Konzept zum polizeilichen Umgang mit psychisch auffälligen Jugendlichen
Zur Person Karl-Heinz Nebert Polizeihauptkommissar 55 Jahre PE Beauftragter des Polizeipräsidium Mittelfranken/Nürnberg
PE: polizeiliches Einsatztraining Einsatztrainings sind Übungen zum Verhalten der Polizeibeamten im täglichen Dienst. Diese beinhalten: theoretische Unterrichte Rollenszenarien/praktisches Training Selbstverteidigung Schießen
Quellenangaben Psychologie der Eigensicherung Dr. Uwe Füllgrabe Erscheinungsbild und verbale Kommunikation von Polizeibeamten Prof. Dr. Hermanutz, FH Villingen-Schwenningen Verhaltensempfehlungen für Polizeibeamte Diplom Psychologe Thomas Becker Umgang mit aggressiven Personen die sich in einer Psychischen Ausnahmesituation befinden Zentraler Psychologischer Dienst der Bayerischen Polizei
Konzept zum Umgang mit psychisch auffälligen Jugendlichen
Statistik In über 62,5 % der Fälle ging einem Angriff ein anderer Konflikt voraus In 60 % der Fälle ging einem Angriff eine drohende Geste des Täters voraus In über 50 % der Fälle bestand eine zu geringe oder verringerte Distanz zwischen dem Täter und den eingesetzten Beamten In über 30 % der Fälle gingen dem Angriff Beschimpfungen voraus Nur in etwa 30 % der Fälle bestand eine offensichtliche Verwirrtheit bei dem Täter
Was kann die Polizeibeamten erwarten? Stimmungsschwankungen erschwerte Kommunikation plötzliche Aggressivität verringerte Schmerzempfindlichkeit erhöhte Kraftentwicklung
Warnsignale Überaktivität und übertriebene Motorik Stimmungsschwankungen und rasch wechselndes Verhalten Irrsinnige Ideen werden zum Ausdruck gebracht Unnormaler Bewegungsstillstand ( Ruhe vor dem Sturm ) Verbale Androhung Gestörte Kommunikation oder Desorientierung
Faktoren die verschärfend wirken Familiäre Krisensituation Angsteinflößende Faktoren (räumliche Enge, Verhalten der Polizeibeamten, Angst vor dem Eingesperrt werden, ) Alkoholkonsum/ Drogenkonsum Medikamente nicht genommen
Verhaltensempfehlungen Wenn möglich frühzeitig Informationen einholen, z.b. Eltern, Mitteiler... gemeinsames Agieren min. im 2er-Team: 1 Sprecher, 1 Sicherer Distanz zum Gegenüber einhalten, um sich ein Zeitfenster zum Reagieren offen zu halten Lageangepasste Kommunikation genaues, bewusstes Beobachten und ständige Risikoeinschätzung (Angriffssignale, Stimmung, Verhalten, Drogen und Medikamente, Aggression) Eigenen Handlungszwang prüfen, Notwendigkeit und Sinn vom eigenen Einschreiten abwägen
Kommunikation ruhiges und gelassenes Auftreten Jugendlichen nicht automatisch mit Du ansprechen Transparenz : Anlass der Ansprache, Konfrontation mit polizeibekannten Informationen, Maßnahmen ankündigen... dem Jugendlichen Fragen stellen, Draht zu ihm finden Wenn nötig Grenzen aufzeigen Psychologisches Geschick Keinen Druck beim Gegenüber aufbauen Druck aus dem Gespräch heraus nehmen
Tit for Tat Strategie Tit for Tat besteht aus zwei einfachen Regeln: 1. Sei grundsätzlich freundlich und kooperativ 2. Sobald der andere unkooperativ, aggressiv usw. handelt, setze dich sofort zur Wehr. Sobald er wieder kooperativ handelt, sei auch wieder kooperativ. siehe Dr. Füllgrabe, Psychologie der Eigensicherung
Erscheinungsbild Studie von Prof. Dr. Hermanutz, FH Villingen-Schwenningen Befragung von 900 jungen Menschen aus verschiedenen Schulen, von der Jugendstrafanstalt, Berufsschulen bis zum Gymnasium. Fazit: Es gibt einen wissenschaftlichen, signifikanten Beweis dafür, dass die Trageart der Uniform auf die Aggressionsbereitschaft von jungen Menschen wirkt. Schlampig getragene Uniformen werden von jungen Menschen abgelehnt, von Gymnasiasten mehr, als von Berufsschülern.
Erscheinungsbild Niedrigste Gewaltbereitschaft bei korrekter Uniform, korrekter Ansprache Höchste Gewaltbereitschaft bei schlampiger Uniform, überheblicher Ansprache Höchste Gewaltbereitschaft bei Schülern der JVA Uniform wird klar mit Autorität assoziiert Polo-Shirt vermittelt weniger Autorität Optimales Einschreiten nach Tit-for-Tat Strategie Klare Ansagen der Polizei reduzieren die Gewaltbereitschaft Anbiedern durch jugendtypisches Verhalten provoziert junge Menschen Basecap wird von Jugendlichen als wenig Autoritätsfördernd assoziiert Das Thema Respektvolle Behandlung durch die Polizei bzw. respekteinflößendes Verhalten der Polizeibeamten ist bei Jugendlichen ein großes Thema
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