitschulung

Analyse der Flugsicherheit im Luftsport

AusbildungsabschnittB: Verhalten in besonderen Fällen

Moderationsleitfaden. Damit nix schiefläuft

Ermittlung von Unfallursachen

Team Ressource Management

Der vorliegende Jahressicherheitsbericht enthält Statistiken zur Sicherheit der Luftfahrt in Europa und der restlichen Welt

Gesundheitsthemen der Zukunft (neue) Felder der Sozialen Arbeit

Arbeitsschutz auch bei der Kirche?

Ausgeglichen und gelassen durchs Leben Gewinnen Sie an Gelassenheit

Management der touristischen Servicekette

ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE & SOZIALISATION. Mädchenschachpatent 2015 in Nußloch Referentin: Melanie Ohme

Das Fortbildungskonzept Patientensicherheit des ÄZQ

Teilvorhaben Optimierung der Koordination Sicherheit und Gesundheit auf Offshore-Baustellen

PILOTENBRIEFING Andy Duppenthaler (HT) & Pesche Allegrini (CFI) 18. März 2017

Richtig Melden: Darauf kommt es an! Saskia Huckels-Baumgart Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut für Patientensicherheit

Der Sicherheitsbeauftragte. - Was sind Sicherheitsbeauftragte? - Aufgaben - Die Rechte - Die Pflichten - Die Verantwortung - gesetzliche Grundlagen

1. In jeder Klasse hängt ein Plakat mit den Pausenregeln.

Sachverhalt. Ereignisse und weiterer Flugverlauf. Angaben zu Personen. Angaben zum Luftfahrzeug

Information. Fachstelle

Fallanalyse: Vom Ereignis zum nützlichen Ergebnis 15. ZQ-Forum Patientensicherheit und Risikomanagement workshop II

Bundes-Aufsichtsamt für Flugsicherung

General Aviation UPDATE. Prakt. Arzt / Flugmedizin Leiter DAeC Arbeitsgruppe Human Factors DAeC HF AG. Human Factors. jk Zig 0308

Betrieb unter außergewöhnlichen Umständen

INHALT Pilot und Flugzeug Heft 12/1988

Arbeitssicherheit und Unfälle in der Windenenergie. Dipl.-Ing. Thoralf Lorenz

1000 MAL HOCH HINAUS... 1 MAL AUS-DIE-MAUS.

Pilotenbriefing 2007 Flugplatz Fricktal-Schupfart Für alle Segelfliegerinnen und Segelflieger. Andreas Duppenthaler Ronald Stauffer

SOL Sicherheit durch Organisationales Lernen

25 Jahre ISM-Code. Ist die Schifffahrt dadurch sicherer geworden? TAIEX Study Visit 61804, September 2018

Regelakzeptanz und Regelbefolgung bei der Geschwindigkeitswahl

Auf dem Weg zur Operationalisierung des Befähigungsansatzes

Unfälle älterer Radfahrerinnen und Radfahrer

Untersuchungsbericht

Leseprobe Subliminale Botschaften

Strömungsabriss am Hang Qualitative Überlegungen dazu. Copyright by DZA - - Dieter Zgraggen - SE c.PPT

Oder: Warum verhaltensbezogene Maßnahmen im Arbeitsschutz an Bedeutung gewinnen!

Grundlagen des Crisis Ressource Managements

Man out of the loop. Ao.Univ.Prof. Mag.Dr. Sigmar Stadlmeier, LL.M. Vorstand, Institut für Völkerrecht, Luftfahrtrecht und Int.

8 Unfall. Flugeigenschaften beeinträchtigt sind und - die Behebung dieses Schadens in aller Regel eine große Reparatur oder einen

Bewertungskatalog. zur ganzheitlichen Umsetzung von Verbesserungsinitiativen. SIXSIGMA Europe GmbH Theodor-Heuss-Ring Köln

Persönliche Voraussetzungen, sowie theoretischer und praktischer Ausbildungsablauf in Kürze

Sicherheitsorganisation und Fehlerkultur - Komplikationsmanagement anhand von Fallbeispielen

Transkript:

AusbildungsabschnittA/B/C: A/B/C: MenschlichesLeistungsverm Leistungsvermögengen Grundlagen Autor: Uwe Bodenheim Verein: SFG Wershofen e.v. Kontakt: fliegeruwe@gmx.de Stand: Januar 2013

Übersicht Einführung Einflüsse auf das Unfallgeschehen Sicherheitskultur Zusammenfassung 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 2

Einführung Unterrichtsfach Menschliches Leistungsvermögen engl.: Human Performance & Limitations (HP&L) Vermittelt das Wissen um Flugphysiologie Einflüsse auf den Körper beim Fliegen Sinneswahrnehmungen beim Fliegen Grenzen der Fähigkeiten eines Piloten Psyschologie in der Luftfahrt Menschliche Verhaltensmuster Risikoeinschätzung 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 3

Einführung Was sind Human Factors / Faktor Mensch? Pilotenfehler Ergonomie Flugmedizin Cockpitarbeit / Crew Ressource Management (CRM) Einflüsse der Organisation 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 4

Einführung Warum dieses Unterrichtsfach? Ca. 80% aller Flugunfälle beruhen auf Pilotenfehlern 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 5

Einführung Zu vielen dieser Fehler kommt es, weil die persönlichen Fähigkeiten überschätzt werden Beeinträchtigungen nicht wahrgenommen werden Fehleinschätzungen der Situation gemacht werden Verfahren nicht existierten oder nicht eingehalten werden Das Wissen um diese Sachverhalte kann unser Verhalten beeinflussen 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 6

Einführung tödl. Unfälle Unfälle m. Verletzten Unfälle/Beinaheunfälle Fehler/Auffälligkeiten Unfallpyramide Tödliche Unfälle sind nur die Spitze des Eisberges. Auf jeden tödlichen Unfall kommen mehrere Unfälle mit Verletzten. Auf jeden Unfall mit Verletzten kommen viele Unfälle und Beinaheunfälle Auf einen tödlichen Unfall kommen sechs Fehler bzw. Auffälligkeiten Diese Auffälligkeiten müssen kommuniziert werden! 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 7

07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 8

Einflüsse auf das Unfallgeschehen Einfluss Wirtschaftlicher Druck Gering qualifiz Piloten Organisator. Faktoren 1 Latente Bedingungen Starke Kosteneinsparungen Unrealistische Werbeversprechen Unsichere Aufsicht Latente Bedingungen Schlechter Trainingszustand Unglückliche Cockpit-Paarung 2 Vorbedingung für Fehlhandlung Aktive and latente Bedingungen Schlechte Cockpit-Koordination Verlust der Handlungskompetenz Fehlgeschlagene oder fehlende Sicherheitsmaßnahme Käsescheiben = Sicherheitsmechanismen 3 Fehlhandlung Aktive Bedingungen Instrumente nicht abgelesen Unterschreiten der VFR-Minima Unfall und Verletzung Absturz auf Bergflanke 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 9 4

Einflüsse auf das Unfallgeschehen Flugbetriebsorganisation Resourcen Betriebsklima Betriebsstrukturen Beitragende Faktoren Pilotenbedingungen Mental Physiologie Körperfehler Fehlverhalten Kommunikation Tagesform Umwelt Fliegerische Aufsicht Fluglehrer Flugauftrag Ignoranz für Fehler Vorgesetzte Fehlhandlungen Pilotenfehler Fehlentscheidungen Können Wahrnehmungen Übertretungen Leichte Schwere 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 10

Einflüsse auf das Unfallgeschehen Beispiel: Aussenlandeunfall Sachschaden ohne wesentliche Verletzungen Hypothetische Betrachtung mit typischen Unfallursachen 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 11

Einflüsse auf das Unfallgeschehen Faktoren Außenlandung, Zerstörung des LFZ: Menschlich. Faktor: 1. Pilot Z. entscheidet sich zu spät außen zu landen 2. Fliegt zu schnell an 3. Übersehen eines Zaunes 4. Keine Platzrundeneinteilung 5. Trägt vorgeschriebene Brille nicht 6. Selbstüberschätzung 7. Hyperventiliert bei Außenlandung 8. Fehlsichtigkeit 3,5 Dioptrien 9. Fluglehrer X. wies Z. an schon vorher zu landen 10. Nachts vorher bis 4 Uhr morgens gefeiert 11. Fluglehrer kein Checkflug 12. Überlandflug bei marginalem Wetter 13. Im Verein wird nie Wetter eingeholt 14. Vorstand organisierte nie eine FluSi Weiterbildung 15. Wegen Geldmangel keine neue Haube gekauft 16. Klima gestört: X. und Y. haben Streit 17. Beauftragter des RP kommt selten zur Dienstaufsicht Fehlhandlungen Fehlentscheidung Fliegerisches Können Wahrnehmung Regelverstoß schwerer Verstoß Beitragende Faktoren Gefährliche Einstellung Physiologie Körperfehler Kommunikation Fehlende Fitness Fliegerische Aufsicht Fluglehrer Flugauftrag Ignoranz von Vorschriften Vorstand Flugbetriebsorganisation Ressourcen Betriebsklima Organisationsstruktur 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 12

Einflüsse auf das Unfallgeschehen Flugbetriebsorganisation 17.Finanzen/Ressourcen 18.Betriebsklima 19.Betriebsstrukturen Fliegerische Aufsicht 13.Fluglehrer 14.Flugauftrag 15.Ignoranz v. Fehlern 16.Vorgesetzte Beitragende Vorbedingungen Umweltbedingungen Pilotenbedingungen Pilotenverhalten 6.Technische 7.Körperliche 8.Mentale Haltung 9.Physiologie 10.Körperfehler 11.Kommunikation 12.Tagesform Pilotenfehler Fehlhandlungen Aktive Regelverstösse 1.Fehlentscheidung 2.Können 3.Wahrnehmungen 4.RoutineÜbertretung 5.Schwere Übertretung 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 13

Sicherheitskultur Prinzip 1: Luftfahrt ist ein komplexes System Prinzip 2: Menschliche Fehler sind in einem solchen System unvermeidbar Prinzip 3: Einen Piloten für sein fliegerisches Fehlverhalten anklagen ist so, wie wenn man ein Flugzeug für dessen mechanisches Versagen verantwortlich macht. 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 14

Sicherheitskultur Prinzip 4: Ein Unfall, - wie klein er auch immer sein mag -, ist immer auch ein Fehler des Systems! Prinzip 5: Flugunfall-Untersuchung und Flugunfall-Prävention müssen Hand in Hand gehen. Schlussfolgerung: Nach einem Flugunfall nicht nur auf den Einzelnen schauen, sondern immer auch auf das Operative Umfeld! 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 15

Sicherheitskultur Umgang mit Fehlern Jeder von uns macht Fehler beim Fliegen und am Boden, da wir alle Menschen sind und keine Roboter. Ein Unfall wird meist durch eine ganze Kette von Fehlern verursacht. Um ihn zu verhindern, sollten wir bereits einzeln auftretende Fehler bewusst wahrnehmen, offen analysieren und Vermeidungsstrategien für sie entwickeln. Damit nicht jeder Pilot jeden Fehler einmal selbst machen muss, ist es wichtig, über gemachte Fehler offen sprechen zu können, ohne Strafe erwarten zu müssen. So wird jeder gemachte Fehler zur Chance, die Sicherheit des Flugbetriebs für alle in Zukunft zu erhöhen. 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 16

Zusammenfassung Menschliches Leistungsvermögen wird bestimmt durch die Physiologie und die Psyschologie Unfälle entstehen i.d.r. durch Fehlerketten, nicht durch einzelne Fehler Unfall ist immer auch ein Fehler des Systems/der Organisation Sicherheitskultur sollte im Verein etabliert sein Fehler nicht bestrafen, sondern analysieren! 07.02.2013 Uwe Bodenheim, SFG Wershofen 17